[0001] Kryostaten sind Einrichtungen, welche die Einstellung und Aufrechterhaltung niedriger
Temperaturen erlauben. Bei einem Badkryostaten wird die Temperatur auf dem Siedepunkt
des Kältemittels konstant gehalten. Die Siedetemperatur von Flüssig-Stickstoff (LN₂)
beträgt bei Normaldruck 77 K. Durch Überdruck oder Unterdruck im Bad kann die Siedetemperatur
verändert werden. Üblicherweise wird jedoch ein Stickstoff-Badkryostat bei etwa Atmosphärendruck
betrieben.
[0002] Der Einsatz von Kryostaten zur Aufrechterhaltung von Temperaturen bis zu 77 K gewinnt
zunehmend Bedeutung. Es ist bekannt, Elektromagneten, Schaltungen von Rechnern oder
dergleichen zur Erzielung höherer Leistungsdichten auf Temperaturen dieser Größenordnung
zu kühlen. Ebenso können Supraleiter mit Sprungtemperaturen > 80 K bei der Siedetemperatur
von LN₂ betrieben werden.
[0003] Bei der Verwendung von LN₂-Badkryostaten tritt infolge des siedenden Stickstoffs
ein ständiger, von der Belastung des Bades abhängiger Gasverlust ein. Der Erfindung
liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, einen Kryostaten mit einem LN₂-Bad zu schaffen,
bei dem Gasverluste vermieden sind.
[0004] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß zur Aufnahme des LN₂-Bades
ein Behälter mit einem Deckel vorgesehen ist, daß der Kryostat zur Rekondensation
des verdampfenden LN₂ mit mindestens einem nach unten gerichteten Kaltkopf eines Refrigerator
ausgerüstet ist und daß der Deckel Träger des oder der Kaltköpfe ist.
[0005] Ein Refrigerator ist ein Kryogenerator oder eine Tieftemperatur-Kältemaschine mit
einem Kaltkopf, in dem ein thermodynamischer Kreisprozeß abläuft (vgl. z. B. die
US-PS 29 06 101). Ein einstufiger Refrigeratorkaltkopf weist eine zylindrische Kammer
mit einem sich darin hin und her bewegenden Verdränger auf. Die Kammer wird in bestimmter
Weise alternierend mit einem Hochdruckund einem Niederdruckgasreservoir verbunden,
so daß während der Hin- und Herbewegung des Verdrängers der thermodynamische Kreisprozeß
(Stirling-Prozeß, Gifford/Mcmahon-Prozeß usw.) abläuft. Die Folge ist, daß eine der
beiden Stirnseiten der Kammer Wärme entzogen wird. Mit einem einstufigen Refrigeratorkaltkopf
dieser Art und Helium als Arbeitsgas lassen sich Temperaturen bis zu etwa 40 K erzeugen.
[0006] Mit Hilfe des oder der innerhalb des Behälters des Badkryostaten angeordneten Refrigeratorkaltköpfe
kann eine Rekondensierung des verdampfenden Stickstoffs erzielt werden; das jeweils
kalte Ende des Kaltkopfes kann sich entweder unmittelbar oberhalb des LN₂-Bades befinden
oder darin eingetaucht sein. Ein wesentlicher Vorteil dieser Anordnung besteht daring,
daß sich die kalten Enden unmittelbar in der Flüssig- oder Gasphase des LN₂-Bades
befinden. Ihre Wirkung ist durch Übertragungselemente nicht beeinträchtigt.
[0007] Für den Fall, daß sich die jeweiligen Kaltköpfe unmittelbar oberhalb der Oberfläche
des LN₂-Bades befinden, bilden sie Kondensationsflächen, von denen kondensierter Stickstoff
in das Bad zurücktropft. Zweckmäßig ist dazu die Oberfläche der jeweiligen Kaltköpfe
mit Hilfe radialer Blechabschnitte vergrößert.
[0008] Tauchen die kalten Enden der Kaltköpfe in das Bad ein, dann besteht ein unmittelbarer
Kontakt mit dem zu kühlenden Stickstoff. Insgesamt tritt eine Temperaturerniedrigung
ein. Aus dem Bad verdampfender Stickstoff kondensiert entweder an den sich noch oberhalb
der Oberfläche des Bades befindenden kalten Flächen oder an der Oberfläche des Bades
selbst.
[0009] Zweckmäßig sind die Kaltköpfe - einzeln oder in ihrer Gesamtheit - in der Höhe einstellbar.
