(19)
(11) EP 0 370 306 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
30.05.1990  Patentblatt  1990/22

(21) Anmeldenummer: 89120673.2

(22) Anmeldetag:  08.11.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5B65G 15/54, B65G 17/02, B29C 37/02
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE DE FR IT

(30) Priorität: 22.11.1988 DE 3839380

(71) Anmelder: Linde Aktiengesellschaft
D-65189 Wiesbaden (DE)

(72) Erfinder:
  • Dürr, Dieter, Dipl.-Ing.
    D-8000 München 71 (DE)

(74) Vertreter: Schaefer, Gerhard, Dr. 
Linde Aktiengesellschaft Zentrale Patentabteilung
D-82049 Höllriegelskreuth
D-82049 Höllriegelskreuth (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Bandförderanlage mit einem als Geflechtgurt ausgebildeten Förderband


    (57) Eine Bandförderanlage besteht aus einer Fördervorrichtung (10,11,12) und einem als Geflechtgurt (1) ausgebildeten Förderband. Um unabhängig von der Fördervorrichtung (10,11,12) beliebige Geflechtgurte (1) für den Transport beliebiger Teile in verschiedenen Temperaturbereichen verwenden zu können, wird vorgeschlagen, die Fördervorrichtung (10,11,12) aus parallelen Ketten (10,11) zu bilden, die durch Querstege (12) miteinander verbunden sind, und den Geflechtgurt (1) darauf aufzulegen, wobei Geflechtgurt (1) und Querstege (12) durch Mitnehmer (13) miteinander verbunden sind.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Bandförderanlage mit einem als Geflechtgurt ausgebildeten Förderband. Derartige Bandförderanlagen werden zum Separieren von kleinen und großen Teilen verwendet, wobei die kleinen Teile durch die Maschen des Geflechts hindurchfallen. Die kleinen Teile können beispielsweise Reste von Gußgraten und Strahlmittel sein, die beim Strahlen von gegossenen oder gespritzten Formteilen entstehen. Es ist bekannt, Geflechtgurte von Bandförderanlagen reibschlüssig über rotierende Walzen zu bewegen. Dabei ist jedoch nachteilig, daß solche Anlagen Probleme aufweisen, wenn sie in unterschiedlichen Temperaturbereichen eingesetzt werden, weil der Reibungskoeffizient zwischen Geflechtgurt und Walzen starken Schwankungen ausgesetzt ist, wodurch eine gesicherte Bewegungsübertragung von den Walzen auf den Geflechtgurt nicht mehr gewährleistet ist. Insbesondere bei niedrigen Temperaturen, wie sie beispielsweise beim Entgraten von Kunststoff- oder Gummiformteilen vorkommen, kann der Reibungskoeffizient zu klein sein, denn der Geflechtgurt und die Walzen bestehen im allgemeinen aus Metall und reibungserhöhende Gummischichten können nicht verwendet werden, weil Gummi bei niedrigen Temperaturen versprödet.

    [0002] Es ist auch bekannt, derartige Geflechtgurte formschlüssig zu bewegen. Dies kann bei Drahtgeflechtgurten dadurch geschehen, daß an den Rändern metallische Gliederketten angeschweißt sind, die von Kettenritzeln angetrieben werden. Die Ketten sind also integrierter Bestandteil des Geflechtgurtes. Daraus resultiert zum einen der Nachteil, daß der Geflechtgurt auf einen bestimmten Antrieb festgelegt ist, zum anderen ergibt sich eine nicht unerhebliche Verteuerung des Geflechtgurts. Weiterhin unterliegen die Schweißverbindungen zwischen den Ketten und dem Geflechtgurt einer gewissen Ermüdung, die zu einem unvorhergesehenen Bruch führen kann.

    [0003] Dieses Problem tritt nicht auf bei Förderbändern, die aus zwei parallelen, durch lange Bolzen miteinander verbundenen Ketten bestehen, wobei die Bolzen untereinander durch spezielle Elemente verbunden sind. Derartige Förderbänder sind aber im Gegensatz zu Geflechtgurten teuer und aufwendig in der Herstellung. Zudem haben die Zwischenräume innerhalb des Gurtes systembedingt eine bestimmte Mindestgröße, sodaß derartige Gurte nicht für alle Einsatzfälle, insbesondere nicht für kleine Formteile, verwendet werden können.

    [0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die genannten Nachteile zu vermeiden und eine Bandförderanlage mit einem als Geflechtgurt ausgebildeten Förderband auf wirtschaftliche Weise zu schaffen, die es ermöglicht, unabhängig von der Fördervorrichtung beliebige Geflechtgurte für den Transport beliebiger Teile in verschiedenen Temperaturbereichen vorzusehen.

