[0001] Die Erfindung betrifft ein Flüssigkeitskühlsystem für eine durch einen Turbolader
aufgeladene Brennkraftmaschine, wobei der Turbolader über eine Vorlaufleitung und
eine Rücklaufleitung mit dem Kühlkreislauf der Brennkraftmaschine verbunden ist und
im Betrieb der Brennkraftmaschine eine Zwangsumlaufkühlung erfolgt, sowie das Kühlsystem
einen Ausgleichsbehälter für die Kühlflüssigkeit aufweist.
[0002] Bei turboaufgeladenen Brennkraftmaschinen finden in zunehmendem Maße Turbolader
mit flüssigkeitsgekühlten Lagergehäusen Verwendung, um eine Verkokung des Öls im Lager
des Turboladers zu verhindern. Während im Motorbetrieb das Kühlmittel durch eine
Pumpe umgewälzt wird, muß nach dem Abschalten der Brennkraftmaschine durch eine geeignete
Thermosyphonwirkung oder eine nachlaufende elektrische Pumpe die Flüssigkeit umgewälzt
werden, um einen Hitzestau bei Nachhitze zu vermeiden. Die Thermosyphonwirkung zu
erzielen ist aber wegen ungünstiger Temperaturgefälle oft schwierig, elektrische nachlaufende
Flüssigkeitspumpen erfordern temperaturfeste Materialien, elektrische Leitungen und
Schaltrelais und sind damit aufwendig und teuer.
[0003] Aus der DE-OS 34 07 521 ist ein Flüssigkeitskühlsystem der genannten Art bekannt,
bei dem neben dem Kühlkreislauf für die Brennkraftmaschine ein weiterer Kühlkreislauf
für den Turbolader vorgesehen ist. Die Vorlaufleitung des Turboladers ist mit dem
Ausgang eines dem Kühlkreislauf für die Brennkraftmaschine zugeordneten Kühlers verbunden
und es mündet die Rücklaufleitung des Turboladers kurz vor der dem Kühlkreislauf der
Brennkraftmaschine zugeordneten Umwälzpumpe in die Rücklaufleitung der Brennkraftmaschine.
Über eine Zweigleitung ist die Vorlaufleitung des Turboladers mit einem geodätisch
höherliegenden Wärmetauscher verbunden, eine weitere Zweigleitung verbindet die Rücklaufleitung
des Turboladers mit dem Wärmetauscher. Als Wärmetauscher findet ein Ausgleichsbehälter
für das temperaturbedingte, unterschiedliche Volumen der Kühlflüssigkeit Verwendung.
Der Ausgleichsbehälter ist bis zu einem bestimmten Niveau mit Kühlflüssigkeit gefüllt,
unterhalb dieses Niveaus münden die beiden Zweigleitungen in den Ausgleichsbehälter.
In die den Ausgleichsbehälter mit der Rücklaufleitung des Turboladers verbindende
Zweigleitung ist ein Rückschlagventil eingesetzt, welches ausschließlich eine Durchströmung
dieser Zweigleitung in Richtung des Ausgleichsbehälters gestattet. Anstelle des Rückschlagventiles
kann in die Zweigleitung auch ein fernschaltbares Magnetventil eingebaut sein. Im
Betrieb der Brennkraftmaschine durchströmt die Kühlflüssigkeit den ersten, der Brennkraftmaschine
zugeordneten Kühlkreislauf sowie den zweiten, dem Turbolader zugeordneten Kühlkreislauf.
Das Rückschlagventil verhindert dabei, daß Kühlflüssigkeit vom Ausgleichsbehälter
durch die der Rücklaufleitung des Turboladers zugeordnete Zweigleitung unter Umgehung
des Turboladers in dessen Rücklaufleitung überfließen kann. Nach dem Abstellen der
Brennkraftmaschine und damit der Umwälzpumpe tritt ein Druckausgleich im gesamten
Kühlkreislauf der Brennkraftmaschine ein, womit die Zwangsumlaufkühlung beendet ist.
Die heiße Kühlflüssigkeit des Turboladers kann dann durch dessen Rücklaufleitung und
die dieser zugeordnete Zweigleitung zu dem Ausgleichsbehälter hochsteigen, kühlt sich
in ihm ab und fließt durch die Vorlaufleitung zum Turbolader zurück. Die Kühlung
des Turboladers erfolgt damit nach dem Abstellen der Brennkraftmaschine ausschließlich
durch Thermosyphonwirkung mit dem eingangs beschriebenen Nachteil.
