(57) Die Erfindung betrifft umweltfreundliche Braun- und Steinkohlebriketts. Erfindungsgemäß
enthalten die Briketts als Zusatzstoffe
(a) Spezialkalk T, enthaltend Calciumcarbonat und hexagonalen Kohlenstoff, sowie
(b) Rückstandsprodukte aus der Zuckerindustrie, ausgewählt aus
(i) sirupartiger Melasse,
(ii) Festsubstanz aus der Rübenreinigung, sowie
(iii) Carboschlamm aus der Zuckerfertigung.
Durch diese Zusatzstoffe können die Emissionswerte für SO₂, Cl und NO
x erheblich vermindert werden und man erhält eine deponierfähige Asche. Solche Briketts
sind insbesondere für kleine Feuerungsstätten und für Haushalte von besonderer Bedeutung.
[0001] Die Erfindung betrifft umweltfreundliche Kohlebriketts. Sie betrifft insbesondere
umweltfreundliche Kohlebriketts, bei denen die Schadstoffemissionen erheblich vermindert
sind und man eine deponierfähige Asche erhält. Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren
zur Herstellung solcher umweltfreundlichen Kohlebriketts.
[0002] Beim Verbrennen von fossilen Brennstoffen sind die mit den Verbrennungsgasen an die
Umwelt abgegebenen Emissionswerte von erheblicher Bedeutung. Die Verbrennungsgase
enthalten unter anderem das besonders schädliche SO₂ und Chlor, sowie auch Nitrose-Gase.
Die an die Atmosphäre abgegebenen Verbrennungsgase verteilen sich in der Atmosphäre
und werden dort durch Regen aufgenommen und können dann als sogenannter "saurer Regen"
auf die Erdoberfläche zurückkommen.
[0003] Der Schaden, der durch die Emission angerichtet wird, ist außerordentlich groß und
es bestehen gesetzliche Vorschriften, durch welche die zulässigen Schadstoffemissionswerte
bei Verbrennungsanlagen festgelegt werden.
[0004] Für Großfeuerungsanlagen, also Kraftwerke oder auch Müllverbrennungsanlagen, liegen
gesetzliche Vorschriften zur Verminderung der Emissionswerte vor. Man kann eine Verbesserung
und Verminderung der Emissionswerte durch entsprechende Gaswäscher und Staubfilter
erhalten. Bekannt ist es auch, durch entsprechende Zuschlagsstoffe zum Verbrennungsgut
die Emissionswerte zu verringern und die Deponierfähigkeit der Asche zu verbessern.
So wird unter anderem in der DE-PS 33 30 843 ein Verfahren zum Vermindern der Schadstoffemission
beim Betrieb von Verbrennungseinrichtungen beschrieben, bei dem man in der Verbrennungsanlage
dem Verbrennungsgut bestimmte Zusatzstoffe zugibt und diese Zusatzstoffe dann im Verbrennungsraum
bei hohen Temperaturen mitverbrennt.
[0005] Während man für Müllverbrennungsanlagen und Grossfeuerungsanlagen durch entsprechende
Nachrüstung, z.B. Trocken- oder Naßfilter, oder durch die vorerwähnten Zusatzstoffe
die angestrebte Verminderung der Emissionswerte und die Erzielung einer deponierfähigen
Asche bewirken kann, sind diese Möglichkeiten bei den zahlreichen kleineren Verbrennungsanlagen
in mittleren und kleinen Industrie- und Handwerksbetrieben sowie im gesamten Hausbrand
nicht möglich. In kleinen Betrieben, z.B. Bäckereien, aber auch in den Haushalten
wird Kohle in Form von Briketts, und zwar sowohl Steinkohle als auch Braunkohle, verbrannt
und die entstehenden Abgase werden in aller Regel ohne jede Reinigung an die Atmosphäre
abgegeben. Die Asche wird verworfen und wird bei den Kleinhaushalten zum üblichen
Müll gegeben. Die Summe der zahlreichen Haushalte und kleinen Betriebe, in denen Briketts
verfeuert werden, trägt in erheblichem Masse zur Luftverschmutzung bei, und im gleichen
Masse findet durch die dabei anfallende Asche eine Verschmutzung des Bodens und des
Grundwassers statt.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, Briketts auf Basis von Braun- oder Steinkohle zur Verfügung
zu stellen, die eine umweltfreundliche Verbrennung ermöglichen, bei denen also die
Abgase weitgehend oder vollständig frei von SO₂, Chlor und Nitrose-Gasen sind, und
bei denen darüber hinaus auch die Asche die Schadstoffe so eingebunden enthält, daß
die Asche deponierfähig ist und nicht zur Boden- und Grundwasserverschmutzung beiträgt.
