[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen gegen Wärme und mechanische Beanspruchung, insbesondere
Stoß und Reibung, beständigen, aus einem Grundmetallpulver hergestellten Sinterwerkstoff
zur Herstellung von Formteilen. Außerdem betrifft die Erfindung die Verwendung des
eingangs genannten Sinterwerkstoffes sowie ein Verfahren zur Herstellung von Formteilen
aus dem Sinterwerkstoff.
[0002] Aus einem derartigen Sinterwerkstoff werden beispielsweise Formteile für Maschinen
hergestellt, die heißen Gasen oder Gasgemischen, wie Verbrennungsgasen, ausgesetzt
sind. Dies trifft für Teile von Kolbenmaschinen zu, beispielsweise Ventilsitzringe.
[0003] Aus der DE-PS 21 14 160 ist ein Sinterwerkstoff bekannt, der aus einem Eisenbasiswerkstoff
besteht, dem Kohlen stoff und Blei sowie andere Legierungsbestandteile zugesetzt
sind. Dieser Sinterwerkstoff soll gegenüber vorbekannten eine erhöhte Wärmeleitfähigkeit
besitzen. Warmund Erosionsfestigkeit der aus dem Sinterwerkstoff hergestellten Ventilsitzringe
sollen ebenfalls erhöht sein. Der Erhöhung der Wärmeleitfähigkeit sowie der Erosionsfestigkeit
sind aber dadurch verhältnismäßig niedrige Grenzen gesetzt, daß der Basiswerkstoff
ein Eisenbasiswerkstoff ist.
[0004] Ein Ventilsitzring für eine Hubkolben-Brennkraftmaschine ist aus der DE-OS 35 28
526 bekannt. Dort ist der Ventilsitz aus zwei Ringen gebildet, von denen der an der
Sitzfläche des Ventils angeordnete innere Ventilring aus einem warmfesten, nicht
pulvermetallurgisch hergestellten Werkstoff hoher Härte besteht, während der im Sitz
angeordnete äußere Sitzring aus einem gut wärmeleitfähigen, ebenfalls nicht pulvermetallurgisch
hergestellten Werkstoff gefertigt ist. Es ist aber zu beachten, daß die größte Wärme
im Bereich der Sitzfläche des Ventils und damit des inneren Ventilringes auftritt.
Von dort soll sie zunächst durch den inneren Ventilring und dann durch den äußeren
Sitzring abgeleitet werden. Hierfür eignet sich der für den äußeren Sitzring vorgesehene
warmfeste Werkstoff hoher Härte nur begrenzt, da er lediglich eine übliche Wärmeleitfähigkeit
bestitzt.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Sinterwerkstoff zu schaffen, dessen
Beständigkeit gegen Wärme und mechanische Beanspruchung, wie Stoß und Reibung, wesentlich
größer ist als diejenige bekannter Sinterwerkstoffe. Dabei liegt der Erfindung die
besondere Aufgabe zugrunde, einen Sinterwerkstoff zu schaffen, der sich zur Fertigung
von Ventilsitzringen eignet. Auch soll ein Verfahren zur Herstellung von wärmebeständigen
und verschleißfesten Formteilen, insbesondere Ventilsitz ringen, unter Verwendung
des Sinterwerkstoffes geschaffen werden.
[0006] Die Aufgabe bezüglich des Sinterwerkstoffes wird gemäß der Erfindung dadurch gelöst,
daß das Grundmetallpulver aus einem Kupferanteil von etwa 70 bis 100 Gewichtsprozenten
Kupfer und einem Legierungsanteil von 0 bis etwa 30 Gewichtsprozenten Kobalt und/oder
Chrom und/oder Eisen und/oder Mangan und/oder Nickel und/oder Wolfram und/oder Kohlenstoff
besteht. Dieser Sinterwerkstoff weist - wie auch bekannte Sinterwerkstoffe - zusätzlich
die herstellungsbedingten Verunreinigungen auf.
