(19)
(11) EP 0 374 992 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
27.06.1990  Patentblatt  1990/26

(21) Anmeldenummer: 89202997.6

(22) Anmeldetag:  27.11.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5D02G 1/20
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE ES FR GB LI

(30) Priorität: 05.12.1988 CH 4499/88

(71) Anmelder: Rhône-Poulenc Viscosuisse SA
6020 Emmenbrücke (CH)

(72) Erfinder:
  • Morgenstern, Wolfgang
    CH-6010 Kriens (CH)

(74) Vertreter: Herrmann, Peter Johannes 
c/o Rhône-Poulenc Viscosuisse SA Patentabteilung IB
6021 Emmenbrücke
6021 Emmenbrücke (CH)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Herstellung eines Effektgarnes


    (57) Ein Effektgarn zur Erzeugung eines elastischen Flächenge­bildes besteht aus einem co-texturierten unterverstreck­tem Polyesterfilament und einem überverstrecktem Poly­amidfilament mit einer tragenden Festigkeit von rund 50 cN/tex. Zur Herstellung des Effektgarns werden ein Poly­ester-POY und ein Polyamid-POY in einer Streckzone gleichzeitig und bei gleichem Verstreckungsverhältnis vor einer Texturierung verstreckt. Das Effektgarn dient zur Herstellung eines zweifarbigen elastischen Flächengebildes.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung ei­nes co-texturierten bikomponenten Effektgarnes für ein elastisches Flächengebilde aus einem Polyester POY und einem Polyamid POY, welche in einer Streckzone bei glei­chem Verstreckungsverhältnis vor der Texturierung ver­streckt werden, sowie ein nach dem Verfahren hergestell­tes Effektgarn.

    [0002] Effektgarne sind bekannt. Flächengebilde daraus können elastische Zweikomponentfäden sowohl in der Kette als auch im Schuss oder in beiden Richtungen enthalten. Tex­tile Bikomponentfäden aus Nylon und Polyester werden in der EP-B-0 044 221 beschrieben und sind dort im Stand der Technik ausführlich gewürdigt. Allen bekannten Nylon/Po­lyester Bikomponentfilamenten ist gemeinsam, dass die beiden Polymere durch eine gleiche Spinndüse gesponnen werden, entweder dass beide Komponenten Seite an Seite aneinander kleben oder als Kern-Mantel-Stuktur vorliegen. Zur Erzielung des Kräuseleffektes wird die unterschied­liche Schrumpfkraft beider Komponenten ausgenützt.

    [0003] In der GB-A-2 021 652 wird die gemeinsame Verstreckung eines Polyester POY mit einem Polyamid-LOY beschrieben, wobei der LOY-Faden stark unterverstreckt bleibt. Beide Fäden werden vor einer zweiten Heizung verwirbelt, um eine gleichmässige Vermischung für den Zweifarbeneffekt zu erzielen.

    [0004] Es ist aber auch bekannt, Polyamidfilamente und Poly­esterfilamente, welche durch Schmelzspinnen und an­schliessendes Verstrecken bei unterschiedlichen Streck­verhältnissen hergestellt werden, miteinander zu Textu­rieren. Auch hier resultiert ein Effektgarn. Das bekannte Verfahren hat jedoch den Nachteil, dass bei der Herstel­lung eines solchen Garns mehrere aufwendige Verfahrens­stufen durchlaufen werden, wodurch die Wirtschaftlichkeit der Herstellung in Frage gestellt ist.

    [0005] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur einfachen und wirtschaftlichen Herstellung eines Effektgarnes zur Erzeugung von elastischen Flächengebilden zur Verfügung zu stellen, sowie ein nach diesem Verfahren hergestelltes Effektgarn.

    [0006] Die Aufgabe wird erfindungsgemäss nach Anspruch 1 dadurch gelöst, dass das Polyester-POY und das Polyamid-POY in einer Streckzone simultan und bei gleichem Streckverhält­nis von 1 : 1,3 bis 1 : 1,6 kalt verstreckt werden. Dabei ist es wesentlich, dass die Verstreckung kalt vor der Texturierzone erfolgt.

    [0007] Der wesentliche Vorteil des erfindungsgemässen Verfahrens ist darin zu sehen, dass Verstreckung und Texturierung sequentiel in einem einzigen Arbeitsgang erfolgen. Es wird eine optimale Produktivität dadurch erzielt, dass beide Filamente gemeinsam durch eine Spindel zu einem Effektgarn texturiert werden. Durch die resultierende gleichmässige Mischung der Filamente wird auch eine bes­sere Verarbeitbarkeit erzielt. Dies wird dadurch ermög­licht, dass der Trägerfaden eine besonders hohe Festig­keit aufweist.

    [0008] Es ist zweckmässig das gemeinsame Verstreckungsverhältnis zwischen 1 : 1,3 und 1 : 1,6 zu wählen. Ein bevorzugtes Verstreckungsverhältnis liegt um etwa 1 : 1,5.

    [0009] Hierbei resultiert als Trägerfaden das Polyamidfilament mit einer Festigkeit von rund 50 cN/tex.

    [0010] Die Polyesterkomponente besteht aus teilweise gebrochenen Filamenten oder Noppen, da aufgrund der Unterverstreckung sich keine optimale Texturierspannung aufbauen kann und daher mechanisch stärker beansprucht wird. Sie verleiht dem Gesamtfaden den gewünschten Effekt.

