[0001] Die Erfindung betrifft eine von einer Urform im Wege der galvanoplastischen Abformung
hergestellte Metallfolie als Aufzug für bogenführende Zylinder und/oder Trommeln von
Rotationsdruckmaschinen, deren eine Fläche glatt und deren gegenüberliegende Fläche
oberflächenstrukturiert ist.
[0002] Die bekannten Metallfolien dieser Art (DE-AS 26 05 330) bestehen vorzugsweise aus
massivem Nickel und besitzen eine Oberflächenstruktur, die im wesentlichen dem für
gleiche Zwecke ebenfalls vorbekannten Glasperlentuch entspricht. Dies resultiert daraus,
daß die galvanoplastische Abformung der Metallfolien von einer Negativform erfolgt,
die ihrerseits von einer positivform Urform abgeformt ist, welche aus einer Trägerfolie
mit aufgebrachter Gummischicht besteht, in die teilweise aus der Oberfläche herausragend
Glaskugeln eingebettet sind. Vorteilhaft an diesen Metallfolien ist die Tatsache,
daß die Oberflächenstruktur weitgehend reproduzierbar ist. Das ist wichtig für den
zügigen Einsatz im Druckbetrieb, beispielsweise für den kontrollfreien Austausch
einer beschädigten Metallfolie gegen eine neue. Nachteilig an diesen Metallfolien
ist jedoch, daß keine optimale Oberflächen-Topographie im Hinblick auf verschiedene
Arbeitsanforderungen vorliegt.
[0003] Die gleichen Nachteile treten bei einer anderen vorbekannten Lösung auf (EP-PS 17
776), bei denen die bogenführende Folie als Aufzug für Gegendruckzylinder von Rotationsdruckmaschinen
für Schön- und Widerdruck auf der einen Fläche glatt ausgebildet und auf der gegenüberliegenden
Fläche mit statistisch gleichmäßig verteilten, gleich hohen Kugelkalotten versehen
ist und bei welcher die Folie von einer Trägerschicht und einer Deckschicht gebildet
wird, die Träger schicht aus Nickel oder Kunststoff mit hohem Elastizitätsmodul,
z.B. Polyamid oder PVC, besteht, wobei auf die Kugelkalotten-Seite eine deren Mikrorauheit
ausgleichende, dünne Chromschicht als Deckschicht aufgebracht ist. Der Ausgleich nur
der Mikrorauheit verändert die beabsichtigte, sehr gleichmäßige Kugelkalotten-Topographie
der Oberfläche nicht.
[0004] Im Hinblick auf einen über die Rauhheit zu erreichenden Kompromiß schlägt die DE-PS
12 58 873 Oberflächenstrukturen eines Gegendruckzylinders bzw. einer diesem zuzuordnenden
Aluminiumfolie vor, die als Chromoberfläche mit einer Rauhheit (RMS) zwischen 2 und
7,5 mü gestaltet ist. Dadurch sollten zwei Grenzbedingungen im Kompromiß optimal erfüllt
werden, nämlich, daß die Rauhheit einerseits genügend groß ist, um einen gewissen
(dort behaupteten) Farb-Abstoßeffekt zu verwirklichen, beispielsweise um ein Schmieren
des frisch bedruckten Bogens an seiner Rückseite beim Widerdruck zu verhindern, andererseits
die Rauhheit aber auch so klein wie möglich sei, um den optimalen Traganteil für die
Auflagefläche des Bogens sicherzustellen. Einerseits wird dieser Kompromiß, wie gefunden
wurde, nicht optimal erreicht. Andererseits ist an dieser Lösung nachteilig, daß
sie hinsichtlich der Oberflächenstruktur nicht reproduzierbar ist. Selbst wenn man
die Bemessung der Rauhheit (im entsprechenden Mittel über die gesamte Folie betrachtet)
mit vertretbarer Toleranz reproduziert, so weicht die Oberflächenstruktur insgesamt
jeder Folie wieder sehr erheblich von der anderen Folie bzw. jede Zylinderoberfläche
von der nächsten Zylinderoberfläche ab. Auch ist die reproduzierbare Strahlbehandlung
solcher dünnen Aluminiumfolien problematisch, ferner deren Benutzungsstabilität. Alle
diesbezüglich vorbekannten Produkte mit strahlgerauhter Oberfläche stellen demgemäß
Unikate dar.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine gattungsgemäße Metallfolie so auszugestalten,
daß bei optimaler Anpassung der Oberflächenstruktur an die Funktionsbedingungen der
Folie eine stets identische Reproduzierbarkeit derselben gegeben ist.
