[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zur Überprüfung von Treibsätzen
für einen Gasgenerator zur Verringerung des Bodensoges an Artilleriegeschoßen (base-bleed-Treibsätzen).
[0002] Treibsätze für Einrichtungen zur Verringerung des Bodensoges an Artilleriegeschoßen
werden in Gasgeneratoren eingesetzt und setzen durch Verbrennung eines Treibmittels
Gase frei, welche an der Heckseite des Geschoßes ausgestoßen werden. Die austretenden
Gase füllen das beim Flug hinter dem Geschoß entstehende Vakuum, so daß das aerodynamische
Vakuum beseitigt wird, welches die Bewegung des Geschoßes bremsen würde. Einrichtungen
der genannten Art werden auch "Base-Bleed"-Gasgeneratoren genannt und sind beispielsweise
der DE-PS 28 04 270 zu entnehmen.
[0003] Treibsätze für die genannten Gasgeneratoren sind üblicherweise zylinderförmig und
weisen einen axialen Verbrennungskanal auf. Durch eine derartige Formgebung soll
sichergestellt werden, daß während der gesamten Brenndauer des Treibsatzes eine im
wesentlichen konstant bleibende Gasmenge ausgestoßen wird. Die Treibsätze sind in
einem Gehäuse bzw. einer Isolationshülle aufgenommen, um die Verbrennung von innen
nach außen zu gewährleisten und eine Zerstörung des Generators bei zu starker Verbrennung
des Treibmittels zu verhindern. Beim Ausbringen des Geschoßes sind derartige Treibsätze
sehr hohen Belastungen unterworfen, welche zu einer unerwünschten Deformation der
Treibsätze führen können, wodurch ein konstanter Abbrand nach dem Zünden nicht mehr
gewährleistet wird. Die physikalischen Werte des Treibsatzes können durch Festigkeit,
Härte und Elastizität ausgedrückt werden. Der Treibsatz muß bei hinreichender Festigkeit
und ausreichender Härte eine Elastizität gewährleisten, um den Druckbeanspruchungen
beim Abschuß standhalten zu können. Zu weich ausgelegte Treibsätze verformen sich
im Gehäuse des Gasgenerators zu stark und werden im Extremfall durch die Brenndüse
herausgedrückt. Eine derartige Verstopfung der Brenndüse sowie ein Verlust des Treibsatzes
führt zu unkontrollierten Einflüssen in der Schußleistung, wobei auf Grund des Treibsatzverlustes
in erster Linie Kurzschüsse zu verzeichnen sind.
[0004] Ein zu niedriger Elastizitätsmodul bringt durch Überschreitung der Elastizitätsgrenzen
eine Desintegration der Oberfläche des Treibsatzes mit sich, wodurch Einrisse und
eine Zerstörung der Oberfläche eintreten, welche einen ungleichmäßigen Abbrand ergeben.
Auch derartige Erscheinungen führen zu Abweichungen der außenballistischen Eigenschaften.
[0005] Insbesondere bei tiefen Temperaturen kann es zu einer Versprödung des Treibsatzmaterials
kommen. Ein bei einer derartigen Versprödung teilweiser Verlust an Treibsatz durch
Bruch oder durch Bildung einer rissigen Oberfläche erlaubt es gleichfalls nicht, die
effektive Oberfläche reproduzierbar einzuhalten, wodurch wiederum Abweichungen von
der geforderten Außenballistik beobachtet werden.
