[0001] Die Erfindung betrifft flüssige Enthalogenierungsmittel auf der Basis von Alkalialkoholaten,
die Herstellung der Enthalogenierungsmittel sowie ihre Verwendung zur Enthalogenierung
von Altölen.
[0002] Schmieröle reichern während des Gebrauches Metallabrieb und Abbau- und Oxidationsprodukte
ihrer Bestandteile an. Dennoch gelten gebrauchte Schmieröle nicht als Abfallprodukte,
da sie durch Filtration, Destillation oder Raffination mit konzentrierter Schwefelsäure
so weit aufbereitet werden können, daß nach erneuter Additivierung wertvolle Schmierstoffe
entstehen. Verunreinigungen an chlorierten Kohlenwasserstoffen, wie beispielsweise
an polychlorierten Biphenylen (PCB), die in toxikologischer Hinsicht bedenklich sind,
werden auf diese Weise jedoch nicht entfernt.
[0003] Es ist bekannt, daß man Verunreinigungen an organischen Halogenverbindungen in Altölen
durch Behandlung mit Alkalialkoholaten entfernen kann. So sind nach EP-B-21 294 Alkalialkoholate
von Alkoholen mit 1 bis 5 C-Atomen, Polyoxyalkylenglykolen mit 4 bis 20 C-Atomen,
Polyolen mit 2 bis 5 C-Atomen und 2 bis 3 Hydroxylgruppen oder von Monoalkylethern
dieser Polyole mit Alkoholen mit 1 bis 4 C-Atomen als Enthalogenierungsmittel geeignet.
Die Reaktion wird in Gegenwart von einem halben bis einem Äquivalent an zugehörigem
freien Alkohol durchgeführt. Vorzugsweise wird mit Natriumglykolat/Ethylenglykol sowie
mit Natriummethylat/Methanol enthalogeniert.
[0004] In DE-A-36 21 175 wird die Enthalogenierung von Kohlenwasserstoffölen mit Alkalialkoholaten
mit 6 bis 25 C-Atomen bei 120 bis 400
oC durchgeführt. Dabei können die Alkoholate kleine Mengen des zugehörigen Alkohols
enthalten.
[0005] Die bekannten Alkoholatenthalogenierungsmittel sind vor allem bei erhöhten Temperaturen
oxidations- und hydrolyseempfindlich. Beim Abkühlen auf Raumtemperatur werden sie
außerdem fest oder scheiden feste Bestandteile aus. Um Ablagerungen zu vermeiden,
müssen sie durch beheizte Rohre und Pumpen geleitet werden. Sie müssen außerdem bis
zu ihrem bestimmungsgemäßen Verbrauch stets heiß gelagert werden.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, gut handhabbare und außerdem weniger
oxidations- und hydrolyseempfindliche Enthalogenierungsmittel bereitzustellen.
[0007] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch flüssige Enthalogenierungsmittel gelöst,
die folgende Bestandteile enthalten:
30 bis 70 % Alkalialkoholat mit 6 bis 20 C-Atomen,
bis zu 12 % Alkohol mit 6 bis 20 C-Atomen,
5 bis 40 % Polyether der Struktur

wobei R₁ Wasserstoff oder Alkyl mit 1 bis 15 C-Atomen, R₂ Wasserstoff oder Alkyl
mit 1 bis 5 C-Atomen, X Wasserstoff oder Alkyl mit 1 bis 5 C-Atomen und n eine Zahl
von 2 bis 50 ist, und
10 bis 65 % halogenfreies Kohlenwasserstofföl.
[0008] Die auch bei Raumtemperatur flüssigen Enthalogenierungsmittel enthalten vorzugsweise
40 bis 60 % Alkalialkoholat,
bis zu 10 % zugehörigen Alkohol,
5 bis 30 % Polyether der Struktur I und
20 bis 55 % halogenfreies Kohlenwasserstofföl.
[0009] Die den Alkoholaten zugrunde liegenden Alkohole sind beispielsweise Hexanol, Octanol,
2-Ethylhexanol, Decanol, 3,4-Diethylhexanol, 2,4,6-Trimethyloctanol, Dodecanol, Tetradecanol,
Hexadecanol oder Octadecanol. Vorzugsweise enthalten die Alkoholate 8 bis 14 C-Atome.
