(57) Ein Schleifmittel mit Schleifkorn, wie Korund, einem Bindemittel, welches ein härtbares
organisches oder anorganisches System, beispielsweise Kunststoff, wie Phenolharz,
ist und schleifaktiven Füllstoffen. Die Schleifmasse bestehend aus Schleifkorn, Bindemittel
und den Füllstoffen befindet sich auf einer flexiblen Unterlage die von einem Vlies
gebildet wird. Es werden neue preisgünstige Füllstoffe mit niedriger Toxizität in
das Schleifmittel eingebracht, und zwar Metallkomplexsalze mit folgendem Aufbau:
uM₁ . vM₂ . wHal . xChal . zPh
wobei:
M₁ = reines Metall oder Gemisch aus Alkali Erdalkali und/oder Al
M₂ = reines Metall oder Gemisch aus Zn, Mn, Fe außer Fe als Chlorid
Hal = reines Halogen oder Gemisch von F, Cl, Br, J,
Chal = Chalkogenide, O und/oder S
Ph = Phosphat bzw. höher kondensierte Phosphate
P
rO
s (r = 1 - 10, vorzüglich 1 - 2, s = 4 - 20, vorzüglich 4 - 7)
u, v, w, x oder z = 0 - 95% und die Summe aus u und v 1 - 95% vorzugsweise 20 - 80%
und die Summe aus w, x und z 1 - 95% vorzugsweise 20 - 80%
bedeuten, und daß die Summe aus u, v, w, x, z 100 % ist. Diese Füllstoffe sind miteinander
verschmolzen oder gesintert.
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf Schleifmittel mit einer flexiblen Unterlage, wobei
Schleifkörner und zumindestens zum Teil schleifaktive Füllstoffe von einem Bindemittel
beispielsweise Phenolharz auf der Unterlage gehalten werden.
[0002] Die flexiblen Unterlagen eines derartigen Schleifmittels werden meistens von Gewebe,
Papier oder einem Vlies, gebildet. Als Schleifkorn kommt meistens Korund zum Einsatz,
wobei es bekannt ist, sowohl Einzelkörner als auch Schleifkornagglomerate zu verwenden.
[0003] Die Schleifleistung der Schleifmittel (Werkstoffabtrag pro Zeiteinheit) und die damit
erzielte Oberflächengüte des Werkstücks ändert sich mit dem Abnützungsgrad des Schleifmittels.
Bei zahlreichen Anwendungen der Schleifmittel mit flexibler Unterlage steht die Oberflächengüte
vor der Abtragsleistung im Vordergrund. Beim Schleifen nimmt die Abstumpfung der Schleifkörner
zu und die Rauhtiefe verringert sich. Außerdem stellt die Standzeit der Schleifmittel
einen wesentlichen Kosten- bzw. Qualitätsfaktor dar.
[0004] Es sind verschiedene Vorschläge bekannt geworden, die Abtragsleistungen und die
Standzeiten des Schleifmittels, so wie die Oberflächengüte des Werkstückes zu verbessern.
Insbesondere wurde angestrebt, eine über eine lange Zeit im wesentlichen gleichbleibende
Oberflächenrauhtiefe zu erhalten.
[0005] Bei zahlreichen Anwendungsfällen neigen die Schleifmittel auf Unterlage zum "Belegen"
durch die vom Werkstück abgetragene Späne. Dies führt zur Verringerung der Abtragsleistung,
Verschlechterung der Werkstückoberfläche und unter Umständen zum Versagen des Schleifwerkzeuges.
[0006] Obwohl Schleifmittel auf Unterlage im allgemeinen kühler schleifen als gebundene
Schleifmittel (Schleifscheiben) können bei empfindlichen Werkstoffen bei hoher Abtragsleistung
mit großer Kontaktfläche Schädigungen der Werkstückoberfläche (z. B. Riss, Verfärbungen)
auftreten.
[0007] Darüber hinaus ist es von Bedeutung den aktiven Schneideinsatz der Schleifkörner
des Schleifmittels zu verbessern, da sich diese relativ schnell abnützen (im allgemeinen
besitzen die Schleifmittel auf Unterlage nur eine Kornschicht), während die Schleifunterlage
über einen wesentlich längeren Einsatzzeitraum voll intakt bleibt. Bei frühzeitig
abgenützten Schleifmitteln muß daher ein wirtschaftlich bedeutsamer Anteil unverbraucht
weggeworfen werden.
