[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum seitlichen Ausrichten einer Stoffkante
oder zweier Stoffkanten beim Nähen, mit
- einer Sensoranordnung, die die seitliche Lage der Stoffkante quer zur Nährichtung
erfaßt und ein Sensor signal erzeugt, und
einer von dem Sensorsignal gesteuerten Führungseinrichtung.
[0002] Insbesondere bei Industrie-Nähautomaten, insbesondere bei Maschinen zum Konturennähen,
ist es wichtig, bei hohen Arbeitsgeschwindigkeiten ein Hilfsmittel zur Verfügung zu
haben, welches teilweise oder vollständig automatisch dafür sorgt, daß die Stoffkante
ziemlich genau die vorgeschriebene seitliche Lage einnimmt. Man kann daran denken,
mit Hilfe von Anschlagvorrichtungen die Stoffkante auf einer vorgeschriebenen Bahn
zu halten. Jedoch ist dies ein unzureichendes Hilfsmittel, da sich insbesondere bei
unterschiedlichen Kurven der Stoff an dem seitlichen Anschlag falten kann und somit
nicht mehr die gewünschte Lage beim Transport einnimmt.
[0003] Denkbar ist auch, den Stoff zwischen einer Andrückplatte und einem Rad durchzuführen,
um das Rad abhängig von einem Stoffkantensensorsignal so zu verstellen, daß die Stoffkante
die gewünschte Lage einnimmt. Allerdings ist eine solche Führung problematisch, da
der Stoff weitestgehend frei von Spannungen dem Nähkopf zugeführt werden muß und das
Anlegen eines Rades den Stoff verzerren würde. Die DD-132 508 (=DE 28 22 634 A1) zeigt
eine solche Möglichkeit, wobei der Stoff axial am Umfang des Rades vorbeigleitet.
Zur Verringerung dieser Reibung ist in der FR-2 585 378 ein Rad mit über den Umfang
verteilt angeordneten Rollscheiben gezeigt. Allerdings liegt auch hier jeweils nur
ein Punkt des Rades an dem Stoff, so daß es zu unerwünschten Verzerrungen im Stoff
kommen kann.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Vorrichtung zum seitlichen Ausrichten einer Stoffkante
beim Nähen zu schaffen, die
- eine exakte Ausrichtung der Kante gestattet,
- dem seitens der Nähmaschine erfolgenden Stofftransport praktisch keinen Widerstand
entgegensetzt, und
- den Stoff praktisch spannungsfrei läßt.
[0005] Diese Aufgabe wird durch die im Anspruch 1 angegebene Erfindung gelöst.
[0006] Zunächst wird während des Nähens die Lage der Stoffkante von der Sensoranordnung
erfaßt. Das von der Sensoranordnung gelieferte Sensorsignal wird als Steuersignal
ausgewertet, um die Stoffbahn und mithin die Stoffkante so zu verstellen, daß sie
die gewünschte Lage einnimmt. Das Verstellen der Stoffbahn und der Stoffkante in die
gewünschte Lage bzw. das Halten der Stoffbahn in der richtigen Lage geschieht mit
Hilfe der gesteuerten Führungseinrichtung. Die erfindungsgemäße, mit balligen oder
kugeligen Rollelementen bestückte Kette drückt die Stoffbahn gegen eine geeignete
Unterlage, zum Beispiel gegen die Stoffauflageplatte oder eine Verlängerung der Stoffauflageplatte.
Durch die ballige oder kugelige Form der Rollelemente ist ein gewisses seitliches
Spiel bezüglich der Nährichtung möglich, aber gleichzeitig wird die Stoffbahn auf
ihrem Transportweg gehalten bzw. auf ihren Transportweg eingeregelt. Dies ist deshalb
möglich, weil die Rollachsen senkrecht zur Transportrichtung der Stoffbahn verlaufen,
also parallel zur Verstellrichtung. Da gleichzeitig mehrere Rollelemente an der Stoffbahn
anliegen, ist einerseits eine sichere Führung der Stoff bahn gewährleistet, und andererseits
wird die Stoffbahn mit sanftem Andruck an der Unterlage gehalten, so daß durch Spannungen
hervorgerufene Verzerrungen des Stoffs mit Sicherheit ausgeschlossen werden.
