[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung von Schleifkörpern mit
in ein Bindemittel eingebundenem, körnigen Schleifmittel, wie z.B. SiC, Korund, Al₂O₃
oder B₄C, wobei als Bindemittel Kunststoff und MgO und MgCl₂ eingesetzt werden.
[0002] Für die Herstellung von Schleifkörpern ist es bekannt, körnige Schleifmittel mit
Sorelzement, d.h. einem Magnesitbinder, welcher durch Verrühren von gebranntem Magnesit
(MgO) mit einer konzentrierten Magnesiumchloridlösung gebildet wird, zu versetzen
und die erhaltene Mischung in Formen trocknen zu lassen. Bei derartigen, ausschließlich
mit Sorelzement gebundenen Schleifkörpern bildet sich im Betrieb, insbesondere beim
nassen Schleifen, eine seifenartige Oberfläche und Bestandteile des Bindemittels
gehen auf Grund ihrer Wasserlöslichkeit beim Schleifen verloren. Die Standzeit derartiger,
ausschließlich mit Sorelzement gebundener Schleifkörper ist aus diesem Grund begrenzt,
und der Aufwand für die Herstellungszeit ist mit Rücksicht auf das Trocknen bei Umgebungstemperatur
beträchtlich.
[0003] Zur Verbesserung der Standzeit wurde bereits vorgeschlagen, Phenolharze den Gemischen
aus körnigen Schleifmitteln und Sorelzement beizumengen, wobei es bekannt ist, Phenolharze
in einer Menge von etwa 4 bis 10 Gew.-%, bezogen auf MgO, einzusetzen. Derartige,
mit Phenolharzen versetzte Ausgangsmischungen müssen in der Folge thermisch gehärtet
werden, und für das thermische Härten ist eine exakte Temperatursteuerung und ein
entsprechender Aufwand für die Härtungsöfen erforderlich. Für die Härtung muß sichergestellt
werden, daß vorgegebene Maximaltemperaturen nicht überschritten werden, und es muß
darüberhinaus der Temperaturanstieg in der Härtephase bzw. der Temperaturverlauf über
die Härtephase exakt in den jeweiligen Mischungsverhältnissen angepaßten Grenzwerten
gehalten werden. Mit einer derartigen thermischen Härtung lassen sich kürzere Herstellungszeiten
erzielen, so daß neben dem Vorteil einer verbesserten Standzeit auch eine Verkürzung
der Herstellungszeit möglich wird. Auf Grund der Erfordernisse einer exakten Einstellung
und Aufrechterhaltung der Temperaturen während des Härtungsprozesses kann es aber
zu Störungen im Härtungsverlauf kommen, und derartige Schleifkörper können brüchig
werden und vermindern dadurch das Ausbringen.
[0004] Die Erfindung zielt nun darauf ab, ein Verfahren zur Herstellung von Schleifkörpern
der eingangs genannten Art zu schaffen, welches ohne aufwendige Härtungsöfen durchgeführt
werden kann und bei welchem keinerlei kritische Bedingungen während des Abbindens
beachtet werden müssen, so daß der Anteil von Ausschuß bei der Produktion herabgesetzt
wird. Gleichzeitig zielt die Erfindung darauf ab, ein Produkt mit gegenüber einer
reinen Sorelzementbindung wesentlich erhöhter Standzeit zu schaffen, welches sich
gleichzeitig durch hohe Bruchfestigkeit auszeichnet. Zur Lösung dieser Aufgabe besteht
die Erfindung im wesentlichen darin, daß als Kunststoff Polycarbonsäuren eingesetzt
werden und daß die geformten Schleifkörper ohne Erwärmung durch Umsetzung der Polycarbonsäuren
mit Mg-Ionen abgebunden bzw. erhärtet werden. Dadurch, daß als Kunststoff Polycarbonsäuren
eingesetzt werden, kann die so erhaltene Mischung bei Umgebungstemperatur abbinden
bzw. erhärten, und es kann die aufwendige Ofensteuerung bzw. der aufwendige Ofen entfallen.
