[0001] Die Erfindung betrifft ein System zur Ueberwachung einer Vielzahl von Arbeitsstellen
von Textilmaschinen, mit den Arbeitsstellen zugeordneten Messorganen und mit Mitteln
zur Auswertung der von den Messorganen gelieferten Signale, wobei bei der Auswertung
charakteristische Parameter für die einzelnen Arbeitsstellen gewonnen und auf signifikante
Abweichungen von entsprechenden Sollwerten analysiert werden.
[0002] Derartige Systeme werden beispielsweise in Spulereien zur Ueberwachung von Spulautomaten
verwendet, welche eine Vielzahl von Einzelspindeln aufweisen und mit sogenannten Garnreinigungsanlagen
ausgerüstet sind. Die Analyse der bei der Auswertung der Signale der Messorgane gewonnenen
Parameter erfolgt mehr oder weniger isoliert für jede einzelne Spulstelle, so dass
auftretende Störsituationen zwar erkannt und damit behoben werden können, aber keine
automatischen Quervergleiche zwischen den einzelnen Störsituationen möglich sind.
Dies bedeutet, dass es relativ schwierig ist, die einzelnen Störsituationen zu gewichten
und in eine gegenseitige Beziehung zu bringen. Ohne eine derartige Vernetzung besteht
aber das Ueberwachungssystem nur aus einer Vielzahl isolierter Ueberwachungen für
einzelne Spulstellen.
[0003] Die durch die Analyse der genannten Parameter aufgearbeiteten Daten stehen zwar auf
einem Bildschirm und/oder Drucker als Listen beziehungsweise Grafiken zur Verfügung,
ihre Interpretation liegt aber im Ermessen und im Können der jeweiligen Bedienungsperson,
so dass nicht sichergestellt ist, dass aus den gewonnenen Daten auch die richtigen
Schlussfolgerungen gezogen werden.
[0004] Durch die Erfindung soll nun die Möglichkeit geschaffen werden, dass gewisse Schlussfolgerungen
vom System selbst vorgenommen werden können, indem dieses bestimmte Regeln anwendet.
Dadurch soll gewährleistet werden, dass einerseits aus gleichen Daten auch immer
die gleichen Schlussfolgerungen gezogen, und dass anderseits auch komplexe Störsituationen
eindeutig und sicher identifiziert werden. Die Arbeitsweise des Ueberwachungssystems
soll also mit anderen Worten automatisert und objektiviert werden.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss dadurch gelöst, dass:
a) die Sollwerte durch das Verhalten eines statistisch vergleichbaren Kollektivs
gebildet werden;
b) zu Beginn eines jeden Ueberwachungsvorgangs für die einzel nen Sollwerte generalisierte
Startgrössen verwendet werden; und
c) die generalisierten Startgrössen während des Ablaufs der Ueberwachung in Absolutwerte
umgewandelt werden.
[0006] Gemäss einer bevorzugten Weiterbildung des erfindungsgemässen Systems werden die
Sollwerte durch Verarbeitung der Daten aller Arbeitsstellen in Form von Mittelwerten
der Einzelereignisse und des Kollektivs ständig aktualisiert und bilden die Kerndaten
für einen automatischen Schlussfolgerungsprozess, wobei diese Sollwerte durch aus
der Erfahrung bekannte und in das System eingebbare Sicherheitsabstände ergänzt werden,
welche Warn-, Alarm- oder Abstellgrenzen für die an den einzelnen Arbeitsstellen
beobachteten Ereignisse festlegen.
[0007] Somit werden beim erfindungsgemässen System gewisse Schlussfolgerungen durch dieses
selbst vorgenommen, indem es einen Satz von Regeln anwendet. Die ständige Aktualisierung
der Mittelwerte der Einzelereignisse und des Kollektivs und der fortwährende Vergleich
derselben untereinander machen das System zu einem wissensbasierten Expertensystem
mit Produktionsregeln. Im Verlauf des Schlussfolgerungsprozesses wird eine dynamische
Wissensbank aufgebaut, deren Inhalt beispielsweise durch verbesserte Mittelwerte des
Kollektivs nach längerem Betrieb oder durch Schlussfolgerungen aus Regeln gebildet
wird.
[0008] Das erfindungsgemässe Ueberwachungssystem analysiert also die von den Messorganen
gelieferten Signale zwecks Erkennung signifikanter Abweichungen von entsprechenden
Sollwerten, wobei als Kriterium für allfällige Alarmzustände einerseits vom Benützer
stammende Eingabedaten und anderseits vom System selbst gebildete Erfahrungsdaten
dienen.
