[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Regeln der Bandbreite
beim Warmbandwalzen gemäß den Oberbegriffen der Ansprüche 1 und 10.
[0002] Durch Warmbandwalzen auf modernen kontinuierlichen Walzstraßen mit meist fünf oder
mehr Walzgerüsten in der Fertigstaffel soll neben der Beeinflussung der technologischen
Kennwerte des Bandes durch geregeltes thermomechanisches Walzen eine in engen Toleranzen
vorbestimmte Fertiggeometrie des Bandes eingestellt werden.
[0003] Bei gegebenem Einlaufquerschnitt und bekannter Einlaufgeschwindigkeit eines Bandes
sowie erwünschtem Auslaufquerschnitt des Bandes wird dessen zwangsläufige Streckung
während des Walzens durch von Gerüst zu Gerüst kaskadenartig steigende Walzgeschwindigkeit
und damit steigende Walzendrehzahl in Abhängigkeit von der in der Regel degressiv
gestuften Stichabnahme kompensiert. Mit zunehmender Verweilzeit kühlt das Band vor
und in der Fertigstaffel aus; daher wird die Basiswalzgeschwindigkeit und somit die
Wärmeabgabe aufgrund erhöhter Formänderungsarbeit stetig gesteigert, um die metallurgisch
wichtige Endwalztemperatur annähernd konstant zu halten (Temperatur-speed-up). Diese
Vorgaben für die Geschwindigkeitsverhältnisse und die rechnerischen Leerwalzspalthöhen
der Einzelgerüste gibt ein Solleitwertrechner vor.
[0004] Die Bandgeschwindigkeit und die Walzenumfangsgeschwindigkeit sind aber nur in der
Fließscheide gleich. Das Material erfährt eine Vor- und Nacheilung im Walzspalt. Um
dadurch entstehende Probleme zu vermeiden, können Walzstraßen mit einer Bandzugregelung
durch Drehzahlanpassung und/oder Schlingenheber ausgerüstet sein, die zusätzlich zu
einer Walzspaltkontrolle und Walzkraftmessung sowie Banddickenmessung eine Steuerung
der Walzstraße ermöglichen (Iron and Steel Engineer, 9/84, Seite 45-51). In dieser
Veröffentlichung ist außerdem detailliert die Funktionsweise einer belastungsabhängigen
Regelung der Walzspalthöhe (Lagerspiel- und Gerüstdehnungskompensation) und die Möglichkeit
des Verzichtes auf Schlingenheber zwischen den ersten Gerüsten der Fertigstaffel dargestellt,
wobei die Schlingenheber durch eine Minimalzugregelung aufgrund bekannter Walzkräfte
und Motormomente und daraus resultierender Drehzahländerung der Arbeitswalzen ersetzt
werden.
[0005] Es ist auch schon versucht worden, eine größtmögliche Genauigkeit der Banddicke zu
erreichen, indem für die aus dem Stichplan resultierenden Walzspalthöhen jedes Gerüstes
eine Korrektur der gemessenen Dickentoleranzen durch Verstellen des Lastwalzspaltes
während des Walzens zu realisieren (DE-OS 36 37 043) oder den gesamten Materialstrom
durch eine Walzstraße durch eine Minimalzugregelung allein mittels Drehzahlkorrektur
der Arbeitswalzen sowie eine Dickenregelung am ersten Gerüst zu beeinflussen (DE-OS
27 21 973). Eine Berücksichtigung der Bandbreitenschwankungen in der Fertigstaffel
wurde nicht offenbart.
[0006] Aus der DE-OS 22 49 366 ist ein Meß- und Regelsystem für Fertigstaffeln bekannt,
mit dem primär die Zugspannung im Band zwischen den Gerüsten durch Schlingenheber
und die Bandbreite hinter der Fertigstaffeln gemessen und durch Drehzahlsteuerung
die Zugspannung und damit die Bandbreite korrigiert werden soll. Dabei soll die Banddicke
vernachlässigt werden oder fakultativ als Faktor in die Spannungsberechnung einfließen,
um die Zugspannung möglichst konstant zu halten. Falls die Zugspannung zu einer Änderung
der Blechdicke führt, soll dies durch Drehzahl- und Drucksteuerungsgeräte an den Gerüsten
berichtigt werden.
Eine automatische Lastwalzspaltkontrolle oder die Auswahl der Gerüstzwischenspannungskontrolle
vor dem letzten Gerüst ist nicht offenbart; ebensowenig die Art des Spannungsfühlers.
[0007] Von daher ist es Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Regeln
der Bandbreite beim Warmwalzen von Bändern in der Fertigstaffel einer Walzstraße vorzuschlagen,
die ein genaues und schnelles Einstellen der Bandbreite ermöglichen bei relativ geringem
Aufwand für eine praxisnahe Regeloptimierung.
