(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von Halbzeug mit großem Querschnittsformat
als Ausgangsmaterial für die Herstellung von warmgefertigten nahtlosen Rohren mit
einem äußeren Durchmesser von mehr als 250 mm. Um ein Verfahren zu entwickeln, mit
dem man einfach und wirtschaftlich im Hinblick auf eine optimale Umformung passendes
Halbzeug zur Herstellung von warmgefertigten nahtlosen Rohren mit einem äußeren Durchmesser
von mehr als 250 mm herstellen kann, wird vorgeschlagen, daß ein gerader kreiszylindrischer
oder regulär prismatischer Ausgangsblock aus stranggegossenem Ausgangsmaterial mit
einem Querschnitt F₀ bzw. einem Durchmesser d₀ eines flächengleichen kreisrunden Querschnittes
und einer Länge l₀ und einem Verhältnis von l₀ zu d₀ größer eins, auf eine auf den
Werkstoff abgestimmte Umformtemperatur erhitzt, danach der durch den Aufheizprozeß
entstandene Zunder entfernt und anschließend in Richtung der Längsachse mittels Umformwerkzeuge
warm auf einen Querschnitt F₁ und auf eine Länge l₁ gestaucht wird, wobei gilt, daß
F₁ größer F₀ und l₁ kleiner l₀ ist.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von Halbzeug gemäß dem Gattungsbegriff
des Hauptanspruches.
[0002] Zur Herstellung von nahtlosen Rohren mit einem äußeren Durchmesser von mehr als 250
mm benötigt man Halbzeug mit einem entsprechenden Querschnittsformat. Dieses Halbzeug
kann ein Stranggußblock, der von einem endlosen Strang abgeschnitten wird oder ein
entsprechender Standgußblock mit einem kreisrunden, quadratischen oder polygonalen
Querschnitt sein. Die bisher bekanntgewordenen wirtschaftlich herstellbaren Querschnitte
liegen für den Rundstrangguß bei 435 mm Durchmesser und für einen achteckigen Querschnitt
bei 560 mm Schlüsselweite. Für noch größere Stranggußdurchmesser muß aufgrund der
Oberflächenrißanfälligkeit infolge zunehmender Umfangsspannungen die Gießgeschwindigkeit
stark vermindert werden. Eine stark abgesenkte Gießgeschwindigkeit bedeutet aber Entleerungszeiten
für die Pfanne, für die die Aufrechterhaltung des flüssigen Zustandes nicht mehr gewährleistet
ist. Noch kritischer wird es für den Verteiler und die Tauchausgüsse, da die Anordnung
einer Zusatzheizung entweder gar nicht oder nur mit einem großen technischen Aufwand
zu realisieren ist. Für eine Stranggußbogenanlage kommt noch erschwerend hinzu, daß
für ein Rundformat die Rückbiegung erst im durcherstarrten Bereich erfolgen kann,
so daß infolge der großen Sumpflänge die anlagetechnischen Probleme nicht mehr zu
beherrschen sind. Die Alternativmöglichkeit einer Senkrechtenlage scheidet ebenfalls
aus, da infolge des hohen Metergewichtes die Stränge über die Reibung der Führungsrollen
nicht zu halten sind.
[0003] In die Überlegungen muß auch der Umstand mit einbezogen werden, daß je nach Struktur
der Weiterverarbeitung die Stranggußanlage für ein bestimmtes Abmessungsprogramm optimal
ausgelegt wird. Jede Erweiterung nach oben hin zu größeren Querschnitten bedeutet
entweder Abstriche für den Wirkungsgrad der Anlage und für die Qualität des Erzeugnisses
oder die Notwendigkeit der Planung einer Neuanlage, die aber in den meisten Fällen
aufgrund der Kapazitätsauslastung nicht lohnend, ist. Aus diesem Grunde ist man bisher
für noch größere Anstichmaße, z. B. 700 mm rund, auf Standgußblöcke angewiesen. Diese
Gußblöcke haben aber den Nachteil, daß sie eine schlechte Oberfläche aufweisen, die
dann zu entsprechenden Fehlern auf der Rohroberfläche führen und zum anderen muß dasjenige
Rohrende, das dem ehemaligen Blockkopf entspricht, abgeschnitten werden, da in diesem
Bereich sich die Verunreinigungen des Lunkers konzentriert haben. Außerdem ist es
schwierig für den Einzelguß eine reproduzierbare gleich hohe Qualität zu erzeugen,
so daß der Anteil der notwendigen Nacharbeit sehr hoch ist.