[0009] Eine weitere bevorzugte Weiterbildung des erfindungsgemässen Systems ist dadurch
gekennzeichnet, dass die Umwandlung der generalisierten Startgrössen in Absolutwerte
aufgrund eines adaptiven Lernmechanismus erfolgt.
[0010] Nachstehend wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels und der Zeichnungen
näher erläutert; es zeigt:
Fig. 1 eine schematische Darstellung der einzelnen Funktionsstufen eines erfindungsgemässen
Ueberwachungssystems ACS,
Fig. 2 ein Schema der Aufteilung des Systemspeichers des Rechners des Systems von
Fig. 1,
Fig. 3 ein Beispiel für die Datenbestände des ACS, und
Fig. 4,5 Flussdiagramme zur Funktionserläuterung.
[0011] Das Schema von Fig. 1 zeigt den Aufbau eines erfindungsgemässen Ueberwachungssystems
für eine Vielzahl von Arbeitsstellen von Textilmaschinen, beispielsweise Spulmaschinen.
Jede Spulmaschine besitzt eine Anzahl x von Spulstellen, von denen jede mit einem
Messkopf MK zur Messung des Querschnitts eines laufenden Garns G ausgerüstet ist.
Jeder Messkopf MK ist Teil eines elektronischen Garnreinigers und dient zur Erfassung
von bestimmten Garnfehlern, insbesondere kurzen Dickstellen (sogenannter S-Kanal),
langen Dickstellen (sogenannter L-Kanal) und Dünnstellen (sogenannter T-Kanal). Die
Bezeichnungen S-, L- und T-Kanal sind von den Garnreinigungssystemen der Marke USTER
der Zellweger Uster AG bekannt.
[0012] Die Signale aller Messköpfe MKll bis MKlx, MKnl bis MKnx einer Spulmaschine sind
je einer Maschinenstation MSl bzw. MSn zugeführt, wie sie beispielsweise von Datensystemen
der Marke USTER CONEDATA 200 (nachfolgend CODA 200 genannt) bekannt sind. Die Maschinenstationen
MS liefern dem Benützer Informationen über das Laufverhalten der Spulmaschinen und
die Garnqualität, und zwar für jede einzelne Maschinenposition. Da die Maschinenstationen
ausserdem mit eigener Eingabetastatur und LCD-Anzeige ausgerüstet sind, können Daten
der angeschlossenen Spulmaschine direkt eingegeben, ausgewählt und angezeigt werden.
[0013] Die Daten aller Maschinenstationen MS gelangen über einen sogenannten TEXBUS zu
einem TEXBUS-Adapter TA und von diesem zu einem Personal Computer PC, dessen Hardwareaufbau
im wesentlichen demjenigen des in der EP-A-001 640 (Fig. 2 und 3) beschriebenen
Speicherprogramm-Rechners entspricht, und welcher insbesondere einen Systemspeicher
aufweist, dessen Aufteilung in Fig. 2 schematisch dargestellt ist.
[0014] Man erkennt in Fig. 2 von oben nach unten die folgende Software-Konfiguration innerhalb
des Personal Computers PC: Speicherraum für das Betriebssystem BS, Speicherraum für
das Datensystem CODA 200, Speicherraum für den sogenannten ACS-Manager, dann ein
gemeinsamer Speicherraum für drei Programme ACS-Kern, ACS-Main und ACS-Init, und
schliesslich nochmals Speicherraum für das Betriebssystem BS. Zu dem gemeinsamen
Speicherraum für die erwähnten drei Programme sei noch erwähnt, dass diese drei Programme
nie gleichzeitig aktiv sind, so dass alle den gleichen Speicherraum verwenden können,
wodurch Speicherplatz gespart wird.
[0015] Das erfindungsgemässe Ueberwachungssystem besteht im wesentlichen aus den in Fig.
1 dargestellten Hardware-Komponenten und aus den aus Fig. 2 ersichtlichen Programmen,
deren Zusammenwirken neue Möglichkeiten zur Erfassung von Störsituationen in Spulereien
oder allgemein, in Textilbetrieben, eröffnet.