[0008] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Ansprüche 1 und 10 gelöst. Vorteilhafte
Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen erfaßt.
[0009] Verfahrensbedingt sind die Massenströme am Einlauf und Auslauf der Fertigstaffel
gleich groß. In der bekannten Kontinuitätsgleichung ändern sich jedoch während des
Verfahrensablaufs die Parameter Breite, Dicke, Geschwindigkeit und Wichte des Bandes.
Mit Ausnahme der Wichte lassen sich die Parameter an der Walzstraße direkt messen.
Die Wichte als Funktion von Walztemperatur und Materialart wird nur als implizite
statistische Größe während des Walzens erfaßbar. Die Wichteänderung von ca. 0,1 %
während des Warmwalzens ist vernachlässigbar.
[0010] Die Erfindung berücksichtigt die Erkenntnis, daß der Bandvorrat zwischen den Gerüsten
geregelt werden muß, um einen stabilen Betriebszustand beim Warmwalzen zu erreichen.
[0011] Wenn man sich die Walzstraße als Regelstrecke, der die Regelkreise für die Soll-Leitwerte
Drehzahlen und Leerwalzspalte beziehungsweise Lastwalzspalte zugeordnet sind, vorstellt,
erhält man als wichtige Ausgangssignale die Walzkräfte, die Walzmomente, die Schlingenheberwinkel,
die aus laufende Banddicke und die Auslaufgeschwindigkeit. Als Stellgrößen stehen
die Drehzahlen der Walzen und die Walzspaltzustellungen zur Verfügung. Die Drehzahlen
beeinflussen die Schlingenheberwinkel und die Materialflußgeschwindigkeit; die Walzspaltzustellung
beeinflußt ebenfalls die Schlingenhebervinkel, die Materialflußgeschwindigkeit sowie
die resultierenden Banddicken. Als Störgröße wirkt in erster Linie in dieser Regelstrecke
die Variation der Formänderungsfestigkeit des Bandes als Funktion von Materialart
und Temperatur. Dazu gehören auch sogenannte Skidmarks (Schienenschatten) aus der
Brammenerwärmung. Auch Unregelmäßigkeiten beim Längsteilen oder Vorwalzen von Brammen
sowie fehlende seitliche Stauchaggregate in der Vorwalzstraße lassen Bandbreitenschwankungen
entstehen.
[0012] Im einfachsten Falle könnte, wie an sich bekannt, die vorhandene Schlingenregelung
durch Drehzahlkorrektur der Arbeitswalzen vor oder hinter der betreffenden Schlinge
benutzt werden, um durch Erhöhen oder Erniedrigen des Bandzuges und damit des Bandvorrates
in der Schlinge die Bandbreite zu korrigieren.
[0013] Da genügend Stellgrößen zur Beeinflussung des Regelsystems zur Verfügung stehen,
kann aber auch primär auf eine Drehzahlverstellung der Walzen verzichtet werden. Eine
Walzspalthöhenänderung kann wesentlich schneller geschehen als eine Änderung der Walzendrehzahl,
so daß sich die Zustellung des Walzenspaltes als Stellgröße für eine Bandvorratsregelung
zur Korrektur der Bandbreite an den Gerüsten am besten eignet.
[0014] Die Stellsignale für diese Bandvorratsregelung werden von einem Breitenregler erzeugt,
der seinerseits mit Signalen von einer oder mehreren Bandbreitenmessungen beaufschlagt
wird, die Meßwerte mit den Sollwerten vergleicht und gegebenenfalls bei Abweichungen
vom Sollwert den Bandvorratsregler mit einem Signal beaufschlagt, so daß der Bandzug
geändert wird. Die Breitenmessung erfolgt möglichst dicht hinter dem letzten Gerüst,
vorzugsweise mit einer Diodenzeilenkamera, die die Bandkanten als Kontrast zu einer
Gegen-Lichtquelle unter dem Warmband erfassen. Die Regelung der Bandbreite erfolgt
dann derart, daß vom Bandvorratsregler der Bandzug vor dem letzten Stich, ermittelt
durch die Reaktionskraft auf eine festeinstellbare Umlenkrolle unter dem Warmband,
sowie das Änderungssignal vom Breitenregler derart umgesetzt, daß der Walzspalt des
letzten Gerüste geändert wird.
[0015] Die Folge ist, daß das Warmband eingeschnürt oder entlastet und damit breiter wird.
Eine Änderung der Breite hat zumindest in Grenzen auch eine Änderung der Dicke zur
Folge, so daß sinnvollerweise die Enddicke des Bandes erfaßt wird und Dickenänderungen
über einen Dickenregelkreis am letzten Gerüst ausgeregelt werden. Dazu kann der Dickenregler
die automatische Lastwalzspaltkontrolleinrichtung mit einem Korrektursignal für die
notwendige Walzspalthöhe beaufschlagen. Durch diese Verfahrensweise wird der Bandvorrat
kontrolliert den Erfordernissen angepaßt.
[0016] Eine Breitenmessung nur nach dem letzten Stich hat aber Nachteile, da durch die Verzögerung
ein Teil des Bandes nicht mehr korrigiert werden kann. Daher kann erfindungsgemäß
auch eine Breitenmessung vor dem vorletzten Gerüst installiert werden, so daß die
Bandbreite zwischen den beiden letzten Stichen vorgesteuert werden kann.
[0017] Ideal wäre eine Breitenmessung an beiden Stellen, um das Ergebnis der Breitenkorrektur
aufgrund der ersten Messung kontrollieren und genauer Ausregeln zu können.
[0018] Erfindungsgemäß kann die Breitenkorrektur auch zwischen den beiden ersten Stichabnahmen
erfolgen oder die Breitenkorrektur kann auf die beiden genannten Abschnitte der Fertigstaffel
aufgeteilt werden, so daß größere Schwankungen der Breite ausgeregelt werden können,
ohne daß zu große unerwünschte Regelhübe entstehen.
[0019] Eine optimale Breitenregelung kann jedoch die resultierenden Änderungen der Banddicke
nicht vernachlässigen. Die eingangs beschriebene einfache Methode der Dickenregelung
am letzten Gerüst läßt nur geringe Korrekturen zu, zumal im letzten Gerüst auch die
Stichabnahme absolut den geringsten Betrag ausmachen sollte. Daher ist es sinnvoll,
den Bandzug über die ganze Fertigstaffel zu kontrollieren und durch eine ständige
Bandvorratsregelung mit hoher Regelgeschwindigkeit zu ergänzen.
[0020] Dazu wird der übliche Leit-Sollwert für den Positionsregelkreis "Leer-Walzspalt"
nach Einlauf des Bandes in das erste Gerüst gerüstweise durch Stellsignale der einzelnen
Bandvorratsregler abgelöst. Die Bandvorratsregler steuern in der Folge den Massenfluß,
rechnerisch den Volumenfluß, in der Fertigstaffel für die Warmbandstrecke mit Ausnahme
des Bandendes. Kurz bevor das Bandende ein Gerüst erreicht, löst die bekannte automatische
Lastwalzspaltkontrolleinrichtung die Bandvorratsregelung wieder ab. Bei diesem Umschaltverfahren
werden die momentanen Istwerte der Banddicke beziehungsweise der Walzspalte stoßfrei
als Sollwerte übernommen, um ein erneutes Einschwingen der Regelkreise zu vermeiden.
Für die einzelnen primär unabhängigen voneinander wirkenden Bandvorratsregler werden
unterschiedliche Indikatoren als Regelgröße verwendet.
[0021] Eine Sollwertabweichung beziehungsweise den Istwert für einen bestimmten Bandvorrat
eines Abschnittes der Fertigstaffel liefert entweder die Bandzugermittlung oder die
Winkelmessung des Schlingenheberausschlages.
[0022] Davon unterscheidet sich die Regelung des ersten Gerüstes. Hier kann die Dicke und
die Geschwindigkeit des einlaufenden Bandes - unter der zulässigen Annahme, daß momentan
eine konstante Bandbreite vorliegt - also ein Massenstromäquivalent gemessen werden.
Bei Änderung der Dicke oder Geschwindigkeit des Bandes kann der Walzspalt so am ersten
Gerüst eingestellt werden, daß der Massenstrom, rechnerisch vereinfacht als Produkt
aus Dicke und Geschwindigkeit, durch Rückstau des Materials konstant bleibt.
[0023] Die Schlingenregelung zwischen den vorderen Gerüsten kann durch eine Zugregelung
des Bandes ersetzt werden. Dadurch erreicht man eine relativ gute Planlage des Bandes.
Dies ermöglicht den Einsatz einer Dickenmeßanlage hinter dem ersten Gerüst und damit
die zusätzliche Möglichkeit der Dickenregelung des Warmbandes am ersten Gerüst.
[0024] Es hat sich in Versuchen überraschend die Annahme bestätigt, daß man auf teure schwenkbare
Schlingenheber zwischen den ersten Gerüsten ganz verzichten kann und den Schlingenheber
vor dem letzten oder mehreren der letzten Gerüste als einfache, vertikal verfahrbare
Umlenkrolle gestalten kann, wenn man die erfindungsgemäße Verfahrenskonzeption anwendet.
