[0001] Die Erfindung betrifft ein Implantat der im Oberbegriff des Anspruchs 1 angegebenen
Art.
[0002] Derartige kardiovaskuläre Implantate werden vorzugsweise als Herzklappenprothesen
oder Herzschrittmacherelektroden im menschlichen Körper eingesetzt. Die Blutverträglichkeit
kordiovaskulärer Implantate wird jedoch entscheidend von der Beschaffenheit ihrer
Oberfläche beeinflußt. Für die Antithrombogenität ist zum einen eine geringe Rauhtiefe
notwendig um die Anlagerung bzw. Zerstörung korpuskulärer Bestandteile des Blutes
und die damit verbundene Aktivierung des Gerinnungssystemes zu verhindern. Desweiteren
müssen jedoch auch direkte Ladungsaustauschprozesse zwischen gerinnungsspezifischen
Proteinen und der Implantatoberfläche verhindert werden.
[0003] Es ist bekannt, zur Erfüllung dieser Erfordernisse Beschichtungen aus pyrolytischem
Kohlenstoff als dem gebräuchlichsten Werkstoff für Herzklappen einzusetzen. Dies
ist beispielsweise in der DE-A1-31 16 040 beschrieben. Daneben ist er bekannt, zur
Verhinderung der Ladungsaustauschprozesse zwischen den gerinnungsspezifischen Proteinen
und der Implantatoberfläche halbleitende Materialien, vorzugsweise Rutilkeramik, als
Implantatwerkstoff zu verwenden.
[0004] Diese Art der Implantate mit einer Beschichtung aus Kohlenstoff mit seiner porösen
Struktur werden zwar den Ansprüchen an die Oberflächenbeschaffenheit gerecht, sie
haben jedoch den Nachteil, daß ein Elektronentransfer durch Tunneln von besetzten,
valenzbandartigen Zuständen des Proteins in freie Zustände des Festkörpers zu einer
Spaltung des Fibrinogens im Blut führt. Die dabei entstehenden Fibrinmonomere können
sich polymerisieren und zu einem irreversiblen Thrombus führen. Implantate aus Rutilkeramik
unterbinden auch diese Ladungsaustauschprozesse, sie sind jedoch aufgrund der hohen
Produktionskosten nicht zur Serienreife gelangt.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei einem Implantat der eingangs genannten
Gattung eine kardiovaskulär verträgliche Oberfläche zu schaffen, die auch kostengünstig
herzustellen ist.
[0006] Diese Aufgabe wird mit den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
[0007] Die Verwendung einer Beschichtung aus halbleitendem Material bei einem Implantat
ist deswegen besonders vorteilhaft, weil damit Elektronenströme verhindert werden,
welche eine Fibrinaktivierung begünstigen. Dazu muß nur eine äußerst dünne Oberflächenschicht
aus Halbleitermaterial bestehen. Die entsprechenden Beschichtungen lassen sich kostengünstig
durch PVD- oder CVD-Verfahren erzeugen. Dabei ist insbesondere die Erzeugung von amorphem
SiC nach dem sogenannten Plasma-CVD-Verfahren (Plasma assisted chemical vapor deposition)
günstig. Auf diese Weise lassen sich Schichten sehr geringer elektrischer Zustandsdichte
erzeugen.
[0008] Insbesondere sind noch folgende vorteilhafte Weiterbildungen günstig:
[0009] Die porenfreie Halbleiterbeschichtung besteht entweder aus einem amorphen oder einem
mikrokristallinen Werkstoff. Die Rauhtiefe der Oberfläche beträgt weniger als 0,1
µm. Dadurch wird die Anlagerung bzw. Zerstörung korpuskulärer Bestandteile des Blutes
und die damit verbundene Aktivierung des Gerinnungssystemes verhindert.
[0010] Die Lösung basiert auf der Erkenntnis, daß auf dem energetischen Niveau der elektronischen
Proteinzustände die Zustandsdichte der Beschichtung gering ist. Damit werden thrombogene
Ladungsaustauschprozesse zwischen gerinnungsspezifischen Proteinen und der Implantatoberfläche
verhindert.