    [0011] Die Zweifarbigkeit in einem elastischen textilen Flächen­gebilde weist eine sehr gleichmässige Verteilung auf. Die Flächengebilde besitzen bedingt durch Noppen und abste­henden Fibrillen einen weichen und trockenen Griff.

    [0012] Die einzige Figur zeigt ein Schema des erfindungsgemässen Streck-Texturier-Verfahrens.

    [0013] Ein Polyester-POY wird von einem Wickel 1 und ein Poly­amid-POY von einem Wickel 2 abgezogen und gemeinsam als nur teilverstreckte Filamente 3 und 3′ über ein Liefer­werk 4 geführt. Die kombinierten Filamente werden gleich­zeitig bei gleichem Verstreckungsverhältnis mittels eines Streckwerkes 6 über einen Streckstift 5 verstreckt. Es resultiert ein verstreckter Faden 7, welcher eine Heizung 8 durchläuft. Der Faden 7 wird mittels einer Mitnehmer­spindel 9 texturiert und über ein Lieferwerk 10 einer Spule 11 als Effektgarn zugeführt.

    Ausführungsbeispiel



    [0014] Die beiden Fäden
    Polyamid 66-POY gesponnen bei 4200 m/min, dtex 100 f 34 (nom 78 f 34) mit Dehnung 75 % und Festigkeit 36 cN/tex
    und
    Polyester-POY gesponnen bei 3100 m/min, dtex 130 f 36 (nom 78 f 36) mit Dehnung 165 % und Festigkeit 21 cN/tex
    werden auf der Mitnehmertexturiermaschine Heberlein FZ 27 mit folgenden Bedingungen texturiert:
    Verstreckung (sequentex) 1:1,48
    Spindeltouren 300000 T/min
    Zwirn 2100 T/m
    Einzwirn 2 %
    Temperatur 210°C


    [0015] Die beiden simultan vorverstreckten POY-Fäden werden gemeinsam durch dieselbe Spindel (FBV/06, 2,0 mm ⌀) gefahren. Resultate des Gesamtfadens:
    Titer 168,4 dtex
    Festigkeit 31,0 cN/tex
    Dehnung 26,7 %
    Reisskraft 5,22 N
    Kräuselgrad 17,1 %
    Kräuselbeständigkeit 90,6 %


    [0016] Mit der obigen Grundeinstellung wurden diverse Modifika­tionen gefahren, wobei folgende Parameter geändert wur­den:
    Temperatur °C 210 - 220 - 230
    Zwirn T/m 2100 - 2200 - 2300
    Verstreckung 1: 1,44 - 1,48 - 1,52
    Serimetrie-Kräuselresultate:
    Versuchsnummer 1 2 3 4 5 6 7
    Varianten 210°C 220°C 230°C 2200T/m 2300T/m 1:1,44 1:1,52
    Titer dtex 168,4 168,4 167,6 169,0 166,6 172,5 163,9
    Festigkeit cN/tex 31,0 29,4 31,5 30,4 30,5 30,8 30,9
    Dehnung % 26,7 25,6 25,2 25,4 24,7 28,3 21,5
    Reisskraft N 5,22 4,95 5,28 5,15 5,09 5,32 5,07
    Kräuselgrad % 17,1 16,8 22,5 21,4 27,0 20,6 13,4
    Kräuselbeständigkeit % 90,6 90,5 91,1 90,7 92,3 90,8 91,9


    [0017] In der Streckzone kann auch ohne Streckstift gearbeitet werden, womit zwar der Noppeneffekt verbessert wird, aber dann ein schlechterer Texturierlauf in Kauf genommen wer­den muss.

    [0018] Mit der gewählten Verstreckung wird der überverstreckte Polyamid 66-Faden in der Festigkeit stark verbessert, und zwar um etwa 20 % gegenüber dem Stand der Technik und übernimmt die Rolle eines Trägerfadens. Am unterver­streckten Polyesterfaden treten Fibrillenbrüche auf, wel­che sich im Laufe der Verarbeitung zu erwünschten Noppen aufschieben. Die Noppigkeit und die abstehenden Fibrillen ergeben einen weichen und trockenen Griff des resultie­renden Flächengebildes.

    [0019] Der gemeinsam texturierte, ungefärbte Effektfaden zeigt im textilen Flächengebilde nach dem Färben Zweifarbig­keit. Er kann verstrickt, aber auch als Schussfaden in der Weberei eingesetzt werden.


    Ansprüche

    1. Verfahren zur Herstellung eines co-texturierten bikom­ponenten Effektgarnes für ein elastisches Flächenge­bilde aus einem Polyester POY und einem Polyamid POY, welche in einer Streckzone bei gleichem Verstreckungs­verhältnis vor der Texturierung verstreckt werden, da­durch gekennzeichnet, dass das Polyester POY und das Polyamid POY gemeinsam mit einem Verstreckungsver­hältnis von 1:1,3 bis 1:1,6 kalt verstreckt werden.
     
    2. Bikomponentes co-texturiertes Effektgarn, hergestellt nach Anspruch 1, aus einem Polyesterfilament und einem Polyamidfilament, dadurch gekennzeichnet, dass das Po­lyesterfilament unterverstreckt und das Polyamidfila­ment überverstreckt ist.
     
    3. Effektgarn nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Polyesterfilament aus teilweise gebrochenen Fibrillen und Noppen beteht.
     
    4. Effektgarn nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Polyamidfilament eine Festigkeit >50 cN/tex aufweist.
     
    5. Effektgarn nach Anspruch 2 gekennzeichnet durch eine Festigkeit >30 cN/tex.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht