[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Garnes, insbesondere
eines Nähgarnes, mit den Merkmalen des Oberbegriffs des Patentanspruchs 1 sowie ein
Garn mit den Merkmalen des Oberbegriffs des Patentanspruchs 28.
[0002] Es ist eine Reihe von Verfahren bekannt, um Garne, insbesondere Nähgarne, durch
Verwirbeln von zwei Garnkomponenten herzustellen. So beschreibt beispielsweise die
US-PS 46 15 167 ein Verfahren zur Herstellung eines Nähgarnes, wobei eine als Seele
dienende erste Garnkomponente mit einer als Effektmaterial verwendeten zweiten Garnkomponente
in einer Düse mit Hilfe eines Fluidstromes verwirbelt wird. Hierbei wird als erste
Garnkomponente ein vororientiertes Garn (POY-Garn) eingesetzt, das vor dem Verwirbeln
mit der zweiten Garnkomponente über einen geheizten Stift vorverstreckt wird. Um
hierbei eine gleichmäßige Anfärbung der beiden Garnkomponenten zu erreichen, schlägt
die US-PS 46 15 167 vor, die als Effektmaterial verwendete zweite Garnkomponente ebenfalls
über einen entsprechenden geheizten Stift vorzuverstrecken.
[0003] Die EP-B 00 57 583 bzw. die hierzu korrespondierende US-PS 44 97 099 beschreiben
ebenfalls ein Verfahren zur Herstellung eines verwirbelten Garnes. Im Unterschied
zu der US-PS 46 15 167 schlägt die EP-B 00 57 583 mindestens eine Vorverstreckung
der ersten Garnkomponente bei einem Verstreckungsverhältnis vor, das größer ist als
das für das jeweils verwendete Material empfohlene Verstreckungsverhältnis. Hierdurch
soll erreicht werden, daß sich die beim Verwirbeln bildenden, sich selbst überkreuzenden
Schlaufen bei einer anschließenden thermischen Nachbehandlung unter Ausbildung eines
nicht gekräuselten, kompakten Garnes zusammengezogen werden.
[0004] Ein Verfahren mit den Merkmalen des Oberbegriffs des Patentanspruchs 1 wird von der
vorangemeldeten, jedoch am Anmeldetag der vorliegenden Patentanmeldung noch nicht
veröffentlichten europäischen Patentanmeldung mit der amtlichen Anmeldungsnummer 88
109 358.7 vorgeschlagen, die auf denselben Anmelder wie die vorliegende Patentanmeldung
zurückgeht. Hierbei beschreibt diese europäische Patentanmeldung ein Verfahren zur
Herstellung eines hochfesten Nähgarnes, wobei diese Nähgarn als Seelenmaterial eine
erste Garnkomponente und eine damit als Effektmaterial verwirbelte zweite Garnkomponente
aufweist. Als Material für die erste Garnkomponente schlägt die zuvor genannte europäische
Patentanmeldung die Verwendung eines vororientierten Garnes (POY-Garn) vor, wobei
durch Anwendung eines speziellen Vorverstreckungsverfahrens die spezifische Festigkeit
des Seelenmaterials vergrößert wird. Auch sind in dieser europäischen Patentanmeldung
erstmals spezifische Festigkeitsdaten von Seelenmaterialien aufgeführt, die nach
den bekannten Verfahren, beispielsweise nach Verfahren gemäß der zuvorgenannten US-PS
46 15 167 oder EP-B 00 57 583, vorverstreckt sind. Hierbei liegen die spezifischen
Festigkei ten dieser konventionell vorverstreckten Seelenmaterialien zwischen etwa
30 cN/tex und etwa 40 cN/tex.
[0005] Das vom gleichen Anmelder in der zuvor genannten europäischen Patentanmeldung vorgeschlagene
Verfahren erfordert eine genaue Einstellung der den Garnausfall beeinflussenden Parameter
an der Verstreckungsvorrichtung sowie eine Kontrolle derselben. Diese Voraussetzungen,
d.h. die spezielle Verstreckungseinrichtung sowie deren Einstellung und Kontrolle,
sind nicht zwangsläufig überall gegeben.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der angegebenen
Art zur Verfügung zu stellen, durch das Garne, insbesondere Nähgarne, mit einer hohen
Festigkeit besonders einfach herstellbar sind.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren mit den kennzeichnenden Merkmalen
des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0008] Das erfindungsgemäße Verfahren beruht auf dem Grundgedanken, für die Herstellung
des Garnes, insbesondere des Nähgarnes, als erste Garnkomponente mindestens ein Multifilamentgarn
einzusetzen, das als Ausgangsmaterial schon von sich aus eine hohe Festigkeit besitzt.
Von daher wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren vorgeschlagen, als Ausgangsmaterial
für die erste Garnkomponente mindestens ein Multifilamentgarn zu verwenden, dessen
spezifische Festigkeit zwischen etwa 60 cN/tex und etwa 75 cN/tex liegt und dieses
Multifilamentgarn vor dem Verwirbeln mit der zweiten Garnkomponente nicht vorzuverstrecken.
[0009] Das erfindungsgemäße Verfahren weist eine Reihe von Vorteilen auf. So ist es beispielsweise
möglich, mit einem sehr geringen maschinellen Aufwand ein Garn, insbesondere Näh
garn, herzustellen, das ausgezeichnete Eigenschaften besitzt. Abhängig vom jeweils
eingesetzten Ausgangsmaterial, d.h. primär vom Ausgangsmaterial der ersten Garnkomponente,
besitzt das so hergestellte Nähgarn absolute Festigkeiten zwischen etwa 1300 cN und
etwa 5500 cN, wobei die entsprechenden spezifischen Festigkeiten zwischen etwa 40
cN/tex und etwa 60 cN/tex variieren. Hierbei ist die spezifische Festigkeit definiert
als Kraft pro Titer (cN/tex). Diese zuvor genannten Festigkeiten führen wiederum dazu,
daß das Garn bei der weiteren Verarbeitung, insbesondere ein nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren hergestelltes Nähgarn beim Vernähen, auch bei einer extremen Belastung keine
Garn- oder Kapillarbrüche zeigt. Auch besitzt das nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellte Garn ausgezeichnete Restschrumpfwerte, wobei beispielsweise der freie
Thermoschrumpf bei 160° eines gefärbten Garnes zwischen etwa 0,3 % und etwa 1,5 %
und der Kochschrumpf des gleichen Garnes unter etwa 1,0 % liegen.
