[0001] Die Erfindung betrifft ein modulares, vernetztes Marine-FeuerleitSystem gemäss dem
Oberbegriff des Patentanspruches 1 sowie ein Verfahren zur Kompensation von Ausrichtfehlern
in einem solchen Marine-Feuerleitsystem gemäss dem Oberbegriff des Patentanspruches
10.
[0002] Der Einsatz von Feuerleitsystemen auf modernen Kampfschiffen ist mit der Schwierigkeit
verbunden, dass neben den durch den Schiffsbau bedingten Abweichungen und Gerätetoleranzen
der Zielsuch- und -folgeeinheiten sowie der Effektoren während dem Einsatz Verwindungen
und andere temporäre Verformungen durch die Bewegungen des Schiffes durch den Seegang,
Stampfschläge und durch das Manövrieren verursacht werden. So tritt z.B. eine Längsbiegung
in einer Vertikalebene und, falls das Schiff krängt oder die Wellen nicht rechtwinklig
schneidet, auch eine horizontale Biegung des Schiffrumpfs auf. Bei grösseren Seestärken
von 8-9 können durch Stampfschläge auch plastische, also bleibende Verformungen auftreten.
Solange es sich um kleine Kampfboote mit nur einem Geschütz und einem Radar handelt,
sind diese Schiffsbewegungen nicht von grös serer Bedeutung. Auf grösseren Schiffen,
bei starkem Seegang oder schnellen Manövern können solche Bewegungen jedoch zu erheblichen
Hüben führen, was die geometrische Ausrichtung zwischen den Effektoren und den Zielsuch-
und -folgeeinheiten (den Sensoranlagen) stark beeinträchtigt und beim Richten der
Effektoren aufgrund der von den Sensoren ermittelten Zieldaten Fehler ergibt. Dabei
fallen diese Probleme um so mehr ins Gewicht, je grösser die Distanz zwischen Sensoren
und Waffen ist.
[0003] Insbesondere bei grossen und modernen Kampfschiffen wird heute eine Mehrzahl von
Effektoren (Werfern, Geschützen) eingesetzt, die durch ein oder mehrere Zielvermesssysteme
gesteuert werden. Diese Anlagen sind über das ganze Schiff verteilt und weisen somit
untereinander verhältnismässig grosse Abstände auf. Damit steigt das Bedürfnis nach
genauer Ausrichtung und Kompensation von Ausrichtfehlern unter Bedingungen der beschriebenen
Art; das kann auch dazu führen, dass entsprechende Vorkehrungen gar zur Notwendigkeit
werden um, eine hinreichende Genauigkeit des Feuerleitsystemes zu erreichen.
[0004] Die nachfolgenden Ausführungen bezüglich der Aufgabenstellung sowie die Beschreibung
der Erfindung werden weitgehend anhand von Beispielen mit Geschützen und Radarsystemen
erläutert, haben aber gleichermassen Gültigkeit für andere Effektoren und Zielvermesssysteme
mit anderen Sensoren wie namentlich elektrooptische Zielfolgeeinheiten.
[0005] Normalerweise sind Effektoren und Zielsuch- und -folgeeinheiten in Subsysteme gegliedert,
wobei beispielsweise pro Subsystem ein Radar und zwei durch diesen gesteuerte Geschütze
vorhanden sind. Diese Subsysteme sind in relativ kleinen Distanzen zueinander und
auf "Einheitsplattformen" angeordnet, so dass die Anordnung als quasistarr betrachtet
werden kann. Im Gefecht, aber auch durch Revisionsarbeiten oder Materialdefekte, können
bei einzelnen Geräte-Einheiten Ausfälle entstehen, welche die Einsatzbereitschaft
des entsprechenden Subsystems herabsetzen oder es ganz ausfallen lassen. An sich wäre
es dann wünschenswert, Module verschiedener Subsysteme zu koppeln und die theoretische
passive Redundanz des Gesamtsystems zu nutzen. Hier zeigt sich, dass Anforderungen
an die Fehlerkompensation zu stellen sind, welche herkömmliche Systeme nicht mehr
erfüllen können.
[0006] In der Vergangenheit wurden verschiedene Anstrengungen unternommen, um den vielfältigen
Problemen bei Marine-Feuerleitsystemen wenigstens teilweise beizukommen. Aus der DE-Offenlegungsschrift
Nr. 3150895 ist ein Kampfschiff bekannt, bei welchem mittels elektronischer Steuergeräte,
welche die Bettungsfehler der einzelnen Anlagen gespeichert haben, über die Steuersignale
diese statischen Fehler auskorrigiert werden. Durch die Berücksichtigung der Ausricht-
bzw. Bettungsfehler kann die Genauigkeit des Feuerleitsystems zwar verbessert werden,
doch bleiben die durch die Schiffsbewegung während des Einsatzes verursachten dynamischen
Fehler unberücksichtigt. Teilweise sind die Anlagen gemäss dieser Schrift zwar durch
Leitungen miteinander verbunden, doch treten bei der Steuerung von Anlagen, welche
nicht auf einer gemeinsamen Einheitsplattform angeordnet sind, durch dynamische Biegeffekte
grosse Abweichungen zwischen Radar und Geschützen auf, die nicht tolerierbar sind.
Trotz der Verbindungsleitungen ist jedoch in keiner Weise ein Gesamtsystem mit Ausnutzung
der passiven Redundanz verwirklicht.
[0007] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Anordnung und ein Verfahren für ein
modulares, vernetztes Marine-Feuerleitsystem zu schaffen. so dass sowohl statische
und quasi-statische als auch dy namische Abweichungen zwischen Effektoren und Zielsuch-
und-folgeeinheiten kompensiert werden, ferner eine hohe Genauigkeit und mittels einem
effizienten Sicherheits- bzw. Steuersystem eine Optimierung der Einsatzbereitschaft
des gesamten Feuerleitsystems und eine grosse Betriebssicherheit erzielt werden können.
Damit wird es möglich, die Redundanz des Gesamtsystems in den Betriebsverlauf mit
einzubeziehen.
[0008] Diese Aufgabe wird durch die im kennzeichnenden Teil des Patentanspruches 1 bzw.
10 genannten Merkmale gelöst.