[0007] Gegenüber Sinterwerkstoffen auf Eisenbasis besitzt der Sinterwerkstoff gemäß der
Erfindung eine um ein Vielfaches höhere Wärmeleitfähigkeit. Dies hat zur Folge, daß
bei mechanischer Beanspruchung, wie Stoß und/oder Reibung, unter erhöhter Wärme diese
wesentlich besser abgeleitet werden kann. Bei entsprechenden Temperaturen und Gasen
oder Gasgemischen, wie Verbrennungsgasen, entstehen Oxide, die eine Schmierwirkung
entwickeln. Hieraus folgt die Beständigkeit des Sinterwerkstoffes gegen mechanische
Beanspruchung, beispielsweise bei unmittelbarem Kontakt von Metall auf Metall ohne
Zugabe von Schmierstoff. Ein oder mehrere Oxide bilden eine Schmierschicht, die sicher
verhindert, daß der Sinterwerkstoff bei unmittelbarem Kontakt mit einem anderen metallischen
Werkstoff kurzzeitig und örtlich begrenzt verschweißt. Der Sinterwerkstoff gemäß
der Erfindung besitzt also die Eigenschaft einer sich jederzeit spontan erneuernden
Selbstschmierung.
[0008] Diese Wirkung wird zum einen durch den Kupferbasiswerkstoff erreicht, der gegenüber
anderen metallischen Werkstoffen sowohl eine sehr hohe Wärmeleitfähigkeit besitzt
als auch Oxide mit ausreichender Trenn- und Schmierwirkung bildet. Hinzu kommen ein
oder mehrere Legierungsanteile, die ebenfalls bei Wärme Oxide bilden. Die Wärmeverhältnisse
können gemäß einem besonderen Merkmal der Erfindung denjenigen entsprechen, wie sie
in den Brennräumen von Brennkraftmaschinen, insbesondere Verbrennungsmotoren, vorherrschen.
Der Sinterwerkstoff gemäß der Erfindung besitzt dann einen besonders niedrigen Reibungskoeffizienten.
Obwohl es sich um einen verhältnismäßig weichen Sinterwerkstoff handelt, besitzt der
Sinterwerkstoff aufgrund seiner übrigen Eigenschaften eine erhebliche Verschleißfestigkeit.
Er kann dadurch höheren mechanischen Beanspruchungen bei höherer Wärme nachhaltiger
widerstehen als bekannte Sinterwerkstoffe auf Eisenbasis, die eine größere Härte besitzen.
[0009] Eine bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, daß der Kupferanteil
95 bis 100 Gewichtsprozente und der Legierungsanteil 5 bis 0 Gewichtsprozente beträgt.
Vorzugsweise besteht der erfindungsgemäße Anteil an metallischen Legierungselementen
aus 1 bis 3 Gewichtsprozenten Kobalt. Der Anteil an herstellungsbedingten Verunreinigungen
kann gemäß der Erfindung höchstens 0,5 Gewichtsprozente betragen, die maximale Partikelgröße
etwa 150 µm und die mittlere Partikelgröße etwa 45 bis 60 µm.
[0010] Die Erfindung kann dadurch ausgestaltet werden, daß dem Grundmetallpulver ein hochlegiertes
Zusatzmetallpulver als Hartphase beigemischt ist, wobei der Anteil der Hartphase
höchstens 30 Gewichtsprozente beträgt. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit kann der
Anteil der Hartphase aber auch so reduziert werden, daß er höchstens 10 Gewichtsprozente
beträgt. Der Anteil der Hartphase von höchstens 30 bzw. 10 Gewichtsprozenten bezieht
sich auf die Summe von Grundmetallpulver und Zusatzmetallpulver. Daraus folgt, daß
der Kupferanteil und der Legierungsanteil im Grundmetallpulver entsprechend kleinere
Anteile an der Summe aus Grundmetallpulver und Zusatzmetallpulver ausmachen. Wenn
gemäß der Erfindung pulvermetallurgische Verfahren angewandt werden, können dadurch
Gefüge erzeugt werden, bei denen in eine hochwärmeleitfähige Grundmasse mehr oder
weniger fein verteilt verschleißmindernde Gefügebestandteile eingebettet sind.
