[0001] Die Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der Elektronik/Mikroelektronik und betrifft
Präzisions-Widerstands-Dünnschichten, wie sie z.B. in Hybridschaltkreisen, Sensoren
oder integrierten Schaltungen Anwendung finden.
[0002] Bekannt sind Präzisions-Widerstands-Dünnschichten auf der Basis von CrSiO mit 0 bis
60 Stoffmengenanteilen Sauerstoff (DE-OS 2 724 498). Weiterhin ist bekannt, daß solche
Dünnschichten W, Ta oder Mo mit 1 bis 10 Stoffmengenanteilen und/oder Al mit 5 bis
70 Stoffmengenanteilen zusätzlich enthalten können (DD 158 725, DD 230 106).
[0003] Alle diese Werkstoffzusammensetzungen haben die Nachteile, daß Temperaturkoeffizienten
um Null entweder nur in einem engen Temperaturgebiet oder nur in einem schmalen Bereich
des spezifischen Widerstandes erreicht werden und daß dieser Bereich weiterhin im
unteren Teil des mit diesen Schichten überstreichbaren Widerstandsgebietes liegt,
d.h., daß der nutzbare Widerstandsbereich um so enger ist, je weiter der Temperaturbereich
ist, für den ein kleiner TK gefordert wird. Dies ist oft von - 55
oC bis 125
oC bzw. 155
oC der Fall. Es ist dann üblich, zur Charakterisierung des Temperaturkoeffizienten
zwei Parameter zu verwenden, den TK zwischen 25
oC und 125
oC (sog. Wärme-TK) und die Parabolizität Δ TK (Unterschied des TK im Wärmebereich
zu dem im Kältebereich, d.h. von - 55
oC bis 25
oC).
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Präzisions-Widerstands-Dünnschicht
anzugeben, deren TK und Δ TK gleichzeitig einen Wert nahe Null in einem weiten und
möglichst hohen Bereich des spezifischen Widerstandes haben, wobei die Zusammensetzung
der Schichten und ihre Struktur bezüglich der Heterogenität zu verändern ist.
[0005] Die Aufgabe wird durch eine Präzisions-Widerstands-Dünnschicht auf der Basis CrSiO
mit 10 bis 50 Stoffanteilen Sauerstoff und einem Atomverhältnis Si : Cr zwischen 1
und 10 und mit einem oder mehreren hochschmelzenden Metallen (x) von 0 bis 10 Stoffmengenanteilen
und von 0 bis 50 Stoffmengenanteilen Al, bezogen auf das System CrSiXAl erfindungsgemäß
dadurch gelöst, daß die Schicht zwischen 2 und 20 Stoffmengenanteile Wasserstoff,
bezogen auf das Gesamtsystem CrSiXAlOH, enthält, daß ein Teil des Wasserstoffs in
Form von OH-Gruppen abgebunden ist, und daß die Schicht eine Entmischung in O-reiche
und O-arme Cluster aufweist, die mit einer Säulenstruktur gekoppelt ist.
[0006] Vorteilhafterweise hat die Schicht die Zusammensetzung
(Si
aCr
bW
c)
1-x (O
1-yH
y)
x ,
wobei die Koeffizienten a zwischen 0,5 und 0,85, b zwischen 0,15 und 0,5 und c zwischen
0 und 0,05 liegen, sowie x-Werte zwischen 0,3 und 0,55 und y zwischen 0,1 und 0,15
annimmt.
[0007] Ebenfalls vorteilhaft ist die Zusammensetzung der Schicht durch
(Si
aCr
bAl
c)
1-x(O
1-yH
y)
x
gegeben, wobei die Koeffizienten a zwischen 0,5 und 0,8, b zwischen 0,15 und 0,5 und
c zwischen 0 und 0,2 liegen, sowie x-Werte zwischen 0,3 und 0,55 und y zwischen 0,1
und 0,15 annimmt.
[0008] Zweckmäßig ist es weiterhin, daß möglichst viel des in der Schicht vorhandenen Wasserstoffs,
d.h. mindestens 50 %, in Form von OH-Gruppen abgebunden ist.
[0009] Widerstandsschichten der angegebenen Zusammensetzung und Struktur haben entsprechend
der Zielsetzung die Eigenschaft, daß TK und Δ TK in einem weiten und höheren Bereich
des spezifischen Widerstandes gleichzeitig nahe Null sind.
[0010] Die Schichten lassen sich beispielsweise mit einem Plasmatron herstellen. Das Sputtern
erfolgt in einer H₂O-haltigen Atmosphäre mit einem Gesamtdruck zwischen 1 und 100
Pa.
[0011] Die Zusammensetzung und die Struktur der Schichten läßt sich beispielsweise folgendermaßen
prüfen:
[0012] Die Konzentration der Elemente Si, Cr, W und O läßt sich durch die Rutherfordrückstreuspektroskopie
bestimmen, die H-Konzentration durch eine kernphysikalische Analysenmethode entsprechend
der Reaktion
¹H(¹⁵N,αγ)¹²C
ca. 1 Woche nach Schichtherstellung. Geringe leichtflüchtige Wasserstoffanteile, die
hier vernachlässigt werden und die sich außerdem schwer verfolgen lassen, sind zu
diesem Zeitpunkt nicht mehr in den Schichten vorhanden.
[0013] Der Nachweis der OH-Gruppen kann mit Hilfe der Infrarotspektroskopie erfolgen; die
Proben zeigen dann im Bereich von 3000 - 3600 cm⁻¹ Absorptionsbanden.