Alkoho late von 2-Ethylhexanol-1 werden dabei ganz besonders bevorzugt.
[0010] Als Alkalialkoholate werden vorzugsweise Natrium- und Kaliumalkoholate verwendet.
[0011] Die Alkalialkoholate können nach allen dafür bekannten Verfahren hergestellt werden.
So kann man beispielsweise Alkalimetall mit Alkohol, Alkalihydroxid mit Alkohol oder
ein niederes Alkoholat mit einem höheren Alkohol umsetzen, wobei die letztgenannte
Reaktion (Umsalzung) ab etwa 220
oC mit ausreichender Geschwindigkeit abläuft.
[0012] Das Alkalialkoholat kann herstellungsbedingt kleine Mengen an zugehörigem freien
Alkohol enthalten.
[0013] Als Polyether der Struktur I werden in den Mischungen Polyalkylenoxidglykole und
ihre Mono- und Dialkylether verwendet. Vorzugsweise werden Mono- und Dialkylether
von Polyethylenoxid- und Polypropylenoxidglykolen eingesetzt. Geeignet sind auch
Alkylether von Copolymeren aus Ethylenoxid und Propylenoxid.
[0014] In Struktur I ist R₁ beispielsweise Wasserstoff oder Methyl, Ethyl, Propyl, Isopropyl,
Butyl, Hexyl, Octyl, Decyl, Dodecyl und Tetradecyl. Vorzugsweise ist R₁ Alkyl mit
1 bis 8 C-Atomen.
[0015] Der Polymerisationsgrad n ist vorzugsweise 3 bis 15.
[0016] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform sind die Polyether Monobutylether
von Polyethylenoxid- oder Polypropylenoxidglykolen mit einem Polymerisationsgrad n
von 3 bis 6.
[0017] Die verwendeten Polyether weisen im allgemeinen einen Siedepunkt von über 200
oC auf.
[0018] Geeignete halogenfreie Kohlenwasserstofföle sind beispielsweise gesättigte Paraffine,
Schmier- und Isolieröle sowie paraffin-, aromaten- und naphthenbasische Neutralöle.
[0019] Zur Herstellung der flüssigen Enthalogenierungsmittel löst man zunächst das Alkalialkoholat,
das kleine Mengen an Alkohol enthalten kann, bei 100 bis 200
oC in einem Polyether der Struktur I. Der Lösevorgang erfolgt meist spontan. Er ist
spätestens nach 15 Minuten beendet. Bei Temperaturen unter 100
oC erfolgt das Lösen zu langsam. Bei Temperaturen über 200
oC besteht bei Verwendung von Polyalkylenoxidglykolen und ihren Monoalkylethern die
Gefahr, daß eine Umsalzung in signifikantem Ausmaße stattfindet. Dann würden freier
Alkohol und Alkalisalz des Polyethers gebildet werden.
[0020] Das Alkalialkoholat wird vorzugsweise bei 160 bis 200
oC gelöst.
[0021] Anschließend wird das halogenfreie Kohlenwasserstofföl zugemischt. Dabei wird im
allgemeinen eine Temperatur von 30 bis 200
oC angewandt, wobei 100 bis 160
oC bevorzugt werden.
[0022] Bei der Herstellung der flüssigen Enthalogenierungsmittel werden die Mengen so gewählt,
daß Mischungen mit den obengenannten Anteilen entstehen.
[0023] Mit diesen bei Raumtemperatur flüssigen Produkten können Altöle enthalogeniert werden.
Die Enthalogenierung erfolgt im allgemeinen bei 200 bis 400
oC, wobei vorzugsweise pro Mol Halogen im Altöl 0,5 bis 10 Mole Alkalialkoholat verwendet
werden.
[0024] Für die erfindungsgemäßen Enthalogenierungsmittel sind Kohlenwasserstofföl und Polyether
essentiell. Nur in dem Kohlenwasserstofföl wäre das Alkalialkoholat bei Raumtemperatur
nicht löslich, es könnte auch nicht ohne Sedimentation gelagert werden. Nur in dem
Polyether gelöst wäre das Alkalialkoholat nicht ausreichend oxidations- und hydrolysebeständig.