[0011] In Ausgestaltung der Erfindung beträgt die Zusammensetzung der Hartphase in Gewichtsprozenten:
24 bis 28 Chrom, 21 bis 25 Nickel, 10 bis 14 Wolfram, 1,5 bis 2,0 Kohlenstoff, Rest
Kobalt. Die Hartphase kann gemäß der Erfindung auch folgende Zusammensetzung haben:
28 bis 32 Chrom, 5 bis 10 Wolfram, 0,3 bis 2,5 Kohlenstoff, Rest Kobalt. Bei beiden
vorstehenden Zusammensetzungen der Hartphase kann das Grundmetallpulver ein reines,
unlegiertes Kupferpulver sein. Dann wird die Grundmasse während des Sinterns durch
Diffusion mit Kobalt auflegiert.
[0012] Nach einer anderen Ausgestaltung der Erfindung hat die Hartphase, wiederum in Gewichtsprozenten,
die Zusammensetzung: 23 bis 27 Chrom, 8 bis 12 Nickel, 8 bis 12 Mangan, 0,4 bis 0,6
Kohlenstoff, Rest Eisen.
[0013] Der Sinterwerkstoff als solcher und seine verschiedenen Ausgestaltungen können gemäß
der Erfindung zur Herstellung von wärme- und/oder verschleißbeständigen Formteilen
verwandt werden, die heißen Gasen oder Gasgemischen ausgesetzt sind, beispielsweise
Verbrennungsgasen. In Ausgestaltung der Erfindung kann es sich dabei um Dichtungs-,
Führungs-, Lager- oder Ventilelemente handeln. Diese werden als Teile von Maschinen,
wie Kolbenmaschinen und deren Zusatzaggregaten, eingesetzt. Ebenso ist eine Verwendung
bei Turboladern oder Abgas- und Abgasrückführungssystemen möglich.
[0014] Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung kann der Sinterwerkstoff zur
Herstellung von Ventilsitzen für Brennkraftmaschinen, insbesondere Ventilsitzringen
für Verbrennungsmotoren, verwandt werden. Aus dem Sinterwerkstoff oder seinen unterschiedlichen
Ausgestaltungen hergestellte Ventilsitzringe sind in der Lage, die durch die Verbrennung
entwickelte Wärme gut abzuleiten. Dies bietet die Möglichkeit, daß die Verbrennung
bei höheren Temperaturen als bisher erfolgen kann. Dadurch wird der Wirkungsgrad eines
Verbrennungsmotors erhöht.
[0015] Die Wärme wird von der äußerst heißen Sitzfläche des Ventils über den Ventilsitzring
abgeführt. Dadurch ist es möglich, das Ventil aus einem weniger warmfesten und damit
preiswerteren Werkstoff herzustellen als bekannte Ventile. Alternativ wird die Möglichkeit
gegeben, beim Einsatz bekannter Werkstoffe für das Ventil höhere Verbrennungstemperaturen
zu realisieren, ohne daß das Ventil Schaden leidet.
[0016] Die Oxide gemäß dem Sinterwerkstoff der Erfindung erzeugen die eingangs beschriebene
Trenn- und Schmierwirkung. Hierdurch wird der Verschleiß niedrig gehalten. Demgegenüber
werden bekannte Ventilsitzringe zur Verminderung des Verschleißes aus einem Werkstoff
hoher Härte hergestellt. Damit das bekannte Ventil nun seinerseits nicht in der Berührungsfläche
übermäßigem Verschleiß unterliegt, wird der bekannte harte Ventilsitzring mit einem
Ventil gepaart, das im Bereich des bekannten Ventilsitzes aufwendig mit einer hochharten
Schutzschicht gepanzert ist. Bekannte warmfeste Werkstoffe hoher Härte weisen eine
geringe Wärmeleitfähigkeit auf und stellen eine Barriere für den Wärmefluß vom Ventil
zum Ventilsitzring dar.
[0017] Dieser Nachteil wird durch einen Ventilsitzring gemäß der Erfindung beseitigt. Obwohl
der Sinterwerkstoff gemäß der Erfindung verhältnismäßig weich ist, ist die Verschleißfestigkeit
des daraus hergestellten Ventilringes höher. Der Grund hierfür liegt auch darin,
daß die durch die Oxide auf dem Ventilsitzring gebildete Schicht eine Trenn- und Schmiereigenschaft
entwickelt.