[0007] Diese Aufgabe wird durch Briketts gemäß dem Patentanspruch 1 gelöst.
[0008] Das Brikettieren von Steinkohle für ihre Verwendung, z.B. im Hausbrandsektor, ist
bekannt. Die gewaschene Feinkohle wird dabei zunächst getrocknet und auf einen niedrigen
Restwassergehalt gebracht und wird zusammen mit dem bei der Sichtung anfallenden Staub
brikettiert. Grobes Korn wird vorher zerkleinert. In der Regel beträgt die Korngröße
zur Herstellung von Eierbriketts etwa 6 mm und von Nussbriketts etwa 3 mm. Bei Braunkohle
wird die getrocknete, feine Kohle mit einer Größe von bis zu 3 mm und bei einem Druck
von etwa 1000 bar zusammengepreßt. Für die Steinkohle gibt man beim Brikettieren in
der Regel noch etwa 5 bis 7,5 Masse-% Bindemittel, wie Pech, hinzu. Bekannt ist es
auch, zur Verringerung der Umweltverschmutzung Sulfitablauge anstelle von Pech als
Bindemittel zuzugeben. Bei den erfindungsgemäßen Briketts sind diese Bindemittel nicht
erforderlich, weil die Zusatzstoffe bereits als Bindemittel dienen, insbesondere die
Zusatzstoffe der Komponente (b).
[0009] Ausgangsprodukte für die Herstellung der erfindungsgemäßen Briketts können auch Kohleaufschlämmungen
mit hohem Wassergehalt sein. Solche Kohleaufschlämmungen fallen beispielsweise beim
Waschen der Kohle an oder wenn man Kohle zum leichteren Transportieren in Pipelines
fein mahlt und in Wasser suspendiert. Solche wasserhaltigen Kohleprodukte sind erfindungsgemäß
für die Verarbeitung zu Briketts geeignet. Die Mengen an Zusatzstoffen beziehen sich
in allen Fällen auf den Trockengehalt in dem fertigen Brikett.
[0010] Die erfindungsgemäßen Briketts können in der für Stein- oder Braunkohlebriketts üblichen
Weise auf den hierfür vorgesehenen Vorrichtungen brikettiert werden. Unabhängig davon,
ob es sich um Braunkohle oder Steinkohlebriketts in Eier-, Nuß- oder der üblichen
Brikettform handelt, wird dem zu brikettierenden Kohlekorn erfindungsgemäß eine Mischung
zugegeben, bestehend aus
(a) Spezialkalk T, enthaltend Calciumcarbonat und hexagonalen Kohlenstoff; sowie
(b) Rückstandsprodukte aus der Zuckerindustrie, nämlich:
(i) sirupartige Melasse,
(ii) Festsubstanz aus der Rübenreinigung, sowie
(iii) Carboschlamm aus der Zuckerfertigung.
[0011] Das Verhältnis der Komponente (a) zur Komponente (b) kann bei 30:70 bis 70:30 liegen.
[0012] Die Komponenten (a) und (b) werden den zu brikettierenden Kohlekörnern in Mengen
zugegeben, die zwischen 3 und 12 Gew.-Teilen, bezogen auf 100 Gew.-Teile der trockenen
Kohle, liegen. Vorzugsweise beträgt das Verhältnis 4 bis 12 Gew.-Teile Zusatzstoffe
pro 100 Gew.-Teile trockener Kohlegrundmasse. Dabei erfolgt die Auswahl des Verhältnisses
der Komponenten (a) und (b) und auch der Komponenten innerhalb der der Komponente
(b) entsprechend den Erfordernissen. Dies heißt mit anderen Worten, daß man den Schwefel-
und Chlorgehalt der zu verbrennenden Kohle kennt und entsprechende Mengen der vorgenannten
Zusatzstoffe zugibt, wobei man aus Sicherheitsgründen eine 2- bis 3-fach stöchiometrische
Überschußmenge dieser Zusatzstoffe verwendet.
