[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur kontinuierlichen
Zuckerkristallisation.
[0002] Versuche zur kontinuierlichen Kristallisation der Saccharose - im folgenden Zucker
genannt - hat es bereits seit Anfang dieses Jahrhunderts gegeben. In den letzten Jahrzehnten
wurden neue Versuche und die sich anschließenden technischen Entwicklungen intensiviert
(Zuckerind. 107, 1982, Nr. 5, Seite 401 ff.). Trotz der bekannten Vorteile der kontinuierlichen
Arbeitsweise wie z. B. Reduzierung des treibenden Temperaturgefälles (Temperaturdifferenz
zwischen Heizdampf und Magma), gleichmäßige Abnahme von Einzugslösung und Heizdampf,
Festwertregelung statt zeitabhängige Regelprogramme, bessere Anpassung von Heizkammer
und Rührer an die jeweiligen Prozeßzustände sowie günstigere Konstruktionen der entsprechenden
Vorrichtungen ist ihr der große Durchbruch bisher nicht gelungen.
[0003] Das hat eine Reihe von Gründen:
- Die Qualität des erzeugten Zuckers entspricht nicht den gestellten Anforderungen,
insbesondere hinsichtlich der gewünschten Gleichmäßigkeit der Kristallgrößen im Endprodukt
sowie hinsichtlich des Ausschlußes von Kristallagglomeraten und -aggregaten. Auch
hinsichtlich der Qualitätsmerkmale des Zuckers "Farbe" und "Asche" sind Verbesserungen
anzustreben.
- Auftretende Inkrustationen in den kontinuierlichen Kochapparaten verkürzen die
sog. "Reisezeit", nach der sie ganz oder teilweise außerbetrieb gesetzt und gereinigt
werden müssen.
- Die bekannten - insbesondere die kontinuierlichen Verdampfungskristallisatoren
- sind inbetrieb und in der Herstellung recht aufwendig und hinsichtlich des Energieverbrauchs
verbesserungsfähig.
- Die Herstellung der Kristallkeime bzw. der Kristallsaat erfolgt bisher mit beträchtlichem
Aufwand und hauptsächlich diskontinuierlich in einem abgetrennten Verfahrensteil.
[0004] Die bekannten kontinuierlichen Zuckerkristallisatoren sind im wesentlichen Verdampfungskristallisatoren,
die den Apparatesystemen "Durchmischter Einzelapparat" oder "Rührkesselkaskade" zuzuordnen
sind. Bei beiden Systemen gibt es in den einzelnen Rührkammern keine definierte Aufenthaltszeit
der Kristalle und somit keine gleichmäßigen Kristallgrößen im Produkt. Außerdem ist
in den Verdampfungskristallisatoren wegen des örtlich konzentrierten Wärmeüberganges
an den Heizflächen und der damit verbundenen örtlich konzentrierten Verdampfung
eine lokale Unter- bzw. Übersättigung leicht gegeben. Dabei ist die Gefahr der Auflösung
bzw. der Bildung von Feinkorn groß.
[0005] Ansätze zur Überwindung bzw. Minderung dieser Nachteile sind bei den Apparatetypen
"Durchlaufapparate" - mit einem Strömungsrohr vergleichbar - zu finden. Diese Vorschläge
konnten sich in der Praxis nicht durchsetzen, da weder die Arbeitsweisen noch die
Betriebsergebnisse befriedigten. Die Gründe liegen sowohl in der Verfahrensweise
wie auch in der apparativen Ausführung. Sie sind z. T. auch erst durch neuere Forschungen
erkannt worden.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren anzuwenden,
das diese Nachteile vermeidet. Die Erfindung knüpft dabei an die bekannten Verfahren
der kontinuierlichen Vakuumkristallisation mittels Durchlaufapparat (Rohr) an.
[0007] Gelöst wird diese Aufgabe dadurch, daß eine bei höheren Temperaturen (80-120°C) gesättigte
Zuckerlösung pulsierend im Gleichstrom - wobei in keiner Prozeßstufe eine Durchmischung
stattfindet - durch Entspannungsverdampfung laufend abgekühlt wird.
[0008] Diese Abkühlung wird bei Drücken von ca. 0,9 bis 0,03 bar, so geführt, daß eine optimale
Übersättigung und damit eine optimale Kristallisationsgeschwindigkeit unter Vermeidung
von Sekundärkeimbildung gewährleistet ist.
[0009] Es ist vorteilhaft, wenn der letzte Teil der Kristallisation möglichst im tieferen
Temperaturbereich (70-40°C) erfolgt, da hier die besten stofflichen Qualitäten z.
B. in bezug auf "Asche" und "Farbe" erzielt werden.
[0010] An zwei Beispielen sollen erzielbare Ergebnisse hinsichtlich der Kristallisationsleistung
aufgezeigt werden. Wenn eine bei 90°C gesättigte Zuckerlösung mit der Reinheit 93
(93 % Zucker in der Trockensubstanz) der kontinuierlichen Kristallisation nach dem
vorliegenden Verfahren unterworfen wird, dann resultiert bei 40°C ein Magma mit einem
Kristallgehalt von ca. 50 % bei einer Zuckerausbeute von ca. 60 %, wobei der Sirup
eine Reinheit von ca. 84 % aufweist.
[0011] Ist die Eingangszuckerlösung bei 105°C gesättigt, so ergibt sich bei 40°C daraus
ein Magma mit einem Kristallgehalt von ca. 65 % bei einer Ausbeute von ca. 80 %.
Dabei weist der Sirup eine Reinheit von ca. 75 % auf.
[0012] Um bei den höheren Kristallgehalten günstige Fließeigenschaften des Magmas zu behalten,
wird in bekannter Weise von Kristallen abgetrennter Sirup zurückgeführt.
[0013] Zur Kristallkeimbildung wird eine sehr geringe Menge Magma mit neu gebildeten sehr
kleinen Kristallen bzw. Kristallkeimen in die passend übersättigte Zuckerlösung zurückgeführt
und mit dieser mittels statischer Rohrmischer intensiv vermischt. Die zurückgeführten
Kristalle bzw. Kristallkeime sollen als Impf- bzw. Anregekristalle eine Sekundärkeimbildung
im gewünschten Ausmaß induzieren. Um dieses zu steuern, wird durch Kühlung die Übersättigung
vergrößert und damit die Kristallkeimbildung verstärkt, während sie anschließend
durch entsprechende Erwärmung reduziert oder abgebrochen wird. Die Kristallkeimbildung
kann z. B. mit Hilfe von Trübungsmessungen überwacht werden. Es ist auch möglich,
anstelle des zurückgeführten Magmas nach den klassischen Methoden bei der diskontinuierlichen
Verkochung die Kristallkeimbildung durch Schock (Einblasen von Luft, gleichmäßig
oder intermittierend) oder mittels Slurry (Gemisch von gemahlenen Zucker mit Dispergierflüssigkeit)
im statischen Rohrmischer zu induzieren.
[0014] Die Konditionierung des nach der Verdampfstation anfallenden Dicksaftes (konzentrierte
Zuckerlösung) oder des in den einzelnen Stationsstufen anfallenden Muttersirups für
die Kristallisation erfolgt in einer Eindampfanlage in bekannten Ausführungen: hier
z. B. in einer Entspannungsverdampfung bei der der umgepumpte Zuckersaft durch Plattenwärmer
erhitzt wird. Bei der im vorstehenden Beispiel erwähnten bei 90°C gesättigten Zuckerlösung
wäre eine Eindampfung von z. B. 72 % Trockensubstanz nach der Verdampfstation auf
82 % Trockensubstanz und der bei 105°C gesättigten Zuckerlösung eine Eindampdampfung
von z. B. 72 % Trockensubstanz auf 85 % Trockensubstanz erforderlich.
[0015] Soweit erwünscht, kann dem Kristallisationsapparat ein Dekanteur in bekannten Ausführungen
nachgeschaltet werden, wobei das Dekantat zurückgeführt und das mit Kristallen angereicherte
Magma den Zentrifugen zugeführt würde.
