[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung von grenzflächenaktiven Fettsäureester- und/oder
Fettsäurederivaten, die man über die Umsetzung von epoxidierten Fettsäureestern mit
Schwefeltrioxid, nachfolgende Reaktion mit nucleophilen Reagenzien und gegebenenfalls
Verseifung der Esterbindung erhalten kann, als Sammler bei der Flotation von nichtsulfidischen
Erzen.
[0002] Die Abtrennung von Wertmineralien von der Gangart durch Flotation ist ein allgemein
angewandtes Sortierverfahren für die Aufbereitung von mineralischen Erzen. Nichtsulfidische
Minerale im Sinne der vorliegenden Erfindung sind beispielsweise Apatit, Fluorit,
Scheelit, Baryt, Eisenoxide und andere Metalloxide, z. B. die Oxide des Titans und
Zirkons, sowie bestimmte Silikate und Alumosilikate. Üblicherweise wird bei flotativen
Aufbereitungsverfahren das Erz zunächst zerkleinert und trocken, vorzugsweise aber
naß vermahlen und in Wasser suspendiert. Anschließend gibt man normalerweise Sammler,
häufig in Verbindung mit Schäumern und gegebenenfalls weiteren Hilfsreagenzien wie
Reglern, Drückern (Desaktivatoren) und/oder Belebern (Aktivatoren) zu, die die Abtrennung
der Wertminerale von den Gangartmineralen des Erzes bei der anschließenden Flotation
unterstützen. Bevor in die Suspension Luft eingeblasen wird (Flotieren), um an ihrer
Oberfläche Schaum zu erzeugen, läßt man diese Reagenzien üblicherweise eine gewisse
Zeit auf das fein gemahlene Erz einwirken (Konditionieren). Der Sammler sorgt für
eine Hydrophobierung der Oberfläche der Minerale, so daß ein Anhaften dieser Minerale
an den während der Belüftung gebildeten Gasblasen bewirkt wird. Die Hydrophobierung
der Mineralbestandteile erfolgt selektiv in der Weise, daß die unerwünschten Bestandteile
des Erzes nicht an den Gasblasen haften bleiben. Der mineralhaltige Schaum wird abgestreift
und weiterverarbeitet. Es ist das Ziel der Flotation, das Wertmineral der Erze in
möglichst hoher Ausbeute zu gewinnen und dabei gleichzeitig eine möglichst gute Anreicherung
des Wertminerals zu erhalten.
[0003] Die Verwendung von anionaktiven Tensiden als Sammler bei der Flotation von nichtsulfidischen
Erzen ist an sich Stand der Technik. Bekannte anionaktive Sammler sind beispielsweise
gesättigte und ungesättigte Fettsäuren, Alkylsulfate, Alkylethersulfate, Alkylsulfosuccinate,
Alkylsulfosuccinamate, Alkylbenzolsulfonate, Alkylsulfonate, Petroleumsulfonate,
Acyllatylate, Alkylphosphate und Alkyletherphosphate.
[0004] Bei der Aufbereitung nichtsulfidischer Erze durch Flotation ist - bedingt durch
die je nach Herkunft stark schwankende Zusammensetzung des zu trennenden Rohmaterials
- eine Vielzahl von Trennaufgaben zu bewältigen. Die zu trennenden Minerale sind
häufig sehr fein miteinander verwachsen und weisen dazu auch noch große chemische
Ähnlichkeit auf. Demzufolge besteht für die erfolgreiche Durchführung solcher Flotationsverfahren
ein großer Bedarf an selektiv wirkenden Reagenzien, insbesondere von selektiv wirkenden
Sammlern.
[0005] Es wurde gefunden, daß sich grenzflächenaktive Fettsäureester-und/oder Fettsäurederivate,
wie sie über die Umsetzung von epoxidierten Estern ungesättigter Fettsäuren mit Schwefeltrioxid
und nachfolgende Reaktion mit nucleophilen Reagenzien sowie - im Falle der Fettsäurederivate
(Di-Salze) - Verseifung der Esterbindung erhalten werden können, bei der Verwendung
als Sammler für die Flotation von nichtsulfidischen Erzen hinsichtlich der Selektivität
Vorteile gegenüber bekannten anionischen Standard-Flotationssammlern zeigen.