[0013] Der Zuschlagsstoff (a) ist ein Spezialkalk T aus der chemischen Industrie. Dieser
Spezialkalk enthält im wesentlichen Calciumcarbonat (etwa 85 %), sowie 9 bis 11 %
hexagonalen Kohlenstoff. Ein solcher grafit- und kalkhaltiger Spezialkalk fällt z.B.
bei der Kalkstickstoffherstellung in großen Mengen an und mußte bisher auf die Halde
geworfen werden.
[0014] Durch den in Kalk enthaltenen, hexagonalen Kohlenstoff wird auf der Verbrennungsoberfläche
eine momentane Flammenreaktion unterbunden. Der durch den hexagonalen Kohlenstoff
erzielte Glüheffekt erhöht die Affinität der Schadstoffe zum Teil.
[0015] Als zweite Komponente (Komponente (b)) kommen Rückstandsprodukte aus der Zuckerindustrie
zur Verwendung, nämlich
(i) sirupartige Melasse,
(ii) Festsubstanz aus der Rübenreinigung, sowie
(iii) Carboschlamm aus der Zuckerfertigung.
[0016] Die aus der Zuckerindustrie stammenden Rückstandsprodukte können einzeln oder in
Kombination eingesetzt werden. Die Komponente (ii) erhöht die Kristallisation der
Schlacke und die Einbindung von Festschadstoffen.
[0017] Die Komponente (iii), die bis ca. 80 Gew.% schadstoffbindende Kalkanteile enthält,
trägt auch zur Verbrennung bei.
[0018] Auch diese Stoffe, die in der Zuckerindustrie anfallen, galten bisher als Abfallstoffe,
die nicht oder nur schlecht verwertbar waren.
[0019] Die Komponenten (i), (ii) und (iii) liegen vorzugsweise in einem Gewichtsverhältnis
von ca. 4:4:92 vor. Selbstverständlich sind innerhalb dieser Bereiche weitere Änderungen,
je nach der Zusammensetzung der Kohle, möglich.
[0020] Es ist möglich, die Komponenten (a) und (b) vorzumischen und dann in vorgemischter
Form zu dem zu brikettierenden Kohlefeinkorn zu geben. Ebenso kann man aber auch die
Zuschlagsstoffe einzeln dem Kohlefeinkorn zugeben, worauf man dann die Brikettierung
in an sich bekannter Weise in den hierfür bekannten Vorrichtungen durchführt.
[0021] Es ist möglich, die Zuschlagsstoffe der Kohle auch schon vor dem Trocknen zuzugeben.
In diesem Fall muss man selbstverständlich die Mengen der Zuschlagsstoffe auf das
Trockengewicht der Kohle, d.h. nach Abzug der Feuchtigkeit, berechnen.
BEISPIEL 1
[0022] Herstellung von umweltfreundlichen Steinkohlebriketts:
Gemahlene Rohkohle wird gesichtet und das grobe Gut wird naß aussortiert. Die gewaschene
Feinkohle wird in einem Trommeltrockner auf einen niedrigen Restwassergehalt gebracht
und mit dem bei der Sichtung anfallenden Staub vermischt. Zu je 100 kg dieses Brikettiergemisches
mit einer oberen Korngrenze von etwa 3 mm, gibt man:
2,00 kg Spezialkalk T
0,08 kg sirupartige Melasse
0,04 kg Festsubstanz aus der Rübenreinigung und
1,88 kg Carboschlamm aus der Zuckerfertigung.
[0023] Dieses Brikettiergemisch wird unter Zufügung von überhitztem Dampf in Knetwerken
zu einer plastischen Masse verarbeitet und in einer Walzenpresse zu Nußbriketts mit
einem Gewicht von 18 bis 24 g verpreßt.
[0024] Zum Vergleich wird ein gleicher Ansatz hergestellt, bei dem jedoch die erfindungsgemäß
zugegebenen Zuschlagsstoffe nicht zugegeben werden. Anstelle dieser Zusatzstoffe gibt
man zum Binden des Kohlekorns 4 kg Pech auf je 100 kg des Brikettiergemisches zu.
Man erhält folgende Abgaswerte nach der Verbrennung:
[0025] Bei den erfindungsgemäßen Briketts
31 mg/m³ SO₂
141 mg/m³ NO
x
nicht nachweisbar Cl₂
[0026] Bei den Briketts ohne erfindungsgemäße Zuschlagsstoffe erhält man folgende Werte:
587 mg/m³ SO₂
286 mg/m³ NO
x
nicht nachweisbar Cl₂
[0027] Die Meßwerte beziehen sich jeweils auf Normalkubikmeter.