    [0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Geflechtgurt auf einer umlaufenden Fördervorrichtung aufliegt, die aus parallelen, durch eine Mehrzahl von Querstegen miteinander verbundenen Ketten besteht, und mit der Fördervorrichtung durch an den Querstegen befestigte Mitnehmer formschlüssig verbunden ist, die in den Geflechtgurt eingreifen. Es erfolgt also eine formschlüssige Bewegung des Geflechtgurtes, die in allen Temperaturbereichen funktioniert. Der Formschluß wird durch Mitnehmer erreicht, die an die Maschen des Geflechtgurtes angepaßt sind und in diese eingreifen. Daher kann ein beliebiger Geflechtgurt zum Einsatz kommen. Die Fördervorrichtung selbst ist unabhängig von der Bauart des Geflechtgurtes und von dessen Abmessungen und kann daher prinzipiell frei gestaltbar sein. Lediglich die Mitnehmer, d.h. die Verbindungselemente zwischen Fördervorrichtung und Geflechtgurt, müssen entsprechend angepaßt werden.

    [0006] Eine solche Bandförderanlage kann sowohl zum Transport von Teilen in heißer Umgebung, z.B. einer Härterei, Verwendung finden, als auch zum Transport von Teilen in kalter Umgebung, z.B. in einer kryogenen Atmosphäre, wie sie in einem Lebensmittel-Kühltunnel und in einer Entgratungsanlage für kalt zu versprödende Teile vorkommt, verwendet werden. Der Geflechtgurt wird auf seiner ganzen Breite von stabilen Querstegen unterstützt, sodaß seine Belastung sinkt und die Lebensdauer erhöht wird. Zudem bleibt die Maschengröße konstant.

    [0007] Die vorteilhafte Ausbildung der Mitnehmer als Kämme ermöglicht eine besonders stabile und günstige formschlüssige Kraftübertragung zwischen den Querstegen der Fördervorrichtung und dem Geflechtgurt. Die Zwischenräume der einzelnen Zinken des Kammes und deren Querschnitt ist den Maschen im Geflechtgurt angepaßt. Wenn in einer günstigen Weiterbildung des Erfindungsgegenstandes eine Mehrzahl von Mitnehmern bzw. Kämmen auf jedem für die Befestigung von Mitnehmern bzw. Kämmen vorgesehenen Quersteg im Abstand voneinander angeordnet sind, ergibt sich eine gleichmäßige Kraftübertragung auf den Geflechtgurt und damit eine gleichmäßige Bewegung.

    [0008] Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung, bei der der Geflechtgurt aus Drahtgewebe besteht und die Querstreben aus Metall, insbesondere aus schweißbarem Metall, sieht vor, daß die Mitnehmer sowohl mit den Querstegen als auch mit dem Geflechtgurt verschweißt sind. Dadurch wird ein stabiler Verbund von Drahtgeflecht und Fördervorrichtung geschaffen.

    [0009] Besonders günstig ist es, eine derartige Bandförderanlage für eine Muldenband-Strahl-­Entgratungsanlage zu verwenden, insbesondere dann, wenn diese zum Entgraten von Gummi- und Kunststoffteilen durch Kaltverspröden und Strahlen dient. Der Einsatz einer solchen Muldenband-Strahl-Entgratungsanlage erfolgt in einem Temperaturbereich, in dem es vorteilhaft ist, daß Geflechtgurt und Fördervorrichtung formschlüssig miteinander verbunden sind.

    [0010] Die Erfindung soll anhand der nachstehenden schematischen Figurenbeispiele verdeutlicht werden. Es zeigen:

    Fig. 1 einen Teilschnitt aus einer Muldenband-Strahl-­Entgratungsanlage

    Fig. 2 Vorderansicht und Draufsicht auf einen Geflechtgurt

    Fig. 3 den Schnitt III-III gemäß Figur 2.



    [0011] Ein Geflechtgurt 1 liegt mit seinem einen Rand auf einem Antriebsrad 2 und einem Laufrad 3 auf. Ein Muldenrad 4 erzeugt einen Trog, der aus einer horizontalen Bandstrecke und einer vertikalen Bandstrecke besteht. Eine Spannvorrichtung 5 dient dem Längenausgleich des Geflechtgurtes 1. Der Geflechtgurt 1 läuft im Uhrzeigersinn um und in der Figur nicht dargestellte Formteile, die sich auf der horizontalen Bandstrecke befinden, werden durch teilweises Hochfahren auf die vertikale Bandstrecke umgewälzt. Die genannten Räder sind jeweils doppelt vorhanden, nämlich an den beiden Rändern des Geflechtgurtes 1. Ein Seitenblech 6 verhindert zusammen mit der Ausbildung des Muldenrades 4 als Vollscheibe, daß Formteile an den Rändern des Geflechtgurtes 1 von diesem beim Umwälzen herunterfallen. Durch eine Sprüheinrichtung 7 wird Kaltgas in die Muldenband-Strahl-Anlage eingebracht, was zu einer Versprödung der Formteile führt. Der Temperaturbereich kann dabei von Raumtemperatur bis -140°C betragen. Die Anlage kann aber auch in anderen Temperaturbereichen eingesetzt werden. Durch eine nicht dargestellte Strahlvorrichtung, die auf den Bereich des Trogs einwirkt, werden an den Formteilen vorhandene Grate entfernt. Die Gratreste und das Strahlmittel fallen beim Umwälzen durch die Maschen des Geflechtgurtes 1 in einen Trichter 8, wo sie entnommen und voneinander getrennt werden können, sodaß das Strahlmittel zurückgewonnen werden kann. Die Be- und Entladung der dargestellten Anlage geschieht über eine Klappe 9. Die Anlage selbst ist geräuschisoliert.