[0008] In der Vergangenheit hat man versucht, die Optimierung der Schleifeigenschaften eines
Schleifmittels durch entsprechende Auswahl von Schleifkorn, eine besondere Anordnung
des Schleifkorns und/oder durch das Einmischen von Füllstoffen in die Bindemittelmatrix
zu erreichen. Zur Verbesserung der Schleifeigenschaft dienen insbesondere die sogenannten
schleifaktiven Füllstoffe. Diese bewirken beim Schleifprozeß chemische und physikalische
Vorgänge, welche das Schleif- bzw. Verschleißverhalten positiv beeinflussen. Insbesondere
sollen diese Füllstoffe eine Erhöhung von Standzeit und Zerspanleistung sowie eine
Verringerung der Schleiftemperaturen und des Belegens bewirken.
[0009] Bei Schleifscheiben haben sich beispielsweise Halogenide (z.B. Bleichchlorid, Flußspat,
Kyrolith,usw.), Chalkogenide (z.B. Pyrit Antimonsulfide, Zinksulfid, Molybdänsulfid,
Selenide, Telluride, usw.) niedrigschmelzende Metalle (z.B. Blei, Zinn, niedrigschmelzende
Mischmetalle) und Hochdruckschmiermittel (z.B. Graphit, Bornitrid) als besonders
schleifaktiv erwiesen.
[0010] Als beste Füllstoffe in der Praxis bezüglich Scheibenstandzeit und niedriger Schleiftemperatur
("kühler" Schliff) haben sich Bleichlorid und Antimontrisulfid erwiesen.
[0011] Es zeigt sich, daß ein Füllstoff umso schleifaktiver ist, je niedriger seine Umwandlungstemperaturen
(Schmelz-, Siede-, Sublimations-, Zersetzungspunkt) liegen, und je bessere Schmierfilme
er bei Schleiftemperaturen bildet. Selbstverständlich sind diese Temperaturen nach
unten durch die Verarbeitungsbedingungen beim Herstellen der Schleifkörper bzw. Schleifmittel
begrenzt. Zudem sollen bei der Zersetzung beim Schleifprozeß chemisch hochaktive Elemente
bzw. Verbindungen frei werden, z.B. elementares Chlor, Chlorwasserstoff, Schwefel,
Schwefeldioxyd usw.
[0012] In der Praxis sind allerdings zahlreiche Substanzen nicht oder nur unter besonderen
Voraussetzungen einsetzbar, weil sie teuer (Edelmetall-Halogenide, Molybdänsulfid)
bzw. toxisch (Arsen-, Selen-, Bleiverbindungen) sind, die Scheibenfestigkeit herabsetzen
(z.B. Graphit, Schwefel) bzw. hygroskopisch oder zumindest leicht wasserlöslich (zahlreiche
Chloride) sind bzw. mit dem ungehärteten Phenolharzsystem stark reagieren (hygroskopische
Chloride).
[0013] Zusammenfassend kann also gesagt werden, daß ein optimaler schleifaktiver Füllstoff
günstige Umwandlungstemperaturen, günstige Filmbildungseigenschaften und chemisch
reaktive Abspaltungsprodukte aufweisen muß, daß er und seine Folgeprodukte möglichst
geringe Toxizität und damit hohe MAK-Werte aufweisen sollen, daß er kostengünstig
sein soll und daß seine Einarbeitung in die Bindung des Schleifmittels möglich sein
muß. Ferner müssen die Festigkeitsund Schleifeigenschaften auch bei ungünstigen Lagerungsbedingungen
(hohe Temperatur und Luftfeuchtigkeit) erhalten bleiben.
[0014] Es ist Aufgabe der Erfindung, neue schleifaktive Füllstoffe für ein Schleifmittel
mit einer flexiblen Unterlage zu einem niederen Preis zum Einsatz zu bringen, die
sich durch niedrige Toxizität, niedrige Hygroskopie und hohe MAK-Werte auszeichnen.
[0015] Aus der AT-PS 366944 der Anmelderin ist die Verwendung hygroskopischer Füllstoffe
bekannt, die sehr gute schleifaktive Eigenschaften aufweisen. Der Nachteil dieser
Füllstoffe ist der, daß sie in der Praxis ummantelt werden müssen, was einerseits
arbeitsaufwendig und somit teuer ist und durch die Ummantelung andererseits das Volumen
der in die Schleifmasse einbringbaren schleifaktiven Füllstoffe reduziert.
