[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur alkalischen Reinigung von cellulosehaltigen
Fasermaterialien sowie die Verwendung von Phasentransferkatalysatoren in der Alkalistufe
zur Reinigung von cellulosehaltigen Fasermaterialien.
[0002] Baumwolle enthält natürliche Verunreinigungen, beispielsweise Wachse, wachsartige
Substanzen, Proteine, Samenschalen, Fruchtkapsein und Pektine, sowie Verunreinigungen,
die im Zuge der Verarbeitung als Fremdsubstanzen aufgebracht wurden, beispielsweise
Schlichten und Erntehilfen. Es ist die Aufgabe der Vorbehandlung, diese Stoffe möglichst
vollständig von den Fasermaterialien zu entfernen, die cellulosehaltigen Fasermaterialien
für die nachfolgenden Veredlungsprozesse hydrophiler zu machen und ihnen eine erhöhte
Saugfähigkeit zu verleihen. Der Vorbehandlungsprozeß, mit dem diese Effekte erzielt
werden, wird als Alkalistufe bezeichnet. Da der Schmelzbereich der Wachse, insbesondere
des Baumwollwachses zwischen 75 und 85 °C liegt, wird die Alkalistufe üblicherweise
bei Temperaturen zwischen 90 und 140 °C ohne Druck (Abkochen) oder unter Druck (Beuchen)
mit 1,5 bis 12 gewichtsprozentiger Natronlauge in Gegenwart von Netz- und/oder Dispergiermitteln
durchgeführt (Chwalla/Anger: "Handbuch der Textilhilfsmittel", Kapitel 3.9, Verlag
Chemie Weinheim 1977) ). Durch Variation von Temperatur, Zeit und Alkalikonzentration
ist es möglich, die Alkalistufe dem vorliegenden Material und dem Maschinentyp anzupassen.
Beim Pad Roll-Verfahren wird nach dem Tränken mit den Flotten bei Temperaturen zwischen
30 und 70 °C zwischen Rollenpressen auf ein Gewichtsverhältnis Flotte : Gewebe zwischen
beispielsweise 0,7 und 1,2 abgepreßt und mit Wasserdampf, gegebenenfalls unter Druck
auf 95 bis 100 °C aufgeheizt. Nach 1- bis 3stündigem Verweilen bei dieser Temperatur
wird bei 90 bis 100 °C ausgewaschen. Beim Warmverweilverfahren liegt die Verweiltemperatur
zwischen 40 und 60 °C. Um jedoch gut abgekochte Baumwollware zu bekommen, ist im Vergleich
zum Pad Roll-Verfahren eine längere Behandlungsdauer von bis zu 10 Stunden und eine
höhere Einsatzmenge an Alkali erforderlich.
[0003] Mit den hohen Arbeitstemperaturen der Alkalistufe ist jedoch ein erheblicher Energieverbrauch
verbunden. Die Aufgabe der Erfindung bestand daher in der Entwicklung eines Verfahrens,
das die Durchführung der alkalischen Behandlung cellulosehaltiger Fasermaterialien
bei niedrigen Temperaturen ohne Verlängerung der Behandlungsdauer und ohne Verschlechterung
der Qualität der Fasermaterialien ermöglicht.
[0004] Überraschenderweise wurde gefunden, daß die Verseifung von Baumwollwachs, dessen
Solubilisierung sowie die Solubilisierung anhaftender Begleitstoffe wie Schlichten
in Gegenwart von Phasentransferkatalysatoren beschleunigt wird, wodurch das Auswaschen
cellulosehaltiger Fasermaterialien bei niedrigeren Temperaturen durchgeführt werden
kann, ohne die Behandlungsdauer zu verlängern und ohne Verschlechterung der Qualität
der Fasermaterialien.
