[0001] Die Erfindung betrifft eine Rühreinrichtung in einer Stranggiessanlage zum Rühren
eines flüssigen Strangsumpfes gemäss Oberbegriff von Anspruch 1.
[0002] Es ist bekannt, den flüssigen Strangsumpf beim Stranggiessen in der Kokille selbst
oder entlang einer Sekundärkühlzone mittels elektromagnetischen Kräften zu rühren.
[0003] Bei Knüppel- und Vorblockformaten werden die Rühreinrichtungen vielfach in die Kokille
eingebaut. Das elektromagnetische Feld muss dabei die Kokillenwand, die in der Regel
aus Kupfer besteht, durchdringen. Im weiteren muss das magnetische Feld auch noch
einen Kühlwasserspalt, Begrenzungswände für den Kühlwasserspalt und für das Rührergehäuse
durchdringen, was hohe elektrische Leistungen und entsprechend hohe Betriebskosten
verursacht.
[0004] Aus DE-PS 29 11 187 ist eine Stranggiesskokille bekannt, die als Verbundkörper ausgebildet
ist und aus einem oberen und unteren Kokillenteil besteht. Der obere Kokillenteil
hat Kupferwände und der untere Kokillenteil hat Formhohlraumwände aus antimagnetischem
Werkstoff und ist mit Rührspulen versehen. Bei dieser im Formhohlraum aus zwei unterschiedlichen
Metallen zusammengesetzten Kokille können Probleme an der Nahtstelle wegen unterschiedlichen
Ausdehnungskoeffizienten entstehen. An der Nahtstelle können Spaltfugen und Verbiegungen
auftreten, die Anfahrschwierigkeiten, Strangfehler und Durchbrüche erzeugen.
[0005] Aus DE-PS 27 31 238, die den Oberbegriff von Anspruch 1 bildet, ist weiter eine
Kokille bekannt, die mit einer anschliessend an den Formhohlraum der Kokille versehenen
Rühreinrichtung ausgerüstet ist. Je nach den Erfordernissen kann die Länge der Rühreinrichtung,
die mit dem Kokillenboden verschraubt ist, in ihrer Länge verändert werden. Die Vielzahl
der Rührer in der Kokille und unterhalb der Kokille erfordert eine hohe elektrische
Leistung. Bei jedem Kokillenwechsel werden die Rührer zwangsläufig mit der Kokille
ausgebaut. Bei Einbauten von Rührern in vorhandene Anlagen sind neue Kokillen und
in der Regel auch neue Kokillentische erforderlich.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Rühreinrichtung zum Rühren des flüssigen
Sumpfes eines gegossenen Stranges im Bereich des Kokillenausganges zu schaffen, die
die vorgenannten Nachteile ausschaltet. Insbesondere soll eine hohe Rührwirkung bei
relativ niedrigem Energiebedarf erreicht und gleichzeitig ein rascher und einfacher
Kokillenwechsel mit oder ohne Rührerwechsel verwirklicht werden können. Im weiteren
sollen Investitionskosten für Kokillenrührer gesenkt und bei Einbauten von Rührern
in vorhandene Anlagen nur wenig Neubauteile benötigt werden.
[0007] Diese Aufgabe wird durch die Summe der Merkmale von Anspruch 1 gelöst.
[0008] Die erfindungsgemässe Rühreinrichtung und die erfindungsgemässe Anordnung am Kokillentisch
erlauben, Rührer mit niedrigen elektrischen Leistungen zu betreiben, die eine hohe
Rührwirkung erzielen. Die mit dem Kokillentisch oszillierende Rühreinrichtung, die
unmittelbar dem Kokillenausgang folgt, bringt eine ausreichende Rührkraft bzw. eine
Rotationsbewegung in den flüssigen Sumpf innerhalb der Kokille, so dass auf Rührer
in der Kokille selbst verzichtet werden kann. Kokillenwechsel können ohne Demontage
des Rührers rascher und einfacher vorgenommen werden, und bei Einbauten von Rühreinrichtungen
in vorhandene Anlagen können alte, rührerlose Kokillen weiter verwendet werden. Auch
für die Rührermontage selbst sind nur wenige Neubauteile erforderlich.