[0009] Das erfindungsgemässe Marine-Feuerleitsystem enthält vorzugsweise mehrere selbständige
Subsysteme mit je einer Radareinheit und mindestens einer Geschützeinheit. Daneben
ist es möglich, die einzelnen Gerätemodule derart miteinander zu vernetzen, dass mehrere
Radarmodule und Geschützmodule je miteinander verbunden sind oder das ganze Feuerleitsystem
eine einzige, komplex vernetzte Einheit bildet. Die Subsysteme sind derart miteinander
vernetzt, dass beim Ausfall einer Radareinheit der Radar eines anderen Subsystemes
dessen Funktion innert kürzester Zeit übernehmen kann, so dass dank der Nutzung der
passiven Redundanz des Systems eine hohe Betriebssicherheit des Gesamtsystems gewährleistet
ist. Durch diese Vernetzung und eine entsprechende Steuerung bei einem Geräteausfall
kann die Einsatzbereitschaft des gesamten Feuerleitsystems optimiert werden.
[0010] Die innerhalb der Subsysteme zwischen den Radar- und Geschützeinheiten vorhandenen,
konstruktionsbedingten Ausrichtfehler können als quasi-statisch betrachtet werden
und werden bei der Geschütz-Steuerung berücksichtigt. Diese der Konstruktion inhärenten
Abweichungen der Lage bzw. der Gerätegeometrie ändern sich nur langsam, d.h. in Zeiträumen
von Wochen, so dass vorzugsweise ein in regelmässigen Abständen durchgeführtes Ausrichtverfahren
zur Bestimmung der Abweichparameter verwendet wird. Sofern die Einheiten eines Subsystems
in geringem Abstand voneinander auf dem Schiffsrumpf angeordnet sind, treten selbst
bei hohem Seegang nur geringe Relativ-Bewegungen auf, so dass in den meisten Fällen
bereits eine Kompensation der statischen Fehler zu einer angemessenen Genauigkeit
führt. Die dynamischen Fehler können demnach innerhalb eines Subsystems vernachlässigt
werden. Das gleiche gilt für sehr nahe beieinander liegende Geräteeinheiten verschiedener
Subsysteme, was insbesondere bei einheitlicher Vernetzung des Feuerleitsystems von
Bedeutung ist.
[0011] Das durch die Vernetzung der Subsysteme ermöglichte Zusammenwirken von Geschützeinheiten
mit einem Radar, der einem anderen Subsystem angehört, bringt es jedoch im allgemeinen
mit sich, dass grössere Distanzen zwischen den entsprechenden Einheiten liegen. Dadurch
gewinnen die durch Schiffsbewegungen verursachten dynamischen Fehler grosse Bedeutung
und erforden eine Kompensation durch ein entsprechendes Ausrichtverfahren. Zu diesem
Zweck wird vorzugsweise jedes Subsystem, gegebenenfalls jedes Gerätemodul mit einem
Messmittel versehen, welches die schnellen Bewegungen dieses Subsystems bzw. des Gerätemoduls
ermittelt. Die Verarbeitung dieser Bewegungsdaten erlaubt es, die dynamischen Lageänderungen
zwischen den Subsystemen bzw. Geräten im Betrieb zu berücksichtigen. Die durch die
statischen Abweichungen bedingten Fehler können aus den innerhalb der Subsysteme bekannten
Abweichparametern sowie der ausgemessenen gegenseitigen Lage der Subsysteme bestimmt
und zusammen mit den dynamischen Abweichwerten ebenfalls berücksichtigt werden.
[0012] Ausführungsbeispiele des erfindungsgemässen Systems sowie des Verfahrens sind anhand
folgender Figuren näher erläutert:
Fig. 1 zeigt in schematischer Darstellung ein Beispiel eines modularen, vernetzten
Feuerleitsystems mit drei Subsystemen.
Fig. 2A und 2B zeigen eine Gegenüberstellung der prinzipiellen Konzepte zur Erfassung
der Ausrichtfehler innerhalb eines Feuerleitsystems.
Fig. 3A und 3B zeigen Ausführungsbeispiele für die Vernetzung der einzelnen Module
und Subsysteme.
Fig. 4 zeigt eine Übersicht des erfindungsgemässen Verfahrens
Fig. 5A und 5B zeigen in schematischer Darstellung den Verfahrensablauf zur Korrektur
von dynamischen Ausrichtfehlern.
1. Konzept eines komplex vernetzten Systems
[0013] Um auf einem Kampfschiff eine optimale Feuerbereitschaft und Treffgenauigkeit zu
erhalten, strebt die vorliegende Erfindung eine Optimierung des Gesamtsystems an.
Es werden nicht die einzelnen Gerätegruppen, d.h. bspw. ein Radar mit zwei Geschützen,
losgelöst vom Gesamtsystem betrachtet sondern vielmehr als Teil von letzterem behandelt.
Um ein entsprechendes Funktionsprinzip zu realisieren, wird das Feuerleitsystem in
umfassender Weise vernetzt. Das Feuerleitsystem gemäss der Erfindung besteht vorzugsweise
aus mehreren selbständigen Subsystemen mit je einer Radareinheit und einem oder mehreren
Geschützen. Figur 1 zeigt ein Beispiel einer solchen Anordnung mit drei Subsystemen
SS1 bis SS3 mit jeweils Modulen GMi und TMi. Selbständigkeit bedeutet in diesem Zusammenhang,
dass die Gerätemodule innerhalb eines Subsystems SSi ohne zusätzliche Daten oder Steuerparameter
anderer Subsysteme zusammenwirken und somit auch losgelöst vom Gesamtsystem eingesetzt
werden können. Obwohl im folgenden die erfindungsgemässe Vorrichtung und das Verfahren
im wesentlichen anhand eines Ausführungsbeispiels mit einzelnen Subsystemen beschrieben
wird, so ist zu betonen, dass auch andere Vernetzungen der einzelnen Gerätemodule
möglich oder für spezielle Anwendungen sogar vorzuziehen sind. Selbstverständlich
ist das erfindungsgemässe Verfahren nicht auf Geschütz- und Radarmodule beschränkt,
sondern kann auch im Zusammenhang mit anderen Effektoren und Zielerfassungsvorrichtungen,
bspw. Lenkwaffen und optischen Zielerfassungseinrichtungen, oder anderen Vorrichtugen
verwendet werden.
[0014] Das Erfindungsziel liegt darin, ein Feuerleitsystem möglichst grosser Zuverlässigkeit
und Genauigkeit zu schaffen. Dazu sind gemäss dem erfinderischen Gedanken die einzelnen
Module des Systems in geeigneter Weise vernetzt, so dass eine passive (oder in Spezialfällen
aktive) Redundanz des Systems nicht nur erreicht, sondern auch genutzt wird. Gleichzeitig
werden Mess- und Regelvorrichtungen vorgesehen, welche sowohl statische, quasi-statische
als auch dynamische Fehler bei der Steuerung auskorrigieren können, was - wie weiter
unten ausgeführt wird - Voraussetzung für eine adäquate Systemgenauigkeit ist. Um
die Einsatzbereitschaft des Feuerleitsystems überwachen und optimieren bzw. die durch
die Vernetzung realisierte Flexibilität des Systems ausnutzen zu können, wird ein
Sicherheits-bzw. Steuersystem vorgesehen. Dabei kann sowohl eine hinweisende Sicherheitstechnik
als auch eine Selbstüberwachung des Systems angewandt werden. Da das Sicherheitssystem
mindestens eine zentrale Überwachungs- bzw. Steuereinheit SCU (system-control-unit)
aufweisen muss, werden vorzugsweise, zur Erhöhung der Sicherheit, mehrere unabhängige,
prinzipverschiedene Schutzsysteme angewandt. Diese Überwachungseinheit SCU ist über
gemeinsame oder durch separate Datenleitungen (gestrichelte Linien in Figur 1) mit
allen Modulen verbunden und kontrolliert die Einsatzbereitschaft und das Zusammenwirken
der einzelnen Module TMi und GMi.
[0015] Sowohl die Zielerfassungsmodule TMi als auch die Effektormodule GMi sind vorzugsweise
als leicht auswechselbare Einheiten ausgeführt, was einen relativ leichten und exakten
Einbau ermöglicht. Dieses Konzept erlaubt auf einfachste Weise auch ein nachträgliches
Umrüsten älterer Kampfschiffe verschiendener Modelle. Über eine gemeinsame Datenleitung
5 sind die Radarmodule TMi jeweils mit den Subsysteminternen Datenleitungen 6-8 der
anderen Subsysteme SSi verbunden.
[0016] Es ist speziell darauf hinzuweisen, dass die Begriffe "vernetzt" und "verbunden"
im Rahmen der Erfindung als funktionelle Begriffe zu verstehen sind. Es ist deshalb
nicht notwendig bzw. es kann für spezielle Ausführungsformen nützlich oder sogar erforderlich
sein, dass die "Verbindungen" nicht physisch mittels elektrischer Leitungen ausgeführt
sind. Vielmehr kann die Vernetzung auch über Funk oder andere Datenübermittlungssysteme
gewährleistet werden. Dabei ist besonderes Gewicht auf eine funktionssichere Übertragung
zu legen. Verkabelte Systeme sind in dieser Hinsicht vorteilhaft. Durch eine redundante
Vernetzung wird die Betriebssicherheit zusätzlich gesteigert.
[0017] Die prinzipielle Vernetzung eines solchen Feuerleitsystems ist aus Figur 1 ersichtlich
Die Mess- und Regeldaten, welche zur Berücksichtigung der Abweichung bezüglich gegenseitiger
Ausrichtung benötigt werden, sind über ein Datennetz 5-8 verfügbar. Das Sicherheitssystem
SCU ist seinerseits über ein zweites Datennetz 10 mit den einzelnen Modulen verbunden.
Über dieses Datennetz 10 sind Daten über Feuerbereitschaft, Störungen (bspw. Erschütterungen,
Defekte, usw.), Genauigkeit der Module etc. verfügbar und gleichzeitig dient es als
Datennetz für die Steuerdaten der SCU. Selbstverständlich können die beiden Datennetze
5-8, 10 auch als einheitliches Netz ausgeführt werden. Die der SCU zur Verfügung gestellten
Daten bieten die Entscheidungs- bzw. Berechnungsgrundlage für eine Optimierung der
jeweils realisierten Verbindungen der Module.
11. Vernetzung für die Kompensation der Ausrichtfehler
[0018] Zentral für die Erfindung ist die Kompensation eines möglichst grossen Teils der
Ausrichtfehler der Module. In Figur 2A und 2B sind schematisch zwei Methoden zur Berücksichtigung
der Ausrichtfehler innerhalb eines Feuerleitsystems dargestellt. Die folgenden Ausführungen
beziehen sich auf ein System mit N Subsystemen und M Effektormodulen (Geschütze, [GM]),
wobei jedes Subsystem ein Zielerfassungsmodul (Radar, [TM]) aufweist. Die Kompensationsparameter
bzw. Korrekturvektoren zum Ausgleich der Ausrichtfehler zwischen den Subsystemen sind
mit Ujj, diejenigen innerhalb eines Subsystems mit e
i bezeichnet. Die Methode gemäss Figur 2A erfasst die Ausrichtfehler innerhalb eines
Subsystems und zwischen den einzelnen Subsystemen. Die Gesamtzahl der zu berücksichtigenden
Korrekturvektoren und U
ij beträgt
Z1 = M + N.(N-1)/2.
Soll beispielsweise das Radarmodul TM
1 die Steuerung des Geschützmoduls GMs übernehmen, so ist der Korrekturvektor gleich
U
1+ V
35. Die zweite Methode gemäss Figur 2B erfasst die Korrekturvektoren zwischen sämtlichen
Radarmodulen TMi und Geschützmodulen GMi. Die Gesamtzahl der Korrekturvektoren beträgt
Z2 = MON.
[0019] Möglichkeiten zur entsprechenden Vernetzung der Module sind in den Figuren 3A und
3B dargestellt. Dabei ist ein gemeinsamer Datenbus 5 vorgesehen, der mit den einzelnen
Modulen verbunden ist. Aus diesen Figuren ist ebenfalls der Datenfluss ersichtlich,
wobei die gestrichelten Verbindungen den Datenfluss zeigen, wie er bei Störungen in
einem Subsystem erfolgt. Bei beiden Ausführungsvarianten sind dezentrale Rechnereinheiten
COMP vorgesehen, welche der Auswertung der durch die Sensoren SENS gelieferten Daten
dienen. In Figur 3A ist zudem eine zusätzliche Rechnereinheit COMP 0 zur Bestimmung
der Ausrichtfehler zwischen den einzelnen Subsystemen vorgesehen. Wie aus diesen Darstellungen
ersichtlich ist, enthalten alle Module selbständige Rechnereinheiten. Die Verteilung
der Rechenlast auf die einzelnen Computer kann je nach Anwendung variieren. Vorzugsweise
werden den Geschützmodulen nur Korrekturdaten geliefert, die durch die zugeordneten
Rechnereinheiten ausgewertet werden, d.h. die eigentlichen Kompensationsdaten für
die Steuerung der Geschütze werden durch die Rechnereinheiten der Geschütze bestimmt.
Die beiden Methoden der Fehlerkorrektur unterscheiden sich hinsichtlich Redundanz,
Zuverlässigkeit zwischen oder innerhalb der Subsysteme, Rechenaufwand und Belastung
der einzelnen Rechnereinheiten COMP und weiterer Faktoren, so dass je nach den gegebenen
Anforderungen die eine oder andere Variante gewählt werden kann. Wie leicht ersichtlich
ist, eignet sich das Prinzip gemäss Figur 3B insbesondere zur Erzielung einer aktiven
Redundanz.