Dadurch, daß Polycarbonsäuren in der Regel wasserlöslich sind und als wäßrige Lösung
vor dem Erhärten vorliegen, ergibt sich eine gute Mischbarkeit mit den übrigen Komponenten
des Schleifkörpers, so daß eine bessere Homogenisierung und damit eine gleichmäßige
Festigkeit über den gesamten Querschnitt des Schleifkörpers sichergestellt wird. Das
Erhärten bzw. Abbinden erfolgt im Falle der Verwendung von Polycarbonsäuren durch
Salzbildung mit Magnesiumionen, wobei zusätzlich das Erhärten bzw. Abbinden durch
die Sorelzementbindung eintritt. Die Verbindung von Magnesiumionen und den Carboxylationen
der Polycarbonsäure führt hiebei zu einer besonders festen Bindung, da durch Entzug
von Magnesiumionen das Gleichgewicht der Lösung verlagert wird und das Ausmaß der
Übersättigung an Chloridionen zunimmt.
[0005] Mit Vorteil wird das erfindungsgemäße Verfahren so durchgeführt, daß Polycarbonsäuren
in Mengen von 0,5 - 10 Gew.-%, vorzugsweise etwa 5 Gew.-%, bezogen auf MgO, eingesetzt
werden, wodurch sich besonders hohe Endfestigkeiten und eine gute Bruchfestigkeit
ergeben.
[0006] Während des Abbindens bzw. Erhärtens ist, wie bereits oben erwähnt, die Temperaturführung
unkritisch und es kann ohne weiteres bei Umgebungstemperatur ohne Regelung bzw. Kontrolle
der Temperatur gearbeitet werden. In jedem Fall soll aber die Temperatur so geführt
werden, daß die Temperatur während des Abbindens bzw. Erhärtens unter 100°C, vorzugsweise
unter 60°C, gehalten wird, um auf diese Weise die Endfestigkeitseigenschaften nicht
zu beeinträchtigen. Bei entsprechend hohen Polycarbonsäureanteilen kann es zur Einhaltung
dieser Temperaturen notwendig werden für eine Kühlung Sorge zu tragen, um lokale Überhitzungen
während des Abbindens bzw. Erhärtens mit Sicherheit zu vermeiden.
[0007] In besonders vorteilhafter Weise wird das erfindungsgemäße Verfahren so durchgeführt,
daß MgO und MgCl in an sich bekannter Weise in Mengen von 25 - 35 Gew.-% eingesetzt
werden, wobei vorzugsweise MgCl₂ in wäßriger Lösung mit 30°Bé eingesetzt und die Polycarbonsäuren
in wäßriger Lösung mit einem Festkörperanteil von 25 - 35 Gew.-%, vorzugsweise 30
Gew.-%, eingesetzt werden. Eine derartige Einstellung der Anteile der jeweiligen Komponenten
der Mischung führt zu besonders homogenen und langlebigen Schleifkürpern, wobei die
Gefahr von Rißbildungen während des Abbindens bzw. Erhärtens vermieden wird.
[0008] Die Erfindung wird nachfolgend an Hand von Ausführungsbeispielen näher erläutert.
Beispiel 1:
[0009] 1,2 l einer 30%-igen wäßrigen Lösung einer Polycarbonsäure, welche einen pH-Wert
von etwa 8 aufweist und eine Säurezahl von 220 mg KOH/g besitzt, wurde mit 2000 cm³
einer Magnesiumchloridlösung mit 30° Bé versetzt. Dieser Mischung wurden 2,4 kg Korund
als Schleifmittel zugesetzt. Um Schleifsteine mit einer feiner Körnung zu erreichen,
wurde hiebei feingemahlender Korund mit einer Mahlzahl von 1200 eingesetzt. Zu dieser
Mischung wurden 2,4 kg homogenes Magnesiumoxid mit einer Reinheit von 75% zugesetzt.
