(19)
(11) EP 0 374 776 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
27.06.1990  Patentblatt  1990/26

(21) Anmeldenummer: 89123313.2

(22) Anmeldetag:  16.12.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5A62D 5/00, A62B 17/04
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE FR GB

(30) Priorität: 22.12.1988 DE 3843166

(71) Anmelder: Drägerwerk Aktiengesellschaft
D-23542 Lübeck (DE)

(72) Erfinder:
  • Greiff, Rudolf
    D-2401 Badendorf (DE)
  • Röhling, Holmer
    D-2067 Reinfeld (DE)
  • Marquardt, Wolfgang
    D-2406 Stockelsdorf (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Atemschutzgerät mit einer Schutzhülle aus einem beschichteten Gewebe


    (57) Ein Atemschutzgerät mit einer Schutzhülle, insbesondere einer Rauchschutzhaube, dessen Atemanschluß mit einem den Wasserdampf und das CO₂ aufnehmenden sowie sauerstoffabgebenden Chemikal verbunden ist und dessen Hüllen- bzw. Haubenmaterial aus einem beschichteten Verbundwerkstoff mit einem Trägergewebe aus reißfesten, hitzebeständigen und wasserdampfabweisenden Fasern besteht, soll derart verbessert werden, daß das Material für die Schutzhülle und die atemgasführenden Bauteile sowohl eine geringstmögliche Wasserdampfspeicherung bzw. -abgabe aufweist, und zudem trotz seiner Elastizität bruch- und reißfest ist und sich leicht verarbeiten läßt. Zur Lösung der Aufgabe ist vorgesehen, daß der Verbundwerkstoff das Gewebe (1) aus Glasfasern (2) besitzt, welches einseitig zur Umgebung hin mit einer PVC-Beschichtung (3) versehen ist und auf seiner der PVC-Beschichtung (3) abgewandten Fläche eine Silikon-Beschichtung (4) aufweist.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Atemschutzgerät mit einer Schutzhülle, insbesondere einer Rauchshutzhaube, dessen Atemanschluß mit einem den Wasserdampf und das CO₂ aufnehmenden sowie sauerstoffabgebenden Chemikal oder mit einem Filter verbunden ist und dessen Hüllen-­bzw. Haubenmaterial aus einem beschichteten Verbundwerkstoff mit einem Trägergewebe aus reißfesten, hitzebeständigen und wasserdampfabweisenden Fasern besteht.

    [0002] Derartige Atemschutzgeräte mit beispielsweise einer Rauchschutzhaube als Schutzhülle werden zur Verwendung in nicht atembaren Atmosphären eingesetzt und sollen auch dazu dienen, den Träger vor schädlichen Hitzeeinwirkungen zu schützen. Das Atemschutzgerät selbst ist an geeigneter Stelle, beispielsweise vor der Brust oder im Nackenbereich des Geräteträgers angebracht, und besitzt eine Strömungsverbindung in das Innere des Haubenraumes. Beim Anlegen des Atemschutzgerätes und nach Überziehen der Haube reagiert die sauerstoffabgebende Chemikalie und gibt ihren Sauerstoff ab.

    [0003] Das Haubenmaterial selbst besteht aus einem Gewebe aus reißfestem, hitzebeständigem und wasserdampfabweisendem Material, wie es z.B. Glasfasern sind. Dieses ist mit Polytetrafluorethylen (PTFE) beschichtet. Das Haubenmaterial ist somit feuerbeständig, leicht und anschmiegsam, so daß die Haube den Geräteträger möglichst wenig in seiner Bewegungsfreiheit behindert. Ein derartiges Atemschutzgerät ist in dem Firmenprospekt AVIA 5287 4/77 der Firma Scott Aviation, Lancaster, N.Y.14086, USA, beschrieben.

    [0004] Nachteilig bei bekannten Haubenstoffen ist, daß die spröden Glasfasern zu leicht brechen und die gebrochenen Fasern einer nachfolgenden Reißbeanspruchung nicht standhalten, so daß unerwünscht Undichtheiten oder gar Löcher entstehen, die einen wirkungsvollen Atemschutz zunichte machen. Außerdem ist ein derartiger Haubenstoff nicht gegen Durchdringung spitzer Gegenstände fest genug. Die Verarbeitung des bekannten Haubenmaterials ist aufwendig, da besondere Vorkehrungen für die Festigkeit der entstehenden Nahtstellen am Haubenzuschnitt vorgesehen werden müssen; eine Klebung ist wegen der geringen Haftfähigkeit auf PTFE nicht beständig und Nähte reißen wegen der Sprödigkeit des Gewebes häufig ein.