Die Wirksamkeit der vorderen Schlingenheber ist sowieso durch die Bandsteifigkeit
relativ gering, und der gleiche Effekt kann durch ein aus gemessenen Wellenmomenten
der Arbeitswalzen und Walzkräften errechneten Bandzug mittels Bandvorratsregelung
des folgenden Gerüstes erreicht werden.
[0025] Bei der Ermittlung der Bandzugspannung zwischen den Gerüsten kann erfindungsgemäß
die Methode der Funkübertragung von DMS -Drehmomentmessungen angewendet werden. Gegenüber
der Momentermittlung aus den Strom- und Spannungswerten der Walzenantriebe erfaßt
die DMS-Methode verlustfrei die Torsionsmomente direkt an der Arbeitswalzenwelle.
Die Ergebnisse stehen dann durch die Funkübertragung verzögerungsfrei für die Zugberechnung
zur Verfügung.
[0026] Die Auswahl der geeignetsten Indikatoren, die eine Variation des Massenflusses bzw.
Bandvorrates vor dem Gerüst anzeigen, wird jeweils nach deren günstigsten Eigenschaften
hinsichtlich der Bedingungen getroffen: geringster Aufwand an Investitionen, größte
Regelgeschwindigkeit und beste Wirkung auf die Bandgeometrie. Als vorteilhaft hat
es sich erwiesen, den Schlingenheberwinkel möglichst konstant zu halten, weil dadurch
Schwierigkeiten, die aus der nicht winkelproportionalen Kraftwirkung der Schlingenheber
auf das Band resultieren, bei der Ausregelung verhindert werden.
[0027] Sollte die Banddicke hinter der Fertigstaffel trotz Bandvorratsregelung noch außerhalb
der gewünschten Toleranzen liegen, kann erfindungsgemäß eine die Bandvorratsregelung
ergänzende Dickenregelung eingesetzt werden. Dazu wird der mit einem Durchstrahlungsmeßgerät
- Gammastrahler Caesium 137 - gemessene Dicken-Istwert einem Dickenregler zugeführt,
der gegebenenfalls zwei Stellsignale korrelierend zu dem Maß der Abweichung von der
Solldicke erzeugen kann. Im eingangs beschriebenen einfachsten Regelkonzept wirkt
der Dickenregler dann auf die Lastwalzspaltkontrolle ein. Da in diesem Fall aber für
die Bandvorratsregelung die Stellgröße Walzspalt genutzt wird, ist hier eine andere
Lösung sinnvoll.
[0028] Eine Dickenänderung läßt sich als Trend im Dickenmeßgerät hinter der Fertigstaffel
erfassen und somit kann durch Änderung des Drehzahltrends der Arbeitswalzen zwischen
zwei Gerüstgruppen der Fertigstaffel örtlich der Bandvorrat erhöht oder verringert
werden mit dem Effekt, daß der Bandvorratsregler eingreift und die Banddicke ändert.
Gleichzeitig kann ein Korrektursignal - zeitverzögert zur Anpassung an die höhere
Regelgeschwindigkeit des Walzspaltregelkreises - an den Walzspaltregler des betroffenen
Gerüstes geleitet werden, damit sich der Bandvorrat tatsächlich nicht ändert.
[0029] In dieses Konzept wird die Breitenregelung durch Walzspaltverstellung einbezogen.
[0030] Dazu gibt der eingangs erwähnte Breitenregler ein Signal an den Bandvorratsregler
des letzten Gerüstes, der dann wiederum die Zugspannungsänderung durch Verstellung
des Walzspaltes und nicht - wie beim einfachsten Konzept - der Drehzahlen der Arbeitswalzen
erzeugt. Mit dieser schnellen dynamischen Regelung lassen sich die Breitenschwankungen
korrigieren, ohne daß die langsamere Dickenregelung über Drehzahlverstellung für Kompensation
sorgt.
Ansonsten muß der Dickenregler ebenfalls eine Störgrößenaufschaltung erhalten.
[0031] Die letzte Stichabnahme muß für diese Regelung so gestaltet werden, daß sie prozentual
größer ist als die auszuregelnde Bandbreitenschwankung.
[0032] Anhand schematischer Zeichnungen soll die Erfindung näher erläutert werden. Es zeigen
Fig. 1 die Kraftwirkung eines Schlingenhebers,
Fig. 2 eine erfindungsgemäße Regelung für eine Fertigstaffel als Blockschaltbild.