[0010] Üblicherweise wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren die erste Garnkomponente mit
einer Voreilung der Verwirbelung zugeführt. Hierdurch wird sichergestellt, daß das
entstehende Garn ein gewisses Volumen bzw. eine bestimmte Kräuselung aufweist, wodurch
weitere Vorteile erzielt werden. So konnte festgestellt werden, daß ein ein bestimmtes
Volumen aufweisendes Garn in den zwischen den Einzelfilamenten befindlichen Garnzwischenräume
eine gewisse Luftmenge einschließt, die beim Umlenken des Garnes, beispielsweise
an Umlenkorganen oder bei einem Nähgarn im Bereich der Nähnadel, herausgepreßt wird,
wodurch eine Kühlung der Umlenkorgane bzw. der Nähnadel herbeigeführt wird. Dies wiederum
verbessert die Verarbeitungseigenschaften. Üblicherweise wird die erste Garnkomponente
mit einer Voreilung zwischen etwa 1 % bis etwa 9 %, vorzugs weise zwischen etwa 2
% und etwa 5 % dem Verwirbelungsschritt zugeführt. Dies kann am einfachsten dadurch
erreicht werden, daß man die erste Garnkomponente über entsprechende Lieferwerke
dem Verwirbelungsschritt zuführt, wobei die Lieferwerkgeschwindigkeit relativ zur
Geschwindigkeit des Abzugswerkes, das das verwirbelte Garn transportiert, zwischen
etwa 1 % bis etwa 9 %, vorzugsweise zwischen etwa 2 % und etwa 5 %, höher ist.
[0011] Um eine besonders intensive Verwirbelung der beiden Garnkomponenten zu erreichen,
sieht eine weitere Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens vor, daß die
erste Garnkomponente vor der Verwirbelung mit einer Flüssigkeit benetzt wird. Werden
zudem noch dieser Flüssigkeit Partikel zugegeben, wie dies in der deutschen Patentanmeldung
P 38 16 318 desselben Anmelders beschrieben ist, kann die Verwirbelung noch intensiviert
werden. Dies führt dazu, daß der so gebildete Garnverbund besonders stabil ist.
[0012] Üblicherweise wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren auch die zweite Garnkomponente
mit Voreilung dem Verwirbelungsschritt zugeführt. Abhängig von der jeweils ausgewählten
Voreilung der zweiten Garnkomponente in Abstimmung auf die jeweils ausgewählte Voreilung
der ersten Garnkomponente läßt sich hierdurch das Volumen und die Anzahl der gebildeten
Schlingen bzw. Schlaufen des hergestellten verwirbelten Garnes variieren, was insbesondere
einen entscheidenden Einfluß auf das zuvor beschriebene Luftspeichervermögen des verwirbelten
Garnes und damit auch auf die Verarbeitungseigenschaften hat. Üblicherweise wird
die zweite Garnkomponente mit einer Voreilung zwischen etwa 14 % und etwa 35 %, vorzugsweise
zwischen etwa 20 % und etwa 30 %, dem Verwirbelungsschritt zugeführt. Besonders gute
Ergebnisse bei industriell durchgeführten Nähversuchen wies ein Näh garn auf, bei
dem die erste Garnkomponente mit einer Voreilung zwischen 3 % und 4 % und die zweite
Garnkomponente mit einer Voreilung zwischen 24 % und 26 % dem Verwirbelungsschritt
zugeführt wurde. Dieses Nähgarn zeigte selbst bei einer extremen Belastung, d.h. einer
Stichdichte von 7000 Stichen pro Minute auch in der Langzeitanwendung keinerlei Garn-
bzw. Kapillarbrüche.
[0013] Grundsätzlich kann bei dem erfindungsgemäßen Verfahren als zweite Garnkomponente
jedes Ausgangsmaterial verwendet werden. Vorzugsweise werden jedoch hierfür ein oder
mehrere, insbesondere ein bis vier Multifilamentgarn bzw. Multifilamentgarne eingesetzt,
bei dem bzw. bei denen es sich um übliche textile Standardgarne handelt. Gute Ergebnisse
bezüglich der Eigenschaften der nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten
Garne ergeben sich, wenn man als zweite Garnkomponente vororientierte Garne (POY-Garne)
einsetzt, und diese vororientierten Garne vor dem Verwirbelungsschritt vorverstreckt.
Diese Vorverstreckung kann man beispielsweise in der bekannten Weise über einen geheizten
Stift durchführen. Hierbei haben sich Stifttemperaturen, die zwischen etwa 110° C
und etwa 150° C, vorzugsweise zwischen etwa 120° C und 140° C, variieren, als besonders
gut erwiesen.
[0014] Besonders gegenüber mechanischen Beanspruchungen stabile Garne erhält man, wenn man
als zweite Garnkomponente ein POY-Garn auswählt und dieses über einen ungeheizten
Stift verstreckt und anschließend einer thermischen Behandlung unterwirft, wie dies
in der auf den gleichen Anmelder zurückgehenden europäischen Patentanmeldung mit
dem amtlichen Aktenzeichen 88 109 358.7 beschrieben ist.
[0015] Bezüglich des Vorverstreckungsverhältnisses der zweiten Garnkomponente ist festzuhalten,
daß bevorzugt die zweite Garnkomponente in einem Verhältnis verstreckt wird, das etwa
2 % bis etwa 40 %, vorzugsweise etwa 10 % bis etwa 25 %, unter dem Wert liegt, bei
dem es bei dem jeweiligen Garn zu einem Garnbruch bzw. zu Kapillarbrüchen kommt.
