(19)
(11) EP 0 383 748 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
22.08.1990  Patentblatt  1990/34

(21) Anmeldenummer: 90890032.7

(22) Anmeldetag:  12.02.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5E02D 31/02
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE DE FR GB IT NL SE

(30) Priorität: 15.02.1989 DD 325771

(71) Anmelder: VE KOMBINAT FÜR BAUREPARATUREN UND REKONSTRUKTION LEIPZIG
D-04109 Leipzig (DE)

(72) Erfinder:
  • Pötzsche, Peter
    DDR-7010 Leipzig (DD)
  • Frenzel, Günter, Dipl.-Ing.
    DDR-7010 Leipzig (DD)

(74) Vertreter: Puchberger, Rolf, Dipl. Ing. et al
Patentanwälte, Dipl. Ing. Georg Puchberger Dipl. Ing. Rolf Puchberger Dipl. Ing. Peter Puchberger Singerstrasse 13 Postfach 55
1010 Wien
1010 Wien (AT)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung von Vertikaldichtungen an Bauwerken unterhalb Terrain


    (57) Die Erfindung betrifft die Herstellung oder Erneuerung von vertikalen Dichtungen an Bauwerken unterhalb Terrain gegen Erdfeuchtigkeit. Ziel und Aufgabe der Erfindung ist es, die Abdichtung ökonomischer und funktionssicherer zu gestalten und somit eine Aufschachtung des Erd­reiches zu vermeiden. Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren werden keilförmige Elemente unmittelbar an der Mauerwerksoberfläche bis zur Fundamentsohle in das Erdreich eingetrieben. Der entstandene spalt­förmige Freiraum zwischen Mauerwerk und Erdreich wird anschließend mit vorzugsweise flüssigem Dichtmaterial gefüllt. Eine erfindungsge­maße Vorrichtung besteht aus einem blockähnlichen Element (12) mit keil­förmigem Profil. Innerhalb der unteren Keilfläche ist mindestens ein in senkrechter Richtung herauslösbares Teilstück (9) angeordnet, das als Keilventil wirkt. Dieses Keilventil dichtet in diesem Anschlag ein im blockähnlichen Element befindliches Füllrohr (8) ab. Das Keilventil ist über eine durch das Füllrohr verlaufende Absenkstange (10) an der Ober­kante des blockähnlichen Elementes arretiert. Das Füllrohr ist am oberen Ende durch eine Abdeckscheibe und Verschlußkappe abgedichtet. Im oberen Teil des blockähnlichen Elementes befindet sich eine seit­liche Zuflußöffnung (11) im Füllrohr. Das blockähnliche keilförmige Ele­ment wird an der Mauerseite in das Erdreich eingetrieben bis zur Fun­damentsohle. Beim Zurückziehen wird unter Druck Dichtmaterial in den Freiraum eingebracht. Durch Absenkung des herauslösbaren Keilventils wird die Abdichtung des Füllrohres geöffnet und so eine Antrittsöff­nung für das Dichtmaterial geschaffen.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur nach­träglichen Herstellung bzw. Erneuerung von vertikalen Dichtungen an Bauwerken unterhalb Terrain gegen Erdfeuchtigkeit. Anwendbar ist die Erfindung bei allen Bauwerken des Wohnungs-, Gesellschafts- und In­dustriebaues, Denkmälern usw.

    [0002] Entsprechend bautechnischer Forderungen und gültiger Standards sind Bauwerke grundsätzlich gegen Erdfeuchtigkeit u.a. durch vertikale Abdichtungen zu schützen. Nach dem Stand der Technik wird der nach­trägliche vertikale Feuchteschutz eines Gebäudes überwiegend nach Freilegen des Grundmauerwerkes bis zur Fundamentsohle praktiziert, damit eine den bautechnischen Forderungen entsprechende vertikale Schutzschicht aus Anstrichen, Beschichtungen, Bahnen, Folien, minera­lischen Dichtungsmaterialien u.a. ausgeführt werden kann. Dieser Erd­aushub, insbesondere für den nachträglichen vertikalen Feuchtigkeits­schutz, ist mit hohem technisch-technologischem bzw. manuellem sowie ökonomischem Aufwand verbunden. Einschränkungen können sich durch bauwerksbedingte Gegebenheiten, wie z.B. durch die Oberflächengestal­tung des umgebenden Terrains, Bebauungsdichte und -art, unterirdi­sche Versorgungsleitungen, Bauwerke u.dgl. ergeben. Wird aus vorge­nannten Gründen auf die Herstellung eines funktionstüchtigen Abdich­tungssystems verzichtet, hat das für die weitere Nutzung und den Be­stand des Bauwerkes erheblich negative Auswirkungen.

