(19)
(11) EP 0 365 931 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
02.05.1990  Patentblatt  1990/18

(21) Anmeldenummer: 89118964.9

(22) Anmeldetag:  12.10.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5D01H 1/115
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE FR GB IT LI

(30) Priorität: 26.10.1988 DE 3836481

(71) Anmelder: Schubert & Salzer Maschinenfabrik Aktiengesellschaft
85055 Ingolstadt (DE)

(72) Erfinder:
  • Dallmann, Harald
    CH - 8406 Winterthur (CH)
  • Artzt, Peter
    D-7410 Reutlingen (DE)
  • Egbers, Gerhard
    D-7410 Reutlingen (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren und Vorrichtung zum Einstellen einer Luftspinnvorrichtung


    (57) Eine Luftspinnvorrichtung mit einer Injektor- und einer Dralldüse (31, 32) wird auf die höchstmögliche Liefergeschwindigkeit für eine bestimmte gewünschte Garnqualität eingestellt, indem eine bestimmte Spinnspannung des Fadens vorgegeben wird. Entsprechend dieser vor­gegebenen Spinnspannung wird die höchstmögliche Liefergeschwindigkeit durch Veränderung des Injektordüsendrucks und/oder Spinnverzugs ein­reguliert. An der Luftspinnvorrichtung sind mehrere Spinnstellen (1) angeordnet. An der Spinnstelle (1) ist zwischen der Dralldüse (32) und den Abzugswalzen (4) eine Meßvorrichtung zur Erfassung der Garn­qualität angeordnet. Die Meßvorrichtung ist mit Einstellvorrichtungen (21, 34, 42) mindestens dieser Spinnstelle (1) verbunden. Bei einer Änderung der Fadenqualität nimmt die Meßvorrichtung mit den Einstell­vorrichtungen (21, 34, 42) mindestens auf diese Spinnstelle (1) Einfluß.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Einstellen einer Luftspinnvor­richtung mit einer Injektor- und einer Dralldüse auf die höchstmögliche Liefergeschwindigkeit für eine gewünschte Garnqualität, sowie eine Luftspinnvorrichtung mit mehreren Spinnstellen zur Durchführung des Verfahrens.

    [0002] Es ist bekannt, daß die Eigenschaften eines auf einer Luftspinnmaschi­ne gesponnenen Garnes mittels der Spinnspannung des erzeugten Garnes überwacht werden können.

    [0003] Es ist weiterhin bekannt, daß die Garneigenschaften durch eine Verände­rung des Luftdrucks an den Luftspinndüsen, durch den Spinnverzug, sowie durch die Liefergeschwindigkeit beeinflußt werden können.

    [0004] Einstellungen der Luftspinnmaschine zur Erzielung brauchbarer Garnwerte erfolgen bisher auf Werte, die auf der sicheren Seite zur Erzeugung einer bestimmten Garnqualität liegen, wobei jedoch nicht immer die optimale Produktivität erzielt wird. Dies wirkt sich besonders beim Verspinnen von neuartigem Material oder bei Veränderung der Spinnbedin­gungen durch z.B. Verschleiß der Spinnvorrichtung negativ aus.

    [0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es somit, ein Verfahren und eine Vorrichtung zu schaffen, womit bei höchstmöglicher Liefergeschwin­digkeit, d.h. optimaler Produktivität Garn einer vorher festgelegten Spinnspannung produziert wird, wobei die Spinnspannung ein Kennzeichen der Garnqualität ist.

    [0006] Die Aufgabe wird gelöst, indem die gewünschte Garnqualität durch eine bestimmte Spinnspannung des Fadens vorgegeben wird und entsprechend dieser vorgegebenen Spinnspannung die höchstmögliche Liefergeschwindig­keit durch Veränderung des Injektordüsendrucks und/oder Spinnverzugs einreguliert wird. An der Spinnstelle ist zur Lösung der Aufgabe zwischen Dralldüsen und Abzugswalzen eine Meßvorrichtung zur Erfassung der Garnqualität angeordnet, die mit Einstellvorrichtungen mindestens dieser Spinnstelle verbunden ist, auf die sie bei einer Änderung der Fadenqualität Einfluß nimmt.