[0004] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Flüssigkeitskühlsystem der genannten
Art zu schaffen, welches sicherstellt, daß die Kühlung des Turboladers nach dem Abschalten
der Brennkraftmaschine ohne Zuhilfenahme einer nachlaufenden Umwälzpumpe mit einem
gegenüber dem Wirkungsgrad bei der Thermosyphonströmung wesentlich verbesserten Wirkungsgrad
erfolgt.
[0005] Gelöst wird die Aufgabe dadurch, daß sich in der Vorlaufleitung des Turboladers
ein Rückschlagventil befindet und die Rücklaufleitung des Turboladers verzweigt ausgebildet
ist, in eine erste Leitung die oberhalb des Kühlmittelspiegels in den Ausgleichsbehälter
mündet sowie eine zweite Leitung, die unterhalb des Kühlmittelspiegels in den Ausgleichsbehälter
mündet und ein Rückschlagventil enthält.
[0006] Bei dem erfindungsgemäßen Flüssigkeitssystem wird im Betrieb der Brennkraftmaschine
das Kühlmittel durch die Kühlmittelpumpe befördert und fließt durch die Vorlaufleitung
des Turboladers in dessen Lagergehäuse, wo es dessen Lager kühlt und von dort durch
die Rücklaufleitung des Turboladers zurück an diejenige Stelle des Kühlsystems gelangt,
wo die erhitzte Kühlflüssigkeit abgekühlt wird, um erneut dem Kühlprozeß zugeführt
zu werden. Wird hingegen die Brennkraftmaschine abgeschaltet, so heizt die Nachhitze
des Turboladers die Kühlflüssigkeit im Lager bis zum Siedepunkt auf. Dadurch entsteht
im Lager Dampf, der die Flüssigkeit in der Rücklaufleitung und von dort ausgehend
in der ersten Leitung, die oberhalb des Kühlmittelspiegels endet sowie der zweiten
Leitung, die unterhalb des Kühlmittelspiegels endet, vor sich her in den Ausgleichsbehälter
drückt. Hierzu muß die Rücklaufleitung eng genug gewählt werden, damit der Dampf,
der nahezu explosionsartig entsteht, die Kühlmittelsäule in der Rücklaufleitung und
der ersten sowie zweiten Leitung vor sich hertreiben kann. Nach diesem Vorgang läuft
die Kühlflüssigkeit in die Rücklaufleitung zurück in den Turbolader bzw. es kondensiert
der Dampf in der Rücklaufleitung. Jedoch ist der Flüssigkeitsstand in der Rücklaufleitung
nun um die bereits in den Ausgleichsbehälter beförderte Kühlmittelmenge geringer,
da diese weder durch die oberhalb des Kühlmittelspiegels endende erste Leitung noch
wegen des Rückschlagventils durch die unterhalb des Kühlmittelspiegels endende zweite
Leitung zurückfließen kann. So entsteht am in der Vorlaufleitung des Turboladers angeordneten
Rückschlagventil wegen der unterschiedlichen Flüssigkeitsniveaus im Vorlaufkühlsystembereich
und im Rücklaufkühlsystembereich ein Druckunterschied Δp, infolgedessen kann kältere
Kühlflüssigkeit durch das Rückschlagventil bis zum Druckausgleich nachfließen.
[0007] Dieser Vorgang -
aufheizen, verdampfen, ausstoßen von Flüssigkeit in den Ausgleichsbehälter, nachlaufen aus
dem System - läuft nicht gleichmäßig und kontinuierlich ab sondern zyklisch und schubweise.
Er endet, sobald das Lager des Turboladers Kühlmittelsiedetemperatur erreicht hat.
Dies ist ausreichend, um das in der Lagerung befindliche Öl am Verkoken zu hindern.
Danach kann die normale Thermosyphonwirkung einsetzen.
[0008] Weitere Merkmale der Erfindung sind in der Beschreibung der Figuren dargestellt,
wobei bemerkt wird, daß alle Einzelmerkmale und alle Kombinationen von Einzelmerkmalen
erfindungswesentlich sind.