[0033] Das Diagramm in Fig. 1 zeigt die Änderung der spezifischen Zugspannung im Warmband
10 über der Winkelstellung (Looperwinkel) eines Schlingenhebers (Looper) bei 4 bis
10 bar Fluiddruck (Looperdruck) des Hubzylinders des Schlingenhebers. Jede Winkeländerung
des Schlingenhebers verursacht also Zugschwankungen im Band. Bei der Bandvorratsregelung
und sind damit die Bandzugänderungen wesentlich geringer als bei der konventionellen
Schlingenregelung.
[0034] Fig. 2 zeigt die Verhältnisse an der Fertigstaffel einer Walzstraße für Warmbreitband
10 mit sieben Walzgerüsten 1...7, vier schwenkbaren Schlingenhebern 12...15 und einer
vertikal verstellbaren und arretierbaren Umlenkrolle 16 mit Kraftmeßeinrichtung 9.
Die Antriebe, Meßgeräte und Stellorgane sind der besseren Übersicht wegen nicht alle
dargestellt. Jedes Gerüst verfügt über einen Bandvorratsregler BVR und am letzten
Gerüst ist zusätzlich ein Dickenregler DR installiert. Gemäß dem Stand der Technik
verfügt jedes Gerüst außerdem über einen Positionsregler PR und eine automatische
Last-Walzspaltkontrolle AGC, der von einem Walzspaltrechner HR die aktuell aus Walzkraft
f und der angezeigten Position s der Walzen errechneten Walzspalte h erhält.
[0035] Bei der folgenden Funktionsbeschreibung sollen große Buchstaben Sollwerte und kleine
Buchstaben Istwerte kennzeichnen.
[0036] Alle Sollwerte für die Walzendrehzahlen NL werden von einem nicht dargestellten Leit-Sollwertrechner
fest vorgegeben und während des Walzens entsprechend dem gewünschten Stichplan rampenförmig
und dem gewünschten Temperature-speed-up tendenziell erhöht. Drehzahlregler DNR sorgen
dafür, daß die Drehzahlen ihre momentanen Sollwerte N 1...N 7 einhalten.
[0037] Die Sollwerte der Walzspalthöhen SL werden ebenfalls vor Walzbeginn vom Leit-Sollwertrechner
vorgegeben. Sie müssen während des Walzens ständig nachgeregelt werden, um sich an
den Materialstrom beziehungsweise Bandvorrat anzupassen. Die nötigen Stellsignale
delta S liefern die Bandvorratsregler BVR. Jeder Bandvorratsregler BVR bezieht seinen
Istwert aus dem in das jeweilige Gerüst 1...7 einlaufenden Bandstück, während sein
Sollwert SL konstant ist. Die als Istwert verwendete physikalische Größe ist in allen
Fällen ein Maß für den Vorrat an Bandvolumen (Massenvorrat) vor dem Gerüst und nach
dem Vorgängergerüst. Die Bandvorratsregler BVR regeln also auf konstanten Bandvorrat
zwischen den Gerüsten 1...7.
[0038] Beim ersten Gerüst wird die nicht dargestellte nominelle Dicke H Z als Sollwert und
die aktuelle Dicke h Z als Istwert verwendet. Streng genommen ist dieser Bandvorratsregler
BVR also lediglich ein Dickenregler. Er kann durch die Dicke h 0 vorgesteuert werden.
[0039] Bei den Gerüsten 3 bis 6 dienen Schlingenheberwinkel a12...a15 als Istwert für die
Bandvorratsregler BVR. Jeder Winkel ist ein Maß für die vorrätige Bandlänge.
[0040] Bei den Gerüsten 2 bzw. 7 wird die im einlaufenden Bandstück vorhandene Zugkraft
z 1 beziehungsweise z 6 als Istwert für den jeweiligen Bandvorratsregler BVR verwendet.
Die Zugkraft gibt den Bandvorrat an, der verfügbar ist, wenn sich das Material plastisch
verformt. Bei kleiner Zugkraft ist der Vorrat größer als bei großer Zugkraft. Sehr
unterschiedlich sind bei den Gerüsten 2 und 7 die Methoden zur Ermittlung der Zugkräfte
z 1 und z 6. Die Zugkraft z 1 vor dem Gerüst 2 wird aus den Meßwerten der Walzkraft
f und des Drehmomentes m der Arbeitswalzenwelle im Gerüst 1 vor und nach dem Einlaufen
des Bandes 10 im Gerüst 2 im Bandzugrechner ZB berechnet.
[0041] Das Drehmoment m wird durch nicht dargestellte Dehnungs-Meß-Streifen festgestellt
und per Funk an den Bandzugrechner ZB übertragen.