[0016] Spezielle Aufgabe der Erfindung ist es, in ein Schleifmittel der eingangs erwähnten
Art Füllstoffe einzubringen, die dieselbe Wirkung wie toxische Füllstoffe, z.B. Bleiverbindung
aufweisen, ebenso die schleifaktiven kühlenden Eigenschaften hygroskopischer Füllstoffe
z.B ZnCl₂, ohne dabei hygroskopisch zu sein.
[0017] Dies wird erfindungsgemäß dadurch erreicht, daß mindestens ein Teil der schleifaktiven
Füllstoffe Metallkomplexsalze mit folgendem Aufbau sind:
uM₁ . vM₂ . wHal . xChal . zPh
M₁ = reines Metall oder Gemisch aus Alkali erdalkali und/oder Al
M₂ = reines Metall oder Gemisch aus Zn, Mn, Fe außer Fe als Chlorid
Hal = reines Halogen oder Gemisch von F, Cl, Br, J
Chal = Chalkogenid O (Sauerstoff) und/oder S (Schwefel)
Ph = Phosphat bzw. höher kondensierte Phosphate
P
rO
s (r - 1 = 10, vorzüglich 1 - 2, s = 4 - 20, vorzüglich 4 - 7)
u,v,w,x oder Z = 0 - 95 % und die Summme aus U und v 1 - 95 % vorzugsweise 20 - 80
% und die Summe aus w,x, und z 1 - 95 % vorzugsweise 20 - 80 %
bedeuten, daß die Summe aus u,v,w,x,z 100 % ist und daß diese Füllstoffe miteinander
verschmolzen oder gesintert sind.
[0018] Die angegebenen Prozentwerte sind, wie auch in der folgenden Beschreibung, falls
nicht ausdrücklich anders angegeben, Gewichtsprozente.
[0019] Erfindungsgemäß werden Chloride zur Verfügung gestellt, die nicht hygroskopisch sind.
Man kann daher auf teure Schutzmaßnahmen, wie die Ummantelung mit organischen Substanzen
verzichten. Dies bringt, wie bereits erwähnt, auch den Vorteil mit sich, daß pro Masseeinheit
mehr schleifaktiver Füllstoff in der Schleifmasse ist. Durch die begrenzte Bindefähigkeit
und Menge Phenolharz ist es nicht möglich, unbegrenzte Mengen von Füllstoffen in die
Schleifmasse einzubinden. Durch die Ummantelung wird daher das Volumen der schleifaktiven
Füllstoffe in der ohnehin relativ geringen Schleifmasse des flexiblen Schleifmittels
herabgesetzt.
[0020] Anschließend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung beschrieben:
[0021] Der erfindungsgemäße Füllstoff wird in seiner Verwendung mit herkömmlichem phenolharzgebundenem
Korund als Schleifkorn beschrieben. Die Schleifmasse ruht auf einer flexiblen Unterlage,
beispielsweise einem Gewebe. Im erfindungsgemäßen Ausführungsbeispiel wurden drei
Metallsalze miteinander verschmolzen, gemahlen und gesiebt, um den erfindungsgemäßen
Füllstoff zu schaffen und zwar wurden die Salze geschmolzen und die Schmelzflüssigkeit
auf eine Metalltafel gegossen, wo sie sehr schnell abkühlte, und nach der Erhärtung
wurde die Mischung mit einer Schlagkreuzmühle gemahlen, um den neuen Füllstoff zu
bilden. Anschließend wurden die Partikel auf eine Feinheit von 240 mesh US-Standard
(63 my) gesiebt. Es wurden in an sich bekannter Weise Schleifbänder mit Gewebeunterlage
hergestellt, wobei diese einerseits mit den neuen schleifaktiven Füllstoffen ausgerüstet
wurden und andererseits Standardfüllstoffe (Kaolin, Flußspat, Lithopone, Kreide)
Verwendung fanden.
[0022] Drei Proben des flexiblen Schleifkörpers wurden hergestellt.
[0023] Eine erste Probe wurde hergestellt, bei der in herkömmlicher Weise Kaliumtetrafluoroborat
(KBF₄) als einziger schleifaktiver Füllstoff verwendet wurde. Dieser Schleifkörper
war der Richtschleifkörper im Verhältnis zu dem die Ergebnisse der anderen Schleifkörper
gemessen wurden.
[0024] Zwei weitere Proben wurden mit den oben beschriebenen erfindungsgemäßen Füllstoffen
versehen, wobei der Füllstoff in die Deckbinderschichte eingebracht wurde.