[0009] In den Figuren 1 bis 5 ist die Erfindung und deren Wirkungsweise an einer Ausführungsform
beispielsweise dargestellt, ohne auf diese Ausführungsform beschränkt zu sein. Es
zeigt:
Figur 1 eine schematische Darstellung des erfindungsgemäßen Flüssigkeitskühlsystems
und
Figuren 2, 3, 4 und 5 entsprechende Darstellungen des Kühlsystems bei unterschiedlichen
Betriebszuständen.
[0010] Die Figur 1 verdeutlicht den Aufbau des erfindungsgemäßen Flüssigkeitskühlsystems.
An einer Brennkraftmaschine 1 ist ein Turbolader 2 angebracht, der ein wassergekühltes
Lagergehäuse 3 hat. Dieses ist mit einer Vorlaufleitung 4 und einer Rücklaufleitung
6 mit dem Kühlsystem der Brennkraftmaschine 1 verbunden. Deren Kühlsystem ist vereinfacht
dargestellt, eine Vorlaufleitung 9 führt zu den entsprechenden Kühlelementen der
Brennkraftmaschine 1, die Rücklaufleitung der Brennkraftmaschine stellt bei der vereinfachten
Darstellung gemäß Figur 1 gleichzeitig die Vorlaufleitung 4 des Turboladers 2 dar.
In der Vorlaufleitung 4 befindet sich ein Rückschlagventil 5, das nur eine Durchströmung
der Vorlaufleitung von der Brennkraftmaschine 1 zum Turbolader 2 hin gestattet. Die
Rücklaufleitung 6 ist geteilt in eine erste Leitung 10, die oberhalb des Kühlmittelspiegels
12 in einen Ausgleichsbehälter 8 mündet, sowie eine zweite Leitung 11 , die unterhalb
des Kühlmittelspiegels 12 in den Ausgleichsbehälter 8 mündet. Die zweite Leitung
11 weist ein Rückschlagventil auf, das nur eine Durchströmung der Rücklaufleitung
6 vom Turbolader 2 zum Ausgleichsbehälter 8 gestattet.
[0011] Beim normalen Betrieb der Brennkraftmaschine, dargestellt in der Figur 2, wird das
Kühlmittel, worunter in aller Regel Kühlwasser zu verstehen sein wird, durch eine
nicht näher dargestellte Wasserpumpe im Kreislauf durch die Vorlaufleitung 9 der Brennkraftmaschine
1 durch die entsprechenden Kühlelemente der Brennkraftmaschine 1 zur Vorlaufleitung
4 des Turboladers 2 gefördert, und von dort durch dessen Lagergehäuse 3 zwecks Kühlung
des Lagers des Turboladers 2, schließlich gelangt das Kühlwasser vom Turbolader 2
durch die Rücklaufleitung 6 und die zweite Leitung 11 zurück in den Ausgleichsbehälter
8 und von dort erneut in die Vorlaufleitung 9 der Brennkraftmaschine 1. Die das Kühlmittel
fördernde Pumpe ist dabei zweckmäßig in der Vorlaufleitung 9 der Brennkraftmaschine
1 angeordnet, im Kühlkreislauf befindet sich darüber hinaus der eigentliche Kühler
für die Kühlflüssigkeit, der gleichfalls zweckmäßig der Vorlaufleitung 9 der Brennkraftmaschine
1 zugeordnet ist. Auf die Darstellung der Wasserpumpe und des Kühlers wurde deshalb
verzichtet, weil die erfindungsgemäße Ausbildung des Flüssigkeitskühlsystems weniger
im Bezug zum normalen Betrieb der Brennkraftmaschine 1 zu sehen ist, sondern vielmehr
auf die Kühlung nach dem Abschalten der Brennkraftmaschine 1 abzielt, also auf einen
Betriebszustand des Flüssigkeitskühlsystems, bei dem die Pumpe und der Kühler außer
Wirkung sind.