[0016] Ist die Herstellung eines Garnes mit sehr hohen Gesamtfestigkeiten, d.h. spezifische
Festigkeiten über etwa 45 cN/tex erwünscht, so bietet es sich an, für die erste Garnkomponente
und die zweite Garnkomponente als Ausgangsmaterial ein hochfestes Multifilamentgarn
einzusetzen, das eine spezifische Festigkeit zwischen etwa 60 cN/tex und etwa 75 cN/tex
besitzt. Ein derartiges Garn besitzt neben den zuvor wiedergegebenen extrem hohen
Festigkeiten auch ausgezeichnete Verarbeitungseigenschaften, beispielsweise beim
Nähen, da hierbei wegen der guten Festigkeit der Einzelkapillaren und der bereits
zuvor beschriebenen Lufteinschlüsse das Auftreten von Garn- und Kapillarbrüchen ausgeschlossen
ist, was anhand umfangreicher industrieller Nähversuche festgestellt wurde. Ferner
besitzt ein derartiges Garn sowohl Thermoschrumpfwerte bei 160° C als auch Kochschrumpfwerte,
die unter etwa 0,8 % liegen. Dies wiederum führt dazu, daß das Garn im verarbeiteten
Zustand nicht mehr schrumpft, so daß boldrige Nähte nicht auftreten können.
[0017] Darüberhinaus läßt sich ein derartiges Verfahren, das für die beiden Garnkomponenten
als Ausgangsmaterial die zuvor genannten hochfesten Multifilamentgarne einsetzt, sehr
einfach durchführen, da bei diesen Verfahrensvarianten keine Vorverstreckungseinrichtung
erforderlich ist und somit ein aufwendiges Einstellen derselben und Überwachen der
eingestellten Parameter entfallen kann.
[0018] Darüberhinaus tritt bei den zuvor beschriebenen verwirbelten Garnen, insbesondere
bei Nähgarnen, noch ein weiteres Problem auf. Dies ist darin begründet, daß sich vielfach
die verwirbelten Garne unterschied-ich anfärben, was sich sowohl in einer Farbton-
als auch in einer Farbtiefenverschiebung ausdrücken kann.
[0019] Eine besonders geeignete Verfahrensvariante, die das vorstehend beschriebene Problem
der unterschiedlichen Anfärbung der ersten Garnkomponente relativ zur zweiten Garnkomponente
im besonderen Maße berücksichtigt und dennoch die Herstellung vom hochfesten Garnen
ermöglicht, sieht vor, daß man die Einzeltiter der Filamente der ersten Garnkomponente
und die Einzeltiter der Filamente der zweiten Garnkomponente aufeinander abstimmt.
So konnte festgestellt werden, daß sich bei verwirbelten Garnen die erste und zweite
Garnkomponente dann bezüglich des Farbtons und der Farbtiefe gleichmäßig anfärben,
wenn man für die erste Garnkomponente Filamente mit einem Einzeltiter zwischen etwa
2 dtex und etwa 5 dtex, vorzugsweise zwischen 2,5 dtex und etwa 4 dtex, und für die
zweite Garnkomponente Filamente mit einem Einzeltiter zwischen etwa 0,8 dtex und
etwa 5 dtex, vorzugsweise zwischen etwa 1 dtex und etwa 4 dtex, auswählt. Besonders
überraschend hierbei ist, daß sich die verwirbelten Garne unabhängig von dem hierin
als erste und zweite Garnkomponente eingearbeiteten Material gleichmäßig anfärben,
wobei es sich selbstverständlich bei diesen Materialien immer um dasselbe Fasersubstrat,
d.h. z. B. Polyesterfaser, Polypropylen oder Polyamidfaser, handelte. Trotz umfangreicher
Färbeversuche, auch insbesondere mit sehr kritischen Farbstoffkombinationen, konnten
keine Unterschiede im Farbton und in der Farbtiefe zwischen den beiden Garnkomponenten
festgestellt werden. So färben sich beispielsweise verwirbelte Garne, die als erste
Komponente Multifila mentgarne mit Festigkeiten zwischen 60 cN/tex und 75 cN/tex
allein oder in Verbindung mit üblichen Textilstandardgarnen und/oder vor dem Verwirbelungsschritt
vorverstreckten POY-Garnen und als zweite Garnkomponente textile Standardgarne, vor
dem Verwirbelungsschritt vorverstreckte POY-Garne und/oder hochfeste Garne mit den
zuvor genannten Festigkeiten aufweisen, stets dann gleichmäßig an, wenn man die zuvor
wiedergegebene Abstimmung der Einzeltiter der Filamente in beiden Garnkomponenten
berücksichtigt hat.
[0020] Bei einer weiteren Verfahrensvariante des erfindungsgemäßen Verfahrens wird besonders
als zweite Garnkomponente ein nicht mattiertes Multifilamentgarn bzw. mehrere nicht
mattierte Multifilamentgarne eingesetzt. Überraschend stellte sich dabei heraus, daß
bei Verwendung eines derartigen Garnes als Nähgarn im Vergleich zu einem Garn, das
als zweite Garnkomponente ein mattiertes Multifilamentgarn bzw. mattierte Multifilamentgarne
aufweist, die Näheigenschaften noch weiter verbessert sind, was sich z. B. in einer
verringerten Erwärmung der Nähnadel ausdrückt. Auch läßt sich ein derartiges Garn,
das als zweite Garnkomponente nicht mattierte Filamente aufweist, nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren mit einer höheren Geschwindigkeit herstellen.
[0021] Abhängig von den jeweils erwünschten Eigenschaften des verwirbelten Garnes, d.h.
insbesondere der Anfärbbarkeit, Festigkeit, des Endtiters und/oder der Schrumpfwerte,
wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren das Massenverhältnis der ersten Garnkomponente
relativ zur zweiten Garnkomponente festgelegt. Üblicherweise kann dieses Massenverhältnis
der ersten Garnkomponente zur zweiten Garnkomponente zwischen 90 % : 10 % bis etwa
50 % : 50 %, vorzugsweise zwischen etwa 85 % : 15 % bis etwa 70 % : 30 % variiert
werden. Innerhalb dieser zuvor wiedergegebenen Massenverhältnisse lassen sich besonders
gut Garne, insbesondere Nähgarne, herstellen.