Dadurch ist es möglich, die Kälteleistung einzustellen und zwar entweder dadurch,
daß einzelne Kaltköpfe angehoben und außer Betrieb gesetzt werden oder dadurch, daß
die Eintauchtiefe einzelner oder mehrerer Kaltköpfe verändert wird. Wird z. B. die
Wärmebelastung des Bades größer, dann ist eine Erhöhung der Kälteleistung erforderlich,
die durch Vergrößerung der Eintauchtiefe erzielt werden kann. Dieser Vorgang ist automatisch
regelbar, und zwar beispielsweise in Abhängigkeit vom Druck im Kryostaten. Die mit
der Erhöhung der Badbelastung eintretende Vergrößerung der verdampfenden Stickstoffmenge
bewirkt eine Druckerhöhung im Bad. Mit einer derartigen Druckveränderung kann die
Eintauchtiefe derart geregelt werden, daß der Druck im wesentlichen konstant bleibt.
Infolge der Höheneinstellbarkeit der Kaltköpfe ist auch eine Anpassung der Kälte erzeugenden
Flächen an den Spiegel des LN₂-Bades möglich.
[0010] Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung sollen anhand von in den Figuren
1 bis 7 dargestellten Ausführungsbeispielen erläutert werden. Es zeigen:
- Figur 1 einen Kryostaten nach der Erfindung, teilweise aufgebrochen,
- Figuren 2 bis 4 verschiedene Ausführungen von in den Kryostaten nach der Erfindung
einbaubaren Refrigeratoren und
- Figuren 5 bis 7 Ansichten und Details des Kryostaten nach der Erfindung zur Erläuterung
des Refrigerator-Austausches.
[0011] In den Figuren ist der Kryostat mit 1 bezeichnet. Er umfaßt den Behälter 2 mit dem
Deckel 3. Der doppelwandige Behälter und der Deckel sind aus schlecht wärmeleitenden
Werkstoffen hergestellt und weisen eine Vakuumisolierung auf. Behälter 2 und Deckel
3 weisen je einen Flansch 4, 5 auf, welche während des Betriebs einander anliegen
und mittels eines Dichtringes 6 (Figur 6) und nicht dargestellten Klammern abgedichtet
sind.
[0012] Innerhalb des Behälters 2 befindet sich das LN₂-Bad, dessen Oberfläche mit 7 bezeichnet
ist. Die zu kühlenden, nicht dargestellten Bauteile befinden sich innerhalb dieses
LN₂-Bades. Die Stromdurchführung (Figuren 5 und 7) ist mit 10 bezeichnet.
[0013] Der Deckel 3 ist mit einem durchgehenden Flanschboden 8 ausgerüstet, der von der
Haube 9 überdeckt ist. Am Flanschboden sind die Kaltköpfe 11 befestigt, die jeweils
mit ihren kalten Enden 12 in den Behälter 2 hineinragen.
[0014] Beim Ausführungsbeispiel nach Figur 1 sind sechs Kaltköpfe 11 am Flanschboden 8 gehaltert.
Sie weisen jeweils eine Gassteuereinrichtung 13 auf, die sich jeweils an den den
kalten Enden 12 gegenüberliegenden Enden der im wesentlichen zylindrischen Kaltköpfe
11 befinden. Die Gassteuereinrichtungen 13 sind über Leitungen 14 und 15 jeweils mit
einer außerhalb des Kryostaten 1 befindlichen, nicht dargestellten Hochdruck- und
Niederdruckgasquelle (Arbeitsgas Helium) verbunden. Es besteht auch die Möglichkeit,
die Refrigeratoren 11 zu splitten und die Gassteuereinrichtungen 13 außerhalb des
Kryostaten 1 anzuordnen. Das Splitten von Refrigeratoren ist aus der DE-OS 32 01 496
bekannt. Infolge des Splittens ergibt sich ein kleineres Bauvolumen.
[0015] Figur 2 zeigt einen Kaltkopf 11, dessen kaltes Ende 12 mit einer elektrischen Heizung
16, gebildet von der Drahtwicklung 17 und den Zuführungsleitungen 18 ausgerüstet ist.
Mit Hilfe dieser elektrischen Heizeinrichtung kann die Rekondensationsleistung im
Kryostaten geregelt werden. Die Regelung kann in Abhängigkeit vom Druck im Kryostaten
gesteuert sein.
[0016] Bei dem in Figur 3 dargestellten Kaltkopf 11 handelt es sich um einen Kaltkopf ohne
Gassteuereinrichtung 13. Er ist vertikal verstellbar im Flanschboden 8 gehaltert.