    [0007] In einer vorteilhaften Weiterbildung des Verfahrens wird zur Erzielung einer gewünschten Garnqualität bei höchstmöglicher Liefergeschwindig­keit ein vorbestimmter Bereich der Spinnspannung eingehalten. Zu Beginn des Spinnvorganges wird die Liefergeschwindigkeit gesteigert, wobei die Spinnspannung einen Maximalwert erreicht und sodann wieder abfällt. Nach Erreichen des Maximalwertes bei Unterschreiten des vorbestimmten Bereichs der Spinnspannung wird die Liefergeschwindigkeit beibehalten und der Injektordüsendruck und/oder der Spinnverzug derart verändert, daß sich die Spinnspannung wieder in dem vorbestimmten Bereich be­findet. Anschließend wird die Liefergeschwindigkeit wieder solang gesteigert, solange die Spinnspannung in dem vorbestimmten Bereich einregulierbar ist.

    [0008] Ein Ausführungsbeispiel ist in den nachfolgenden Figuren beschrieben. Es zeigt:

    Figur 1 ein Diagramm der Abhängigkeiten von Liefergeschwindigkeit, Spinnspannung, Düsendruck und Spinnverzug

    Figur 2 einen Ausschnitt aus dem Diagramm dem Figur 1

    Figur 3 eine Luftspinnvorrichtung, schematisch gezeichnet, zur Einstel­lung von Liefergeschwindigkeit, Düsendruck und Spinnverzug

    Figur 4 eine Luftspinnvorrichtung zur Regelung und Steuerung von Liefergeschwindigkeit, Düsendruck und Spinnverzug.



    [0009] Unter Spinnspannung wird die Fadenspannung verstanden, die bei der Herstellung des Garnes in Laufrichtung unmittelbar vor dem Abzugswalzen­paar ermittelt wird. Spinnverzug ist der Verzug in der Spinnzone, d.h. zwischen Streckwerksausgang und Abzugswalzenpaar. Er wird aus dem Quotienten von Abzugswalzengeschwindigkeit und der Geschwindigkeit am Streckwerksausgang ermittelt und ist kleiner 1.

    [0010] Die Qualität des Garnes ist gekennzeichnet durch seine Festigkeit, Biegesteifigkeit, Haarigkeit, Volumen und Verformbarkeit. Je nach Einsatzgebiet des Garnes, z.B. Strickgarn oder Webgarn ist eine bestimm­te Garnqualität verlangt.

    [0011] Die entsprechende Garnqualität soll bei optimaler Produktivität, d.h. höchstmöglicher Liefergeschwindigkeit hergestellt werden. Dies hat allerdings Grenzen, da die Garnfestigkeit bei Erreichen einer bestimm­ten hohen Liefergeschwindigkeit abfällt. Die Ursache hierfür ist, daß die Drehung abnimmt und damit auch die Spinnspannung nachläßt. Da die Garnfestigkeit proportional zur Spinnspannung ist, kann sie bei der Produktion des Fadens durch die Spinnspannung angezeigt werden. Die Spinnspannung ist somit auch ein Merkmal der Garnqualität,

    [0012] Diesem Abfallen der Spinnspannung bei Erhöhung der Liefergeschwindig­keit wird entgegengewirkt durch Abnahme des Injektordüsendrucks PI und/oder durch Anhebung des Spinnverzugs. Die Entscheidung, welche Veränderung, die des Injektordüsendruckes PI oder des Spinnverzuges, bevorzugt vorgenommen werden soll, hängt von dem zu verspinnenden Faser­ material und von der gewünschten Fadenqualität ab. Bei einer Faser mit hoher Dehnung wird ebenso wie für die Erzeugung von Webgarn zuerst der Spinnverzug v erhöht. Bei einer Faser mit geringer Dehnung, sowie für die Erzeugung von Strickgarn wird vorzugsweise zuerst der Injektordüsen­druck PI herabgesetzt.

    [0013] Figur 1 zeigt schematisch ein Diagramm, bei dem die Spinnspannung über die Liefergeschwindigkeit VL aufgetragen ist. Die Kurven A, B und C stellen den Verlauf der Spinnspannung für ein bestimmtes Fasermate­rial bei der jeweiligen Einstellung PIA, vA, PIB, vB, PIC, vC dar. Die Kurven A, B und C können für ein anderes Fasermaterial andere Steigungen und/oder Kulminationspunkte haben.

