[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Leichtbaugasgehäuse mit Kanälen für die Leitung
gasförmiger oder flüssiger Medien und Flanschen zum Anschluss von Leitungen für die
Zu- bzw. Abfuhr dieser Medien in das bzw. aus dem Gehäuse.
Technisches Gebiet
[0002] Gehäuse gemäss der vorliegenden Erfindung sind vorzugsweise Betandteile von thermischen
Maschinen, bei denen ein Heissgas als Arbeitsmittel zugeführt und als entspanntes
Abgas herausgeführt wird. Solche Gehäuse weisen in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander
Kanäle für das eintretende Heissgas hoher Temperatur und Kanäle für das austretende,
nach seiner Arbeitsleistung abgekühlte Abgas niedrigerer Temperatur auf. Wegen des
gegenüber dem Heissgas grösseren spezifischen Volumens des Abgases ist dessen Kanalquerschnitt
entsprechend grösser. In einem solchen Gehäuse befinden sich also nebeneinander Kanäle
verschiedenerer Querschnitte, die von unterschiedlich heissen Gasen verschiedener
Drücke durchströmt sind, was unterschiedlich grosse Wärmedehnungen in den Kanalwänden,
in gegebenenfalls vorhandenen Stegen, in Materialanhäufungen, wie sie bei Gussteilen
praktisch kaum zu vermeiden sind, sowie auch in den Befestigungsflanschen zur Folge
hat. Die für solche Gehäuse verwendeten Gusswerkstoffe weisen relativ niedrige Bruchdehnungen
auf, so dass als Folge grosser Wärmedehnungen die Gefahr von Dehnungsrissen besteht.
Wenn es speziell auch auf dichte Flanschverbindungen ankommt, für die aus Kostengründen
kein übermässiger Aufwand getrieben werden kann, sondern nur übliche dünne Flachdichtungen
verwendet werden dürfen, so sind verzugsgefährdete Flanschen für eine sichere Abdichtung
nicht brauchbar. Es würde Gas entweichen, der Wirkungsgrad der Maschine wäre beeinträchtigt
und das Leckgas könnte auch gesundheitsgefährdend wirken.
Aufgabe der Erfindung
[0003] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, zur Vermeidung der vorstehend
aufgezeigten Nachteile als Ersatz für die Gussausführung solcher Gasgehäuse eine Bauweise
zu finden, bei der nicht nur diese Nachteile vermieden werden, sondern die darüber
hinaus für eine Massenfertigung geeigneter und wirtschaftlicher ist als eine Gussausführung.
Ferner soll diese Bauweise auch eine Erweiterung des Spektrums von Werkstoffen bringen,
die für hochtemperaturbelastete Gasgehäuse geeignet sind, d.h., dass neben den verhältnismässig
wenigen giessbaren hochwarmfesten Materialien auch die weit grössere Palette von spanlos
durch Pressen, Stanzen usw. verformbaren Walzhalbzeugen, insbesondere in Form von
Blechen, für solche Gasgehäuse in Betracht kommt.
[0004] Eine solche Bauweise soll es auch gestatten, neben einem teuren Werksktoff für die
hochtemperaturbelasteten Teile weniger teures Material für die nicht so stark hitzebeanspruchten
Teile zu verwenden, was vorzugsweise die massiven Flanschparatien betrifft. Der teurere,
hochhitzebeständige Werkstoff nimmt infolge seiner hohen Bruchdehnung auch grössere,
thermisch bedingte Verformungen auf, ohne dass Rissbildungen zu befürchten sind.
Sein Nachteil des höheren Preises wird in der Regel dadurch mindestens kompensiert,
dass die Kanalwände im Vergleich zu Gussstücken wesentlich dünner gehalten werden
können.
[0005] Für die billigeren Werkstoffe, die für die massiveren Flanschpartien geeignet sind,
gilt bezüglich der Bruchdehnung und Deformationsverhalten das gleiche wie für die
Materialien der gasführenden Kanäle.
[0006] Aus den werkstoffbezogenen Vorteilen einer aus dünnwandigen, schalenförmigen Pressteilen
zusammengesetzten Schweisskonstruktion resultiert aber auch ein Nachteil, und zwar
eine gegenüber Gusskonstruktionen verringerte Stabilität. Dies ist von Belang, wenn
durch das Gehäuse vom heissgasbeaufschlagten Apparat Kräfte, beispielsweise von Schwingungen
verursacht, weiterzuleiten sind, etwa auf die gaszu- und -abführenden Leitungen, die
an Flanschen der eingangs erwähnten Kanäle für das heisse Frischgas und das entspannte
Abgas angeschlossen sind. Die Schwingungen können auf die Dauer, unterstützt von der
ebenfalls materialermüdenden Wärmebeanspruchung, zu Brüchen in den Kanalwandungen
führen. Aufgabe der Erfindung ist es daher auch, durch konstruktive Massnahmen den
zerstörenden Einfluss von Vibrationen auf die dünnwandigen gasführenden Kanäle fernzuhalten.