[0022] Wie bereits vorstehend mehrfach erwähnt, wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
für die erste Garnkomponente mindestens ein Multifilamentgarn ausgewählt, dessen
Festigkeit zwischen 60 cN/tex und etwa 75 cN/tex variiert. Hierbei handelt es sich
um üblicherweise auch als hochfeste Multifilamentgarne oder technische Multifilamentgarne
bezeichnete Garnmaterialien, die in der Regel ein viskosimetrisch bestimmte Molekulargewicht
aufweisen, das im Vergleich zu dem viskosimetrisch bestimmten Molekulargewicht einer
ansonsten chemisch identischen textilen Standardfaser etwa um 5 % bis etwa 50 %, vorzugsweise
um etwa 10 % bis etwa 25 %, größer ist. Das viskosimetrisch bestimmte Molekulargewicht
wird dabei für Polyesterfasern nach SNV 19 55 91 bzw. für Polyamidfasern nach SNV
95 590 oder DIN 53 728 gemessen. Selbstverständlich können jedoch auch andere hochfeste
Multifilamentgarne bei dem erfindungsgemäßen Verfahren verwendet werden, sofern sie
die zuvor genannten spezifischen Festigkeiten besitzen.
[0023] Abhängig von dem jeweils gewünschten Endtiter des verwirbelten Garnes und den erwünschten
Eigenschaften desselben richtet sich die Auswahl der ersten Garnkomponente. Üblicherweise
wird hierfür ein multifiles Material eingesetzt, dessen Gesamttiter zwischen etwa
100 dtex und etwa 1000 dtex, vorzugsweise zwischen etwa 100 dtex und etwa 600 dtex,
variiert.
[0024] Ebenso wie der Gesamttiter richtet sich bei dem erfindungsgemäßen Verfahren die
Auswahl der Elementarfadenzahl nach den gewünschten Eigenschaften. So konnte im Bereich
von Nähgarnen festgestellt werden, daß durch das erfindungsge mäße Verfahren ausgezeichnete
Garne herstellbar sind, wenn hierfür als erste Garnkomponente ein Garnmaterial verwendet
wird, dessen Elementarfadenzahl zwischen etwa 16 und etwa 300, vorzugsweise zwischen
etwa 24 und etwa 96, liegt.
[0025] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren kann sich nach dem Verwirbelungsschritt eine
Reihe von weiteren Verfahren anschließen. Im einfachsten Fall wird das verwirbelte
Garn unter geringer Spannung aufgewickelt und steht dann als Fertiggarn der weiteren
Verarbeitung zur Verfügung. Ebenso ist es möglich, das verwirbelte Garn nach dem Verwirbelungsschritt
zu färben, wobei zweckmäßigerweise bei einer derartigen Verfahrensweise das verwirbelte
Garn unmittelbar nach dem Verwirbelungsschritt direkt auf entsprechende Färbehülsen
aufgewickelt wird. Beim anschließenden Färbevorgang, insbesondere bei einer HT-Färbung
bei etwa 130° C, schrumpft das Garn um etwa 2 bis 3 %, was zu einer Verkleinerung
der Durchmesser der sich selbst kreuzenden Schlingen bzw. Schlaufen führt, ohne daß
diese dabei zu Knoten zusammengezogen werden.
[0026] Eine andere Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens sieht vor, daß nach
dem Verwirbelungsschritt und vor dem Aufwickeln das so hergestellte Garn einer Spannungsbehandlung
unterworfen wird. Hierdurch werden die Durchmesser der beim Verwirbeln gebildeten
sich selbst kreuzenden Schlingen und Schlaufen vorzugsweise soweit verkleinert, daß
sie, bezogen auf ihren ursprünglichen Durchmesser, um etwa 20 % bis etwa 95 % verringert
sind. Ausdrücklich ist hervorzuheben, daß hierbei jedoch verhindert werden soll,
daß sich die Schlaufen und Schlingen zu Knoten zusammenziehen, da sich ansonsten die
späteren Verarbeitungseigenschaften eines derartigen Garnes, insbesondere eines Nähgarnes,
verschlechtern. So konnte festgestellt werden, daß die in ihrem Durchmesser verkleinerten
Schlaufen bzw. Schlingen einen sehr guten Garnzusammenhalt bewirken, was insbesondere
wegen der hohen Beanspruchung eines Nähgarns bei der Verarbeitung desselben erwünscht
ist. Darüberhinaus besitzt ein derartiges Nähgarn, wie bereits vorstehend beschrieben,
noch ein gewisses Volumen, so daß innerhalb des Garnes Luft eingeschlossen ist, die
beim Nähgarn, insbesondere beim Umlenken des Garnes an Fadenleitorganen bzw. der Nadel,
herausgepreßt wird. Dies wiederum bewirkt eine Kühlung der Umlenkorgane bzw. der Nadel,
so daß bei einem derartigen Garn keine Fadenbrüche auftreten, was bei einem Vergleichsgarn,
bei dem die Schlingen knotenartig zusammengezogen sind, nicht der Fall ist.
[0027] Um die zuvor beschriebene Spannungsbehandlung nach dem Verwirbeln durchzuführen,
wird das Garn der Spannungsbehandlung mit einer Geschwindigkeit zugeführt, die zwischen
0,1 % und 5 %, insbesondere zwischen 0,1 % und 2,5 % geringer ist als die Geschwindigkeit,
mit der das Garn aus der Spannungsbehandlung abgezogen wird. Hierbei hängen die zuvor
genannten Geschwindigkeitsdifferenzen einerseits von der gewünschten Verringerung
der Durchmesser der sich selbst überkreuzenden Schlaufen und Schlingen und andererseits
von der jeweils ausgewählten Voreilung der ersten und zweiten Garnkomponente ab.