[0005] Gegenstand der Erfindung ist dementsprechend ein Verfahren zur alkalischen Reinigung
von Cellulosefasern, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß man cellulosehaltige
Fasermaterialien mit alkalischen Flotten, die pro Liter Flotte 15 bis 150 g Alkali,
1 bis 10 g Aktivsubstanz Phasentransferkatalysatoren und 0 bis 5 g Alkyl- und/oder
Alkenylalkohole mit 1 bis 18 CAtomen enthalten, bei Temperaturen zwischen 30 und 70
°C benetzt, anschließend abgequetscht und nach 10 bis 200 minütigem Verweilen bei
Temperaturen zwischen 90 und 105 °C bei Temperaturen zwischen 30 und 90 °C wäscht.
[0006] Vorzugsweise werden die cellulosehaltigen Fasermaterialien mit alkalischen Flotten,
die pro Liter Flotte 2 bis 7 g Aktivsubstanz Phasentransferkatalysatoren und 0 bis
2 g Alkyl- und/oder Alkenylalkohole mit 6 bis 12 C-Atomen enthalten, benetzt.
[0007] Weiterer Erfindungsgegenstand ist die Verwendung von 1 bis 10 g Aktivsubstanz Phasentransferkatalysatoren
pro Liter Flotte und 0 bis 5 g Alkyl- und/oder Alkenylalkohole mit 1 bis 18 C-Atomen
pro Liter Flotte in der Alkalistufe zur Reinigung von cellulosehaltigen Fasermaterialien.
[0008] Als Phasentransferkatalysatoren eignen sich quartäre Ammoniumverbindungen, planar
gebaute makrocyclische Polyether, sogenannte Kronenether (Römpps Chemie-Lexikon, 8.
Auflage, S. 2258, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart 1983) und/oder Kryptate (Römpps
Chemielexikon, 8. Auflage, S. 2261, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart 1983).
Vorzugsweise werden quartäre Ammoniumverbindungen und insbesondere solche der allgemeinen
Formel I in der die Reste R¹ und R² Methyl, R³ einen gerad- oder verzweigtkettigen,
cyclischen oder nichtcyclischen Alkyl- oder Alkenylrest mit 6 bis 22 C-Atomen, R⁴
einen gerad- oder verzweigtkettigen Alkyl- oder Alkenylrest mit 1 bis 14 C-Atomen
oder einen Benzylrest und X ein Halogen-, Sulfat-, Lactat-, Acetat- oder Citratanion
bedeutet, eingesetzt. Quartäre Ammoniumverbindungen werden nach bekannten großtechnischen
Verfahren hergestellt, indem beispielsweise tertiäre Amine mit einem oder zwei langkettigen
Alkyl- und/oder Alkenylresten mit Alkylierungsreagentien wie Methylchlorid, Methylbromid,
Dimethylsulfat oder Benzylchlorid umgesetzt werden (Winnacker/Küchler: "Chemische
Technologie" 4. Aufl., Band 7, S. 126 bis 128, Carl Hanser Verlag, München 1986).
[0009] Es kann vorteilhaft sein, die phasentransferkatalysatoren zusammen mit Alkyl- und/oder
Alkenylalkoholen mit 1 bis 18 C-Atomen, vorzugsweise mit 6 bis 12 C-Atomen einzusetzen.
Alkyl- und/oder Alkenylalkohole können gerad- und/oder verzweigtkettig, natürlichen
und/oder synthetischen Ursprungs sein. Ethanol, Butanol, Pentanol, Hexanol, Octanol,
Decanol, Dodecanol, Hexadecanol, Octadecanol und/oder Octadecenol sind Beispiele für
erfindungsgemäß einzusetzende Alkyl- und/oder Alkenylalkohole.
[0010] Cellulosehaltige Fasermaterialien wie Baumwolle und/oder Jute, werden zunächst mit
alkalischen Flotten, die pro Liter 15 bis 150 g Alkali, beispielsweise NaOH und/oder
KOH, 1 bis 10 g Aktivsubstanz Phasentransferkatalysatoren und 0 bis 5 g Alkyl- und/oder
Alkenylalkohole mit 1 bis 18 C-Atomen enthalten, auf beispielsweise einer Benz Labor-Kontinueanlage
bei Temperaturen zwischen 30 und 70 °C benetzt. Nach dem Abquetschen läßt man die
auf beispielsweise Kaulen gewickelten Fasermaterialien 10 bis 200 Minuten bei Temperaturen
zwischen 90 und 105 °C rotierend verweilen. Anschließend werden die Fasermaterialien
bei Temperaturen zwischen 30 und 90 °C gewaschen.
