[0001] Die Erfindung betrifft eine Bogenwendevorrichtung für Rotationsdruckmaschinen gemäß
dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.
[0002] Die DE-OS 35 33 081 zeigt eine Bogenwendevorrichtung für Rotationsdruckmaschinen,
bei der eine Übergabetrommel zwischen zwei in Reihe angeordneten Druckwerken als Wendetrommel
ausgebildet ist. Der Übergabetrommel ist eine Speichertrommel zugeordnet. Die Übergabetrommel
weist sowohl Greifer für den Schöndruck- als auch den Widerdruckbetrieb auf. Erfahrungsgemäß
vermindert eine doppelte Ausstattung der Übergabetrommel mit Schöndruck- und Wendegreifern
oder mit Wendezangen die Leistungsfähigkeit einer Rotationsdruckmaschine im Schöndruckbetrieb.
Ein weiterer Nachteil ist darin zu sehen, daß bei einer Umstellung von Schön- auf
Schön- und Widerdruck alle, in Bogentransportrichtung gesehen, hinter der Wendetrommel
angeordneten bogenführenden Zylinder auf die Bogenformatlänge und Wendung verstellt
werden müssen. Der Verstellvorgang ist zeitaufwendig und kompliziert. Im Hauptantrieb
sind teure Einrichtungen erforderlich. Veränderungen an Hauptantriebszug führen häufig
zu Passerschwierigkeiten.
[0003] Die DE-OS 26 33 183 zeigt eine Bogenwendevorrichtung, die parallel zur Schöndruckbogenführung
angeordnet ist. Die Bogenwendevorrichtung besteht aus einer, einem Übergabezylinder
zugeordneten Speichertrommel und einer mit dieser zusammenwirkenden Wendesystem. Das
Wendesystem ist als Förderband, bzw. oszillierender Greifer ausgebildet. Der Bogen
wird im Wendebetrieb mittels der Speichertrommel von dem Übergabezylinder abgenommen
und mittels der Wendevorrichtung gewendet an den gleichen Übergabezylinder zurückgegeben.
[0004] Nachteilig an der Bogenwendevorrichtung nach der DE-OS 26 33 183 ist, daß bei schwerem
Material, bzw. hohen Geschwindigkeiten ein Schlupf zwischen Bogen und Förderband auftritt,
wodurch eine passerhaltige Bogenübergabe unmöglich wird.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Bogenwendevorrichtung für eine Rotationsdruckmaschine
zu schaffen, bei der die Bogenwendung parallel zur Schöndruckbogenführung erfolgen
soll.
[0006] In vorteilhafter Weise wird die Wendung des Bogens von einer an sich bekannten Wendegreifertrommel
durchgeführt, die parallel zur Schöndruckbogenführung angeordnet ist und somit von
dieser abkoppelbar ist, so daß der Schöndruckbetrieb unbeeinflußt von Wendeauswirkungen
ist. Durch die dadurch mögliche Anordnung von normalen Greiferübergabesystemen auf
allen Trommeln des Schöndruckbogenübergabesystems sind passerhaltige Bogenübergaben
auch bei hohen Maschinengeschwindigkeiten gewährleistet.
[0007] In besonders vorteilhafter Weise ist eine Formatverstellung vorgesehen, derart, daß
sämtliche der Wendetrommel nachgeordnete bogenführende Zylinder oder Trommeln bei
Formatänderung nicht entkuppelt und gedreht werden müssen, so daß komplizierte, langwierige
Einstellarbeiten und Vorrichtungen zu deren Durchführung eingespart werden.
[0008] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in den Zeichnungen dargestellt und wird
im folgenden näher beschrieben. Es zeigen:
Fig. 1 eine Seitenansicht der erfindungsgemäßen Bogenwendevorrichtung, schematisch,
Fig. 2 eine Draufsicht, schematisch, aufgeklappt.
Fig. 3 eine Darstellung Schöndruckbetrieb
Fig. 4 eine Darstellung Schön- und Widerdruckbetrieb
[0009] In Fig. 1 sind zwei Druckwerke 1, 2 einer Bogenrotationsdruckmaschine 3 gezeigt.
Die Druckwerke 1, 2 bestehen in bekannter Weise jeweils aus einem Formzylinder 4;
6, einem Gummizylinder 7; 8 und einem Druckzylinder 9; 11. Die Farbwerke an den Formzylindern
4, 6 sind nicht dargestellt. Die Bogenübergabe zwischen den Druckwerken 1, 2 erfolgt
mittels einer Übergabetrommel 12, die mit den Druckzylindern 9, 11 zusammenwirkt.