[0016] Die Erfindung wird nun anhand der beigefügten Zeichnung näher erläutert. Es stellen
dar:
Fig. 1 eine schematische Darstellung der Vorrichtung und ein Fließschema des Magmas
bei der kontinuierlichen Kristallisation,
Fig. 2a + 2b Querschnitte durch eine der Kammern der Kristallisationsvorrichtung,
Fig. 3 zwei Kristallisationskammern in einer anderen Ausführung, in der die Kammern
vertikal übereinander angeordnet sind,
Fig. 4 einen Kristallisationsturm mit vier übereinander angeordneten Kammern,
Fig. 5 einen Querschnitt durch eine solche Kammer in der links die Leitbleche konzentrisch
also in Form von Zylindern ausgebildet sind und in der rechten Hälfte der Figur sind
Bleche sehnenartig angeordet,
Fig. 6a + 6b eine Darstellung ähnlich der Fig. 2a + 2b bei horizontal übereinander
angeordneten Kristallisationskammern und
Fig. 7 + 8 eine weitere Ausgestaltung der Entspannungskammern.
[0017] Bei der Ausführung gemäß Fig. 1 ist ein waagerecht liegendes zylindrisches Gefäß
6 vorgesehen, das in mehrere Kammern 7 unterteilt ist, wobei die einzelnen Kammern
durch senkrechte Wände 8 gegeneinander begrenzt werden.
[0018] Die senkrechte Ausführung mit einem stehenden zylindrischen Gefäß 10 ist in Fig.
3 und 4 dargestellt, bei dem die einzelnen Kammern 10 durch waagerechte Böden 11 bzw.
Decken 12 gegeneinander begrenzt werden. Wenn die Kammern unmittelbar aufeinanderstehen,
bildet die Decke der einen Kammer den Boden für die darüber liegende Kammer. Werden
die Kammern durch Zwischenräume 13 auf der senkrechten Achse getrennt, hat jede Kammer
ihren eigenen Boden und ihre eigene Decke.
[0019] In die einzelnen Kammern sind bei der waagerechten und senkrechten Ausführung Leitbleche
eingebaut. Die eine Gruppe 14 von Leitbleichen bildet innerhalb einer Kammer mehrere
Abteilungen 15, indem sie unten dichtend mit dem Boden verbunden sind und oben ein
Überlaufwehr bilden. Die Überlaufwehre einer Kammer ergeben eine Kaskade, deren Stufenhöhe
sich aus den Fließeigenschaften des jeweiligen Magmazustandes bzw. der gewünschten
Entspannungszeit ergeben.
[0020] Die zweite Gruppe von Leitblechen 16 ist von oben in die Abteile der Kaskadenbleche
eingeführt. Die Leitbleche haben unten eine Öffnung 17 zur Unterströmung und sind
als Spritzschutz höher geführt jeweils mit ausreichenden Durchlässen für die Brüdenströme
18.
[0021] Bei der waagerechten und senkrechten Ausführung sind die Leitbleche als parallele
senkrechte Platten installiert. Bei der senkrechten Ausführung ist auch der Einsatz
konzentrischer Zylinder 19 möglich, wobei sich nach unten verjüngende Kegelstümpfe
auch eingesetzt werden können.
[0022] Beide Gruppen von Leitblechen können Dellen oder Ausbuchtungen 20 aufweisen, dei
eine Querschnittsverengung oder - erweiterung bedingen und damit zu einer Verstärkung
der Pulsation der Magmaströmung führen.
[0023] Zur Überleitung des Magmas von einer Kammer zur nächsten ist jeweils unten ein außen
liegendes Rohr 21 mit einem Regelorgan vorgesehen.
[0024] An der Eingangsseite des zylindrischen Kristallisationsapparates gibt es mehrere
hintereinander geschaltete und jeweils mit einer Eingangsdüse 22 versehene statische
Rohrmischer 23, die mit Kühlmantel 24 und Heizmantel 25 ausgestattet sind. Mit Hilfe
der erwähnten Düse soll sicher gestellt werden, daß durch eine hohe Einströmungsgeschwindigkeit
nur hinter dem Eintritt - in Fließrichtung gesehen - die Kristallkeimbildung erfolgen
kann. Anstelle von statischen Rohrmischern sind auch - weniger günstig - dynamische
Rohrmischer möglich.
[0025] Mittels regelbarer Pumpen 26, 27 wird der Dicksaft durch die statischen Rohrmischer
hindurch und danach als neu gebildetes Magma dem Kristallisationsapparat zugeführt
28 und am Ende des Kristallisationsapparates gegen das herrschende Vakuum heraus
und zu den Zentrifugen gepumpt 29. Beide Pumpen werden nach dem vor ihnen anstehenden
Niveau 30, 31 gesteuert.
