[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Herstellung
von warmgewalzten Stahlbändern etc. aus stranggegossenen Vormaterialien in kontinuierlich
aufeinanderfolgenden Arbeitsschritten, wobei das stranggegossene Vormaterial nach
Erstarrung auf eine bestimmte Länge geschnitten, in einem Ausgleichsofen auf Walztemperatur
gebracht und zum Auswalzen in eine Fertigwalzstraße eingeführt wird.
[0002] Aus der deutschen Offenlegungsschrift 33 41 745 ist ein Verfahren zur Herstellung
von warmgewalzten Stahlbändern bekannt, gemäß dem der von der Gießanlage kommende
bandförmige Gießstrang zu einem Bund aufgewickelt und nach Erwärmung wieder abgewickelt
einem Walzwerk zum Auswalzen zu Endquerschnitten zugeführt wird. Die Gießanlage ist
hierbei mehradrig ausgebildet, und die Gießstränge sind parallel in Walzrichtung angeordnet.
Ferner ist hierbei ein als Zwischenspeicher dienender Ofen zur Aufnahme aller Gießstränge
quer zur Stranggießanlage angeordnet und entsprechend breit ausgebildet. Von Nachteil
sind hierbei die hohen Investitions- und Betriebskosten, und zwar insbesondere für
den sehr groß und breit ausgelegten Ofen für die Aufnahme der parallel einlaufenden
Gießstränge.
[0003] Ferner werden zur Herstellung von warmgewalzten Stahlbändern aus stranggegossenen
Vormaterialien gemäß einer noch nicht veröffentlichten Patentanmeldung zwei bandförmige
Vormaterialstränge übereinanderliegend und gemeinsam in einem Rollenherdofen auf Walztemperatur
gebracht und vereinzelt, nacheinander in einer Fertigwalzstraße zu Fertigbändern ausgewalzt.
Einer von diesen Gießsträngen, die aus dem Rollenherdofen austreten, wird hierbei
einem als Zwischenspeicher dienendem Ofen zugeführt, in dem der bandförmige Gießstrang
zu einem Bund aufgewickelt und warm gehalten wird, bevor er in die Fertigwalzstraße
eingeführt wird.
[0004] Die Aufgabe der Erfindung besteht in einer weitergehenden wesentlichen verfahrens-
und vorrichtungsmäßigen Verbesserung, insbesondere der oben zuletzt angeführten Maßnahmen
zur Herstellung von warmgewalzten Stahlbändern etc.
[0005] Die Aufgabe wird verfahrenstechnisch dadurch gelöst, daß das stranggegossene Vormaterial
nach der Erwärmung einer mehrgerüstigen, reversierbaren Fertigwalzstraße mit daran
angeschlossener Coilbox zugeführt wird.
[0006] Durch diese erfi ndungsgemäßen Maßnahmen werden im Vergleich zu den bisher bekannten
und praktizierten Verfahren nachfolgende Vorteile erzielt:
- Bessere Ausnutzung der Fertigwalzstraße.
- Kürzere Ausgleichsofenlänge zur Erwärmung der stranggegossenen Vormaterialien sowie
kürzere Rollgangslänge durch etwas höhere Vorbanddicken.
- Die größere Vorbanddicke erlaubt eine höhere Fertigbanddicke als bei dünneren Bändern,
da der notwendige Verfestigungsgrad (Mindestabnahme ca. 3 : 1) erreicht wird.
- Die reversierbare Fertigwalzstraße mit der daran angeschlossenen Coilbox ist besonders
vorteilhaft im Zusammenhang bzw. in Verbindung mit der Stranggießtechnik. So werden
beispielsweise im Vergleich zu bekannten Verfahren bei Verwendung von konventionellen
Brammendicken (H = 200 mm) nicht nur die Umformmomente und damit die Anzahl der Stiche
wesentlich verringert, sondern es wird auch eine Einsparung an Walzgerüsten (3 oder
4 Gerüste), und zwar bei baulich geringerer Dimensionierung der Gerüste, erreicht.
- Höhere Walzgeschwindigkeit und damit niedrigere thermische Belastung der Walzen
und geringerer Walzenverschleiß.
- Höhere Bandgeschwindigkeiten und damit kürzere Transportzeiten zwischen den Walzgerüsten
mindern die Sekundärzunderbildung und verbessern somit die Qualität des Walzproduktes.
