[0001] Die Erfindung betrifft die Oberfläche eines Gegenstandes aus Aluminium oder einer
Aluminiumlegierung mit anodisch erzeugter Oxidschicht.
[0002] Neben dem Auftragen einer Farbschicht auf einen Gegenstand durch z.B. Lackieren oder
Tauchen des Gegenstandes in den Farbträger ist die Färbung von einer durch anodische
Oxidation hergestellten Oxidschicht durch elektrolytische Einfärbung der Oxidschicht
in einem Metallsalzelektrolyten oder durch Tauchen in Lösungen organischer Farbstoffe
(adsorptive Färbung) bekannt. Letztgenannte Methode erfolgt üblicherweise ohne Anwendung
von elektrischem Strom.
[0003] Unter Lumineszenz wird hier und im folgenden die Umwandlung irgendwelcher Energiearten
in Lichtenergie, insbesondere Fluoreszenz, wo die Nachleuchtdauer sehr kurz ist, und
Phosphoreszenz, wo die Nachleuchtdauer relativ lang ist, verstanden.
[0004] Der Markt, insbesondere der Konsumgütermarkt, hat einen Bedarf für dekorative Oberflächen
von Aluminium- oder Aluminiumlegierungsgegenständen mit Lumineszenzeigenschaften
bei gleichzeitig hochwertigem funktionellem Schutz der metallischen Oberfläche gegen
chemische und mechanische Beeinträchtigung wie etwa Korrosion oder Verschleiss. Güter,
bei denen derartige Oberflächeneigenschaften gefordert werden, sind bei spielsweise
Schmuckartikel, Uhrgehäuse und -zifferblätter, Sportartikel oder Spielsachen.
[0005] Die Erfinder haben sich daher die Aufgabe gestellt, diesem Bedürfnis Rechnung zu
tragen und die Oberfläche von aus Aluminium- oder Aluminiumlegierungen hergestellten
Gegenständen mit anodisch erzeugter Oxidschicht derartig zu beeinflussen, dass dieselbe
Lumineszenzeigenschaften aufweist, und ein Verfahren zur Herstellung derartiger Gegenstände
vorzulegen.
[0006] Erfindungsgemäss wird die gestellte Aufgabe durch eine Oberfläche gelöst, welche
sich nach dem Wortlaut des Anspruchs 1 auszeichnet. Ein erfindungsgemässes Verfahren
zur Herstellung einer derartigen Oberfläche ist durch die Merkmale des Anspruchs
2 gekennzeichnet. Vorteilhafte Weiterbildungen des erfindungsgemässen Verfahrens
kennzeichnen die Merkmale der Ansprüche 3 bis 13. Zur Anwendung der erfindungsgemässen
Oberfläche unter Verwendung des erfindungsgemässen Verfahrens gelangen mit besonderem
Vorteil Gegenstände aus der Uhrenbranche, vorzugsweise Uhrgehäuse und -zifferblätter,
da in diesem Konsumgüterbereich ein besonders hoher Bedarf nach Neuerungen und Dekorativem
besteht.
[0007] Um eine erhöhte Brillanz der lumineszierenden Oxidschicht zu erreichen, ist es vorteilhaft
den Gegenstand aus einer Aluminiumlegierung auf hoher Reinheitsbasis zu verwenden.
Es eignet sich insbesondere eine Legierung mit einem Aluminiumgehalt von mindestens
99,5%.
[0008] Strebt man eine besonders intensive Lumineszenz der Oberfläche an, hat es sich als
zweckmässig erwiesen, ein grösseres Reservoir für die Einlagerung des Lumineszenzstoffs
und gegebenenfalls des beigefügten Farbstoffs zu schaffen. Ein grösseres Reservoir
wird erfindungsgemäss nach dem Verfahren gemäss Anspruch 11 erreicht.