Diese Massnahmen bestehen in einer Aufteilung der Struktur des Gehäuses in einen gasführenden
und in einen kraftaufnehmenden Teil.
Definition der Erfindung
[0007] Das erfindungsgemässe Leichtbaugasgehäuse ist dadurch gekennzeichnet, dass die genannten
Flanschen untereinander starr verbunden sind und einen kraftaufnehmenden Teil des
Gehäuses bilden, dass die Kanäle als Blechpressteile ausgebildet sind, und dass die
Endquerschnitte dieser Kanäle Durchbrüche in mindestens einem der Flanschen mit Druchbrüchen
in mindestens einem anderen der Flanschen leitend verbinden, welche Durchbrüche die
Ein- bzw. Austrittsquerschnitte der Medien sind und an denen die Enden der Kanäle
mit den Flanschen verschweisst sind.
[0008] Im folgenden wird die Erfindung anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels
näher beschrieben.
Kurze Beschreibung der Figuren
[0009] In der Zeichnung stellen dar:
Fig. 1 einen Aufriss eines erfindungsgemässen Gasgehäuses, die
Fig. 2 und 3 das Gasgehäuse in im wesentlichen der Fig. 1 zugeordneten Seitenrissen,
aus denen die Führung der Gaskanäle hervorgeht, in etwas nach vorn bzw. nach hinten
und seitlich gekippter Stellung, und die
Fig. 4 eine axonometrische Darstellung des kraftaufnehmenden Teiles der Gehäusestruktur.
Beschreibung des Ausführungsbeispiels
[0010] Bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel handelt es sich um das Gasgehäuse eines
Druckwellenladers für Verbrennungsmotoren. Es nimmt mit zwei Einlasskanälen die Abgase
des Motors auf, die in einem Zellenrotor die Verbrennungsluft verdichten und entspannt
und abgekühlt durch zwei Auslasskanäle in die Auspuffanlage ausströmen. Bei einer
Ausführung als Gussstück haben die Kanäle gemeinsame Begrenzungswände, deren beide
Seiten von unterschiedlich heissem Gas beaufschlagt werden mit der eingangs erwähnten
Gefahr des Verzugs des ganzen Gehäuses durch Wärmespannungen, die auch Risse zur Folge
haben können. Davon abgesehen ist die Herstellung durch Giessen infolge der komplizierten
Führung der Kanäle aufwendig und auch werkstoffbedingt sehr teuer, da der ganze Gehäusekörper
aus ein und demselben, sehr teuren Material besteht, wogegen gemäss der Erfindung
für die weniger stark temperaturbelasteten Partien ein kostengünstigeres Material
genügt.
[0011] In den Figuren bedeutet 1 den kraftaufnehmenden Teil des Gehäuses, der aus zwei Flanschplatten
2 und 3 aus spanlos verformbarem Blech mit jeweils zueinander rechtwinkligen Schenkeln
besteht. Die grösseren, in den Figuren jeweils vertikal stehenden und im wesentlichen
zueinander parallelen Schenkel bilden Flanschen 4 bzw. 5, von denen der eine, 4,
zum Anschluss an das Rotorgehäuse und der andere, 5, den Austrittsteil eines Auspuffkanals
aufnimmt, auf den weiter unten eingegangen wird, und als Anschlussflansch für die
Auspuffanlage des Motors dient.
[0012] Die beiden anderen, kürzeren Schenkel 6 bzw. 7 der Flanschplatten 2 und 3 liegen
in der aus den Fig. 2, 3 und 4 ersichtlichen Weise aufeinander und sind längs ihrer
parallelen Seitenkanten durch Schweissnähte 8 miteiander verbunden. Der Schenkel 6
weist einen im wesentlichen rechteckigen Durchbruch 9 auf, siehe Fig. 3 und 4, während
der Schenkel 7 aus zwei den Durchbruch 9 seitlich begrenzenden, stabförmigen Teilen
besteht.
[0013] Am Durchbruch 9 des kürzeren Schenkels 6 der Flanschplatte 2 tritt das aus dem Motor
kommende heisse Abgas in das Gehäuse ein, wie durch die Strömungspfeile 10 angedeutet.
