[0001] Die Erfindung betrifft ein Bauelement nach dem Oberbegriff des unabhängigen Patentanspruchs
1 sowie eine Verkleidung aus mehreren solchen Bauelementen.
[0002] Im Stand der Technik ist das Verlegen von Grassoden oder Grasziegeln zur Erstellung
einer Böschungsverkleidung allgemein bekannt. Um sehr steile Böschungen und Hänge
mit einer Neigung von beispielsweise 75° vor Errosionsschäden und Rutschungen zu schützen,
genügen solche Lebendverbauungen jedoch nicht. Bisher waren hier sehr aufwendige Verkleidungs-
und Stützmauern notwendig.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Bauelement der genannten Art zu schaffen,
mit dem in einfacher Weise eine vollflächig begrünbare Verkleidung auf übersteilen
Böschungen und Felspartien bei gleichzeitiger Stabilisierung der obersten Bodenschicht
erstellt werden kann. Das Bauelement soll sich auch zum Erstellen einer Verkleidung
auf Kunstbauten aus Beton eignen. Die Aufgabe wird durch die Erfindung gemäss Anspruch
1 gelöst.
[0004] Mit dem erfindungsgemässen Bauelement können ohne grosse Baumaschinen und auch an
schlecht zugänglichen Stellen Vegetationsschichten in einer Stärke bis zu 30 cm bei
gleichzeitiger Stabilisierung der Bodenschicht aufgebracht sowie begrünt und bepflanzt
werden. Die Bauelemente können mit allen erfoderlichten Schichten vorgefertigt werden.
[0005] Nach einer Weiterbildung der Erfindung wird die Trägerschicht durch ein Krallgewebe
gebildet, das in die Vegetationsschicht eingebunden ist. Mit einer solchen Krallschicht
kann eine organische Keimschicht von beispielsweise etwa 2 cm fixiert werden. Diese
Keimschicht kann bereits eine Samenmischung enthalten.
[0006] Nach einer Weiterbildung der Erfindung weist das Bauelement auf seiner Unterseite
eine Entwässerungsschicht auf. Mit einem solchen Bauelement ist ohne wesentlich grösseren
Arbeitsaufwand zugleich eine Entwässerung möglich. Eine solche Entwässerungsschicht
ist dann besonders einfach herzustellen und wirksam, wenn sie aus einer Filterschicht
und einer Krausschicht besteht.
[0007] Eine hohe Kohäsion und eine sehr gute Formstabilität der Vegetationsschicht wird
durch Beimischung von Pflanzenfasern erreicht. Diese Pflanzenfasern werden nach dem
Verlegen des Bauelementes durch Mikroorganismen in kurzer Zeit abgebaut.
[0008] Als besonders vorteilhaft hat es sich erwiesen, wenn bei einer Verkleidung aus mehreren
Bauelementen die Hohlräume zwischen der Böschungsoberfläche und den Bauelementen durch
eine Vegetationsschicht hydraulisch verfüllt sind. Auch bei unregelmässiger Böschungsoberfläche
wird eine für die Pflanzen günstige Kapillarstruktur geschaffen. Weitere vorteilhafte
Ausbildungen ergeben sich aus den übrigen Ansprüchen.
[0009] Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nachfolgend anhand der Zeichnungen näher
erläutert. Es zeigen:
Fig. 1a eine perspektivische Ansicht einer teilweise abgedeckten Verkleidung,
Fig. 2b ein Schnitt durch die Verkleidung entlang der Linie Ib-Ib in Fig. 1a,
Fig. 2a eine perspektivische Ansicht einer teilweise abgedeckten Verkleidung nach
einer weiteren Ausführung,
Fig. 2b einen Schnitt entlang der Linie IIb-IIb in Fig. 2a,
Fig. 3a einen Schnitt durch eine Verkleidung mit eingebauter Entwässerungseinrichtung,
und
Fig. 3b eine Draufsicht auf die Entwässerungseinrichtung gemäss Linie A-A in Fig.
3a.
[0010] Eine erfindungsgemässe Verkleidung besteht gemäss Fig. 1a und 1b aus mehreren quaderförmigen
Blöcken 10, die an ihren Seitenfläche zusammenstossen und mit Erdankern 5 am Böschungsuntergrund
8 fixiert sind. Nut-Kammverbindungen 6 an Seitenflächen der Blöcke 10 geben den Bauelementen
10 zusätzlichen Halt und verbessern den Kontakt zwischen angrenzenden Elementen 10.