    [0012] Figur 2 zeigt die erfindungsgemäße Bandförderanlage. Der Geflechtgurt 1 liegt am linken und rechten Rand auf zwei Scharnierbandketten 10 und 11 auf. Die Scharnierbandketten 10 und 11 sind parallel zueinander angeordnet und durch eine Mehrzahl von Querstegen 12 miteinander verbunden. Dies kann durch Schweißen geschehen. Die Querstege 12 weisen ein T-Profil auf und stützen den Geflechtgurt 1 zwischen seinen Rändern. Der Antrieb der Scharnierbandketten 10 und 11 erfolgt durch die in dieser Figur nicht dargestellten Antriebsräder 2. An jedem Quersteg 12 sind mehrere Mitnehmer 13 so befestigt, daß die Mitnehmer 13 jeweils in die Maschen des Geflechtgurtes 1 eingreifen. Es ist aber auch möglich, die Mitnehmer 13 nur an jeden zweiten oder dritten Quersteg zu befestigen. Die Mitnehmer 13 sind kammförmig ausgeführt und an den Querstegen 12 festgeschweißt. Die Anpassung zwischen Geflechtgurt 1 und der aus den Querstegen und den Scharnierbandketten 10 und 11 bestehenden Fördervorrichtung erfolgt durch entsprechend angepaßte Mitnehmer 13. Es ist denkbar, zu diesem Zweck die Querstege 12 auch austauschbar zu gestalten. Die durch Pfeile angedeutete Arbeitsrichtung der Scharnierbandketten 10 und 11 wird durch die Mitnehmer 13 auf den Geflechtgurt 1 übertragen. Beim Entladen bewegt sich der Geflechtgurt in entgegengesetzter Richtung. Quer zur Bewegungsrichtung des Geflechtgurtes 1 sind Winkeleisen 14 auf diesem befestigt, die für eine bessere Umwälzung der Formteile auf dem Geflechtgurt 1 sorgen. Die Mitnehmer 13 und die Winkeleisen 14 können ebenfalls durch Schweißen an dem Geflechtgurt 1 befestigt sein.

    [0013] Aus Figur 3 ist ersichtlich, daß die Mitnehmer 13 jeweils am Querbalken der T-profilförmigen Querstege 12 befestigt sind und in den Geflechtgurt 1 eingreifen und daher formschlüssig mit diesem verbunden sind. Der Geflechtgurt 1 liegt sowohl auf der Scharnierbandkette 11 als auch auf den Querstegen 12 auf. Prinzipiell sind als Zugmittel anstelle der Scharnierbandketten auch andere geeignete Mittel möglich.


    Ansprüche

    1. Bandförderanlage mit einem als Geflechtgurt ausgebildeten Förderband, dadurch gekennzeichnet, daß der Geflechtgurt (1) auf einer umlaufenden Fördervorrichtung (10,11,12) aufliegt, die aus parallelen, durch eine Mehrzahl von Querstegen (12) miteinander verbundenen Ketten (10,11) besteht, und mit der Fördervorrichtung (10,11,12) durch an den Querstegen (12) befestigte Mitnehmer (13) formschlüssig verbunden ist, die in den Geflechtgurt (1) eingreifen.
     
    2. Bandförderanlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Mitnehmer (13) als Kämme ausgebildet sind.
     
    3. Bandförderanlage nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß eine Mehrzahl von Mitnehmern (13) auf jedem für die Befestigung von Mitnehmern vorgesehenen Quersteg (12) im Abstand voneinander angeordnet sind.
     
    4. Bandförderanlage nach einem der vorangegangenen Ansprüche mit einem aus Drahtgewebe bestehenden Geflechtgurt und metallenen Querstegen, dadurch gekennzeichnet, daß die Mitnehmer (13) sowohl mit den Querstegen (12) als auch mit dem Geflechtgurt (1) verschweißt sind.
     
    5. Verwendung einer Bandförderanlage nach einem der vorangegangenen Ansprüche für eine Muldenband-­Strahl-Entgratungsanlage.
     




    Zeichnung













    Recherchenbericht