[0016] Es ist heute für den Betrieb einer Spulerei sehr wichtig, über objektive Informationen
über das Laufverhalten der Spulmaschinen und die Garnqualität verfügen zu können,
weil nur anhand dieser Informationen die notwendigen Kompromisse bei der Wahl zweckmässiger
Einstellungen an Spulmaschinen und Garnreini gungsanlagen gefunden werden können.
Diese Kompromisse sind aber erforderlich, um die einander teilweise widersprechenden
Forderungen, wie Herstellung von Kreuzspulen mit guten Ablaufeigenschaften und hoher
Fehlerfreiheit bei möglichst geringer Knotenzahl, Erreichen eines hohen Produktionsnutzeffekts,
also einer hohen Leistung, und zuverlässiger Erfassung aller störenden Garnfehler,
optimal erfüllen zu können.
[0017] Es müssen also Daten vorliegen, mit deren Hilfe optimale Betriebsbedingungen gefunden
werden können, um die Voraussetzungen für eine hohe Wirtschaftlichkeit im Spulprozess
zu schaffen. Eine wesentliche Voraussetzung für das Auffinden optimaler Betriebsbedingungen
ist die exakte Erfassung und Identifikation von Störsituationen.
[0018] Wenn man vom Datensystem CODA ausgeht, so standen bisher die von diesem System aufgearbeiteten
Daten auf einem Bildschirm und/oder Drucker als Listen beziehungsweise Grafiken zur
Verfügung und mussten vom zuständigen Benützer interpretiert werden. Mit dem vorgeschlagenen
neuen System werden nunmehr gewisse Schlussfolgerungen vom System selbst vorgenommen,
indem dieses gewisse Verfahrensschritte ausführt. Es werden die an den einzelnen Spindeln
auftretenden Ereignisse fortlaufend statistisch ausgewertet und es stehen durch die
Verarbeitung der Datenmenge aller Spindeln tätig aktualisierte Mittelwerte sowohl
der Einzelspindeln als auch des Kollektivs als Ver gleichsgrössen zur Verfügung,
welche die Kerndaten eines automatischen Schlussfolgerungsprozesses bilden. Aus der
Erfahrung bekannte Sicherheitsabstände, wie beispielsweise x-mal die Standardabweichung
als Statistikmass und/oder ein y%-iger Abstand als Toleranzmass werden vom Benützer
eingegeben und definieren Warn-, Alarm- oder Stoppgrenzen bezüglich der an den einzelnen
Spindeln beobachteten Ereignisse.
[0019] Die Mittelwerte der Einzelereignisse und des Kollektivs werden vom System dauernd
aktualisiert und fortlaufend untereinander verglichen. Somit verfügt das System über
eine Wissensbank und ein automatisches Schlussfolgerungs-Verfahren. Im Verlauf des
Schlussfolgerungsprozesses wird eine dynamische Wissensbank aufgebaut, deren Inhalt
beispielsweise durch verbesserte Mittelwerte des Kollektivs nach langem Betrieb und/oder
durch Schlussfolgerungen aus Regeln gebildet sein kann.
[0020] Die in Fig. 2 verwendete Abkürzung ACS steht für Alarm Conditions Scanner; diese
Bezeichnung wird später noch erklärt. Zuerst soll nun die Implementation des ACS,
das heisst, das Zusammenspiel der vier Programme ACS-Manager, ACS-Kern, ACS-Init
und ACS-Main erläutert werden:
[0021] Der ACS-Manager bildet die Basis für sämtliche Programme im Zusammenhang mit dem
ACS und sämtliche Programme, welche mit dem ACS arbeiten, kommunizieren nur über ihn.
Der ACS-Manager besorgt die folgenden acht Hauptaufgaben: ACS-Dämon, Verwaltung der
internen Konstanten, Spulerei-Konfiguration inklusive Schicht- und Partiewechsel und
Verwaltung diverser Tabellen (Fig. 3).
