[0001] Die Erfindung betrifft eine supraleitende Cavity aus einer dünnwandigen Innenschale
und einer aussenliegenden Stütz- und Kühlschale.
[0002] In der Hochenergiephysik werden supraleitende Beschleuniger eingesetzt, die mit flüssigem
Helium auf 2 - 4° K gekühlt werden. Als supraleitender Werkstoff wird hierbei reines
Niob verwendet. Niob ist sehr teuer, ein schlechter Wärmeleiter und hat eine niedrige
Festigkeit.
[0003] Als "Cavities" werden allgemein Hohlraum-Rsonatoren für Elektronen- oder Protonenbeschleunigungsanlagen
bezeichnet. Sie werden mit einem Hochfrequenz-Wechselfeld gespeist und dienen der
schrittweisen Beschleunigung von Teilchen, wie beispielsweise Elektronen, Positronen
oder Protonen, bis zum Erreichen ihrer vorgesehenen Kollisionsenergie.
Die Cavities bekannter Art sind aus miteinander verschweissten Niob- oder Kupferschalen
aufgebaut. Jeweils benachbarte Schalen sind mit ihrem grösseren beziehungsweise mit
ihrem kleineren Durchmesser miteinander verschweisst, so dass insgesamt ein Hohlraum
mit sich periodisch vergrösserndem und verkleinerndem Durchmesser entsteht.
Bereits seit einigen Jahren wird Niob als Material für supraleitende Cavities zur
Teilchenbeschleunigung eingesetzt. Dabei liegt die Sprungtemperatur von Niob bei
9.25°K, unterhalb dieser Temperatur ist Niob supraleitend, sein elektrischer Widerstand
ist 10⁶ mal kleiner als der Widerstand von Kupfer.
In der Technik sind fünf Bauartvarianten für supraleitende Cavities bekannt:
1. Cavities aus reinem Niob, aus dem Vollen gearbeitet oder aus Blech, eingebaut in
einen Flüssig-Helium-Tank.
2. Cavities aus reinem Niob, mit einer auf der Aussenhaut aufgebrachten Silberschicht
und aufgelöteten Kühlrohren aus Kupfer (DESY).
3. Cavities aus Kupfer, mit einer auf der Innenseite aufgesputterten dünnen Niob-Schicht,
eingebaut in einen Flüssig-Helium-Tank (CERN).
4. Cavities aus einer dickwandigen Kupferschale und einem darin heliumdicht befestigten
dünnen Niob-Blech, wobei in der Kupferschale Kühlkanäle eingebracht sind.
5. Cavities aus sprengverschweisstem Niob und Kupfer. Auf die Kupferschale werden
Kühlrohre aufgeschweisst.
[0004] Bei der ersten Bauart wird neben der teuren Niob-Cavity noch zusätzlich eine grosse
Menge Helium benötigt. Die Heliummenge konnte bei der zweiten Bauart erheblich reduziert
werden, aber die Kosten der Niob-Cavity erhöhen sich durch die aufgetragene Silberschicht.
Bei der dritten Bauart ist die Cavity billiger, jedoch muss die Qualität der Sputterschicht
noch optimiert werden und die erforderliche Heliummenge ist wiederum gross. Die vierte
und fünfte Bauart spart bereits grosse Mengen an Helium ein und durch die Verwendung
der dünnen Niob-Bleche ist auch der Kostenfaktor für Niob niedrig, jedoch lässt sich
durch die dickwandige Kupferschale die Frequenznachstimmung der Cavity nicht oder
nur erschwert durchführen.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine supraleitende Davity aufzuzeigen,
die bei Verwendung von möglichst geringen Mengen an Niob und Helium eine gute Frequenzabstimmung
ermöglicht, wobei ausreichende Kühlung und Festigkeit gewährleistet sind.
[0006] Diese Aufgabe wir durch die Cavity nach Anspruch 1 gelöst. Ausgestaltungen sind Bestandteile
von Unteransprüchen.
[0007] Auf eine Innenschale in der vorgegebenen Form der Cavity wird eine äussere Schale
aufgebracht, die die innere Schale vollständig einschliesst. Die innere Schale ist
aus einem supraleitenden Material wie beispielsweise Niob hergestellt oder aber sie
besteht aus einem normalleitenden Werkstoff, der mit einer supraleitenden Beschichtung
versehen ist. Um dieser inneren Schale Kühlung und Stabilität zu verleihen, wird eine
gewellte äussere Schale an der inneren Schale befestigt. Durch die Wellenform der
äusseren Schale ergeben sich mehrere Vorteile. Zwischen den einzelnen Wellen der Schale
kann eine Kühlflüssigkeit eingeleitet werden. Ebenfalls dient die stabilere Aussenschale
zur Stützung der dünneren inneren Schale und durch die erfindungsgemässe Wellenform
ist trotz der Stabilität der äusseren Schale ein Frequenznachtunen der Gesamtcavity
durch Aufbringung von axialen Druck- oder Zugkräften möglich.
[0008] Statt einer zusammengehörigen Aussenschale können auch mehrere gewellte Ringe vorgesehen
sein, die nebeneinander an der inneren Schale angebracht sind. Auch durch diese gewellten
Ringe lässt sich die Kühlflüssigkeit, beispielsweise Helium, leiten. Dazu sind an
den Ringen oder an der Schale Vorrichtungen zur Zu- und Abführung des Kühlmittels
vorgesehen und die Verbindung zwischen Innen- und Aussenschale ist heliumdicht.
[0009] Als Werkstoff für die äussere Schale oder die äusseren Ringe ist vorwiegend Niob
vorgesehen. Statt Niob ist aber auch beispielsweise Edelstahl oder Kupfer anwendbar.
Kupfer besitzt eine ausreichende Festigkeit und eine ausgezeichnete Wärmeleitfähigkeit.
Nach dem verwendetem Werkstoff richtet sich die Befestigungstechnik, mit der innere
Schale und äussere Schale oder äusserer Ring miteinander verbunden werden.
Durch den Aufbau aus dünner Innerschale und aus gedrückten Blechen oder aus geometrisch
einfachen Ringen für die äussere Schale ist eine kostengünstige Herstellung der erfindungsgemässen
Verbundcavity gegeben. Gegenüber Druckschwankungen in der Versorgung mit Kühlmittel
ist die Cavity unempfindlich, die einmal eingestellten Frequenzwerte werden beispielsweise
durch Druckschwankungen in einer Helium-Versorgung nicht beeinflusst.
[0010] Die zum Tunen, also zum Feineinstellen der Frequenz der Cavity, vorzunehmenden axialen
Druck- oder Zugbeaufschlagungen zeigen eine nahezu lineare Abhängigkeit der Länge
von der Druckkraft. Die zwischen Innen- und Aussenschale erreichte Verbindungsfestigkeit
übersteigt die Festigkeit des Kupfers. Eine Trennung von Niob und Kupfer ist ohne
Zerstörung der Cavity nicht möglich.
[0011] Die Erfindung wird anhand von Figuren näher erläutert.
[0012] Es zeigen:
Figur 1 den Schnitt durch eine Cavity-Anordnung mit erfindungsgemässem Aufbau,
Figur 2a bis i verschiedene Befestigungsvariationen der Schalen.
[0013] Die Figur 1 zeigt den senkrechten Schnitt durch zwei Cavity-Halbschalen 2 und 4.
Im Punkt 5 sind die beiden Halbschalen 2 und 4 miteinander verbunden. Jede Halbschale
2 und 4, die die Innenschalen bilden, besitzen aussen zwei weitere Halbschalen 6
und 8, die wellenförmig gebogen sind. Die Schalen 6 und 8 sind fest mit den Innenschalen
2 und 4 verbunden. In den Bereichen, in denen die Innenschalen 2 und 4 miteinander
verbunden sind, sind auch die äusseren Schalen über einen Zwischenring 10 verbunden.
Ebenso sind die Innenschalen an der Stelle mit engstem Durchmesser mit der nächsten
Cavity in entsprechender Form verbunden. An diesen Stellen sind auch die Aussenschalen
wiederum über Zwischenringe 14 mit der jeweils nächsten Aussenschale verbunden. In
den Räumen 12 zwischen Aussenschalen und Innenschalen befindet sich das Kühlmittel,
das über hier nicht gezeigte Verbindungsleitungen zu- und abgeführt wird. Die kreisförmig
umlaufende Naht 16 zeigt die Verbindungsstelle zwischen zwei Halbschalen an deren
grösstem Durchmesser.
[0014] Die verschiedenen Verbindungsmöglichkeiten zwischen Innenschale und Aussenschale,
die beide jeweils auch aus verschiedenen Materialien bestehen können, zeigt die Figur
2. In Figur 2a ist eine Kupfer-Aussenschale mit einer Niob-Innenschale über eine
Lötfläche verbunden.
In Figur 2b besteht die Aussenschale aus Edelstahl und die Innenschale aus Niob. Zwischen
beiden Schalen wird ein Kupferring zwischengelötet.
In Figur 2c ist zwischen einer Kupfer-Aussenschale und einer Niob-Innenschale ein
mit einer Vertiefung versehener Kupferring vorgesehen, der mit der Kupfer-Aussenschale
elektronen ring angelötet, der wiederum mit der Niob-Innenschale elektronenstrahlverschweisst
ist.
In Figur 2d ist eine Kupfer-Aussenschale mit einer Kupfer-Innenschale verlötet.
Die Figur 2e zeigt eine Kupfer-Aussenschale und eine Kupfer-Innenschale, die miteinander
elektronenstrahlverschweisst sind.
Entsprechendes zeigt Figur 2f für das Material Niob.
In Figur 2g wird an eine Edelstahl-Aussenschale ein Edelstahl-Ring mit Vertiefung
angeschweisst. An diesen Edelstahl- Ring wird ein Kupferring angelötet und an diesen
Kupferring ein Niobring ebenfalls angelötet, der dann wiederum mit der Niob-Innenschale
elektronenstrahlverschweisst ist.
Die Figur 2h zeigt eine Niob-Aussenschale und eine Niob-Innenschale, die über einen
zwischengelöteten Kupferring verbunden ist.
In Figur 2i ist die Aussenschale durch einen Ring 20 ersetzt, der wellenförmig ausgebogen
und mit der Innenschale 22 verbunden ist. Dabei sind alle Werkstoffkombinationen und
Verbindungstechniken der Figuren 2a bis 2h möglich.
Zur Zuleitung der Kühlmittel sind in den nach aussen liegenden Wellenbergen der Aussenschale
Bohrungen vorgesehen, die über Rohrleitungen mit einer Kühlmittelquelle verbunden
sind.
[0015] Die Erfindung verringert den Bedarf an teuren Materialien sowohl zur Herstellung
als auch zum Betreiben der Cavity. Dennoch wird eine gute und ausreichende Kühlung
erzielt und ausreichende Stabilität der Innenschale gewährleistet. Das Nachtunen der
Frequenz der Cavity ist durch erfindungsgemässen Aufbau in einfacher Weise möglich.
1. Supraleitende Cavity mit dünnwandiger Innenschale und die Innenschale umgebender
Aussenschale, dadurch gekennzeichnet, dass die Aussenschale eine wellenförmige Struktur aufweist, an den zur Innenschale
liegenden Wellenbergen mit der Innenschale verbunden ist und Vorrichtungen zur Zu-
und Abführung von Kühlmitteln in durch die Wellenform gebildete Räume zwischen Innenschale
und Aussenschale vorgesehen sind.
2. Cavity nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Aussenschale aus einem
wellenförmig gebogenen Teil besteht.
3. Cavity nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Aussenschale mehrteilig
und aus einzelnen Ringen aufgebaut ist.
4. Cavity nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Aussenschale aus
Niob und die Innenschale aus Niob besteht und beide miteinander verschweisst sind.
5. Cavity nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Aussenschale aus
Kupfer und die Innenschale aus Niob besteht und beide miteinander verlötet sind.
6. Cavity nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Aussenschale aus
Kupfer und die Innenschale aus Kupfer mit einer supraleitenden Beschichtung besteht
und beide Schalen miteinander verlötet sind.
7. Cavity nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Aussenschale aus
Kupfer und die Innenschale aus Kupfer mit einer supraleitenden Beschichtung besteht
und beide Schalen miteinader verschweisst sind.
8. Cavity nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Aussenschale aus
Niob und die Innenschale aus Niob besteht und beide miteinander über einen Zwischenring
aus Kupfer verlötet sind.
9. Cavity nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Aussenschale aus
Edelstahl oder einem ähnlichen Werkstoff und die Innenschale aus Niob besteht und
beide über einen zwischengelegten Kupferring miteinander verlötet sind.
10. Cavity nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Aussenschale aus
Kupfer und die Innenschale aus Niob besteht, die Aussenschale mit einem innenliegenden
Kupferring verschweisst ist, der Kupferring mit einem innenliegenden Niobring verlötet
ist und der Niobring mit der Innenschale verschweisst ist.
11. Cavity nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Aussenschale aus
Edelstahl oder einem ähnlichen Werkstoff und die Innenschale aus Niob besteht, wobei
die Aussenschale mit einem innenliegenden Edel stahl-Ring mit einem innenliegenden
Kupferring verschweisst ist, dieser Edelstahl-Ring mit einem innenliegenden Kupferring
verlötet ist, dieser Kupferring mit einem innenliegenden Niobring verlötet ist und
dieser Niobring mit der Innenschale verschweisst ist.
12. Cavity nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zum Durchtritt
des Kühlmittels zwischen einzelnen Wellentälern Verbindungskanäle in der Aussenschale
vorgesehen sind.