[0006] Gegenstand der Erfindung ist deshalb die Verwendung von grenzflächenaktiven Fettsäureester-
und/oder Fettsäurederivaten, die dadurch erhältlich sind, daß man epoxidierte Fettsäureester
mit 1 bis 3 Mol Schwefeltrioxid pro Mol Epoxidsauerstoff bei 20 bis 100 °C umsetzt,
das Umsetzungsprodukt (A) mit nucleophilen Reagenzien zur Reaktion bringt und gegebenenfalls
die Esterbindung verseift; als Sammler bei der Flotation von nichtsulfidischen Erzen.
[0007] Die hier als Sammler vorgeschlagenen Substanzen sind aus der DE-A-36 12 481 bekannt.
Die bei ihrer Herstellung als Ausgangsmaterial eingesetzten Epoxyfettsäureester können
ihrerseits durch Epoxidation von Estern ungesättigter Fettsäuren, beispielsweise nach
dem in J. Am. Chem. Soc.
67 (1945), S. 412-414 beschriebenen Verfahren durch Umsetzung von ungesättigten Fettsäureestern
mit Peressigsäure erhalten werden. Geeignete Fettsäureester sind solche aus ungesättigten
Fettsäuren mit 14 bis 22 Kohlenstoffatomen und ein- oder mehrwertigen Alkoholen
mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen z.B. Methylester, Ethylester, Isopropylester, Ethylenglycolester,
Triglyceride, Trimethylolpropanester, Pentaerythritester und Sorbitanester. Bevorzugt
werden als Epoxyfettsäureester epoxidierte C₁-C₄-Alkylester der einfach ungesättigten
Fettsäuren mit 16 bis 22 Kohlenstoffatomen oder solcher Fettsäuregemische, die überwiegend
aus einfach ungesättigten Fettsäuren mit 16 bis 22 Kohlenstoffatomen bestehen, eingesetzt.
Geeignet sind aber auch die epoxidierten Ester von technischen Fettsäurefraktionen,
die bis zu etwa 20 Gew.-% gesättigte Fettsäuren mit 14 bis 22 Kohlenstoffatomen und/oder
bis zu etwa 50 Gew.-% mehrfach ungesättigte Fettsäuren, z.B. Linolsäure, enthalten.
Bevorzugt werden Epoxyfettsäureester mit einem Gehalt von 3 bis 5 Gew.-% Epoxidsauerstoff,
insbesondere epoxidierter Ölsäuremethylester oder epoxidierte Methylester von Fettsäurefraktionen,
die mehr als 50 Gew.-% Ölsäure enthalten.
[0008] Bei der Umsetzung der Epoxyfettsäureester mit Schwefeltrioxid tritt als Nebenreaktion
eine gleichzeitige Sulfonierung in alpha-Stellung zur Carboxylgruppe ein. Die Umsetzung
verläuft nach folgendem Formelschema

wobei R¹ im Falle der C₁ bis C₄-Alkylester eine Alkylgruppe mit 1 bis 4 C-Atomen
darstellt. Die Summe (x+y) ist eine Zahl von 9 bis 17. Im Falle von epoxidiertem Ölsäuremethylester
ist R¹ = - CH₃ und (x+y) = 13. Aufgrund der unter den gleichen Reaktionsbedingungen
eintretenden alpha-Sulfonierung der Fettsäureester werden Anteile von nichtepoxidierten,
gesättigten Fettsäureestern unter den Reaktionsbedingungen in alpha-Sulfofettsäureester
überführt. Anteile von nichtepoxidierten, ungesättigten Fettsäurestern werden zusätzlich
an der Doppelbindung sulfoniert. Das Gleiche gilt für nur teilweise epoxidierte, mehrfach
ungesättigte Fettsäureester. Die Sulfonierung an der Doppelbindung verläuft im Sinne
der bekannten Sulfonierung von Olefinen und führt zu Sulfoalkencarbonsäureestern mit
-SO₃H-Gruppen in alpha-Stellung zur Doppelbindung, sowie zu 2- und 3-Hydroxyalkansulfonaten.
[0009] Die Umstzungsprodukte der ersten Stufe des erfindungsgemäßen Verfahrens zeichnen
sich dadurch aus, daß sie anstelle der Epoxygruppen nun eine Glykolsulfatgruppe aufweisen.
