[0001] Die Erfindung betrifft eine hydraulische Presse gemäß dem Oberbegriff des Hauptanspruchs
sowie ein Verfahren zur Verpressung und Verdichtung von Preßteilen aus feinkörnigen
Stoffen.
[0002] Es sind hydraulische Pressen bekannt, bei denen zwischen einem oberen und einem
unteren Druckstück aus feinkörnigen Stoffen bestehende Preßteile verpreßt werden.
Die aufgrund der dadurch bewirkten Formgebung entstehenden Werkstücke werden in einem
daran anschließenden Verfahren gesintert, wobei es durch oberflächiges Aufschmelzen
und Zusammenbacken bzw. durch die Fusionsvorgänge zur Bildung von Agglomeraten kommt.
Die herkömmlichen Fertigungsmethoden der Formgebung bei der Pulververdichtung sind
dabei das "Ausstoßen", das "Abziehen" sowie das "Gegenpressen".
[0003] Aus der DE-OS 31 42 126 ist eine Presse zur Herstellung von Pulver-Preßlingen bekannt.
Diese beinhaltet ein Adaptersystem, das eine festgelegte Basisposition zu einem Grundpressenfesttisch
hat. Ein Preßwerkezug mit Festbezug läßt allerdings nur eine der benannten pulverpreßtechnischen
Verfahrensmethoden zu, wobei es sich bei der angeführten Presse um die Verfahrensmethode
des Abziehens handelt.
[0004] Beim "Ausstoßen" als der ältesten Preßmethode wird der von oben auf das Preßteil
wirkende Oberstempel nach unten bewegt, während die das Preßteil umfassende Matrize
sowie der Unterstempel, auf dem das Preßteil aufliegt, sich in einer ruhenden Position
befinden. Bei der Freilegung des Preßstücks wird dann der Oberstempel sowie der Unterstempel
nach oben bewegt, während die Matrize sich weiterhin in einer ruhenden Position befindet.
Das pulververdichtete Preßteil wird dadurch freigelegt.
[0005] Beim "Abziehen" als der zumeist angewandten Preßmethode, wird beim Verdichtungsvorgang
sowohl der Oberstempel, wie auch die das Preßteil umfassende Matrize abwärts bewegt.
Der Unterstempel verharrt dabei in einer ruhenden Position. Bei der Freilegung des
Preßteils bewegt sich der Oberstempel nach oben, während der Unterstempel weiterhin
in einer festen Position verharrt. Durch eine weitere Abwärtsbewegung der Matrize
wird sodann das verdichtete Preßteil freigelegt.
[0006] Bei der Preßmethode des "Gegenpressens" bewegt sich während des Verdichtungsvorganges
der Oberstempel nach unten, während der Unterstempel nach oben bewegt wird. Die das
zu verdichtende Pulvermaterial umschließende Matrize bleibt dabei in einer ruhenden
Position. Diese ruhende Position behält die Matrize auch während des Vorgangs des
Freilegens des Preßstückes bei, während der Oberstempel sowie der Unterstempel sich
nach oben bewegen und somit das Preßstück aus der Matrize durch den Unterstempel herausgeführt
wird.
[0007] Die an erster Stelle beschriebene Preßmethode erweist sich dabei als unflexibel,
da sich diese lediglich für Verpressung von Einstufenteilen eignet. Auch führt der
bei dieser auftretende ungünstige Dichteverlauf zur verstärkten Rißbildung, die in
Form von Schieferungsrissen oder Freilegungsrissen auftreten kann.
[0008] Die an zweiter Stelle beschriebene Preßmethode ist durch hohe Instandhaltungskosten
und hohe Anforderungen an die Bedienung gekennzeichnet. Das Preßsystem ist dabei
oftmals unstabil, wodurch die Gefahr der Schieferung bedingt ist.
[0009] Bei der Preßmethode des Gegenpressens sind bei der Freilegung der Preßteile aufgrund
der dabei auftretenden Bewegungsabläufe Rißbildungen möglich.