[0022] Der ACS-Dämon ist eine Unterfunktion des ACS-Managers. Er wird periodisch von CODA
200 aktiviert und stellt fest, ob seit dem letzten Aufruf des ACS-Kerns schon Delta
t vergangen ist. Wenn ja, wird der ACS-Kern erneut aufgerufen. Die ACS-Kern-Hauptroutine
ist im Flussdiagramm von Fig. 4 dargestellt. Das in diesem Flussdiagramm angegebene
Unterprogramm "Schichtwechsel" bewirkt, dass sämtliche xalt und yalt in den aktuellen
Tabellen auf Null zurückgesetzt werden. Das ebenfalls in Fig. 4 angegebene Unterprogramm
"Zyklus" ist im Flussdiagramm von Fig. 5 dargestellt. Dieser Zyklus wird für alle
Spulstellen und Kanäle einmal ausgeführt. Mit Alg(k) ist in Fig. 5 jeweils der Algorithmus
des gültigen bzw. aktuellen Kanals, also eines der Unterprogramme "AN Zyklus", "RA
Zyklus", "TP Zyklus" und Erfahrungszyklus" (Code-Tabellen 4 bis 7) bezeichnet. In
den Flussdiagrammen und in den Code-Tabellen sind mit den Tabellenwerten immer diejenigen
Werte gemeint, die für die jeweilige Spulstelle und den jeweiligen Kanal gelten; im
Flussdiagramm von Fig. 5 unterstrichene Tabellenwerte sind Werte einer aktuellen Tabelle.
[0023] Der ACS-Kern beinhaltet nur die Algorithmen und die Alarmbearbeitung. Er hat keine
statistischen Daten und bezieht sämtliches Daten-Material vom Manager. ACS-Init lädt
die in Files abgespeicherten Tabellen in den ACS-Manager und dient zum Aufstarten
des Systems.
[0024] ACS-Main ist dasjenige Programm, das der Benützer von CODA 200 aus aufrufen kann,
um Parameter abzuändern, aufgestaute Alarme anzusehen oder on-line Informationen zu
beziehen.
[0025] Zu Beginn wird der ACS-Manager geladen. Damit dieser die benötigten Parameter erhält,
ohne dass sie der Benützer eintippen muss, wird der Manager mittels ACS-Init mit
den Start-Parametern versorgt. ACS-Init seinerseits bezieht diese Parameter von
einem File. Dann wird CODA 200 gestartet, das im folgenden das Hauptprogramm ist.
Das heisst mit anderen Worten, dass andere Programme nur auf Veranlassung von CODA
200 gestartet werden, und dass nach Ablauf dieser Programme CODA 200 wieder die Kontrolle
erhält.
[0026] CODA 200 versorgt nun den ACS-Manager sporadisch mit den neuen Spulerei-Daten und
ruft periodisch den ACS-Dämon (Funktion des ACS-Manager) auf, welcher testet, ob die
Zeit für einen Aufdatierungs- und Alarm-Zyklus angekommen ist (Aufdatierungs- und
Alarm-Zyklus sind beide Teile von ACS-Kern). Wenn ja, dann wird vom ACS-Manager ACS-Kern
gestartet und die erforderlichen Aktionen werden ausgeführt.
[0027] Die Programme ACS-Init, -Manager und -Kern laufen, von eventuellen Alarmmeldungen
des ACS-Kern abgesehen, für den Benützer unsichtbar ab. Der Benützer kann jedoch
von CODA 200 aus ACS-Main abrufen und dadurch die schon erwähnte Funktionen realisieren.
[0028] ACS ist ein System, durch welches gewisse Grössen in Abhängigkeit von anderen Grössen
beobachtet und durch Ueberschreitungen von Schwellwerten Alarmzustände ermittelt
werden, wobei diese Schwellwerte entweder vom Benützer oder aus automatisch gebildeten
Erfahrungswerten stammen. Eine Ueberwachungsart, das heisst die Betrachtung einer
Grösse in Abhängigkeit von einer anderen Grösse, wird nachfolgend als Kanal bezeichnet.
Es werden vorzugsweise die folgenden Kanäle verwendet, wobei selbstverständlich weitere
Kanäle hinzugefügt oder bestehende weggelassen werden können (Splice bezeichnet ein
Verbinden von Fadenenden, unabhängig von der Art der Verbindung, das heisst Knoten
oder Spleissung):
SPLICE = Anzahl der Splices seit dem letzten Konenwechsel
REDL = Anzahl der Rotlichter pro Zeiteinheit
SS = Stillstandszeit pro Splice
BBCH = Konenwechsel pro gespulter Garnlänge
DFFS = Kopswechsel pro gespulter Garnlänge
USPL = Spliceversuche pro geglücktem Splice
SCUTS = Anzahl S-Schnitte pro gespulter Garnlänge
LCUTS = Anzahl L-Schnitte pro gespulter Garnlänge
TCUTS = Anzahl T-Schnitte pro gespulter Garnlänge
[0029] Für jeden dieser Kanäle werden drei Alarmstufen festgelegt, welche je nach dem jeweiligen
Kriterium verschiedene Aussagen zulassen. Es werden insgesamt drei verschiedene Kriterien
verwendet, wobei jeder Kanal nach genau einem dieser drei Kriterien untersucht wird.
