[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines co-texturierten bikomponenten
Effektgarnes für ein elastisches Flächengebilde aus einem Polyester POY und einem
Polyamid POY, welche in einer Streckzone bei gleichem Verstreckungsverhältnis vor
der Texturierung verstreckt werden, sowie ein nach dem Verfahren hergestelltes Effektgarn.
[0002] Effektgarne sind bekannt. Flächengebilde daraus können elastische Zweikomponentfäden
sowohl in der Kette als auch im Schuss oder in beiden Richtungen enthalten. Textile
Bikomponentfäden aus Nylon und Polyester werden in der EP-B-0 044 221 beschrieben
und sind dort im Stand der Technik ausführlich gewürdigt. Allen bekannten Nylon/Polyester
Bikomponentfilamenten ist gemeinsam, dass die beiden Polymere durch eine gleiche Spinndüse
gesponnen werden, entweder dass beide Komponenten Seite an Seite aneinander kleben
oder als Kern-Mantel-Stuktur vorliegen. Zur Erzielung des Kräuseleffektes wird die
unterschiedliche Schrumpfkraft beider Komponenten ausgenützt.
[0003] In der GB-A-2 021 652 wird die gemeinsame Verstreckung eines Polyester POY mit einem
Polyamid-LOY beschrieben, wobei der LOY-Faden stark unterverstreckt bleibt. Beide
Fäden werden vor einer zweiten Heizung verwirbelt, um eine gleichmässige Vermischung
für den Zweifarbeneffekt zu erzielen.
[0004] Es ist aber auch bekannt, Polyamidfilamente und Polyesterfilamente, welche durch
Schmelzspinnen und anschliessendes Verstrecken bei unterschiedlichen Streckverhältnissen
hergestellt werden, miteinander zu Texturieren. Auch hier resultiert ein Effektgarn.
Das bekannte Verfahren hat jedoch den Nachteil, dass bei der Herstellung eines solchen
Garns mehrere aufwendige Verfahrensstufen durchlaufen werden, wodurch die Wirtschaftlichkeit
der Herstellung in Frage gestellt ist.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur einfachen und wirtschaftlichen Herstellung
eines Effektgarnes zur Erzeugung von elastischen Flächengebilden zur Verfügung zu
stellen, sowie ein nach diesem Verfahren hergestelltes Effektgarn.
[0006] Die Aufgabe wird erfindungsgemäss nach Anspruch 1 dadurch gelöst, dass das Polyester-POY
und das Polyamid-POY in einer Streckzone simultan und bei gleichem Streckverhältnis
von 1 : 1,3 bis 1 : 1,6 kalt verstreckt werden. Dabei ist es wesentlich, dass die
Verstreckung kalt vor der Texturierzone erfolgt.
[0007] Der wesentliche Vorteil des erfindungsgemässen Verfahrens ist darin zu sehen, dass
Verstreckung und Texturierung sequentiel in einem einzigen Arbeitsgang erfolgen. Es
wird eine optimale Produktivität dadurch erzielt, dass beide Filamente gemeinsam durch
eine Spindel zu einem Effektgarn texturiert werden. Durch die resultierende gleichmässige
Mischung der Filamente wird auch eine bessere Verarbeitbarkeit erzielt. Dies wird
dadurch ermöglicht, dass der Trägerfaden eine besonders hohe Festigkeit aufweist.
[0008] Es ist zweckmässig das gemeinsame Verstreckungsverhältnis zwischen 1 : 1,3 und 1
: 1,6 zu wählen. Ein bevorzugtes Verstreckungsverhältnis liegt um etwa 1 : 1,5.
[0009] Hierbei resultiert als Trägerfaden das Polyamidfilament mit einer Festigkeit von
rund 50 cN/tex.
[0010] Die Polyesterkomponente besteht aus teilweise gebrochenen Filamenten oder Noppen,
da aufgrund der Unterverstreckung sich keine optimale Texturierspannung aufbauen kann
und daher mechanisch stärker beansprucht wird. Sie verleiht dem Gesamtfaden den gewünschten
Effekt.
[0011] Die Zweifarbigkeit in einem elastischen textilen Flächengebilde weist eine sehr
gleichmässige Verteilung auf. Die Flächengebilde besitzen bedingt durch Noppen und
abstehenden Fibrillen einen weichen und trockenen Griff.
[0012] Die einzige Figur zeigt ein Schema des erfindungsgemässen Streck-Texturier-Verfahrens.
[0013] Ein Polyester-POY wird von einem Wickel 1 und ein Polyamid-POY von einem Wickel
2 abgezogen und gemeinsam als nur teilverstreckte Filamente 3 und 3′ über ein Lieferwerk
4 geführt. Die kombinierten Filamente werden gleichzeitig bei gleichem Verstreckungsverhältnis
mittels eines Streckwerkes 6 über einen Streckstift 5 verstreckt. Es resultiert ein
verstreckter Faden 7, welcher eine Heizung 8 durchläuft. Der Faden 7 wird mittels
einer Mitnehmerspindel 9 texturiert und über ein Lieferwerk 10 einer Spule 11 als
Effektgarn zugeführt.