[0010] Die bisher angewendeten Pulverpreßmethoden sind streng verfahrensbezogen und stehen
in direkter Abhängigkeit zur Presse und den in dieser verwendeten Werkzeugen, wobei
ebenfalls ein Adapter benötigt wird. Die Möglichkeit der Kombination der drei Preßmethoden
war bislang nicht zu realisieren, da jede der drei aufgeführten Preßmethoden ihren
speziellen Werkzeug- und Apparateaufbau sowie darüber hinaus eine methodenbezogene
Pressenauslegung erforderte.
[0011] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine hydraulische Presse zur Verdichtung
feinkörniger Stoffe zu schaffen, die die Kombination der Bewegungsabläufe der drei
unterschiedlichen Preßmethoden sowohl als Einzelschritt, wie auch als übergreifenden
Fertigungsablauf ermöglicht.
[0012] Die Lösung dieser Aufgabe wird durch die im Hauptanspruch angegebenen Merkmale sowie
durch das in Anspruch 6 gekennzeichnete Verfahren erreicht.
[0013] Durch die Ausstattung der hydraulischen Presse mit mehreren Preßkolben, die unabhängig
voneinander und relativ zueinander mit unterschiedlicher Geschwindigkeit beweglich
sind, wird eine Kombination der Bewegungsabläufe der drei unterschiedlichen Preßmethoden
sowohl als Einzelschritt, wie auch als übergreifender Fertigungsablauf ermöglicht.
Die über eine computergestützte numerische Bahnsteuerung geregelten und drucküberwachten
Preßkolben verfügen über eine sehr günstige Werkzeugauslegung. So können insbesondere
die Formgebungen der zu verpressenden Preßteile beliebig variiert werden, ohne daß
mehrere Preßvorgänge erforderlich wären oder die verwendeten Werkzeuge ausgetauscht
werden müßten. Da die Preßstempel durch einen kurzen Werkzeugaufbau gekennzeichnet
sind, verfügen sie über eine hohe Werkzeugstabilität, wodurch auch die Stabilität
des Gesamtsystems erhöht wird.
[0014] Bei der erfindungsgemäßen mehrachsigen, hydraulischen Presse mit Bahnsteuerung erübrigt
sich weiterhin das Erfordernis eines Adapters mit erweiterten Preßfunktionen oder
einer durch einen festen Basistisch festgelegten, mechanischen Bezugsbasis. Durch
den Wegfall des Erfordernisses eines speziell auf die bisher bekannten Preßmethoden
abgestimmten Werkzeug- und Adapteraufbaus können die Vorteile der jeweiligen Preßmethoden
mit in das neue Preßverfahren des "Verbundpressens" einbezogen werden. Durch dieses
neue Preßverfahren können insbesondere am Preßteil auftretende Schieferungen oder
Rißbildungen ausgeschlossen werden.
[0015] Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung näher erläutert. Es zeigen:
Figur 1 den Aufbau einer erfindungsgemäßen Presse mit einer Teilansicht des Gehäuses,
Figur 2 den inneren Aufbau der durch Figur 1 dargestellten Presse in einer Gesamtansicht,
Figur 3 einen vergrößerten Ausschnitt aus der durch Fi gur 2 dargestellten Presse,
Figur 4 eine schematische Darstellung des Verfahrensablaufs beim "Verbundpressen",
Figur 5 den Ausschnitt eines durch die Verpressung verdichteten Preßteils in räumlicher
Darstellung,
Figur 6 eine Pressenansicht ohne Werkzeuge und
Figur 7 eine erfindungsgemäße Presse im Querschnitt entlang der aus Figur 6 ersichtlichen
Schnittlinie A-B.