[0042] Um die Zugkraft z 6 vor dem Gerüst 7 zu bestimmen, wird eine mit einem Kraftsensor
9 ausgerüstete Umlenkrolle 16 benutzt. Sie wird dazu unmittelbar nach dem Anstich
des Gerüstes 7 hydraulisch vertikal in ihre Sollposition eingefahren und dort blockiert.
[0043] Der Verfahrensablauf beim Fertigwalzen eines Warmbandes ist wie folgt geregelt:
Nach Einlauf des Bandes 10 in Gerüst 1 werden die Dicken h 0 und h Z mit den Dickenmessern
DO, DZ sowie das Drehmoment m und die Walzkraft f bzw. der Quotient m/f ermittelt.
Die Dicke wird dem BVR zugeleitet, der die weitere Regelung an Gerüst 1 übernimmt.
Nach Einlauf des Bandes 10 in Gerüst 2 ändern sich die Meßwerte m und f sowie deren
Quotient. Aus der Änderung wird im Bandzugrechner ZB die Bandspannung beziehungsweise
Zugkraft z 1 ermittelt und damit der Bandvorratsregler BVR an Gerüst 2 beaufschlagt,
der im folgenden die Lastwalzspalthöhe s 2 steuert. Die Kontrolle erfolgt dabei über
den Positionsregler PR. Nach Anstich des Gerüstes 3 wird der Schlingenheber 12 in
Sollposition gefahren, eine Sollwertabweichung von a 12 führt durch den Bandvorratsregler
BVR an Gerüst 3 zu einer Änderung der Lastwalzspalthöhe s 3. Das gleiche Verfahren
gilt für die Gerüste 4, 5, 6. Nach Anstich des Gerüstes 7 wird die Umlenkrolle 16
wie zuvor die Schlingenheber in die Sollposition gefahren und dort arretiert. Kraftsensor
9 ermittelt die Zugkraft z 6 und beaufschlagt damit den Bandvorratsregler BVR an Gerüst
7. Alle Bandvorratsregler BVR sorgen durch gegebenenfalls notwendige Änderung der
Walzspalte für einen konstanten Bandvorrat zwischen den Gerüsten, mit der Folge, daß
die Schlingenheber 12...15 nur in engen Grenzen schwingen. Dadurch werden bei "richtiger"
Voreinstellung der Banddicke H Z sehr geringe auszuregelnde Abweichungen erzielt,
die dann noch durch die sehr schnelle Walzspaltverstellung korrigiert werden.
[0044] Trotzdem können durch Störungen, beispielsweise resultierend aus Temperatur- oder
Dickendifferenzen des Vorbandes, die gewünschten Dickentoleranzen hinter der Fertigstaffel
überschritten werden. Dies wird durch eine abschließende Dickenmessung festgestellt.
Zur Korrektur wird die Bandvorratsregelung ergänzt durch eine Regelung der Austrittsdicke
h E. Die Wirkungsweise der Dickenregelung mit Hilfe des Dickenreglers DR ist aus folgender
Überlegung abgeleitet worden:
[0045] Bei jedem Walzvorgang erhält man die Dicke h des aus dem Walzspalt austretenden Bandes
10, in dem die Eintrittsdicke in das Gerüst durch den Verlängerungsfaktor dividiert
wird, um den sich die Bandlänge vergrößert. Die Breitung des Bandes 10 ist dabei vernachlässigbar.
Für die Gerüste 1 bis 7 gilt also die Beziehung:
h 0 . v 0/v 7 = h E.
[0046] Dabei sind h 0 die Eintrittsdicke und h E die Austrittsdicken, v 0 die Eintrittsgeschwindigkeit
in Gerüst 1 und v 7 die Austrittsgeschwindigkeit aus Gerüst 7. Der Quotient v 0/v
7 ist der reziproke Verlängerungsfaktor. Um die Austrittsdicke h E zu beeinflussen
eignen sich nach der Gleichung die Größen h 0, v 0 und v 7. Diese drei Größen wirken
in diesem Regelkreis jedoch verschieden schnell auf die Austrittsdicke h E ein. Die
Gleichung beschreibt nur den stationären Gleichgewichtsstand; das dynamische Verhalten
ist anders. Am langsamsten wirkt sich die Eintrittsdicke h 0 auf die Austrittsdicke
h E aus. Verzögernd wirkt hier die Laufzeit des Bandes 10 durch alle Gerüste. Mindestens
zehnmal schneller ist der Einfluß der Geschwindigkeit v 0. Ihre Wirkung wird nur verzögert
durch das Einschwingen der sechs nacheinander eingreifenden Bandvorratsregelkreise.