[0028] Eine andere Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens sieht vor, daß man zusätzlich
zu der Spannungsbehandlung oder anstelle der Spannungsbehandlung eine thermische Behandlung
vor dem Aufwickeln des verwirbelten Garnes durchführt, wobei die Temperatur der thermischen
Behandlung zwischen etwa 100° C und etwa 250° C, insbesondere zwischen etwa 180° C
und etwa 230° C, variiert. Durch eine derartige thermische Behandlung wird dabei,
ähnlich wie die zuvor beschriebene, bei Raumtemperatur ablaufende Spannungsbehandlung,
eine Verkleinerung der Durchmesser der sich überkreuzenden Schlingen und Schlaufen
erreicht, was die zuvor bereits dargelegten Vorteile, insbesondere bei einem Nähgarn,
beinhaltet. Darüberhinaus werden durch eine thermische Behandlung die Thermoschrumpfwerte
des verwirbelten Garnes verringert, was sich weiterhin positiv beim späteren Gebrauch
derselben im verarbeiteten Zustand ausdrückt. Üblicherweise wird diese thermische
Behandlung bei Verweilzeiten zwischen etwa 0,01 s bis etwa 10 s, vorzugsweise zwischen
etwa 0,05 s und 1 s, durchgeführt. Bezüglich der Spannung bei der thermischen Behandlung
ist festzuhalten, daß man diese spannungslos oder vorzugsweise mit einer gewissen
Voreilung durchführt, so daß das so behandelte verwirbelte Garn schrumpfen kann. Insbesondere
wird hierbei das Garn mit Geschwindigkeiten der thermischen Behandlung durchgeführt,
die um 0,1 % bis 10 %, insbesondere um 2 % bis 4 %, höher liegen als die Abzugsgeschwindigkeiten.
Hierdurch wird verhindert, daß in dem Garn unerwünschte Spannungen eingefroren werden,
die sich beim späteren Gebrauch, beispielsweise bei einem Nähgarn durch ein Boldern
der Nähte, nachteilig bemerkbar machen.
[0029] Um einen besonders guten und stabilen Garnverbund zu erzeugen, sieht eine weitere
Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens vor, daß das verwirbelte Garn gezwirnt
wird. Hierbei kann das Garn mit einer Drehung zwischen etwa 10 Drehungen pro m und
etwa 800 Drehungen pro m, vorzugsweise zwischen etwa 100 Drehungen pro m und etwa
600 Drehungen pro m, versehen werden. Ein derartiges Zwirnen des Garnes kann als
integrierter Schritt in einem der vorstehend beschriebenen Verfahren vor dem Aufwickeln
des Garnes durchgeführt werden. In vielen Fällen ist es jedoch besser, das Garn in
einem separaten Arbeitsschritt nach dem Aufwickeln zu zwirnen, da sich ansonsten die
Produktionsgeschwindigkeit nach dem relativ langsamen Zwirnen richten müßte.
[0030] Bei einer besonders geeigneten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens,
das insbesondere zur Herstellung von Nähgarnen angewendet wird, setzt man für die
erste Garnkomponente ein einziges Multifilamentgarn ein, das den vorstehend genannten
Einzeltiterbereich, den Filamentzahlbereich und eine spezifische Festigkeit zwischen
60 cN/tex und 75 cN/tex aufweist. Dieses Multifilamentgarn wird mit den vorstehend
genannten Voreilungen mit einem zweiten Multifilamentgarn als zweite Garnkomponente
verwirbelt, wobei die zweite Garnkomponente den bereits vorstehend aufgeführten Einzeltiterbereich
aufweist und mit der bereits genannten Voreilung dem Verwirbelungsschritt zugeführt
wird. Anschließend wird das so hergestellte verwirbelte Garn unter den vorstehend
genannten Bedingungen bei Raumtemperatur verstreckt und danach in eine thermische
Behandlung überführt, wobei die vorstehend genannten Temperaturen, Spannungen und
Verweilzeiten angewendet werden. Hiernach wickelt man das so hergestellte Nähgarn
auf und zwirnt, färbt und/oder aviviert es danach.
[0031] Der vorliegenden Erfindung liegt ferner die Aufgabe zugrunde, ein Garn der angegebenen
Art zur Verfügung zu stellen, bei dem bei einer ausgezeichneten mechanischen Festigkeit
die beiden Garnkomponenten sowohl vom Farbton als auch von der Farbtiefe besonders
gleichmäßig anfärbbar sind.
[0032] Diese Aufgabe wird durch ein Garn mit den kennzeichnenden Merkmalen des Patentanspruchs
27 gelöst.
[0033] Das erfindungsgemäße Garn, bei dem es sich vorzugsweise um ein Nähgarn handelt, weist
eine erste Garnkomponente auf, die mit einer zweiten Garnkomponente unter Ausbildung
sich selbst kreuzender Schlaufen und Schlingen verwirbelt ist. Hierbei bestehen beide
Garnkomponenten jeweils nur aus einem Multifilamentgarn. Das Multifilamentgarn der
ersten Garnkomponente besitzt eine spezifische Festigkeit zwischen etwa 60 cN/tex
und etwa 75 cN/tex und einen Einzelfilamenttiter zwischen etwa 2 dtex und etwa 5 dtex,
vorzugsweise zwischen etwa 2,5 dtex und etwa 4 dtex. Das Multifilamentgarn der zweiten
Garnkomponente weist einen Einzeltiter zwischen etwa 0,8 dtex und etwa 5 dtex, vorzugsweise
zwischen etwa 1 dtex und etwa 4 dtex auf. Insbesondere sind hierbei die erste Garnkomponente
und die zweite Garnkomponente sind in einem Massenverhältnis zwischen 90 : 10 bis
etwa 50 : 50, vorzugsweise in einem Massenverhältnis zwischen etwa 85 : 15 bis etwa
70 : 30 vorgesehen.
[0034] Ein derartiges, erfindungsgemäß ausgebildetes Garn weist hervorragende Festigkeiten
auf. So konnte festgestellt werden, daß bei Verwendung eines solchen Garnes als Nähgarn
selbst bei großtechnischen Nähversuchen keine Garn- bzw. Kapillarbrüche auftraten,
was einerseits auf die ausgezeichnete Festigkeit und andererseits auf die voluminöse
Struktur des Garnes zurückgeführt wird. Darüberhinaus färben sich beide Garnkomponenten
auch bei Färbungen mit kritischen Farbstoffkombinationen sowohl im Farbton als auch
in der Farbtiefe gleichmäßig an.