    [0014] Da bei einem neuen Fasermaterial oder bei Veränderung von Spinnbedin­gungen an der Luftspinnvorrichtung, wie z.B. Verschleiß der Abzugswal­zen, Verschleiß oder Verstellung der Spinndüsen 3 oder des Streckwerks nicht bekannt ist, auf welcher Kurve, z.B. A, B oder C die optimale Produktivität erreicht werden kann, wird durch Veränderung der Para­meter Injektordüsendruck PI oder Spinnverzug von einer Kurve A in die nächste Kurve B gesprungen. Die Vorgehensweise ist derart, daß beim Hochfahren der Liefergeschwindigkeit VL ein Maximum der Spinnspan­nung erreicht wird, wonach die Spinnspannung wieder absinkt. Fällt diese Spinnspannung bei VL1 unter den vorher festgelegten minimal gewünschten Spinnspannungswert, so wird durch Veränderung von dem Injektordüsendruck PIA und/oder Spinnverzug vA in die Kurve B gesprun­gen mit einem Injektordüsendruck PIB und einem Spinnverzug vB. Je nach Veränderung können PIA und PIB bzw. vA und vB identisch sein.

    [0015] Nach dem Sprung in die Kurve B wird wieder ähnlich verfahren wie zu Beginn mit der Kurve A. Nach Überschreiten des Kulminationspunktes der Kurve B erfolgt wiederum ein Absinken der Spinnspannung bei der Liefergeschwindigkeit VL2 unter den gewünschten Minimalwert bei Er­ höhung der Liefergeschwindigkeit VL. Nach Veränderung der Spinnpara­meter wie oben beschrieben, erfolgt ein Sprung in die Kurve C, bei der wieder ebenso vorgegangen wird. Aus Kurve C ist ersichtlich, daß der maximal gewünschte Spinnspannungswert nach dem Kulminationspunkt nicht mehr erreicht wird, da z.B. die Fasern bei noch höherer Geschwindigkeit reißen und daher nicht mehr spinnbar sind. Es ist deshalb eine weitere Erhöhung der Liefergeschwindigkeit VL zur Erlangung der gewünschten Garnqualität in dem vorher festgelegten Bereich der Spinnspannung nicht mehr möglich.

    [0016] In Fig. 2 sind die Kurven A, B und C aus Figur 1 vergrößert darge­stellt. Die Kurven A, B und C sind derart aufzufassen, daß sie einen Bereich angeben, in dem sich die Spinnspannung während einer bestimmten Liefergeschwindigkeit VL befindet. An der Achse der Spinnspannung ist der Sollbereich der Spinnspannung angedeutet. Er ist unterschiedlich je nach der gewünschten zu produzierenden Garnqualität. So liegt der Sollbereich bei Erzeugung von Webgarn zwischen 8 und 12 cN, während der Bereich zur Erzeugung von Strickgarn von 4 bis 8 cN reicht. Die einzel­nen Bereiche können natürlich weiter eingeschränkt werden, damit ein Garn mit geringerer Qualitätsstreuung entsteht. Bei Webgarn wird für Kettgarn der Bereich zwischen 8 und 10 cN und für Schußgarn der Bereich zwischen 10 und 12 cN besser geeignet sein.

    [0017] Die Kurven A und B zeigen einen Ausschnitt der Kurven A und B aus Fig. 1 ab dem Kulminationpunkt. Wie zu erkennen ist, fällt bei Erhöhung der Liefergeschwindigkeit VL die Kurve A in dem gewünschten Spinnspan­nungsbereich ab, bis sie die minimal gewünschte Spinnspannung erreicht. Dies geschieht bei der Liefergeschwindigkeit VL1. Werden nun die Para­meter Injektordüsendruck PIA und/oder Spinnverzug vA auf die Werte PIB und vB verändert, so wird ein Sprung in die Kurve B erreicht, wobei die maximal gewünschte Spinnspannung leicht überschritten wird. Durch weitere Heraufsetzung der Liefergeschwindigkeit VL bis auf Punkt VL2 erfolgt wiederum ein Absinken der Spinnspannung in dem gewünschten Spinnspannungsbereich. Es wurde somit eine Steigerung der Lieferge­schwindigkeit VL von VL1 auf VL2 möglich, wobei das produzierte Garn dieselbe Qualität aufweist wie bei der geringeren Liefergeschwindigkeit.