    [0005] Atemschutzgeräte mit einem Chemikal als Sauerstoffquelle, welches Kohlensäure und Wasserdampf aufnimmt und zur Bildung des Sauerstoffs einsetzt (z.B. KO₂) sind feuchteempfindlich, so daß derartige Atemschutzgeräte wasserdampfdicht und trocken verpackt werden müssen, damit während der Lagerzeit des Atemschutzgerätes in die Verpackung diffundierender oder von den Bauteilen freiwerdender Wasserdampf nicht zu einem vorzeitigen Aktivieren der Chemikalie und unerwünschter Freigabe von Sauerstoff führt. Eine versiegelte Verpackung ist jedoch aufwendig, und die Trocknung der verschiedenen Bauteile, die mit der Chemikalie in Strömungsverbindung stehen, erfordert einen zusätzlichen Trocknungsarbeitsgang. Wird umfangreiches Hüllenmaterial, wie z.B. eine Kopfhaube, mitverpackt, kann trotz nach außen hin wasserdampfdichter Verpackung dennoch der vom Hüllenmaterial gespeicherte Wasserdampf in das Innere und an das Chemikal abgegeben werden. Um dies zu verhindern, müßte auch noch die Chemikalpatrone versiegelt werden. Derartige Geräte sind in der DE-AS 11 95 602 beschrieben.

    [0006] Der vorliegenden Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, ein Atemschutzgerät der genannten Art so zu verbessern, daß das Material, welches mit dem Chemikal in Strömungsverbindung steht, sowohl eine geringstmögliche Wasserdampfspeicherung bzw. -abgabe aufweist, und die Schutzhülle dabei trotz ihrer Elastizität bruch- und reißfest ist und sich leicht verarbeiten läßt.

    [0007] Die Lösung der Aufgabe erfolgt dadurch, daß der Verbundwerkstoff das Trägergewebe aus Glasfasern besitzt, welches einseitig zur Umgebung hin mit einer PVC-Beschichtung versehen ist und auf seiner der PVC-Beschichtung abgewandten Fläche eine Silikon-Beschichtung aufweist.

    [0008] Der Vorteil der Erfindung liegt im wesentlichen darin, daß das an sich spröde Glasfasergewebe durch die Silikonbeschichtung geschmeidig wird und auch einer

    [0009] Knickbelastung standhält, welche nicht zum Einreißen des Gewebes führt. Das silikonbeschichtete Glasfasergewebe zeichnet sich durch fehlende Wasserdampfabsorption und -speicherung aus, wodurch eine spätere unerwünschte Wasserdampfabgabe von vornherein unterbunden wird. Die äußere, zur Umgebung hin gerichtete PVC-Beschichtung sorgt für einen weitestgehend gasundurchlässigen Abschluß nach außen hin und erleichtert die Verarbeitbarkeit des Gewebematerials zu einer Schutzhülle, insbesondere zu einer Schutzhaube. Eine umfassendere Verarbeitung des Gewebestoffes zu einem vollständigen Schutzanzug, welcher den ganzen Körper des Gerätesträgers umschließt, ist mit den erfindungsgemäßen Merkmalen ebenfalls leichter verwirklichbar.

    [0010] Durch den fehlenden Wasserdampfgehalt und die geringe Wasserdampfaufnahme des beschichteten Gewebes ist eine Versiegelung des das Chemikal enthaltenden Atemschutzgerätes zu den atemgasführenden Leitungen hin überflüssig, so daß eine Ingebrauchnahme des Gerätes ohne zeitraubendes Aufbrechen einer Versiegelung erfolgen kann. Darüber hinaus kann das gesamte Hüllenmaterial ohne besonderen zusätzlichen Trocknungsvorgang in die Verpackung eines Atemschutzgerätes aufgenommen werden, wobei nicht befürchtet zu werden braucht, daß eine übermäßige Wasserdampfabgabe zu einer frühzeitigen Sauerstoffentwicklung aus dem Chemikal führen könnte.