[0006] Erreicht ist dies gemäß der Erfindung entweder dadurch, daß die Oberflächenstruktur
der Metallfolie einer durch Strahlbehandlung gerauhten und zur Eliminierung von Hinterschnitten
mit einer einebnenden Galvano-Schicht, z.B. Glanznickelschicht, überzogenen Oberseite
der Urform entspricht oder dadurch, daß die Metallfolie von der durch Strahlbehandlung
gerauhten und zur Eliminierung von Hinterschnitten mit einer einebnenden Galvano-Schicht
z. B. einer Glanznickelschicht, überzogenen Oberseite der Urform abgeformt ist.
[0007] Zufolge dieser Ausgestaltung ist eine Metallfolie als Aufzug für bogenführende Zylinder
und/oder Trommeln von Rotationsdruckmaschinen gegeben, deren Oberflächenstruktur
grundsätzlich das Duplikat einer durch Strahlrauhung erzeugten (und danach von Hinterschnitten
befreiten) Oberfläche darstellt, und dadurch einerseits jederzeit eindeutig höchstgradig
genau reproduzierbar ist und andererseits optimale Bedingungen bezüglich einer Abschmierverhinderung
bringt. Diesbezüglich wurde gefunden, daß die Struktur einer strahlgerauhten und
entsprechend eingeebneten Fläche sowohl direkt (als Positiv-Profil) wie auch mit deren
Negativ-Profil den günstigsten Kompromiss bietet, insbesondere hinsichtlich Traganteil,
Waschbarkeit der Metallfolie und der Abschmierverhinderung. Alles zusammen bringt
optimale Benutzungsbedingungen. Dabei ist das Wesentliche der Erfindung die Erkenntnis,
daß man diese Optimierung erreicht, wenn man die durch Strahlbehandlung erzeugten
Rauhigkeiterhebungen einer Oberfläche (der Urform) einebnet und dabei von allen etwaigen
Hinterschnitten befreit, so daß also die abgeformte fertige Metallfolie keine Vertiefungen
besitzen kann, die sich zur Tiefe hin erweitern bzw. keine Erhöhungen mit einem Überhang.
Die Strahlbehandlung zur Rauhung der Oberseite der Urform kann durch bekannte Blas-
oder Strahl-Verfahren erfolgen, z.B. durch Kugelstrahlen. Die diesbezüglich erzeugte
Oberfläche kann zusätzlich - auch zur Stabilisierung und Verlängerung der Lebensdauer-
mit einer Chromschicht ausgestattet sein. Eine solche Chromschicht, aufgebracht auf
eine durch Strahlung erzeugte und dann galvanisch eingeebnete Oberflächen-Topographie,
verbessert den Oberflächenausgleich noch weiter, weil z.B. wegen der fehlenden Hinterschneidungen
keine elektrolytisch bevorzugten Kanten/Spitzen etc. vorliegen. Die entsprechende
Metallfolie kann auch als Bespannung für den Druckzylinder einer Rotationsdruckmaschine
eingesetzt werden. Dabei sind die Kuppen bestens geeignet, den Reibwert der Zylinderoberfläche
zu erhöhen, so daß die Papierzugkräfte für die Greifer geringer bemessen sein können;
ein Herausziehen des Bogens aus den Greifern ist dann trotzdem verhindert. Die Ausbildung
der Kuppeln (spitz oder flach, hoher oder geringer Traganteil) kann dem jeweiligen
Anwendungsfall (erster Umführzylinder, dritter Umführzylinder, Druckzylinder, Auslagetrommel
oder dergleichen) angepaßt werden. Trotz relativ dünner Struktur ergibt sich eine
sehr haltbare Bauform. Die bogenberührende Oberfläche ist auch reinigungsoptimal.