    [0018] Eine weitere Veränderung des Injektordüsendruckes PIB und/oder des Spinnverzugs vB verursacht einen Sprung in die Kurve C. Wie zu erken­nen ist, würde eine Steigerung der Liefergeschwindigkeit VL mit den Parametern der Kurve C den höchsten gewünschten Spinnspannungswert nicht unterschreiten, da vorher die Faser nicht mehr spinnbar ist. Dies bedeutet, daß mit der Einstellung der Kurve C die gewünschte Garnquali­tät bei einer gesteigerten Liefergeschwindigkeit VL nicht erreichbar ist. Es muß daher wieder auf die Werte der Kurve B zurückgegangen werden.

    [0019] Fig. 3 zeigt eine Luftspinnstelle 1 mit Hochverzugswalzen 2 eines bekannten und daher nicht dargestellten Streckwerks, ein System aus Spinndüsen 3 sowie Abzugswalzen 4. Die Spinndüsen 3 bestehen aus einer Injektordüse 31 und aus einer Dralldüse 32. In den Spinndüsen 3 wird auf den Faden F eine Drehung aufgebracht, wobei die Drallwirkung der Injektordüse 31 derjenigen der Dralldüse 32 entgegenwirkt. An der Dralldüse 32 liegt ein Düsendruck PD an, der größer als ein Injektor­düsendruck PI an der Injektordüse 31 ist. Der Dralldüsendruck PD ist konstant eingestellt zur Erzielung optimaler Spinnbedingungen.

    [0020] Der Injektordüsendruck PI ist über ein Ventil 33 variabel einstellbar. Das Ventil 33 ist über eine Druckeinstellvorrichtung 34 einstellbar. Durch eine Erhöhung bzw. Erniedrigung des Injektordüsendruckes PI über das Ventil 33 und mit Hilfe der Druckeinstellvorrichtung 34 wird eine Veränderung der Spinnspannung bewirkt. Die Spinnspannung wird über den Spinnspannungsmeßfühler 5 aufgenommen. Der Spinnspannungsmeßfühler 5 ist zwischen der Dralldüse 32 und den Abzugswalzen 4 angeordnet. Hier­durch ist es möglich, die Spinnspannung des soeben produzierten Fadens F zu messen. Der Meßfühler 5 gibt sein Signal in diesem Ausfüh­rungsbeispiel an eine Anzeigevorrichtung 6 weiter. Diese analog oder digital anzeigende Vorrichtung gibt einen Hinweis darauf, ob sich die Spinnspannung des derzeit produzierten Fadens in dem vorher festgeleg­ten Toleranzbereich befindet. Vorteilhaft ist es, wenn an der Anzeige­vorrichtung 6 ein Hinweis auf den gewünschten Spinnspannungsbereich angegeben ist, der sich je nach gewünschter Spinnspannung auch verstel­len läßt. Aus der Anzeigevorrichtung 6 geht deutlich hervor, ob sich die Spinnspannung in dem vorgegebenen Sollbereich befindet.

    [0021] In dem vorliegenden Ausführungsbeispiel erfolgt die Anzeige der anlie­genden Spinnspannung über eine Diodenleiste, bei der jede Diode einem ihr zugeordneten Spinnspannungsbereich entspricht. Durch Überlagerung der Diodenleiste mit einer Maske, die den Sollbereich der Spinnspannung und die Abweichung nach oben (+) oder nach unten (-) andeutet, ist für eine Bedienungsperson schnell ersichtlich, ob im gewünschten Spinnspan­nungsbereich gesponnen wird. Ebenso wäre jedoch die Anzeige über ein Zeigerinstrument möglich, in dem ebenfalls mit einer dem Zeigerinstru­ment überlagerten Maske der Sollbereich der Spinnspannung gekennzeich­net wird. Ist die Maske beweglich auf der Anzeigevorrichtung 6 angeord­net, so ist es für die Bedienungsperson auf einfache Weise möglich, bei einer Änderung der zu produzierenden Garngualität, mit der auch eine Änderung des Sollbereichs der Spinnspannung zusammenhängt, die Maske auf den neuen Sollwert einzustellen.