Der kurze Schenkel 6 bildet also einen Flansch für den Anschluss eines nicht dargestellten,
vom Motor kommenden Abgasrohres und wird daher im folgenden Abgasflansch genannt.
Im Flansch 4 befinden sich zwei einander diametral gegenüberliegende Durchbrüche 11,
durch die das bei 9 eintretende heisse Abgas aus dem Gehäuse aus- und in den nicht
dargestellten Zellenrotor des Druckwellenladers eintritt. Die Form des Heissgaskanals
12, der den Durchbruch 9 mit den Durchbrüchen 11 verbindet, geht aus den Fig. 1, 2
und 3 hervor. Ausgehend vom Rechteckquerschnitt am Durchbruch 9, wo er an seinem
Umfang an der Unterseite des Abgasflansches 6 verschweisst ist, erweitert er sich
nach oben und verzweigt sich in zwei Aeste, die am Umfang der Durchbrüche 11 im Flansch
4 mit diesem verschweisst sind.
[0014] Das im Zellenrotor entspannte und abgekühlte Gas, im folgenden Auspuffgas genannt,
tritt, wie die Strömungspfeile 13 andeuten, durch die zwei einander diametral gegenüberliegenden
Durchbrüche 14 im Flansch 4 in das Gehäuse ein und verlassen es im Bereich eines kreisrunden
Durchbruchs 15 im Flansch 5, von wo es weiter in eine nicht dargestellte Auspuffanlage
strömt. Der zugehörige Auspuffkanal 16 beginnt mit zwei Aesten an den beiden Durchbrüchen
14 des Flansches 4, die sich stromabwärts vereinigen und in einen kreisrunden Stutzen
übergehen, der den Durchbruch 15 im Flansch 5 durchsetzt und mit diesem durch eine
Schweissnaht 17 verbunden ist.
[0015] Der Heissgaskanal 12 und der Auspuffkanal 16 haben keine gemeinsamen Wände, sind
daher bezüglich der Wärmedehnungen unabhängig voneinander. Wegen der grösseren als
bei Gusswerkstoffen üblichen Bruchdehnung der spanlos verformbaren Bleche sind Risse,
wie sie in Gusswerkstücken wegen ihrer ungleichmässigen Wandstärken auftreten kön
nen, bei erfindungsgemässen Ausführungen nicht zu erwarten.
[0016] Neben den beschriebenen zwei Kanälen 12 und 16 könnten erforderlichenfalls natürlich
noch weitere Kanäle zwischen den Flanschen oder sonstigen Elementen des kraftaufnehmenden
Teiles vorgesehen sein. Im vorliegenden Falle sind die zwei kleinen, aus Fig. 4 ersichtlichen
Durchbrüche 18 durch angeschweisste längliche Blechnäpfe überdeckt, die auf der freien,
dem Rotor des Druckwellenladers zugewandten Flanschebene sogenannte, für einen einwandfreien
Druckwellenprozess wichtige "Taschen" 19 begrenzen, siehe hiezu Fig. 1, 2 und 3.
[0017] Die auf den ersten Blick kompliziert aussehenden Kanäle für das Heissgas und das
Auspuffgas sind in der Serienfertigung gleichwohl billiger als Gussstücke herzustellen.
Die Kanäle bestehen aus tiefgezogenen, miteinander verschweissten Halbschalen, wobei
die Trennlinien entlang ihrer Symmetrieachse oder entlang passender Berührungslinien
von Tangentialebenen oder Hüllflächen vorgesehen werden. Auch Hinterschneidungen sind,
falls unumgänglich, fertigungstechnisch zu beherrschen. Die Schweissungen lassen
sich roboterisieren. Ganz erheblich ist die Gewichtsersparnis gegenüber Gusstücken,
was niedrigere Kosten bedeutet, die bei einem Gehäuse mit unterschiedlich temperaturbeanspruchten
Kanälen noch weiter gesenkt werden können, wenn man für jeden Kanal die für ihn jeweils
ausreichende Werkstoffqualität wählt. Niedriger beanspruchte Kanäle können also aus
billigerem Mateiral gepresst werden. Wegen der freien, voneinander unabhängigen Verformbarkeit
der Kanäle spielen unterschiedliche Stoffeigenschaften, z.B. Wärmedehnzahlen für die
Haltbarkeit keine Rolle.
[0018] Diese Gehäusebauart ist natürlich nicht nur für thermisch beanspruchte Maschinen
vorteilhaft, sondern ist auch eine wirtschaftliche Alternative zu Gussausführungen
für andere Anwendungen, z.B. für Flüssigkeiten und kalte Gase.