[0006] Die Erfindung zielt nun darauf ab, eine Vorrichtung der eingangs genannten Art zu
schaffen, mit welcher es in einfacher Weise möglich ist, die wesentlichen, für die
Aufrechterhaltung einer konstanten Außenballistik notwendigen Kriterien derartiger
Treibsätze einer Überprüfung zu unterwerfen. Die erfindungsgemäße Vorrichtung ist
hiebei im wesentlichen gekennzeichnet durch ein topfförmiges Gehäuse mit einem lichten
Querschnitt, welcher dem lichten Querschnitt eines Treibsatztopfes des Gasgenerators
im Artilleriegeschoß entspricht, an dessen Boden eine dem Gasauslaß des Treibsatztopfes
entsprechende Öffnung vorgesehen ist, einen Stützring zum Aufsetzen des topfförmigen
Gehäuses, welcher Stützring wenigstens eine seitliche Durchbrechung als Sichtöffnung
aufweist, und einen Stempel zum Aufbringen einer Preßkraft an der dem Boden des topfförmigen
Gehäuses gegenüberliegenden Stirnfläche des topfförmigen Gehäuses. Mit dem Stempel
einer derartigen Vorrichtung können unterschiedliche Preßkräfte aufgebracht werden
und dadurch Bedingungen beim Abschuß simuliert werden. Der Preßstempel kann hiebei
mit dem im Waffenrohr beim Schuß auftretenden Druck beaufschlagt werden und mit Vorteil
stufenlos bis zu einem Maximum einstellbar sein, bis die Fließgrenze des Treibsatzes
erreicht wird. Nach dem Eintreten der Fließgrenze verformt sich der Treibsatz teigartig
in Richtung der Gasaustrittsöffnung des Gasgenerators bzw. der Bodenöffnung des topfförmigen
Gehäuses. Gegenüber der Beanspruchung im Waffenrohr unterscheidet sich eine derartige
Beanspruchung bei der Überprüfung lediglich dahingehend, daß der tatsächliche Druck,
welcher simuliert wird, im Waffenrohr in Bruchteilen von Sekunden aufgebracht wird,
wohingegen die Druckbeanspruchung im Gerät quasi statisch erfolgt. Auf diesen Umstand
muß daher bei einer Beurteilung der Proben Rücksicht genommen werden.
[0007] Eine weitere Anpassung an die Bedingungen beim Abschuß kann dadurch erreicht werden,
daß der Stempel einen axialen Vorsprung aufweist, dessen Außenkontur der Innenkontur
des einen axialen Hohlraum aufweisenden Treibsatzes oder der Form eines Anzünders
im wesentlichen entspricht. Ein derartiger axialer Vorsprung, welcher als auswechselbarer
Bauteil am Stempel festgelegt werden kann, soll hiebei den Anzünder simulieren und
kann an die jeweiligen Dimensionen des Treibsatzes sowie des Anzünders angepaßt werden.
Als topfförmiges Gehäuse kann mit Vorteil unmittelbar der Treibsatztopf des Artilleriegeschoßes
eingesetzt werden, wie er an der Bodenseite des Artilleriegeschoßes festgelegt wird.
[0008] Eine einfache Beobachtbarkeit der Veränderungen des Treibsatzes unter wechselnder
Belastung kann durch einen Spiegel erfolgen, wobei die Ausbildung mit Vorteil so getroffen
ist, daß im Stützring wenigstens ein Spiegel angeordnet ist, dessen Normale in einer
die Achse der Bodenöffnung und eine die Sichtöffnung durchsetzende Gerade enthaltende
Ebene liegt.
[0009] Die Vorrichtung zur Überprüfung von Treibsätzen kann zusätzlich Heiz- und Kühleinrichtungen
im Bereich des topfförmigen Gehäuses aufweisen, um auch den Einfluß unterschiedlicher
Temperaturen auf die Festigkeitseigenschaften, insbesondere die Härte und Elastizität
des Treibsatzes studieren zu können.
[0010] Die Erfindung wird nachfolgend an Hand eines in der Zeichnung schematisch dargestellten
Ausführungsbeispieles näher erläutert. In dieser zeigen Fig.1 einen Schnitt durch
das topfförmige Gehäuse der erfindungsgemäßen Vorrichtung mit einem Treibsatz unmittelbar
vor der Deformation; Fig.2 einen Schnitt durch die gesamte erfindungsgemäße Vorrichtung
während der Deformation eines Treibsatzes, und Fig.3 eine perspektivische Ansicht
des Stützringes mit einem Spiegel.
[0011] In Fig.1 ist mit 1 ein Preßstempel bezeichnet, mit welchem der zu erprobende Treibsatz
2 in Richtung des Pfeiles F durch Aufbringen eines entsprechenden Druckes beaufschlagt
werden kann. Der Stempel 1 weist dabei einen axialen Vorsprung 3 auf, welcher die
Form des Anzünders des base-bleed-Treibsatzes simuliert und dessen Außenkontur im
wesentlichen der Innenkontur des axialen Hohlraumes 8 des Treibsatzes 2 entspricht.
Die Form des axialen Vorsprunges 3 kann dabei variabel sein, wobei in einfacher Weise
der Fortsatz 3 austauschbar im Stempel 1 festgelegt sein kann.