Dazu ist der Kaltkopf 11 an seiner dem kalten Ende 12 gegenüberliegenden Seite mit
einem Flansch 21 ausgerüstet. Der Flansch 21 und der Rand, der vom Kaltkopf 11 durchsetzten
Öffnung 22 im Flanschboden 8 sind über einen Metallfaltenbalg 23 miteinander verbunden,
so daß ein dichter Abschluß des Behälters 2 sichergestellt ist. Auf dem Flanschboden
8 ist eine Haube 24 vakuumdicht aufgesetzt. In der Haube 24 ist der Flansch 21 dicht
geführt. Der vom Flansch 21, dem Balg 23, dem zylindrischen Teil der Haube 24 und
dem angrenzenden Teil des Flanschbodens 8 gebildete Ringraum 26 ist über den Anschluß
25 mit einer nicht dargestellten Einrichtung zur Einstellung des Druckes verbunden.
Über eine Druckfeder 27 stützt sich der Flansch 21 und damit der Kaltkopf 11 auf dem
Flanschboden 8 ab. Oberhalb des Flansches 21 bildet die Haube 24 einen Raum 28, der
über den Anschlußstutzen 29 mit dem Innenraum des Kryostaten 1 in Verbindung steht.
[0017] Die Druckfeder 27 bewirkt eine Kraft, die nach oben gerichtet ist und die Federbalgkraft
und die durch den Druck im Kryostaten ausgeübte Kraft gerade kompensiert. Durch Erniedrigen
des Druckes im Raum 28 von außen durch eine Vakuumpumpe oder durch den Kryostatinnendruck
kann die Kraft der Feder 27 überwunden und der Refrigerator 11 angehoben werden. Dadurch
besteht auch die Möglichkeit, die Eintauchtiefe in Abhängigkeit der Belastung des
LN₂-Bades zu steuern. Tritt zum Beispiel eine Erhöhung der Belastung des LN₂-Bades
ein, dann erhöht sich der Druck innerhalb des Kryostaten. In Abhängigkeit dieses Druckes
kann auch der Druck im Raum 28 derart erhöht werden, so daß der Kaltkopf über die
Kraft der Differenzkolbenfläche tiefer in das LN₂-Bad eintaucht. Dadurch wird die
Kälteleistung erhöht und die höhere Belastung des LN₂-Bades kompensiert. Bei Nichtbetrieb
des Kaltkopfes kann derselbe über Druckeinlassung in den Raum 26 nach oben gehoben
werden, so daß die Wärmeleitungsverluste über den Kaltkopf deutlich reduziert werden.
[0018] Figur 4 zeigt einen Kaltkopf 11, dessen kaltes Ende 12 mit einer Oberflächenvergrößerung
ausgerüstet ist. Diese besteht aus einem dem Kaltkopf 12 anliegenden Ring 20, der
radial nach außen sich erstreckende Blechabschnitte 30 trägt. Ein Kaltkopf 11 dieser
Art ist vorzugsweise geeignet für eine Anordnung unmittelbar oberhalb des LN₂-Bades
(Spiegel 7). An der vergrößerten Oberfläche kondensiert verdampfender Stickstoff
und tropft in das LN₂-Bad zurück.
[0019] Die Figuren 5 bis 7 lassen erkennen, wie die im Kryostaten 1 befindlichen Kaltköpfe
ausgetauscht oder Wartungsarbeiten daran durchgeführt werden können. Dazu ist ein
Schlauchabschnitt 31 vorgesehen, dessen Enden an den Flanschen 4, 5 befestigt sind.
Die äußeren Flanschränder sind mit Nuten 32, 33 ausgerüstet, in denen sich O-Ringe
34, 35 befinden und die Enden des Schlauches 31 gasdicht einklemmen (Figur 6).
[0020] Figur 5 zeigt einen teilweise aufgebrochenen Kryostaten 1, in den beispielsweise
zwei Kaltköpfe 11 nach den Figuren 2 und 4 eingezeichnet sind. Über die Haube 9 des
Deckels 3 sind die Kaltköpfe 11 über eine flexible Leitung mit einem Kompressor 36
(Hochdruckund Niederdruck-Gasquelle) verbunden. Die Kaltköpfe, die Leitung und der
Kompressor bilden die zu Rekondensationszwecken eingesetzten Refrigeratoren. Oberhalb
des LN₂-Spiegels 7 mündet in den Kryostaten ein Anschlußstutzen 37 mit einem Ventil
38. Auch der Schlauchabschnitt 31 ist mit mehreren Anschlußstutzen 41, 42, 43 ausgerüstet,
die jeweils mit einem Ventil versehen sind.