[0009] Es sind verschiedene Möglichkeiten denkbar, die Rühreinrichtungen am Kokillentisch
anzubringen. Eine besonders vorteilhafte Variante besteht darin, den Kokillentisch
mit Auflage-, Zentrier- und Spanneinrichtungen für die Rühreinrichtung zu versehen.
Die Kokille kann unabhängig von den Auflage-, Zentrier- und Spanneinrichtungen für
den Rührer gegenüber dem Kokillentisch mit eigenen solchen Einrichtungen versehen
sein.
[0010] Beim Einbau von Rührern in vorhandene Anlagen ist es von besonderem Vorteil, wenn
die vorhandenen, rührerlosen Kokillen über ein Zwischenstück am Kokillentisch zentrier-
und festspannbar sind. Die Aussenabmessungen des Zwischenstückes sind dabei in der
Regel grösser, als die Aussenabmessungen eines Tragflansches der Rühreinrichtung.
[0011] Eine optimale geometrische Formgebung des Rührers in bezug auf Verschleiss, Kühlung
und Wirkungsgrad kann erreicht werden, wenn zwischen dem Rührer und dem gegossenen
Strang ein Luftspalt vorgesehen ist und Sprühfächer von Sprühdüsen in diesen Luftspalt
eindringen. Gemäss einer vorteilhaften Ausführungsform kann der Luftspalt in Stranglaufrichtung
divergieren.
[0012] Eine hohe Rührwirkung im Strang bei relativ niedriger elektrischer Leistung kann
zusätzlich erreicht werden, wenn, gemäss einem Ausführungsbeispiel, zwischen den
Spulen der Rühreinrichtung und dem Strang die Gehäusewand aus rostfreiem Stahl ausgeführt
ist.
[0013] Zum Schutz der Rühreinrichtung gegen Wärmestrahlung, ausfliessenden Stahl bei Durchbrüchen
etc. wird im Sinne eines Ausführungsbeispieles vorgeschlagen, zwischen Rührer und
Strangoberfläche ein auswechselbares Schutzschild aus rostfreiem Stahl anzuordnen.
Dieses Schutzschild kann das Kokillenrohr überlappen oder stirnseitig an ein Kokillenrohr
anstossen und nach unten auswechselbar angeordnet sein. Zwischen der Rühreinrichtung
und dem Schutzschild kann im weiteren eine Wasserkühlung vorgesehen sein.
[0014] Eine weitere wesentliche Reduktion von Investitionskosten ist erzielbar, wenn der
Rührer mit Spulen für eine Netzfrequenz, vorzugsweise für 50 oder 60 Hz, ausgelegt
ist. Die Rührerspulen können dabei so angeordnet sein, dass die Rühreinrichtung ein
Drehfeld quer zur Strangabzugsrichtung erzeugt und dem flüssigen Kern des Stranges
eine Rotationsbewegung aufbringt, die im wesentlichen konzentrisch zur Stranglängsachse
verläuft.
[0015] Obwohl die Rühreinrichtung getrennt von der Kokille am Kokillentisch montiert wird,
ist der Rührer während des Giessens unmittelbar am Ausgang des Kokillenrohres angeordnet.
Gemäss einem Ausführungsbeispiel ist der Spalt zwischen Rührer und Kokille in vielen
Fällen nicht oder kaum messbar. Er beträgt vorzugsweise wenige zehntel-mm bis 5 mm
und kann in Ausnahmefällen bis 20 mm betragen. Grössere Spalte reduzieren aber die
Rührwirkung innerhalb der Kokille und begünstigen den Eintritt von flüssigem Stahl
zwischen Kokille und Rührer im Falle eines Strangdurchbruches.
[0016] Gemäss einem Ausführungsbeispiel wird vorgeschlagen, den Rührer mit einem von der
Kokillenkühlung unabhängigen Kühlsystem zu versehen. Das Rührerkühlsystem kann mit
Vorteil mit der Sprühwasserkühlung verbunden werden. Eine zusätzliche Sprühwasserkühlung
kann zwischen der Rühreinrichtung und dem Schutzschild eingerichtet werden.
[0017] Im nachfolgenden soll die Erfindung anhand von Figuren zusätzlich erläutert werden.