Die Mischung wurde sofort nach dem Vermischen in geeignete Formen gegossen, und es
konnte bereits beim Vergießen eine Wärmetönung festgestellt werden, welche aus der
Abbindereaktion der Polycarbonsäure mit den Magnesiumionen und der Sorelzementbindung
resultierte. Die Formkörper wurden bei Raumtemperatur gelagert und nach 3 Tagen auf
ihre Eigenschaften untersucht. Nach 3 Tagen wies ein Testformkörper eine Druckfestigkeit
von 398 kp/cm² auf, eine Biegezugfestigkeit von 93,8 kp/cm² und eine Schwindung von
0,17 bis 0,19%. Die weitere Charge der so bereiteten Formkörper wurde weiter härten
gelassen, und es wurde ein weiterer Formkörper nach 7 Tagen untersucht. Nach 7 Tagen
wies der Formkörper eine Druckfestigkeit von 664 kp/cm², eine Biegezugfestigkeit von
rund 121,9 kp/cm² und eine Schwindung von 0,19% auf. Da diese Werte im Vergleich zu
einer üblichen Schleifscheibenmischung, welche lediglich auf der Basis von Sorelzement
hergestellt wurde, noch zu niedrig lagen, wurde die Schleifscheibenmischung weitere
3 Wochen unverändert stehengelassen. Nach einem Zeitraum von insgesamt 4 Wochen wiesen
die Schleifscheiben durchwegs Druckfestigkeiten im Bereich von 775 bis 785 kp/cm²
auf, eine Biegezugfestigkeit von 146 bis 149 kp/cm² und eine mittlere Schwindung von
0,16%.
[0010] Ein Vergleichsschleifkörper, welcher lediglich durch Vermischung von 2,4 kg Magnesiumoxid,
2,4 kg Korund und 2000 cm³ einer Magnesiumchloridlösung von 30° Bé hergestellt wurde,
wies zum selben Zeitpunkt eine Druckfestigkeit von 1000 kp/cm², eine Biegezugfestigkeit
von 140 kp/cm² auf und die Schwindung betrug 0,14%.
Beispiel 2:
[0011] In einem zweiten Versuch wurden Schleifkörper mit einer mittleren Körnung hergestellt,
wobei 1300 cm³ einer 30%-igen wäßrigen Lösung einer Polycarbonsäure eingesetzt wurden.
Die Polycarbonsäure hatte eine pH-Wert von etwa 8 und die Viskosität der wäßrigen
Lösung betrug 3 Pa.s bei 20°C. Die Lösung der Polycarbonsäure wurde mit 1935 cm³ einer
Magnesiumchloridlösung mit 30° Bé vermischt, und es wurden 3,6 kg gemahlener Korund
zugesetzt. Der Korund wies eine Mahlzeit von 220 auf. Die Mischung wurde mit 2,4 kg
80%-igem Magnesiumoxid vermischt und in Formen gegossen. Innerhalb der ersten 5 h
des Aushärtens wurde eine Wärmetönung von 38°C beobachtet. Die so gegossenen Schleifkörper
wurden wiederum nach 3 Tagen, 7 Tagen und 28 Tagen untersucht. Nach 3 Tagen wiesen
die Schleifkörper eine Druckfestigkeit von 405 kp/cm² auf, eine Biegezugfestigkeit
von 95,8 kp/cm² und die Schwindung betrug 0,16%. Nach 7 Tagen betrug die Druckfestigkeit
671 kp/cm², die Biegezugfestigkeit 124,6 kp/cm² und die Schwindung betrug 0,17%. Nach
28 Tagen (4 Wochen) wiesen die Schleifkörper eine Druckfestigkeit von 780 bis 791
kp/cm² auf, eine Biegezugfestigkeit von 147 bis 155 kp/cm² und die Schwindung betrug
0,18%.