[0035] Das erfindungsgemäße Verfahren wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen
und das erfindungsgemäße Garn nachfolgend anhand eines mikroskopischen Fotos des
Garnes näher erläutert.
[0036] Ein insgesamt in dem elektronenrastermikroskopischen Foto mit 1 bezeichnetes Garn,
bei dem es sich um ein Nähgarn handelt, weist als erste Garnkomponente ein Seelenmaterial
2 auf, bei dem es sich um ein Multifilamentgarn handelt. Hierbei ist das Seelenmaterial
2 mit einer zweiten Garnkomponente 3, die auch üblicherweise als Effektgarnkomponente
bzw. Effektgarn bezeichnet wird, verwirbelt. Ebenso wie das Seelenmaterial 2 besteht
die Effektgarnkomponente 3 aus einem Multifilamentgarn. Wie aus dem beigefügten Foto
zu erkennen ist, ist die Effektgarnkomponente 3 überwiegend im äußeren Bereich des
Garnes 1 angeordnet und bildet dort in bezug auf das sich überwiegend geradlinig in
Axialrichtung erstreckende Seelenmaterial 2 sich selbst überkreuzende Schlaufen 4
bzw. Schlingen 5. Wie auf dem Foto zu erkennen ist, weisen die sich selbst überkreuzenden
Schlaufen 4 unterschiedliche Schlaufendurchmesser auf, sind jedoch nicht knotenartig
zusammengezogen.
[0037] Bei dem abgebildeten Garn ist als Seelenmaterial 2 ein Multifilamentgarn eingesetzt,
das eine spezifische Festigkeit von 70 cN/tex, eine Elementarfadenzahl von 64 und
einen Einzeltiter von etwa 3,6 dtex aufweist. Das Effektmaterial 3 besteht bei dem
abgebildeten Garn 1 aus einem vororientier ten Multifilamentgarn (POY-Garn), das
über einen auf 130° C geheizten Stift mit einem Durchmesser von 70 mm bei einem Vorverstreckungsverhältnis
von 1 : 1,7 verstreckt wurde und eine Einzelfilamentzahl von 24 aufweist, wobei der
Einzelfilamenttiter etwa 3,4 dtex beträgt. Der Gesamttiter des Garnes 1 liegt nach
dem Verwirbeln bei etwa 300 dtex. Die absolute Festigkeit des Garnes 1 beträgt 1300
cN.
[0038] Von dem abgebildeten Garn wurden die vom Garn abstehenden Schlingen 4 bzw. Schlaufen
5 gemessen. Hierzu wurde das Garn senkrecht zu einem gebündelten Lichtstrahl transportiert,
der von einer entsprechenden Lichtquelle erzeugt wurde. Hierbei war der Lichtquelle
in einer Ebene gegenüberliegend eine Fotozelle angeordnet, so daß die von einer Schlinge
4 bzw. Schlaufe 5 hervorgerufene Unterbrechung des Lichtstrahls von der Fotozelle
erfaßt und entsprechend addiert wurde. Diese Messung wurde bei einem Abstand des Lichtstrahles
vom Garn von 0,5 mm und 1 mm durchgeführt. Bei einem Abstand des Lichtstrahles von
0,5 mm oberhalb des Garnes konnten 160 Unterbrechungen pro m und bei einem Abstand
von 1 mm 18 Unterbrechungen pro m gemessen werden. Hieraus ist zu schließen, daß vom
Garnverbund relativ wenige Schlingen bzw. Schlaufen in einem Abstand größer als 1
mm abstehen. Ebenso wurde das vorstehend beschriebene Garn industriellen Nähversuchen
unterworfen. Hierbei stellte man im Vergleich zu einem konventionell gezwirnten Garn
und zu einem Garn, das entsprechend der EP-B 00 57 583 knotenartig zusammengezogene
Schlingen aufwies, fest, daß das vorstehend beschriebene Garn auch bei hohen Nähgeschwindigkeiten
von etwa 6000 bis 7000 Stichen pro m keine Faden- bzw. Kapillarbrüche oder Kapillaraufschiebungen
zeigte, während sowohl bei dem konventionell gezwirnten Garn als auch bei dem Garn,
bei dem die Schlaufen knotenartig zusammengezogen waren, häufig der Nähvorgang aufgrund
von Fadenbrüchen und Kapillaraufschiebungen unterbrochen werden mußte, obwohl alle
Garne aus den gleichen Ausgangsmaterialien hergestellt wurden.
[0039] Um die Anfärbbarkeit des Garnes zu untersuchen, wurde eine Reihe von Färbeversuchen
mit verschiedenen Farbstoffkombinationen und unterschiedlichen Garnen durchgeführt.
Da alle Garne aus Polyester waren, wurden diese bei einer Endtemperatur von 130°
C gefärbt. Für die Färbungen wurde folgender Temperaturverlauf ausgewählt:
Starttemperatur: 70° C
Aufwärtsgeschwindigkeit auf 130° C mit 2° C/min
Verweilzeit bei 130° C: 45 Minuten
Abkühlung auf 80° C mit 2° C/min
[0040] Nach dem Färben wurden die Garne zweimal kalt und heiß gespült und anschließend konventionell
getrocknet. Die Färbeflotten wurden jeweils durch Zugabe von Essigsäure und Natriumacetat
auf einen pH-Wert von 4,5 eingestellt. Ferner wiesen alle Flotten 0,5 g/l eines Dispergier-/Egalisiermittels
(Lewegal HTN, Firma Bayer) auf. Zur Anwendung gelangten folgende Farbstoffkombinationen:
Farbstoffkombination I:
[0041] 0,5 % Resolingelbbraun 3 GL, 200 %ig
(C. I. Disperse orange 29)
0,25 % Resolinrot FB, 200 %ig
(C. I. Disperse red 60)
1 % Resolinmarineblau 2 GLS, 200 %ig
(C. I. Disperse blue 79)
Farbstoffkombination II:
[0042] 3 % Resolinmarineblau 2 GLS, 200 %ig
(C. I. Disperse blue 79)
0,15 % Resolingelb 5 GL, 200 %ig
0,8 % Resolinrot BBL, 200 %ig
Farbstoffkombination III:
[0043] 0,5 % Resolinblau BBLS, 200 %ig
(C. I. Disperse blue 165)
1,5 % Resolingelbbraun 3 GL, 200 %ig
(C. I. Disperse orange 29)
0,5 % Resolinrot FB, 200 %ig
(C. I. Disperse red 60)
Farbstoffkombination IV:
[0044] 0,1215 % Resolinorange K-3GLS
0,0265 % Resolinrot K-2BLS
0,0275 % Palanilbrillantblau BGF
0,024 % Resolinblau K-RLS
[0045] Für die Färbeversuche wurden die folgenden Garne eingesetzt:
Garn 1:
[0046]
Erste Garnkomponente: Ein Multifilamentgarn mit einer spezifischen Festigkeit von
65 cN/tex und einem Einzelfilamenttiter von etwa 4,8 dtex.