Diese ist reaktiv und läßt sich in der zweiten Stufe mit zahlreichen nucleophilen
Reagenzien unter Ausbildung neuer Fettsäureester-Derivate umsetzen. Als nucleophile
Reagenzien eignen sich z.B. Hydroxide, Alkoholate, Phenolate oder Carboxylate, Ammoniak,
primäre, sekundäre und tertiäre Amine. Bei der Umsetzung mit den nucleophilen Reagenzien
tritt eine Öffnung des Glykolsulfatringes unter Ausbildung von beta-substituierten
Ethylsulfatgruppierungen nach folgendem Formelschema ein:

wobei z.B. R² ein Wasserstoffatom, eine C₁-C₄-Alkyl-, Phenyl-, Benzyl- oder C₁-C₄-Acylgruppe
sein kann und R³, R⁴ und R⁵ jeweils ein Wasserstoffatom oder eine C₁-C₄-Alkylgruppe
darstellen können.
[0010] Die auf diese Weise zugänglichen Fettsäureesterderivate besitzen aufgrund der wasserlöslichmachenden
Sulfatestergruppen -OSO₃(⁻) und gegebenenfalls Sulfonatgruppen -SO₃(⁻) grenzflächenaktive
Eigenschaften.
[0011] Bevorzugt ist die weitere Umsetzung des Umsetzungsproduktes (A) mit Metallhydroxiden,
insbesondere Alkalimetallhydroxiden, als nucleophilem Reagenz unter hydrolytischer
Aufspaltung der Glykolsulfatgruppe zu beta-hydroxyethansulfatgruppen. Dies läßt sich
leicht dadurch erreichen, daß man das Umsetzungsprodukt (A) mit einer wässrigen Lösung
von 1 bis 1,3 Mol Alkalimetallhydroxid pro Mol angelagertem Schwefeltrioxid in Kontakt
bringt und bis zur Aufspaltung der Glykolsulfatgruppen zu Gruppierungen der Formeln

erwärmt. Als Alkalimetallhydroxid wird bevorzugt Natrium- oder Kaliumhydroxid eingesetzt.
Die hydrolytische Aufspaltung der Glykolsulfatgruppen ist bei Verwendung einer ca.
50 gew.-%igen Alkalimetallhydroxidlösung bei 90 °C nach maximal 15 bis 20 Stunden
abgeschlossen. Durch höhere Temperatur und Anwendung von Druck kann die Hydrolyse
beschleunigt werden.
[0012] In den erhaltenen wässrigen Tensidlösungen läßt sich der Gehalt an Aniontensid durch
Bestimmung des Gehaltes an Sulfonat-Gruppen und Sulfat-Gruppen nach der sogenannten
Zweiphasentitrationsmethode (DGF-Einheitsmethode H-111-10) ermitteln. Die Aufspaltung
der Glykolsulfat-Gruppen ist abgeschlossen, wenn der Gehalt an Aniontensid nicht
mehr zunimmt.
[0013] Eine Unterscheidung zwischen Sulfonat- und Sulfat-Gruppen läßt sich durch Zweiphasentitration
nach saurer Hydrolyse treffen. Die Sulfat-Gruppen lassen sich durch saure Hydrolyse
abspalten, so daß danach nur noch der Gehalt an Sulfonat-Gruppen erfaßt wird.
[0014] Die für die Verwendung im Sinn der Erfindung ebenfalls in Betracht gezogenen grenzflächenaktiven
Derivate von freien Fettsäuren (Di-Salze) werden aus den vorstehend beschriebenen
Fettsäureesterderivate durch Verseifung der Esterbindung mit mindestens stöchiometrischen
Mengen Alkalimetallhydroxid, vorzugsweise Natriumhydroxid, erhalten. Auch hier kann
die Reaktion durch höhere Temperatur und Anwendung von Druck beschleunigt werden.
In den Fällen, in denen das Umsetzungsprodukt (A) mit Alkalimetallhydroxid als nucleophilem
Reagenz umgesetzt wird, kann das Umsetzungsprodukt (A) in einem Schritt in das gewünschte
Di-Salz umgewandelt werden, wenn es mit einer Menge Alkalimetallhydroxid zur Reaktion
gebracht wird, die sowohl für die hydrolytische Aufspaltung der Glykolsulfat-Gruppen
als auch für die Hydrolyse der Esterbindungen ausreicht. Durch geeignete Wahl der
Aufarbeitungsbedingungen für das Umsetzungsprodukt (A) können Gemische aus grenzflächenaktiven
Fettsäureesterderivaten und Fettsäurederivaten hergestellt werden.
[0015] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung werden grenzflächenaktive Fettsäureester-
und/oder Fettsäurederivate verwendet, die dadurch erhältlich sind, daß man das Umsetzungsprodukt
(A) in wässriger Lösung mit 1 bis 2 Mol Alkalimetallhydroxid pro Mol angelagertem
Schwefeltrioxid in Kontakt bringt und bis zur Aufspaltung der Glykolsulfatgruppen
bzw. bis zur Hydrolyse der Estergruppen erwärmt.