Beispiel 3:
[0012] In einer analogen Verfahrensweise wurde versucht, Schleifkörper mit grobkörniger
Struktur herzustellen. Hiezu wurden 1300 cm³ der in Beispiel 1 beschriebenen Polycarbonsäurelösung
mit 1770 cm³ Magnesiumchloridlösung (30° Bé) vermischt und dieser Mischung wurden
4,8 kg Korund (Mahlzahl = 20) zugesetzt. Nach Zusatz von 2,4 kg Magnesiumoxid mit
85% Reinheit wurde die Mischung in Formkörper vergossen. Diese Formkörper wiesen nach
3 Tagen eine Druckfestigkeit von 391 kp/cm² und eine Biegezugfestigkeit von 91,2 kp/cm²
auf. Die Schwindung betrug 0,13%. Nach 7 Tagen wiesen die Schleifkörper eine Druckfestigkeit
von 659 kp/cm² und eine Biegezugfestigkeit von 119,8 kp/cm² auf. Die Schwindung betrug
0,16%. Nach 28 Tagen zeigten die grobkörnigen Schleifkörper eine Schwindung 0,16%.
Die Druckfestigkeit dieser Schleifkörper betrug 770 kp/cm² und die Biegezugfestigkeit
145,9 kp/cm².
[0013] Aus sämtlichen Beispielen kann man ersehen, daß es unter Zufügung von Polycarbonsäuren
zu der üblichen Schleifkörpermischung gelingt, Schleifkörper unterschiedlichster
Körnung herzustellen, welche durchwegs Biegezugfestigkeiten aufweisen, welche über
denjenigen liegen, welche übliche Schleifkörper, welche nur unter Ausnutzung der Sorelzementbindung
hergestellt wurden, liegen. Die Druckfestigkeiten derartiger unter Einsatz von Polycarbonsäuren
hergestellten Schleifkörper liegen durchwegs etwas unter denjenigen, welche lediglich
durch Einsatz von Sorelzement und Korund erhalten wurden. Jedoch wird trotz der etwas
geringeren Druckfestigkeit erwartet, daß die Standzeit derartiger, unter Einsatz
von Polycarbonsäuren hergestellter Schleifkörper über derjenigen von lediglich unter
Ausnutzung der Sorelzementbindung hergestellten Schleifkörper liegt, da die Wasserlöslichkeit
dieser, auf der Basis von Polycarbonsäuren hergestellten Schleifkörper deutlich herabgesetzt
ist. Die Schwindung der Schleifkörper, welche unter Einsatz von Polycarbonsäuren
hergestellt wurden, lag durchwegs im selben Rahmen wie diejenige der Schleifkörper
nach dem Stand der Technik.
1. Verfahren zur Herstellung von Schleifkörpern mit in ein Bindemittel eingebundenem,
körnigen Schleifmittel, wie z.B. SiC, Korund, Al₂O₃ oder B₄C, wobei als Bindemittel
Kunststoff und MgO und MgCl₂ eingesetzt werden, dadurch gekennzeichnet, daß als Kunststoff
Polycarbonsäuren eingesetzt werden und daß die geformten Schleifkörper ohne Erwärmung
durch Umsetzung der Polycarbonsäuren mit Mg-Ionen abgebunden bzw. erhärtet werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Polycarbonsäuren in Mengen
von 0,5 - 10 Gew.-%, vorzugsweise etwa 5 Gew.-%, bezogen auf MgO, eingesetzt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur während
des Abbindens bzw. Erhärtens unter 100°C, vorzugsweise unter 60°C, gehalten wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß MgO und MgCl
in an sich bekannter Weise in Mengen von 25 - 35 Gew.-% eingesetzt werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß MgCl₂ in
wäßriger Lösung mit 30°Bé eingesetzt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Polycarbonsäuren
in wäßriger Lösung mit einem Festkörperanteil von 25 - 35 Gew.-%, vorzugsweise Gew.-%,
eingesetzt werden.