Zweite Garnkomponente: Ein Multifilamentgarn einer textilen Standardtype mit einem
Einzelfilamenttiter von etwa 3 dtex.
Garn 2:
[0047]
Erste Garnkomponente: Wie bei Garn 1.
Zweite Garnkomponente: Ein Multifilamentgarn einer vororientierten (POY) Faser, die
bei einem Vorverstreckungsverhältnis von 1 : 1,7 über einen 130° C heißen Stift mit
einem Durchmesser von 70 mm vorverstreckt ist, Einzelfilamenttiter 3 dtex.
Garn 3:
[0048]
Erste Garnkomponente: Wie bei Garn 1 und 2.
Zweite Garnkomponente: Ein Multifilamentgarn wie Garn 2 vorverstreckt, jedoch mit
einem Einzelfilamenttiter von etwa 1,5 dtex.
Garn 4:
[0049]
Erste Garnkomponente: Ein Multifilamentgarn mit einer spezifischen Festigkeit von
70 cN/tex und einem Einzelfilamenttiter von etwa 2,8 dtex.
Zweite Garnkomponente: Ein Multifilamentgarn eines textilen Standardmaterials mit
einem Einzelfilamenttiter von etwa 1,2 dtex.
Garn 5:
[0050]
Erste Garnkomponente: Wie Garn 4.
Zweite Garnkomponente: Wie Garn 3.
Garn 6:
[0051]
Erste und zweite Garnkomponente: Jeweils ein Multifilamentgarn mit einer spezifischen
Festigkeit von 68 cN/tex, Einzelfilamenttiter der ersten Garnkomponente: 5 dtex, Einzelfilamenttiter
der zweiten Garnkomponente: 1,2 dtex.
Garn 7:
[0052]
Erste Garnkomponente: Ein Multifilamentgarn mit einer spezifischen Festigkeit von
62 cN/tex und einem Einzelfilamenttiter von etwa 5,5 dtex.
Zweite Garnkomponente: Ein textiles Standardmultifilamentgarn mit einem Einzelfilamenttiter
von etwa 5,5 dtex.
[0053] Die Färbeversuche der Garne zeigten, daß alle Garne 1 bis 5 mit den vorstehenden
Farbstoffkombinationen I bis IV sowohl vom Farbton als auch von der Farbtiefe gleichmäßig
angefärbt waren, d.h. die erste Garnkomponente färbte sich nicht unterschiedlich zur
zweiten Garnkomponente an. Beim Garn 6 konnte man geringe visuelle Farbton- und Farbtiefenunterschiede
feststellen, die zu akzeptieren sind.
[0054] Garn 7 zeigte deutliche Farbton- und Farbtiefenunterschiede, so daß dieses Garn trotz
gleicher Einzelfilamenttiter wegen der bevorstehenden Farbunterschiede nicht geeignet
ist.
1. Verfahren zur Herstellung eines Garnes, insbesondere Nähgarnes, bei dem man als
Seelenmaterial eine erste Garnkomponente, die mindestens aus einem Multifilamentgarn
besteht, mit einer zweiten Garnkomponente als Effektmaterial mit Hilfe eines Fluidstromes
unter Ausbildung des mit sich selbst überkreuzenden Schlaufen und Schlingen versehenen
Garnes verwirbelt und das so hergestellte Garn vor und/oder nach dem Aufwickeln ggf.
verstreckt, thermisch behandelt, zwirnt, aviviert und/oder färbt, dadurch gekennzeichnet, daß man an dem eine spezifische Festigkeit zwischen etwa 60 cN/tex und etwa 75 cN/tex
aufweisenden mindestens einen Multifilamentgarn der ersten Garnkomponente den Verwirbelungsschritt
ohne Vorverstreckung direkt ausführt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die erste Garnkomponente mit einer Voreilung zwischen etwa 1 % bis etwa 9
%, vorzugsweise zwischen etwa 2 % und etwa 5 %, verwirbelt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man die erste Garnkomponente vor dem Verwirbeln mit einer Flüssigkeit benetzt.
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß man die zweite Garnkomponente mit einer Voreilung zwischen etwa 14 % und etwa
35 %, vorzugsweise zwischen etwa 20 % und etwa 30 %, dem Verwirbelungsschritt zuführt.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß man als zweite Garnkomponente ein vororientiertes Multifilamentgarn (POY-Garn)
auswählt.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß man das vororientierte Multifilamentgarn über einen Stift, vorzugsweise einen
geheizten Stift, vorverstreckt und dann verwirbelt.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß man die Vorverstreckung des vororientierten Multifilamentgarnes bei einer Stifttemperatur
zwischen etwa 110° C und etwa 150° C, vorzugsweise zwischen etwa 120° C und etwa 140°
C, durchführt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß man das vororientierte Multifilamentgarn in einem Verhältnis vorverstreckt, das
etwa 2 % bis etwa 40 %, vorzugsweise etwa 10 % bis etwa 25 %, unter dem Wert liegt,
bei dem es zu einem Bruch des Multifilamentgarnes kommt.
9. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß man als zweite Garnkomponente ein Multifilamentgarn mit einer spezifischen Festigkeit
zwischen etwa 20 cN/tex und etwa 75 cN/tex, vorzugsweise zwischen etwa 30 cN/tex
und etwa 45 cN/tex oder etwa 60 cN/tex und etwa 75 cN/tex, auswählt.
10. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, bei dem man das so hergestellte
Garn färbt, dadurch gekennzeichnet, daß man den Einzelfilamenttiter des Multifilamentgarnes der ersten Garnkomponente
und den Einzelfilamenttiter des Garnmaterials der zweiten Garnkomponente aufeinander
derart abstimmt, daß man für die erste Garnkomponente Filamente mit einem Einzelfilamenttiter
zwischen etwa 2 dtex und etwa 5 dtex, vorzugsweise zwischen etwa 2,5 dtex und etwa
4 dtex, und für die zweite Garnkomponente ein Garnmaterial mit einem Einzelfilamenttiter
zwischen etwa 0,8 dtex und etwa 5 dtex, vorzugsweise zwischen etwa 1 dtex und etwa
4 dtex, verwendet.
11. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß man als zweite Garnkomponente ein nicht mattiertes Multifilamentgarn auswählt.
12. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß man ein Massenverhältnis der ersten Garnkomponente relativ zur zweiten Garnkomponente
zwischen etwa 90 : 10 bis etwa 50 : 50, vorzugsweise zwischen etwa 85 : 15 bis etwa
70 : 30, auswählt.
13. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß man für die erste Garnkomponente solche Garnmaterialien auswählt, deren viskosimetrisch
bestimmtes Molekulargewicht im Vergleich zu dem viskosimetrisch bestimmten Molekulargewicht
einer ansonsten chemisch identischen textilen Standardfaser etwa um 5 % bis etwa 50
%, vorzugsweise um etwa 10 % bis etwa 25 %, größer ist.
14. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß man für die erste Garnkomponente ein Garnmaterial mit einem Gesamttiter zwischen
etwa 100 dtex und etwa 1000 dtex, vorzugsweise zwischen etwa 100 dtex und etwa 600
dtex, auswählt.
15. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß man für die erste Garnkomponente ein Garnmaterial mit einer Elementarfadenzahl
zwischen etwa 16 und etwa 300, vorzugsweise zwischen etwa 24 und etwa 96, verwendet.
16. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß man das verwirbelte Garn vor der Aufwicklung einer Spannungsbehandlung derart
unterwirft, daß die beim Verwirbeln gebildeten sich selbst kreuzenden Schlingen bzw.
Schlaufen soweit verkleinert werden, daß sie in ihrem Durchmesser um etwa 20 % bis
etwa 95 %, bezogen auf ihren ursprünglichen Durchmesser, verringert werden.
17. Verfahren nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß man das verwirbelte Garn der Spannungsbehandlung mit einer Geschwindigkeit zuführt,
die zwischen 0,1 % und 5 %, vorzugsweise zwischen 0,1 % und 2,5 %, geringer ist als
die Geschwindigkeit, mit der man das Garn aus der Spannungsbehandlung abzieht.
18. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß man das verwirbelte Garn vor der Aufwicklung einer thermischen Behandlung bei
einer Temperatur zwischen etwa 100° C und etwa 250° C, vorzugsweise zwischen etwa
180° C und etwa 240° C, unterwirft.
19. Verfahren nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, daß man die thermische Behandlung in einem heißen Luftstrom durchführt.
20. Verfahren nach einem der Ansprüche 18 oder 19, dadurch gekennzeichnet, daß man die thermische Behandlung zwischen etwa 0,01 s und etwa 10 s, vorzugsweise
zwischen etwa 0,05 s und 1 s, durchführt.
21. Verfahren nach einem der Ansprüche 18 bis 20, dadurch gekennzeichnet, daß man das verwirbelte Garn der thermischen Behandlung mit einer Geschwindigkeit
zuführt, die gleich oder höher ist als die Geschwindigkeit, mit der man das Garn aus
der thermischen Behandlung abzieht.
22. Verfahren nach Anspruch 21, dadurch gekennzeichnet, daß man eine Zuführgeschwin digkeit verwendet, die um 0,1 % bis 10 %, vorzugsweise
um 2 % bis 4 %, höher ist als die Abzugsgeschwindigkeit.
23. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß man das verwirbelte Garn mit einer Drehung zwischen etwa 10 Drehungen/m und etwa
800 Drehungen/m, vorzugsweise zwischen etwa 100 Drehungen/m und etwa 600 Drehungen/m
versieht.
24. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß man das verwirbelte Garn mit einer Voreilung zwischen etwa 0 % und etwa 10 %
aufwickelt, anschließend färbt und/oder aviviert.
25. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß man als erst Garnkomponente nur ein Multilfilamentgarn und als zweite Garnkomponente
ebenfalls nur ein Multifilamentgarn einsetzt.
26. Garn, insbesondere Nähgarn, hergestellt nach einem der vorangehenden Ansprüche.
27. Garn, insbesondere Nähgarn, das aus einer ersten, ein Seelenmaterial bildenden
Garnkomponente, die mit einer zweiten Garnkomponente als Effektgarn unter Ausbildung
von sich selbst kreuzenden Schlaufen und Schlingen verwirbelt ist, besteht, wobei
beide Garnkomponenten jeweils nur ein Multifilamentgarn aufweisen,dadurch gekennzeichnet, daß das Multifilamentgarn der ersten Garnkomponente eine spezifische Festigkeit zwischen
etwa 60 cN/tex und etwa 75 cN/tex und einen Einzelfilamenttiter zwischen etwa 2 dtex
und etwa 5 dtex, vorzugsweise zwischen etwa 2,5 dtex und etwa 4 dtex, und das Multifilamentgarn
der zweiten Garnkomponente einen Einzelfilamenttiter zwischen etwa 0,8 dtex und etwa
5 dtex, vorzugsweise zwischen etwa 1 dtex und etwa 4 dtex, besitzen.
28. Garn nach Anspruch 27, dadurch gekennzeichnet, daß die erste Garnkomponente und die zweite Garnkomponente in einem Massenverhältnis
von etwa 90 : 10 bis etwa 50 : 50, vorzugsweise in einem Massenverhältnis von 85 :
15 bis 70 : 30, vorliegen.