    [0022] Zeigt die Anzeigevorrichtung 6 an, daß die Spinnspannung aus dem Soll­bereich liegt, so besteht einerseits die Möglichkeit, über die Druck­einstellvorrichtung 34 und das Ventil 33 die Spinnspannung wieder in den Sollbereich zu bewegen. Eine andere Möglichkeit, die Spinnspannung wieder in ihren Sollbereich zurückzubringen, besteht darin, den Spinn­verzug über eine Einstellvorrichtung 42 zu verändern. Die Einstellvor­richtung 42 wirkt auf den Antrieb der Abzugswalzen 4 und/oder des Streckwerks 2 ein und verändert deren Geschwindigkeit. Erhöht sich zum Beispiel die Geschwindigkeit der Abzugswalzen 4, so verändert sich auch der Spinnverzug. Voraussetzung hierfür ist natürlich, daß die anderen Parameter, wie Liefergeschwindigkeit VL und Injektordüsendruck PI nicht der Änderung des Spinnverzugs ihrerseits entgegenwirken.

    [0023] Eine Einstellvorrichtung 21 ist für die Veränderung der Liefergeschwin­digkeit VL zuständig. Mit ihr ist es möglich, die Liefergeschwindigkeit VL zu erhöhen und somit die höchstmögliche Liefergeschwindigkeit VL zur Erzielung einer bestimmten Garnqualität zu erreichen. Die Einstell­vorrichtung 21 wirkt auf den Antrieb des Streckwerkes ein und beein­flußt die Geschwindigkeit der Hochverzugswalzen 2.

    [0024] In einem nicht gezeigten Ausführungsbeispiel wirken die Einstellvorrich­tungen 21, 34 und 42 nicht nur auf die Spinnstelle 1, an der der Spinn­spannungsmeßfühler 5 installiert ist, sondern auch auf andere Spinnstel­len, an denen das gleiche Fasermaterial versponnen wird und an denen die gleichen Spinnbedingungen herrschen wie an der Spinnstelle 1. Es wird hierbei davon ausgegangen, daß die Abweichungen der einzelnen Spinnstellen voreinander nicht wesentlich sind, so daß es ausreichend ist, die Spinnspannung an nur einer Spinnstelle zu messen. Wird nun der einzustellende Spinnspannungs-Sollbereich gegenüber dem maximalen Sollbereich eingeschränkt, so werden auch an Spinnstellen, deren Spinn­spannung nicht gemessen wird, Garne mit der geforderten Qualität er­zeugt, da sich mögliche Abweichungen aus dem eingeschränkten Soll­bereich immer noch in dem maximalen Sollbereich befinden.

    [0025] Werden an den anderen Spinnstellen ebenfalls Spinnspannungsmeßfühler 5 installiert, wobei deren Anzeigevorrichtungen 6 an einer zentralen Stelle angeordnet sein können, so wird eine sehr genaue Überwachung sämtlicher Spinnstellen ermöglicht. Wirken die Einstellvorrichtun­gen 21, 34 und 42 weiterhin gemeinsam auf mehrere Spinnstellen 1, so ist es möglich, die Einstellungen von Injektordüsendruck PI, Liefer­geschwindigkeit VL und Anspannverzug v derart zu wählen, daß sämtliche Spinnstellen eine Spinnspannung im Sollbereich aufweisen.

    [0026] Eine genauest mögliche Einstellung der Spinnspannung an allen Spinnstel­len einer Spinnvorrichtung wird ermöglicht, wenn jeder einzelnen Spinn­stelle 1 eine Anzeigevorrichtung 6, sowie Einstellvorrichtungen 21, 34 und 42 zugeordnet sind.

    [0027] Diese Ausführungsform gewährleistet die individuelle Einstellung jeder Spinnstelle 1 auf den optimalen Spinnspannungsbereich für die gewünsch­te Garnqualität bei höchstmöglicher Liefergeschwindigkeit VL. Die Abweichung der geforderten Spinnspannung an einer Spinnstelle 1 kann sofort erfaßt und unabhängig von den anderen Spinnstellen 1, deren Spinnspannung sich noch im geforderten Bereich befindet, korrigiert werden.