Die drei Kriterien sind: AN = Anzahl, RA = laufender Mittelwert und TP = Dreipunkt.
[0030] Damit aus Erfahrungswerten Alarm-Schwellen gebildet werden können, muss eine für
eine Spulstelle und für einen Kanal repräsentative Referenzbasis vorhanden sein. Diese
kann für eine bestimmte Spulstelle durch alle Spulstellen der gleichen Maschine oder
durch alle Spulstellen mit der gleichen Garnidentifikation, das heisst mit der gleichen
Garnpartie, gebildet sein. In der praktischen Ausführung existiert für jeden maschinenabhängigen
Kanal für jede Maschine und für jeden garnabhängigen Kanal für jede Garnpartie eine
separate Referenzbasis. Die Alarm-Schwellen sind Werte, die nicht überschritten
werden dürfen, für gewisse Kanäle existieren zusätzlich zu diesem Maxima noch Minima,
das sind Schwellen, die nicht unterschritten werden dürfen. Der ACS wird periodisch
aktiviert und datiert während seiner Aktivität sämtliche Kanäle an sämtlichen Spulstellen
auf und ermittelt allfällige Alarmzustände. Ein solches Aufdatieren heisst Scan-Zyklus.
Tabelle 1
Kanal |
Beobachtete Variable |
Unabhängige Variable |
K |
Ref Basis |
Min. |
REDL |
Rotlichter |
Zeit |
RA |
Masch. |
nein |
SS |
Stillstandszeit |
Splice |
RA |
Masch. |
nein |
BBCH |
Konenwechsel |
gesp.Länge |
RA |
Garn |
nein |
DFFS |
Kopswechsel |
gesp.Länge |
RA |
Garn |
ja |
USPL |
Spliceversuche |
geglückter Splice |
TP |
Garn |
nein |
SCUTS |
S-Schnitte |
gesp.Länge |
TP |
Garn |
ja |
LCUTS |
L-Schnitte |
gesp.Länge |
TP |
Garn |
ja |
TCUTS |
T-Schnitte |
gesp.Länge |
TP |
Garn |
ja |
SPLICE |
Splices |
-- |
AN |
Garn |
-- |
[0031] In Fig. 3 sind die Datenbestände des ACS anhand eines konkreten Beispiel skizziert:
Fig. 3a zeigt zwei Spulmaschinen M1 und M2 mit je vier Spulstellen 1.1 bis 1.4 bzw.
2.1 bis 2.4, an denen drei verschiedene Garnpartien G1 bis G3 umgespult werden. Fig.
3b zeigt die entsprechenden Zuordnungen zwischen Spulstellen x, Maschinen M(x) und
Garnpartien G(x). Fig. 3c zeigt die aktuellen Tabellen, wie sie bei der Ueberwachung
an den einzelnen Spulstellen x für die einzelnen Kanäle k gewonnen werden, und Fig.
3d zeigt die verwendeten Referenztabellen mit der Referenzbasis Maschine für die beiden
Kanäle REDL und SS und die beiden Spulmaschinen M1 und M2 bzw. mit der Referenzbasis
Garn für die drei Garnpartien G1 bis G3 und die restlichen 7 Kanäle.
[0032] Gemäss Fig. 3c existiert für jede Spulstelle eine Tabelle mit den aktuellen Werten.
Diese Tabelle beinhaltet für jeden Kanal wiederum eine Tabelle der folgenden Form:
status : Kanal an dieser Position eingeschaltet Ja/Nein
x : Unabhängige Grösse (seit letztem Rücksetzen)
y : Abhängige Grösse (seit letztem Rücksetzen)
xtab(1...3): Tabelle mit den x-Werten der einzelnen Alarmstufen
ytab(1...3): Tabelle mit den y-Werten der einzelnen Alarmstufen
Dazu kommen noch Hilfswerte für die Aufdatierung:
xalt : Wert der unabhängigen Grösse zur Zeit To
yalt : Wert der abhängigen Grösse zur Zeit To Tabelle 2: Tabelle TYP aktuell
[0033] Wie schon erwähnt wurde, existiert für jede Maschine und für jede Garnpartie eine
eigene Referenzbasis. Für jede Referenzbasis existiert für jeden zugehörigen Kanal
eine Tabelle gemäss Fig. 3d der folgenden Form:
Lernen : Selbstlernen eingeschaltet?