Durch die Kombination von Polyether und Kohlenwasserstofföl, in der der Polyether
auch als Lösevermittler wirkt, werden flüssige Enthalogenierungsmittel mit folgenden
Eigenschaften erhalten:
- verbessert hydrolyse- und oxidationsbeständig,
- bei Raumtemperatur homogen, nicht sedimentierend und deshalb la gerstabil,
- flüssig, pumpfähig, gut dosierbar, die Produkte können in unbeheizten Rohren und
Pumpen verbleiben, ohne Ablagerungen oder Verstopfungen zu verursachen.
[0025] Die folgenden Beispiel sollen die Erfindung verdeutlichen.
Beispiel 1
[0026] Eine Mischung aus 211,3 g Na-Ethylhexylat und 6,2 g 2-Ethylhexanol-1, hergestellt
aus Natriummethylat und 2-Ethylhexanol-1, wird bei 190
oC mit 88 g Tetraethylenglykol-monobutylether versetzt, wobei unter Rühren in 10 Minuten
eine homogene Lösung entsteht. Anschließend werden bei 130
oC unter Rühren 131,5 g Neutralöl (2,5
o E/50) zugetropft, worauf unter Rühren auf Raumtemperatur abgekühlt wird. Man erhält
ein klares Enthalogenierungsreagenz mit einer Viskosität von 840 mPa s bei 20
oC.
Zusammensetzung:
[0027] 48,4 % Na-Ethylhexylat
1,4 % 2-Ethylhexanol-1
20,1 % Bu-O-(C₂H₄O)₄-H
30,1 % Neutralöl
[0028] 20 g dieses Enthalogenierungsreagenzes werden mit 200 ml Diethylether versetzt und
30 Minuten bei Raumtemperatur gerührt. Dann wird durch Kieselgel (mit Diethylether
aufgeschlämmt) filtriert und der Filterkuchen mit Diethylether gewaschen. Aus dem
Eluat werden nach Destillation des Diethylethers 10,3 g hochsiedender Rückstand erhalten,
der aus Neutralöl, Tetraethylenglykol-monobutylether und wenigen Prozenten 2-Ethylhexanol-1
besteht.
[0029] Bei der Hydrolyse des Filterkuchens mit Wasser entstehen 2 Phasen, wobei die obere
Phase aus 2-Ethylhexanol-1 besteht und die untere Phase eine mit 2-Ethylhexanol-1
gesättigte Natronlauge ist.
[0030] Dieser Test zeigt, daß Tetraethylenglykol-monobutylether nicht als Salz vorliegt,
daß also keine Umsalzung stattgefunden hat.
Beispiel 2
[0031] 211,3 g Na-Ethylhexylat und 9,2 g 2-Ethylhexanol-1 werden bei 170
oC mit 85 g Triethylenglykol-dimethylether versetzt. Nach 10 Minuten liegt eine klare
Lösung vor. Nun werden bei 120
oC 128 g Neutralöl (2,5
o E/50) zugegeben, worauf unter Rühren auf Raumtemperatur abgekühlt wird. Man erhält
ein bei Raumtemperatur gut fließfähiges Reagenz der Zusammensetzung:
48,8 % Na-Ethylhexylat
2,1 % 2-Ethylhexanol-1
19,6 % Me-O-(C₂H₄O)₃-Me
29,5 % Neutralöl
Beispiel 3
[0032] 211,3 g Na-Ethylhexylat und 21,9 g 2-Ethylhexanol-1 werden bei 190
oC mit 84 g Tetraethylenglykol-monobutylether und nach Erhalt einer homogenen Lösung
bei 150
oC mit 100 g Neutralöl (2,5
o E/50) versetzt, worauf die Mischung auf Raumtemperatur abgekühlt wird. Das Enthalogenierungsreagenz
hat eine Viskosität von 820 mPa s bei 20
oC und ist wie folgt zusammengesetzt:
50,6 % Na-Ethylhexylat
5,3 % 2-Ethylhexanol-1
20,1 % Bu-O-(C₂H₄O)₄-H
24,0 % Neutralöl
Beispiel 4
[0033] 250.4 g Na-Decanolat und 27.7 g Decanol-1 werden bei 200
oC mit 113 g Tetraethylenglykol-monobutylether versetzt. Innerhalb von 10 Minuten hat
sich eine klare Lösung gebildet. Bei 140
oC werden 142 g naphthenreiches Neutralöl zugegeben und unter Rühren auf Raumtemperatur
abgekühlt. Das bei 25
oC gut fließfähige Gemisch hat die Zusammensetzung
47,0 % Na-Decanolat
5,2 % Decanol-1
21,2 % Bu-O-(C₂H₄O)₄-H
26,6 % Neutralöl
Beispiel 5
(Enthalogenierung)
[0034] 100 g Altöl mit den in Tabelle 1 genannten Chlorgehalten werden bei 300 bzw. 330
oC in 30 bzw. 60 Minuten entchloriert. Dabei wird in den Versuchen 1 bis 3 das Produkt
von Beispiel 1 und in den Versuchen 4 und 5 das Produkt von Beispiel 2 verwendet.