[0018] Wenn in weiterer Ausgestaltung der Erfindung der Sinterwerkstoff zur Herstellung
von Ventilsitzen für Brennkraftmaschinen mit einem im Sitz anzuordnenden Sitzring
und einem an der Sitzfläche des Ventils anzuordnenden Ventilring verwandt wird, muß
jedenfalls der an der Sitzfläche des Ventils anzuordnende Ventilring aus dem Sinterwerkstoff
gemäß der Erfindung bestehen. Dieser bevorzugten Lösung liegt die Erkenntnis zugrunde,
daß die besondere Wärme des Ventils am besten dann abgeführt werden kann, wenn zumindest
der an der Sitzfläche des Ventils angeordnete Ventilring eine hohe Wärmeleitfähigkeit
besitzt. Dagegen würde die Wärmeableitung vom Ventil nur in geringerem Maße möglich
sein, wenn der im Sitz anzuordnende Sitzring eine höhere Wärmeleitfähigkeit aufwiese
als der an der Sitzfläche des Ventils anzuordnende Ventilring.
[0019] Für die Herstellung von Ventilsitzringen kann gemäß der Erfindung jede der vorstehend
beschriebenen Ausgestaltungen des Sinterwerkstoffes verwandt werden. Eine bevorzugte
Ausgestaltung besteht darin, daß bei dem Kupferbasiswerkstoff der Anteil an metallischen
Legierungselementen aus 1 bis 3 Gewichtsprozenten Kobalt besteht.
[0020] Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Herstellung von wärme- und verschleißfesten
Formteilen, insbesondere Ventilsitzringen, unter Verwendung eines Sinterwerkstoffes
gemäß der Erfindung. Dabei wird das Metallpulver mit einem Gleitmittel gemischt, die
Mischung zu einem Formkörper verpreßt und bei etwa 1000° C in Schutzgasatmosphäre
gesintert. Wenn in Ausgestaltung der Erfindung eine Hartphase verarbeitet wird, besteht
das Verfahren darin, daß dem Metallpulver als Grundpulver neben dem Gleitmittel das
hochlegierte, metallische Zusatzpulver als Hartphase beigemischt wird, die Mischung
zu einem Formkörper verpreßt und bei etwa 1000° C in Schutzgasatmosphäre gesintert
wird.
[0021] Bei dem Gleitmittel handelt es sich um ein bekanntes Preßhilfsmittel. Dieses wird
den Metallpulvern oder Metallpulvermischungen zur Verbesserung der Verpreßbarkeit
in Gehalten von 0,5 bis 1 Gewichtsprozenten zugemischt. Vor dem eigentlichen Sinterprozeß
wird das Gleitmittel bei Temperaturen von etwa 400° C rückstandsfrei zersetzt und
ausgetrieben. Nach dem Sintern ist das Gleitmittel im Sinterwerkstoff nicht mehr nachweisbar.
Daher hat die Art und Menge des zugemischten Gleitmittels keinen Einfluß auf die Eigenschaft
des Sinterwerkstoffes. Als Gleitmittel wird beispielsweise Zinkstearat verwandt.
[0022] Mit dem Verfahren gemäß der Erfindung können Gefüge erzeugt werden, bei denen in
eine hochwärmeleitfähige Grundmasse aus der Legierung mehr oder weniger fein verteilt
verschleißmindernde Gefügebestandteile eingebettet sind. Die Anwendung pulvermetallurgischer
Verfahren zur Herstellung von Formteilen, insbesondere Ventilsitzringen, eröffnet
nicht nur die Möglichkeit, die Verschleißfestigkeit der Teile zu erhöhen. Sie bietet
auch den Vorteil einer besonders kostengünstigen Herstellung, da es auf diesem Wege
möglich ist, den Ringrohling preiswert weitestgehend vorzuformen, der dann keiner
oder nur noch geringer Nachbearbeitung bedarf. Das Verpressen kann in koaxialer Preßtechnik
erfolgen, und bei Bedarf können die Formteile nach dem Sintern kalibriert werden.
[0023] Der Einsatz von Ventilsitzringen gemäß der Erfindung führt zu der beschriebenen höheren
Wärmeableitung von dem Ventil. Dies hat zur Folge, daß das Ventil weniger heiß wird.
