[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Durchsetzfügen mit den im Oberbegriff
des Patentanspruchs 1 genannten Merkmalen. Der Begriff des Durchsetzfügens ist in
DIN 8593, Teil 5, Ordn.-Nr. 4.5.2.11 definiert. Eine eingehendere Beschreibung ist
in "Bänder Bleche Rohre" 4/
1988 unter dem Titel "Fertigungstechnische Aspekte des Druckfügens" von Liebig/Bober veröffentlicht
worden. In dieser Veröffentlichung wird zwischen sogenannten einstufigen und zweistufigen
Verfahren unterschieden. Beim einstufigen Verfahren werden die Bleche vom Stempel
durch die Schneidenteile der Matrize durchgesetzt und dann zwischen dem Stempel und
dem Amboß gebreitet, wobei die Schneidenteile seitlich federnd ausweichen. Beim zweistufigen
Verfahren bleiben die Schneidenteile stehen, und der Amboß bewegt sich unter eigenem
Antrieb auf den Stempel zu, wobei er das durchgesetzte Material aus den Schneidenteilen
heraushebt. In der genannten Veröffentlichung wird angemerkt, daß das zweistufige
Verfahren nur mit einer doppeltwirkenden Presse ausführbar sei, so daß das einstufige
zu bevorzugen wäre.
[0002] Aufgabe der Erfindung ist es, eine gattungsgleiche Vorrichtung zu schaffen, bei der
die Wirkungsweise des zweistufigen Verfahrens mit einem einzigen Hub einer einfachwirkenden
Presse, also "einstufig", erzielt wird.
[0003] Diese Aufgabe wird durch die im kennzeichnenden Teil des Patentanspruchs 1 genannten
Merkmale gelöst.
[0004] Im Gegensatz zu dem in der genannten Veröffentlichung beschriebenen zweistufigen
Verfahren wird nicht der Amboß relativ zu den stationären Schneidenteilen auf den
Stempel zu verlagert, sondern die Schneidenteile weichen aus, und zwar nicht seitlich,
sondern in Richtung der Stempelbewegung (was eine zusätzliche seitliche Komponente
freilich nicht ausschließt).
[0005] Die erfindungsgemäße Vorrichtung hat zahlreiche Vorteile gegenüber der bisher bekannten
einstufig arbeitenden Vorrichtung:
[0006] Die Eindringtiefe des Stempels kann so klein gewählt werden, daß die Breitung des
stempelseitigen Blechs teilweise auf dem Niveau des matrizenseitigen Blechs erfolgt,
was optisch schönere Fügestellen mit erhöhter Festigkeit ergibt; es sind nur in Ausnahmefällen
Abstreifer erforderlich; Späne, Öl oder Schmutz können sich nicht ansammeln; eine
hohe Dauerstandfestigkeit der Matrize.ist gewährleistet.
[0007] Bevorzugte Ausführungsbeispiele des Gegenstandes der Erfindung sind in den beigefügten
Zeichnungen dargestellt und werden nachstehend im einzelnen erläutert.
Fig. 1 zeigt in perspektivischer Teilansicht eine Matrize,
Fig. 2 bis 4 zeigen im Halblängsschnitt drei Phasen des Fügevorgangs,
Fig. 5 und 6 zeigen Varianten der Matrize gemäß Fig. 1 in perspektivischer Darstellung,
Fig. 7 ist ein Längsschnitt einer weiteren Ausführungsform einer Matrize,
Fig. 8 stellt perspektivisch, zum Teil weggebrochen, Matrize und Stempel einer weiteren
Ausführungsform dar,
Fig. 9 ist eine Detailansicht in Richtung "9" der Fig. 8,
Fig. 10 zeigt im Längsschnitt eine weitere Matrize,
Fig. 11 ist eine Draufsicht auf die Matrize nach Fig. 10,
Fig. 12 zeigt stark vergrößert eine Variante des Matrizenaufbaus,
Fig. 13 und 14 zeigen im Schnitt bzw. in Ansicht von unten eine abgewandtelte Stempelform,
und
Fig. 15 zeigt im Schnitt eine weitere Stempelvariante.