[0004] Selbst wenn es gelänge, im Zuge der Weiterentwicklung des Stranggusses zu größeren,
vorzugsweise runden Gießquerschnitten zu kommen, müßte man, um die gesamte Palette
der erforderlichen Rohrabmessung abdecken zu können, eine Vielzahl von verschiedenen
Querschnitten gießen. Das beeinträchtigt aber die Wirtschaftlichkeit des Stranggußverfahrens,
bei dem angestrebt wird, nur wenige Standardabmessungen mit hohen Sequenzen zu gießen,
um die teuren Umrüstzeiten so klein wie möglich zu halten.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zu entwickeln, mit dem man einfach und
wirtschaftlich im Hinblick auf eine optimale Umformung passendes Halbzeug zur Herstellung
von warmgefertigten nahtlosen Rohren mit einem äußeren Durchmesser von mehr als 250
mm herstellen kann.
[0006] Diese Aufgabe wird durch das Kennzeichen des Hauptanspruches gelöst.
[0007] Vorteilhafte Weiterbildungen sind in Unteransprüchen festgelegt.
[0008] Ein im Querschnitt kreiszylindrischer oder regulär prismatischer Ausgangsblock aus
stranggegossenem Ausgangsmaterial wird auf eine dem Werkstoff entsprechende Umformtemperatur,
z. B. in einem Tief- oder Drehherdofen erwärmt und nach dem Ziehen aus dem Ofen der
durch den Aufheizprozeß entstandene Zunder entfernt. Die Ziehtemperatur liegt je nach
Werkstoff in einem Bereich von 1200 bis 1300 Grad. Der entzunderte Block wird in eine
Matrize gestellt und mittels eines Preßstempels in Längsrichtung gestaucht. Damit
das Material gleichmäßig nach allen Seiten fließt, muß angestrebt werden, daß im Idealfall
die Achse des sich ausbildenden Druckkegels mit der Längsachse des Blocks zusammenfällt.
Damit dies annähernd erreicht wird, wird weiterbildend vorgeschlagen, vor Beginn der
Längsstauchung den Block in der Matrize zu zentrieren. Dies kann in vielfältiger Weise
geschehen, z. B. durch symmetrisch am Umfang der Matrize angeordnete Stützelemente,
die nach dem Hineinstellen des Blockes mechanisch oder hydraulisch konzentrisch zur
Mitte bewegt werden und so den Block zentrieren. Nach Beginn der Stauchung werden
diese Stützelemente wieder zurückgefahren. Eine andere Möglichkeit besteht darin,
die Stauchung in Stufen durchzuführen. Dazu weist der Preßstempel und/oder der Matrizenboden
eine verstellbare Vertiefung auf, deren Umfang dem Umfang des Ausgangsblockes entspricht.
In der ersten Stufe wird im wesentlichen zuerst der mittlere Bereich gestaucht und
die Aussparung in einer zweiten Stufe nachgedrückt. Unabhängig davon. welches Verfahren
zum Zentrieren angewandt wird und welcher Querschnitt der Ausgangsblock aufweist,
es gilt immer die Bedingung, daß der Ausgangsquerschnitt F₀ kleiner ist als der Querschnitt
F₁ nach dem Stauchen und die Länge l₁ des gestauchten Blockes kleiner ist als die
Länge l₀ des Ausgangsblockes. Damit das erfindungsgemäße Verfahren wirtschaftlich
ist, muß ein möglichst großes Verhältnis von Länge zu Durchmesser des Ausgangsblockes
angestrebt werden, wobei der Durchmesser d₀ bei zum Beispiel polygonalem Querschnitt
dem flächengleichen kreisrunden Querschnitt entspricht. Als unterste Grenze wird ein
Verhältnis von 3 angesehen und ein Verhältnis von 10 angestrebt. Im gleichen Sinn
der Wirtschaftlichkeit erfolgt die Längsstauchung zusammen mit dem anschließenden
Lochen und Walzen in einer Hitze. Als Unterstützung für das Lochen und Schrägwalzen
wird beim Längsstauchen am Fuß und/oder Kopfende ein Zentrierkonus angestaucht. Die
Längsstauchung selbst kann entweder nur kopf- oder nur fußseitig oder gleichzeitig
kopf- und fußseitig durch zentrisch aufeinanderfahrende Preßstempel erfolgen. Sowohl
der Ausgangsblock als auch der gestauchte Block können bis 3 % konisch sein.