    [0011] Ein Verbundwerkstoff läßt sich auf einfache Weise derart herstellen, daß sowohl die PVC-Beschichtung als auch die Silikon-Beschichtung als eine Imprägnierung auf das Glasfasergewebe aufgetragen ist.

    [0012] Man erhält eine besser haftende Beschichtung, wenn mit Silan ummantelte Glasfasern verwebt werden. Das als Haftvermittler wirkende Silan sorgt für eine dauerhaftere Beständigkeit der Beschichtungen.

    [0013] Um die Wasserdampfabgabe aus dem gesamten atemgasführenden Teil noch weiter zu verringern, ist es zweckmäßig, ebenfalls alle diejenigen Bauteile, welche mit dem Chemikal in Strömungsverbindung stehen, wie z.B. der Atembeutel oder Anschlußleitungen, aus dem mit den Beschichtungen versehenen Gewebe entweder anzufertigen oder auszukleiden.

    [0014] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand der Zeichnung dargestellt und im folgenden näher erläutert. Es zeigen

    Fig. 1 den Schnitt durch ein Teilstück des Verbundwerkstoffes,

    Fig. 2 eine beschichtete Teilfaser des Glasfasergewebes,

    Fig. 3 die Darstellung einer Schutzhülle mit zugehörigem Atemschutzgerät.



    [0015] Das in Fig. 1 dargestellte Gewebesstück ist dreilagig ausgeführt, wobei die mittlere Lage ein Glasfasergewebe (1) ist, dessen einzelne Glasfasern (2) in ihrer Stirnfläche dargestellt sind. Die bei der späteren Verarbeitung des Verbundwerkstoffes nach außen zur Umgebung hin weisende Fläche ist mit einer PVC-Beschichtung (3) versehen. Die der Beschichtung (3) gegenüberliegende Fläche des Glasfasergewebes (1) ist mit einer Silikon-Beschichtung (4) abgedeckt.

    [0016] Die einzelnen Glasfasern (2) können mit einer Ummantelung (5) aus Silan als Haftvermittler versehen sein (Fig. 2) und zu einem Gewebe (1) aus beschichteten Glasfasern (25) miteinander verkettet sein.

    [0017] In Fig. 3 ist eine Hülle (6) dargestellt, die sowohl den Kopfbereich als auch den Schulter- und Rücken-­bzw. Brustbereich einer nicht dargestellten Person überdeckt. Im Kopfbereich der Hülle (6) ist ein Sichtschirm (7) vorgesehen, unterhalb dessen eine Halbmaske (8) mit einem Anschlußschlauch (9) an ein Atemschutzgerät (10) angeschlossen ist. Das Atemschutzgerät besitzt eine nicht dargestellte Chemikalpatrone mit einem den Wasserdampf und das CO₂ des Ausatemgases aufnehmenden sowie sauerstoffabgebenden Chemikal.


    Ansprüche

    1. Atemschutzgerät mit einer Schutzhülle, insbesondere einer Rauchschutzhaube, dessen Atemanschluß mit einem den Wasserdampf und das CO₂ aufnehmenden sowie sauerstoffabgebenden Chemikal oder mit einem Filter verbunden ist und dessen Hüllen- bzw. Haubenmaterial aus einem beschichteten Verbundwerkstoff mit einem Trägergewebe aus reißfesten, hitzebeständigen und wasserdampfabweisenden Fasern besteht, dadurch gekennzeichnet, daß der Verbundwerkstoff das Trägergewebe (1) aus Glasfasern (2) besitzt, welches einseitig zur Umgebung hin mit einer PVC-Beschichtung (3) versehen ist und auf seiner der PVC-Beschichtung (3) abgewandten Fläche eine Silikon-Beschichtung (4) aufweist.
     
    2. Atemschutzgerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Beschichtungen (3, 4) beidseitig des Glasfasergewebes (1) als Imprägnierung aufgetragen sind.
     
    3. Atemschutzgerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Beschichtungen (3, 4) auf die mit einer Silan-Ummantelung (5) als Haftvermittler versehenen Glasfasern (2) des Gewebes (1) aufgetragen sind.
     
    4. Atemschutzgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die mit dem Chemikal in Strömungsverbindung vorliegenden Bauteile (9, 11) ebenfalls aus dem mit den Beschichtungen (3, 4) versehenen Gewebe (1) bestehen.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht