[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Glühen von Metallteilen unter wasserstoffreichem
Schutzgas in einem Durchlaufofen.
[0002] In der DE 37 33 884 A1 ist ein Verfahren zum Glühen von Metallteilen unter einer
im wesentlichen aus Wasserstoff bestehenden Schutzgasatmosphäre vorgeschlagen. Dabei
besteht folgende Problematik: Das Glühen mit einer Wasserstoffatmosphäre in einem
Durchlaufofen ist verhältnismäßig kostspielig, da Wasserstoff einerseits ein vergleichsweise
teures Schutzgas darstellt und andererseits aufgrund des kontinuierlichen Verfahrensablaufs
mit ständig oder periodisch geöffneten Austrittsmöglichkeiten eine große Mengen davon
aus dem Durchlaufofen verloren gehen.
[0003] Diesbezüglich ist es bekannt, die Austrittsverluste von Schutzgas durch schleusenartige
Vorrichtungen am Ofeneintritt und -austritt der Anlage zu verringern. In einer günstigen
Variante geschieht dies beispielsweise derart, daß in die Schleusenkammern an Eintritt
und Austritt des Durchlaufofens ständig Stickstoff eingeleitet wird und so die Austrittsverluste
von Wasserstoff aus dem Ofen verringert werden.
[0004] Neben der jetzt beschriebenen Rein-Wasserstoff-Wärmebehandlung sind Wärmebehandlungen
und Glühverfahren bekannt, die mit einer aus Ammoniak erzeugten Schutzgasatmosphäre
arbeiten. Diese Atmosphäre wird durch Spaltung von Ammoniak (NH₃) erzeugt und enthält
mit 75 Vol-% Wasserstoff und 25 Vol-% Stickstoff einen sehr hohen Wasserstoffanteil.
Mit diesem Schutzgas und dieser Schutzgasherstellung werden auch viele Wärmebehandlungsverfahren
durchgeführt, wobei für diese in Durchlauföfen wiederum besonders hohe Gasmengen notwendig
sind.
[0005] Darüber hinaus sind viele Wärmebehandlungen bekannt, die auf der Basis von getrennt
vorhandenen Einzelgasen arbeiten und bei denen beim Anwender vor Ort beliebig zusammengesetzte,
sogenannte synthetische Schutzgase hergestellt werden. Davon sind für die hier in
Rede stehende Erfindung im wesentlichen die Wärmebehandlungsverfahren mit mehr als
50 % Wasserstoffanteil im Schutzgas von Bedeutung. Diese Verfahren sind im vorliegenden
Zusammenhang als Verfahren mit wasserstoffreichen Schutzgasatmosphären anzusehen und
bei diesen besteht ebenfalls das Bestreben, die Verluste an Schutzgas so niedrig wie
möglich zuhalten.
[0006] Insbesondere bei den Verfahren bei denen eine reine Wasserstoff-Atmosphäre angestrebt
wird tritt noch ein weiteres Problem insbesondere dann wieder in den Vordergrund,
wenn ein- und ausgangsseitig am Durchlaufofen Schleusen angeordnet sind und diese
mit Stickstoff gespült werden, da dabei auch Stickstoff in die Hauptbereiche des Durchlaufofens
eindringt. Das Eindringen von Stickstoff in besagte Zonen einer derartige Anlage bewirkt
nämlich unter Umständen die Bildung eines sogenannten weißen Staubes, die im folgenden
zur Verminderung der Abkühlleistung in der Kühlzone aufgrund der Verstopfung der dort
befindlichen Wärmetauscher führt (diese Problematik siehe im Einzelnen in der obengenannten
Patentanmeldung oder Stahl und Eisen/107, März 1987/Nr.6, Seiten 267 - 273, insbesondere
Seite271, rechte Spalte, unten). Deshalb ergibt sich bei diesen Wasserstoff-Wärmebehandlungen
die Problematik, entweder einen hohen Wasserstoffverbrauch ohne Stickstoffschleusen
in Kauf zu nehmen oder die Bildung des weißen Staubes in verstärktem Maß zu akzeptieren.
[0007] Die Aufgabenstellung der vorliegenden Erfindung besteht deshalb darin, ein Verfahren
zum Glühen von Metallteilen unter Wasserstoffgas oder wasserstoffreichem Schutzgas
in Durchlauföfen so zu gestalten, daß der Bedarf an Schutzgas möglichst weit abgesenkt
werden kann, ohne andere negative Erscheinungen, wie Lufteintritt oder die Bildung
von weißem Staub, zu verursachen.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß bei den Lecköffnungen des
Durchlaufofens, beispielsweise und insbesondere am Ofeneintritt und -austritt, Gas
mit höherer Dichte als Wasserstoff eingeblasen wird und somit dem dort befindlichen
Schutzgas zugemischt wird, während ansonsten im Durchlaufofen die wasserstoffreiche
Atmosphäre gemäß der durchzuführenden Wärmebehandlung aufrecht erhalten wird.
[0009] Diese Vorgehensweise beruht auf der Erkenntnis, daß die Durchflußmenge Q eines Gases
durch eine LeckÖffnung,aus einem mit Überdruck ΔP betriebenen Ofen, von der Dichte
d des durchfließenden Gases wie folgt abhängt:
Q = f (d) = A *( 1/
d * 2 Δp )
1/2
(A = Ofenkonstante).
[0010] Da es sich bei wasserstoffreichen Atmosphären um Gase niedriger Dichte handelt, ergibt
sich für Wasserstoff und wasserstoffreiche Gasgemische eine sehr große Durchflußmenge
und deshalb im Fall von Wärmebehandlungen mit solchen Schutzgasen große Schutzgasverluste.
Bringt man in die Umgebung solcher Lecköffnungen, beispielsweise in den Querschnitt
der Lecköffnungen, im Sinne der Grundidee der vorliegenden Erfindung Gase höherer
Dichte als Wasserstoff ein, z. B. Stickstoff, Argon oder auch SF₆ und andere, so wird
das Schutzgas in diesem Bereich mit dem zugeführten Gas gemischt, wodurch sich die
Dichte des entstehenden Gasgemisches erhöht und die Durchflußmenge durch die Lecköffnung
unter der Voraussetzung eines gleichbleibenden Ofendrucks entsprechend sinkt. Daraus
resultiert, daß insgesamt weniger Schutzgas bei gleichen Druckverhältnissen die Wärmebehandlungsanlage
verläßt oder sich bei gleichbleibender Schutzgasmengenzugabe ein Druckanstieg in der
Wärmebehandlungsanlage ergibt.
[0011] Hiermit ergibt sich eine besonders vorteilhafte Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung,
nämlich daß die Aufrechterhaltung der Schutzgasatmosphäre im Hinblick auf Zusammensetzung
und Druck dadurch erfolgt, daß die Zugabe an Schutzgas basierend auf der Messung des
Ofeninnendrucks geregelt wird und zwar so, daß ein festgelegter Druckverlauf, z.B.
ein konstanter Druckwert, etwa zwischen 3 - 5 mbar Ofeninnendruck, eingehalten wird.
[0012] Mit dieser druckgesteuerten Schutzgas-Zufuhr wird das erfindungsgemäße Ziel der Schutzgaseinsparung
in automatisierter Weise erreicht, denn, wie bereits festgestellt, steigt der Ofendruck
nach Zufuhr der Zumischgase und gleichbleibender Zufuhrmenge von Schutzgas an. Diese
Zufuhrmenge wird nun aufgrund der druckinduzierten Steuerung verringert und somit
weniger Schutzgas verbraucht. Die Zurücknahme der Schutzgasmenge darf dabei jedoch
höchstens soweit reichen, daß andere, für die Schutzgasatmosphäre wichtige Parameter,
z.B. das Verhältnis H₂/H₂O (Oxidationsgleichgewicht), nicht unterschritten werden.
Dies kann in kritischen Fällen durch einen weiteren Sensor überwacht und in die Steuerung
und Regelung miteinbezogen werden.
[0013] Grundsätzlich wird durch die Zugabe der Zumischgase nur in der Umgebung der Lecköffnungen
darüber hinaus erreicht, daß praktisch kein Zumischgas, insbesondere kein Stickstoff,
in die Hauptbereiche des Durchlaufofens gelangt, was die Bildung von weißem Staub
einschränkt.
[0014] In einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung werden die Zumischgase mit höherer
Dichte als Wasserstoff im Bereich der Lecköffnungen mit Richtung zum Ofenäußeren hin
in die Leckquerschnitte eingeblasen. Dadurch wird erreicht, daß eine besonders effiziente
Mischung der Zumischgase mit dem Schutzgas stattfindet und nur ein minimaler Anteil
der Zumischgase in die Hauptbereiche des Durchlaufofens eingeschleppt wird. Man könnte
diese Vorgehensweise auch als die Zufuhr eines Mischimpulses mit Richtung zum Ofenäußeren
bezeichnen.
[0015] Anhand der schematischen Zeichnungen soll das erfindungsgemäße Verfahren im folgenden
beispielhaft näher erläutert werden.
Figur 1 zeigt das Schema eines Durchlaufofens zum Glühen von Stahlbändern mit erfindungsgemäßen
Einrichtungen an Ofenein- und -austritt,
Figur 2 zeigt einen erfindungsgemäßen Ofeneintritt im Detail,
Figur 3 zeigt einen Ofeneintritt mit Führungsrollen.
[0016] Figur 1 zeigt einen Durchlaufofen zum Glühen von Stahlbändern. Ein Stahlband 5 wird
mittels Rollen 6 durch den Ofen geführt, der aufeinanderfolgend aus einem Einlaufbereich
1, einem Glühbereich 2, einem Abkühlbereich 3 und einem Auslaufbereich 4 besteht.
Zwischen Glühbereich 2 und Abkühlbereich 3 ist eine Schutzgaszuleitung 7, also z.B.
bei einer Wärmebehandlung mit reiner H₂-Atmosphäre eine Wasserstoffzuleitung, angeordnet.
Im Eintrittsbereich 1 und Austrittsbereich 4 befinden sich Einrichtungen 8, ϑ′ zur
Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0017] Im Rein-Wasserstoff-Betrieb wird also über die Zuleitung 7 Wasserstoff in den Durchlaufofen
eingeleitet. Im Vergleich zum Betrieb mit Ammoniakspaltgas oder einem entsprechenden
synthetischen Gasgemisch aus 75 % Wasserstoff und 25 % Stickstoff erhöht sich allein
durch den Einsatz reinen Wassersstoffs die benötigte, einzuleitende Menge Schutzgas
bei ansonsten gleichen Bedingungen deutlich, da reiner Wasserstoff eine geringere
Dichte als das eben genannte Gasgemisch besitzt. Insbesondere bei Reinwasserstoffatmosphären
jedoch auch bei wasserstoffreichen Atmosphären ist deshalb der Einsatz des vorliegenden
Verfahrens vorteilhaft.
[0018] Erfindungsgemäß wird nun im Bereich der wesentlichen Leckquerschnitte, durch die
Schutzgas die Anlage verläßt, Stickstoff in Richtung zum Ofenäußeren hin eingeblasen.
Dazu sind Stickstoffzuführungen 8, ϑ′ vorgesehen, die in Figur 2, welche einen Schnitt
entsprechend der Linie A-A aus Figur 1 darstellt, im Detail gezeigt sind. Die Figur
2 zeigt also den Einlaufbereich des Durchlaufofens mit dem Stahlband 5 schematisch
im Querschnitt. Mit der Stickstoffzufuhreinrichtung 8 ist quer eine an beiden Enden
verschlossene Röhre 9 verbunden, die auf ihrem Umfang etwa auf einer Längslinie mit
Bohrungen 10 versehen ist (sogenannter Düsenstock). Diese Bohrungen 10 sind in Bezug
zur Zeichenebene schräg nach unten gerichtet, also in Richtung zum Ofenäußeren in
den Eintrittsspalt des Stahlbandes 5 hinein ausgerichtet, der ja eine wesentliche
Lecköffnung darstellt. Es wird also gemäß Figur 2 speziell in die Spalte seitlich
neben dem laufenden Blechband 5 und einseitig auf der gesamten Eintrittsspaltbreite
Stickstoff eingeführt und somit die erfindungsgemäß erwünschten Effekte erreicht.
[0019] Insbesondere der Eintritts- oder auch der Austrittsbereich eines Bandglühofens kann
auch mit Führungsrollen 21, 22 ausgestaltet sein. Dies ist in Figur 3 ebenfalls in
einer Querschnittsdraufsicht dargestellt. Das Blechband 5 läuft zwischen den Rollen
21, 22 in den Durchlaufglühofen ein. Zur Abdichtung dieser Anordnung sind zwischen
den Außenwänden 23, 24 und den Rollen 21, 22 dieser Anordnung Filzstreifen 25, 26
vorgesehen und die Rollen besitzen an ihren Stirnseiten Abschlußscheiben 27. Sowohl
in die neben dem Blechband entstehenden Spalten 28 als auch in die Bereiche 29 außerhalb
der Abschlußscheiben 27 wird Zumischgas über Zuleitungen 30, 31 in die Leckquerschnitte
eingeblasen.
[0020] Vom Gesamtablauf im Hinblick auf die durchzuführende Wärmebehandlung erfolgt das
erfindungsgemäße Vorgehen wie folgt: Über einen im Durchlaufofen angebrachten Drucksensor
35 wird der Ofendruck gemessen. Die Zumischung einer bestimmten Menge des Zumischgases
in den Leckquerschnitten bewirkt ein Ansteigen des Drucks im Ofen nach Beginn der
Zumischung. Dieser Anstieg wird mittels des Drucksensors festgestellt und in der Folge
wird die Schutzgaszugabe mittels einer entsprechend programmierten Regeleinheit 36,
die mit einem in der Schutzgaszuleitung 7 angeordneten Regelventil 37 gekoppelt ist,
vermindert und so der Druck wie gewünscht gehalten. Im Ganzen wird der Druck günstigerweise
im Regelkreis-Verfahren etwa konstant auf einem festzulegenden Niveau eingestellt.
Daraus ergibt sich, daß die für die Wärmebehandlung notwendige Schutzgasmenge deutlich
verringert ist. Beispielsweise kann der Bedarf bei einer Wasserstoffatmosphäre unter
den Bedarf bei einem Verfahren mit NH₃-Spaltgas gesenkt werden, bei dem ohne die erfindungsgemäße
oder andere einsparende Einrichtungen gearbeitet wird. Ebenso wird im Falle von Rein-Wasserstoff-Atmosphären
die Bildung von weißem Staub verringert.
[0021] Neben einer Drucksteuerung des Glühverfahrens über den Ofendruck, ist insbesondere
auch eine Steuerung über den Wasserstoffgehalt im Austrittsgas oder die Austrittsgeschwindigkeit
des Austrittsgases aus der betreffenden Lecköffnung möglich. Die Zugabemenge an Zumischgas
stellt darüber hinaus für sich selbst eine weitere regelbare Größe dar, die bei der
Durchführung von Glühverfahren variiert werden kann.
[0022] Aus dem erfindungsgemäßen Verfahren ergibt sich als Nebeneffekt zusätzlich eine Steigerung
der Sicherheit für Verfahren mit wasserstoffreichen Atmosphären, da aufgrund des erniedrigten
Wasserstoffgehalts des austretenden Schutzgases die Entzündungsgefahr vermindert ist.
[0023] Das vorgeschlagene Verfahren ist also eine besonders vorteilhafte Ausgestaltung einer
Wärmebehandlungen mit wasserstoffreichem Schutzgas, bei dem durch den Einsatz geringer
Mengen eines weiteren Gases wesentliche Einsparungen an Behandlungsgas erreicht werden.
1. Verfahren zum Glühen von Metallteilen unter wasserstoffreichem Schutzgas in einem
Durchlaufofen, dadurch gekennzeichnet, daß bei den Lecköffnungen des Durchlaufofens,
beispielsweise und insbesondere am Ofeneintritt und -austritt, Gas mit höherer Dichte
als Wasserstoff eingeblasen wird und somit dem dort befindlichen Schutzgas zugemischt
wird, während im übrigen im Durchlaufofen die wasserstoffreiche Schutzgas-Atmosphäre
gemäß der durchzuführenden Wärmebehandlung aufrecht erhalten wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Aufrechterhaltung der
Schutzgasatmosphäre dadurch erfolgt, daß die Zugabe an Schutzgas basierend auf der
Messung des Ofeninnendrucks geregelt wird und zwar so, daß ein festgelegter Druckverlauf,
der abhängig ist von Betriebsart und Produkt, eingehalten wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Gas mit höherer
Dichte als Wasserstoff mit Richtung zum Ofenäußeren hin in die jeweilige Lecköffnungen
des Durchlaufofens eingeblasen wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß soviel
Gas höherer Dichte eingeblasen wird, daß der Anteil dieses Gases im ausfließenden
Gas mehr als 25% beträgt.