[0011] Aufgrund der hohen Penetrationsgeschwindigkeiten, d.h. der hohen Verseifungsraten,
die beim Einsatz phasentransferkatalysatorhaltiger Alkaliflotten erzielt werden,
kann die zum Waschen der cellulosehaltigen Fasermaterialien benötigte Temperatur deutlich
gesenkt werden und/oder wird die Gesamtzeit der Alkalistufe deutlich reduziert. Mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren lassen sich Wachse und/oder wachsartige Substanzen
aus cellulosehaltigen Fasermaterialien bei Temperaturen zwischen 30 und 90 °C weitgehend
durch Auswaschen entfernen. Es werden Fasermaterialien mit guter Saugfähigkeit erhalten.
Beispiele
Bestimmung der Verseifungsgeschwindigkeit von Baumwollwachs
[0012] Zur Bestimmung der Verseifungsgeschwindigkeit wurden Penetrationsmessungen durchgeführt.
Hierzu wurden mit Baumwollwachs gefüllte Glaskapillare in Natronlauge, die quartäre
Ammoniumverbindungen enthielt, getaucht. Die Lösungen befanden sich jeweils in einem
Reagenzglas, welches in ein temperierbares Wasserbad eintauchte. Die Penetrationshöhe
in den Kapillaren, die durch eine dunkle Verfärbung des Wachses gekennzeichnet ist,
wurde mit Hilfe eines Kathetometers auf 1/100 mm genau bestimmt. Die Tabellen 1 und
2 enthalten die Ergebnisse der Penetrationsmessungen. Wenn nicht anders angegeben,
wurden Lösungen mit 60 g/l NaOH und 5 g/l Aktivsubstanz quartäre Ammoniumverbindung
eingesetzt.
Tabelle 1
Relative Penetration (NaOH ohne Zusätze = 1), gemessen bei 70 °C |
Phasentransferkatalysator |
Zusatz |
relative Penetration |
Bardac 201) |
|
2,4 |
Dimethyldidecylammoniumchlorid |
|
1,75 |
Dimethyldioctylammoniumchlorid |
|
2,2 |
Cyclododecyl-dimethyl-n-hexylammoniumchlorid |
|
1,9 |
Cyclododecyl-dimethyl-n-octylammoniumchlorid |
|
2,4 |
Dodigen 16112) |
|
1,5 |
Dodigen 1611 |
Octanol 2 g/l |
2 |
Dehyquart LDB3) |
|
1,4 |
1) 25 Gew.-% Dimethyldidecylammoniumchlorid, 25 Gew.-% Dimethyldioctylammoniumchlorid,
50 Gew.-% Dimethyloctyldecylammoniumchlorid, Hersteller: Lonza |
2) Alkyldimethylbenzylammoniumchlorid (70 Gew.-% C₁₂, 30 Gew.-% C₁₄), Hersteller: Hoechst
AG |
3) Dimethyl-C₁₂₋₁₄-alkylbenzylammoniumchlorid, Hersteller: Henkel-KGaA |
Tabelle 2
Penetration nach 24 Stunden, gemessen bei 50 °C |
Phasentransferkatalysator |
Penetration in mm |
- |
0 |
Bardac 20 1) |
0,95 |
Dimethyldidecylammoniumchlorid |
1,6 |
Dimethyldioctylammoniumchlorid |
1,8 |
Cyclododecyl-dimethyl-n-hexylammoniumchlorid |
1,2 |
Cyclododecyl-dimethyl-n-octylammoniumchlorid |
1,1 |
1) 25 Gew.-% Dimethyldidecylammoniumchlorid, 25 Gew.-% Dimethyldioctylammoniumchlorid,
50 Gew.-% Dimethyloctyldecylammoniumchlorid, Hersteller: Lonza |
Anwendungsbeispiel
[0013] Entschlichtetes Baumwollnesselgewebe wurde auf einer Benzlabor-Kontinueanlage mit
verschiedenen alkalihaltigen Flotten bei 70 °C imprägniert. Der Abquetscheffekt lag
in allen Fällen bei 90 %. Nach einer Verweilzeit von 50 Minuten bei 102 °C in gesättigter
Wasserdampfatmosphäre wurden die Gewebe bei 50, 70 oder 90 °C gewaschen. In Tabelle
3 sind die prozentualen Abnahmen der Baumwollwachsanschmutzungen nach dem Waschen
angegeben.