[0014] Die Entmischung und die Säulenstruktur lassen sich durch transmissions-elektronenmikroskopische
Untersuchungen einschließlich der zugehörigen Beugungen nachweisen; die Säulenstruktur
wird insbesondere bei Schrägstellung der Proben zum Elektronenstrahl deutlich.
Beispiele 1 und 2
[0015] Auf einem Substrat aus oxidiertem Silizium ist eine Widerstandsschicht von 80 nm
Dicke vorhanden mit einer Zusammensetzung, die durch
(Si₀,₅₅Cr₀,₄₃W₀,₀₂)
1-x(O
1-yH
y)
x
gegeben ist.
[0016] Das Beispiel 1 entspricht dem Stand der Technik.
Beispiel 1
[0017] A: y ≈ 0 und x ≈ 0,3
B: y ≈ 0 und x ≈ 0,4
C: y ≈ 0 und x ≈ 0,5
[0018] Nach Herstellung und anschließender Einstelltemperung, die wie üblich dem Werkstoff
angepaßt wird, ergeben sich folgende Eigenschaften:
(ρ. = spezifischer Widerstand des ungetemperten Materials in µΩ cm
ρ = spezifischer Widerstand in µΩ cm nach Einstelltemperung bei der Temperatur T
E in
oC. Dauer der Einstellung 2 h.
TK¹²⁵ = Temperkoeffizient des Widerstandes zwischen 25
oC und 125
oC
TK⁻⁵⁵= Temperkoeffizient des Widerstandes zwischen -55
oC und 25
oC
Δ TK = TK¹²⁵ - TK⁻⁵⁵)

Beispiel 2
[0019] A: y = 0,14 und x = 0,3
B: y = 0,12 und x = 0,4
C: y = 0,08 und x = 0,5
[0020] Dabei werden bei IR-spektroskopischen Untersuchungen breite Absorptionsbanden im
Bereich von 3000 - 3600 cm⁻¹ mit integralen Absorptionskoeffizienten zwischen 1 und
2 . 10⁵cm⁻² festgestellt.
[0021] Mit Hilfe der Transmissionselektronenmikroskopie wird ein Saulenaurbau der Schichten
mit einer Saulenbreite von 5 bis 10 nm nachgewiesen. Die Auswertung von Beugungsuntersuchungen
belegt die Entmischung der Schicht in O-reiche und O-arme Cluster. Dabei sind die
O-reichen Schichten auch Si-reicher und die O-armeren auch Si-ärmer.
[0022] Die Schichten lassen sich folgendermaßen herstellen:
[0023] Es wird eine ultrahochvakuumdichte Anlage von 100 l Rezipientenvolumen benutzt,
in die ein Plasmatron mit einem Target der Zusammensetzung 60 Si 38 Cr 2 W eingebaut
ist. Die Saugleistung der Pumpen wird auf 20 l/s gedrosselt. Die Substratbewegung
erfolgt nach dem bekannten Planetenprinzip. Der Abstand zwischen Target und Substratpalette
ist 80 mm, der Arbeitsgasdruck (Argon) 4 Pa; die Kondensationsrate wird zu 10 nm/min
festgelegt. Als Reaktivgas wird Wasserdampf verwendet, der über eine Dusche eingelassen
wird.
[0024] Nach Einstelltemperung, die wiederum dem Werkstoff angepaßt wird, ergeben sich folgende
Eigenschaften (Legende siehe Beispiel 1):

1. Präzisions-Widerstands-Dünnschicht auf der Basis von CrSiO mit 10 bis 50 Stoffmengenanteilen
Sauerstoff und einem Atomverhältnis Si : Cr zwischen 1 und 10 sowie mit einem oder
mehreren ochschmelzenden Metallen (x) von 0 bis 10 Stoffmengenanteilen und 0 bis 50
Stoffmengenanteilen Al, bezogen auf das System CrSiXAl, dadurch gekennzeichnet, daß
die Schicht zwischen 2 und 20 Stoffmengenanteile Wasserstoff, bezogen auf das Gesamtsystem
CrSiXAlOH, enthält, daß ein Teil des Wasserstoffs in Form von OH-Gruppen abgebunden
ist, und daß die Schicht eine Entmischung in O-reiche und O-arme Cluster aufweist,
die mit einer Säulenstruktur gekoppelt ist.
2. Präzisionswiderstandsschicht nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Zusammensetzung
der Schicht durch
(SiaCrbWc)1-x (O1-yHy)x
gegeben ist, wobei die Koeffizienten a zwischen 0,5 und 0,85, b zwischen 0,15 und
0,5 und c zwischen 0 und 0,05 liegen, sowie x-Werte zwischen 0,3 und 0,55 und y zwischen
0,1 und 0,15 annimmt.
3. Präzisions-Widerstandsschicht nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Zusammensetzung der Schicht durch
(SiaCrbAlc)1-x(O1-yHy)x
gegeben ist, wobei die Koeffizienten a zwischen 0,5 und 0,8, b zwischen 0,15 und 0,5
und c zwischen 0 und 0,2 liegen, sowie x-Werte zwischen 0,3 und 0,55 und y zwischen
0,1 und 0,15 annimmt.
4. Präzisions-Widerstandsschicht nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
mindestens 50 % des in der Schicht vorhandenen Wasserstoffs in Form von OH-Gruppen
abgebunden ist.