Am schnellsten wird die Austrittsdicke h E durch die Geschwindigkeit v 7 beeinflußt,
weil hier nur der letzte Bandvorratsregelkreis einschwingen muß. Als Stellglied für
einen Dickenregelkreis eignet sich daher am besten die Geschwindigkeit v 7. Im Regelkonzept
der Walzstraße gemäß Fig. 2 liefert der Dickenregler DR ein Korrektursignal delta
v 7, das zu der vom Rechner über die Walzendrehzahl N 7 vorgegebenen Geschwindigkeit
positiv oder negativ addiert wird. Stattdessen könnte man auch den Temperature-speed-up
für die Gerüste 1 bis 6 um den Wert delta v 7 verändern.
[0047] Große Regelhübe des Dickenreglers DR sind unerwünscht, denn sie bedeuten eine Lastumverteilung
unter den Gerüsten. Um dem Dickenregler DR Arbeit abzunehmen, kann deshalb am Eingang
der Walzstraße entweder das aus den Meßwerten h 0 und v 0 berechnete Produkt durch
den Bandvorratsregler von Gerüst 1 auf einen konstanten Wert geregelt werden, oder
es kann, wie in Fig. 2 dargestellt, das Produkt h Z x v1 konstant gehalten werden,
indem v1 näherungsweise durch den Drehzahlregler des ersten Gerüstes konstant gehalten
wird.
[0048] Die Messung der Dickenwerte h 0 und h Z könnte daher auch durch die Messung der aktuellen
Dicke h 0 mit Dickenmesser DO und der aktuellen Einlauf-Geschwindigkeit v 0 ersetzt
werden, ohne das Regelprinzip zu ändern.
[0049] Die Bandvorratsregler BVR können natürlich ihre Stellsignale delta s für den Positionsregler
PR nur solange liefern, solange die Bandvorratsindikatoren von dem jeweiligen Meßgebern
fließen. Wenn das Bandende also einen Meßgeber erreicht, muß also der entsprechende
Bandvorratsregler BVR außer Funktion gesetzt werden. Dann übernimmt erfindungsgemäß
die durch Walzkraft beaufschlagte Lastwalzspaltkontrolle AGC die weitere Regelung
des Walzspaltes in an sich bekannter Weise. Beim Umschalten von dem Bandvorratsregler
BVR zur Kontrolleinrichtung AGC wird der augenblickliche Walzspaltwert stoßfrei übernommen.
Aus der Darstellung in Fig. 2 ergibt sich, daß die Umschaltung von Gerüst 2 auf AGC
erfolgt, sobald das Band 10 das Gerüst 1 verläßt, weil dann der Bandvorratsregler
BVR keine Zugspannungswerte z 1 mehr erhält. Für die Gerüste 3 bis 6 gilt dies analog,
da die Schlingenheber außer Funktion gesetzt werden müssen; für das Gerüst 7 kann
an Umlenkrolle 16 entsprechend keine wahre Kraftwirkung mehr gemessen werden.
[0050] Für ein neues Band 10 beginnt der Verfahrensablauf wieder wie beschrieben.
[0051] Bei einer derart geregelten Fertigstaffel lassen sich optimale Breitenkorrekturen
des Bandes während des Walzens durchführen.
[0052] Der Breitenmesser 11 erfaßt die Bandbreite b 7 nach der letzten Stichabnahme in Gerüst
7. Im Breitenregler BR wird der Meßwert mit der Sollbreite BE verglichen. Bei einer
Abweichung errechnet der Breitenregler BR ein Stellsignal delta Z und beaufschlagt
damit den Bandvorratsregler BVR des Gerüstes 7. Sollte die Bandbreite b 7 zu groß
sein, wird das Signal delta Z zur Aufschaltung eines Zugspannungswertes auf den mit
der Zugspannung z 6 beaufschlagten Regler BVR führen, der dann einen zu großen Bandvorrat
feststellt und den Walzspalt an Gerüst 7 um den Wert delta S öffnet mit der Folge,
daß die Zugspannung im Band vergrößert wird und die Bandbreite sich verringert. Die
Regelwirkung ist schneller, wenn wie dargestellt, ein weiterer Breitenmesser 8 vor
Gerüst 6 die aktuelle Bandbreite BR vorsteuert, so daß Breitendifferenzen ortsgetreu
ohne Zeitverlust durch Einschwingen des Regelkreises ausgeregelt werden können.
[0053] Somit ist der Verfahrensablauf an der Walzstraße optimal regelbar und der Aufwand
für Schlingenheber, Meßgeräte und Regelsysteme wird in Grenzen gehalten. Versuche
mit diesem Regelsystem haben eine Verbesserung der Bandbreitentoleranz um 20 mm und
der Toleranzen für die Banddicke h E auf Werte von plus/minus 0,04 mm zur Solldicke
von 1,5 mm ergeben.