[0018] Es zeigen:
Fig. 1 eine Seitenansicht, teilweise im Schnitt, einer Stranggiesskokille und einer
Rühreinrichtung auf einem oszillierenden Kokillentisch,
Fig. 2 einen vergrösserten Vertikalschnitt durch einen Kokillen- und Rührerteil eines
weiteren Beispieles und
Fig. 3 einen vergrösserten Vertikalschnitt durch einen Kokillen- und Rührerteil eines
weiteren Beispieles.
[0019] In Fig. 1 ist ein oberer Teil einer Vertikal- oder Bogenstranggiessanlage, vorzugsweise
für Knüppel-, Vorblock- oder Platinenformate etc.,dargestellt. Ein Stahlstrahl 3
führt einer Kokille 2 flüssigen Stahl zu, und am unteren Ende der Kokille wird ein
teilweise erstarrter Strang 4 ausgezogen. Die Kokille 2 ist über ein Zwischenstück
5 auf einem Führungsteil 6 des Kokillentisches 8 abgestützt.
[0020] Mit 10 ist eine Rühreinrichtung bezeichnet, die dem Formhohlraum 11 der oszillierenden
Kokille unmittelbar folgt. Die Rühreinrichtung 10 ist von der Kokille 2 getrennt und
wird unabhängig von dieser im Führungsteil 6 des Kokillentisches 8 mittels Zentriereinrichtungen
12 in Position gehalten. Mittels Auflage- und Spanneinrichtungen 13 bzw. 14 wird
die Rührein richtung 10 vom Kokillentisch 8 getragen bzw. an diesem direkt festgeklemmt.
[0021] Die Kokille 2 besitzt eigene Zentriereinrichtungen 15 und Spanneinrichtungen 16.
Sie ist in diesem Beispiel über ein Zwischenstück 5 am Oszillationstisch 8 befestigt.
Sie könnte aber auch über einen entsprechend grossen Kokillenflansch direkt am Oszillationstisch
zentriert und festgeklemmt werden. Die Aussenabmessungen 19 des Zwischenstückes 5
sind grösser als die Abmessung 20 der äusseren Begrenzung einer Tragfläche 7 der
Rühreinrichtung 10.
[0022] Zwischen dem Rührer 10 und dem gegossenen Strang 4 ist ein Luftspalt 22 vorgesehen,
der in Stranglaufrichtung stark divergiert. In diesem sich nach unten vergrössernden
Spalt dringen von unten Sprühfächer 24 von Sprühdüsen 25 ein. Eine Umhüllung 27 zwischen
den Spulen in der Rühreinrichtung 10 und dem Strang 4 ist aus rostfreiem Stahl gefertigt.
[0023] Der Rührer 10 besitzt Rührspulen, die für eine Drehstromnetzfrequenz, beispielsweise
50 oder 60 Hz etc., ausgelegt sind. Die Rührspulen erzeugen in der Regel ein Drehfeld
quer zur Strangabzugsrichtung 28, das den flüssigen Kern 29 des Stranges 4 in Rotation
versetzt.
[0024] In Fig. 2 und 3 werden für gleiche Teile gleiche Bezugsziffern wie für Fig. 1 verwendet.
Zwischen dem Gehäuse des Rührers 10 und dem gegossenen Strang 4 ist in diesen Beispielen
ein auswechselbares Schutzschild 30 bzw. 30′ vorgesehen. Das Schutzschild 30 überlappt
an seinen oberen Enden einen Kupferrohrteil 32 der Kokille 2. Zwischen dem Schutzschild
30, 30′ und dem Gehäuse des Rührers 10 ist eine offene Kühleinrichtung 31, 31′ mittels
Sprühwasser vorgesehen.
[0025] In Fig. 3 stösst das Schutzschild 30′ stirnseitig an einen Kupferrohrteil 32′ der
Kokille 2. Die Schutzschilder 30, 30′ sind so befestigt, dass sie auch in eingebautem
Zustand von unten auswechselbar sind.
[0026] Obwohl der Rührer 10 und die Kokille 2 voneinander unabhängig am Kokillentisch eingebaut
werden, ist zwischen der unteren Begrenzungsfläche 34 der Kokille 2 und einer oberen
Begrenzungsfläche 35 der Rühreinrichtung 10 ein möglichst kleiner Spalt zwischen eime
Bruchteil eines mm und 5 mm vorgesehen.