- Es ist kein Wickelofen als Zwischenspeicher mehr erforderlich, in dem bisher der
bandförmige Gießstrang zu einem Bund aufgewickelt und warmgehalten werden mußte, da
die Zwischendicke des bandförmig gewalzten Gießstranges gemäß dem Verfahren der Erfindung
mit beispielsweise H = 10 - 18 mm noch coilbar bzw. wickelbar ist.
[0007] In vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß im Reversierstich
eine über die Bandlänge und -breite entsprechend dem Temperaturverlauf geregelte Zwischengerüstkühlung
erfolgt. Durch die Zwischengerüstkühlung wird eine konstante Walztemperatur eingestellt,
wodurch gleichmäßige, verbesserte Materialeigenschaften über die gesamte Bandlänge
erzielt werden.
[0008] Vorrichtungsmäßig wird die Aufgabe der Erfindung durch eine Ein- oder Mehrstranggießanlage
mit nachgeschaltetem Ausgleichsofen und dazwischengeschalteter Schneidmaschine sowie
mit einer dem Ausgleichsofen nachgeschalteten, reversierbaren Fertigwalzenstraße mit
daran angeschlossener Coilbox gelöst. Die Coilbox kann dabei auch als Wickelofen ausgebildet
sein. Nach Verlassen des letzten Walzgerüstes wird der jeweilige Strang in der Coilbox
aufgewickelt. Auf diese Weise kann sehr vorteilhaft an Hallenlänge eingespart und
vor allem der Temperaturverlust für das Zwischenbandende bzw. Zwischenstrangende sehr
gering gehalten werden.
[0009] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den nachfolgenden Erläuterungen
einer in der Zeichnung schematisch in Draufsicht dargestellten Vorrichtung zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens, wobei die Coilbox in schematischer Seitenansicht
gezeigt ist.
[0010] Bei der in der Zeichnung dargestellten Vorrichtung handelt es sich um eine aus zwei
Gießmaschinen (1 und 2) bestehende Stranggießanlage. Jeder Gießmaschine ist ein Ausgleichsofen
(3) bzw. (4) nachgeschaltet, dem die Stränge (5) bzw. (6) unmittelbar zugeführt werden.
Zwischen den Gießmaschinen (1, 2) sind Schneidemaschinen (7, 8) zum Abschneiden der
Stränge (5, 6) auf eine vorbestimmte Länge angeordnet. An den Ausgleichsofen (3) schließt
ein Rollgang (9) an, der als Transport- und Kühlrollgang benutzt wird und der den
Ausgleichsofen (3) mit der reversierbaren Fertigwalzstraße (10) verbindet. Diese Fertigwalzstraße
(10) ist hierbei vorteilhaft viergerüstig ausgebildet, d. h. sie weist vier mit Abstand
nacheinander angeordnete Walzwerke (F1, F2, F3, F4) auf. Zwischen den Walzwerken (F1,
F2) und (F3) sind Einrichtungen (11, 12) zur Entzunderung oder Kühlung der Walzstränge
angeordnet. Im Anschluß an das Walzwerk (F4) ist über eine weitere Entzunderungseinrichtung
(13) der Fertigwalzstraße (10) eine Coilbox (14) nachgeschaltet (Darstellung in aus
der Zeichenebene um 90 Grad gedrehter, schematischer Seitenansicht). Die Walzwerke
(F1, F2, F3, F4) der Fertigwalzstraße (10) stehen über Kammwalzgetriebe (15, 16, 17,
18) mit den Antriebsmotoren (19, 20, 21, 22) in Verbindung. Während zwischen dem Kammwalzgetriebe
(18) und dem Antriebsmotor (22) ein normales Getriebe (23) angeordnet ist, sind zwischen
den Kammwalzgetrieben (16) und (17) und den Antriebsmotoren (20) und (21) sehr vorteilhaft
besondere Schaltgetriebe (24) und (25) vorgesehen. Diese Schaltgetriebe (24, 25) über
die der Antrieb der hauptlasttragenden Walzwerke (F2) und (F3) der Fertigwalzstraße
(10) erfolgt, ermöglichen eine erheblich bessere Ausnutzung der Anriebsmotore (20,
21), d. h. die Antriebsmotore (20, 21) können ohne Überdimensionierung mit voller
Leistung betrieben werden. Für den Antrieb der Walzwerke (F2, F3) können daher wesentlich
geringer aufwendige Motore eingesetzt werden, als dies bisher bei den üblichen Walzwerken
zur Herstellung von warmgewalzten Stahlbändern aus stranggegossenen Vormaterialien
der Fall war.