[0008] Die Matrize nach Fig. 1 umfaßt einen Sockel 10, an den ein Amboß 12 angeformt oder
in den der Amboß eingesetzt ist. Die freie Stirnseite des Amboß' ist kreisrund. Im
übrigen ist die Oberseite des Sockels mit dachartig schräg nach außen abfallenden
Deckflächen 14 versehen. Auf diesen Deckflächen sitzen Schneidenteile 16, die spiegelsymmetrisch
identisch sind, so daß nur eines vollständig dargestellt wurde. Jedes Schneidenteil
weist eine halbzylindrische Ausnehmung 18 auf, und die beiden Ausnehmungen umschließen
in der Ruheposition den Amboß 12. Eine Lamelle 20 aus Federstahl ist bei 22 am Sockel
befestigt und übergreift mit Haltezungen 24 ein zugehöriges Schneidenteil, das für
diesen Zweck beidseits der halbzylindrischen Ausnehmung je eine Abstufung 26 aufweist.
Auf diese Weise sind die beiden Schneidenteile unverlierbar, jedoch beweglich mit
dem Sockel und so auch mit dem Amboß verbunden.
[0009] Der Stempel 30 hat eine konische Form, die sich in Richtung auf eine ebenfalls kreisrunde
Stirnseite 32 verjüngt. Der Arbeitsdurchmesser dieser Stempelstirnseite ist jedoch
deutlich kleiner als der des Amboß' bzw. der Ausnehmungen der Schneidenteile, derart,
daß beim Durchsetzen die übereinanderliegenden Bleche 34 und 36 nicht durchschnitten
werden (die Erfindung ist jedoch auch bei durchschneidender Gestaltung von Stempel
und Matrize anwendbar).
[0010] Fig. 2 zeigt die Ausgangsposition. Die Bleche ruhen auf den Schneidenteilen, der
Stempel ist bezüglich des Amboß' zentriert in der Presse (nicht gezeigt) aufgenommen.
[0011] Fig. 3 zeigt die Situation nach dem Durchsetzen. Der Stempel hat Material beider
Bleche in die von den halbzylindrischen Ausnehmungen 18 und der Stirnseite des Amboß'
12 begrenzten Hohlraum hinein deformiert, bis ein den Stempel umgebender Bund 38
auf dem Blech 34 aufsitzt. Die Abmessungen sind so getroffen, daß bereits eine geringfü
gige Deformation des durchgesetzten Materials in Richtung parallel zu den Blechen
erfolgt.
[0012] Der Winkel, unter dem die Deckflächen 14 gegen die Horizontale verlaufen, ist so
gewählt; daß die Haftreibung zwischen ihnen und den aufsitzenden Schneidenteilen in
Verbindung mit der Vorspannung der Federlamellen ausreicht, ein Ausweichen der Schneidenteile
beim Durchsetzen zu verhindern; es hat sich nämlich gezeigt, daß beim Durchsetzen
die seitlich wirkenden Kräfte überraschend gering sind. Sobald jedoch die bei der
Breitung auftretenden Querkräfte wirksam werden, weichen die Schneidenteile seitlich
und, wegen der abwärts weisenden Schräge, in Richtung der Stempelbewegung aus, da
die dann geringere Gleitreibung unzureichend ist, die Schneidenteile zu halten.
[0013] Fig. 4 zeigt das Ende des Fügevorgangs. Das Material beider Bleche ist zwischen den
Stirnseiten von Amboß und Stempel auf etwa ein Drittel der Ausgangsdicke reduziert,
und das verdrängte Material ist seitlich über die Kante der Amboßstirnseite geflossen
und bildet so einen Wulst 40, wobei das Material des stempelseitigen Bleches 34 in
den Wulst hineingeflossen ist und sich dort verklammert.
[0014] Die mit dem Werkzeugsatz nach Fig. 1 bis 4 hergestellte Fügung hat gute Festigkeitseigenschaften
sowohl in Richtung parallel zu den Blechebenen als auch in Richtung senkrecht dazu.
Dagegen ist die Festgkeit gegen Verdrehen gegebenenfalls unzureichen, so daß es sich
empfiehlt, zwei Fügungen nebeneinander anzubringen; Fig. 5 zeigt eine Matrize, die
in einem Pressenhub (mit einem entsprechenden, nicht dargestellten Doppelstempel)
das gleichzeitige Fügen an zwei Stellen ermöglicht. Die der Fig. 1 entsprechenden
Bauteile sind mit denselben Bezugszeichen markiert, so daß eine weitere Erläuterung
entfallen kann.