    [0003] Für die Herstellung von Abdichtungen an Mauerwerksoberflächen existie­ren mehrere Varianten, die jedoch bei Mauerwerk unter Terrain in der Regel eine Aufschachtung erfordern. Nach der DD-PS 100 991 werden Kunststoffe auf das zuvor erhitzte Mauerwerk aufgepreßt, wozu eine verfahrbare Vorrichtung eingesetzt werden kann. Desgleichen wird in der DD-PS 252 097 ein Dichtungsschutz für unterirdische Bauwerke unter Schutz gestellt, der aus mehreren Schichten besteht und in aufwendi­ger Technologie zwischen Mauerwerk und Erdreich eingebracht wird.

    [0004] Nach der DD-PS 254 042 wird ein vertikaler Schutz des Kellermauerwer­kes durch Anordnung von Belüftungsschächten errreicht. Große Nachteile entstehen hier noch zusätzlich durch Frostschäden, da die Kälte unge­hindert in das Mauerwerk eindringen kann. Weiterhin bildet sich bei ungenügender Luftzirkulation Kondenswasser, wodurch eine weitere Durchfeuchtung des Mauerwerkes verursacht wird.

    [0005] In der AT-PS 377 811 wird ein Verfahren zur Trockenlegung unterirdi­scher Teile von Bauwerken ohne Aufschachtung des Erdreiches beschrie­ben, bei welchem ein flüssiges oder teigiges und später erhärtendes Injektionsgut als feuchtigkeitsdichtende Schutzschicht wirkt. Das Injektionsgut wird dabei über senkrechte Bohrungen in den Erdboden an der Außenseite des Gebäudes oder über waagerechte Durchbohrungen des Grundmauerwerkes vom Keller aus in das anliegende Erdreich gedrückt. Infolge unterschiedlicher Bodenstrukturen und der damit verbundenen unkontrollierbaren Verteilung des Injektionsgutes ist die Herstellung einer durchgängig funktionstüchtigen und effektiven Schutzschicht nicht möglich.

    [0006] Ziel der Erfindung ist es, an vorhandenen Bauwerken vertikale Abdich­tungen gegen Erdfeuchtigkeit unterhalb Terrain ohne hohen Aufwand zu schaffen. Die Abdichtung soll dabei von hoher Qualität und Lebens­dauer sein.

    [0007] Es ist Aufgabe der Erfindung, vorhandenes Mauerwerk unterhalb Terrain gleichmäßig und funktionssicher abzudichten, ohne eine Aufschachtung des Erdreiches vorzunehmen.

    [0008] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch ein Verfahren gelöst, wonach ein oder mehrere keilförmige Elemente nacheinander unmittelbar an der Mauerwerksoberfläche bis zur Fundamentsohle durch Schlag- bzw. Schwingungseinwirkung in das Erdreich eingetrieben werden. Diese Ele­mente werden anschließend mit einer an sich bekannten Spreizvorrich­tung, einer Spindel, einem Keil und sonstige pneumatische oder hydrau­lische Vorrichtungen von der Wand leicht abgedrückt, sodaß ein spalt­förmiger Freiraum zwischen Wand und Erdreich geschaffen wird. In die­ sen Freiraum werden danach zur Schaffung einer Vertikaldichtung an sich bekannte Dichtmaterialien eingebracht, vorzugsweise flüssige oder plastische, feuchteabweisende Substanzen auf Bitumen-, Kunst­stoff- und Mineralbasis. Es sind auch Platten und Folien möglich. Die Form und Größe des Freiraumes lassen sich durch Herstellen eines Drehpunktes, z.B. in der Mitte des keilförmigen Elementes durch He­belwirkung in Richtung der Wand und in Abhängigkeit von der vorgese­henen Abdichtungsvariante optimal gestalten. Nach Fertigstellung der Abdichtung werden die keilförmigen Elemente mittels bekannter Hubvor­richtungen aus dem Erdreich herausgezogen. Der verbleibende Hohlraum kann mit einer abdichtenden Suspension zusatzlich verfüllt werden, sodaß gleichzeitig ein wirksamer Schutz für die eingebrachte Abdich­tung entsteht.