Die im Schöndruckbetrieb den Bogentransport bewirkenden Druckzylinder 9, 11 und Bogenübergabetrommeln
12, 13 sind in Seitengestellen 14, 16 der Bogenrotationsdruckmaschine 3 drehbar gelagert.
[0010] Parallel zur Schöndruckbogenführung ist eine Bogenwendevorrichtung 17 vorgesehen,
die aus einer Speichertrommel 18 und einer Wendetrommel 19 besteht. Die Speichertrommel
18 weist zwei diametral gegenüberliegende Greiferreihen 21, 22 auf, die im Wendebetrieb
mit Greiferreihen 23, 24 der Übergabetrommel 12 zusammenwirken und für das Halten
einer Bogenvorderkante 26 vorgesehen sind. Für das Halten einer Bogenhinterkante 27
sind ebenfalls zwei diametral gegenüberliegende Haltevorrichtungen 28, 29 vorgesehen,
die im Ausführungsbeispiel als Saugeinrichtungen ausgebildet sind, jedoch auch aus
Greiferreihen etc. bestehen können. Die Haltevorrichtungen 28, 29 für die Bogenhinterkante
27 sind auf die jeweiligen Bogenformate F einstellbar und wirken mit Wendegreifern
31 der Wendetrommel 19 zusammen, die wiederum mit Greiferreihen 32, 33 des Druckzylinders
11 zusammenwirken.
[0011] Die Speichertrommel 18 ist zwischen den Seitengestellen 14, 16 in einer ersten Lagerstelle
34; 36 einer Schwinge 37; 38 drehbar gelagert. Die Schwingen 37, 38 sind jeweils mittels
einer zweiten Lagerstelle 39, 41 innerhalb der Seitengestelle 14, 16 auf gestellfesten
Überständen 42, 43, koaxial um eine Drehachse 44 der Übergabetrommel 12 schwenkbar,
gelagert.
[0012] Die Wendetrommel 19 ist ebenfalls zwischen den Seitengestellen 14, 16 in einer ersten
Lagerstelle 46; 47 einer Schwinge 48, 49 drehbar gelagert. Die Schwingen 48, 49 sind
jeweils mittels einer zweiten Lagerstelle 51, 52 auf gestellfesten Überständen 53,
54, koaxial um eine Drehachse 56 des Druckzylinders 11 schwenkbar gelagert.
[0013] Zur Synchronisation einer Schwenkbewegung von Speichertrommel 18 und Wendetrommel
19 ist auf beiden Lagerseiten jeweils eine Koppel 57; 58 vorgesehen, die wiederum
jeweils eine erste Lagerstelle 59; 61 zur Aufnahme der Wellenzapfen der Speichertrommel
18 und eine zweite Lagerstelle 62; 63 zur Aufnahme der Wellenzapfen der Wendetrommel
19 aufweist.
[0014] Die Zylinder 9, 11 und Trommeln 12, 13 für die Schöndruckbogenführung werden in bekannter
Weise mittels Zahnrädern 64, 66 eines Antriebszahnräderzuges, an einer Außenseite
67 des Seitengestelles 14 angetrieben.
[0015] Der Antrieb für die Bogenwendevorrichtung ist an einer Innenseite 68 des Seitengestelles
16 angeordnet und erfolgt über ein doppelt breites, drehbar auf einem Wellenzapfen
69 des Druckzylinders 11 gelagerten Zahnrades 71, das für den Widerdruckbetrieb mit
dem Wellenzapfen 69 bzw. dem Druckzylinder 11 und für den Schöndruckbetrieb mit dem
Seitengestell 16 mittels eines Kupplungselementes 15, z.B. Bolzen koppelbar ist. Das
Zahnrad 71 steht mit einem in Ebene A angeordneten Zahnrad 72 im Zahneingriff. Das
Zahnrad 72 ist drehbar auf einem Wellenzapfen 73 der Übergabetrommel 12 gelagert.
Gleichzeitig steht das Zahnrad 71 in einer Ebene B im Zahneingriff mit einem Zahnrad
74, das drehfest mit der Wendetrommel 19 verbunden ist. Das Zahnrad 74 steht auf der
Ebene B zusätzlich im Zahneingriff mit einem ersten Zahnrad 76 der Speichertrommel
18. Das Zahnrad 76 sitzt drehfest auf einer Hohlwelle 77, die die Haltevorrichtungen
28, 29 der Speichertrommel 18 trägt. Das Zahnrad 72 steht zusätzlich zum Zahneingriff
mit dem Zahnrad 71 noch im Zahneingriff mit einem zweiten Zahnrad 78 der Speichertrommel
18, welches ebenfalls auf der Ebene A angeordnet ist. Das Zahnrad 78 sitzt drehfest
auf einer Innenwelle 79, die die Greiferreihen 21, 22 trägt. Die Innenwelle 79 bzw.
das Zahnrad 78 ist mittels einer nicht dargestellten, vorzugsweise hydraulischen Kupplung
an die Hohlwelle 77 bzw. das Zahnrad 76 ankuppelbar.
