[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Verbinden des Endes einer von einer ersten
Wickelrolle ablaufenden Materialbahn mit dem Bahnanfang einer gegen die erste Wickelrolle
eingewechselten neuen Wickelrolle gemäß dem Oberbegriffes des Patentanspruchs 1.
[0002] Bei Abwickelmaschinen für Wickelrollen aus Materialbahnen, z. B. Papier- oder Kartonbahnen,
sind Spliceeinrichtungen bekannt, die das Ende der zu einer Verarbeitungsmaschine
ablaufenden Materialbahn an dem Bahnanfang einer neuen vollen Rolle befestigen. Enthält
die Maschine feststehende Haltevorrichtungen für die Wickelrollen, so wird bei stillstehender
Verarbeitungsmaschine die Restrolle abgetrennt, das abgetrennte Ende der ablaufenden
Bahn festgehalten und nachdem die abgetrennte Restrolle entfernt und eine neue Rolle
eingesetzt wurde, an der neuen Rolle befestigt, z. B. angeklebt.
[0003] Um den Splice-Vorgang zu automatisieren, ist aus der DE-PS 34 40 107 eine gattungsgemäße
Vorrichtung bekannt, die eine Speichereinrichtung zum Speichern eines Vorrates an
Bahnmaterial der ablaufenden Materialbahn, eine Schneideinrichtung zum Durchtrennen
der ablaufenden Materialbahn und zwischen der Schneideinrichtung und der Speichereinrichtung
eine angetriebene Saugwalze aufweist, die einen Teil des gespeicherten Vorrates an
Bahnmaterial aufnimmt und mit dem Außenumfang der neuen Rolle in Druckkontakt bringt,
um mit dem Anfang der neuen Rolle, der mit einem Klebestreifen versehen ist, eine
Klebeverbindung herzustellen. Die Saugwalze ist an einem Schwenkarm angeordnet, der
einen Anlenkpunkt oberhalb des maximalen Außendurchmessers der neuen Wickelrolle aufweist
und sich in Ruhestellung im wesentlichen horizontal erstreckt. Die dort gezeigte Vorrichtung
benötigt für das Festklemmen der ablaufenden Bahn, die Bewegung der Speichereinrichtung,
die Dreh- und Schwenkbewegung der Saugwalze, die Schneideinrichtung und zum Einschalten
der Saugluft jeweils eigene Antriebe. Zusätzlich muß das Trennmesser aus seiner Schneidstellung
wegbewegt werden, da sich diese im Bereich der ablaufenden Bahn während des Abwickelns
befindet. Diese notwendigen Antriebe verlangen eine aufwendige Steuereinrichtung,
die ihre Betätigung exakt auslöst.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine gattungsgemäße Vorrichtung zu schaffen,
die eine geringere Anzahl von Einzelantrieben benötigt und so einfacher zu steuern
und weniger anfällig gegen Störungen ist.
[0005] Diese Aufgabe wird mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
[0006] Die erfindungsgemäße Vorrichtung benötigt für einen vollautomatischen Betrieb nur
vier getrennt zu steuernde Antriebe, nämlich jeweils einen für jedes Schwenkhebelpaar,
für den Schneidvorgang und für das Halteelement zum Festhalten des abgeschnittenen
Bahnendes.
[0007] Die Unteransprüche enthalten bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung.
[0008] Die Erfindung ermöglicht die Anordnung der Schneideinrichtung außerhalb des Bahnverlaufes
beim Abwickeln, so daß diese fest eingebaut werden kann. Patentanspruch 2 enthält
eine besonders vorteilhafte Position für die Schneideinrichtung, da so kein überhängender,
nicht gehaltener Bahnrest erzeugt wird, der zu Problemen beim Auflegen auf die volle
Rolle führen könnte. Ein traversierendes Messer nach Anspruch 3 benötigt wenig Platz
bei sicherer Funktion.
[0009] Die Blaseinrichtung nach Anspruch 4 verhindert, daß sich der Bahnrest zwischen Andrückelement
und Halteelement beim Auflegen auf der Außenseite der vollen Rolle nach Lösen der
Bahn vom Halteelement aufrollt und so den Klebevorgang beeinträchtigt.
[0010] Die Patentansprüche 5 und 6 enthalten konstruktiv besonders vorteilhafte Ausführungsformen
der Erfindung.
[0011] Ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung vereinfacht
dargestellt und wird im folgenden näher erläutert.