[0016] Gegenstand der Erfindung ist weiterhin ein Verfahren zur Abtrennung von nichtsulfidischen
Mineralen aus einem Erz durch Flotation, bei dem man gemahlenes Erz mit Wasser zu
einer Suspension vermischt, in die Suspension in Gegenwart eines Sammlers Luft einleitet
und den entstandenen Schaum zusammen mit dem darin enthaltenen Mineral abtrennt,
bei dem man als Sammler Fettsäureester- und/oder Fettsäurederivate einsetzt, die dadurch
erhältlich sind, daß man epoxidierte Fettsäureester mit 1 bis 3 Mol Schwefeltrioxid
pro Mol Epoxidsauerstoff bei 20 bis 100 °C umsetzt, das Umsetzungsprodukt (A) mit
nukleophilen Reagenzien zur Reaktion bringt und gegebenenfalls die Esterbindung verseift.
[0017] Um wirtschaftlich brauchbare Ergebnisse bei der Flotation nichtsulfidischer Erze
zu erzielen, müssen die Sammler in einer gewissen Mindestmenge eingesetzt werden.
Es darf aber auch eine Höchstmenge an Sammler nicht überschritten werden, da sonst
die Schaumbildung zu stark wird und die Selektivität gegenüber den Wertmineralen abnimmt.
Die Mengen, in denen die erfindungsgemäß zu verwendenden Sammler eingesetzt werden,
hängen jeweils von der Art der zu flotierenden Erze und von deren Gehalt an Wertmineralen
ab. Demzufolge können die notwendigen Einsatzmengen in weiten Grenzen schwanken. Im
allgemeinen werden die erfindungsgemäßen Sammler in Mengen von 50 bis 2000, vorzugsweise
100 bis 1500 g pro metrischer Tonne Roherz eingesetzt.
[0018] In der Praxis kann es sich als zweckmäßig erweisen, die erfindungsgemäß zu verwendenden
grenzflächenaktiven Fettsäureester- und/oder Fettsäurederivate zur Erzielung spezieller
Effekte, insbesondere zur Steigerung der Selektivität, zusammen mit bekannten anionischen,
kationischen, ampholytischen oder nichtionogenen Sammlern einzusetzen. Für die Kombination
mit den erfindungsgemäß zu verwendenden Substanzen geeignete anionische Sammler sind
beispielsweise Fettsäuren, Alkylsulfate, Alkylethersulfate, Alkylsulfosuccinate, Alkylsulfosuccinamate,
Alkylbenzolsulfonate, Petroleumsulfonate, Acyllactate, Alkylphosphate, Alkyletherphosphate
und Styrolphosphonsäure. Als kationaktive Sammler eignen sich z.B. primäre aliphatische
Amine, mit alpha-verzweigten Alkylresten substituierte Alkylendiamine, hydroxyalkylsubstituierte
Alkylendiamine und wasserlösliche Säureadditionssalze dieser Amine. Geeignete ampholytische
Sammler sind beispielsweise Sarkoside, Tauride, N-substituierte Aminopropionsäuren
und N-(1,2-Dicarboxyethyl)-N-alkylsulfosuccinamate. Beispiele für bekannte nichtionogene
Sammler sind Anlagerungsprodukte des Ethylenoxids an Alkylphenole oder Fettalkohole,
Anlagerungsprodukte von Ethylenoxid und Propylenoxid an Fettalkohole, mit kurzkettigen
Alkylresten endgruppenverschlossene Fettalkohol/Ethylenoxidanlagerungsprodukte und
Alkylglukoside.
[0019] Die erfindungsgemäß zu verwendenden grenzflächenaktiven Fettsäureester- und/oder
Fettsäurederivate werden in den bekannten Flotationsverfahren für nichtsulfidische
Erze anstelle von bekannten Sammlern eingesetzt. Dementsprechend werden auch hier
neben den beschriebenen Sammlern die jeweils gebräuchlichen Reagenzien wie Schäumer,
Regler, Aktivatoren, Desaktivatoren usw. den wässrigen Aufschwämmungen der vermahlenen
Erze zugesetzt. Die Durchführung der Flotation erfolgt unter den Bedingungen der Verfahren
des Standes der Technik. In diesem Zusammenhang wird auf die folgenden Literaturstellen
zum technologischen Hintergrund der Erzaufbereitung verwiesen: H. Schubert, Aufbereitung
fester mineralischer Stoffe, Leipzig 1967; B. Wills, Mineral Processing Technology
Plant Design, New York, 1978; D. B. Purchas (ed.), Solid/Liquid Separation Equipment
Scale-up, Croydon 1977; E. S. Perry, C. J. van Oss, E. Grushka (ed.) Separation and
Purification Methods, New York, 1973 - 1978.