111. Arten und Berücksichtigung der Ausrichtfehler
[0020] Art und Weise der Vernetzung und Einrichtungen zur Fehlerkorrektur, bspw. notwendige
Sensoren, stehen dabei in einem engen Zusammenhang. Ein modulares, vernetztes System
kann nur sinnvoll eingesetzt werden, wenn bei der Verbindung beliebiger Module noch
eine hinreichende Präzision gewährleistet ist, die wiederum von folgenden Störfaktoren
abhängig ist:

[0021] Um eine exakte Steuerung bzw. Ausrichtung der einzelnen Effektoren zu erreichen,
müssten grundsätzlich alle gegenseitigen Bewegungen der Zielachsen von Radar und Geschütz
berücksichtigt werden, d.h. Störfaktoren der Typen 2, 4, 6, sowie sämtliche statischen
und quasi-statischen Störeffekte der Typen 1, 3, 5. Dadurch wären eine Vielzahl von
Abweichungen zu berücksichtigen, wobei der Schaltungs-, Vernetzungs-und Rechenaufwand
im Hinblick auf den praktischen Einsatz zu gewissen Einschränkungen führen muss. Aus
diesem Grund werden bei dem erfindungsgemässen Verfahren vorzugsweise gewisse, für
den praktischen Einsatz nur unbedeutende Ausrichtfehler vernachlässigt und nicht kompensiert.
Im wesentlichen kann zwischen zwei unterschiedlichen Ausrichtfehlern unterschieden
werden. Gemäss vorstehender Übersicht treten einerseits konstruktionsbedingt zwi sehen
den einzelnen Einheiten der Subsysteme sowie in der gegenseitigen Lage der Subsysteme
statische bzw. quasi-statische Fehler auf, welche sich nur langsam, d.h. in Zeiträumen
von Tagen und Wochen, verändern. Solche Veränderungen der Schiffs- bzw. Gerätegeometrie
entstehen beispielsweise durch Be- und Entladen des Schiffes, durch Fremdeinwirkung
wie Auflaufen, Anstossen, starke Erschütterungen und starken Seegang sowie Alterung
des Materials etc. Ausserdem weisen alle mechanischen Teile, Geräteeinheiten, etc.
Bettungs- und Fertigungstoleranzen auf. Andererseits werden durch Seegang und durch
Schiffsmanöver dynamische Fehler verursacht, welche zu gegenseitigen Bewegungen und
kurzzeitigen elastischen Verformungen führen und normalerweise im Bereich von bis
zu ca. 5 Hz liegen. Sowohl die statischen als auch die dynamischen Fehler treten innerhalb
der einzelnen Module, innerhalb eines Subsystemes sowie zwischen den verschiedenen
Subsystemen auf und überlagern sich gegenseitig. Durch entsprechende Sensoren und
rechenmässiger Auswertung dieser Messresultate sowie bekannter Korrekturdaten, Gerätekorrekturwerte,
Offsetwerte, etc., werden durch das erfindungsgemässe Verfahren Ausrichtfehler der
Typen 1 und 3, 4, 5 und 6 berücksichtigt. Die dynamischen Fehler innerhalb der einzelnen
Module würden zusätzliche Sensoren und Auswerteinheiten erfordern, wobei die entsprechenden
Korrekturen innerhalb der Module selbst vorgenommen würden.
A. Kompensation statischer und quasistatischer Ausrichtfehler
[0022] Im folgenden sollen Beispiele möglicher Sensoren und Auswertverfahren zur Bestimmung
der Korrekturdaten beschrieben werden. Die Eigen-Parameter der Radar- und Geschützmodule7
bzw. die Messwerte der installierten Einheiten werden in üblicher Weise ausgemessen
und gespeichert. Die durch Fertigungstoleranzen und durch die Montage bedingten Ausrichtfehler
unterliegen nur geringen zeitlichen Schwankungen und können als quasi-statisch betrachtet
werden. Die Mög lichkeiten einer mechanischen Korrektur von Abweichungen der gegenseitigen
Ausrichtung von verschiedenen Modulen, insbesondere -solcher in verschiedenen Subsystemen,
sind jedoch nur beschränkt und ein Auskorrigieren von Fertigungs- und Montagetoleranzen
mittels lediglich mechanischen Massnahmen führt nur zu unbefriedigenden Resultaten.
Dabei ist es insbesondere nicht möglich, bspw. ein Geschützmodul mechanisch gleichzeitig
auf verschiedene Radarmodule abzugleichen. Wenn ein Geschützmodul durch ein Radarmodul
eines anderen Subsystems gesteuert werden soll, muss berücksichtigt werden, dass der
Schiffsrumpf trotz seiner über längere Zeit quasi-statischen Geometrie einen regelmässigen
gegenseitigen Abgleich der Module erfordert.
[0023] Für die Bestimmung der quasistatischen Ausrichtfehler wird vorzugsweise nach der
Installation des Feuerleitsystemes ein regelmässig, einfach wiederholbarer Abgleich
durchgeführt. Hierzu besitzen die einzelnen Module je einen Zielerfassungssensor,
welcher ein Messziel mit einer Genauigkeit von wenigen Zehntel Winkelminuten erfassen
kann. Durch das gleichzeitige Verfolgen eines Messzieles durch ein Geschützmodul und
ein Radarmodul kann durch Vergleich der gemessenen Werte die Abweichung der durch
den Radar ermittelten Steuerwerte zur korrekten Ausrichtung des Geschützmodules bestimmt
und ebenfalls gespeichert werden. Vorzugsweise werden mehrere Messungen durchgeführt,
wobei ein bewegliches Messziel, beispielsweise ein Helikopter mit einem Zielkörper,
eingesetzt wird. Eine Überprüfung und erneutes Speichern dieser derart bestimmten
Kompensationsparameter wird deshalb nur von Zeit zu Zeit, in Zeiträumen von Tagen
oder Wochen, erforderlich. Ein solches Verfahren zur Bestimmung der Kompensationsparameter
für die statische Fehlerkorrektur geht beispielsweise aus der CH-Patentanmeldung 01
881/87-7 hervor. Die gespeicherten Kompensationsparameter werden im Betrieb beim Ausrichten
der Geschützmodule elektronisch oder rechnerisch ausgewertet und die Steuerdaten für
die Geschütze entsprechend korrigiert.