Die Bauelemente 10 sind vorzugsweise quaderförmig und besitzen eine Höhe bis zu etwa
30 cm. Denkbar sind aber auch andere Formen, die lückenlos zu einer Fläche zusammengesetzt
werden können.
[0011] Jedes Bauelement 10 besitzt eine zu einem steifplastischen Block gepresste Vegetationsschicht
1. Diese Vegetationsschicht 1 weist als Mischungsanteil eine organische Substanz
auf Basis einer Komposterde mit hohem Skelettanteil und organische Pflanzenfasern
in einer Länge von 5 - 7 cm zur Verbindung und Armierung der Skelettanteile auf. Beigemischt
sind ebenfalls getrocknete Meerespflanzen, die durch die Verbindung mit Wasser eine
bündige kolloidale Masse bilden. Diese bewirken eine für das Pflanzenwachstum wichtige
Punkt-Verbindung in den Kapillaren der Vegetationsschicht. In geeigneten und leicht
zu bestimmenden Anteilen weist die Vegetationsschicht zudem Tonmineralien in verschiedenen
Formen, Mikro- und Makronährstoffe organischen Ursprungs sowie organische Bindemittel
zur vorübergehenden Bindung des Blockes auf. Eine solche gepresste Vegetationsschicht
besitzt eine hohe Kohäsion und durch den hohen Skelettanteil sehr gute Formstabilität.
[0012] Wie insbesondere Fig. 1b zeigt, sind die reihenweise zusammengefügten Bauelemente
10 mit Erdankern 5 am Böschungsuntergrund 8 fixiert. Die Erdanker 5 besitzen am Kopf
eine Druckverteilplatte 5a, die mit Haken in das Krallgewebe 3 eingreift und jeweils
drei benachbarte Bauelemente 10 miteinander verbindet. Die Anker 5 durchdringen jeweils
auch das Grundgewebe 4, das jeweils an einer Schmalseite die Vegetationsschicht 1
überragt. Das in die Vegetationsschicht 1 eingebundene Grundgewebe 4 ist eine Verankerungsschicht,
welche die oberste Bodenschicht sichert und der Krafteinleitung auf die Erdanker
5 dient. Ausser einer rutschfesten Fixierung der Verkleidung auch an einem Steilhang
wird als wesentliche zusätzliche Funktion die oberste Bodenschicht der Böschung stabilisiert.
Da mit zunehmender Verwurzelung der Vegetationsschichten 1 das Krallgewebe 3, das
Grundgewebe 4 sowie die Erdanker 5 entlastet werden, können diese aus abbaubarem
natürlichem Material hergestellt sein.
[0013] Bei der weiteren Ausführung gemäss den Fig. 2a und 2b sind auf die Oberfläche der
Böschung 18 und auf Krallschichten 13 mehrerer Blöcke 20 Statiknetze 19a und 19b aus
Metall-, Kunststoff- oder Naturfasern gelegt. Die Statiknetze 19a und 19b sind über
Anker 15 kraftschlüssig am Böschungsuntergrund 18 befestigt. Die verglichen mit der
vorhergehenden Ausführung im grösseren Raster angeordneten Anker 15 besitzt ebenfalls
jeweils eine Druckverteilplatte 15a, die mit dem Statiknetz 19b und dem Krallgewebe
13 verbunden ist. Auch bei dieser Ausführung sind hydraulische Hinterfüllungen 17
möglich und vorteilhaft. Diese zweite Ausführungsvariante zeichnet sich durch eine
besonders hohe Stabilität aus und ist für besonders rutschgefährdete Böschungen und
Felspartien vorgesehen.
[0014] Die Ausführungsvariante nach den Fig. 3a und 3b dient zugleich der Hangentwässerung.