1. Rühreinrichtung in Stranggiessanlage zum Rühren eines flüssigen Strangsumpfes im
Kokillenausgangsbereich, wobei eine Rühreinrichtung (10) anschliessend an den Formhohlraum
(11) einer oszillierenden Kokille (2) vorgesehen ist, dadurch gekennzeichnet, dass
die unmittelbar an den gekühlten Formhohlraum (11) der Kokille (2) anschliessende,
zusammen mit der Kokille (2) oszillierende Rühreinrichtung (10) von der Kokille (2)
getrennt am Kokillentisch (8) anbringbar ist.
2. Rühreinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Rühreinrichtung
(10) gegenüber dem Kokillentisch (8) Zentriereinrichtungen (12) aufweist.
3. Rühreinrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Rühreinrichtung
(10) gegenüber dem Kokillentisch (8) Auflage- und/oder Spanneinrichtungen (7 bzw.
14) aufweist.
4. Rühreinrichtung nach einem der Ansprüche 1 - 3, dadurch gekennzeichnet, dass die
Kokille (2) gegenüber dem Kokillentisch (8) Zentrier- und Spanneinrichtungen (15 bzw.
16) aufweist.
5. Rühreinrichtung nach einem der Ansprüche 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, dass die
Kokille (2) über ein Zwischenstück (5) am Kokillentisch (8) zentrier- und festspannbar
ist.
6. Rühreinrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Aussenabmessungen
(19) des Zwischenstückes (5) grösser als die Aussenabmessungen (20) eines Tragflansches
der Rühreinrichtung (10) sind.
7. Rühreinrichtung nach einem der Ansprüche 1 - 6, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen
dem Rührer (10) und dem gegossenen Strang (4) ein Luftspalt (22) vorgesehen ist und
Sprühfächer (24) von Sprühdüsen (25) in diesen Luftspalt (22) eindringen.
8. Rühreinrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Luftspalt (22)
in Stranglaufrichtung (28) divergiert.
9. Rühreinrichtung nach einem der Ansprüche 1 - 8, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen
den Spulen der Rühreinrichtung (10) und dem Strang (4) eine Umhüllung (27) aus rostfreiem
Stahl vorgesehen ist.
10. Rühreinrichtung nach einem der Ansprüche 1 - 9, dadurch gekennzeichnet, dass der
Rührer (10) mit Rührspulen für eine Netzfrequenz, vorzugsweise 50 - 60 Hz, ausgelegt
ist.
11. Rühreinrichtung nach einem der Ansprüche 1 - 10, dadurch gekennzeichnet, dass
die Rühreinrichtung (10) ein Drehfeld quer zur Strangabzugsrichtung (28) erzeugt
und dem flüssigen Kern (29) des Stranges (4) eine Rotationsbewegung aufbringt, die
im wesentlichen konzentrisch zur Strangachse verläuft.
12. Rühreinrichtung nach einem der Ansprüche 1 - 11, dadurch gekennzeichnet, dass
der Rührer (10) ein von der Kokillenkühlung unabhängiges Kühlsystem (31, 31′) aufweist.
13. Rühreinrichtung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass das Rührerkühlsystem
mit der Sprühwasserkühlung (31) verbunden ist.
14. Rühreinrichtung nach einem der Ansprüche 1 - 13, dadurch gekennzeichnet, dass
zwischen einer unteren Begrenzungsfläche (34) der Kokille (2) und einer oberen Begrenzungsfläche
(35) der Rühreinrichtung (10) ein Spalt von 0 - 5 mm vorgesehen ist.
15. Rühreinrichtung nach einem der Ansprüche 1 - 14, dadurch gekennzeichnet, dass
ein ein Kokillenrohr (32) überlappendes, nach unten auswechselbares Schutzschild
(30) angeordnet ist.
16. Rühreinrichtung nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, dass das Schutzschild
(30′) stirnseitig an ein Kokillenrohr (32′) anstösst und nach unten auswechselbar
befestigt ist.
17. Rühreinrichtung nach einem der Ansprüche 15 oder 16, dadurch gekennzeichnet,
dass zwischen der Rühreinrichtung (10) und dem Schutzschild (30, 30′) eine Wasserkühlung
(31, 31′) vorgesehen ist.