[0020] Ein bevorzugtes Einsatzgebiet für die erfindungsgemäß zu verwendenden Sammlergemische
ist die Aufbereitung von Erzen wie Scheelit, Baryt oder Apatit.
Herstellungsbeispiel A
[0021] In einem Labor-Standreaktor wurden im Verlauf von 50 Minuten 40 g (0,5 Mol) gasförmiges
Schwefeltrioxid über ein Tauchrohr in 148 g (0,5 Mol) eines epoxidierten technischen
Ölsäuremethylesters (Epoxidsauerstoffgehalt 3,5 Gew.-%) eingeleitet. Die Reaktionstemperatur
betrug 30°C.
[0022] 140 g (0,37 Mol) des erhaltenen rohen Sulfierproduktes (Sulfiergrad 65,9 %) wurden
mit 15 g (0,38 Mol) Natriumhydroxid in 330 ml Wasser neutralisiert. Das neutralisierte
Gemisch wurde zur Hydrolyse 4 Stunden lang auf 90°C erhitzt. Die dabei auftretende
pH-Verschiebung wurde durch laufende Zugabe von insgesamt 3,1 g (0,08 Mol) Natriumhydroxid
kompensiert. Nach der Hydrolyse zeigte die wässrige Lösung (Produkt A) folgende Kenndaten:
Aniontensid (DGF-Methoden* H-III-10): |
19,0 Gew.-% |
Unsulfiertes ( DGF-Methoden* G-III-6 b) |
7,3 Gew.-% |
Di-Na-Salz, bez. auf Aniontensid: |
41,6 Mol-% |
*) Deutsche Einheitsmethoden zur Untersuchung von Fetten, Fettprodukten und verwandten
Stoffen, herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Fettwissenschaft, Stuttgart
1950-1981. |
Herstellungsbeispiel B
[0023] In einem Labor-Standreaktor wurden im Verlauf von 50 Minuten 40 g (0,5 Mol) gasförmiges
Schwefeltrioxid über ein Tauchrohr in 148 g (0,5 Mol) eines epoxidierten technischen
Ölsäuremethylesters (Epoxid-Sauerstoffgehalt 3,5 Gew.-%) eingeleitet. Die Reaktonstemperatur
betrug 30°C.
[0024] 140 g (0,37 Mol) des erhaltenen rohen Sulfierproduktes (Sulfiergrad: 62,6 %) wurden
mit 29,8 g (0,75 Mol) Natriumhydroxid in 660 ml Wasser versetzt. Das alkalische Gemisch
wurde zur Hydrolyse 4 Stunden lang auf 90°C erhitzt. Danach zeigte das in Wasser klar
gelöste Produkt B folgende Kenndaten:
Aniontensid (DGF-Methode H-III-100): |
15,9 Gew.-% |
Unsulfiertes (DGF-Methode G-III-6 b): |
7,1 Gew.-% |
Di-Na-Salz, bez. auf Aniontensid: |
100 Mol-%. |
Herstellungsbeispiele C bis F
[0025] Analog den Herstellungsbeispielen A und B wurde Schwefeltrioxid mit dem dort beschriebenen
epoxidierten Ölsäuremethylester in Molverhältnissen von 0,8 bis 1,2 bei 60 bis 80
°C im Verlauf von 50 Minuten umgesetzt.
[0026] Durch nachfolgende Neutralisation und Hydrolyse mit wässriger Natriumhydroxidlösung
bei 90 °C wurden die Produkte C bis F in Form ihrer wässrigen Lösungen erhalten.
[0027] Die Reaktionsbedingungen der Sulfierreaktion, der jeweils erzielte Sulfiergrad, die
für die Aufbearbeitung eingesetzte Menge sulfiertes Epoxid und die Gesamtmenge des
verwendeten Natriumhydroxids in den Herstellungsbeispielen C bis F sind zusammen mit
den Analysendaten der entsprechenden Produkte C bis F in der nachstehenden Tabelle
I wiedergegeben. Die Tabelle 1 enthält auch die entsprechenden Angaben für die Herstellungsbeispiele
A und B und die Produkte A und B.