[0025] Auf einem Leinenträgermaterial wurde eine Grundbinderschichte eines wässerigen Phenolresoles
aufgetragen. Hernach wurde synthetischer Korund mit der Körnung P46 aufgetragen und
zwar ca. 640 g/m².
[0026] Nach der Aushärtung des Grundbinders und der Fixierung des Schleifkornes wurde eine
Deckbindeschichte aufgetragen, wobei diese Deckbinderschichte
in Probe I: KBF₄
in Probe II: 4 KCl MnS ZnS
und in Probe III: Zn₂ P₂ 0₇ . KCl Zinkpyrophosphat und Kaliumchlorid
enthielt.
[0027] Die Beschichtungsmenge der Deckschicht betrug bei allen drei Proben 115 g/m².
[0028] Mit den hergestellten Schleifbändern wurden auf einer Testmaschine vergleichsgeschliffen.
[0029] Die Testmaschine arbeitete mit einer Schleifgeschwindigkeit von 12 m/sec. Die abgeschliffene
Menge wurde nach 60 min Schleifdauer gemessen. Das Ergebnis der Probe I wurde mit
[0030] 100% festgelegt und die Proben II und III in Relation gebracht.
[0031] Aus Tabelle 1 ist die um 20% bzw. 27% bessere Wirksamkeit der Füllstoffe II bzw.
III gegenüber dem Standardfüllstoff zu entnehmen.
Tabelle 1
Probe |
Füllstoff |
Leistung % |
1 |
KBF₄ |
1oo% |
2 |
4 KCl· MnS.ZnS |
120% |
3 |
ZN₂P₂O₇·KCl |
127% |
[0032] Erfindungsgemäß könnte der Füllstoff auch in einer dritten Bindemittelschichte angeordnet
sein.
1. Schleifmittel mit einer flexiblen Unterlage, wobei Schleifkörner und zumindestens
zum Teil schleifaktive Füllstoffe von einem Bindemittel beispielsweise Phenolharz
auf der Unterlage gehalten werden, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens ein Teil
der schleifaktiven Füllstoffe Metallkomplexsalze mit folgendem Aufbau sind:
uM₁ . vM₂ . wHal . xChal . zPh
wobei:
M₁ = reines Metall oder Gemisch aus Alkali Erdalkali und/oder Al
M₂ = reines Metall oder Gemisch aus Zn, Mn, Fe außer Fe als Chlorid
Hal = reines Halogen oder Gemisch von F, Cl, Br, J
Chal = Chalkogenide, O und/oder S
Ph = Phosphat bzw. höher kondensierte Phosphate
PrOs (r = 1 - 10, vorzüglich 1 - 2, s = 4 - 20, vorzüglich 4 - 7)
u, v, w, x, oder z = 0 - 95% und die Summe aus u und v 1 - 95% vorzugsweise 20 - 80%
und die Summe aus w, x und z 1 - 95% vorzugsweise 20 - 80%
bedeuten, daß die Summe aus u,v,w,x,z 100% ist und daß diese Füllstoffe miteinander
verschmolzen oder gesintert sind.
2. Schleifmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß M₁, Li, Na, K, Mg, Ca
oder Al ist.
3. Schleifmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß M₂ Zn, Mn oder Fe ist.
4. Schleifmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Hal F oder Cl ist.
5. Schleifmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Chal 0 oder 5 ist.
6. Schleifmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Ph = P0₄ oder P₂O₇ ist.
7. Schleifmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die schleifaktiven Füllstoffe
Metallkomplexsalze mit folgendem Aufbau sind:
mK Cl . nMn S . p Zn₂P₂O₇ .
wobei m,n,p = 1 - 95% und die Summe aus m,n,p 100% ist.
8. Schleifmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die schleifaktiven Füllstoffe
Metallkomplexsalze mit folgendem Aufbau sind:
mK Cl + n Zn S + pMn₂P₂O₇.
wobei m,n,p = 1 - 95% ist.
9. Schleifmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die schleifaktiven Füllstoffe
Metallkomplexsalze mit folgendem Aufbau- sind:
mK Cl . nMn S
wobei m,n = 1 - 95%, vorzugsweise 20 - 80% bedeuten.
10. Schleifmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die schleifaktiven
Füllstoffe Metallkomplexsalze mit folgendem Aufbau sind:
mK Cl - n Zn S
wobei m,n = 1 - 95%, vorzugsweise 20 - 80% bedeuten.