[0026] Mit einer weiteren regelbaren Pumpe 32 wird hinter dem ersten oder zweiten statischen
Rohrmischer eine kleine Menge des neu entstandenen Magmas entnommen 33 und in den
ersten statischen Rohrmischer zurückgeführt.
[0027] Alle Abteile haben im tiefsten Punkt Leerlaufleitungen, die in eine Sammelleitung
münden. Für Störfälle sind in allen Abteilen oben und unten Dampf- und Wasseranschlüsse
vorgesehen.
[0028] Der Brüden wird oben aus jeder Kammer zur Vakuumpumpe abgeführt 34. In die Brüdenabgänge
sind ebenfalls Regelorgane eingebaut, mit denen das in der jeweiligen Kammer gewünschte
Vakuum und damit die gewünschte Magmatemperatur eingestellt werden.
[0029] Die Abkühlung des Magmas durch Entspannung erfolgt im wesentlichen beim Überfließen
der Wehre im Bereich des Brüdenraumes. Dabei wächst allmählich infolge abnehmenden
Flüssigkeitsdruckes die Intensität der Entspannung beim aufsteigenden Magma im oberen
Teil eines jeden Abteils und klingt allmählich im absteigenden Teil ab. Die hierbei
durch Abkühlung und Eindampfung entstandene Übersättigung ermöglicht ein gleichmäßiges
Wachstum der Kristalle insbesondere im unteren Teil der Kammer. So können bei diesem
Verfahren keine örtlichen Überhitzungen oder Verdampfungskonzentrationen an den Heizflächen
oder lokale Unterkühlungen an Kühlflächen - Effekte bei anderen Systemen - auftreten.
Dadurch werden nicht gewollte Über- oder Untersättigungen vermieden und Gefahren einer
Sekundärkeimbildung oder einer Wiederauflösung beseitigt. Die Voraussetzungen für
die jeweils angestrebte konstante Übersättigung während des gesamten Kristallisationsprozesses
sind damit nahezu optimal.
[0030] Die Pulsation in der Strömung des Magmas wird erreicht durch Querschnittsveränderungen
in den Abteilen:
- Bei der waagerechten Lösung durch die äußere Begrenzung als Kreissegment bei jedem
Abteil. Beim Strom von oben nach unten wird der Querschnitt immer enger, umgekehrt
von unten nach oben immer weiter. Beim Umströmen der Leitbleche oben und unten entsteht
ebenfalls ein pulsartiger Effekt.
- Bei der senkrechten Lösung sind die Verhältnisse entsprechend.
- Zusätzlich wird bei beiden Ausführungen durch den Einbau von Dellen oder ähnlichen
Ausbuchtungen in die Leitbleche in der entsprechenden Größe und Anzahl jede gewünschte
Pulsation der Strömung erreicht.
[0031] Die Pulsation bewirkt als Folge des Schereffekts ein Verschieben der Flüssigkeitsschichten
gegeneinander. Dadurch werden im Magma die Kristalle stets von übersättigtem Sirup
angeströmt und damit der Diffusionswiderstand an der Kristalloberfläche analog einer
Rührwerkswirkung reduziert. Zusätzlich bewirkt das Absinken der Kristalle - besonders
auf der zweiten Hälfte des Weges durch den Kristallisationsapparat eine Relativbewegung
zum Sirup und damit eine weitere Reduzierung des Diffusionswiderstandes.
[0032] Durch die stetigen Auf- und Abwärtsbewegungen in den Kammern können keine Kristallkonzentrationen
bzw. -ablagerungen auftreten. Alle Wände werden vom Magma ohne örtliche Über- oder
Untersättigungen angeströmt oder überströmt. Bei den senkrechten Leitblechen gibt
es oben und unten keine waagerechten Flächen, sondern nur dünne Kanten in der relativ
dünnen Blechstärke. Ablagerungen und Inkrustationen werden dadurch weitgehend -
wenn nicht ganz - vermieden.
[0033] Der wichtigste Vorteil dieses Verfahrens ist, daß
- im Gegensatz zu den bekannten Systemen der Rührkesselkaskaden - infolge des Gleichstroms
ohne Durchmischungen alle Kristalle einheitliche Aufenthaltszeiten bei jeweils gleichen
Bedingungen haben. Daraus resultiert eine weitgehend einheitliche Kristallgröße mit
einer sehr engen Kornverteilung. Das ist ein Ziel aller fortschrittlichen Bemühungen
bei der Zuckerkristallisation.
