[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von propylen-Ethylen-Copolymerisaten
durch Gasphasenpolymerisation in einem bewegten Festbett mit Hilfe eines Ziegler-Natta-Katalysatorsystems.
[0002] Verfahren zur Herstellung von Propylen-Ethylen-Copolymerisaten durch Ziegler-Natta-Polymerisation
sind bereits in einer Reihe von Patentschriften beschrieben worden. Aus US-A 4 260
710 ist bekannt, Homo- und Copolymerisate von α-Olefinen durch Polymerisation mit
Hilfe von Ziegler-Natta-Katalysatoren in einem Rührkessel herzustellen. Die dabei
verwendeten Katalysatorkomponenten enthalten u.a. Verbindungen des mehrwertigen Titans,
Aluminiumhalogenide und/oder -alkyle, sowie Elektronendonorverbindungen, wobei meistens
Silane, Ester, Ether, Ketone oder Lactone verwendet werden (EP-B 14 523, EP-B 45 977,
EP-B 86 473, EP-A 171 200).
[0003] Desweiteren sind eine Reihe von Verfahren zur Darstellung von Propylen-Ethylen-Blockcopolymeren
mit Hilfe eines Ziegler-Natta-Katalysatorsystems bekannt (US-A 4 454 299, US-A 4
455 405, ZA-B 0084/3561, ZA-B 0084/3563, ZA-B 0084/5261, GB-B 1 032 945), bei denen
man zunächst gasförmiges Propylen in einer ersten Reaktionszone polymerisiert und
das daraus erhältliche Homopolymerisat anschließend in eine zweite Reaktionszone bringt,
wo ein Gemisch aus Ethylen und Propylen hinzupolymerisiert wird. Das Verfahren wird
gewöhnlich bei erhöhtem Druck und in Anwesenheit von Wasserstoff als Molmassenregler
durchgeführt. Die dabei erhältlichen Copolymerisate weisen meist eine ausgezeichnete
Schlagzähigkeit, zugleich aber auch eine im Vergleich zu reinem Polypropylen deutlich
verminderte Steifigkeit auf. Für einige Anwendungsbereiche werden aber vorwiegend
Copolymerisate benötigt, welche neben einer für praktische Zwecke ausreichend guten
Schlagzähigkeit auch eine hohe Steifigkeit aufweisen. Außerdem enthalten die Copolymerisate
oft noch Katalysatorreste, insbesondere Titan, Aluminium und Chlor, was ihre Anwendbarkeit
u.a. im Lebensmittel- und Hygienebereich einschränkt.
[0004] Der vorliegenden Erfindung lag die Aufgabe zugrunde, den geschilderten Nachteilen
abzuhelfen und ein Verfahren zu entwickeln, welches die Herstellung von Propylen-Ethylen-Copolymerisaten
mit erhöhter Steifigkeit, bei gleichzeitig noch ausreichender Schlagzähigkeit und
geringeren Katalysatorgehalten ermöglicht.
[0005] Diese Aufgabe wurde gelöst durch ein Verfahren zur Herstellung von Propylen-Ethylen-Copolymerisaten
in einem bewegten Festbett, wobei man aus der Gasphase heraus zunächst in einer ersten
Polymerisationszone bei einem Druck von 20 bis 40 bar und einer Temperatur von 60
bis 90°C Propylen durch Zufuhr eines Ziegler-Natta-Katalysatorsystems polymerisiert
und in einer zweiten Polymerisationszone unter einem Druck von 7 bis 35 bar und einer
Temperatur von 40 bis 70°C dem aus der ersten Polymerisationszone ausgebrachten feinteiligen
Polymerisat ein Gemisch aus Propylen, Ethylen und einem weiteren α-Olefin mit 4 bis
10 C-Atomen hinzupolymerisiert, dabei das Verhältnis der Partialdrücke zwischen Propylen
und Ethylen im Bereich von 100 : 20 bis 100 : 120 und das zwischen Propylen und dem
weiteren α-Olefin im Bereich von 100 : 1 und 100 : 20 einstellt, den Druck in der
zweiten Polymerisationszone um wenigstens 5 bar unterhalb des Drucks in der ersten
Polymerisationszone wählt und das Gewichtsverhältnis zwischen den in der ersten und
den in der zweiten Polymerisationszone umgesetzten Monomeren so bemißt, daß es in
einem Bereich zwischen 100 : 10 und 100 : 50 liegt.