[0007] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
Ein besonderes Merkmal der Erfindung ist die Ausbildung der Rollelemente als Kugeln,
die auf eine Seil mit geringem Abstand aufgereiht sind. Die Kugeln können eine für
die zu bearbeitenden Stoffe geeignete Oberflächenbeschaffenheit, d.h. eine bestimmte
Oberflächenrauhigkeit besitzen, um einereits den gewünschten Führungseffekt der sich
mit der transportierten Stoffbahn bewegenden Rollen zu gewährleisten, andererseits
aber auch einen gewissen Schlupf zwischen den Kugeln und der Stoffbahn zuzulassen,
um ein Verziehen der Stoffbahn auszuschließen. Die Anordnung der Kette auf zwei Kettenrädern,
deren Drehachsen etwa parallel zur Stofftransportrichtung und etwa senkrecht zu den
Rollachsen verlaufen, gestattet eine einfache Verstellung der Kette und damit eine
einfache Verstellung der Stoffbahn quer zur Nährichtung. Der Verstellmechanismus
enthält vorzugsweise einen elektrischen Stellmotor, der von dem Sensorsignal oder
von einem vom Sensorsignal abhängigen Signal angesteuert wird, und der über ein Antriebsrad
und eine Treibriemen, zum Beispiel einen Zahnriemen, mit den Kettenrädern gekoppelt
ist.
[0008] Eine den Stoffvorschub kaum beeinträchtigende und dennoch wirksame Anlage an der
Stoffbahn wird erreicht, wenn mindestens fünf, vorzugsweise jedoch zehn und mehr
Kugeln an der Stoffbahn anliegen. Die Kugeln haben einen Durchmesser von etwa 5 mm,
so daß die mit geringem Abstand auf dem Endlosseil aufgereihten Kugeln an vielen Stellen
an der Stoffbahn anliegen.
[0009] Im folgenden werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der Zeichnung näher
erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 eine schematische perspektivische Ansicht eines Teils eines Nähautomaten mit
einer Vorrichtung zum seitlichen Ausrichten einer Stoffkante beim Nähen,
Fig. 2 eine Ansicht des Nähautomaten nach Fig. 1 mit auf die Stoffbahn abgesenkter
Vorrichtung zum seitlichen Ausrichten der Stoffbahn,
Fig. 3 eine vergrößerte Frontansicht auf eine Führungseinrichtung zum seitlichen
Ausrichten der Stoffbahn,
Fig. 4 eine teilweise geschnittene Teilansicht einer in der Führungseinrichtung enthaltenen
Kette, und
Fig. 5 eine schematische Ansicht einer Sensoranordnung zum Erfassen der Lage einer
Stoffbahnkante.
[0010] Ein in Fig. 1 schematisch dargestellter Nähautomat dient zum Annähen einer Bordüre
B an eine Stoffbahn S. Die Außenkante der Bordüre B soll exakt mit der Außenkante
der Stoffbahn S fluchten. Durch geeignete Führungsmittel wird die Bordüre exakt seitlich
geführt.
[0011] Die Anlage enthält eine Nähmaschine 4 mit einem Nähkopf 6, welcher einen Stoffandrückfuß
8 trägt, mit dem die Bordüre B gegen die Stoffbahn S gedrückt wird, wie aus Fig. 2
ersichtlich ist. Beim Nähen liegt ein Abschnitt der Stoffbahn auf einem Stoffauflageteil
10 des Nähauto maten auf.
[0012] In zur Transportrichtung der Stoffbahn S, welche in Fig. 1 durch Pfeile angedeutet
ist, stromaufwärts gelegener Richtung ist vor dem Nähkopf eine Führungseinrichtung
2 zum seitlichen Ausrichten des Stoffkante der Stoffbahn S mit dem Nähkopf 6 bzw.
der Nähnadel angeordnet. Auf einer Halterung 12 ist in Richtung des Doppelpfeils verschieblich
ein Gehäuse 14 der Führungseinrichtung 2 gelagert. Das Gehäuse 14 kann nach unten
gegen die Stoffbahn S gedrückt werden, wobei diese wiederum auf einem Widerlager
16 aufliegt, welches entsprechend der Beschaffenheit der Stoffbahn S ausgebildet
ist. Hier empfiehlt sich insbesondere eine angetriebene Laufrolle als Widerlager.