[0009] Es hat sich gezeigt, dass nach Einlagern des Lumineszenzstoffs und gegebenenfalls
zugegebenen Farbstoffs derselbe/dieselben ausbluten, das heisst die Poren ungewollt
teilweise wieder verlassen, was zu einer Einbusse der Intensität der Lumineszenz
und gegebenenfalls Färbung führt. Um diesen unerwünschten Vorgang zu verhindern, kann
das erfindungsgemässe Verfahren gemäss den Merkmalen nach den Ansprüchen 12 und
13 durchgeführt werden.
[0010] Die erfindungsgemässen Oberflächen bzw. die nach dem erfindungsgemässen Verfahren
hergestellten Oberflächen leuchten (fluoreszieren) bei Einlagerung von fluoreszierenden
Lumineszenzstoffen unter Einwirkung von UV-Lichtstrahlung. Dieser Effekt kann beispielsweise
in Diskotheken mit UV-Strahlern zum Leuchten von mit erfindungsgemässen Oberflächen
behandelten Schmuckartikeln oder Uhren führen oder als werbetechnischer Effekt genutzt
werden, indem beispielsweise Ladenfenster oder Ausstellungsvitrinen mit eingebauter
UV-Quelle die ausgestellten erfindungsgemäss oberflächenbehandelten Aluminiumartikel
im Dämmerlicht oder nachts zum Leuchten bringen und die Aufmerksamkeit der Passanten
auf sich ziehen.
[0011] Bei erfindungsgemäss mit phosphoreszierenden Stoffen behandelten Oberflächen lumineszieren
(phosphoreszieren) die Oberflächen nach Einwirkung von Tages- oder Kunstlicht auch
bei Dunkelheit. Dies kann beispielsweise für die Oberflächenbehandlung von Spielsachen,
Sportartikel oder dergleichen genutzt werden, um das Auffinden derartiger Artikel
im Dunkeln zu erleichtern, oder für Uhren, um die Zeitablesung bei Dunkelheit zu ermöglichen.
Auch wäre die Herstellung von erfindungsgemäss behandelten Schmuckartikeloberflächen
als Werbegag geeignet.
[0012] Aus den vorgenannten Anwendungsbeispielen geht hervor, dass insbesondere Kinder,
Jugendliche oder Sportler von den mit erfindungsgemässen Oberflächen versehenen Gegenständen
Gebrauch machen werden.
Beispiel 1
[0013] Ein Uhrgehäuse wurde ausgehend von einer aus Aluminiumband geeigneter Dicke gestanzten
Ronde durch Kaltfliesspressen geformt. Als Werkstoff wurde eine aushärtbare Legierung
vom Typ A199.9MgSi verwendet. Das rohe Uhrgehäuse wurde nach Entgratung mechanisch
und anschliessend chemisch auf Hochglanz poliert. Die Bildung einer Oxidschicht von
12µm durch Anodisation erfolgte in einem konventionellen Schwefelsäure/Oxalsäure-Elektrolyten
(GSX-Verfahren) und in einem Zinnfärbebad wurde die Oxidschicht auf den Farbton hellbronze
gefärbt. Im Anschluss daran folgte bei einer Temperatur von 20° C eine Tauchbehandlung
in einem wässrigen Bad, das den lumineszierenden Stoff Leukophor AP-FL der Firma Sandoz
AG, CH-Basel in einer Konzentration von 5 g/l enthielt. Die Tauchzeit betrug 10 Minuten.
Anschliessend wurde eine Verdichtungsbehandlung durchgeführt, indem zunächst eine
Versiegelung in einem handelsüblichen Kalisealingbad der Firma Sotec, CH-Küsnacht
bei 30° C über 5 Minuten und anschliessend ein Nachsealing in kochendem entionisierten
Wasser bei pH 5,7 über 20 Minuten erfolgte. Das Ausbluten des eingelagerten Lumineszenzstoffes
wurde dadurch verhindert.
[0014] Das fertige bronzefarbene Uhrgehäuse zeigte eine starke bläuliche Fluoreszenz bei
UV-Einstrahlung mit einer Wellenlänge von 366 nm.