[0015] Bei ungünstigen Platzverhältnissen baut die Konstruktion nach Fig. 1 oder 5 gegebenenfalls
zu hoch; man kann dann die Matrize so abwandeln, wie in Fig. 6 dargestellt: Anstatt
nach unten, lädt der Sockel 10 seitlich aus, wo er ein Befestigungsloch 42 aufweist,
und die Federlamellen 20 sind bei 44 an dieser Sockelausladung angenietet.
[0016] Die insoweit beschriebenen Ausführungsbeispiele beruhen auf dem Reibungsschluß zwischen
Sockel und Schneidenteilen. Der Reibungskoeffizient ist aber u.a. von der Oberflächenbeschaffenheit
der reibungsgepaarten Teile abhängig und somit nicht unbedingt reproduzierbar. Bei
dem Ausführungsbeipiel nach Fig. 7 sitzen die Schneidenteile 16 mit einspringenden
Kanten 46 auf einer entsprechenden radialen Schulter 48 des Amboß' auf. Während die
Auslösung der Schneidenteile bei Fig. 1 bis 6 kraftabhängig erfolgt, ist sie bei Fig.
7 wegabhängig, denn erst wenn das sich breitende Material die Schneidenteile "abwirft",
können diese nach unten ausweichen. Es ist anzumerken, daß die Gestaltung des Stempels
und der Rückstell-Federlamellen wie in den zuerst beschriebenen Ausführungsbeispielen
erfolgen kann, so daß diese Bauteile nicht nochmals gezeichnet wurden. Es versteht
sich, daß dieses Prinzip der Auslösung auch bei den anderen dargestellten Ausführungsbeispielen
anwendbar ist.
[0017] Das gilt auch für die Matrize nach Fig. 8. Die Schneidenteile sind einfach prismatisch,
und der Stempel hat eine entsprechend langgestreckte Form (auch hier sind die Rückstell-Federlamellen
nicht dargestellt; auf die anderen Ausführungsbeispiele wird verwiesen). Dieser
Werkzeugsatz hat gegenüber den anderen Ausführungsformen den Vorteil, daß die Presse
nicht unbedingt senkrecht zur Amboßfläche wirken muß, sondern in der zu den Schneiden
50 parallelen Ebene nach beiden Seiten um bis zu 30° Versatz aufweisen darf und trotzdem
eine brauchbare Fügung entsteht; dies ist vor allem dann von Bedeutung, wenn kompliziertere
Werkstücke in einem Komplettwerkzeug mit einer großen Zahl von Fügungen in einem einzigen
Pressenhub versehen werden sollen.
[0018] Fig. 9 zeigt, gegenüber Fig. 8 vergrößert, eine Ansicht in Richtung des Pfeiles "9"
bei einer abgewandelten Ausführungsform. Die Gleitbahn der Schneidenteile und deren
Gleitflächen sind mit Nuten parallel zur Gleitrichtung versehen, die zusätzlich zur
Haftreibeung noch eine gewisse Verkeilungswirkung mit sich bringen und so die Auslöse
kraft besser reproduzierbar machen. Auch diese Maßnahme läßt sich bei den vorher beschriebenen
Ausführungsbeispielen gleichermaßen anwenden.
[0019] Die Matrize nach Fig. 10 und 11 weist vier Schneidenteile 16 auf, denen je eine eigene
ebene Gleitbahn 52 zugeordnet ist. Sockel und Amboß sind zylindrisch. Der Sockel weist
eine eingedrehte Nut 54 auf, in die eine Drahtfeder 56 eingesprengt ist; von ihr erstreckt
sich ein Schenkel nach oben und bildet einen offenen Ring, der in entsprechende Nuten
der Schneidenteile greift. Dieser Ring wirkt als Rückstellfeder für die Schneidenteile.
[0020] Fig. 12 zeigt schematisch und gegenüber den vorhergehenden Figuren stark vergrößert
eine Konstruktion, bei der das Schneidenteil 16 nicht nur auf einer radialen Abstützfläche,
wie in Fig. 7, aufliegt, sondern sich bei 60 mit dem Amboß formschlüssig verkeilt.
Es hat sich gezeigt, daß auch hier das sich breitende Material die Schneidenteile
zur Auslösung bringt, wobei die Auslösung sehr gut reproduzierbar ist. Es versteht
sich, daß längs der Führungsbahn 62 eine Mehrzahl solcher "Krallen" vorgsehene werden
kann. Wie in Fig. 7 und 8 ist auch hier die Rückstell-Federlamelle nicht mit gezeichnet.