Tabelle 3
Prozentuale Abnahmen der Baumwollwachsanschmutzung von Baumwollnessel mit 0,26 Gew.-%
Wachsanteil |
Flotte enthaltend pro 1 |
prozentuale Abnahme der Baumwollwachsanschmutzung nach dem Waschen bei |
|
50 °C |
70 °C |
90 °C |
30 g NaOH |
23 % |
31 % |
38 % |
30 g NaOH + 5 g Dimethyldioctylammoniumchlorid |
50 % |
54 % |
58 % |
1. Verfahren zur alkalischen Reinigung von cellulosehaltigen Fasermaterialien, dadurch
gekennzeichnet, daß man cellulosehaltige Fasermaterialien mit alkalischen Flotten,
enthaltend pro Liter Flotte 15 bis 150 g Alkali, 1 bis 10 g Aktivsubstanz phasentransferkatalysatoren
und 0 bis 5 g Alkyl- und/oder Alkenylalkohole mit 1 bis 18 C-Atomen, bei Temperaturen
zwischen 30 und 70 °C benetzt, anschließend abquetscht und nach 10 bis 200 minütigem
Verweilen bei Temperaturen zwischen 90 und 105 °C bei Temperaturen zwischen 30 und
90 °C wäscht.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die alkalischen Flotten
pro Liter 2 bis 7 g Aktivsubstanz Phasentransferkatalysatoren und 0 bis 2 g Alkyl-
und/oder Alkenylalkohole mit 6 bis 12 C-Atomen enthalten.
3. Verfahren nach einem oder beiden der Ansprüche 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet,
daß als Phasentransferkatalysatoren quartäre Ammoniumverbindungen eingesetzt werden.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß quartäre Ammoniumverbindungen der allgemeinen Formel I

in der die Reste R¹ und R² Methyl, R³ einen gerad- oder verzweigtkettigen, cyclischen
oder nichtcyclischen Alkyl- oder Alkenylrest mit 6 bis 22 C-Atomen, R⁴ einen gerad-
oder verzweigtkettigen Alkyl- oder Alkenylrest mit 1 bis 14 C-Atomen oder einen Benzylrest
und X ein Halogen-, Sulfat-, Lactat-, Acetat- oder Citratanion bedeuten, eingesetzt
werden.
5. Verwendung von 1 bis 10 g Aktivsubstanz Phasentransfernkatalysatoren pro 1 Flotte
und 0 bis 5 g Alkyl- und/oder Alkenylalkohole mit 1 bis 18 C-Atomen pro 1 Flotte in
der Alkalistufe zur Reinigung von cellulosehaltigen Fasermaterialien.
6. Verwendung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß pro 1 Flotte 2 bis 7 g
Aktivsubstanz Phasentransferkatalysatoren und 0 bis 2 g Alkyl- und/oder Alkenylalkohole
mit 6 bis 12 C-Atomen verwendet werden.
7. Verwendung nach einem oder beiden der Ansprüche 5 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß quartäre Ammoniumverbindungen als Phasentransferkatalysatoren verwendet werden.
8. Verwendung nach einem oder mehreren der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß quartäre Ammoniumverbindungen der allgemeinen Formel I

in der die beste R¹ und R² Methyl, R³ einen gerad- oder verzweigtkettigen, cyclischen
oder nichtcyclischen Alkyl- oder Alkenylrest mit 6 bis 22 C-Atomen, R⁴ einen gerad-
oder verzweigtkettigen Alkyl- oder Alkenylrest mit 1 bis 14 C-Atomen oder einen Benzylrest
und X ein Halogen-, Sulfat-, Lactat-, Acetat- oder Citratanion bedeuten, verwendet
werden.