Dadurch entstehen in der Hohlkehle des Einlaßventiles keine Ablagerungen, die bei
der Verwendung bekannter Ventilsitzringe festgestellt werden müssen. Dort sind Ablagerungen
die Folge einer vorzeitigen, unkontrollierten Verbrennung des Benzin-Luftgemisches
im Bereich der durch Hitzestau sehr heißen Hohlkehle des Ventiltellers. Der Einsatz
eines Ventilsitzringes gemäß der Erfindung vermeidet eine derartige Verkokung mit
unerwünschten Ablagerungen. Die Temperatur des Ventils liegt dann nämlich unterhalb
der für das Auftreten der Verkokung erforderlichen Mindesttemperatur.
[0024] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der folgenden Beschreibung
von die Erfindung nicht beschränkenden Ausführungsbeispielen, wobei auf die Zeichnung
Bezug genommen wird. Es zeigen
Fig. 1 schematisch ein Gefügebild eines pulvermetallurgisch hergestellten grob-zweiphasigen
Sinterwerkstoffes gemäß der Erfindung,
Fig. 2 ein reales Gefügebild eines Sinterwerkstoffes gemäß Fig. 1 als Schliffbild
bei 125facher Vergrößerung
Fig. 3 einen Ventilsitz mit einem Ventilsitzring als Teilschnitt durch einen Zylinderkopf
und
Fig. 4 einen Ventilsitz gemäß der Erfindung mit einem Sitzring und einem Ventilring
als Teilschnitt durch einen Zylinderkopf.
[0025] Bei dem grob-zweiphasigen Sinterwerkstoff gemäß Fig. 1 sind verschleißmindernde Gefügebestandteile,
nämlich eine Hartphase 11, mehr oder weniger fein verteilt in eine Grundmasse, nämlich
einen Kupferbasiswerkstoff 12, eingebettet. Dabei hat die Hartphase 11 vorzugsweise
eine der vorstehend beschriebenen Zusammensetzungen. Dabei beträgt der Anteil der
Hartphase 11 höchstens 30 Gewichtsprozente, während derjenige des Kupferbasiswerkstoffes
12 mindestens 70 Gesichtsprozente beträgt.
[0026] Fig. 3 zeigt einen Zylinderkopf 22 eines Verbrennungsmotors, in dem sich ein Kanal
14 befindet. Der Kanal 14 weist in seinem unteren Bereich einen Sitz 15 auf. In dem
Sitz 15 ist lediglich ein einziger Ventilsitzring 21 angeordnet, der aus dem Sinterwerkstoff
gemäß der Erfindung besteht. Ein Ventil 18 befindet sich in der dargestellten Offenstellung
mit seiner an einem Ventilteller 19 ausgebildeten Sitzfläche 20 im Abstand von dem
Ventilsitzring 21.
[0027] Fig. 4 zeigt einen Teilschnitt durch den Zylinderkopf 22 eines Verbrennungsmotors.
Im Gegensatz zum Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 3 ist in dem Sitz 15 ein Sitzring
16 angeordnet, der mit einem Ventilring 17 verbunden ist. Sowohl der Sitzring 16 als
auch der Ventilring 17 bestehen aus dem Sinterwerkstoff gemäß der Erfindung.
[0028] Die Eigenschaften des Sinterwerkstoffes gemäß der Erfindung und seine Verwendung
vorzugsweise für Ventilsitzringe ermöglichen einen Einsatz bei hoher Belastung. Diese
kann beispielsweise an Einlaßventilen von Dieselmotoren mit Turboaufladung oder auch
an Auslaßventilen von Ottomotoren bei Verwendung bleifreien Kraftstoffes auftreten.
Je nach Ausgestaltung der Erfindung kann die erforderliche Lebensdauer der Ventile
erreicht werden, ohne daß es notwendig ist, die Ventilteller in der Sitzfläche besonders
zu panzern. Der Verschleiß am Ventilsitzring und an dem zugeordneten Ventilteller
wird sogar vermindert.
1. Gegen Wärme und mechanische Beanspruchung, insbesondere Stoß und Reibung, beständiger,
aus einem Grundmetallpulver hergestellter Sinterwerkstoff zur Herstellung von Formteilen,
dadurch gekennzeichnet, daß das Grundmetallpulver aus einem Kupferanteil von etwa 70 bis 100 Gewichtsprozenten
Kupfer und einem Legierungsanteil von 0 bis etwa 30 Gewichtsprozenten Kobalt und/oder
Chrom und/oder Eisen und/oder Mangan und/oder Nickel und/oder Wolfram und/oder Kohlenstoff
besteht.
2. Sinterwerkstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Kupferanteil 95
bis 100 Gewichtsprozente und der Legierungsanteil 5 bis 0 Gewichtsprozente beträgt.
3. Sinterwerkstoff nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil an metallischen
Legierungselementen aus 1 bis 3 Gewichtsprozenten Kobalt besteht.
4. Sinterwerkstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die
maximale Partikelgröße etwa 150 µm und die mittlere Partikelgröße etwa 45 bis 60 µm
beträgt.
5. Sinterwerkstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß dem
Grundmetallpulver ein hochlegiertes Zusatzmetallpulver als Hartphase beigemischt
ist, wobei der Anteil der Hartphase höchstens 30 Gewichtsprozente beträgt.
6. Sinterwerkstoff nach Anspruch 5, gekennzeichnet durch folgende Zusammensetzung
der Hartphase in Gewichtsprozenten:
24 bis 28 Chrom,
21 bis 25 Nickel,
10 bis 14 Wolfram,
1,5 bis 2,0 Kohlenstoff,
Rest Kobalt.
7. Sinterwerkstoff nach Anspruch 5, gekennzeichnet durch folgende Zusammensetzung
der Hartphase in Gewichtsprozenten:
28 bis 32 Chrom,
5 bis 10 Wolfram,
0,3 bis 2,5 Kohlenstoff,
Rest Kobalt.
8. Sinterwerkstoff nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Grundmetallpulver
ein reines, unlegiertes Kupferpulver ist.
9. Sinterwerkstoff nach Anspruch 5, gekennzeichnet durch folgende Zusammensetzung
der Hartphase in Gewichtsprozenten:
23 bis 27 Chrom,
8 bis 12 Nickel,
8 bis 12 Mangan,
0,4 bis 0,6 Kohlenstoff,
Rest Eisen.
10. Verwendung eines Sinterwerkstoffes nach einem der Ansprüche 1 bis 9 zur Herstellung
von wärme- und/oder verschleißbeständigen Formteilen, die heißen Gasen oder Gasgemischen
ausgesetzt sind, beispielsweise Verbrennungsgasen.
11. Verwendung eines Sinterwerkstoffes nach Anspruch 10 zur Herstellung von Dichtungs-,
Führungs-, Lager- und Ventilelementen.
12. Verwendung eines Sinterwerkstoffes nach Anspruch 11 zur Herstellung von Ventilsitzen
für Brennkraftmaschinen, insbesondere Ventilsitzringen für Verbrennungsmotoren.
13. Verwendung eines Sinterwerkstoffes nach Anspruch 12 zur Herstellung von Ventilsitzen
für Brennkraftmaschinen mit einem im Sitz anzuordnenden Sitzring und einem an der
Sitzfläche des Ventils anzuordnenden Ventilring, und zwar zumindest für den Ventilring.
14. Verfahren zur Herstellung von wärmebeständigen und verschleißfesten Formteilen,
insbesondere Ventilsitzringen, unter Verwendung eines Sinterwerkstoffes nach einem
der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Grundmetallpulver mit dem
Gleithilfsmittel gemischt, die Mischung zu einem Formkörper verpreßt und bei etwa
1000° C in Schutzgasatmosphäre gesintert wird.
15. Verfahren zur Herstellung von wärmebeständigen und verschleißfesten Formteilen,
insbesondere Ventilsitzringen, unter Verwendung eines Sinterwerkstoffes nach einem
der Ansprüche 5 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß dem Grundmetallpulver neben dem
Gleitmittel das hochlegierte Zusatzmetallpulver als Hartphase beigemischt wird, die
Mischung zu einem Formkörper verpreßt und bei etwa 1000° C in Schutzgasatmosphäre
gesintert wird.
16. Verfahren nach Anspruch 14 oder 15, dadurch gekennzeichnet, daß das Verpressen
in koaxialer Preßtechnik erfolgt.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 14 bis 16, dadurch gekennzeichnet, daß die
Formteile nach dem Sintern kalibriert werden.