Tabelle I
Herstellungsbeispiele A bis F |
Herstellungsbeispiel/Produkt |
A |
B |
C |
D |
E |
F |
SO₃ : Epoxid |
1 : 1 |
1 : 1 |
1,2 : 1 |
1,2 : 1 |
0.8 : 1 |
1 : 1 |
Sulfiertemp. [°C] |
30 |
30 |
70 |
80 |
60 |
65 |
Sulfiergrad [%] |
65,9 |
62,6 |
70,7 |
39 |
61,7 |
72,5 |
Mol sulfiertes Epoxid |
0,37 |
0,37 |
0,27 |
0,25 |
0,16 |
0,33 |
Mol Natriumhydroxid |
0,46 |
0,75 |
0,38 |
0.5 |
0,22 |
0,68 |
Aniontensid [Gew.-%] |
19 |
15,9 |
19 |
11 |
27 |
18,4 |
Unsulfiertes [Gew.-%] |
7,3 |
7,1 |
6 |
13 |
12 |
5,2 |
Di-Na-Salz [Gew.-%] |
41,6 |
100 |
80 |
ca. 100 |
85 |
64 |
Beispiel 1
[0028] Als Flotationsaufgabe wurde ein Scheeliterz aus Österreich eingesetzt, das bezüglich
seiner Hauptbestandteile die nachstehende chemische Zusammensetzung hatte:
0,33 Gew.-% WO₃
8,8 Gew.-% CaO
55,8 Gew.-% SiO₂
[0029] Die Korngröße der Flotationsaufgabe lag unter 200 µm.
[0030] Als Sammler wurden die in den Herstellungsbeispielen beschriebenen Produkte C, D,
E und F eingesetzt. Den Flotationstrüben wurden die Produkte C und E in einer Dosierung
von 300 g/t und die Produkte D und F in einer Dosierung von 200 g/t zugesetzt. Als
Vergleichssammler wurde Natriumoleat (Produkt X) in einer Dosierung von 500 g/t eingesetzt.
(Alle Angaben zur Sammlerkonzentration beziehen sich auf Aktivsubstanz).
[0031] Die Flotationsversuche wurden in einer modifizierten Hallimond-Röhre (Mikroflotationszelle)
nach B. Dobias, Colloid & Polymer Science,
259 (1981) Seiten 775-776 mit jeweils 2 g Erz bei 23 °C und dem natürlich sich einstellenden
pH Wert durchgeführt. Zur Herstellung der Flotationstrübe wurde destilliertes Wasser
verwendet. Die Konditionierungszeit betrug jeweils 15 Minuten. Während der Flotation
wurde ein Luftstrom mit einer Durchflußgeschwindigkeit von 4 ml/min durch die Trübe
geleitet. Die Flotation dauerte in allen Versuchen 2 Minuten.
[0032] Die Ergebnisse der Flotationsversuche mit dem erfindungsgemäß zu verwendenden Substanzen
sind in der Tabelle 1 zusammengefaßt und den Werten gegenübergestellt, die mit Natriumoleat
als Vergleichssubstanz erhalten wurden.
Tabelle II
Flotation von Scheelit |
Sammler |
Dosierung (g/t) |
Ausbringen |
Konzentratgehalt |
|
|
Gesamt (%) |
WO₃ (%) |
WO₃ (%) |
Produkt C |
300 |
9,1 |
55 |
2,0 |
Produkt D |
200 |
9,7 |
57 |
1,9 |
Produkt E |
300 |
9,8 |
53 |
1,8 |
Produkt F |
200 |
6,7 |
43 |
2,1 |
Produkt X |
500 |
4,0 |
34 |
2,7 |
[0033] Im Vergleich zu Natriumoleat führen die erfindungsgemäß zu verwendenden Substanzen
bei geringer Dosierung zu höhere Werten für das WO₃-Ausbringen. Der WO₃-Gehalt im
Flotationskonzentrat liegt trotz des höheren Ausbringens nicht entscheidend niedriger.
Da für eine wirtschaftliche Aufbereitung von Erzen in der ersten Flotationsstufe
bei ausreichender Selektivität mit niederer Sammlerdosierung ein möglichst hohes Ausbringen
erzielt werden muß, bieten die erfindungsgemäß zu verwendenden Produkte deutliche
Vorteile.
