[0001] Die Erfindung betrifft einen gegossenen Gußleichtwerkstoff auf der Basis von Aluminium.
[0002] Im Brennkraftmaschinenbau haben die aktuellen Entwicklungen - Steigerung der Zünddrücke
und thermische Isolation des Brennraums im Hinblick auf einen reduzierten Kraftstoffverbrauch
und eine verminderte Schadstoffemission - gravierende Auswirkungen auf die verwendeten
Leichtwerkstoffe auf Aluminiumbasis, deren Tragfähigkeit ergänzend zu konstruktiven
Maßnahmen erhöht werden muß.
[0003] Herkömmliche Gußleichtwerkstoffe auf der Basis von Aluminium, wie z.B. Aluminium-Silizium-Kolbenlegierungen,
sind in zahlreichen Fällen an den Grenzen ihrer Tragfähigkeit angelangt, da sie oberhalb
einer Temperatur von ca. 300°C kaum noch über längere Zeit höhere mechanische und
thermische Belastungen ertragen können.
[0004] Durch Preßgießen, bei dem die in die Gießform gefüllte Schmelze unter hohem Druck
von über 1000 bar zur Erstarrung gebracht wird, kann durch das dabei erzielte feine
Gefüge die Temperaturwechselbeständigkeit von Aluminium-Silizium-Legierungen zwar
leicht aber nicht ausreichend erhöht werden (Z. Metall
30, 1976, S. 46-54).
[0005] Eine vergleichsweise höhere mechanische und thermische Belastbarkeit besitzen Aluminium-Silizium-Legierungen,
deren Matrix durch z.B. 20 Vol.-% Fasern, wie aus Al₂O₃, Kohlenstoff, Stahl und dergleichen,
oder Whiskern, wie aus SiC oder dergleichen, verstärkt ist. Das Preßgießverfahren
eignet sich in hervorragender Weise zur Herstellung von solchen Faserverbundwerkstoffen
(Bader, M.G.: Alumina-fibre reinforced aluminum alloy castings for automotive applications,
Proc. of the Int. Ass. for Vehicle Design, Vol. 2, 1984). Faserverbundwerkstoffe sind
jedoch im Hinblick auf ihre Herstellung vergleichsweise aufwendig.
[0006] Keramische Werkstoffe versprechen wesentlich verbesserte Hochtemperaturfestigkeit
und günstigeres Korrosionsverhalten. Die Massenherstellung komplizierter keramischer
Bauteile, wie z.B. monolithischer Kolben oder Turbinenschaufeln, ist jedoch noch ein
ungelöstes Problem. Ferner sind die Einsatzmöglichkeiten von Keramik im Brennkraftmaschinenbau
wegen ihrer großen Empfindlichkeit gegenüber Kerben, mechanischen Stößen und thermischer
Wechselbeanspruchung von vornherein begrenzt. Darüber hinaus erhöhen sie in unerwünschtem
Maße das Gewicht, sind nur mit einem erheblichen Aufwand formbar und ihre Herstellung
ist mit beachtlichen Kosten verbunden.
[0007] Werkstoffe auf der Basis intermetallischer Phasen vereinigen in sich metallische
und keramische Eigenschaften, wie z.B. eine gute thermische Leitfähigkeit, eine hohe
Schmelztemperatur und teilweise befriedigende Duktilität, so daß sie als geeignet
erscheinen, den Bereich zwischen den konventionellen metallischen Leichtwerkstoffen
auf der Basis von Aluminium und den hochtemperaturfesten, aber spröden Keramiken auszufüllen.
Das betrifft insbesondere Gasturbinen und Brennkraftmaschinen, bei denen verbesserte
Werkstoffe eine Erhöhung der Betriebstemperaturen und damit des thermischen Wirkungsgrades
ermöglichen.