Tabelle 1
| Versuch |
Na-Ethylhexylat x-faches der stöchiom. Menge |
T oC |
ppm Cl |
| |
|
|
am Anfang |
nach 30 min |
nach 60 min |
| 1 |
4,2 |
300 |
500 |
210 |
|
| 2 |
4,2 |
330 |
500 |
80 |
|
| 3 |
8,4 |
300 |
500 |
|
190 |
| 4 |
6,4 |
330 |
500 |
95 |
|
| 5 |
0,95 |
300 |
4 400 |
|
530 |
[0035] Die Versuche belegen, daß die erfindungsgemäßen flüssigen Produkte sehr gut als Enthalogenierungsmittel
geeignet sind.
1. Flüssige Enthalogenierungsmittel, die
30 bis 70 % Alkalialkoholat mit 6 bis 20 C-Atomen,
0 bis 12 % Alkohol mit 6 bis 20 C-Atomen,
5 bis 40 % Polyether der Struktur

wobei
R₁ = H oder Alkyl mit 1 bis 15 C-Atomen,
R₂ = H oder Alkyl mit 1 bis 5 C-Atomen,
X = H oder Alkyl mit 1 bis 5 C-Atomen,
n = 2 bis 50 ist,
und
10 bis 65 % halogenfreies Kohlenwasserstofföl
enthalten.
2. Flüssige Enthalogenierungsmittel nach Anspruch 1 mit
40 bis 60 % Alkalialkoholat,
0 bis 10 % Alkohol,
5 bis 30 % Polyether der Struktur I und
20 bis 55 % halogenfreiem Kohlenwasserstofföl.
3. Flüssiges Enthalogenierungsmittel nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß Alkalialkoholat und Alkohol 8 bis 14 C-Atome aufweisen und das Alkalialkoholat
ein Natrium und/oder Kaliumalkoholat ist.
4. Flüssige Enthalogenierungsmittel nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß im Polyether der Struktur I
R₁ = Alkyl mit 1 bis 8 C-Atomen,
R₂ = H oder Methyl,
X = H oder Methyl und
n = 3 bis 15
ist.
5. Verfahren zur Herstellung von flüssigen Enthalogenierungsmitteln nach Anspruch
1,
dadurch gekennzeichnet,
daß man 30 bis 70 Teile Alkalialkoholat und bis zu 12 Teile Alkohol in 5 bis 40 Teilen
Polyether der Struktur I bei 100 bis 200 oC löst und danach 10 bis 65 Teile halogenfreies Kohlenwasserstofföl zusetzt.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß man bei 160 bis 200 oC löst.
7. Verwendung der flüssigen Enthalogenierungsmittel nach Anspruch 1 zur Enthalogenierung
von Altölen bei 200 bis 400 oC.
8. Verwendung der flüssigen Enthalogenierungsmittel nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß man pro Mol Halogen im Altöl 0,5 bis 10 Mole Alkalialkoholat einsetzt.