[0012] Die Fig. 1 bis 3 zeigen in Seitenansicht den Aufbau und die Funktionsweise einer
Vorrichtung nach der Erfindung.
[0013] Die Ausführungsform nach den Fig. 1 - 3 ist zum Einsatz an Abwickelmaschinen für
Wickelrollen aus Papierbahnen ausgelegt, die auf Papphülsen aufgewickelt sind. Mehrere
derartige Abwickelmaschinen sind häufig gemeinsam in einem Gestell angeordnet, so
daß die abgezogenen Bahnen zu einer mehrlagigen Bahn zusammengeführt und anschließend
gemeinsam weiterverarbeitet werden, z. B. in einem Querschneider zum Herstellen von
Papierbögen. Bei diesen Abwickelmaschinen findet der Bahnabzug von der Oberseite einer
Rolle nach oben statt. Beim Abwickeln werden die Wickelrollen von in die Hülse einfahrbaren
Führungsköpfen gehalten, die in einem Rahmen oder seitlichen Ständern gelagert sind.
[0014] Die erfindungsgemäße Splicevorrichtung ist an oberhalb der Abwickelstelle sich befindlichen
Längsträgern 1 des Rahmens der Abwickelmaschine befestigt. Die Längsträger 1 erstrecken
sich zu beiden Seiten der Bahnführung 2 mit Abstand oberhalb des maximalen Durchmessers
einer vollen Rolle 3 und sind auf nicht dargestellten Ständern abgestützt. Die Abwickelposition
einer vollen Rolle 3 wird durch in die zentrale Hülse einfahrbare Führungsköpfe 4
bestimmt. Die Führungsköpfe 4 sind in Lagerböcken gelagert und mit einer Bremse verbunden.
Etwas bahnauslaufseitig versetzt ist oberhalb der Abwickelstelle und außerhalb des
Bereiches einer vollen Rolle 3 mit maximalem Durchmesser an der Unterseite der Längsträger
1 eine sich quer über die Arbeitsbreite erstreckende Leitrolle 5 fest gelagert, die
die abgezogene Bahn 6.1, 6.2 in die Horizontale zu der nachfolgenden Verarbeitungsmaschine
umlenkt.
[0015] Die erfindungsgemäße Splicevorrichtung enthält eine sich quer über die Arbeitsbreite
erstreckende Transportstange 7, die an ihren beiden Enden jeweils am freien Ende eines
Schwenkhebels 8 befestigt ist. Die Schwenkhebel 8 sind an den Längsträgern 1 beidseitig
der Bahnführung 2 um eine Achse 9 schwenkbar angelenkt, die mit geringem Abstand gegen
die Bahnlaufrichtung von der Senkrechten durch die Position der Führungsköpfe 4 versetzt
verläuft. An den Hebeln 8 greift als Schwenkantrieb eine an den Längsträgern 1 befestigte
Kolben-Zylinder-Einheit 10 an. Die Hebel 8 sind so bemessen und so außerhalb der Bahnbreite
angelenkt, daß die Transportstange 8 unterhalb der horizontalen Bahnführung 2 von
einer Ruheposition 11, die sich in Bahnlaufrichtung hinter der Leitrolle 5 und oberhalb
des maximalen Durchmessers der Rolle 3 befindet, nach unten gegen die Bahnlaufrichtung
- in Fig. 1 nach links - bis zu einer Endposition 12 (Fig. 2) schwenken läßt, die
sich in Bahnlaufrichtung vor einer vollen Rolle und oberhalb dieser, jedoch noch mit
Abstand unterhalb der Längsträger 1 befindet.
