[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Erzeugung einer Struktur, insbesondere
Holzstruktur, an der Oberfläche von Faserplatten, insbesondere mitteldichten Faserplatten,
indem auf die Oberfläche einer ausgehärteten Faserplatte als Ausgangsmaterial ein
Stoff aufgebracht wird und die Faserplatte anschließend mit dem Stoff in einer Kurztaktpresse
unter Einwirkung von Druck und Hitze und unter Verwendung eines strukturierten Preßbleches
verpreßt wird. Es ist bekannt, Faserplatten in der Oberfläche so auszurüsten bzw.
auszustatten, daß die Oberfläche nicht als ebene Fläche erscheint, sondern eine bestimmte
Struktur aufweist, die je nach den Anforderungen ganz verschiedene Gestalt besitzen
kann. Solche strukturierten Oberflächen werden insbesondere in der Möbelherstellung
benötigt. Beispielsweise bei der Herstellung von Küchenfronten, aber auch im Korpusbereich
können und werden Faserplatten sowie andere aus Holzmaterial bestehende Platten eingesetzt,
bei denen eine reliefartige, strukturierte Oberfläche gewünscht ist. Es geht bei der
vorliegenden Erfindung um die Anbringung einer Struktur an der Oberfläche einer Faserplatte,
die bereits ausgehärtet ist, die also bereits den üblichen Herstellungsvorgang durchlaufen
hat.
[0002] Bei einem bekannten Verfahren der eingangs beschriebenen Art werden auf die Faserplatte,
Spanplatte und dergleichen nach ihrer Aushärtung Melamin-beharzte Papiere aufgelegt
und die Platte als Ausgangsmaterial mit dem Melamin-beharzten Papier in einer Kurztaktpresse
verpreßt. Unter einer Kurztaktpresse wird ein bekannter Pressentyp verstanden, mit
dem üblicherweise Drücke bis zu etwa 27 kp/qcm und Temperaturanwendungen bis etwa
180° C zur Anwendung gelangen. Auf die aufgelegte Papierschicht wird ein strukturiertes
Preßblech aufgelegt und auf diese Weise ergibt sich eine Abformung der Struktur des
Preßbleches im Bereich des Papieres, also an der Oberfläche der Faserplatte. Wenn
glatte Preßbleche Verwendung finden ergeben sich auf diese Weise hochglänzende ebene
Oberflächen. Die Struktur erfaßt dabei aber praktisch nur die Oberfläche in dem Melamin-beharzten
Papier, welches als Stoff auf das Ausgangsmaterial aufgelegt wird. Die eigentliche
Oberfläche der Faserplatte wird dabei nur wenig oder kaum verformt. Insoweit wird
diese Struktur an der Oberfläche der Faserplatte erzeugt. Der Vorteil dieses bekannten
Verfahrens liegt darin, daß die Oberfläche der Faserplatte durch das Melamin-Papier
einen gewissen Schutz erhält. Durch die Aushärtung des Melamin-Harzes wird die Oberfläche
des Papieres gleichsam versiegelt bzw. geschlossen. Das bekannte Verfahren ist vergleichsweise
preisgünstig durchführbar, so daß es vom Aufwand her mit einem Lackauftrag konkurrieren
kann. In nachteiliger Weise sind die dabei erzeugbaren Strukturen in dekorativer Hinsicht
nur für untergeordnete Ansprüche befriedigend. Die Papieroberfläche bleibt meist erkennbar,
so daß beispielsweise die Struktur von natürlichem Holz auf diese Art und Weise nicht
oder nur sehr unvollkommen herstellbar ist. Aus diesem Grund findet dieses Verfahren
zur Veredelung vom solchen Oberflächen von Faserplatten Verwendung, die meist nur
im Korpusbereich von Möbeln, nicht aber im Frontbereich, eingesetzt werden.
[0003] Es gibt auch bereits Verfahren, die sich wie das anmeldungsgemäße Verfahren, mit
der Anbringung einer Struktur unmittelbar in der Oberfläche einer Faserplatte beschäftigen.