B. Kompensation dynamischer Ausrichtfehler
[0024] Für die Bestimmung der dynamischen, durch Schiffsbewegungen, Erschütterungen, etc.
verursachten Ausrichtfehler wird ein Deformationsmesssystem [DMS] vorgesehen. Dazu
ist vorzugsweise in jedem Gerätemodul GMi, TMi ein Sensor enthalten. Es ist günstig,
die Geräteeinheiten innerhalb eines Subsystems derart auf dem Schiff anzuordnen, dass
ihre gegenseitige Lage durch Schiffsbewegungen praktisch nicht beeinflusst wird. Dies
kann durch Versteifungen des Schiffsrumpfes bzw. einem einheitlichen "Fundament" in
diesem Bereich und durch möglichst kleine Distanz zwischen den Geräteeinheiten erreicht
werden. Unter Umständen kann durch diese Massnahme erreicht werden, dass die Subsysteme
für sich bezüglich dynamischen Abweichungen als starr bzw. die Bewegungen der einzelnen
Module als identisch betrachtet werden können und nicht jedes Modul mit einem Sensor
ausgerüstet werden muss, sondern jedes Subsystem nur einen gemeinsamen Sensor enthält.
Meistens wird die Kostenbetrachtung darüber entscheiden, welchen Vorkehrungen, Versteifung
oder zusätzliche Sensoren, der Vorzug gegeben wird. Keinesfalls soll jedoch das Problem
der komplexen Vernetzbarkeit das Vorgehen limitieren, da es ja gerade im Gedanken
der Erfindung liegt, komplexe Vernetzungen operabel zu machen.
[0025] Die Sensoren dieses DMS messen die Drehgeschwindigkeiten und die linearen Beschleunigungen.
Die Resultate der Messungen werden vom zugehörigen Rechner vorzugsweise in einem (nordorientierten)
Horizontsystem E
H aufbereitet und dargestellt. Die Sensoren liefern also kontinuierlich die für die
Bestimmung der Lage notwendigen Parameter. Dabei werden in bekannter Weise Strapdown-Sensorblöcke
mit entsprechenden Messeinrichtungen verwendet. Zu diesem Zweck ent halten diese Sensorblöcke
vorzugsweise drei Beschleunigungsmesser und mindestens zwei (gefesselte) Kreisel.
Die Beschleunigungsmesser liefern dabei die Information über die linearen Verschiebungen
der jeweiligen Einheiten und die Kreisel die entsprechende Information über rotatorische
Bewegungen. Es ist offensichtlich, dass zur Bestimmung der Kompensationsparameter
beliebige, auf Beschleunigung oder Winkelgeschwindigkeit der auszuwertenden Einheiten
bezogene, kinematischen Daten verwendet werden können. Diese mittels Sensoren gemessenen
Daten werden durch einen geeigneten Algorithmus ausgewertet und vorzugsweise als Kompensations-
Matrix A
ij erfasst, welche die relative Verdrehung zweier Geräteeinheiten zueinander in Form
kleiner Kardanwinkel angibt.
[0026] Die Kompensations-Matrix A
;j enthält die Information über den Ausrichtfehler zwischen den Einheiten i und j und
ermöglicht die Kompensation dieses Fehlers, indem der jeweilige Steuervektor zur Steuerung
eines Geschützmoduls j durch ein Radarmodul i, welcher die Daten für die Ausrichtung
des Geschützes auf das Ziel enthält, unter Berücksichtigung dieser Kompensations-Matrix
A
ij bestimmt wird. Bei der Steuerung eines Geschützmodules durch das entsprechende Radarmodul
können mittels dieser Kompensations-Matrix A
ij die dynamischen Ausrichtfehler auskorrigiert werden. Da allerdings die durch die
Beschleunigungsmesser bzw. Kreisel gemessenen Werte jeweils sowohl durch die rotatorischen
als auch die translatorischen Bewegungen beeinflusst werden und demnach eine gegenseitige
Abhängigkeit besteht, erfordert die Berechnung der Kompensations-Matrix A
ij einen nicht unerheblichen Rechenaufwand.
[0027] Ein Algorithmus zur Bestimmung der Kompensationsparameter kann beispielsweise unter
Verwendung eines Kalman-Filters durchgeführt werden, indem als Eingangsgrössen die
Winkelinkremente der entsprechenden Einheiten sowie deren Geschwindigkeitsinkremente
ver wendet werden. Die prinzipielle Funktionsweise eines solchen Algorithmus ist beispielsweise
in der Schrift "Kalman Filter Formulations for Transfer Alignment of Strapdown Inertial
Units" [Schneider, Alan M. in: Navigation, Journal of the Institute of Navigation,
Vol. 30, No. 1, Spring 1983] aufgezeigt. Die einzelnen Messperioden zur Bestimmung
der Winkel- und Geschwindigkeitsinkremente betragen bspw. 20 msec. Der mit einem Algorithmus
unter Verwendung eines Kalman-Filters verbundene Rechenaufwand kann wesentlich vermindert
werden, indem der Algorithmus ein Filterverfahren verwendet, bei welchem mittels der
Messdaten der Beschleunigungsmesser die Messwerte der Kreisel gefiltert werden (vgl.
Kapitel IV.A.). Ein solcher Algorithmus erlaubt beispielsweise bei einer Übernahme
der Steuerung eines Geschützes durch ein anderes Radarmodul äusserst kurze Einschwingzeiten
von ca. 3 Minuten.
[0028] Vorzugsweise werden im Rahmen des erfindungsgemässen Verfahrens für das DMS folgende
Daten bestimmt:
a) stationäre bzw. quasi-stationäre Eingangswerte
- Azimut-Ausrichtabweichung zwischen den Sensorblöcken
- Parallaxe zwischen den Sensorblöcken
b) dynamische Messwerte
- die lineare Beschleunigung won ΣD bezüglich Σ1 jedes Sensorblocks
- die Winkelgeschwindigkeit won ΣD bezüglich Σ1 jedes Sensorblocks
c) Ausganswerte (dynamisch, bandbegrenzt)
- relative Verdrehung zwischen den Sensorblöcken (kleine Kardanwinkel)
[0029] Wird ausserdem die Lage von L
D in L
H angegeben, werden zusätzlich die Navigationsparameter benötigt für die Beziehung
zwischen Σ
D und F
H.
[0030] Dabei bezeichnet L
D ein schiffsbezogenes und E
H ein erdoberflächenbezogenes kartesisches Koordinatensystem (mit Zentrum im Schiffs
deck und einer gegen die Erdmitte gerichteteten Achse). Σ
1 ist ein inertielles Koordinatensystem (mit Zentrum in der Erdmitte).