[0016] Während des Schöndruckbetriebes ist das Zahnrad 71 mit dem Seitengestell 16 oder
der Schwinge 49 vorzugsweise in einer Stellung der Speichertrommel 18 und Wendetrommel
19 gekuppelt, in der die Bogenhaltesysteme 31; 21, 22, 28, 29 nicht an einer Bogenübergabestelle
zu den im Widerdruckbetrieb korrespondierenden Bogenhaltesystemen 32, 33; 23, 24 stehen.
Hierdurch kann ein Bogen 25 im Schöndruckbetrieb berührungsfrei an der im Maschinenbetrieb
abgekoppelten, stillgesetzten Wendevorrichtung 17 vorbei geführt werden. Zur Einstellung
der Wendevorrichtung 17 auf verschiedene Bogenformate ist eine Vorrichtung (nicht
dargestellt) vorgesehen, um die Schwingen 37, 38; 48, 49 auszulenken und gegenüber
den Seitengestellen 14, 16 zu verstellen. Hierbei werden die Schwingen 37, 38 um die
Drehachse 44, und die Koppeln 48, 49 um die Drehachse 56 verschwenkt. Die Fig. 1 zeigt
die Wendevorrichtung 17 in einer Stellung für die Wendung von Bogen mit großen Formaten
F. Die Stellung der Wendevorrichtung 17 für die Wendung von Bogen mit kleinen Formaten
F ist durch eine Strich-Punkt-Linie dargestellt. Eine Verstellung zwischen diesen
Extremstellungen kann stufenlos erfolgen.
[0017] Im Widerdruckbetrieb erfüllen die Bogenmaße (a, b, c, e) auf den Trommeln (12, 18,
19) und dem Druckzylinder 11, bei jeder formatabhängigen Lage der Speicher- und Wendetrommel
18, 19 in Bezug auf die Übergabetrommel 12 und den Druckzylinder 11 stets folgende
Bedingung:
a + n· π· D = 2 b + c + e + F
[0018] Aufgrund der Einhaltung dieser geometrischen Bedingung und dem Zahneingriff zwischen
den Zahnrädern 72-78, 74-76, 74-71 werden sämtliche Druckwerkszylinder bei der Formatverstellung
gleichzeitig richtig mitverstellt.
[0019] Die in der geometrischen Bedingung benutzten Zeichen sind:
a = Bogenmaß auf der Bogenübergabetrommel 12 zwischen einem Tangentenpunkt 81 von
Übergabetrommel 12 und Druckzylinder 11 und einem Tangentenpunkt 82 zwischen Übergabetrommel
12 und Speichertrommel 18.
b = Bogenmaß auf dem Druckzylinder 11 zwischen dem Tangentenpunkt 81 und einem Tangentenpunkt
83 von Druckzylinder 11 und Wendetrommel 19, bzw. Bogenmaß auf der Speichertrommel
18 zwischen dem Tangentenpunkt 82 und einem Tangentenpunkt 84 von Wendetrommel 19
und Speichertrommel 18.
c = Bogenmaß auf der Wendetrommel 19 in Drehrichtung gesehen zwischen Tangentenpunkt
84 und Tangentenpunkt 83.
e = Wendegreiferversatz, das ist die Wegstrecke auf der Wendetrommel 19, welche die
Bogenhinterkante 27 relativ zur Wendetrommel 19 bei der Bogenwendung gegen die Drehrichtung
der Wendetrommel zurücklegt.
n = natürliche Zahl (1, 2, 3 ...)
D = Durchmesser der Wendetrommel 19.
F = Formatlänge (variabel).
[0020] Eine Verstellung von Greiferöffnungskurven (nicht dargestellt) der Übergabetrommel
12 und des Druckzylinders 11, erfolgt synchron zur Formatverstellung mittels der Schwingen
37, 38, 48, 49.