    [0009] Die Aufgabe wird weiterhin durch eine Vorrichtung gelöst, die aus einem blockähnlichen Element besteht, das im Profil keilförmig ausge­bildet ist. Innerhalb der unteren Keilfläche ist mindestens ein in senkrechter Richtung bewegbares, herauslösbares ventilartiges Teil­stück angeordnet, welches im oberen Anschlag im blockähnlichen Ele­ment befindliches Füllrohr abdichtet.

    [0010] Das ventilartige Teilstück ist über eine durch das Füllrohr verlau­fende Absenkstange an der Oberkante des blockähnlichen Elementes ar­retiert. Das Füllrohr kann am oberen Ende mit einer Abdeckscheibe verbunden sein, die fest auf dem blockähnlichen Element aufliegt und durch eine darüber befindliche Verschlußkappe abgedichtet und fest­gedrückt ist. Im oberen Teil des blockähnlichen Elementes kann eine Zuflußöffnung zum Füllrohr seitlich angeordnet sein. Das herauslös­bare Teilstück kann schräge Seitenflächen aufweisen, die parallel zum Ausschnitt aus dem blockähnlichen Element verlaufen. Die erfin­dungsgemäße Vorrichtung arbeitet wie folgt:
    Das blockähnliche, keilförmige Element wird an der Mauerseite in das Erdreich eingetrieben, meistens bis zur Fundamentsohle eines Gebäu­des. Beim Zurückziehen des Keilelementes wird gleichzeitig unter Druck Dichtungsmaterial in den entstandenen Freiraum eingebracht. Dies wird dadurch erreicht, indem durch Absenkung des herauslösbaren ventilartigen Teilstückes aus dem blockähnlichen Element die Abdich­tung des Füllrohres geöffnet und so eine Austrittsöffnung für die einzubringenden Materialien geschaffen wird.

    [0011] Die Erfindung hat den Vorteil, daß qualitätsgerechte, durchgängig funktionstüchtige Abdichtungen an Gebäudeoberflächen unter Terrain hergestellt werden ohne aufwendige Aufschachtungsarbeiten. Die Her­stellung der vertikalen Abdichtung wird mit einer einfach zu handha­benden kostengünstigen Vorrichtung erreicht. Mit dieser Vorrichtung sind auch spezielle Abdichtungsaufgaben außerhalb von Gebäuden ohne Erdaushub ökonomisch lösbar, wie z.B. das Herstellen von wasserdich­ten Blenden und Schürzen im Erdreich.

    [0012] Die Erfindung wird an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert. Die Zeichnungen zeigen: Fig. 1 die Darstellung des keilförmigen Elementes des Verfahrens in Seitenansicht, Fig. 2 die Darstellung der Vorrich­tung in Isometrie, Fig. 3 einen Schnitt A-A aus Fig. 2, Fig. 4 das herauslösbare, ventilartige Teilstück im oberen Anschlag, Fig. 5 das herauslösbare, ventilartige Teilstück im unteren Anschlag.

    [0013] An einem 70 Jahre alten Wohnhaus ist Erdfeuchtigkeit in das Grund­mauerwerk eingedrungen. Durch Bauzustandsanalyse wird die Funktions­tüchtigkeit der bituminösen Vertikalabdichtung festgestellt. Eine Erneuerung der Vertikalabdichtung nach dem bisherigen Stand der Tech­nik wäre objektbedingt nur durch manuelle Aufschachtung bis ca. 1,5 m Tiefe mit erheblichem Aufwand möglich.

    [0014] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wird gemäß Fig. 1 folgendermaßen vorgegangen:
    Abschnittweise wurden 4 Stück 1,50 m lange und 0,50 m breite keilför­mige Elemente 3 mittels aufgesetztem Druckluft-Schlaghammer unmittel­bar an der Gebäudeaußenwand 1 in das Erdreich 4 getrieben. Mittels angebrachter mechanischer Spindeln wird ein oberer Freiraum von ca. cm geschaffen. Nach Fixierung der keilförmigen Elemente 3 im oberen Bereich durch Abstandshalterungen 7 werden mittels Schlaghammer Keile eingetrieben, die den unteren Freiraum auf ca. 2 cm vergrößern. In den so entstandenen Hohlraum wird wegen des bereits vorhandenen bi­tuminösen Untergrundes ein großflächiges Bitumen-Latex-Gemisch einge­bracht. Nach der Verfestigung erfolgt das Herausziehen der Keilele­mente 3 mittels Seilrolle. In den verbliebenen Hohlraum wird an­schließend Feinsand eingeschlämmt.