[0016] Am freien Ende von zwei weiteren seitlichen Schwenkhebeln 13 ist ein sich quer über
die Arbeitsbreite erstreckendes Bahnhalteelement 14 befestigt, das im vorliegenden
Ausführungsbeispiel als Saugbalken mit einer Reihe von nach unten offenen Saugnäpfen
ausgebildet ist. Die Hebel 13 sind an der Unterseite der Längsträger 1 um einen sich
in der Nähe der Leitrolle 5 befindliche Achse 15 schwenkbar angelenkt und weisen eine
nach oben abgewinkelte Verlängerung auf, an deren Ende als Schwenkantrieb eine ebenfalls
an den Längsträgern 1 befestigte Kolben-Zylinder-Einheit 16 angreift. Mit einem gewissen
Abstand von der Halteeinrichtung 14 ist an den Schwenkhebeln 13 eine sich quer über
die Arbeitsbreite erstreckende Andrückwalze 17 befestigt, und etwa in der Mitte zwischen
Haltevorrichtung 14 und Andrückwalze 17 erstreckt sich über die Arbeitsbreite ein
nach unten blasendes Blasrohr 18, das ebenfalls beidseitig an den Hebeln 13 befestigt
ist. Der Hub der Kolben-Zylinder-Einheit 16 und die Verhältnisse an den Hebeln 13
sind so gewählt, daß die Andrückwalze 17 sich vom Außenumfang einer vollen Rolle 3.1
mit minimalem Durchmesser bis in den freien Bereich zwischen maximalem Durchmesser
der Rolle 3 und der sich unmittelbar unterhalb der Längsträger 1 befindlichen Bahnführungen
2 schwenken läßt. In hochgeschwenkter Endposition befindet sich das Halteelement 14
unmittelbar neben der Schneidlinie eines quer über die Arbeitsbreite traversierenden
Messers 19, dessen Führung 20 an der Unterseite beider Längsträger 1 befestigt und
mit ausreichendem Abstand von der Bahnführung 2 von nachfolgend abgezogenen Bahnen
angeordnet ist, daß es diese nicht stört. Das Messer 19 mit seiner Führung 20 ist
so angeordnet, daß es ebenso wie die Schwenkhebel 13 - von der Transportstange 7
außen umschwenkt werden kann.
[0017] Im folgenden wird der Ablauf eines erfindungsgemäßen Splicevorganges anhand der Fig.
1 - 3 erläutert:
[0018] Fig. 1 zeigt die Schwenkarme 8, 13 in ihrer Ruheposition, in der keines der Spliceelemente
den Ablauf der Bahn 6.1, 6.2 stört:
Die Transportstange 7 befindet sich in der Ruheposition 11 im von der Leitrolle 5
freigehaltenen Bereich hinter dem nach oben abgezogenen Bahnteil 6.1. Die Schwenkarme
13 stehen hochgeschwenkt, so daß sich die Andrückwalze 17, das Halteelement 14 und
das Blasrohr 18 im nichtstörenden Bereich oberhalb des Verlaufes der Bahn 6.1 und
unterhalb der Bahnenführung 2 befindet. Aufgrund des Abwickelns verringert sich der
Druchmesser der Rolle 3 immer mehr und der Verlauf der Bahn 6.1 wandert nach unten,
bis ein vorbestimmter Restdurchmesser 3.2 erreicht ist, bei dem der Abwickelvorgang
abgestoppt wird (Fig. 2). Anschließend schwenkt der Schwenkarm 8 im Uhrzeigersinn,
so daß die Transportstange 7 aus ihrer Ruheposition 11 bewegt wird und in die Bahn
6.1 eintaucht. Beim Weiterschwenken bis in die in Fig. 2 gezeigte Endposition 12 unterhalb
der Längsträger 1 wird der in Fig. 2 gestrichelt gezeichnete Bahnverlauf 6.3, 6.4
erreicht. Der Bahnteil 6.4 liegt nach Erreichen der Endposition 12 des Schwenkarmes
8 sowohl an der Andrückwalze 17, als auch an den Saugflächen des Halteelementes 14
und der Schneidlinie des Messers 19 an. Bei der Bewegung des Hebels 8 wird die Bahnlänge
zwischen der Restrolle 3.1 und der Leitwalze 5 verlängert, daher wird die Restrolle
3.1 weiter abgewickelt.
[0019] Anschlißend wird durch Einschalten des Sauggebläses für das Halteelement 14 der Bahnteil
6.4 festgehalten, un das Messer 19 schneidet die Bahn 6.4 quer durch. Nun wird die
Restrolle 3.1 aud den Führungsköpfen 4 entfernt, die Transportstange 7 wird mit den
Hebeln 8 in die Ruhestellung 11 zurückgeschwenkt und anschließend eine neue volle
Rolle 3 eingehängt (Fig. 3). An der vollen Rolle 3 ist eine Klebenaht 21, z. B. ein
doppelseitiges Klebeband, vorbereitet, die beim Einhängen der Rolle 3 in den in Fig.