    [0028] In Fig. 4 ist eine Spinnvorrichtung 1 dargestellt, bei der Meßaufnehmer 22, 35 und 41 an den Hochverzugswalzen 2, an dem Ventil 33, sowie an den Abzugswalzen 4 angeordnet sind. Über diese Meßaufnehmer 22, 35 und 41 wird der Ist-Zustand der Liefergeschwindigkeit VL, des Injektor­düsendrucks PI sowie des Spinnungsverzugs v an eine Regel- und Steuer­einheit 7 gegeben. Die Regel- und Steuereinheit 7 wertet außerdem den Ist-Zustand der Spinnspannung aus, den sie über den Spinnspannungs­meßfühler 5 erhält. Ein Vergleich dieser Spinnspannung mit der vorher eingestellten Soll-Spinnspannung ermöglicht, daß die Regel- und Steuer­einheit 7 Einfluß auf die Liefergeschwindigkeit VL, den Injektordüsen­druck PI und/oder den Anspannverzug v nimmt. Durch vorherige Eingabe der gewünschten Garnqualität, d.h. ob das Garn als Strick- oder Webgarn Verwendung finden soll, sowie der Faserdehnung und der Stärke des zu produzierenden Garnes kann die Regel- und Steuereinheit entscheiden, welche Parameter bevorzugt verstellt werden sollen zur Erhöhung der Produktivität, d.h. zur höchstmöglichen Liefergeschwindigkeit.

    [0029] Bei Strickgarn, Fasern mit geringer Dehnung sowie feinerem Garn wird bevorzugt versucht werden, über eine Reduzierung des Injektordüsen­druckes PI eine Erhöhung der Liefergeschwindigkeit unter Beibehaltung der Garnqualität zu erzielen. Hingegen bei Webgarn, Fasern mit hoher Dehnung sowie gröberem Garn wird vorrangig versucht werden, eine Erhö­hung des Spinnverzugs v vorzunehmen. Beachtenswert ist auf jeden Fall, daß die gewünschte Spinnspannung abhängig von der Garnqualität aber nicht von der Garnstärke ist. Das heißt, daß grobes und feines Garn gleicher Qualität mit gleicher Spinnspannung gesponnen wird.

    [0030] Auch hier ist wiederum die Verknüpfung der Regel- und Steuereinheit 7 mit mehreren Spinnstellen möglich auf die sie einwirkt. Außerdem kann es vorteilhaft sein, die Meßaufnehmer 22, 35 und 41 des Ausführungsbei­spiels der Fig. 4 in einem Ausführungsbeispiel der Fig. 3 zu verwenden. Durch eine Anzeige der Ist-Werte der Liefergeschwindigkeit VL, des Injektordüsendrucks PI sowie des Spinnverzugs v ist eine vorteilhaftere Einstellung dieser Werte möglich, da sie eine Orientierung erlauben, ob sich ein Parameter schon nahe seines maximal möglichen Wertes befindet oder ob noch größere Veränderungen mit diesem Parameter vorgenommen werden können.


    Ansprüche

    1. Verfahren zum Einstellen einer Luftspinnvorrichtung mit einer Injektor- und einer Dralldüse, auf die höchstmögliche Liefergeschwindigkeit für eine bestimmte gewünschte Garnqualität, dadurch gekennzeichnet, daß die gewünschte Garnqualität durch eine bestimmte Spinnspannung des Fadens vorgegeben wird und entsprechend dieser vorgegebenen Spinnspan­nung die höchstmögliche Liefergeschwindigkeit durch Veränderung des Injektordüsendrucks und/oder Spinnverzuges einreguliert wird.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß bei Erhöhung der Liefergeschwindigkeit der Injektordüsendruck verringert wird.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Injektordüsendruck bei Unterschreitung einer bestimmten Spinnspannung herabgesetzt wird und bei Überschreitung der bestimmten Spinnspannung heraufgesetzt wird.
     
    4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß bei Erhöhung der Liefergeschwindigkeit der Spinnverzug erhöht wird.
     
    5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Spinnverzug bei Unterschreitung einer bestimmten Spinnspannung heraufgesetzt wird und bei Überschreitung der bestimmten Spinnspannung herabgesetzt wird.
     
    6. Verfahren nach einnem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß zur Erzeugung von Strickgarn eine mittlere Spinnspannung von 4 bis 8 cN vorgegeben wird.
     
    7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß zur Erzeugung von Webgarn eine mittlere Spinnspannung von 8 bis 12 cN vorgegeben wird.
     
    8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß für die Erzeuqung von Strickgarn die vorgegebene Spinnspannung hauptsächlich durch Veränderung des Injektordüsendrucks bei Erhöhung der Liefergeschwindigkeit eingehalten wird.
     