Beispiel 2
[0015] Ein Golfschläger aus einer hochfesten Aluminiumlegierung wurde durch konventionelles
Beizen in alkalischer Beizlösung mattiert und anschliessend in einem Schwefelsäure-Elektrolyten
mittels Gleichstrom (GS-Verfahren) eine Oxid schicht von 20µm aufanodisiert. Im Anschluss
daran folgte im gleichen Elektrolyt eine durch 10V Wechselstrom unterstützte Porenerweiterung
während 3 Minuten. Durch darauf folgendes Tauchen in einer Isopropanollösung mit 30g/l
des Lumineszenzstoffs Storelite der Radium Chemie AG, CH-Teufen bei 20° C über 10
Minuten fand eine Einlagerung dieses Lumineszenzstoffs in die erweiterten Poren der
anodischen Oxidschicht statt. Die Verdichtung wurde abschliessend in einem üblichen
Kalisealingbad durchgeführt.
[0016] Das fertige Produkt zeigte eine gelb-grünliche Lumineszenz in der Dämmerung oder
Dunkelheit.
1. Oberfläche eines Gegenstandes aus Aluminium oder einer Aluminiumlegierung mit anodisch
erzeugter Oxidschicht,
dadurch gekennzeichnet,
dass in die Poren der Oxidschicht mindestens eine Substanz mit Lumineszenzeigenschaften
(Lumineszenzstoff) eingelagert ist.
2. Verfahren zur Herstellung einer Oberfläche nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet
dass die Einlagerung des Lumineszenzstoffs adsorptiv durch Eintauchen in eine wässrige
oder organische Lösung des entsprechenden Lumineszenzstoffs erfolgt.
3. Verfahren zur Herstellung einer Oberfläche nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass die Einlagerung eines ionisch geladenen Leuchtstoffs elektrolytisch unter Anlegung
einer elektrischen Spannung erfolgt.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die anodisch erzeugte
Oxidoberfläche vor oder nach der Lumineszenzstoffeinlagerung durch adsorptive Einfärbung
mit einem nicht lumineszierenden Farbstoff gefärbt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die anodisch erzeugte
Oxidoberfläche vor oder nach der Lumineszenzstoffeinlagerung durch elektrolytische
Behandlung in einer mindestens ein Metallsalz enthaltene Lösung gefärbt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein Salz von
Zinn, Nickel, Kobalt oder Kupfer verwendet wird.
7. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die adsorptive Einlagerung
des Leuchtstoffs gleichzeitig mit der Einlagerung mindestens eines konventionellen
organischen Farbstoffs in einem Bad geeigneter Mischung erfolgt.
8. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die elektrolytische Einfärbung
und die Einlagerung des Lumineszenzstoffs gleichzeitig in einem mindestens ein Metallsalz
enthaltendem Bad geeigneter Mischung erfolgt.
9. Verfahren zur Herstellung einer Oberfläche nach einem der Ansprüche 2 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, dass die anodisch erzeugte Oxidschicht auf eine Aluminiumlegierung
mit einem Gehalt von mindestens 99,5% Aluminium erfolgt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die
Aluminium- bzw. Aluminiumlegierungsoberfläche vor dem Anodisieren mechanisch poliert,
chemisch und/oder elektrolytisch geglänzt wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass das
Porenvolumen der Oxidschicht vor der Einlagerung eines Lumineszenzstoffs und gegebenenfalls
eines Farbstoffs durch stromloses Verbleiben im Anodisationselektrolyten oder durch
Wirbelstrom unterstützte partielle Auflösung der anodischen Oxidschicht vergrössert
wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die
Oxidschicht nach Einlagerung des Lumineszenzstoffs und gegebenenfalls Farbstoffs in
einem Nickel und Fluorid enthaltenden Bad verdichtet wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass die
Oxidschicht nach Anodisation und Einfärbung mit einem Lumineszenzstoff und gegebenenfalls
Farbstoff in einem ersten Nickel und Fluorid enthaltendem Bad vorverdichtet und in
einem zweiten konventionellen Sealingbad nachverdichtet wird, wobei das zweite Bad
eine höhere Temperatur als das erste Bad aufweist.