[0006] Das Verfahren kann in den üblichen, für Polymerisationen verwendeten Reaktoren entweder
absatzweise oder bevorzugt kontinuierlich durchgeführt werden. Geeignete Reaktoren
sind u.a. kontinuierlich betriebene Rührkessel, wobei man meistens eine Reihe von
mehreren hintereinander geschalteten Rührkesseln einsetzt. Die Reaktoren enthalten
ein Festbett aus feinteiligem Polymerisat, welches üblicherweise durch geeignete Rührvorrichtungen
in Bewegung gehalten wird.
[0007] Das Verfahren kann mit den in der Polymerisationstechnik üblichen Ziegler-Natta-Katalysatoren
durchgeführt werden. Diese enthalten u.a. neben mehrwertigen Titan- und Aluminiumkomplexen
auch Elektronendonorverbindungen. Man verwendet bevorzugt eine Titankomponente, welche
auf feinteiligem formgebenden Kieselgel basiert und neben Titan noch Magnesium, Chlor
und ein Benzolcarbonsäurederivat enthält. Weitere Katalysatorbestandteile sind Trialkylaluminiumverbindungen
und Silankomplexe mit bis zu vier verschiedenen Alkyl-, Aryl- oder Alkoxyresten als
Elektronendonorverbindungen.
[0008] Die bevorzugt eingesetzte Titankomponente wird nach einem dreistufigen Verfahren
hergestellt.
[0009] In der ersten Stufe versetzt man zunächst SiO₂·xAl₂O₃ (x = 0-3), welches einen Teilchendurchmesser
von bis zu 1000 µm, ein Porenvolumen von wenigstens 0,3 cm³/g und eine Oberfläche
von mehr als 100 m²/g aufweist, mit einer in einem flüssigen Alkan gelösten Dialkylmagnesiumverbindung,
wobei ein Alkylrest bis zu 10 C-Atome enthält, und rührt dieses Gemisch einige Stunden
lang bei erhöhter Temperatur. Man setzt pro Mol SiO₂·xAl₂O₃ 0,1 bis 1 Mol der organischen
Magnesiumverbindung ein. Anschließend leitet man unter ständigem Rühren Chlor oder
gasförmigen Chlorwasserstoff im wenigstens zweifachen molaren Überschuß, bezogen auf
die magnesiumorganische Verbindung, ein. Nach etwa 30 bis 60 Minuten trennt man den
Feststoff von der flüssigen Phase ab.
[0010] In der zweiten Stufe bringt man das auf diese Weise erhaltene Produkt in ein flüssiges
Alkan ein, fügt danach ein bis zu 8 C-Atome aufweisendes Alkanol, insbesondere Ethanol
hinzu und versetzt dieses Gemisch anschließend mit Titantetrachlorid und einem Dialkoxyesterderivat
der Phthalsäure. Vorzugsweise sollte dabei ein Alkoxyrest nicht mehr als 8 C-Atome
aufweisen. Dabei setzt man pro Mol Magnesium des aus der ersten Stufe erhaltenen Feststoffs
1 bis 5 Molteile Alkanol, 2 bis 20 Molteile Titantetrachlorid und 0,01 bis 1 Molteil
des Phthalsäurederivats ein. Die Lösung wird wenigstens eine Stunde lang bei erhöhter
Temperatur gerührt und das erhaltene Festprodukt anschließend abfiltriert.
[0011] In der dritten Stufe extrahiert man den aus der zweiten Stufe erhaltenen Feststoff
einige Stunden lang bei einer Temperatur von mehr als 100°C mit überschüssigem Titantetrachlorid
oder einer im Überschuß vorliegenden Lösung von Titantetrachlorid in Alkylbenzol,
wobei diese wenigstens Gew.-% Titantetrachlorid enthält. Danach wäscht man das Produkt
solange mit einem flüssigen Alkan, bis die Waschflüssigkeit einen Gehalt an Titantetrachlorid
von weniger als 2 Gew.-% aufweist.