    9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß für die Erzeugung von Webgarn die vorgegebene Spinnspannung bei Erhöhung der Liefergeschwindigkeit hauptsächlich durch Veränderung des Spinnverzuges eingehalten wird.
     
    10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Garnqualität einer ersten Spinnstelle überwacht wird und weitere Spinnstellen der Luftspinnvorrichtung entsprechend dieser ersten Spinnstelle eingestellt werden.
     
    11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß eine Veränderung der Spinnspannung angezeigt wird.
     
    12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß eine Über- oder Unterschreitung eines Toleranzbereiches der Spinnspannung angezeigt wird.
     
    13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß zur Erzielung einer gewünschten Garnqualität bei höchstmöglicher Liefergeschwindigkeit ein vorbestimmter Bereich der Spinnspannung eingehalten wird, daß die Liefergeschwindigkeit zu Beginn des Spinnvor­gangs gesteigert wird, wobei die Spinnspannung einen Maximalwert erreicht und sodann wieder abfällt und daß nach Erreichen des Maximal­wertes und bei Unterschreiten des vorbestimmten Bereichs der Spinnspan­nung die Liefergeschwindigkeit beibehalten wird und der Injektordüsen­druck und/oder der Spinnverzug derart verändert werden, daß sich die Spinnspannung wieder in dem vorbestimmten Bereich befindet, und daß die Liefergeschwindigkeit dann wieder gesteigert wird, solange die Spinnspannung in den vorbestimmten Bereich einregulierbar ist.
     
    14. Luftspinnvorrichtung mit mehreren Spinnstellen insbesondere zur Durchführung des Verfahrens nach den Ansprüchen 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß an der Spinnstelle (1) zwischen Dralldüsen (32) und Abzugswalzen (4) eine Meßvorrichtung zur Erfassung der Garnquali­tät angeordnet ist, und daß die Meßvorrichtung mit Einstellvorrichtun­gen (21, 34, 42) mindestens dieser Spinnstelle (1) verbunden ist, auf die sie bei einer Änderung der Fadenqualität Einfluß nimmt.
     
    15. Luftspinnvorrichtung nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß mit der Meßvorrichtung die Spinnspannung erfaßbar ist.
     
    16. Luftspinnvorrichtung nach Anspruch 14 oder 15, dadurch gekennzeichnet, daß durch die Einstellvorrichtung (21, 42) der Spinnverzug (v) verän­derbar ist.
     
    17. Luftspinnvorrichtung an einer Luftdüsenspinnmaschine nach einem der Ansprüche 14 bis 16, dadurch gekennzeichnet, daß durch die Einstell­vorrichtung (34) die Stärke des Injektordüsendrucks (PI)veränderbar ist.
     
    18. Luftspinnvorrichtung nach einem der Ansprüche 14 bis 17, dadurch gekennzeichnet, daß der Meßvorrichtung eine Anzeigevorrichtung (6) zugeordnet ist zur Anzeige einer Abweichung von einem bestimmten Soll-Meßwertbereich.
     
    19. Luftspinnvorrichtung nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, daß über die Anzeigevorrichtung (6) die Richtung der Abweichung aus dem Soll-Meßwertbereich anzeigbar ist.
     
    20. Luftspinnvorrichtung nach Anspruch 18 oder 19, dadurch gekennzeichnet, daß der Soll-Meßwertbereich an der Anzeigevorrichtung (6) in Abhängig­keit von der gewünschten Garnqualität einstellbar ist.
     
    21. Luftspinnvorrichtung nach einem der Ansprüche 14 bis 20, dadurch gekennzeichnet, daß zur Einhaltung einer bestimmten Garnqualität die Einstellung von Spinnverzug (v), Liefergeschwindigkeit (VL) und Injektordüsendruck (PI) maßgebend sind und daß bei Vorgabe zweier dieser Parameter der dritte Parameter selbständig einstellbar ist.
     
    22. Luftspinnvorrichtung nach Anspruch 14 bis 21, dadurch gekennzeichnet, daß Spinnverzug (v), Liefergeschwindigkeit (VL) und Injektordüsendruck (PI) durch eine Regel- und Steuereinheit (7) einstellbar sind.
     




    Zeichnung













    Recherchenbericht