DatFix : Fix für die Aufdatierung
ErfFix : Fix für die Erfahrungswertbildung
Alarm FixTab (1..3): Tabelle mit den Fixwerten für die Alarmstufen
Sigma : Sigma-Faktor beim Bilden der Schwellwerte
Marge : Marge in Prozent für Schwellwerte
Diese Daten müssen vom Benützer eingegeben werden.
MinTab(1...3): Tabelle mit unteren Schwellwerten (falls nötig)
MaxTab(1...3): Tabelle mit oberen Schwellwerten
xerf : x- Wert für Erfahrungswertbildung
yerf : y- Wert für Erfahrungswertbildung
erf : Erfahrungswert
Tabelle 3: Tabelle TYP Referenz
[0034] Die Daten MinTab und MaxTab können vom Benützer eingegeben oder vom ACS gebildet
werden. Die Werte xerf, yerf und erf werden vom ACS gebildet.
[0035] Damit die Algorithmen die richtigen Tabellenwerte erhalten, um arbeiten zu können,
müssen die Abbildungsfunktionen akt: Tabelle vom Typ aktuell und ref: Tabelle vom
Typ Referenz existieren. (Das nachfolgend verwendete Symbol ":=" stellt eine Zuweisung
dar: "a:=b" heisst: a nimmt den Wert von b an. Der Wert von b bleibt unverändert.)
akt: = HolAktuell (x, k)
[0036] HolAktuell weist der Tabelle akt die aktuellen Werte der Spulstelle x/Kanal k zu.
Diese Funktion ist einfach zu realisieren, da die Tabelle sämtlicher Werte als zweidimensionale
Matrix mit den Dimensionen Spulstelle und Kanal implementiert werden kann.
ref: = HolReferenz (x, k)
[0037] HolReferenz weist der Tabelle ref die Referenzwerte zu, welche für die Spulstelle
x und den Kanal k gelten. Diese Funktion ist komplizierter als HolAktuell. Als Quellen
dienen die Tabellen MaschRefTab und GarnRefTab. MaschRefTab ist eine zweidimensionale
Tabelle über alle Maschinen und alle zur Maschine gehörenden Kanäle, GarnRefTab ist
eine zweidimensionale Tabelle für alle Garnpartien und alle zur Garnpartie gehörenden
Kanäle.
[0038] Bei der Beschreibung der Form der Tabelle vom Typ Referenz (Fig. 3d) wurde der Begriff
Fix (DatFix, ErfFix) verwendet. Ein Fix ist eine Marke für die unabhängige Variable
x. Falls x einen gewissen Fix überschreitet, wird eine entsprechende Aktion ausgelöst.
Der DatFix und der ErfFix sind dazu da, Rechenzeiten zu sparen, damit nicht bei jedem
Scan-Zyklus aufwendige Berechnungen durchgeführt werden müssen, die keine wesentlichen
Aenderungen bringen. Die Alarm-Fixes dienen zur Abstufung der Alarme.
[0039] Bei der Bildung der Erfahrungswerte ist eine Gewichtung der Vergangenheit gegenüber
der Gegenwart erforderlich, was mit Hilfe eines Vergangenheitsfaktors realisiert wird.
Für jeden Kanal ist ein Vergangenheitsfaktor definiert, der für die ganze Spulerei
gilt.
[0040] In Tabelle 1 sind in der Kolonne K die Kriterien RA, TP und AN angegeben, nach denen
die einzelnen Kanäle untersucht werden. Nachfolgend sollen nun die diese Kriterien
bildenden Algorithmen beschrieben werden, und zwar mit Pseudo-Codes, welche stark
an die Programmiersprache Modula-2 angelehnt sind. Bezüglich der in den Pseudo-Codes
verwendeten Symbole seien noch folgende Bemerkungen vorausgeschickt: Das Symbol ":="
(Zuweisung) wurde bereits erklärt. Klammern geben Indices von Tabellen an, wenn
ihr Inhalt unterstrichen ist; "a(
i)" bezeichnet den i-ten Wert der Tabelle a. Text zwischen "(*" und "*)" ist Kommentar,
und Einrückungen sollen die Gültigkeitsbereiche von Kontrollstrukturen wie WENN x
DANN y SONST z ENDE WENN verdeutlichen. T0 bezeichnet den Zeitpunkt des dem aktuellen
Scan-Zyklus vorausgegangenen Zyklus und T1 den Zeitpunkt des aktuellen Scan-Zyklus.