[0031] Die Werte der Kompensationsmatrix A
ij werden in Analogie zur Berechnung statischer Korrekturmatrizen bestimmt. Der Auswertungsalgorithmus
zur Bestimmung der Kompensationsmatrix A
ij zwischen zwei Sensoren i und j erfordert vorzugsweise als Eingangsgrössen die Winkelinkremente,
d.h. die Integrale der Winkelgeschwindigkeit über eine bestimmte Messperiode (bspw.
20 msec), die Geschwindigkeitsinkremente, d.h. die Integrale der translatorischen
Geschwindigkeiten in einer entsprechenden Messperiode, und die (stationären) Azimut-Ausrichtabweichungen
sowie die Parallaxen-Vektoren zwischen den Sensoren. Diese Eingangsgrössen werden
mittels eines Computers oder dezentraler Rechnereinheiten in Echtzeit ausgewertet,
so dass pro Messperiode die Ausrichtfehler-Winkel um die Achsen des Bezugssystems
als Korrekturdaten vorliegen. Die Auswertung erfolgt bspw. mit einer Taktfrequenz
von 50 Hz.
IV. Verfahren zur Optimierung der Einsatzbereitschaft und Genauigkeit des Feuerleitsystems
[0032] Figur 4 zeigt eine schematische Übersicht über das erfindungsgemässe Verfahren im
Zusammenhang mit dem oben beschriebenen Ausführungsbeispiel mit selbständigen Subsystemen,
deren Radarmodule die Steuerung von Geschützmodulen anderer Subsysteme übernehmen
können oder diesen die Daten zur Verfügung stellen, die für die Ausrichtfehler-Korrektur
notwendig sind. Die Blöcke A bis C beziehen sich auf die Erfassung der notwendigen
Korrekturdaten. Erfasst werden die statischen (A) quasistatischen (B) und dynamischen
(C) Abweichungen. Diese Daten werden zentral oder dezentral durch Recheneinheiten
ausgewertet (D). Dies erfolgt durch Bestimmung der Kompensationsparameter, unter anderem
der Korrekturmatrizen A
ij, wobei letztere grundsätzlich nur für die jeweils gekoppelten Gerätemodule bestimmt
werden müssen. Durch eine permanente Überwachung des Systemzustandes wird durch Steuerung
der Vernetzung der einzelnen Module bzw. Subsysteme (E, F) eine optimale Einsatzbereitschaft
erreicht. Die berechneten Werte werden als Ausrichtdaten während des Einsatzes berücksichtigt
(G).
[0033] Da bereits kleine Abweichungen der Sensoren Einfluss auf die Kompensationsparameter
nehmen, muss der Zeitstabilität dieser Sensoren Beachtung geschenkt werden. Die Beschleunigungsmesser
stützen die Kreiselmessung bezüglich Drift in zwei Achsen. Da die Lotachse aus physikalischen
Gründen nicht gestützt werden kann, muss von Zeit zu Zeit die Winkelverdrehung um
diese Achse exakt gemessen werden.
A. Bestimmung der Kompensationsparameter mittels einem Algorithmus
[0034] Zur Erfassung der Eingangsgrössen für den Algorithmus können herkömmliche Sensoren,
vorzugsweise Strapdown-Sensoren, eingesetzt werden.
[0035] Die Figur 5A zeigt schematisch die Bestimmung der Ausrichtdaten zwischen zwei Subsystemen
durch das Deformations-Messsystem [DMS]. SENS1 ist ein erster Sensor, angebracht an
einer Geräteeinheit eines ersten Subsystems (nicht gezeichnet), SENS2 ist ein zweiter
Sensor, angebracht an einer Geräteeinheit eines zweiten Subsystems (nicht gezeichnet).
Diese Sensoren, bestückt mit Beschleunigungsmessern und gefesselten Kreiseln, können
z.B. für die Navigation eingesetzt sein, wobei sie laufend Lagekoordinaten und Drehge
schwindigkeiten in .einem raumfesten Koordinatensystem angeben, und/oder für das Ermitteln
der Stabilisierdaten für die zugehörige Geräteeinheit. Ihre internen Signale lassen
sich aber auch dahingehend aufbereiten, dass sie die Winkelgeschwindigkeit wi, w
2 der Verdrehungen um die eigenen Achsen und die Beschleunigungen ai, a
2 in Richtung derselben angeben. Diese Ausgänge der Sensoren sind Eingangsgrössen des
Berechnungsteils COMP des DMS. Weitere Eingangsgrössen sind die Parallaxe D zwischen
den Sensoren und die quasistatische Abweichung h
z der Ausrichtung der Sensoren um die Lotachse. Letztere ist nötig, weil die Sensoren
selber keine Stützung der Daten über die Drehung um diese Achse liefern können. Der
Berechnungsteil COMP liefert am Ausgang die kleinen Kardanwinkel k, welche die relative
Verdrehung zweier Sensorblöcke zueinander angeben.
[0036] Eine mögliche Arbeitsweise des Berechnungsteils COMP 50, um aus den erwähnten Eingangssignalen
die Kardanwinkel k zu ermitteln, ist in Fig. 5B beispielsweise detaillierter dargestellt.
Die Messung der Winkelgeschwindigkeiten wi, w
2 ist kurzfristig sehr genau und deren Differenzen ergeben über die Zeit integriert
im Prinzip die gesuchten relativen Verkantungswinkel k. Höherfrequente Signalanteile
in der Winkelgeschwindigkeit, z.B. herrührend von Erschütterungen, interessieren dabei
nicht, da sie ohnehin beim Nachsteuern der Zielachsen der Geräte der Feuerleitanlage
zur Erfüllung der Feuerleitaufgabe nicht berücksichtigt werden können. Die Kardanwinkel
k 54 werden daher in einem Filter 51 mit einer anwendungsspezifisch festlegbaren Bandbreite,
z.B. von 5 Hz, durch eine Integration erhalten, z.B. in der Art dk/dt = A(w,)k + wi
- w
? - d.
[0037] Die Korrektur d 55 dient der Aufhebung der bei der Winkelgeschwindigkeitsmessung
mit Kreiseln inhärent vorhandenen Drift.
[0038] Mit Hilfe der Beschleunigungsmessungen lassen sich die relativen Verkantungswinkel
ebenfalls bestimmen, wobei die schnelleren Vorgänge allerdings nur mit ungenügender
Genauigkeit wiedergegeben werden können, längerfristig gesehen hingegen die Bestimmung
sehr genau ist. Im Berechnungsteil 53 werden daher mit Vorteil die Beschleunigungsmesswerte
a
1, a
2 zunächst tiefpassartig gefiltert und anschliessend zur Bestimmung der Verkantungswinkel
h 56 benützt, z.B. nach der Formel
B(a2)h = a2 -ai - F(dwl/dt,wl)D.