[0012] Bei abgeschalteter Brennkraftmaschine 1 ist der Zwangsumlauf des Kühlwassers unterbrochen
und es heizt die Nachhitze des Turboladers 2 das Kühlmittel im Lagergehäuse 3 bis
zum Siedepunkt auf. Dadurch entsteht - wie aus der Darstellung der Figur 3 zu ersehen
ist - im Lagergehäuse 3 Dampf. Dieser schlagartig entstehende Dampf drückt das Wasser
in der Rück laufleitung 6 vor sich her und sowohl durch die erste Leitung 10 als
auch durch die zweite Leitung 11 in den Ausgleichsbehälter 8. Voraussetzung hierfür
ist, daß der Leitungsquerschnitt der Rücklaufleitung 6 gering genug gewählt ist,
um es somit dem Dampf zu ermöglichen, die Kühlmittelsäule in der Rücklaufleitung 6
sowie den beiden Leitungen 10 und 11 vor sich herzutreiben. Das Rückschlagventil 5
in der Vorlaufleitung 4 des Turboladers 2 verhindert, daß Wasser bzw. Dampf unmittelbar
vom Turbolader 2 zur Brennkraftmaschine 1 zurückströmt.
[0013] Anschließend läuft das nicht in den Ausgleichsbehälter 8 gedrückte restliche Wasser
in der Rücklaufleitung 6 zurück zum Turbolader 2 bzw. es kondensiert der Dampf in
der Rücklaufleitung 6. Wie der Darstellung der Figur 4 zu entnehmen ist, stellt sich
ein Wasserstand der Rücklaufleitung 6 ein, der um die bereits in den Ausgleichsbehälter
8 beförderte Kühlmittelmenge niedriger ist, da diese weder durch die oberhalb des
Kühlmittelspiegels 12 endende erste Leitung 10 noch wegen des Rückschlagventiles 7
durch die unterhalb des Kühlmittelspiegels 12 endende zweite Leitung 10 zurückfließen
kann. So entsteht, wie in Figur 4 gezeigt, wegen der unterschiedlich hohen Wassersäulen
am Rückschlagventil 5 der Druckunterschied Δp. Wegen dieses Druckunterschiedes läuft
frisches Kühlmittel durch die Vorlaufleitung 4 am Rückschlagventil 5 vorbei bis zum
Druckausgleich nach, dieser Zustand ist in Figur 5 gezeigt.
[0014] Der Vorgang -
aufheizen, verdampfen, ausstoßen von Wasser in den Ausgleichsbehälter 8, nachlaufen aus dem
System - läuft nicht gleichmäßig und kontinuierlich ab, sondern zyklisch und schubweise.
Er endet, sobald das Lagergehäuse 3 Kühlmittelsiedetemperatur erreicht hat.
Bezugszeichenliste
[0015]
1 Brennkraftmaschine
2 Turbolader
3 Lagergehäuse
4 Vorlaufleitung
5 Rückschlagventil
6 Rücklaufleitung
7 Rückschlagventil
8 Ausgleichsbehälter
9 Vorlaufleitung
10 erste Leitung
11 zweite Leitung
12 Kühlmittelspiegel
1. Flüssigkeitskühlsystem für eine durch einen Turbolader aufgeladene Brennkraftmaschine,
wobei der Turbolader über eine Vorlaufleitung und eine Rücklaufleitung mit dem Kühlkreislauf
der Brennkraftmaschine verbunden ist und in Betrieb der Brennkraftmaschine eine Zwangsumlaufkühlung
erfolgt sowie das Kühlsystem einen Ausgleichsbehälter für die Kühlflüssigkeit aufweist,
dadurch gekennzeichnet, daß sich in der Vorlaufleitung (4) des Turboladers (2) ein Rückschlagventil (5)
befindet und die Rücklaufleitung (6) des Turboladers (2) verzweigt ausgebildet ist,
in eine erste Leitung (10), die oberhalb des Kühlmittelspiegels (12) in den Ausgleichsbehälter
(8) mündet sowie eine zweite Leitung (11), die unterhalb des Kühlmittelspiegels (12)
in den Ausgleichsbehälter (8) mündet und ein Rückschlagventil (7) enthält.
2. Flüssigkeitskühlsystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Brennkraftmaschine (1) eine Vorlaufleitung (9) und eine Rücklaufleitung
aufweist, wobei die Vorlaufleitung (9) unterhalb des Kühlmittelspiegels (12) mit dem
Ausgleichsbehälter (8) verbunden ist und die Rücklaufleitung die Vorlaufleitung (4)
des Turboladers (2) darstellt.
3. Flüssigkeitskühlsystem nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Flüssigkeitskühlsystem eine den Zwangsumlauf bewirkende Pumpe aufweist.