(19)
(11) EP 0 380 925 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
08.08.1990  Patentblatt  1990/32

(21) Anmeldenummer: 90100325.1

(22) Anmeldetag:  09.01.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5F42B 3/16
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE DE FR GB NL SE

(30) Priorität: 30.01.1989 DE 3902617

(71) Anmelder: Dynamit Nobel Aktiengesellschaft
D-53839 Troisdorf (DE)

(72) Erfinder:
  • Jobelius, Horst-H., Dr.
    D-5210 Troisdorf-Eschmar (DE)
  • Grommes, Peter-Josef
    D-5210 Troisdorf-Müllekoven (DE)
  • Röh, Peter
    D-5210 Troisdorf-Sieglar (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Anzündsystem mit verbessertem Anzündverhalten


    (57) Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Anzündsystem für Detonatoren oder pyrotechnische Verzögerungselemente. Das System enthält zusätzlich zu den bekannten Anzünd- und Zündelementen (2, 4) eine zwischen Zündquelle (2) und Anzündsatz (4) bzw. Verzögerungssatz angeordnete Scheibe (3) aus porösem anorganischem Material. Diese Scheibe (3) bewirkt einen verbesserten Anbrand und gleichmäßigeren Abbrand der Anzünd- und Verzögerungssätze (4, 5) in diesen an sich bekannten Anzündsystemen.




    Beschreibung


    [0001] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Anzünd­system, bei dem ein Anzündsatz durch eine Zündquelle gezündet wird. Der Anzündsatz kann dabei auch als ein Verzögerungssatz ausgebildet sein. Solche Systeme wer­den beispielsweise in Detonatoren oder pyrotechnischen Verzögerungselementen eingesetzt. Auch bei Sprengzün­dern mit Verzögerung können sie eingesetzt werden.

    [0002] In diesen bekannten Anzündsystemen erfolgt der Abbrand des Anzündsatzes oft nicht gleichmäßig. Die von der Zündquelle ausgehende Stoßwelle bewirkt in einigen Be­reichen der Oberfläche des Anzündsatzes einen erosiven Anbrand, der in anderen Oberflächenbereichen des An­zündsatzes nicht auftritt. Dieser unregelmäßige Anbrand wirkt sich besonders dann, wenn der Anzündsatz als Ver­zögerungssatz ausgebildet ist, in der Weise nachteilig aus, daß die vorgegebene Abbrandzeit des Verzögerungs­satzes nicht eingehalten wird und ein gleichmäßiger und gleichzeitiger Anbrand der auf den Verzögerungssatz fol­genden Ladungen nicht gewährleistet ist.

    [0003] Der unregelmäßige und gegebenenfalls erosive Abbrand des Anzündsatzes kann auch dazu führen, daß der Anzündsatz rückwärts aus der Hülse herausgeschleudert wird, so daß der gesamte Zündvorgang abgebrochen wird.

    [0004] Es bestand deshalb die Aufgabe, in Anzündsystemen, bei denen ein Anzündsatz durch eine Zündquelle gezündet wird, die Zündung des Anzündsatzes in der Weise erfolgen zu lassen, daß die Initiierung des Anzündsatzes auf seiner gesamten Oberfläche gleichzeitig und gleichmäßig erfolgt und die auf den Anzündsatz folgenden Ladungen gleichmäßig und gleichzeitig gezündet werden können.

    [0005] In Erfüllung dieser Aufgabe wurde nun ein Anzündsystem gefunden, bei dem ein Anzündsatz durch eine Zündquelle gezündet wird, das dadurch gekennzeichnet ist daß zwi­schen Anzündsatz und Zündquelle eine poröse Scheibe aus anorganischem Material angeordnet ist.

    [0006] Die erfindungsgemäß angeordnete poröse Scheibe verhindert einen erosiven Anbrand des Anzündsatzes, so daß ein gleichmäßiger Abbrand des Anzündsystems gewährleistet ist. Weiterhin bewirkt sei, daß ein rückwärtiges Austreten oder Ausschleudern des bereits umgesetzten Anzündsatzes verhin­dert wird. Damit wird auch ein Verlöschen des Abbrandes unterbunden. Die erfindungsgemäße Anordnung der Scheibe verhindert weiterhin den durch Aufschlag- oder Abschuß­schock möglichen mechanischen Zusammenbruch der Struktur der Anzünd- und/oder Verzögerungssätze.

    [0007] Die poröse Scheibe besteht aus einem nicht verbrennbaren anorganischen, metallischen oder oxidischen Material. Die Dicke der Scheibe hängt u. a. von der Porosität des Materials und von der gewählten Zündquelle sowie dem Anzündsatz ab; sie kann zwischen 0,5 und 4 mm betragen. Vorzugsweise beträgt die Dicke 1,0 bis 3,0 mm.