[0039] Ohne die Korrektur d 55 würde k den interessierenden, dynamischen Anteil und die
demgegenüber langsam veränderliche Drift enthalten, h enthält nur einen Teil der interessierenden
Frequenzanteile, ist jedoch im Mittel genau und längerfristig stabil. Die Subtraktion
k - h enthält also einen Teil der interessierenden Frequenzen und die Drift. Durch
den Regler 52, z.B. in der Art eines PIT2-Reglers mit einer Zeitkonstanten von ca.
10 sec, der das Korrektursignal d 55 liefert, werden die interessierenden Frequenzanteile
unterdrückt und die Drift abgeglichen.
B. Überwachung und Steuerung der Einsatzbereitschaft durch eine System-Control-Unit
[SCU]
[0040] Während des Betriebes des Feuerleitsystems findet eine permanente Überwachung der
Gerätemodule durch ein mittelbares oder hinweisendes Sicherheitssystem [SCU] statt.
Ausfälle eines oder mehrer Gerätemodule können so jederzeit festgestellt werden. Durch
Revisionsarbeiten, Gerätedefekte oder Beschädigungen der Geräte im Einsatz kann die
Einsatzbereitschaft einzelner Subsysteme und damit des gesamten Feuerleitsystemes
empfindlich reduziert sein. In einfachster Weise könnte dieses Sicherheitssystem durch
eine Überwachungsper son gewährleistet sein, welche die notwendigen Koppelungen der
Module vornimmt, wobei eine grosse Reaktionszeit auf Systemveränderung in Kauf genommen
werden müsste. Dank der Vernetzung der Subsysteme bzw. der Module des erfindungsgemässen
Feuerleitsystems besteht die Möglichkeit, dass Geräteeinheiten verschiedener Subsysteme
zusammenwirken und damit der Ausfall einzelner Gerätemodule kompensiert werden kann.
Gemäss der Erfindungsaufgabe soll das Sicherheitssystem in effizienter Weise wirken,
d.h. sich sowohl bezüglich möglichst kurzer Ausfallzeiten als auch durch geringen
zusätzlichen Aufwand an Material und Kosten auszeichnen. Durch eine geeignete automatisierte
Steuerung kann die Einsatzbereitschaft des gesamten Feuerleitsystems optimiert werden.
Das Gesamtsystem besitzt derart eine Selbstorganisation, so dass die jeweils realisierten
Verbindungen zwischen den einzelnen Modulen innerhalb kürzester Zeit neuen Situationen
angepasst werden. Vorzugsweise besitzen alle mit einem Sensor versehenen Module eine
Selbsttesteinrichtung. Treten Störungen bzw. ein Ausfall auf, so wird durch eine zentrale
Überwachungsvorrichtung, vorzugsweise eine zentrale Computereinheit, eine "Neuorganisation"
des Feuerleitsystems vorgesehen, d.h. dessen Einsatzbereitschaft durch geeignetes
Vernetzen der einzelnen Module optimiert. Ein Umschalten zwischen verschiedenen Gerätemodulen
kann auch notwendig werden bzw. wünschenswert sein, um eine Steigerung der Visibilität,
d.h. eine optimale Zielerfassungsmöglichkeit zu erreichen. Eine automatisierte SCU
ergänzt damit die redundante Vernetzung des Systems und erlaubt Neustrukturierungen
bzw. neue Vernetzungen des Systems innerhalb kürzester Zeit. Selbstverständlich können
auch mehrere Sicherheitssysteme gleichzeitig eingesetzt werden.
[0041] Beim Umschalten von einem defekten auf ein intaktes Gerätemodul soll möglichst wenig
Zeit verstreichen, damit die Geräteausfallzeit möglichst gering ist. Da während des
normalen Betriebes der zur Kompensation der dynamischen Ausrichtfehler verwendete
Algorith mus nicht oder nur innerhalb der Subsysteme eingesetzt ist, muss dieser so
ausgelegt sein, dass die Einschwingzeit beim Umschalten zwischen zwei Gerätemodulen
verschiedener Subsysteme entsprechend dieser Anforderung gering ist.
[0042] Das erfindungsgemässe Feuerleitsystem ermöglicht die Realisierung einer aktiven Redundanz,
indem beispielsweise einzelne, speziell vorgesehene Gerätemodule jederzeit für den
Betrieb im Zusammenhang mit zwei oder mehreren anderen Modulen ohne Einschwingzeit
bereit sind.
[0043] Jedes Modul (oder Subystem) enthält entsprechende Rechnereinheiten zur Steuerung
und Auswertung der Kompensationsparameter. Die Ermittlung der Ausrichtfehler zwischen
zwei Subsystemen erfolgt vorzugsweise über eine zentrale Rechnereinheit, unter anderm
unter Verwendung des Algorithmus zur Bestimmung der Kompensations-Matrix A;
j. Da der Algorithmus jeweils zur Bestimmung der gegenseitigen Lage zwischen Gerätemodulen
verschiedener Subsysteme eingesetzt wird, wird nach einem Umschalten zwischen zwei
Radarmodulen eine gewisse Einschwingzeit des Algorithmus verursacht. Daher kann es,
sofern mit häufigen Ausfällen von Geräteeinheiten zu rechnen ist, vorteilhaft sein,
alle Radarmodule mit allen Geschützmodulen zu vernetzen, so dass mittels des Algorithmus
deren gegenseitige Lage jederzeit bekannt ist und die Einschwingzeiten vermieden werden
können. Von eigentlichen Subsystemen kann in diesem Fall nicht mehr gesprochen werden,
sondern das Feuerleitsystem bildet ein einheitliches, vernetztes System. Dieses Konzept
erfordert jedoch eine wesentlich aufwendigere Verkabelung sowie einen erheblich grösseren
Rechenaufwand der Rechnersysteme. Es ist daher von Fall zu Fall, unter Berücksichtigung
der verwendeten Geräteeinheiten, der Einsatzart und des Einsatzortes etc., zu entscheiden,
wie die einzelnen Module verbunden sein sollen. Denkbar sind auch andere Ver netzungskonzepte,
beispielsweise eine Kombination der beiden beschriebenen Vernetzungsarten.