Dabei werden Faserplatten zunächst nach dem üblichen bekannten Verfahren hergestellt.
Dann werden diese Platten vermittels eines Prägekalanders behandelt, dessen Prägewalzen
ein- oder beiseitig strukturiert sind. Unter Anwendung von Druck und Hitze wird die
Struktur gleichsam in die Oberfläche der Faserplatte eingebrannt. Die anzuwendenden
Temperaturen können bis etwa 1100° C an der Oberfläche der Prägewalzen erreichen.
Durch Variation von Druck, Hitze und Vorschubgeschwindigkeit der zu veredelnden Faserplatte
durch den Prägekalander kann die Farbe der eingebrannten Struktur variiert werden.
Vorteilhaft ist es mit diesem Verfahren möglich, überhaupt einmal eine Struktur in
der Oberfläche und nicht etwa nur an der Oberfläche einer Faserplatte zu bekommen.
Es entfällt auch die zusätzliche Verwendung eines Stoffes, beispielsweise eines melaminharzgetränkten
Papieres. Nachteilig an diesem Verfahren ist, daß die Einbrenn-Verfärbung nicht immer
gleichmäßig ausfällt. Auch ergibt sich kein zufriedenstellendes Aussehen, wenn eine
natürlich Holzstruktur nachgeahmt werden soll. Die Oberfläche der Faserplatten ist
auch nach dem Einbrennen roh und ungeschützt. Es können insbesondere Feuchtigkeitsschäden
und mechanische Schäden bei nachfolgenden Bearbeitungsschritten auftreten, die auch
durch einen Schleifvorgang nicht beseitigt werden können, weil hierdurch zugleich
die eingebrannte Oberfläche so verändert würde, daß die Schadensstellen noch deutlicher
hervortreten und erkennbar sind. Nachteilig ist auch, daß für eine solche Veredelung
von Faserplatten spezielle Anlagen und Prägekalander erforderlich sind und die Steuerung
der Temperatur und des Druckes äußerst präzise durchgeführt werden müssen, wenn das
Arbeitsergebnis einigermaßen konstant sein soll.
[0004] Bei einem weiteren bekannten Verfahren, welches insbesondere zur Herstellung von
Möbelfronten dient, wird als Ausgangsmaterial eine ausgehärtete Spanplatte eingesetzt,
die besonderes weich ausgebildet ist. Diese ausgehärtete Spanplatte wird in ihrer
Oberfläche durch Anwendung von Druck und Hitze eingedrückt und zerdrückt, wobei Makro-Strukturen,
also umlaufende Nuten, Rillen, Reliefs u. dgl. in die Oberläche eingeprägt werden
können. Dabei werden Temperaturen bis etwa 180° C angewandt. Die Tiefe der eingeprägten
Nuten kann bis zu 8 mm betragen. Es können auch Folien und Papiere auf die Oberfläche
aufgeschmolzen werden. Auch eine nachfolgende Lackbehandlung derart verformter Oberflächen
ist nachträglich möglich. Vorteilhaft wird mit diesem bekannten Verfahren ein Fräsvorgang
zur Herstellung des Reliefs vermieden, wobei durchaus ein ähnlicher optischer Effekt
auftritt. In nachteiliger Weise müssen für dieses Verfahren Pressen zur Verfügung
stehen, deren Arbeitsdrücke sehr hoch sind. Außerdem ist das Verfahren nur für bestimmte
besonders weich gestaltete Holzspanplatten geeignet und anwendbar.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren aufzuzeigen, mit dem es möglich
ist, unter Verwendung bekannter Anlagen, insbesondere Kurztaktpressen, eine Struktur,
insbesondere Holzstruktur, direkt in die Oberfläche einer Faserplatte, insbesondere
einer mitteldichten Faserplatte, einzubringen.