[0016] Aus Figur 1 sind die Preßkolben 1 bis 5 ersichtlich, zwischen denen ein aus feinkörnigen
Stoffen bestehendes Preßteil 6 verpreßt und verdichtet wird. Während des Preßvorganges
wirken die Preßkolben 1 und 2 als zusammenwirkende Verbundpreßkolben von oben sowie
die Preßkolben 3 und 4 als Verbundpreßkolben von unten auf das Preßteil 6. Die Preßkolben
5 wirken als Gleichlaufplunger auf den aus Figur 2 ersichtlichen Matritzentisch 8.
Ein Adapter 7, zwecks Werkzeugverbund mit Koppel- und Handlingsfunktion, sowie die
Werkzeuge der Preßkolben 1 bis 5 sind als Komplettpaket in die Presse einschiebbar.
Im Hinblick auf die weiteren Verpressungsbewegungen sind weitere Preßfunktionen aus
dem Adapter dagegen nicht erforderlich.
[0017] Aus Figur 2 ist der Matrizentisch 8 sowie der Matrizenhalter 9 mit daran befindlicher
Matrize 10 ersichtlich. Der Matrizenhalter 9 ist mit der kompletten Werkzeugbestückung
in die Presse einschiebbar. Die Koppelverbindung zwischen den Preßkolben 1 bis 5
kann als gerade Kopplung bzw. über ein Bajonettsystem mittels einer 90°-Drehung
erfolgen. Die Lagezuordnung und Transportsicherung erfolgt über eine Hilfshalterung,
die nach der Koppelung entfernt wird. Die durch die Preß kolben 3 und 4 geführten
Unterstempel 11 bis 13 sind ungeklemmt und werden über die Matrize 10 positioniert
bzw. geführt. Die Oberstempel 14 und 15 sind geklemmt oder über eine Spezialführung
lageorientiert. Ein durch eine Reibsicherung gehaltener Kernstempel 16 wird nach der
Koppelung von unten über eine Hilfsachse 17 in Position gebracht oder über Schraubverbindung
nachträglich plaziert und befestigt. Die Preßkolben 1 bis 5 arbeiten innerhalb der
Presse als ein freischwebendes Werkzeugsystem, das durch die Ölsäulen der fünf Preßkolben
1 bis 5 eingespannt und bewegt wird.
[0018] Durch Mittenteilung des Matrizentisches 8 in eine Ober- und Unterhälfte, mit Anschluß
an je 2 Plungerkolgen für eine Tischhälfte, kann eine geteilte Matrize eingesetzt
werden. Durch Einsetzen einer geteilten Matrize können Hinterschneidungen am Preßteil
hergestellt werden.
[0019] Der vergrößerte Ausschnitt der Figur 3 zeigt die Preßwerkzeuge 11 bis 15 sowie das
zwischen ihnen verpreßte Preßteil 6.
[0020] Der in Figur 4 dargestellte Bewegungsablauf der Preßstempel während des Verbundpressens
zeigt unter Position I das Stadium des Einfüllens des Metallpulvers, unter Position
II den Preßvorgang selbst und unter der Position III die Freilegung des Preßteils.
Während des Preßvorganges, bei dem das eingefüllte Metallpulver verdichtet wird, bewegt
sich der Oberstempel 1a in Pfeilrichtung nach unten während die Matrize 2a in ruhendem
Zustand verharrt. Der Unterstempel 3a bewegt sich aus der während des Einfüllvorganges
gegebenen Position I nach oben, wie in Position II ersichtlich. Nach erfolgter Verpressung
verharren sowohl Oberstempel 1a sowie Unterstempel 3a in einer ruhenden Position während
die Matrize 2a, wie aus Position III ersichtlich, in Pfeilrichtung nach unten bewegt
wird. Das Preßteil 6 wird während dieses Vorganges freigelegt.
[0021] Für einen entsprechenden Bedarfsfall kann die Matrize 2a auch während des Gegenpressens
nach beiden Richtungen bewegt werden. Durch diesen Umstand kann gezielt eine Unter-
bzw. Oberpressung erreicht werden.