[0011] Im Betrieb der in der Zeichnung schematisch dargestellten Zweistranggießanlage werden
in den Gießmaschinen (1, 2) Vorbänder bzw. Stränge (5, 6) mit einer Dicke von über
50 mm, vorzugsweise von 65 mm, erzeugt. Nach Erreichen der jeweils gewünschten Stranglänge
wird der Strang (5) bzw. (6) von der Schneidemaschine (7) bzw. (8) abgeschnitten und
im Ausgleichsofen (3) bzw. (4) auf eine Temperatur von 1100 Grad C bis 1130 Grad C
gebracht bzw. erhitzt. Vom Ausgleichsofen (3) wird der Strang (5) direkt d. h. unmittelbar
auf den Rollgang (9) gebracht (während der für das spätere Aufwickeln des fertiggewalzten
Bandes erforderliche Haspel mit Treiber (30) außer Funktion bleibt) und von dort dem
Walzwerk bzw. der reversierbaren Fertigwalzstraße (10) zugeführt, während der aus
dem Ausgleichsofen (4) kommende Strang (6) mit Hilfe einer gekapselten Querfähre (26)
und mit Hilfe einer in der Zeichnung nicht näher dargestellten Querverschiebeeinrichtung
in Pfeilrichtung (27) auf den Zufuhrrollgang (9) transportiert wird, der gleichzeitig
auch als Auslaufrollgang dient. Der Strang (6) wird dann ungekapselt und ohne Verwendung
eines Zwischenspeichers oder Halteofens unmittelbar der Fertigwalzstraße (10) zugeführt.
Die Zuführung der Stränge (5) und (6) aus den Ausgleichsöfen (3) und (4) in die Fertigwalzstraße
(10) erfolgt sehr vorteilhaft wechselweise und kontinuierlich. Die höhere Vorbanddicke
bzw. Dicke der Stränge (5, 6) vermindert hierbei sehr vorteilhaft den Temperaturverlust
bzw. die notwendige Temperaturerhöhung in der Fertigwalzstraße (10).
[0012] Am Walzwerk (F1) wird beim ersten Durchlauf des jeweiligen Stranges hierbei beispielsweise
keine Stichabnahme durchgeführt. Das Walzwerk (F1) übernimmt daher nur die Transportfunktion
für das Band bzw. den Strang. Hinter dem Walzwerk (F1) und dem Walzwerk (F2) erfolgt
jeweils in den Einrichtungen (11, 12) eine Entzunderung der Walzstränge. Im Walzwerk
(F2) wird eine geringe Abnahme der Strangdicke (z.B. ca. 25 %) und damit ein niedrigerer
Walzenverschleiß bewirkt, während in den Walzwerken (F3) und (F4) eine größere Abnahme
der Strangdicke durchgeführt wird. Die Zwischendicke der Stränge muß jeweils so gewählt
werden, daß die Stränge nach der Entzunderung in der Entzunderungseinrichtung (13)
in der Coilbox (14) ohne Probleme leicht gecoilt d. h. aufgewickelt werden können.
Die Wickelgeschwindigkeit der Stränge in der Coilbox (14) ist mit ca. 1,6 m/s am Kopf
und 2,8 m/s (abhängig von der Banddicke) am Ende relativ niedrig.
[0013] Die Antriebe der Walzwerke (F2) und (F3) - in bestimmten Fällen auch von (F1) - sind
hierbei sehr vorteilhaft mit Schaltgetrieben (24) und (25) ausgerüstet, um dadurch
die Antriebsmotore (20, 21) optimal ausnutzen zu können und die Investitionskosten
zu senken. Beim ersten Durchlauf der Stränge durch die Walzwerke (F1, F2, F3, F4)
der Fertigwalzstraße (10) werden hohe Momente und niedrige Walzgeschwindigkeiten benötigt,
während beim Reversiervorgang niedrige Momente und hohe Walzgeschwindigkeiten erforderlich
sind.