1. Verfahren zum kontinuierlichen Regeln der Brandbreite beim Fertigwalzen von Warmband
auf einer mehrgerüstigen Walzstraße, wobei die Banddicke und die Bandbreite zumindest
hinter der Fertigstaffel gemessen und die Banddicke gegebenenfalls mittels einer eine
automatische Lastwalzspaltregelung überlagernde Dickenregelung korrigiert wird, gekennzeichnet
durch die Kombination folgender Verfahrensschritte:
- die Bandbreite (b5, b7) wird kontinuierlich unmittelbar nach dem letzten Stich oder
vor dem vorletzten Stich gemessen,
- die Meßwerte werden einem Breitenregler (BR) zugeführt, dort wird gegebenenfalls
eine Sollwertabweichung festgestellt und daraus ein Änderungssignal für die Zugkraft
( Z) im Band (10) vor dem letzten Stich errechnet,
- ein der Zugkraft proportionales Indikatorsignal (z6) wird erfaßt,
- mit dem Indikatorsignal und dem Änderungssignal wird ein Bandvorratsregler (BVR)
beaufschlagt, der den Bandvorrat durch Andern der Walzspalthöhe (s) vor dem letzten
Gerüst (7) ändert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Bandbreite (b5, b7)
gleichzeitig vor und hinter den letzten beiden Stichen gemessen wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Bandvorrat
aller Gerüste (1...7) geregelt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß für die Nachstellung der
Walzspalthöhe (s) nach Warmbandeinlauf in ein Gerüst von der Sollbanddickenstellung
zu einem Bandvorratsindikator umgeschaltet und auf einen Walzkraftindikator umgeschaltet
wird, wenn das Band (10) aus dem vorhergehenden Gerüst (1...6) ausläuft.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß zusätzlich
die Enddicke (hE) des Warmbandes (10) durch Verstellen der Parameter Walzspalt oder
Drehzahl der Arbeitswalzen geregelt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß zusätzlich
die Bandbreite zwischen den ersten beiden Stichen nach demselben Prinzip geregelt
wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß als Indikatorsignal
für die Zugkraft die Reaktionskraft des Bandes (10) auf eine feststellbare Umlenkrolle
(16) verwendet wird.
8. Verwendung einer Kombination unterschiedlicher Indikatoren für den momentanen Bandvorrat
an den Gerüsten einer Fertigstaffel eines Warmbandwalzwerkes, wobei
- für das erste Gerüst (1) die Geschwindigkeit (vO) sowie die Banddicke (hO) vor oder
die Banddicke (hO) vor und hinter (hZ) dem Gerüst (1),
- für ein oder mehrere Gerüste (2) das Drehmoment (m) an der Arbeitswalzenwelle und
die Walzkraft (f) im vorhergehenden Gerüst (1) erfaßt,
- für mindestens das letzte Gerüst (7) die Zugkraft im Band (z6) vor dem Gerüst (7)
durch Kraftmessung mittels einer feststellbaren Umlenkrolle (16) bestimmt,
- für die sonstigen Gerüste (3...6) die Auslenkung (a) eines vor dem Gerüst angeordneten
Schlingenhebers (12...15) ermittelt wird,
- die Dicke (hO, hZ, hE) und die Breite (b5, b7) des Warmbandes (10) durch berührungslose
Strahlungsmessung ermittelt wird,
zur Regelung der Bandbreite (b7) durch Verstellung der Walzspalthöhe (s) eines Gerüstes
(2 bzw. 7).
9. Anwendung der Funkübertragung von Ergebnissen bei der direkten Drehmomentmessung
mittels Dehnungs-Meß-Streifen an den Antriebswellen der Arbeitswalzen von Fertigstaffelgerüsten
(1...7) einer Walzstraße zur verzögerungsfreien Ermittlung der Zugspannung (z1) im
Warmband (10), vorzugsweise zur Regelung der Bandbreite beim Warmwalzen.
10. Fertigstaffel einer Warmbandwalzstraße mit Meß-, Steuer- und Regeleinrichtungen
zum Erfassen und Beeinflussen der Verfahrensparameter, vorzugsweise zur Anwendung
des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 9, gekennzeichnet durch
- mindestens eine höhenverstellbare, in der Position verharrende Umlenkrolle (16)
vor dem letzten Gerüst (7) und einen damit verbundenen Kraftmesser (9) und
- einen mit dem Meßgerät (9) und einem Breitenregler (BR) verbundenen Bandvorratsregler
(BVR) der auf die Walzspalthöhe (s) einwirkt.