    [0015] Die erfindungsgemaße Vorrichtung ist nach den Fig. 2 bis 6 wie folgt aufgebaut:
    In dem keilförmigen, blockähnlichen Element 12 befindet sich in ver­tikaler Richtung ein durchgehendes Füllrohr 8 für flüssiges Dichtma­terial. Im unteren Teil des blockähnlichen Elementes 12 wird das Füll­rohr 8 durch das aus dem Element 12 herauslösbare ventilartige Teil­stück 9 verschlossen. Das Teilstück 9 weist in der Vorderansicht schrä­ge Seitenflächen auf, die parallel zum Ausschnitt aus dem Element 12 verlaufen. Über die starre Verbindung mit der Absenkstange 10 ist das Teilstück 9 an der Oberkante des blockähnlichen Elementes 12 ar­retiert. Dies geschieht durch eine am oberen Ende der Absenkstange 10 befindliche Abdeckscheibe 13, die auf dem Element 12 dicht aufhängt und so auch den Austritt von Dichtflüssigkeit verhindert. Zur weite­ren Abdichtung und zum Festdrücken ist über der Abdeckscheibe 13 eine Verschlußkappe 14 angeordnet. Im oberen Teil des blockähnlichen Ele­mentes 12 befindet sich auf der Flachseite eine Zuflußöffnung 11 zum Füllrohr 8. Das blockähnliche Element 12 wird dicht an der Gebäude­außenwand 1 in das Erdreich 4 eingetrieben bis zur Fundamentsohle 2 des Gebäudes. Nun wird das Teilstück 9, das als Keilventil wirkt, aus dem unteren Teil des Elementes 12 herausgelöst und nach unten geschoben. Dadurch wird das Füllrohr 8 geöffnet. Unter Druck fließt nun das Dichtmaterial aus dem Füllrohr 8 über die Gebäudeaußenwand­fläche 1. Aufgrund der schrägen Seitenflächen des Teilstückes 9 ver­teilt sich das Dichtmaterial gleichmäßig über die Gebäudeaußenwand 1. Durch das Teilstück 9 wird beim Herauslösen aus dem blockähnlichen Element 12 vorgelagertes Erdreich 4 beseitigt, und so eine Verstopfung des Füllrohres 8 vermieden. Ein Austritt des Dichtmaterials aus dem Füllrohr 8 über die Oberkante des Elementes 12 hinaus wird durch die Abdeckscheibe 13 mit Verschlußkappe 14 vermieden. Weitere Dichtflüs­sigkeit wird durch die Zuflußöffnung 11 nachgefüllt.


    Ansprüche

    1. Verfahren zur Herstellung von Vertikaldichtungen an Bauwerken un­terhalb Terrain mittels flüssigen oder plastischen, feuchteabweisen­den Dichtmaterialien, Platten oder Folien, dadurch gekennzeichnet, daß ein oder mehrere keilförmige Elemente (3) nacheinander unmittel­bar an einer Gebäudeaußenwand (1) in das Erdreich (4) getrieben und anschließend mittels einer Spreizvorrichtung (6) von der Gebäude­außenwand abgedrückt werden, worauf der entstandene Freiraum in be­kannter Weise mit Dichtmaterial verfüllt wird.
     
    2. Vorrichtung zur Herstellung von Vertikaldichtungen an Bauwerken unterhalb Terrain, dadurch gekennzeichnet, daß in einem blockähnlichen Element (12), das im Profil keilförmig ausgebildet ist, im unteren Teil mindestens ein in senkrechter Richtung herauslösbar bewegbares ventilartiges Teilstück (9) angeordnet ist, welches im oberen Anschlag ein im blockähnlichen Element (12) befindliches Füllrohr (8) abdich­tet und über eine starre, durch das Füllrohr (8) verlaufende Absenk­stange (10) an der Oberkante des Elementes (12) arretiert ist.
     
    3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß im oberen Teil des blockähnlichen Elementes (12) eine seitliche Zuflußöffnung (11) zum Füllrohr (8) angeordnet ist.
     
    4. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Ab­senkstange (10) am oberen Ende eine Abdeckscheibe (13) aufweist, die dicht auf der Oberkante des blockähnlichen Elementes (12) aufliegt.
     
    5. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Ab­deckscheibe (13) durch eine darüber befindliche Verschlußkappe (4) auf ihrer Unterlage fest haftet und abgedichtet ist.
     
    6. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Teil­stück (9) als Keilventil mit schrägen Seitenflächen ausgebildet ist.
     




    Zeichnung