[0041] Der Algorithmus AN Code-Tabelle 4 beobachtet keine Variable in Abhängigkeit einer
anderen, sondern summiert nur die Häufigkeit eines Ereignisses seit dem letzten Eintreten
eines anderen Ereignisses. Das heisst in der Praxis, dass AN nur an einem Kanal,
und zwar am Kanal SPLICE, verwendet wird und dort die Anzahl Splices pro Konus, d.h.
seit dem letzten Konenwechsel zählt. Falls die Splices eine gewisse Zahl überschreiten,
dann wird ein Alarm ausgelöst.


[0042] Die Algorithmen RA und TP werden im Unterschied zu AN für mehrere Kanäle verwendet.
Hier wird der Pseudo-Code nicht für jeden Kanal angegeben, sondern es werden die
in Tabelle 2 und 3 angegebenen Datenstrukturen verwendet.
[0043] Der Algorithmus RA Code-Tabelle 5 führt drei Wertepaare mit x- und y- Werten, deren
x- Werte je um DatFix auseinanderliegen. Das aktuellste Wertepaar ist x1/y1, das "älteste"
x3/y3. Ein xy- Wertepaar wird solange aufdatiert, bis x den Wert DatFix überschritten
hat. Dieses Wertepaar wird dann auf das Intervall DatFix normiert und zum Wertepaar
x1/y1 gemacht. Die alten Wertepaare x1/y1 und x2/y2 werden nach hinten verschoben,
x3/ y3 geht verloren. Nach einer Aufdatierung wird getestet, ob ein Alarm eingetreten
ist, wobei die Alarmstufen definiert sind.
[0044] Alarmstufe 1 ist eine unmittelbare Ueberschreitung eines Grenzwerts (y1 grösser max1
oder kleiner min1), Alarmstufe 2 stellt den gleitenden Durchschnitt dar ((y1+y2+y3
grösser max2) oder (y1+y2+y3 kleiner min2)), und Alarmstufe 3 stellt fest, ob ein
deutlich falscher Trend vorherrrscht ((y1-y3 grösser max3) oder (y3-y1 grösser min3)).
[0046] Der Algorithmus TP Code-Tabelle 6 hat im Unterschied zu RA drei identische Stufen,
wobei die Zahl der Stufen keine übergeordnete Bedeutung hat, sondern durch die Symmetrie
zu RA, welches definitionsgemäss über drei Alarmstufen verfügt, zustande kommt. Die
drei Stufen von TP unterscheiden sich nur in einem Punkt, und zwar im Fix-Wert für
x.
[0048] Ein wesentliches Merkmal des ACS ist der Selbstlern-Mechanismus, d.h. die Möglichkeit,
Schwellwerte aus Erfahrungswerten zu bilden. Eine repräsentative Grundmenge mit statistischem
Material ist in Form der Referenz-Basen vorhanden. Für jeden Kanal besteht, analog
zur normalen Aufdatierung, je ein x- und ein y- Wert, welche dieselbe Bedeutung haben
wie die Variablen in Tabelle 1. Anstatt nun diese Grössen pro Spulstelle zu erheben,
werden sie von sämtlichen Spulstellen, welche dieser Referenzbasis zugeordnet sind,
aufsummiert (siehe Algorithmen RA und TP).
[0049] Damit die statistische Aussage möglichst gesichert ist, wird nach jedem Scan-Zyklus
jeder Kanal jeder Referenzbasis getestet, ob sein x- Wert den Fix-Wert der Erfassung
überschritten hat. Wenn ja, dann wird ein neuer Erfahrungswert und ein neuer Schwellwert
gebildet, wobei sich der neue Erfahrungswert aus einer Gewichtung der neuen Werte
und des alten Erfahrungswertes zusammensetzt.