3 mit A bezeichneten Bereich positioniert wird. Anschließend wird der Hebel 13 nach
unten geschwenkt, bis die Andrückwalze 17 unter Druck an der Außenseite der Rolle
3 anliegt. Durch Abschlaten des Sauggebläses des Halteelementes 14 und Einschalten
der Blasluft im Blasrohr 18 wird das abgeschnittene Bahnende hinter der Andrückwalze
17 auf die Außenfläche der Rolle 3 gelegt und gehalten. Anschließend wird der Bahnabzug
der ablaufenden Bahn 6.2 eingeschaltet, wodurch die volle Rolle 3 aufgrund der Reibung
durch die unter Druck anliegende Andrückwalze 17 gleichzeitig im Uhrzeigersinn in
Drehung versetzt wird. Dabei wird die Klebenaht 21 mit dem darüberliegenden Bahnrest
der ablaufenden Bahn 6.4 durch den Spalt am Andrückpunkt 22 bewegt und so unter Druck
die Klebeverbindung hergestellt.
[0020] Nach Durchlauf der Klebenaht 21 durch den Andrückpunkt 22 werden die Hebel 13 in
die in Fig. 1 gezeigte Ruhestellung hochgeschwenkt und die Abwickelmaschine kann auf
volle Arbeitsgeschwindigkeit beschleunigt werden.
[0021] Es ist ein wesentlicher Vorteil der erfindungsgemäßen Vorrichtung, daß die Klebenaht
21 nicht exakt, sondern nur innerhalb eines bestimmten Bereiches positioniert werden
muß. Dies ermöglicht eine sehr einfache Rollenvorbereitung der neuen Rolle für den
Splicevorgang und es erübrigen sich aufwendige Steuereinrichtungen, die die Klebenaht
21 zum Herstellen der Klebeverbindung, z. B. durch Drehen der vollen Rolle, positionieren.
1. Vorrichtung zum Verbinden des Endes einer von einer ersten Wickelrolle ablaufenden
Materialbahn mit dem Bahnanfang einer gegen die erste Wickelrolle eingewechselten
neuen Wickelrolle an einer Abwickelmaschine mit Mitteln zum Halten der jeweiligen
Wickelrolle und einer oberhalb der Abwickelstelle angeordneten Leitrolle zum Umlenken
der ablaufenden Bahn, mit Mitteln zum Durchtrennen der ablaufenden Bahn, zum Halten
des erzeugten Bahnendes und zum Andrücken des Bahnendes an den Außenumfang der eingewechselten
neuen Wickelrolle, um eine Klebeverbindung zu erzeugen, dadurch gekennzeichnet, daß
oberhalb der Abwickelstelle in einem Rahmen zwei Paare von jeweils parallelen Schwenkhebeln
(8, 13) angelenkt sind, wobei ein Schwenkhebelpaar (8) ein Transportelement (7} zum
Anheben eines Teils (6.4) der ablaufenden Bahn trägt, das von einer Ruheposition (11)
in Bahnlaufrichtung hinter dem zur Leitrolle (5) geführten Bahnteil (6.1) gegen die
Bahnlaufrichtung in eine Endposition (12) schwenkbar ist, die sich außerhalb des Bereiches
einer vollen Rolle (3) befindet, das zweite Schwenkhebelpaar (13) an seinem freien
Ende ein Halteelement (14) und davor ein Andrückelement (17) für den angehobenen Bahnteil
(6.4) trägt und vom Bereich der Endposition (12) des ersten Schwenkhebelpaares (8)
in Bahnlaufrichtung bis an den Außenumfang einer vollen Rolle (3) schwenkbar ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine Schneideinrichtung (19, 20) im Bereich zwischen dem Transportelement (7)
in der Endposition (12) der Schwenkhebel (8) und dem Halteelement (14) bei hochgeschwenkten
Schwenkhebeln (13) angeordnet ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Schneideinrichtung (19, 20) am Rahmen befestigt ist und als Schneidelement
ein traversierendes Messer (19) enthält.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Andrückelement (17) mit Abstand von dem Halteelement (14) angeordnet ist,
und daß im Bereich zwischen Halteelement (14) und Andrückelement (17) an den Schwenkhebeln
(13) eine nach unten blasende Blaseinrichtung (18) befestigt ist.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, gekennzeichnet durch eine freilaufende Walze als Andrückelement (17).
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, gekennzeichnet durch einen Saugbalken mit nach unten offenen Saugnäpfen als Halteelement (14).