[0012] Als Aluminiumkomponente werden im erfindungsgemäßen Verfahren Trialkylaluminiumverbindungen
eingesetzt, wobei der Alkylrest bis zu 8 C-Atome enthält. Beispiele dafür sind u.a.
Triethyl- und Trimethylaluminium.
[0013] Bevorzugte Elektronendonorverbindungen sind u.a. Silane mit Alkyl-, Aryl- oder Alkoxyresten,
welche über nicht mehr als 10 C-Atome pro Substituent verfügen. Besonders geeignet
sind Isobutylisopropyldimethoxysilan und Triethoxytoluylsilan.
[0014] In der bevorzugten Katalysatorausführung liegt das Atomverhältnis zwischen Titan
und Aluminium im Bereich von 1 : 20 und 1 : 200 und das Molverhältnis zwischen der
Aluminium- und der Silankomponente im Bereich von 1 : 0,01 und 1 : 0,5. Die einzelnen
Katalysatorbestandteile können in beliebiger Reihenfolge einzeln oder als Gemisch
zweier Komponenten in das Polymerisationssystem eingebracht werden.
[0015] Nach Beendigung der Propylenpolymerisation wird das Polymerisat zusammen mit dem
Katalysator aus der ersten Polymerisationszone ausgetragen und in die nächste eingeführt,
wo, wie zuvor beschrieben, Ethylen, Propylen und ein weiteres α-Olefin mit 4 bis 10
C-Atomen hinzupolymerisiert werden. Besonders geeignete weitere α-Olefine sind 1-Buten,
1-Penten, 1-Hexen und 1-Hepten.
[0016] Die mittleren Verweilzeiten in beiden Polymerisationszonen betragen jeweils 0,1 bis
20, bevorzugt 0,5 bis 10 Stunden. Das Molekulargewicht der Polymerisate kann wie üblich
durch Zugabe von Reglern, insbesondere von Wasserstoff, kontrolliert werden.
[0017] Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Copolymerisate weisen Schmelzflußindices
von 0,1 bis 100 g/10 min, vorzugsweise von 0,2 bis 10 g/10 min auf, jeweils gemessen
nach DIN 53 735 bei 230°C und 2,16 kg. Der Schmelzflußindex entspricht dabei der Menge
an Polymerisat, die innerhalb von 10 Minuten aus der nach DIN 53 735 genormten Prüfvorrichtung
bei einer Temperatur von 230°C und unter einem Gewicht von 2,16 kg ausgepreßt wird.
Das Verfahren ermöglicht die Herstellung von Copolymerisaten mit einer ausgezeichneten
Steifigkeit, einer verbesserten Rieselfähigkeit und einer den praktischen Anforderungen
genügenden Kerbschlagzähigkeit. Das Copolymerisat enthält nur geringe Mengen an Katalysatorbestandteilen.
[0018] Aufgrund ihrer guten mechanischen Eigenschaften eignen sich solche Copolymerisate
insbesondere zur Herstellung von Folien, Rohren, Belägen, Fasern, Hohlkörpern, Spritzgußartikeln
und von Formteilen für den Fahrzeugbau.
Beispiel
[0019] Das Verfahren wurde in zwei hintereinander geschalteten Rührautoklaven mit einem
Nutzvolumen von jeweils 180 l in Anwesenheit von Wasserstoff als Molekulargewichtsregler
durchgeführt. Beide Reaktoren enthielten ein bewegtes Festbett aus feinteiligem Polymerisat.
[0020] In den ersten Polymerisationsreaktor wurde bei einem Druck von 28 bar und einer Temperatur
von 70°C gasförmiges Propylen eingeleitet und dieses bei einer mittleren Verweilzeit
von 3 Stunden mit Hilfe eines Ziegler-Natta-Katalysators polymerisiert. Dieser enthielt
neben einer Titankomponente, Triethylaluminium und Isobutylisopropyldimethoxysilan,
wobei das Atomverhältnis Titan zu Aluminium 1 : 100 und das Molverhältnis Triethyl
aluminium zur Silankomponente 1 : 0,1 betrug. Die Titankomponente wurde nach dem als
bevorzugt beschriebenen Verfahren hergestellt.