1. Modulares, vernetztes Marine-Feuerleitsystem mit einer Mehrzahl von in Subsystemen
organisierten Zielerfassungsmodulen und Effektormodulen, die gegenseitig ausgerichtet
sind und bei welchen Mittel zur Kompensation der statischen und quasi-statischen Fehler
vorhanden sind, dadurch gekennzeichnet, dass jedes Zielerfassungsmodul (TMi) oder
Subsystem (SSi) mindestens einen Sensor (SENS) zur Bestimmung der relativen, dynamischen
Bewegung oder Lage der Module bzw. der Subsysteme enthält und mindestens eine Rechnereinheit
(COMP, COMPO) vorhanden ist, welche der Auswertung der durch die Sensoren (SENS) ermittelten
Daten dient, dass diese Rechnereinheit oder Rechnereinheiten (COMP, COMPO) mit den
Steuerelementen oder Rechnereinheiten der Effektormodüle, zur Übertragung der Kompensationsparameter
bezüglich der dynamischen Fehler, verbunden sind oder dass die Steuerelemente und
Rechnereinheiten eine Einheit bilden.
2. Modulares Feuerleitsystem gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens
ein hinweisendes oder mittelbares Sicherheitssystem (SCU) enthalten und mit den Modulen
(TMi, GMi) oder Subsystemen (SSi) verbunden ist, welches der Überwachung und Steuerung
der Einsatzbereitschaft bzw. Vernetzung der Gerätemodule oder der Subsysteme dient.
3. Modulares Feuerleitsystem gemäss Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Sicherheitssystem
(SCU) durch eine zentrale Computereinheit gebildet ist, welche über Datenleitungen
je mit Selbsttesteinheiten der Gerätemodule (TMi, GMi) verbunden ist.
4. Modulares Feuerleitsystem gemäss einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
dass die Sensoren (SENS) je mindestens 3 Beschleunigungsmesser und mindestens 2 Kreisel
zur Messung der translatorischen und rotatorischen Bewegungen und zur Bestimmung der
Winkelinkremente und Translationsgeschwindigkeitsinkremente enthalten.
5. Modulares Feuerleitsystem gemäss einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
dass die Effektormodule (GMi) und das Zielerfassungsmodul (TMi) innerhalb eines Subsystems
(SSi) und die Subsysteme (SSi) untereinander zur gegenseitigen Übertragung von Daten
bezüglich Lage und Bewegung verbunden sind.
6. Modulares Feuerleitsystem gemäss einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
dass sämtliche Effektormodule (GMi) mit allen Zielerfassungsmodulen (TMi) eine Verbindung
zur gegenseitigen Datenübertragung aufweisen.
7. Modulares Feuerleitsystem gemäss einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass sowohl die Zielerfassungsmodule (TMi) als auch die Effektormodule (GMi) Sensoren
(SENS) zur Bestimmung der relativen, dynamischen Bewegung bzw. Lage enthalten.
8. Modulares Feuerleitsystem gemäss einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass zur Datenübertragung ein gemeinsamer Datenbus (5) vorgesehen ist, der mit den
einzelnen Modulen bzw. Subsystemen verbunden ist.
9. Modulares Feuerleitsystem gemäss einem der vorstehenden 10 Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass sowohl die Effektor- (GMi) als auch die Zielerfassungsmodule (TMi) Zielerfassungssensoren
enthalten, welche bezüglich einem Messziel je eine Zielmess-Visierlinie definieren,
und dass Mittel zum Erfassen und Speichern der Visierlinien-Abweichung zur Bestimmung
der quasistatischen Fehler vorhanden sind.
10. Verfahren zur Kompensation von Ausrichtfehlern in einem 20 modularen, vernetzten
Marine-Feuerleitsystem unter Verwendung von Gerätekorrekturwerten ab Werk und Messwerten
der im Dock ausgemessenen Groblage der installierten Gerätemodule, dadurch gekennzeichnet,
dass sowohl statische, quasi-statische als auch dynamische Ausrichtfehler kompensiert
werden, wobei folgende Verfahrensschritte durchgeführt werden:
a) Bestimmung des Kompensationsparameter der statischen und quasi-statischen Fehler,
der Parallaxdistanzen zwischen den einzelnen Modulen eines Subsystemes sowie der Ausrichtfehler
und Parallaxdistanzen zwischen den verschiedenen Subsystemen in regelmässigen Abständen;
b) Kontinuierliche Bestimmung der dynamischen Winkelinkremente und axialen Geschwindigkeitsinkremente
bzw. der entsprechenden Winkeländerungen und Relativgeschwindigkeiten der Subsysteme
und/oder deren Zielerfassungs- und Effektormodule;
c) Echtzeit-Verarbeitung der gemäss Verfahrensschritt b) bestimmten Daten durch einen
System-Algorithmus und Bestimmung von die statischen, quasistatischen und dynamischen
Ausrichtfehler repräsentierenden Kompensationsparametern bzw. den Korrekturmatrizen
(Aij) zwischen den einzelnen Subsystemen und/oder zwischen den Gerätemodulen unter Beizug
der gemäss Verfahrensschritt a) bestimmten Daten;
d) Verwendung dieser Kompensationsparameter für die Steuerung der Effektormodule,
wobei mindestens die Kompensationsparameter gemäss Verfahrensschritt a bei der Steuerung
berücksichtigt werden;
11. Verfahren gemäss Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass eine permanente Überwachung
der Einsatzbereitschaft und/oder Genauigkeit der Gerätemodule durch mindestens ein
Sicherheits- bzw. Steuersystem (SCU) stattfindet und eine automatische oder manuelle
Umschaltung zwischen verschiedenen Zielerfassungsmodulen (TMi) durch dieses Sicherheitssystem
mittels Schaltern oder durch Änderung des Datenflusses beim Ausfall oder Stillegung
einer Zielerfassungseinheit oder zur Optimierung der Zielerfassung und nachfolgender
optimierter Koppelung von Effektormodulen und Zielerfassungsmodulen erfolgt.
12. Verfahren gemäss Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Kompensationsparameter
der statischen und quasi-statischen Fehler durch Vergleich der Visierlinien-Abweichung
zwischen zwei auf ein gemeinsames, bewegliches Messziel ausgerichteter Gerätemodule
bestimmt und gespeichert werden.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass die
für die Bestimmung der Korrekturmatrizen (Aij) notwendigen Messdaten in Zeitperioden von höchstens 20 msec anfallen und die Korrekturmatrizen
jeweils mit einer Taktfrequenz von mindestens 50 Hz berechnet werden.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass die
durch die Sensoren (SENS) gemessenen Werte zur Bestimmung der Korrekturmatrix Aij in einem Filterverfahren ausgewertet werden, bei welchem mittels der Messdaten der
Beschleunigungsmesser die Messwerte der Kreisel gefiltert werden.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens
zwei redundante Korrekturmatrizen (Aij) parallel zueinander ermittelt werden.