Beispiel 2
[0034] Als Flotationsaufgabe wurde ein Baryterz aus Mexiko eingesetzt, das bezüglich der
Hauptbestandteile die nachstehende chemische Zusammensetzung hatte:
69 Gew.-% BaSO₄
24 Gew.-% SiO₂
3 Gew.-% AL₂O₃
[0035] Die Flotationsaufgabe hatte folgende Korngrößenverteilung:
39 Gew.-% < 25 µm
45 Gew.-% 25 - 100 µm
16 Gew.-% > 100 µm
[0036] Als Sammler wurden die in den Beispielen beschriebenen Produkte A und B in Dosierungen
von 230 bzw. 170 g/t eingesetzt. Als Vergleichssammler wurde Natriumdodecylbenzolsulfonat
(Produkt Y), in einer Dosierung von 500 g/t verwendet.
[0037] Die Flotationsversuche wurden in einer Laborflotationsmaschine (Typ D 2 der Fa. Denver
Equipment mit einer 1 l Flotationszelle) durchgeführt. Zur Herstellung der Flotationstrüben
wurde Wasser mit einem Ca²⁺-Ionengehalt von 144 mg/l verwendet. Die Trübedichte betrug
500 g/l. Als Drücker wurde in allen Versuchen Natronwasserglas mit einer Dosierung
von 1000 g/t eingesetzt. Die Flotation erfolgte bei pH 9,5. Der Drücker wurde, ebenso
wie der jeweils eingesetzte Sammler, 5 Minuten lang bei 1100 UpM konditioniert. Das
Vorkonzentrat wurde in der 1 l-Zelle ohne weitere Reagenzzugabe zweimal nachgereinigt.
Für das Vorkonzentrat und in den Reinigungsstufen wurde jeweils 6 Minuten lang bei
1000 UpM flotiert.
[0038] Die Ergebnisse der Flotationsversuche mit den erfindungsgemäß zu verwendenden Substanzen
sind in der Tabelle III zusammengefaßt und den Werten gegenübergestellt, die mit Natriumdodecylbenzolsulfonat
als Vergleichssubstanz erhalten wurden.
Tabelle III
Flotation von Barvt |
Sammler |
Dosierung (g/t) |
Konzentrat |
|
|
BaSO₄-Gehalt (%) |
BaSO₄-Ausbringen (%) |
Produkt A |
230 |
95,0 |
93 |
Produkt B |
170 |
96,1 |
94 |
Produkt Y |
500 |
98,8 |
93 |
[0039] Im Vergleich zu Natriumdodecylbenzolsulfonat kann bei Verwendung des Produktes B
mit einem Drittel der Dosierung ein im Konzentratgehalt und BaSO₄-Ausbringen vergleichbares
Ergebnis erzielt werden. Produkt A flotiert ein entsprechendes Konzentrat mit einer
im Vergleich zu Produkt Y auf die Hälfte reduzierten Dosierung.
Beispiel 3
[0040] Als Flotationsaufgabe wurde ein Apatiterz aus Schweden eingesetzt, das bezüglich
seiner Hauptbestandteile die nachstehende chemische Zusammensetzung hatte:
11 Gew.-% P₂O₅
35 Gew.-% SiO₂
7 Gew.-% Fe₂O₃
21 Gew.-% CaO
[0041] Die Flotationsaufgabe hatte folgende Korngrößenverteilung:
42,9 Gew.-% < 25 µm
48,7 Gew.-% 25 - 200 µm
8,4 Gew.-% > 200 µm
[0042] Als Sammler wurden die in den Beispielen beschriebenen Produkte A und B in einer
Dosierung von 200 g/t eingesetzt. Als Verlgeichssammler wurde Natriumoleat (Produkt
X) in einer Dosierung von 700 g/t verwendet.
[0043] Die Flotationsversuche wurden in der im Beispiel 2 erwähnten Laborflotationsmaschine
Typ D 2 durchgeführt. Die Vorflotation erfolgte in 2 l-Zellen, die Reinigungsflotation
in 1 l-Zellen. Die Trübedichte betrug 36 Gew.-% Feststoff in Wasser mit einer Gesamthärte
von 27 °dH. Als Drücker wurde jeweils Natronwasserglas mit einer Dosierung von 400
g/t verwendet. Flotiert wurde bei einem pH-Wert von ca. 8, wie er sich durch die Wasserglaszugabe
einstellte. Drücker und Sammler wurden jeweils bei 1400 UpM 5 Minuten lang konditioniert.
Flotiert wurde jeweils 6 Minuten lang bei 1200 UpM.