[0034] Ein weiteres Ziel ist, unter Vermeidung von Kristallagglomeraten und -aggregaten
die Erzeugung von gut ausgebildeten Einzelkristallen. Bei dem vorliegenden Verfahren
wird dem bereits bei der Kristallkeimbildung Rechnung getragen. Durch die Rückführung
äußerst kleiner Kristalle zur Impfung sind diese nur wenig größer als die durch sie
induzierten Sekundärkristallkeime.
[0035] Die hohen Scherkräfte im statischen Rohrmischer verhindern Agglomerate und Aggregate
schon am Anfang der Kristallisation. Im weiteren Kristallisationsverlauf wirken die
Scherkräfte des pulsierenden Magmas in der gleichen Weise.
[0036] Der Betrieb, der beschriebenen Apparatur ist gegenüber den bekannten Vorrichtungen
wesentlich einfacher. Es gibt keine Rührwerke und keine Heizkammern. Der gesamte Verfahrensablauf
innerhalb der beschriebenen Apparatur wird nur mit einer Brüdendruck- und Niveauregelung
für jede Kammer gesteuert.
[0037] Die der Kristallisationsarbeit vorhergehende Eindampfung des dünnen Zuckersaftes
zum Dicksaft kann gleichmäßiger erfolgen, da sie auf keine Dampfabnahme durch die
Kristallisationsanlage mehr angewiesen ist.
[0038] Die maschinentechnische Herstellung des beschriebenen Kristallisationsapparates
ist weniger aufwendig als die bekannten Konstruktionen, da er im Prinzip aus einem
zylindrischen Gefäß mit eingebauten senkrechten Wänden besteht.
[0039] Durch Fortfall der Rührwerke und der Heizkammern ist eine beachtliche Einsparung
von elektrischer und thermischer Energie gegeben.
[0040] Eine weitere, für den Kristallisationsvorgang äußerst vorteilhafte Ausgestaltung
der Kammern ist in Fig. 7 und Fig. 8 dargestellt, indem die Entspannungsgeschwindigkeit
vorwiegend im ersten Abteil 15 einer jeden Kammer 7 oder 10 reduziert ist, wodurch
die aufwärts gerichtete Strömungsgeschwindigkeit stark verringert ist. Dieses erfindungsgemäße
wird dadurch erreicht, daß das erste Abteil der jeweiligen Kammer auf Kosten der folgenden
Abteile so weit vergrößert ist, daß diese Wirkung eintritt. Es sind dann wenigstens
noch zwei Abteile 15 in jeder Kammer vorhanden (Fig. 7 und 8).
[0041] Um die Aufwärtsströmung erforderlichenfalls zu kanalisieren, können Leitbleche 16′
eingebaut werden, die im unteren Teil durch Öffnungen den Strömungsraum kommunizieren.
Die Leitbleche 16′ können aber auch bis zum Boden durchgeführt werden, wobei dann
das Magma jeweils zwischen zwei Leitblechen bei 28′ eingeführt wird. Auch bei den
unten offenen Leitblechen oder in dem Fall, daß gar keine Leitbleche vorhanden sind,
erfolgt die Zuführung des Magmas zur besseren Verteilung im unteren Bereich an mehreren
Stellen im Boden der Kammern. Die pulsierende Bewegung wird in den so vergrößerten
Abteilungen im wesentlichen durch die entstehenden Dampfblasen bewirkt. Sie kann
aber auch durch die Form der Leitbleche und in den Übergangsbereichen von einer Kammer
zur anderen durch die Art der Strömung verstärkt werden. Der Vorteil dieser Ausgestaltung
ist eine sehr langsame Entspannung des Magmas und damit verbunden eine allmähliche
Abkühlung und Konzentrierung infolge der Wasserverdampfung aus dem Magma. Aus diesen
verbesserten Bedingungen für die Kristallisation - nämlich die exakte Einhaltung
der jeweiligen gewünschten Übersättigung - resultiert eine erheblich verbesserte
Kristallqualität.