[0009] Der Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt darin, daß die positiven Eigenschaften
des Stranggusses, wie gleichmäßiges Gefüge über die Stranglänge, guter Reinheitsgrad
und eine gute Oberfläche auch für die Herstellung von Halbzeug mit größerem Querschnittsformat
genutzt werden kann. Dabei wird noch der Effekt mit ausgenutzt, daß die für den Strangguß
typische Lockerungszone in der Mitte durch das Längsstauchen verdichtet und ein Teil
der ungünstigen dendritischen Gußstruktur umgewandelt wird. Dies führt zu einer erheblichen
Verbesserung besonders der Innenoberfläche der danach warmgewalzten Rohre.
[0010] Das Verfahren eröffnet die Möglichkeit mit z. B. nur zwei Standardabmessungen als
Ausgangsblöcke eine Vielzahl der benötigten Halbzeugabmessungen für die verschiedensten
Rohrabmessungen herzustellen. Besonders vorteilhaft ist das Verfahren auf einen Rundstranggußblock
anwendbar, es ist aber ebenso von Vorteil für einen Standgußblock mit einem runden
oder polygonalen Querschnitt. Dabei würde im Falle von wassergedeckelten Blöcken der
Lunker beim Längsstauchen verschweißen.
[0011] Die Stauchung der Blöcke kann in einer üblichen Presse erfolgen, so daß keine zusätzliche
Investition für die Einführung des Verfahrens erforderlich ist. Die anschließende
Lochung des gestauchten Blockes kann in Abhängigkeit vom Werkstoff und der Abmessung
in gleicher Hitze in der Lochpresse durch einen Kombinationsstempel, der zum Stauchen
und Lochen geeignet ist, erfolgen oder im Schrägwalzwerk. Das weitere Auswalzen des
Hohlblockes zum fertigen Rohr erfolgt in einem entsprechenden Walzwerk z. B. Pilgerwalzwerk.
1. Verfahren zum Herstellen von Halbzeug mit großem Querschnittsformat als Ausgangsmaterial
für die Herstellung von warmgefertigten nahtlosen Rohren mit einem äußeren Durchmesser
von mehr als 250 mm,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein gerader kreiszylindrischer oder regulär prismatischer Ausgangsblock aus stranggegossenem
Ausgangsmaterial mit einem Querschnitt F₀ bzw. einem Durchmesser d₀ eines flächengleichen
kreisrunden Querschnittes und einer Länge l₀ und einem Verhältnis von l₀ zu d₀ größer
eins, auf eine auf den Werkstoff abgestimmte Umformtemperatur erhitzt, danach der
durch den Aufheizprozeß entstandene Zunder entfernt und anschließend in Richtung der
Längsachse mittels Umformwerkzeuge warm auf einen Querschnitt F₁ und auf eine Länge
l₁ gestaucht wird, wobei gilt, daß F₁ größer F₀ und l₁ kleiner l₀ ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Ausgangsblock auf einen Block mit einem kreiszylindrischen Querschnitt gestaucht
wird.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß sowohl der Ausgangsblock als auch der gestauchte Block eine Konizität bis 3 %
aufweisen.
4. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Ausgangsblock zu Beginn der Stauchung im aufnehmenden Umformwerkzeug zentriert
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß zusammen mit der Längsstauchung im Block am Fuß- und/oder Kopfende ein Zentrierkonus
für das anschließende Lochen und Schrägwalzen angeformt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Längsstauchung zusammen mit dem anschließenden Lochen und Walzen in einer
Hitze erfolgt.
7. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Längsstauchung in Stufen erfolgt.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Längsstauchung in zwei Stufen erfolgt, wobei in der ersten Stufe im wesentlichen
der mittlere Bereich und in der zweiten Stufe ein oder beide Endbereiche des Ausgangsblockes
nachgestaucht werden.
9. Verfahren nach den Ansprüchen 1 oder 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Längsstauchung kopfseitig und/oder fußseitig erfolgt.
10. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Ausgangsblock ein Verhältnis von Länge l₀ zu Durchmesser d₀ von mindestens
3 aufweist.