[0011] Bevorzugt wird zur antithrombogenen Beschichtung amorphes Siliziumkarbid (a-SiC:H),
ein Abscheidungsprodukt eines Gemisches enthaltend Silan (SiH₄) und/oder Methan (CH₄),
verwendet.
[0012] Die Beschichtung ist insbesondere möglichst porenfrei ausgebildet. Dadurch erhöht
sich auch deren Stabilität. Statt Siliziumkarbid kann auch Siliziumnitrid (a-SiN:H)
benutzt werden, das insoweit übereinstimmende Oberflächeneigenschaften aufweist.
[0013] Um die Haftfähigkeit zwischen Substrat und Beschichtung zu verbessern und insbesondere
zu verhindern, daß sich beim Abkühlen nach dem Beschichtungsprozeß Teile der Beschichtung
ablösen, ist es günstig, zwischen Substrat und Beschichtung eine Zwischenschicht
vorgesehen ist, welche Wärmedehnungen ausgleicht, wobei dieser Ausgleich durch einen
Werkstoff mit wesentlich geringerem Elastizitätsmodul erfolgt.
[0014] Bevorzugt besteht diese Zwischenschicht aus Graphit, Glaskohlenstoff oder pyrolitischem
Kohlenstoff bzw. bildet bei einem metallischen Substrat eine Legierung der Materialien
von Beschichtung und Substrat.
[0015] Zur Stabilisierung des Silikatnetzwerkes ist bevorzugt eine geringfügige Dotierung
mit Phosphor vorgesehen. Dabei wird der Phosphor insbesondere in Form von Phosphin
mit einer Konzentration von weniger als einem Prozent eingebracht.
[0016] Andere vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet
bzw. werden nachstehend zusammen mit der Beschreibung der bevorzugten Ausführung der
Erfindung anhand der Figur näher dargestellt.
[0017] Die einzige Figur zeigt ein Ausführungsbeispiel der Erfindung als Schnitt durch
eine Oberflächenschicht des Implantats.
[0018] Bei dem in der Figur dargestellten Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen kardiovaskulären
Implantats ist dessen Schichtaufbau im Querschnitt wiedergegeben. Auf der Oberfläche
eines Implantats, gebildet durch ein aus einem Grundwerkstoff bestehendes Teil 1,
befindet sich eine porenfreie Beschichtung 2 aus amorphem Siliziumkarbid (a-SiC:H)
als Halbleiterwerkstoff, das ein Abscheidungsprodukt eines Gemisches enthaltend Silan
(SiH₄) und/oder Methan (CH₄) bildet und dessen Oberfläche 14 antithrombogen ausgebildet
ist. Bei dem Teil 1 handelt es sich beispielsweise um den äußeren Ring einer Herzklappenprothese
oder die nicht isolierten (aktiven) Bereiche einer Herzschrittmacherelektrode.
[0019] Die Dicke der Beschichtung 2 liegt insbesondere im Bereich von bis zu 1 µ und beträgt
maximal 10 µm. Sie ist weicher und hat einen wesentlich geringeren Elastizitätsmodul
als die benachbarten Schichten.
[0020] Die Oberfläche 3 weist eine Rauhtiefe von ca. 0,1 µm oder weniger auf. Die Zustandsdichte
der Beschichtung 2 liegt im Bereich des energetischen Niveaus der Proteinzustände
im Blut, also bei 10¹⁸ cm⁻³eV-1 oder niedriger. Die Ausbildung der Oberfläche 3 verhindert
direkte Ladungsaustauschprozesse zwischen gerinnungsspezifischen Proteinen und der
Implantatoberfläche.
[0021] Bei einer weiteren Ausführungsvariante befindet sich auf einem aus einem Grundwerkstoff
bestehenden Teil 1 eine Schicht 2 aus einem mikrokristallinen Halbleiterwerkstoff,
insbesondere Siliziumnitrid (a-SiN:H). Im übrigen weist die Oberfläche 3 dieses Ausführungsbeispiels
entsprechende Eigenschaften wie die des zuvor beschriebenen Ausführungsbeispiels
auf.