Das Widerlager kann aber auch als Platte, Bügel oder dgl. ausgebildet sein. Der von
dem Widerlager aufgebrachte Gegendruck ist verstellbar.
[0013] Das Andrücken geschieht mit Hilfe einer Kette 18, wie es in Fig. 2 angedeutet ist.
[0014] Fig. 4 zeigt die Führungseinrichtung 2 im einzelnen. Das Gehäuse 14 trägt auf Drehachsen
22A und 24A zwei Kettenräder 22 bzw. 24, um die die Kette 18 geführt ist. Der untere
Trum der Kette 18 definiert einen linearen Stoffanlageabschnitt W, in welchem im
dargestellten Beispiel zehn Kugeln der Kette 18 an der Außenseite der Stoffbahn S
anliegen. Durch Drehen der Kettenräder 22 und 24 verlagern sich die Kugeln 26 in dem
Stoffanlageabschnitt W, mit der Folge, daß die Stoffbahn S und insbesondere deren
Stoffkante SK seitlich mitbewegt wird. In Fig. 3 erfolgt das Ausrichten der sich aus
der Zeichnungsebene herausbewegenden Stoffbahn S nach links oder nach rechts, damit
die Stoffkante SK ihre Sollposition einnimmt.
[0015] Dazu ist zunächst die tatsächliche Lage der Stoffkante SK zu ermitteln. Dies geschieht
mit einer in den Fig. 1 und 2 lediglich angedeuteten und im einzelnen in Fig. 5 dargestellten
Sensoranordnung 20, die zum Beispiel drei Lichtschranktenelemente 20a, 20b und 20c
im Bereich der Stoffkante SK der Stoffbahn S aufweist. Die Sensorelemente 20a, 20b
und 20c sind seitlich versetzt bezüglich der Transportrichtung (Pfeil) angeordnet,
und ihre Ausgangssignale liefern ein Sensorsignal, welches in einer hier nicht interessierenden
Schaltung weiterverarbeitet werden kann zu seinem Steuersignal, welches eine Verstellung
der Kette 18 steuert.
[0016] Wie aus Fig. 3 hervorgeht, ist oberhalb der Kettenräder 22 und 24 ein Antriebsrad
34 drehbar gelagert, und um das Antriebsrad 34 sowie in Fig. 3 verdeckte hintere Ansätze
der Kettenräder 22 und 34 ist ein Zahnriemen 36 geführt. Wenn von einem nicht dargestellten
elektrischen Stellmotor das Antriebsrad 34 nach links oder rechts gedreht wird, werden
damit über den Zahnriemen 36 auch die Kettenräder 22 und 24 gedreht, mit der Folge,
daß die Kette 18 verstellt wird. Damit bewegen sich insbesondere die Kugeln 26 in
dem Stoffanlageabschnitt W. Als Folge davon wird die laufende Stoffbahn S seitlich
versetzt.
[0017] Fig. 4 zeigt den Aufbau der Kette 18 im einzelnen. Auf einem eine gewisse Elastizität
aufweisenden Kunststoffseil (zum Beispiel einem Aramidseil) ist eine Vielzahl von
Kunststoffkugeln aufgereiht. Die Kunststoffkugeln 26 besitzen eine Mittelbohrung und
sind abwechselnd mit Distanzkugeln 30, die ebenfalls aus Kunststoff bestehen können,
auf das Kunststoffseil 28 aufgereiht. Die Durchgangsbohrungen 32 der Kugeln 26 definieren
Rollachsen für die Kugeln 26 und sind so bemessen, daß sich die Kugeln 26 mit sehr
geringem Reibungswiderstand drehen können.
[0018] Die Oberflächen der Kugeln 26 können etwas angerauht sein, um eine optimalen Reibungskoeffizient
zwischen den Kugeloberflächen und der Stoffbahn S zu erreichen.
[0019] Statt der Kugeln 26 können auch andere, ballige Rollelemente vorgesehen sein, zum
Beispiel tonnenförmige Elemente oder dgl. Wichtig ist, daß keine scharfen Kanten
an der Stoffbahn S anliegen, da ansonsten durch eine seitliche Bewegung der Kette
18 die Stoffbahn S verzogen werden könnte.
1. Vorrichtung zum seitlichen Ausrichten einer Stoffkante oder zweier Stoffkanten
(SK) beim Nähen, umfassend:
- eine Sensoranordnung (20), die die seitliche Lage der Stoffkante (SK) quer zur Nährichtung
erfaßt und ein Sensorsignal erzeugt, und
- eine von dem Sensorsignal gesteuerte Führungseinrichtung (2),
gekennzeichnet durch folgende Merkmale:
- in einer etwa quer zur Nährichtung verlaufenden Ebene ist eine in ihrer Längsrichtung
abhängig von dem Sensorsignal verstellbare Kette (12) aus kugeligen oder balligen
Rollelementen (26) mit parallel zur Verstellrichtung verlaufenden Rollachsen (28,
32) angeordnet, und
- ein Stoffangelageabschnitt (W) der Kette enthält in der Stoffebene eine Mehrzahl
von Rollelementen (26).
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Rollelemente Kugeln (26) sind.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Kette (18) ein Kunststoff- oder Stahlseil (28) aufweist, auf das eine Vielzahl
von Rollelementen (26) mit mittigen Durchgangsbohrungen (32) aufgereiht ist.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, gekennzeichnet durch folgende Merkmale:
- die Kette (18) ist um zwei Kettenräder (22, 24) geführt, deren Drehachsen (22A,
24A) etwa parallel zur Stofftransportrichtung und etwa senkrecht zu den Rollachsen
verlaufen, und
- zumindest eines der Kettenräder (22, 24) ist mit einem Verstellmechanismus (34,
36) gekoppelt, der das Kettenrad bzw. die Kettenräder (22, 24) und damit die Kette
(18) um von dem Sensorsignal abhängige Beträge zu verstellen vermag.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4 in Verbindung mit einer insbesondere
zum Konturennähen ausgelegten Nähmaschine,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Führungseinrichtung (2) - in Nährichtung betrachtet - vor der Nähnadel angeordnet
ist.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine Halterung (12) vorgesehen ist, mit der die Führungseinrichtung zum Stofftransportweg
hin und von diesem fort bewegbar ist.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Verstellmechanismus einen elektrischen Stellmotor aufweist, der über ein
Antriebsrad (34) und einen Treibriemen (36) mit den Kettenrädern (22, 24) gekoppelt
ist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß in dem Stoffanlageabschnitt (W) sich mindestens fünf, vorzugsweise zehn oder mehr
Rollelemente (26) befinden.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß die als Kugeln, insbesondere Kunststoffkugeln (26) ausgebildeten Rollelemente
einen Durchmesser zwischen 4 und 10, vorzugsweise zwischen 5 und 7 mm aufweisen.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Sensoranordnung (20) mehrere, mindestens zwei, vorzugsweise drei Sensorelemente
(20a, 20b, 20c), zum Beispiel Lichtschranken oder dgl. aufweist, welche seitlich
zur Nährichtung versetzt im Bereich der Stoffkante (SK) angeordnet sind.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Rollelement (26) im Zusammenwirken mit einem Widerlager (16) arbeiten, welches
entsprechend der Beschaffenheit der Stoffbahn (S) als Bügel, Platte, Rolle oder dgl.
ausgebildet ist.
12. Vorrichtung nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Widerlager als angetriebene Laufrolle ausgebildet ist.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 11 und 12,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Widerlager als Widerlager mit veränderlichem Gegendruck ausgebildet ist.
14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Führungseinrichtung als Zwillings-Führungseinrichtung ausgebildet ist, die
zum Ausrichten zweier Kanten einer Stoffbahn dient.