[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Aufbereitung des beim Verkoken von Kohle
anfallenden Rohteers in zwei Fraktionen, von denen die eine Komponenten bis 360 Grad
Celsius siedend enthält und die andere die Pechfraktion.
[0002] In der Bundesrepublik Deutschland bestehen eine Vielzahl von Kokereien. Der in diesen
Kokereien anfallende Rohteer wird überwiegend einer zentralen Aufbereitungsanlage
zugeführt. Dadurch entsteht erheblicher Frachtaufwand. Ferner sind für die Aufarbeitung
von Rohteer bisher erhebliche Mengen an Energie erforderlich. Der Erfindung liegt
die Aufgabe zugrunde, die Aufarbeitung zu vereinfachen und kostengünstiger zu gestalten.
Dabei geht die Erfindung von der Überlegung aus, den Rohteer in an sich bekannter
Weise zunächst in zwei Fraktionen zu teilen. Zwar ließe sich das z.B. durch eine fraktionierte
Rohgaskondensation bewerkstelligen. Dabei sind jedoch aufgrund der Neigung des Peches
zur Anbackung, inbesondere in Verbindung mit Feststoffen, Betriebsprobleme zu erwarten.
Andere Verfahren zur Gewinnung von pecharmen oder pechfreien Teerfraktionen durch
einen separierten Abzug an bestimmten Betriebspunkten erscheinen ebenfalls nicht zielführend,
da auch der bei niedrigem Temperaturniveau anfallende Teer relativ hohe Pechanteile
aufweist. Der Teer fällt z.B. im Vorkühler oder Elektrofilter an.
[0003] Nach der Erfindung wird eine sehr vorteilhafte Aufarbeitung in zwei Fraktionen dadurch
erreicht, daß der Rohteer zunächst entwässert und anschließend der wasserfreie Teer
in die Fraktion bis 360 Grad Celsius, siedend, und Pech getrennt wird. Der hochsiedende
Pechanteil kann der Einsatzkohle beim Verkoken zuge mischt werden. Das bewirkt eine
Verbesserung der Verkokungseigenschaften und ist in besonderer Weise wirtschaftlich.
[0004] Weitere wirtschaftliche Vorteile können durch einen Verbund der Entwässerungskolonne
bzw. Pechkolonne erreicht werden, indem das Kopfprodukt und/oder Sumpfprodukt aus
der Pechkolonne zur Vorwärmung des Rohteers und/oder des Sumpfproduktes aus der Entwässerungskolonne
verwendet wird.
[0005] Im übrigen eröffnet obige Verfahrensweise die Möglichkeit zur wirtschaftlichen Aufarbeitung
des Rohteers auf derjenigen Kokerei, wo der Rohteer jeweils anfällt. Damit entfallen
die Frachtkosten zu einer zentralen Aufarbeitungsstelle.
[0006] In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt.
[0007] Wie in der nachfolgenden Abb. 1 schematisch dargestellt, wird der aus den Teerscheidern
abgezogene Teer mit Wassergehalten von etwa 4 - 5 Gew. % zunächst in Wärmetauschern
(1) und (2) auf etwa 155 Grad C vorgewärmt und in die Entwässerungskolonne (3) geführt.
Als Sumpfprodukt fällt entwässerter Teer an, der weiteren Wärmetauschern zugeleitet
wird.
[0008] Am Kopf der Kolonne wird das Wasser -/ Leichtölgemisch abgezogen, in Kondensatoren
(4) gekühlt und in Scheidern (5) voneinander getrennt. Eine Teilmenge Leichtöl kann
als Reflux auf den Kolonnenkopf zurückgegeben werden, der Rest wird als Produkt gewonnen
und z.B. dem entpechten Teer zugemischt.
[0009] Der als Sumpfprodukt der Entwässerungskolonne abgezogene Teer wird in weiteren Wärmetauschern
(6) und (7) gegen Teerdämpfe und Pech vorgewärmt und abschließend von ca. 320 Grad
C auf ca. 365 Grad C erhitzt.
[0010] Durch die integrierte Wärmeverbundschaltung ist nur für diese Temperaturerhöhung
von etwa 45 Grad C Fremdwärme, z.B. in einem Reboilerofen (8) zuzuführen.
[0011] Die Aufteilung des Teeres in seine Pechfraktion und die leichter siedenden Komponenten
erfolgt in der bei ca. 0,5 bar betriebenen Pechkolonne (9) durch Vakuum-Flashverdampfung
ohne Rückfluß. Der Erstarrungspunkt des Peches kann z.B. durch geringe Änderungen
des Vakuums eingestellt werden. Zur Einstellung des Druckes dient eine Vakuumpumpe.
[0012] Am Beispiel einer Kokerei mit einem Kohleeinsatz von 7800 t naß/d ergibt sich nachfolgende
Mengenbilanz:
- Kokerei mit |
|
- Kokserzeugung |
5.600 t naß/d |
- Kohleeinsatz |
7.800 t naß/d |
- Rohteer-Anfall |
ca. 11 t/h |
- Rohteerzusammensetzung |
|
- Wasser |
ca. 3 Gew.-% |
- Leichtöl |
1 Gew.-% |
. 180 - 230 Grad C siedend |
7 Gew.-% |
. 230 - 270 Grad C siedend |
10 Gew.-% |
. 270 - 300 Grad C siedend |
4,5 Gew.-% |
. 300 - 360 Grad C siedend |
20 Gew.-% |
. Pech (EP 67 Grad C) |
54,5 Gew.-% |
Rohteerzulauftemperatur zur Aufarbeitungsanlage |
ca. 55 Grad C |
|
... |
[0013] Im Ergebnis hat das Verfahren einen minimalen Energiebedarf. Der minimale Energiebedarf
wird insbesondere mit den gewählten Druck- und Temperaturabstufungen und der Verbundschaltung
möglich.
[0014] Bei dem erfindungsgemäßen Konzept fallen die Rohteerfraktionen Leichtöl und Pech
an, für die variable Weiterverarbeitungsmöglichkeiten gegeben sind.
[0015] Im übrigen ist zu berücksichtigen, daß die Frachtkosten für Wasser- und Pechanteile
des Rohteers (ca. 57 Gew.-%) zu der zentralen Aufarbeitungsanlage entfallen; es werden
die Kosten für die destillative Trennung des Rohteers in der zentralen Aufarbeitung
vermindert und es entfallen die Verarbeitungskosten für Pech in der zentralen Aufarbeitungslage
bzw. die Transportkosten für den Rücktransport von Pech zur Kokerei.
1. Verfahren zur Aufarbeitung des beim Verkoken von Kohle anfallenden Rohteers in
die Fraktionkomponenten bis 360 Grad C siedend und die Pechfraktion, dadurch gekennzeichnet,
daß der Rohteer zunächst entwässert und der wasserfreie Teer anschließend in die Fraktion
bis 360 Grad C, siedend, und Pech getrennt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch die Zumischung der hochsiedenden
Pechanteile zur Einsatzkohle der Kokerei.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Kopfprodukte
und/oder die Sumpfprodukte aus der Pechkolonne zur Vorwärmung des Rohteers und/oder
des Sumpfproduktes aus der Entwässerungskolonne verwendet werden.