BEISPIEL 2
[0028] Rheinische Braunkohle, die zur Brikettierung bestimmt ist, fällt in der Regel als
getrocknetes, feines Kohlekorn mit einer Größe bis zu 3 mm an. Herkömmlicherweise
wird dieses Kohlekorn mit einem Druck von etwa 1000 bar zu Langform-Briketts verpreßt.
Zu 100 kg des feinen Kohlekorns mit einer Größe von bis zu 3 mm werden erfindungsgemäß
gegeben:
2,5 kg Spezialkalk T
0,1 kg sirupartige Melasse
0,5 kg Festsubstanz aus der Rübenreinigung
1,9 kg Carboschlamm aus der Zuckerfertigung.
[0029] Dieses Gemisch wird zu Langform-Briketts unter einem Druck von 1000 bar verpreßt.
[0030] Zum Vergleich wird ein gleicher Ansatz hergestellt, bei dem jedoch die erfindungsgemäß
zugegebenen Zuschlagstoffe nicht zugegeben werden. Die Bindung der Braunkohlebriketts
erfolgt mit 4 kg Pech.
[0031] Man erhält folgende Abgaswerte nach der Verbrennung:
Bei den erfindungsgemäßen Briketts
10 mg/m³ SO₂
70 mg/m³ NO
x
nicht meßbar Cl₂
[0032] Bei den Briketts ohne erfinderische Zuschlagsstoffe erhält man folgende Werte:
684 mg/m³ SO₂
312 mg/m³ NO
x
nicht meßbar Cl₂
[0033] Sowohl im Beispiel 1 wie beim Beispiel 2 erhält man eine Asche, in welcher die Schadstoffe
so eingebunden sind, daß die Asche deponierfähig ist.
1. Stein- oder Braunkohlebrikett, dadurch
gekennzeichnet, daß es auf 100 Gew.-Teile feinkörniger, trockener Kohlegrundmasse zusätzlich enthält:
insgesamt 3 bis 12 Gew.-Teile
(a) Spezialkalk T, enthaltend Calciumcarbonat und hexagonalen Kohlenstoff, sowie
(b) Rückstandsprodukte aus der Zuckerindustrie, ausgewählt aus
(i) sirupartiger Melasse,
(ii) Festsubstanz aus der Rübenreinigung, sowie
(iii) Carboschlamm aus der Zuckerfertigung.
2. Brikett gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß auf 100 Gew.-Teile der feinkörnigen trockenen Kohlegrundmasse 4 bis 8 Gew.-Teile
der Komponentn (a) und (b) enthalten sind.
3. Brikett gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Verhältnis der Komponente (a) zu dem der Komponente (b) 30:70 bis 70:30 (auf
das Gewicht bezogen) beträgt.
4. Brikett gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponenten (i), (ii) und (iii) in einem Gewichtsverhältnis von ca. 4:4:92
vorliegen.
5. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die trockene Kohlegrundmasse eine Teilchengröße zwischen 0,1 und 8 mm hat.
6. Verfahren zur Herstellung von Briketts gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man zu je 100 Gew.-Teilen der trockenen, teilchenförmigen Kohlemasse 3 bis 12
Gew.-Teile Zusatzstoffe, nämlich (a) Spezialkalk T, enthaltend Calciumcarbonat und
hexagonalen Kohlenstoff, sowie
(b) Rückstandsprodukte aus der Zuckerindustrie, ausgewählt aus
(i) sirupartiger Melasse,
(ii) Festsubstanz aus der Rübenreinigung, sowie
(iii) Carboschlamm aus der Zuckerfertigung,
zugibt.
7. Verfahren gemäß Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß man zu 100 Gew.-Teilen der trockenen teilchenförmigen Kohlemasse 4 bis 8 Gew.-Teile
der Zusatzstoffe (a) und (b) zugibt.
8. Verfahren gemäß Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Verhältnis der Komponente (a) zu der Komponente (b) 30:70 bis 70:30 (auf
das Gewicht bezogen) beträgt.
9. Verfahren gemäß Ansprüchen 6, 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponenten (i), (ii) und (iii) in einem Gewichtsverhältnis von ca. 4:4:92
vorliegen.
10. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß als Kohlegrundmasse eine feinkörnige, wässrige aufgeschlemmte Kohle verwendet
wird.