Ausführungsbeispiel
[0014] Die beiden Fäden
Polyamid 66-POY gesponnen bei 4200 m/min, dtex 100 f 34 (nom 78 f 34) mit Dehnung
75 % und Festigkeit 36 cN/tex
und
Polyester-POY gesponnen bei 3100 m/min, dtex 130 f 36 (nom 78 f 36) mit Dehnung 165
% und Festigkeit 21 cN/tex
werden auf der Mitnehmertexturiermaschine Heberlein FZ 27 mit folgenden Bedingungen
texturiert:
Verstreckung (sequentex) |
1:1,48 |
Spindeltouren |
300000 T/min |
Zwirn |
2100 T/m |
Einzwirn |
2 % |
Temperatur |
210°C |
[0015] Die beiden simultan vorverstreckten POY-Fäden werden gemeinsam durch dieselbe Spindel
(FBV/06, 2,0 mm ⌀) gefahren. Resultate des Gesamtfadens:
Titer |
168,4 dtex |
Festigkeit |
31,0 cN/tex |
Dehnung |
26,7 % |
Reisskraft |
5,22 N |
Kräuselgrad |
17,1 % |
Kräuselbeständigkeit |
90,6 % |
[0016] Mit der obigen Grundeinstellung wurden diverse Modifikationen gefahren, wobei folgende
Parameter geändert wurden:
Temperatur |
°C |
210 - |
220 - |
230 |
Zwirn |
T/m |
2100 - |
2200 - |
2300 |
Verstreckung |
1: |
1,44 - |
1,48 - |
1,52 |
Serimetrie-Kräuselresultate: |
Versuchsnummer |
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
6 |
7 |
Varianten |
210°C |
220°C |
230°C |
2200T/m |
2300T/m |
1:1,44 |
1:1,52 |
Titer dtex |
168,4 |
168,4 |
167,6 |
169,0 |
166,6 |
172,5 |
163,9 |
Festigkeit cN/tex |
31,0 |
29,4 |
31,5 |
30,4 |
30,5 |
30,8 |
30,9 |
Dehnung % |
26,7 |
25,6 |
25,2 |
25,4 |
24,7 |
28,3 |
21,5 |
Reisskraft N |
5,22 |
4,95 |
5,28 |
5,15 |
5,09 |
5,32 |
5,07 |
Kräuselgrad % |
17,1 |
16,8 |
22,5 |
21,4 |
27,0 |
20,6 |
13,4 |
Kräuselbeständigkeit % |
90,6 |
90,5 |
91,1 |
90,7 |
92,3 |
90,8 |
91,9 |
[0017] In der Streckzone kann auch ohne Streckstift gearbeitet werden, womit zwar der Noppeneffekt
verbessert wird, aber dann ein schlechterer Texturierlauf in Kauf genommen werden
muss.
[0018] Mit der gewählten Verstreckung wird der überverstreckte Polyamid 66-Faden in der
Festigkeit stark verbessert, und zwar um etwa 20 % gegenüber dem Stand der Technik
und übernimmt die Rolle eines Trägerfadens. Am unterverstreckten Polyesterfaden treten
Fibrillenbrüche auf, welche sich im Laufe der Verarbeitung zu erwünschten Noppen
aufschieben. Die Noppigkeit und die abstehenden Fibrillen ergeben einen weichen und
trockenen Griff des resultierenden Flächengebildes.
[0019] Der gemeinsam texturierte, ungefärbte Effektfaden zeigt im textilen Flächengebilde
nach dem Färben Zweifarbigkeit. Er kann verstrickt, aber auch als Schussfaden in
der Weberei eingesetzt werden.
1. Verfahren zur Herstellung eines co-texturierten bikomponenten Effektgarnes für
ein elastisches Flächengebilde aus einem Polyester POY und einem Polyamid POY, welche
in einer Streckzone bei gleichem Verstreckungsverhältnis vor der Texturierung verstreckt
werden, dadurch gekennzeichnet, dass das Polyester POY und das Polyamid POY gemeinsam
mit einem Verstreckungsverhältnis von 1:1,3 bis 1:1,6 kalt verstreckt werden.
2. Bikomponentes co-texturiertes Effektgarn, hergestellt nach Anspruch 1, aus einem
Polyesterfilament und einem Polyamidfilament, dadurch gekennzeichnet, dass das Polyesterfilament
unterverstreckt und das Polyamidfilament überverstreckt ist.
3. Effektgarn nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Polyesterfilament
aus teilweise gebrochenen Fibrillen und Noppen beteht.
4. Effektgarn nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Polyamidfilament eine
Festigkeit >50 cN/tex aufweist.
5. Effektgarn nach Anspruch 2 gekennzeichnet durch eine Festigkeit >30 cN/tex.