[0021] Da im Kryostat 1 Unter- oder Überdruck herrscht, muß vor dem Anheben des Deckels
3 ein Druckausgleich herbeigeführt werden. Dieses kann durch Ablassen oder Einlassen
von Stickstoffgas über den Anschlußstutzen 37 erfolgen. Steht der Kryostat unter Unterdruck,
dann kann der Druckausgleich auch dadurch hergestellt werden, daß mit Hilfe einer
Heizung 16 am Refrigerator 11 eine derart hohe LN₂-Menge verdampft wird, daß die gewünschte
Druckerhöhung eintritt. Nach dem Druckausgleich kann der Deckel 3 angehoben werden.
Zusätzliches Stickstoffgas zur Füllung des Schlauchabschnittes 31 kann über einen
der Anschlußstutzen 41, 42, 43 zugeführt werden. Nach dem Anheben des Deckels 3 wird
der Schlauchabschnitt 21 etwa in seiner Mitte mittels einer Klammer 44 abgeklemmt.
Danach ist das im Behälter 2 befindliche Bad vor Lufteintritt geschützt. Der Deckel
3 kann danach vom Schlauchabschnitt 31 gelöst werden.
[0022] Nach der Durchführung der erforderlichen Arbeiten wird der Deckel 3 wieder mit dem
oberen Teil des Schlauchabschnittes 31 verbunden. Über die Anschlußstutzen 42 und
43 erfolgt eine Spülung des Innenraumes des oberen Schlauchabschnittes mit Stickstoff.
Dadurch ist es möglich, die Refrigeratoren 11 in einer Stickstoffatmosphäre kalt
zu fahren. Durch die beschriebene Vorgehensweise wird eine Verunreinigung durch Luftfeuchtigkeit
und Sauerstoff vermieden.
1. Kryostat mit einem LN₂-Bad, dadurch gekennzeichnet, daß zur Aufnahme des LN₂-Bades ein Behälter (2) mit einem Deckel (3) vorgesehen
ist, daß der Kryostat zur Rekondensation des verdampfenden Stickstoffes mit mindestens
einem nach unten gerichteten Kaltkopf (11) eines Refrigerators ausgerüstet ist und
daß der Deckel (3) Träger des oder der Kaltköpfe (11) ist.
2. Kryostat nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das nach unten gerichtete kalte Ende (12) des Kaltkopfes (11) entweder in das
LN₂-Bad eintaucht oder sich unmittelbar darüber befindet.
3. Kryostat nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Deckel (3) einen Flanschboden (8) und eine Haube (9) umfaßt und daß der
oder die Kaltköpfe (11) am Flanschboden (8) gehaltert sind.
4. Kryostat nach einem der Ansprüche 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß der oder die Kaltköpfe (11) höhenverstellbar im Kryostaten (1) angeordnet sind.
5. Kryostat nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß zur höhenverstellbaren Befestigung des Kaltkopfes (11) eine Haube (24), eine
Druckfeder (27) und ein Faltenbalg (23) vorgesehen sind, die gemeinsam mit einem am
Kaltkopf (11) befestigten, verschiebbar in der Haube angeordneten Flansch (21) zwei
abgeschlossene Räume (26 und 28) bilden.
6. Kryostat nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Kraft der Feder (27) und die Größe der Flächen so gewählt sind, daß sich
eine von der Belastung des LN₂-Bades abhängige Rekondensierung einstellt.
7. Kryostat nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß nach dem Gifford/McMahon-Prinip arbeitende Kaltköpfe (11) vorgesehen sind und
daß sich die Gassteuereinrichtungen außerhalb des Kryostaten befinden.
8. Kryostat nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß im Bereich seines Kaltkopfes (12) eine Heizung (16) vorgesehen ist.
9. Kryostat nach einer der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Kaltkopf (12) mit einer Oberflächenvergrößerung (28, 29) ausgerüstet ist,
die vorzugsweise aus einem Aluminium- oder Kupfer-Strangpreßprofil besteht.
10. Kryostat nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß Behälter (2) und Deckel (3) mit Flanschen (4, 5) ausgerüstet sind und daß diese
Flansche zur Ausführung von Service-Arbeiten über einen Schlauchabschnitt (31) gasdicht
miteinander verbunden sind.
11. Kryostat nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß entweder der Schlauchabschnitt (31) oder der Schlauchabschnitt (31) und der
Kryostat oberhalb des LN₂-Bades mit Anschlußstutzen ausgerüstet ist/sind.