    [0008] Das Material der porösen Scheibe muß inert gegenüber den Bestandteilen der Zündquelle und dem Anzündsatz sein. Geeignet sind z. B. keramische Materialien, ge­sinterte Stahlsorten oder reaktionsträge Nichteisen­legierungen. Die Porosität dieser Materialien wird auf an sich bekannte Weise hergestellt, z. B. durch Sin­tern entsprechender Pulver oder Fäden. Erfindungs­gemäß sind sowohl grobporige als auch feinporige Scheiben einsetzbar; bei letzteren kann die Dicke der Scheibe entsprechend geringer sein.

    [0009] Vorzugsweise bedecken die Scheiben die Oberfläche des Anzündsatzes - an diesem anliegend - möglichst vollstän­dig. Ihre Ränder liegen an der Innenwand der Hülse formschlüssig an. Es ist jedoch auch möglich, die Scheiben in einer Halterung entweder direkt an der Oberfläche der Anzündsätze oder in einem vorbestimm­ten Abstand von der Oberfläche des Anzündsatzes anzu­bringen. Um ein Herausschleudern des Anzündsatzes in Richtung Zündquelle zu vermeiden, kann die Scheibe sich auch auf eine Schulter der Innenwand der Hülse, in dem das Anzündsystem angeordnet ist, aufstützen.

    [0010] Als Zündquelle in dem erfindungsgemäßen Anzündsystem eignet sich jede beliebige, an sich bekannte Zünd­quelle. Sie kann als elektrische Zündquelle ausgebil­det sein oder auf Zündsätzen mit Initialsprengstoffen oder pyrotechnischen Gemischen (z. B. Anzündhütchen) aufgebaut sein. Auch Anzündschnüre oder flammenbil­dende Zündquellen können eingesetzt werden.

    [0011] Die Anzündsätze, die von der Zündquelle initiiert wer­den, sind solche auf Basis von Initialsprengstoffen oder von pyrotechnischen Gemischen. Diese Anzündsätze können auch als Verzögerungssätze ausgebildet sein.

    [0012] In dem gesamten Anzündsystem können auf die durch die Zündquelle zu zündenden Anzündsätze auch noch weitere, an sich bekannte Ladungen in Richtung der Sekundärla­dung folgen, die den zeitlichen Ablauf und/oder die Wirkung der Zündübertragung auf die Sekundärladung be­einflussen.

    [0013] In den Figuren 1 und 2 wird die vorliegende Erfindung beispielhaft erläutert. Beide Figuren zeigen jeweils einen Schnitt durch einen Detonator mit dem erfindungs­gemäßen Anzündsystem.

    [0014] In der Figur 1 ist die erfindungsgemäße poröse Scheibe 3 direkt zwischen einem als Zündquelle 2 dienenden Frik­tionssatz und dem Anzündsatz 4 angeordnet. Als Anzünd­satz 4 dient ein an sich bekannter pyrotechnischer Satz. Die Scheibe 3 wurde hergestellt durch Pressen und anschließendes Sintern eines Chromnickelstahlpul­vers in einer dem Innendurchmesser des Detonators ent­sprechenden Form. An den Anzündsatz 4 schließen sich mehrere pyrotechnische Verzögerungssätze 5 an; auf den letzten Vorzögerungssatz 5 folgen eine Ladung mit Initialsprengstoff und daran anschließend eine Ladung mit Sekundärsprengstoff.

    [0015] In Figur 2 liegt die Sinterscheibe 3 auf einer Schul­ter des Detonatorkörpers 1 auf. Sie schließt sich an den Zündkanal 8 an. Die Zündquelle 2 ist ein Anzünd­hütchen. Der Anzündsatz 5 ist ein pyrotechnischer Ver­ zögerungssatz, an den sich in Richtung Sekundärladung 7 eine Initialladung 6 anschließt.


    Ansprüche

    1. Anzündsystem, in dem ein Anzündsatz durch eine Zünd­quelle initiiert wird, dadurch gekenn­zeichnet, daß zwischen dem Anzündsatz und der Zündquelle eine poröse Scheibe aus anorganischem Material angeordnet ist.
     
    2. Anzündsystem gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeich­net, daß die poröse Scheibe am Anzündsatz anliegend angeordnet ist.
     
    3. Anzündsystem gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn­zeichnet, daß die Scheibe aus einem gesinterten Ma­terial besteht.
     
    4. Anzündsystem gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, da­durch gekennzeichnet, daß die Scheibe eine Dicke zwischen 1,0 und 3,0 mm aufweist.
     
    5. Anzündsystem gemäß einem der Ansprüche 1 bis 4, da­durch gekennzeichnet, daß die Scheibe formschlüssig an der Innenwand des die Sätze umschließenden Kör­pers anliegt.
     
    6. Anzündsystem gemäß einem der Ansprüche 1 bis 4, da durch gekennzeichnet, daß die Scheibe auf einer in Richtung zur Zündquelle angeordneten Schulter des die Sätze umschließenden Hohlkörpers aufliegt.
     
    7. Anzündsystem gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6, da­durch gekennzeichnet, daß zwischen der Zündquelle und der porösen Scheibe ein Zündkanal angeordnet ist.
     




    Zeichnung