[0050] Voraussetzung für die Bildung eines Schwellwertes ist, dass das Eintreten eines Ereignisses
der Poisson-Verteilung gehorcht. Diese wird aufgrund des Grenzwertes von de Moivre-Laplace
durch eine Normal-Verteilung ersetzt. Wenn "Sigma" das Vertrauensintervall in Vielfachen
der Standardabweichung, "Marge" die Marge in Prozenten durch 100 und "erf" einen durch
Beobachtung ermittelten und gemäss den Erfordernissen normierten und gewichteten
Erfahrungswert bezeichnet, dann ergibt sich für die Abweichung "abw" eines Schwellwertes
vom Mittelwert folgender Ansatz:
abw := Sigma . Wurzel aus erf + Marge . erf
Min := erf- abw
Max := erf + abw
[0052] Dass bei RA die Werte von Alarmstufe 2 auf das Dreifache von DatFix normiert sein
müssen, hat seinen Grund darin, dass bei diesem Algorithmus nur die Schwellwerte der
Alarmstufe 2 aus Erfahrung gelernt werden können. Entsprechend werden für den Test
alle drei y- Werte summiert.
1. System zur Ueberwachung einer Vielzahl von Arbeitsstellen von Textilmaschinen,
mit den Arbeitsstellen zugeordneten Messorganen und mit Mitteln zur Auswertung der
von den Messorganen gelieferten Signale, wobei bei der Auswertung charakteristische
Parameter für die einzelnen Arbeitsstellen gewonnen und auf signifikante Abweichungen
von entsprechenden Sollwerten analysiert werden, dadurch gekennzeichnet, dass:
a) die Sollwerte durch das Verhalten eines statistisch vergleichbaren Kollektivs gebildet
werden;
b) zu Beginn eines jeden Ueberwachungsvorgangs für die einzelnen Sollwerte generalisierte
Startgrössen verwendet werden; und
c) die generalisierten Startgrössen während des Ablaufs der Ueberwachung in Absolutwerte
umgewandelt werden.
2. System nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Sollwerte durch Verarbeitung
der Daten aller Arbeitsstellen (x) in Form von Mittelwerten der Einzelereignisse
und des Kollektivs ständig aktualisiert werden und die Kerndaten für einen automatischen
Schlussfolgerungsprozess bilden, wobei diese Sollwerte durch aus der Erfahrung bekannte
und in das System eingebbare Sicherheitsabstände er gänzt werden, welche Warn-, Alarm-
oder Abstellgrenzen für die an den einzelnen Arbeitsstellen beobachteten Ereignisse
festlegen.
3. System nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Umwandlung der generalisierten
Startgrössen in Absolutwerte aufgrund eines adaptiven Lernmechanismus erfolgt.
4. System nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass für jede im folgenden als
Kanal (k) bezeichnete Ueberwachungsart einer Grösse in Abhängigkeit von einer anderen
mehrere, vorzugsweise drei Alarmstufen festgelegt sind, und dass jeder Kanal nach
einem von mehreren Kriterien untersucht wird.
5. System nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass zur Festlegung der Sollwerte
für die einzelnen Arbeitsstellen (x) für jeden maschinenabhängigen Kanal pro Maschine
und für jeden garnabhängigen Kanal pro Garnpartie eine separate Referenzbasis vorgesehen
ist.
6. System nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass jeder Arbeitsstelle (x) je
eine Tabelle (AktTab) mit den aktuellen Messwerten für jeden Kanal und je eine Tabelle
(GarnRefTab oder MaschRefTab) mit den Werten der Referenzbasis für die entsprechenden
Kanäle zugeordnet ist.
7. System nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass für die Festlegung der Sollwerte
ein Vergangenheitsfaktor festgelegt ist, anhand dessen eine Gewichtung der vergangenen
Messwerte erfolgt.
8. System nach einem der Ansprüche 4 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass den drei
Alarmstufen die Bedeutungen: - Plötzliche starke Abweichung; deutliche Abweichung
über längere Zeit; Ueberschreiten einer Schwelle durch den Gradienten - zugeordnet
sind.
9. System nach den Ansprüchen 6 und 8, dadurch gekennzeichnet, dass jedem Kanal (k)
eine zu beobachtende Variable und eine unabhängige Variable, und dass der unabhängigen
Variablen eine Marke zugeordnet ist, bei deren Ueberschreitung durch die Variable
eine Aktion ausgelöst wird, und dass nach jeder Aufdatierung aller Kanäle an allen
Arbeitsstellen (x) untersucht wird, ob eine unabhängige Variable eines Kanals einer
Referenzbasis ihre Marke überschritten hat.
10. System nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass jede Ueberschreitung der
genannten Marke durch eine unabhängige Variable die Bildung eines neuen Sollwerts
auslöst, welcher sich aus einer Gewichtung der neuen Messwerte und des alten Sollwertes
zusammensetzt.