[0006] Erfindungsgemäß wird dies dadurch erreicht, daß als Stoff ein Harz-Wassergemisch
Verwendung findet. Es wird also nicht mehr ein Melamin-beharztes Papier als Stoff
auf die Oberfläche der Faserplatte aufgebracht, sondern ein Harz-Wassergemisch. Dieses
Harz-Wassergemisch dringt erweichend in die Oberfläche der fertig ausgehärteten Faserplatte
ein, so daß sich bei der nachfolgenden Verpressung in der Kurztaktpresse die Struktur
des Preßbleches in dieser Oberfläche abformen kann. Dabei härtet der Harzanteil des
Harz-Wassergemisches aus, während der Wasseranteil verdampft. Damit wird die Struktur
in der Oberfläche und nicht nur an der Oberfläche bzw. auf die Oberfläche aufgebracht,
was grundlegend für ein besseres dekoratives Aussehen ist. Es wird unmittelbar die
Oberfläche der Faserplatte verformt, weil die Struktur hier hineingeprägt wird. Eine
störende Papierschicht oder eine Folie an der Oberfläche kommen in Fortfall. Derartige
störende Medien, wie insbesondere Papiere, Folien u. dgl. werden eingespart, was zugleich
eine Verbilligung des Herstellungsvorganges bedeutet. Ein weiterer Vorteil liegt darin,
daß die Werkzeuge für die Weiterbearbeitung der auf diese Art und Weise in der Oberfläche
veredelten Platten weniger schnell stumpf werden und daher eine längere Standzeit
ergeben. Insbesondere beim Kantenfräsen von Oberflächen, die unter Verwendung eines
Melamin-beharzten Papieres hergestellt wurden, werden die Fräser an der Stelle, an
der das Papier durch den Fräsvorgang abgetragen werden muß, bekanntlich sehr schnell
stumpf. Beim Fräsvorgang der nach dem neuen Verfahren veredelten Faserplatte, insbesondere
beim Fräsen einer abgerundeten Kante, wird direkt in dem Material der Faserplatte
gefräst, so daß Einrißstellen am Übergang zwischen Faserplatte und Papier, wie sie
im Stand der Technik vorkommen, vermieden werden. Natürlich werden auch im Stand der
Technik erforderlich werdende Spachtelarbeiten an dieser Stelle eingespart. Ein weiterer
wesentlicher Vorteil ist darin zu sehen, daß das Harz aus dem Harz-Wassergemisch nach
dem Aushärten gleichsam eine Versiegelung der veredelten Oberfläche darstellt, die
nicht nur einen Schutz bedeutet, sondern auch eine Einsparung bei einem sich meist
anschließenden Lackierungsvorgang darstellt, weil durch die geschlossene Oberfläche
des ausgehärteten Harzes der Lackverbrauch geringer ist. Insbesondere mit einer Lackierung
kann überraschenderweise eine Oberfläche erzeugt werden, die von einer natürlichen
Holzoberfläche, die ebenfalls eine Lackierung trägt, nur sehr schwer unterscheidbar
ist. Durch die Anwendung des Harz-Wassergemisches wird der Harzanteil der Oberfläche
erhöht. Gleichzeitig wird damit eine Resistenz gegen Feuchtigkeit und Chemikalien
erreicht, die nicht nur Bedeutung für das Endprodukt hat, sondern sich auch bereits
vorteilhaft für alle Weiterverarbeitungsschritte des veredelten Materials bis zur
Erstellung des Möbelstückes besitzt. Bei Verwendung einer Holzstruktur entsteht ein
besonders natürliches Aussehen, weil in die Oberfläche der Faserplatte hineingeprägt
wird. Natürlich können auch andere Strukturen auf diese Art und Weise hergestellt
werden, besonders vorteilhaft Mikro-Strukturen.
[0007] Als Harz innerhalb des Harz-Wassergemisches kann vorteilhaft Melamin Verwendung finden.