Einzelne Blöcke 30 dieser Verkleidung besitzen auf der Unterseite eine Entwässerungsschicht
29, die vorzugsweise aus einer hier nicht näher dargestellten Filterschicht und einer
Krausschicht besteht. Die Entwässerungsschicht 29 ist auf der Unterseite eines Grundgewebes
24 und über dieses an einer Vegetationsschicht 21 befestigt. Mehrere Bauelemente 30
werden so zusammengestellt, dass beispielsweise der in Fig. 3b gezeigte Kanal gebildet
wird, durch das Niederschlagswasser in Richtung der Pfeile 34 in eine Sickerung aus
Filtergeröll 31 und in Beton 33 eingelegten Sickerrohr 32 abfliessen kann. Die Vegetationsschicht
ist auch bei dieser Ausführungsvariante wie bereits oben ausgeführt zu einem steifplastischen
Block verpresst und durch Pflanzenfasern armiert. Die Stärke d der Vegetationsschicht
beträgt beispielsweise 20 cm, es sind jedoch Schichtstärken bis etwa 30 cm möglich.
Mit dieser Ausführung kann ansonsten unkontrolliert abfliessendes Niederschlagswasser
kanalisiert werden. Erosionsschäden werden in entsprechend gefährdeten Gebieten dadurch
vermieden.
[0015] Nach einer nicht gezeigten Ausführungsvariante sind der Vegetationsschicht Mikrofasern
aus Kunststoff beigemischt. Diese Mikrofasern sind stark verzweigt und bewirken eine
Verkettung der organischen Substanz und bilden eine verrottungsfreie Armierung und
Verkettung der Vegetationsschicht. Die Mikrofasern sind aus einem UV-stabilen Kunststoff,
beispielsweise Polyester, hergestellt und besitzen eine Länge von 2 bis 20 cm, vorzugsweise
3 - 8 cm. Solche mit Mikrofasern armierte Schichten besitzen eine noch höhere Widerstandsfähigkeit
gegen Erosion und ermöglichen die Begrünung sehr steiler und schwieriger Böschungen.
[0016] Trotz der erheblichen Vorteile des erfindungsgemässen Bauelementes ist dieses mit
verhältnismässig wenigen, einfachen und umweltfreundlichen Teilen realisierbar, so
dass erfin dungsgemäss ein Bauelement geschaffen wurde, welches nicht nur den gartenbautechnischen
Anforderungen in hervorragender Weise Rechnung trägt, sondern aufgrund seiner einfachen
Ausführbarkeit und Anwendung kostenmässig günstig ist.
1. Bauelement zum Erstellen vollflächig begrünbarer Verkleidungen auf Böschungen,
Felspartien oder Kunstbauten aus Beton, wobei das Bauelement blockförmig ausgebildet
ist, gekennzeichnet durch eine gepresste Vegetationsschicht (1, 11, 21) mit armierenden
Beimischungen und einer Trägerschicht (3, 13, 23) auf der Oberseite der Vegetationsschicht
(1, 11, 21).
2. Bauelement nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Trägerschicht (3,
13, 23) ein Krallgewebe ist, das in die Vegetationsschicht (1, 11, 21) eingebunden
ist.
3. Bauelement nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass in die Trägerschicht
eine organische Keimschicht (2, 12, 22) eingebracht ist.
4. Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass ein
Grundgewebe (4, 14, 24) in die Vegetationsschicht (1, 11, 21) eingebunden ist.
5. Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass auf
der Unterseite der Vegetationsschicht (1, 11, 21) eine Entwässerungsschicht (29)
angeordnet ist.
6. Bauelement nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Entwässerungsschicht
eine Filterschicht und eine Krausschicht zur Wasserführung aufweist.
7. Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die
Vegetationsschicht (1, 11, 21) zu einem Block gepresst und mit organischen Bindemitteln
steifplastisch verbunden und durch Pflanzenfasern oder durch verkettete Mikrofasern
aus Kunststoff armiert ist.
8. Verkleidung mit mehreren Bauelementen gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass die Bauelemente (10, 20, 30) an Schmalseiten aneinanderstossen und eine zusammenhängende
Schicht bilden und diese Schicht durch mehrere Anker (5, 15, 25) im Untergrund fixiert
ist.
9. Verkleidung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass mehrere Bauelemente (10,
20, 30) wenigstens auf einer Seite mit einem gemeinsamen Statiknetz (19a, 19b) überdeckt
sind und dieses Netz mittels Erd- oder Felsanker (15) kraftschlüssig am Erdreich (18)
befestigt ist.
10. Verkleidung nach einem der Ansprüche 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass Hohlräume
zwischen der Böschungsoberfläche und den Bauelementen (10, 20, 30) mit einer Vegetationsschicht
(7, 17, 27) hydraulisch verfüllt sind.