[0001] Die Erfindung betrifft eine Doppelreflektorantenne, die insbesondere im digitalen
Richtfunk zur Kompensation von Störungen durch Mehrwegeausbreitung eingesetzt werden
kann. In K.-P. Dombek über "Reduction of multipath interference by adaptive beam orientation",
European Conference on Radio-Relay-Systems, Conf. Publ. ECRR, VDE-Verlag, 1986, S.400-406,
wird gezeigt, daß durch kleine Winkelauslenkungen der Hauptkeule von Sende- und/oder
Empfangsantenne Störungen durch Mehrwegeausbreitung, wie sie bei ungünstigen Wetterlagen
auf Richtfunkstrecken auftreten, wirksam vermindert werden können. Der notwendige
Schwenkbereich der Hauptkeule liegt bei weniger als zwei Halbwertsbreiten.
[0002] Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Keulenauslendkung zu bewirken. In der oben
angegebenen Literaturstelle und in der Patentanmeldung P 38 29 370.6 werden hierfür
z. B. mehrere in der Brennebene versetzt angebrachte Erreger benutzt. Werden die Signale
dieser Erreger in einem Diversityempfänger kombiniert, so bedarf es hierzu eines speziellen
Doppelempfängers und zweier HF-Verbindungsleitungen zwischen Antenne und Empfänger.
Werden die Signale direkt am Doppelerreger kombiniert, so benötigt man ein relativ
aufwendiges, verlustbehaftetes, elektronisch steuerbares Netzwerk. Erschwerend kommt
in beiden Fällen noch hinzu, daß der doppelte Aufwand für Erreger, Polarisations-
und Frequenzweichen erforderlich ist.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Störungen durch Mehrwegeausbreitung zu
vermindern und den Geräteaufwand möglichst klein zu halten.
[0004] Eine Drehung der Gesamtantenne scheidet wegen der zu bewegenden großen Masse und
der damit verbundenen mechanischen Probleme aus. Es ist jedoch bekannt, daß bei einer
Keulenauslenkung durch Drehung des Subreflektors nur eine relativ geringe Masse bewegt
werden muß. Die Aufgabe wird bei der im Hauptanspruch gekennzeichneten Erfindung dadurch
gelöst, daß durch geringfügige Drehung des Subreflektors und eine damit verbundene
Auswertung einer störungsproportionalen Größe (insbesondere in bezug auf dispersive
Störungen) eine Stellgröße gewonnen wird, mit deren Hilfe eine den Störungen entgegenwirkende
Steuerung des Subreflektorwinkels möglich wird. Die Ansprüche 2 bis 5 zeigen Beispiele
für die Gewinnung dieses Störungskriteriums mit Hilfe handelsüblicher Richtfunkempfänger
auf. Die Ansprüche 6 und 7 kennzeichnen spezielle Ausführungsformen.
Die Fig. 1 zeigt einen schematischen Aufbau der Anordnung gemäß der Erfindung und
Fig. 2 zeigt das Schaltbild einer Möglichkeit der Störungsauswertung.
[0005] Die Fig. 1 erläutert die Wirkungsweise der Erfindung näher. Die asymmetrische Doppelreflektorantenne
bündelt die empfangene elektromagnetische Welle am paraboloidförmigen Hauptreflektor
1, lenkt sie am Subreflektor 2 um und führt sie so schließlich dem Hornerreger 3 zu.
Das vom Hornerreger 3 aufgenommene Signal gelangt zum Empfänger 4. Schwund, der auf
der Übertragungsstrecke aufgrund von Mehrwegeausbreitung auftritt, macht sich vor
allem durch frequenzselektive Änderung der Gruppenlaufzeit und der Dämpfung des empfangenen
Signals bemerkbar. Der Empfänger muß daher je nach Breite des übertragenen Frequenzbandes
an mehrenen Stellen diese Änderungen detektieren und der Störungsauswerteschaltung
5 zuführen.
[0006] Bei Verschlechterung der Qualität des Empfangssignals gibt die Auswerteschaltung
5 einen Steuerimpuls für den Elektromotor 6, der insbesondere als Schrittmotor ausgeführt
werden kann, ab. Damit wird der drehbar gelagerte Subreflektor 2 um einen kleinen
Winkel verkippt. Die horizontale Drehachse 7 des Subreflektors geht vorzugsweise durch
die Aperturmitte, kann aber auch an anderen Stellen des Subreflektors angebracht sein,
wenn es aus Platzgründen notwendig ist. Die Verkippung des Subreflektors bewirkt eine
Auslenkung der Hauptkeule der Antenne in der Elevationsebene. Wenn sich hierdurch
die Empfangsqualität weiter verschlechtert, wird von der Auswerteschaltung 5 eine
Subreflektordrehung in entgegengesetzte Richtung veranlaßt. Die Auswerteschaltung
arbeitet so in einem Regelkreis, der bestrebt ist, durch Änderung der Winkellage des
Subreflektors und der damit verbundenen Auslenkung der Hauptkeule die bestmögliche
Empfangsqualität einzustellen.