[0021] Auf der Matrizenseite werden keine Auswerfer für die gefügten Werkstücke benötigt.
Stempelseitig kann aber ein Werkstück doch einmal hängenbleiben. Deshalb ist bei dem
Stempel nach Fig. 13 und 14 ein Auswerfer vorgesehen, der allerdings nur einen minimalen
Weg ausführt (mehr wird auch wegen der Konusform des Stempels nicht benötigt):
[0022] Der Stempel 30 weist eine einspringende Nut 70 auf, in die ein Wulst 72 eines geschlitzten
Rings 74 eingesprengt ist. Der Ring ist so massiv, daß er sich beim Aufsitzen auf
den zu fügenden Blechen nur sehr wenig federnd aufspreizt, indem sein Innenkonus 76
längs des Konusabschnitts 78 des Stempels gleitet. Beim Pressenrückhub wirft er dann
das Werkstück von dem Stempel ab. Es versteht sich, daß man an dere Arten von Abstreifern
vorsehen kann, etwa solche, die unabhängig sind von dem Bund 38.
[0023] Es ist bekannt, daß die beim Fügen von der Presse aufzubringenden Kräfte einen scharfen
Anstieg beim Übergang vom Durchsetzen zum Breiten aufweisen. Diese Tatsache wird bei
dem Stempel gemäß Fig. 15 dazu benutzt, den Stempel beim Breiten zurückzunehmen, so
daß die Fügestelle besonders flach wird:
[0024] Der eigentliche Stempel weist einen Radialflansch 80 auf, der in einer mit dem Bund
38 versehenen Hülse 82 geführt ist. Die Hülse ist mit einem Stempelträger 84 verschraubt.
Zwischen diesem und dem Flansch 80 ist ein Paket Tellerfedern 86 eingespannt; Tellerfedern
haben bekanntlich eine negativ verlaufende Weg-Kraft-Kennlinie, so daß bei Erreichen
einer durch die Dimensionierung der Federn vorgegebenen Belastung der Stempel ruckartig
zurückspringt. Es versteht sich, daß man die "Auslösung" bei den Schneidenteilen einerseits,
dem Stempel andererseits aufeinander abstimmen wird, derart, daß der Stempel frühestens
zusammen mit den Schneidenteilen "auslöst".
[0025] Es ist anzumerken, daß das in Fig. 13 und 14 dargestellte Prinzip des geschlitzten
Spreizfederrings auch bei der Matrize anwendbar ist. So kann man in der Ausführungsform
nach Fig. 10 und 11 die Schneidenteile 16 zu einem einzigen geschlitzten Ring zusammenfassen,
während die gesonderte Rückstellfeder 56 entfällt.
1. Vorrichtung zum Durchsetzfügen flächig aufeinanderliegender Bleche mit einem Stempel
und einer Matrize, die einen Amboß und an diesem angeordnete, den Durchsetzbereich
begrenzende Schneidenteile umfaßt, wobei Stempel und Matrize in eine Presse derart
einsetzbar sind, daß die Stirnfläche des Stempels der Stirnfläche des Amboß' gegenüberliegt,
dadurch gekennzeichnet, daß der Stempel einen seine Eindringtiefe begrenzenden Anschlag aufweist und daß
die Schneidenteile in Richtung der Stempelbewegung ausweichend an dem Amboß angeordnet
sind.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Anschlag von einem
den Stempelfuß umgebenden Bund gebildet ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Eindringtiefe
des Stempels größer ist als die Dicke des stempelseitigen Blechs und kleiner ist
als die Dicke aller zu fügenden Bleche.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der
Arbeitsquerschnitt des Stempels kleiner ist als der von den Schneidenteilen begrenzte
Durchsetzbereich.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Schneidenteile während des Durchsetzens am Amboß abgestützt sind und erst bei einer
vorgegebenen Phase des Fügevorgangs die Abstützung deaktiviert ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Schneidenteile auf
schiefen Ebenen des Amboß' abgestützt sind, von denen sie bei der vorgegebenen Phase
seitlich abgleiten.
7. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch Rückstellfedern,
die nach Abnahme der Fügestelle von der Matrize die Schneidenteile in ihre Ausgangslage
zurückbringen.