[0044] Die Ergebnisse der Flotationsversuche mit den erfindungsgemäß zu verwendenden Substanzen
A und B sind in der Tabelle IV wiedergegeben und den Werten gegenübergestellt, die
mit Natriumoleat als Vergleichssubstanz erhalten wurden.
Tabelle IV
Flotation von Apatit |
Sammler |
Dosierung (g/t) |
Konzentrat nach 2 Reinigungen |
|
|
P₂O₅-Gehalt (%) |
P₂O₅-Ausbringen (%) |
Produkt A |
200 |
27,3 |
91 |
Produkt D |
200 |
22,0 |
98 |
Produkt X |
700 |
31,4 |
58 |
[0045] Im Vergleich zu Natriumoleat führen die erfindungsgemäß zu verwendenden Substanzen
bei einer erheblich verminderten Dosierung zu einem wesentlich höheren Wertmineralausbringen.
Das sehr hohe P₂O₅-Ausbringen erklärt auch den etwas geringeren Wertmineralgehalt
im Konzentrat. Da für eine wirtschaftliche Aufbereitung von Erzen das Wertmineralausbringen
und die dafür benötigte Sammlerdosierung im Vordergrund stehen, bieten die erfindungsgemäß
zu verwendenden Produkte erhebliche Vorteile gegenüber dem herkömmlichen Apatit-Sammler
Natriumoleat.
1. Verwendung von grenzflächenaktiven Fettsäureester- und/oder Fettsäurederivate,
dadurch erhältlich, daß man epoxidierte Fettsäureester mit 1 bis 3 Mol Schwefeltrioxid
pro Mol Epoxidsauerstoff bei 20 bis 100 °C umsetzt, das Umsetzungsprodukt (A) mit
nucleophilen Reagenzien zur Reaktion bringt und gegebenenfalls die Esterbindung verseift,
als Sammler bei der Flotation von nichtsulfidischen Erzen.
2. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als Epoxyfettsäureester
epoxidierte C₁₋₄-Alkylester von einfach ungesättigten Fettsäuren mit 16 bis 22 Kohlenstoffatomen
oder von Fettsäuregemischen, die überwiegend aus solchen Fettsäuren bestehen, einsetzt.
3. Verwendung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß man als Epoxyfettsäureester
epoxidierten technischen Ölsäuremethylester einsetzt.
4. Verwendung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß man als nucleophile Reagenzien Hydroxide, Alkoholate, Phenolate oder Garboxylate,
Ammoniak und primäre, sekundäre oder tertiäre Amine einsetzt.
5. Verwendung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß man als nucleophile Reagenzien
Hydroxide einsetzt.
6. Verwendung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß man das Umsetzungsprodukt (A) in wässriger Lösung mit 1 bis 2 Mol Alkalimetallhydroxid
pro Mol angelagertem Schwefeltrioxid in Kontakt bringt und bis zur Aufspaltung der
Glykolsulfatgruppen bzw. bis zur Hydrolyse der Estergruppen erwärmt.
7. Verfahren zur Abtrennung von nichtsulfidischen Mineralen aus einem Erz durch Flotation,
bei dem man gemahlenes Erz mit Wasser zu einer Suspension vermischt, in die Suspension
in Gegenwart eines Sammlers Luft einleitet und den entstandenen Schaum zusammen mit
dem darin enthaltenen Mineral abtrennt, dadurch gekennzeichnet, daß man als Sammler
Fettsäureester- und/oder Fettsäurederivate einsetzt, die dadurch erhältlich sind,
daß man epoxidierte Fettsäureester mit 1 bis 3 Mol Schwefeltrioxid pro Mol Epoxidsauerstoff
bei 20 bis 100 °C umsetzt, da Umsetzungsprodukt (A) mit nucleophilen Reagenzien zur
Reaktion bringt und gegebenenfalls die Esterbindung verseift.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß man die grenzflächenaktiven
Fettsäureester und/oder Fettsäurederivate in Mengen von 50 bis 2000 g pro metrischer
Tonne Roherz einsetzt.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß man die grenzflächenaktiven
Fettsäureester und/oder Fettsäurederivate in Mengen von 100 bis 1500 g pro metrischer
Tonne Roherz einsetzt.
10. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 7 und 8, dadurch gekennzeichnet,
daß man die grenzflächenaktiven Fettsäureester und/oder Fettsäurederivate zusammen
mit bekannten Sammlern einsetzt.
11. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 7 bis 10, dadurch gekennzeichnet,
daß das Erz aus Scheelit, Baryt oder Apatit besteht.