[0022] In Figur 5 ist eine mögliche Form eines verdichteten Preßteils dargestellt. Derart
ausgeformte Preßteile können durch einen Preßvorgang verdichtet werden, ohne daß der
Einsatz eines Adapters oder mehrere Preßvorgänge erforderlich wären. Die unterschiedlichen
Formen der Preßteile werden dabei durch die unterschiedlich positionierten und mit
unterschiedlichen Geschwindigkeiten gegeneinander beweglichen Preßstempel ermöglicht,
wobei die einzelnen Preßstempel über eine computergestützte numerische Bahnsteuerung
weggeregelt und zusätzlich drucküberwacht werden.
[0023] Aus Figur 6 sind Weggeber 61 bis 65 ersichtlich, die als Wegmeßsysteme arbeiten.
Die Wegregelung erfolgt dabei über eine computergestützte numerische Bahnsteuerung
für Werkzeugmaschinen. Weggeber 61 mißt dabei die relative Bewegung von Preßkolben
1 zum Pressenständer (Pressengehäuse) P, während Weggeber 62 die relative Bewegung
von Preßkolben 1 zu Preßkolben 2 mißt. Weggeber 63 mißt im unteren Bereich der erfindungsgemäßen
Presse die relative Bewegung von Preßkolben 3 zum Pressenständer P, während Weggeber
64 die relative Bewegung zwischen den Preßkolben 3 und 4 mißt. Weggeber 65 nimmt die
relative Bewegung zwischen Pressenständer P und dem Matritzentisch 8 ab.
[0024] In der Draufsicht der Figur 7 sind die Preßkolben 5 dargestellt, die auf den Matritzentisch
8 wirken. Da auch diese Pressenansicht ohne Werkzeuge dargestellt ist, sind aus der
Zeichnung desweiteren die Preßkolben 3 und 4 in einer Draufsicht ersichtlich.
1. Hydraulische Presse mit gegeneinander beweglichen Preßkolben, die durch zwei als
von oben wirkende Verbundpreßkolben und zwei als von unten wirkende Verbundpreßkolben
mit einem Mitteltischkolbensystem angeordnet sind, zur Verpressung und Formgebung
von Preßteilen aus feinkörnigen Stoffen, insbesondere aus Metallpulver, dadurch gekennzeichnet, daß in dieser als Preßwerkzeuge mehrere Ober- und Unterpreßstempel (11 bis 15)
und eine Matrize (10) vorgesehen sind, die sich unabhängig voneinander und relativ
zueinander mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten bewegen.
2. Hydraulische Presse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Preßstempel (11 bis 15) einen kurzen Werkzeugaufbau aufweisen und versetzt
in ihrer Werkzeugaufnahme gelagert sind.
3. Hydraulische Presse nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Presse mit bis zu fünf Preßkolben (1 bis 5) ausgestattet ist, die über eine
computergestützte numerische Bahnsteuerung für Werkzeugmaschinen weggeregelt und
drucküberwacht sind, wobei vier Preßkolben (1 bis 4) auf die Preßstempel (11 bis
15) wirken und ein Preßkolben (5), bestehend aus vier bzw. zwei Gleichlaufplungern,
auf die bewegliche Matrize (10) wirkt.
4. Hydraulische Pressen nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß sie über Wegmeßsysteme ohne eine festgelegte mechanische Bezugsbasis arbeitet.
5. Hydraulische Presse nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Preßstempel (11 bis 15) über ein Matrizenzwischenteil (9) und mit der Matrize
(10), die von der Form der Preßteile (6) abhängig ist, in die Presse eingegeben sind.
6. Verfahren zur Verdichtung von Preßteilen aus feinkörnigen Stoffen mittels einer
hydraulischen Presse gemäß den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Preßteil (6) durch Verbundpressen verdichtet wird, bei dem Ober- und Unterpreßstempel
im Verbund gegeneinander bewegt sind und während des Preßvorganges eine Matrize das
Preßteil (6) umschließt und dieses nach Abschluß des Preßvorganges freigelegt wird,
indem die Matrize bei feststehenden Ober- und Unterstempeln nach unten geführt wird.