[0007] Da der Subreflektor eine relativ kleine Masse besitzt, kann er verhältnismäßig schnell
bewegt werden. Bei üblichen 3-m-Richtfunkantennen kommt bei einer Keulenauslenkung
8 von einer Halbwertsbreite ein maximaler Hub des unteren bzw. oberen Randes des Subreflektors
von 2 bis 4 cm in Frage. Da sich die auszugleichenden Ausbreitungsbedingungen im Störungsfall
nur relativ langsam ändern (Zeiträume von etwa einer Sekunde können noch als stationär
angesehen werden), reicht die Geschwindigkeit des Regelkreises, obwohl er mechanisch
bewegte Elemente enthält, voll aus. Bei den im Richtfunk eingesetzten großen asymmetrischen
Doppelreflektorantennen befindet sich der Subreflektor üblicherweise unter einer Schutzhülle,
so daß hier keine besonderen Maßnahmen zum Wetterschutz der Drehlager, Gelenke und
des Motors notwendig werden.
[0008] Fig. 2 zeigt ein spezielles Ausführungsbeispiel für die Störungsauswerteschaltung
5. Vom Erreger 3 gelangt das empfangene Signal über den Abwärtsmischer 10 zum Zwischenfrequenzverstärker
11. Im Zwischenfrequenzbereich wird die frequenzabhängige Übertragungscharakteristik
der Ausbreitungsstrecke durch mindestens drei schmalbandige Bandpaßfilter 12 und Detektoren
13 ermittelt. Der Multiplexer 14 schaltet die Amplitudenwerte nacheinander über den
Analog-Digital-Wandler 15 an den Eingang des Mikrocomputers 16. Bei Überschreitung
des eingestellten Schwellenwertes der Dispersion gibt der Mikrocomputer 16 die nötigen
Impulse an die Motorsteuerschaltung 17 zur Betätigung des Schrittmotors 6, der dann
den Subreflektor dreht. Die Empfindlichkeit des Regelkreises kann durch Überlagerung
einer geringfügigen Modulation in Form einer gleichmäßigen Schwingung des Subreflektors
erhöht werden.
[0009] Da die Subreflektordrehung eine optimale Ausrichtung der Antennenhauptkeule bewirkt,
wirkt diese Maßnahme zur Verminderung von Störungen durch Mehrwegeausbreitung sehr
breitbandig. Ein Vorteil der Erfindung gegenüber anderen schwundkompensierenden Maßnahmen
ist auch darin zu sehen, daß vorhandene Doppelreflektorantennen meist sehr einfach
nachgerüstet werden können, ohne daß das Erregersystem ausgetauscht werden muß. Es
werden weder eine zweite Antenne noch zusätzliche Erreger oder Empfänger benötigt.
Bei einer Auslenkung der Hauptkeule um weniger als zwei Halbwertsbreiten ist keine
wesentliche Verschlechterung des Nebenzipelpegels 9 und des Kreuzpolisierungsdiagramm
im Vergleich zum ursprünglichen gestörten Signal zu beobachten.
1. Richtfunkantenne, im wesentlichen bestehend aus einem Hauptreflektor, einem Subreflektor,
der um eine horizontale Achse drehbar gelagert ist, einem Hornerreger und einer Störungsauswerteschaltung,
dadurch gekennzeichnet, daß in einem Regelkreis das Ausgangssignal der Auswerteschaltung zur Nachsteuerung
des Subreflektors derart verwendet wird, daß die Hauptkeule der Antenne zum Ausgleich
von Störungen durch Mehrwegeausbreitung um bis zu zwei Halbwertsbreiten in der Elevation
ausgelenkt wird.
2. Richtfunkantenne nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Steuergröße zur
Subreflektordrehung aus der selektiven Pegelüberwachung für die adaptive Entzerrung
im ZF-Bereich handelsüblicher Richtfunkempfänger gewonnen wird.
3. Richtfunkantenne nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Steuergröße zur
Subreflektordrehung durch Auswertung der AGC-Spannung in einem oder mehreren benachbarten
RF-Kanälen gewonnen wird.
4. Richtfunkantenne nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Steuergröße zur
Subreflektordrehung durch Aus wertung des Pilottons und/oder des TV-Synchronsignals
in einem oder mehrenen benachbarten RF-Kanälen gewonnen wird.
5. Richtfunkantenne nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Steuergröße zur
Subreflektordrehung durch eine Auswertung des Basisbandsignals, insbesondere aus der
Steuergröße eines adaptiven Entzerrers gewonnen wird.
6. Richtfunkantenne nach vorhergehenden Ansprüchen, dadurch gekennzeichnet, daß der
Stellgröße des Subreflektors eine geringe Modulation überlagert wird, durch deren
Auswertung sich die Empfindlichkeit und das Ansprechverhalten der Auswerteschaltung
verbessern läßt.
7. Richtfunkantenne nach vorhergehenden Ansprüchen, dadurch gekennzeichnet, daß die
Auswerteschaltung zur Erzeugung des Subbreflektorsteuersignals einen Mikrorechner
verwendet, in dem auch Ansprechwellen und Hystereseverhalten festgelegt werden.