[0008] Der Einsatz von intermetallischen Phasen hat bei Leichtmetallkolben aus Aluminium-Silizium-Legierungen
insoweit Anwendung gefunden, als diese über Lichtbogenschweißung im Bereich der ersten
Kolbenringnut ausgeschieden werden, wenn ein Teil des Grundwerkstoffs aufgeschmolzen
und mit Nickel- oder Kupferwerkstoffen vermischt wird. Harte intermetallische Phasen
und primär Silizium sind in eine stark übersättigte Matrix aus Aluminium-Mischkristall
eingebettet, wodurch sich eine hohe Verschleißbeständigkeit ergibt (US-A-4 562 327).
[0009] In der DE-A-3 702 721 ist für die Herstellung von Formkörpern hoher Warmfestigkeit
eine intermetallische-Phasen-Legierung auf der Basis von Magnesiumsilizid vorgesehen,
der bis zu 42 Gew.-% Aluminium und/oder bis zu 22 Gew.-% Silizium zugesetzt sein können.
Die optimale Zusammensetzung dieser Legierung ist durch eine Fläche im Dreistoffsystem
Aluminium-Magnesium-Silizium durch die eutektische Rinne, den quasibinären Schnitt
und durch 42 Gew.-% Aluminium begrenzt. Der Nachteil eines solchen Guß-Leichtwerkstoffs
besteht in einer nicht immer vermeidbaren Gasporosität, die beim Erstarren der Restschmelze
im Gußkörper auftritt und auf die in der Schmelze gelösten Gase, die bei der Erstarrung
infolge der rücklaufenden Löslichkeit freiwerden, zurückzuführen ist.
[0010] Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen Gußleichtwerkstoff auf Aluminiumbasis
zu schaffen, der unter ähnlichen Gießbedingungen wie eine herkömmliche Aluminiumkolbenlegierung,
beispielsweise des Typs AlSi12CuNiMg, d.h. bei Temperaturen von 700 bis 750°C vergießbar
ist, der eine Liquidustemperatur von 560 bis 700°C und eine Solidustemperatur von
550 bis 600°C besitzt und der einen thermischen Ausdehnungskoeffizienten von < 20
· 10⁻⁶K⁻¹ aufweist.
[0011] Gelöst ist diese Aufgabe durch einen Gußleichtwerkstoff auf Aluminiumbasis mit einem
Zusatz von 5 bis 25 Masse-% Magnesiumsilizid. Dieser Leichtwerkstoff enthält gefügemäßig
primär Magnesiumsilizid und besteht als Rest aus binärem Al-Mg₂Si-Eutektikum bzw.
ternärem Al-Mg₂Si-Si-Eutektikum.
[0012] In L.F. Mondolfo, Aluminum Alloys: Structure and Properties, London 1976, S. 787,
ist zwar erwähnt, daß Aluminiumlegierungen Magnesiumsilizid bis etwa 2 Masse-% enthalten
können..Oberhalb dieser Grenze lassen sich solche Aluminiumlegierungen nicht mehr
umformen. Über Gußleichtwerkstoffe mit einem Zusatz an Mg₂Si wird in dieser Druckschrift
nicht berichtet.
[0013] Im Hinblick auf eine verbesserte Duktilität kann der erfindungsgemäße Leichtwerkstoff
durch einen Zusatz von bis zu 12 Masse-%, vorzugsweise 0,5 bis 10 Masse-% Silizium
korngefeint werden, wobei allerdings kein primäres Silizium auftreten darf.
[0014] Das Silizium ist nach einem weiteren Erfindungsmerkmal ganz oder teilweise durch
bis zu 15 Masse-%, vorzugsweise 5 bis 12 Masse-% Magnesium ersetzbar.
[0015] Eine vorzugsweise Zusammensetzung des Leichtwerkstoffs auf Aluminiumbasis besteht
im Dreistoffsystem Aluminium-Magnesium-Silizium in einer beidseitig des quasibinären
Schnitts Al/Mg₂Si liegenden Fläche, die durch die Liquidustemperatur von < 700°C und
den Primärerstarrungsbereich von Magnesiumsilizid begrenzt ist.