Dies stellt ein in der Spanplatten- und Faserplattenindustrie übliches Harz dar, welches
nicht nur preiswert ist, sondern mit dem auch bereits die Anwender entsprechende Erfahrungen
haben. Aber auch andere Harze sind natürlich geeignet.
[0008] Das Harz-Wassergemisch kann mit einem Anteil von 25 bis 50%, insbesondere 30% Harz
Anwendung finden, d. h. 30% sind bespielsweise Harz und 70% Wasser. Aus diesem Verhältnis
wird erkennbar, wie wichtig die Anwesenheit von Wasser ist, die durch die Anwendung
von Druck und Hitze während des Verpressens in den dampfförmigen Zustand übergeht.
Auch dieser Dampf dringt bis zu einer gewissen Tiefe in die Oberfläche der Faserplatte
ein, mach sie weich und verformbar, so daß sich die Strukturen der Preßbleche entsprechend
abbilden können.
[0009] Vorteilhaft werden strukturierte Preßbleche mit einer Rauhigkeitstiefe von in einem
Bereich von 100 bis 200µ, insbesondere etwa 180µ, eingesetzt. Diese Strukturen sind
also tiefer als die Strukturen die in Verbindung mit Melamin-beharzten Papieren Verwendung
finden. Natürlich richtet sich die Tiefe der Struktur nach dem gewünschten Effekt.
Bereits aber mit den angegebenen Grenzen lassen sich Strukturen von natürlichem Holz
sehr gut erzeugen.
[0010] Beim Verpressen der mit dem Harz-Wassergemisch benetzten Oberfläche können Drücke
zwischen 20 und 30 kp/qcm und Temperaturen zwischen 150 und 200° C in der Oberfläche
der Preßbleche angewendet werden. Vorteilhaft läßt sich das Veredelungsverfahren sowohl
einseitig als auch beidseitig an Faserplatten einsetzen. Auch bei einseitiger Anwendung
verlieren die Platten nicht ihre Geradheit, was insoweit einen Vorteil gegenüber der
Veredelung mit Melamin-beharzten Papieren darstellt, die immer beidseitig angewendet
werden müssen, damit die Faserplatten nicht krumm werden.
[0011] Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, die Oberfläche der Faserplatten mit etwa 20
bis 40 g/qm Harz-Wassergemisch zu benetzen. Bereits dieser geringe flächenmäßige Anteil
reicht aus, um die gewünschte strukturierte Oberfläche zu erzielen.
1. Verfahren zur Erzeugung einer Struktur, insbesondere Holzstruktur, in die Oberfläche
einer ausgehärteten Faserplatte, insbesondere mitteldichten Faserplatte, hinein, in
dem ein- oder beidseitig auf die Oberfläche der Faserplatte ein Harz-Wassergemisch
aufgebracht wird, welches erweichend in die Oberfläche der Faserplatte eindringt,
und die Faserplatte anschließend mit einer Kurztaktpresse unter Einwirkung von Druck
und Hitze und unter Verwendung eines strukturierten Preßblechs verpreßt wird, wobei
der Wasseranteil des Harz-Wassergemischs zum Verdampfen und der Harzanteil zur Aushärtung
gebracht werden, während die Struktur des Preßblechs unmittelbar in die Oberfläche
der Faserplatte hinein abgeformt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Harz Melamin Verwendung
findet.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Harz-Wassergemisch
mit einem Anteil von 25 bis 50%, insbesondere 30% Harz Anwendung findet.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß strukturierte Preßbleche
mit einer Rauhigkeitstiefe in einem Bereich von 100 bis 200µ, insbesondere etwa 180µ,
eingesetzt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß beim Verpressen der mit
dem Harz-Wassergemisch benetzten Oberfläche Drücke zwischen 20 und 30 kp/qcm und Temperaturen
zwischen 150 und 200° C in der Oberfläche der Preßbleche angewendet werden.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberfläche der Faserplatte
mit etwa 20 bis 40 g/qm Harz-Wassergemisch benetzt wird.