[0019] Falls es darauf ankommt, Wärmeverluste aus den Heissgaskanälen möglichst gering
zu halten, ist es zweckmässig, einen mit seinen Rändern an den Flanschen abdichtend
befestigten Isoliermantel 20 vorzusehen, dessen Kontur in Fig. 3 strichpunktiert angedeutet
ist und der alle oder nur die Heissgaskanäle nach aussen abkapselt. Letztere werden
thermisch noch besser isoliert, wenn der die Kanäle, besonders aber der die Heissgaskanäle
umgebende, vom Isoliermantel umschlossene Raum über eine Bohrung 21, siehe Fig. 3,
in den Heissgaskanälen 12 mit diesen leitend verbunden und daher von Heissgas umgeben
ist. Der Isoliermantel reduziert auch die Lärmabstrahlung aus den Kanälen. Eine noch
bessere Geräuschdämpfung wird durch Ausfüllen des besagten Raumes mit einem geräusch-
und wärmedämmenden Material erhalten.
1. Leichtbaugasgehäuse, mit Kanälen (12, 16) für die Leitung gasförmiger oder flüssiger
Medien und Flanschen (4, 5, 6) zum Anschluss von Leitungen für die Zu- bzw. Abfuhr
dieser Medien in das bzw. aus dem Gehäuse, dadurch gekennzeichnet, dass die genannten
Flanschen (4, 5, 6) untereinander starr verbunden sind und einen kraftaufnehmenden
Teil (1) des Gehäuses bilden, dass die Kanäle (12, 16) als Blechpressteile ausgebildet
sind, und dass die Endquerschnitte dieser Kanäle (12, 16) Durchbrüche (9, 14) in
mindestens einem (6, 4) der Flanschen mit Durchbrüchen (11,15) in mindestens einem
anderen (4, 5) der Flanschen leitend verbinden, welche Durchbrüche die Ein- bzw. Austrittsquerschnitte
der Medien sind und an denen die Enden der Kanäle (12, 16) mit den Flanschen (4, 5,
6) verschweisst sind.
2. Leichtbaugasgehäuse nach Anspruch 1, ausgebildet als Gasgehäuse eines Druckwellenladers,
mit je einem Flansch (4, 5, 6) zum Anschluss an das Rotorgehäuse des Druckwellenladers,
an die Abgasleitung eines Verbrennungsmotors und an eine Auspuffleitung, sowie mit
einem Heissgaskanal (12) und einem Auspuffkanal (16) zur Zufuhr des Abgases aus dem
Motor in den Rotor des Druckwellenladers bzw. zur Abfuhr des entspannten und abgekühlten
Abgases aus dem Rotor in die Auspuffleitung, dadurch gekennzeichnet, dass der Flansch
(4) zum Anschluss an das Rotorgehäuse und der Flansch (6) zum Anschluss an die Abgasleitung
zwei zueinander rechtwinklige Schenkel einer Flanschplatte (2) bilden, dass der Flansch
(5) zum Anschluss an die Auspuffleitung Teil einer Flanschplatte (3) bildet, die
zwei zum Flansch (5) rechtwinklige, stabförmige Schenkel (7) aufweist, dass die Flanschplatte
(3) entlang der Aussenkanten dieser Schenkel (7) mit zwei Seitenkanten des Abgasflansches
(6) verschweisst ist, und dass der Heissgaskanal (12) und der Auspuffkanal (16) aus
je zwei tiefgezogenen Halbschalen zusammengeschweisst sind und sich jeweils von einem
einteiligen Durchbruch (9, 15) im Abgasflansch (6) bzw. Auspuffflansch (5) ausgehend
in zwei Aeste verzweigen, die in jeweils zwei Druchbrüchen (18, 14) des Rotorgehäuseflansches
(4) enden.
3. Leichtbaugasgehäuse nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch einen Isoliermantel (20),
der mindestens heissgasführende Kanäle (12) kapselt und mit seinen Rändern an den
Flanschen (4, 5, 6) abdichtend befestigt ist.
4. Leichtbaugasgehäuse nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die heissgasführenden
Kanäle (12) mit dem vom Isoliermantel (20) umschlossenen Raum über eine Bohrung (21)
kommunizieren.
5. Leichtbaugasgehäuse nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der vom Isoliermantel
(20), den Flanschen (4, 5, 6) und den Kanälen (12, 16) begrenzte Raum mit einem geräusch-
und wärmedämmenden Material gefüllt ist.