[0012] Der zu überprüfende Treibsatz wird in einem topfförmigen Gehäuse 4 gehalten, wobei
der lichte Querschnitt des topfförmigen Gehäuses 4 im wesentlichen dem lichten Querschnitt
des Treibsatztopfes des Gasgenerators im Artilleriegeschoß entspricht. In einfacher
Weise kann das topfförmige Gehäuse 4 vom Treibsatztopf des Artilleriegeschoßes selbst
gebildet sein. Das topfförmige Gehäuse weist dabei an seinem Boden eine dem Gasauslaß
des Treibsatztopfes des Artilleriegeschoßes entsprechende Öffnung 9 auf. Das topfförmige
Gehäuse 4 ist auf einem in Fig.1 schematisch angedeuteten Stützring 5 gelagert.
[0013] In Fig.2 ist der Treibsatz 2 während seiner Deformation durch Beaufschlagung mit
dem Stempel 1 dargestellt, wobei der deformierte Teil des Treibsatzes während der
Erprobung mit 6 bezeichnet ist. Zur Beobachtung des Deformationsvorganges des Treibsatzes
2 ist im Inneren des Stützringes 5 ein Spiegel 7 angeordnet, wobei die Beobachtung
durch eine Sichtöffnung im Stützring 5 erfolgen kann, wie dies aus Fig.3 deutlich
ersichtlich ist. Dabei liegt die Normale auf die Oberfläche des Spiegels 7 in einer
Ebene, welche von der Achse 10 des Stützringes und des nicht dargestellten topfförmigen
Gehäuses mit seiner Bodenöffnung 9 und einer die Sichtöffnung 11 durchsetzenden Gerade
12 aufgespannt wird.
[0014] Zur Überprüfung des Treibsatzes 2 wird der Stempel 1 mit dem im Waffenrohr beim Schuß
auftretenden Druck beaufschlagt, wobei der Anpreßdruck des Stempels stufenlos bis
zu einem Maximum einstellbar ist, welches durch die Fließgrenze des Treibsatzes gegeben
ist. Das Auftreten dieser Fließgrenze ist dabei in Fig.2 dargestellt, wobei sich der
Treibsatz teigartig in Richtung der Austrittsöffnung 9 verformt. Für die Überprüfung
des Treibsatzes unter unterschiedlichen Temperaturbedingungen, können in dem topfförmigen
Gehäuse 4 Beheizungs- bzw. Abkühleinrichtungen vorgesehen sein, wobei in diesem Fall
spezielle topfförmige Gehäuse 4 Verwendung finden, welche nicht vom Treibsatztopf
des Artilleriegeschoßes gebildet sind.
1. Vorrichtung zur Überprüfung von Treibsätzen (2) für einen Gasgenerator zur Verringerung
des Bodensoges an Artilleriegeschoßen (base-bleed-Treibsätzen), gekennzeichnet durch
ein topfförmiges Gehäuse (4) mit einem lichten Querschnitt, welcher dem lichten Querschnitt
eines Treibsatztopfes des Gasgenerators im Artilleriegeschoß entspricht, an dessen
Boden eine dem Gasauslaß des Treibsatztopfes entsprechende Öffnung (9) vorgesehen
ist, einen Stützring (5) zum Aufsetzen des topfförmigen Gehäuses (4), welcher Stützring
(5) wenigstens eine seitliche Durchbrechung (11) als Sichtöffnung aufweist, und einen
Stempel (1) zum Aufbringen einer Preßkraft an der dem Boden des topfförmigen Gehäuses
(4) gegenüberliegenden Stirnfläche des topfförmigen Gehäuses.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im Stützring (5) wenigstens
ein Spiegel (7) angeordnet ist, dessen Normale in einer die Achse der Bodenöffnung
und eine die Sichtöffnung (11) durchsetzende Gerade (12) enthaltende Ebene liegt.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Stempel (1)
einen axialen Vorsprung (3) aufweist, dessen Außenkontur der Innenkontur des einen
axialen Hohlraum (8) aufweisenden Treibsatzes (2) oder der Form eines Anzünders im
wesentlichen entspricht.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß als topfförmiges
Gehäuse (4) der Treibsatztopf des Artilleriegeschoßes eingesetzt ist.