[0014] Bevor der Reversierstich des Stranges eingeleitet werden kann, müssen die Antriebe
der Walzwerke abgebremst, die Getriebeübersetzungen an den Walzwerken (F2) und (F3)
umgeschaltet und die Antriebe erneut beschleunigt werden. Weiterhin sind eventuell
die als CVC-Walzen ausgebildeten Walzen zu verschieben sowie die mechanischen Anstellungen
in die neuen Positionen zu fahren. In dieser Zeit wird der Strang in der Coilbox (14)
warm gehalten. Lediglich die äußere Strangwindung kühlt in der Coilbox (10) gegenüber
den übrigen innenliegenden Windungen des Stranges stärker ab. Dieser Temperaturabfall
von etwa 15 Grad C der äußeren Strangwindung kann jedoch sehr leicht durch eine ungleichförmige
Geschwindigkeitserhöhung im Reversierstich und/oder eine über die Bandlänge - entsprechend
dem Temperaturverlauf - geregelte Zwischengerüstkühlung vermindert werden. Am Walzgerüst
(F4) ist im übrigen hierbei kein Schaltgetriebe erforderlich, da die Walzendrehzahlen
des Walzwerkes (F4) für den ersten Durchlauf der Stränge und den Reversiervorgang
etwa gleich hoch liegen.
[0015] Beim Reversiervorgang muß das Walzband bzw. der Walzstrang aus der Coilbox (14) wieder,
wie an sich bekannt, in entgegengesetzter Richtung (Pfeil 28) zurück- bzw. abgewickelt
werden. Um den Sekundärzunder zu beseitigen, muß das Walzband vor Einlauf in das Walzwerk
(F4) in der Entzunderungseinrichtung (13) entzundert werden. Beim Reversiervorgang
werden alle Walzwerke von (F4) bis (F1) benutzt. Das dann jeweils fertig gewalzte
Band wird gekühlt und auf einem in der Zeichnung mit der Bezugsziffer (30) dargestellten
Haspel aufgewickelt. Die Auslaufgeschwindigkeit aus dem Fertigwalzwerk (10) nach dem
letzten Stich beträgt für ein 2 mm dickes Fertigband ca. 8 m/s. Die Produktionsminderung
durch den Reversiervorgang kann jedoch durch entsprechend höhere Walzgeschwindigkeiten
jederzeit sehr leicht wieder ausgeglichen werden.
[0016] Der Gegenstand der Erfindung ist jedoch nicht auf das in der Zeichnung dargestellte
Ausführungsbeispiel beschränkt. So kann gegebenenfalls die Fertigwalzstraße in entsprechender
Anpassung an die jeweilige Ein- oder Mehstranggießanlage auch sehr vorteilhaft als
dreigerüstige Walzstraße ausgebildet sein. Auch kann sehr vorteilhaft vor der Fertigwalzstraße
das Band auf dem Rollgang gependelt werden, auf dem sich, wenn es aus metallurgischen
Gründen erforderlich sein sollte, niedrigere Vorbandeinlauftemperaturen realisieren
lassen.
1. Verfahren zur Herstellung von warmgewalzten Stahlbändern etc. aus stranggegossenen
Vormaterialien in kontinuierlich aufeinanderfolgenden Arbeitsschritten, wobei das
stranggegossene Vormaterial nach Erstarrung auf eine bestimmte Länge geschnitten,
in einem Ausgleichsofen auf Walztemperatur gebracht und zum Auswalzen in eine Fertigwalzstraße
eingeführt wird, dadurch gekennzeichnet, daß das stranggegossene Vormaterial nach der Erwärmung einer mehrgerüstigen, reversierbaren
Fertigwalzenstraße mit daran angeschlossener Coilbox zugeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im Reversierstich eine über die Bandlänge und - breite entsprechend dem Temperaturverlauf
geregelte Zwischengerüstkühlung erfolgt.
3. Vorrichtung zur Herstellung von warmgewalzten Stahlbändern etc. aus stranggegossenen
Vormaterialien in kontinuierlich aufeinanderfolgenden Arbeitsschritten, wobei das
stranggegossene Vormaterial nach Erstarrung auf eine bestimmte Länge geschnitten,
in einem Ausgleichsofen auf Walztemperatur gebracht und zum Auswalzen in eine Fertigwalzstraße
eingeführt wird, zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet durch eine Ein- oder Mehrstranggießanlage (1, 2) mit nachgeschaltetem Ausgleichsofen
(3, 4) und dazwischengeschalteter Schneidmaschine (7, 8) sowie mit einer dem Ausgleichsofen
(3, 4) nachgeschalteten, reversierbaren Fertigwalzenstraße (10) mit daran angeschlossener
Coilbox (14).
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Fertigwalzstraße (10) als dreigerüstige Walzstraße ausgebildet ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Fertigwalzstraße (10) als viergerüstige Walzstraße ausgebildet ist.
6. Vorrichtung nach den Ansprüchen 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Antriebe der hauptlasttragenden Walzwerke (F2, F3; bzw. F1, F2, F3) der
Fertigwalzstraße (10) mit Schaltgetrieben (24, 25) ausgerüstet sind.