[0016] Durch den Zusatz von bis zu 5 Masse-%, vorzugsweise 0,05 bis 2 Masse-% eines oder
mehrerer der Elemente Mangan, Kupfer, Nickel und Kobalt kann die Aushärtung des Leichtwerkstoffs
erheblich beschleunigt werden.
[0017] Die Herstellung des erfindungsgemäßen Leichtwerkstoffs auf Aluminiumbasis erfolgt
mittels üblicher Gießverfahren, indem entweder eine Aluminiumschmelze mit Magnesiumsilizid
chargiert wird oder Magnesium und Silizium getrennt der Schmelze zugegeben werden.
[0018] Die mit der Erfindung erzielten Eigenschaften sind in der nachfolgenden Tabelle den
Eigenschaften einer Aluminiumkolbenlegierung des Typs G-AlSi12CuMgNi gegenübergestellt.
Dabei zeigt sich, daß der thermische Ausdehnungskoeffizient mit 19,8 · 10⁻⁶K⁻¹ bei
einem Leichtwerkstoff der Zusammensetzung Al80-Mg₂Si20 niedriger ist. Der Wert für
die Wärmeleitfähigkeit mit 173 W/mK liegt deutlich über dem Wert der Wärmeleitfähigkeit
für die herkömmliche Kolbenlegierung. Die Dichte des Leichtwerkstoffs ist auf etwa
2,51 g/cm³ reduziert, während die durch den E-Modul charakterisierte Steifigkeit des
Leichtwerkstoffs auf 83 GPa zunimmt. Die übrigen mechanischen Festigkeitswerte können
durch das Gefüge und die Wärmebehandlung beeinflußt werden.
Eigenschaften |
G-AlSi12CuMgNi |
Al mit 20 Masse-% Mg₂Si |
thermischer Ausdehnungskoeffizient (10⁻⁶K⁻¹) |
20,5 - 21,5 |
19,8 |
Wärmeleitfähigkeit (Wm⁻¹K⁻¹) |
155 |
173 |
Dichte (g/cm³) |
2,70 |
2,51 |
E-Modul (GPa) |
78 |
83 |
[0019] Bei dem in der Zeichnung wiedergegebenen Dreistoffsystem Aluminium-Magnesium-Silizium
ist die für eine technologische Verwendung als Kolbenwerkstoff besonders interessante
Zusammensetzung des Leichtwerkstoffs auf der Basis von Aluminium durch eine schraffierte,
beidseitig des quasibinären Schnitts Al/Mg₂Si liegende Fläche dargestellt, die durch
die Liquidustemperatur von < 700°C und den Primärerstarrungsbereich von Magnesiumsilizid
begrenzt ist.
1. Gußleichtwerkstoff auf der Basis von Aluminium mit einem Zusatz von 5 bis 25 Masse-%
Magnesiumsilizid.
2. Gußleichtwerkstoff nach Anspruch 1, enthaltend bis zu 12 Masse-%, vorzugsweise
1 bis 10 Masse-% Silizium.
3. Gußleichtwerkstoff nach Anspruch 1 und/oder 2, enthaltend bis zu 15 Masse-%, vorzugsweise
5 bis 12 Masse-% Magnesium.
4. Gußleichtwerkstoff nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, enthaltend bis
zu 5 Masse-%, vorzugsweise 0,05 bis 2 Masse-% eines oder mehrerer der Elemente Mangan,
Kupfer, Nickel und Kobalt.
5. Gußleichtwerkstoff nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, gekennzeichnet
durch eine Zusammensetzung, deren im Dreistoffsystem Aluminium-Magnesium-Silizium
beidseitig des quasibinären Schnitts Al/Mg₂Si liegende Fläche durch die Liquidustemperatur
von < 700°C und den Primärerstarrungsbereich von Magnesiumsilizid begrenzt ist.
6. Gußleichtwerkstoff nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, verwendbar für
die Herstellung von Formkörpern mit verbesserter Warmfestigkeit, Thermoschockfestigkeit
und Dauerschwingfestigkeit.