[0042] Folgende Vorteile ergeben sich somit bei dem Verfahren und der Vorrichtung gemäß
der vorliegenden Erfindung:
1) Bessere Qualitäten des erzeugten Zuckers sowohl hinsichtlich der Gleichmäßigkeit
der Kristallgrößen und der Kristallform bei Vermeidung von Agglomeraten und Aggregaten
wie auch hinsichtlich anderer Qualitätsmerkmale wie z. B. "Farbe" und "Asche".
2) Vereinfachter Betrieb und vereinfachte Prozeßregelung.
3) Geringerer Verbrauch an elektrischer und thermischer Energie, wobei letztere auch
Verbesserungen bei der vorgeschlagenen Verdampfstation bewirkt.
4) Reduzierung bzw. vollständige Vermeidung von Inkrustationen.
5) Weniger aufwendige und damit preiswertere maschinentechnische Herstellung des
Kristallisationsapparates.
1. Verfahren zur kontinuierlichen Zuckerkristallisation mittels eines Durchlaufapparates,
dadurch gekennzeichnet, daß eine bei höheren Temperaturen (80-120°C) gesättigte Zuckerlösung pulsierend im
Gleichstrom - wobei in keiner Prozeßstufe eine Durchmischung stattfindet - durch
durch Entspannungsverdampfung laufend abgekühlt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Kristallkeimbildung eine geringe Magmamenge mit neu gebildeten sehr kleinen
Kristallen bzw. Kristallkeimen in die passend übersättigte Zuckerlösung zurückgeführt
und mit dieser intensiv mit statischen Rohrmischern vermischt wird.
3. Vorrichtung zur Ausführung des Verfahrens nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein liegendes (Fig. 1) oder stehendes (Fig. 3 und 4) zylindrisches Gefäß in
mehrere Kammern (7 bzw. 10) unterteilt ist und die einzelnen Kammern (7) bei der liegenden
Ausführung durch senkrechte Wände (8) und bei der stehenden Ausführung durch waagerechte
Böden (11) bzw. Decken (12) gegeneinander begrenzt sind und die einzelnen Kammern
beider Ausführungen Leitbleche (14, 16) enthalten.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die einen Leitbleche (14) innerhalb einer Kammer (7 oder 10) mehrere Abteilungen
bilden, indem sie unten dicht mit dem Boden bzw. Wand verbunden sind und ein Überlaufwehr
bilden, die wiederum eine Kaskade bilden, deren Stufenhöhen sich aus den Fließeigenschaften
des jeweiligen Magmazustandes und der gewünschten Entspannungszeit richten, während
die zweite Gruppe von Leitblechen (16) von oben zwischen die Kaskadenbleche (14)
eingeführt ist, so daß sich mäanderförmige Strömungswege ergeben und oben Durchlässe
für die Brüdenströme ergeben und daß bei waagerechter und als auch bei senkrechter
Ausführung die Leitbleche parallel oder gekrümmt parallel zueinander verlaufen und
flache, zylindrische oder verjüngte kegelstumpfförmige Gestalt aufweisen.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Leitbleche Dellen oder ähnliche Ausbuchtungen (20) haben.
6. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß zur Überleitung des Magmas von einer Kammer zur nächsten unten ein außenliegendes
Rohr (21) mit Regelorgan vorgesehen ist.
7. Vorrichtung zur Ausführung des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß dem liegenden und dem stehenden Kristallisationsapparat ein oder mehrere statische
Rohrmischer (23) mit Kühl- bzw. Heizmäntel (24, 25) vorgeschaltet sind.
8. Verfahren nach Anspruch 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß anstelle des zurückgeführten Magmas, Slurry bzw. gleichmäßig oder intermittierend
Luft in den statischen Rohrmischer eingeführt wird.
9. Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das erste Abteil (15′) der jeweiligen Kammer (7,10) auf Kosten der folgenden
Abteile soweit vergrößert ist, daß höchstens nur noch zwei Abteile in einer Kammer
vorhanden sind, wobei erforderlichenfalls Leitbleche (16′) in jedes Abteil eingebaut
sind, die bis zum Boden geführt sind oder Öffnungen besitzen und die Zuführung des
Magmas im ersten Fall jeweils zwischen den Leitblechen (14′) und sonst an mehreren
Stellen (28′) im Boden erfolgt.