Teileliste
[0021]
1 Druckwerk
2 Druckwerk
3 Bogenrotationsdruckmaschine
4 Formzylinder (1)
5 -
6 Formzylinder (2)
7 Gummizylinder (1)
8 Gummizylinder (2)
9 Druckzylinder (1)
10 -
11 Druckzylinder (2)
12 Übergabetrommel
13 Übergabetrommel
14 Seitengestell
15 -
16 Seitengestell
17 Bogenwendevorrichtung
18 Speichertrommel
19 Wendetrommel
20 -
21 Greiferreihe (18)
22 Greiferreihe (18)
23 Greiferreihe (12)
24 Greiferreihe (12)
25 Bogen
26 Bogenvorderkante
27 Bogenhinterkante
28 Haltevorrichtung
29 Haltevorrichtung
30 -
31 Wendegreifer (19)
32 Greiferreihe (11)
33 Greiferreihe (11)
34 Lagerstelle (37)
35 -
36 Lagerstelle (38)
37 Schwinge
38 Schwinge
39 Lagerstelle (37)
40 -
41 Lagerstelle (38)
42 Überstand
43 Überstand
44 Drehachse (18)
45 -
46 Lagerstelle (48)
47 Lagerstelle (49)
48 Schwinge
49 Schwinge
50 -
51 Lagerstelle (48)
52 Lagerstelle (49)
53 Überstand
54 Überstand
55 -
56 Drehachse (19)
57 Koppel
58 Koppel
59 Lagerstelle (57)
60 -
61 Lagerstelle (58)
62 Lagerstelle (57)
63 Lagerstelle (58)
64 Zahnrad (11)
65 -
66 Zahnrad (12)
67 Außenseite (14)
68 Innenseite (16)
69 Wellenzapfen (11)
70 -
71 Zahnrad (69)
72 Zahnrad (73)
73 Wellenzapfen (12)
74 Zahnrad (19)
75 -
76 Zanrad (77)
77 Hohlwelle (18)
78 Zahnrad (79)
79 Innenwelle (18)
80 -
81 Tangentenpunkt (11 - 12)
82 Tangentenpunkt (12 - 18)
83 Tangentenpunkt (11 - 19)
84 Tangentenpunkt (18 - 19)
85 -
a Bogenmaß (81 - 82)
b Bogenmaß (83 - 81; 82 - 84)
c Bogenmaß (84 - 83)
e Bogenmaß = Wegstrecke auf der Wendetrommel 19
n natürliche Zahl
D Durchmesser (19)
F Formatlänge (25)
1. Bogenwendevorrichtung (17) für Rotationsdruckmaschinen (3) in Reihenbauweise, bei
denen eine Bogenübergabe von Druckwerk (1) zu Druckwerk (2) mittels Zylindern oder
Trommeln (9, 11, 12) erfolgt, wobei einem der zur Bogenführung im Schöndruck vorgesehenen
Zylinder (12) eine Speichertrommel (18) zugeordnet ist, die mit einer Wendeeinrichtung
(19) korrespondiert, dadurch gekennzeichnet, daß die Wendeeinrichtung (19) mit dem,
dem Zylinder (12) im Schöndruckbetrieb in Bogentransportrichtung gesehenen, folgenden
Zylinder (11) in Greiferschluß bringbar angeordnet ist.
2. Bogenwendevorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Wendeeinrichtung
(19) als Wendetrommel (19) ausgebildet ist.
3. Bogenwendevorrichtung (17) nach Patentanspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Wendevorrichtung (17, 18, 19) in schwenkbaren Mitteln (37, 38; 48, 49) gelagert
ist.
4. Bogenwendevorrichtung (17) nach den Patentansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß als Mittel (37, 38; 48, 49) Schwingen vorgesehen sind.
5. Bogenwendevorrichtung (17) nach den Patentansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß zur Synchronisation einer Schwenkbewegung der Schwingen (37, 38) mit den Schwingen
(48, 49) zwei Koppeln (57, 58) vorgesehen sind.
6. Bogenwendevorrichtung (17) nach den Patentansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß ein vom Hauptantriebszahnräderzug (64, 66) ab- bzw. ankoppelbarer Zahnräderzug
(71, 72, 74, 76, 78) vorgesehen ist.
7. Bogenwendevorrichtung (17) nach den Patentansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß die Zahnräder (71, 72, 78) auf einer Ebene (A) und die Zahnräder (71, 74, 76)
auf einer Ebene (B) angeordnet sind.
8. Bogenwendevorrichtung (17) nach den Patentansprüchen 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß die Bogenwendevorrichtung (17) im Wendebetrieb derart angeordnet ist, daß die
Bogenmaße (a, b, c, e) die Bedingung,
a + n· π· D = 2 b + c + e + F
erfüllen.