[0021] Dazu versetzte man in einer ersten Stufe SiO₂ · xAl₂O₃, welches einen Teilchendurchmesser
von 20 bis 45 µm, ein Porenvolumen von 1,75 cm³/g und eine Oberfläche von 320 m²/g
aufwies, mit in n-Heptan gelöstem Butyl-octylmagnesium, wobei pro Mol SiO₂ · xAl₂O₃
0,5 Mol der Magnesiumverbindung eingesetzt wurden. Die Lösung wurde 1,5 Stunden lang
bei 90°C gerührt, danach auf 20°C abgekühlt und anschließend die 10-fache molare Menge,
bezogen auf die magnesiumorganische Verbindung, an Chlorwasserstoff eingeleitet. Nach
30 Minuten trennte man das festphasige Produkt vom Lösungsmittel ab.
[0022] Das aus der ersten Stufe erhältliche Produkt löste man erneut in n-Heptan und fügte
unter ständigem Rühren 3 Molteile Ethanol, bezogen auf 1 Molteil Magnesium hinzu.
Diese Lösung wurde 1,5 Stunden lang bei 80°C gerührt und anschließend mit 6 Molteilen
Titantetrachlorid und 0,5 Molteilen Phthalsäuredi-n-butylester, jeweils bezogen auf
1 Molteil Magnesium, versetzt. Die Lösung wurde weitere zwei Stunden gerührt und danach
der Feststoff vom Lösungsmittel durch Absaugen getrennt.
[0023] Das daraus erhältliche Produkt extrahierte man zwei Stunden lang bei 125°C mit einer
15 gewichtsprozentigen Lösung von Titantetrachlorid in Ethylbenzol. Danach wurde das
Festprodukt durch Filtration vom Extraktionsmittel getrennt und solange mit n-Heptan
gewaschen, bis dieses nur mehr 0,3 Gew.-% Titantetrachorid enthielt.
[0024] Das im ersten Reaktor gebildete Propylenpolymerisat wurde anschließend zusammen mit
dem Katalysator in den zweiten Rührautoklaven übergeführt und dort dem Polymerisat
bei einem Gesamtdruck von 11 bar, einer Temperatur von 50°C und einer mittleren Verweilzeit
von 1 Stunde ein Gemisch aus Propylen, Ethylen und 1-Buten hinzupolymerisiert. Das
Verhältnis der Partialdrücke zwischen Propylen, Ethylen und 1-Buten betrug dabei 100
: 47 : 6. Das Gewichtsverhältnis zwischen dem im ersten Reaktor gebildeten Propylenpolymerisat
und dem im zweiten Reaktor entstandenen Copolymerisat lag bei 100 : 20.
[0025] Man erhält bei diesem Beispiel Copolymerisate aus Propylen, Ethylen und 1-Buten mit
einem Schmelzflußindex von 2,0 g/10 min, bei 230°C und 2,16 kg (nach DIN 53 735).
Die entsprechenden mechanischen Eigenschaften können der nachstehenden Tabelle entnommen
werden. Der Titangehalt im erfindungsgemäßen Copolymerisat beträgt 2 ppm, der von
Chlor 11 ppm.
Vergleichsbeispiel
[0026] In der gleichen Reaktoranordnung wurde der Versuch unter identischen Bedingungen
wiederholt, mit der einzigen Abänderung daß in der zweiten Polymerisationszone das
hinzugefügte Monomerengemisch kein 1-Buten enthielt. Das daraus resultierende Copolymerisat
wies den gleichen Schmelzflußindex, aber eine deutliche schlechtere Rieselfähigkeit
und eine wesentlich geringere Steifigkeit auf.
[0027] Die genauen Ergebnisse sind in der nachstehenden Tabelle verzeichnet.
Tabelle
| |
Schmelzflußindex (g/10 min) a) |
mittlerer Korndurchmesser (mm) b) |
Rieselfähigkeit (g/sek) c) |
Kerbschlagzähigkeit (kJ/m²)d) |
Steifigkeit (N/mm)e) |
| Beispiel |
2,0 |
1,53 |
50,0 |
ohne Bruch |
500 |
| Vergleichsbeispiel |
2,0 |
1,71 |
38,4 |
ohne Bruch |
350 |
| a) nach DIN 53 735, bei 230°C und 2,16 kg |
| b) durch Siebanalyse |
| c) nach DIN 53 492 |
| d) nach DIN 53 453 |
| e) nach DIN 53 445 |