[0022] Zur Stabilisierung des Silikatnetzwerkes ist insbesondere eine geringfügige Dotierung
mit Phosphor vorgesehen, insbesondere in Form von Phosphin mit einer Konzentration
von weniger als einem Prozent. Hiermit ist gleichzeitig die erwünschte Erhöhung der
Leitfähigkeit verbunden.
[0023] Bei dem in der Figur ausschnittsweise dargestellten Implantat ist zwischen Substrat
und Beschichtung eine Zwischenschicht 4 vorgesehen, welche Wärmedehnungen ausgleicht.
Dieser Ausgleich erfolgt durch eine geringere Dichte und/oder einen thermischen Ausdehnungskoeffizienten
der Zwischenschicht, dessen Wert zwischen demjenigen des Substrats und der Beschichtung
liegt. Während eine Beschichtung geringerer mechanischer Dichte die thermischen Ausgleichsbewegungen
elastisch "puffert", bewirkt ein Zwischenwert des thermischen Ausdehnungskoeffizienten
einen Ausgleich mechanischer Spannungen, der die Haftfestigkeit verbessert. Die Zwischenschicht
4 besteht bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel aus Graphit, Glaskohlenstoff
oder pyrolitischem Kohlenstoff. Bei einem metallischen Substrat würde die Zwischenschicht
4 bevorzugt eine Legierung der Materialien von Beschichtung und Substrat bilden.
[0024] Die Erfindung beschränkt sich in ihrer Ausführung nicht auf das vorstehend angegebene
bevorzugte Ausführungsbeispiel. Vielmehr ist eine Anzahl von Varianten denkbar, welche
von der dargestellten Lösung auch bei grundsätzlich anders gearteten Ausführungen
Gebrauch machen.
1. Implantat, insbesondere für kardiovaskuläre Anwendung, mit einer Oberflächenbeschichtung,
dadurch gekennzeichnet,
die Oberflächenbeschichtung (2) aus einem halbleitenden Material besteht.
2. Implantat nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das halbleitende Material amorph ist.
3. Implantat nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das halbleitende Material mikrokristallin ist.
4. Implantat nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Beschichtung (3) eine Dicke im Bereich von 1 µm, maximal 10 µ, aufweist.
5. Implantat nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberflächenrauhigkeit im Bereich von 0,1 µ liegt.
6. Implantat nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Zustandsdichte der Beschichtung (2) auf dem energetischen Niveau der Proteinzustände
gering ist, so daß direkte Ladungsaustauschprozesse zwischen gerinnungsspezifischen
Proteinen und der Implantatoberfläche (3) verhindert werden.
7. Implantat nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Beschichtung (2) aus pyrolytischem oder amorphem Siliziumkarbid (a-SiC:H)
besteht, wobei das amorphe Siliziumkarbid insbesondere ein Abscheidungsprodukt eines
Gemisches, enthaltend Silan (SiH4) und/oder Methan (CH4), bildet, oder
daß die Beschichtung (2) aus amorphem Siliziumnitrid (a-SiN:H) oder Siliziumoxid (a-SiO:H)
besteht.
8. Implantat nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Beschichtung (2) im wesentlichen porenfrei ist.
9. Implantat nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen Substrat und Beschichtung eine Zwischenschicht (4) vorgesehen ist,
welche Wärmedehnungen ausgleicht, wobei dieser Ausgleich durch eine geringere Dichte;
einen thermischen Ausdehnungskoeffizienten erfolgt, dessen Wert zwischen demjenigen
des Substrats und der Beschichtung liegt und/oder weicher ist als die angrenzenden
Werkstoffe und dabei einen wesentlich geringeren E-Modul aufweist.
10. Implantat nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Zwischenschicht (4) aus Graphit, Glaskohlenstoff oder pyrolytischem Kohlenstoff
besteht, wobei insbesondere bei einem metallischen Substrat die Zwischenschicht (4)
eine Legierung der Materialien von Beschichtung und Substrat bildet.
11. Implantat nach einem der vorangehnenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß zur Stabilisierung des Silikatnetzwerkes eine geringfügige Dotierung mit Phosphor
vorgesehen ist, insbesondere in Form von Phosphin mit einer Konzentration von weniger
als einem Prozent.