Die eingeebneten Flanken der Erhöhungen vermeiden Nester zur Farbansammlung bzw.
Resten eines etwaigen Reinigungsmittels. Über das jeweilige Strahlverfahren zur Rauhung
der Oberseite der Urform kann eine wesentlich weitergehende Anpassung an den späteren
Einsatzzweck der Metallfolie erreicht werden, als dies bei den bis dahin in Kugelkalotten-Struktur
galvanisch abgeformten Metallfolien möglich war. Wegen der optimalen Traganteile,
die eine solche Toprgraphie mit sich bringt, ist eine solche Metallfolie auch bestens
geeignet, um auf einem Zylinder durch Unterlegen der Folie eine sehr feine Anpassung
an unterschiedliche Papierstärken vorzunehmen. Es ergibt sich, wie gefunden wurde,
wegen der speziellen Bedingungen bezüglich Traganteil der Fläche, Tragflächengestalt,
Material, Verteilung der Traganteile, Höhendifferenz und deren Verteilung, Gestalt
der Kuppen und Tälern, insbesondere deren Flanken, eine Lösung, die einsatztechnisch
sowohl den mikrogeglätteten, gleichhohen und gleichmäßig verteilten Kugelkalotten
überlegen ist als auch den strahlgerauhten (plus verchromten) Zylinderflächen (mit
Hinterschneidungs-Nestern). Durch die Bemessung der aufzubringenden Glanznickel-Masse
ergibt sich dabei noch eine gute Möglichkeit, die obigen Faktoren zu beeinflussen.
[0008] Der Gegenstand der Erfindung ist auf der beiliegenden Zeichnung in zwei Ausführungsbeispielen
skizzenmäßig dargestellt.
[0009] In Fig. 1 bezeichnet 1 einen Ausschnitt aus der Oberseite der Urform als Teilquerschnittsdarstellung.
Diese Urform kann insgesamt die Form eines Zylinders besitzen, der vorzugsweise aus
Aluminium besteht. Er weist die Oberseite O auf, welche oberflächenstrukturiert ist,
wobei die Oberflächenstruktur durch Strahlbehandlung, z.B. Kugelstrahlen erzielt
ist, so daß die Erhebungen 2 mit den Hinterschneidungen 2′ und die Vertiefungen 3
entstanden sind. Diese strukturierte Oberfläche wird anschließend galvanisch mit
einer Chromschicht 4 überzogen. Wie erkennbar, verändert die Chromschicht 4 an den
Stellen 4′, also vor exponierten Punkten der Erhöhungen 2 die Topographie der Oberfläche,
z.B. bei 4˝, jedoch mehr so, daß die Hinterschneidungen sich vergrößern. Es ist ein
wesentliches Element der Erfindung, erkannt zu haben, daß solche Hinterschneidungen
die Ursache dafür sind, daß die strahlgerauhte Oberfläche in vieler Hinsicht ungünstiger
erscheint als z.B. eine Kugelkalotten-Topographie. Beseitigt man die Hinterschneidungen,
erweist sich - wie gefunden wurde - die strahlgerauhte Fläche allen anderen Oberfläche-Strukturen
gegenüber überlegen. Diese Chromschicht 4 wird anschließend mit einer Glanznickelschicht
5 überdeckt. Diese ebnet die Oberfläche und insbesondere die Flanken der chromschichtüberdeckten
Erhebungen/Vertiefungen völlig ein, so daß keinerlei Hinterschnitte/Hinterschneidungen
mehr auftreten, seien es die Hinterschneidungen aus der Strahlbehandlung oder solche
aus dem galvanischen Aufbringen der Chromschicht 4. Diese durch die einebnende Galvanoschicht
5 (Glanznickelschicht) erzeugte Oberseite der Urform 1 wird nun benutzt zur galvanoplastischen
Abformung der Metallfolie 7 gemäß Fig. 2. Deren Material besteht vorzugsweise aus
Nickel. Ihre mit dem Bogen in Berührung tretende Seite besitzt dabei das Negativ-Profil
des durch Strahlbehandlung erzeugten Strukturprofiles, dies jedoch ohne jegliche
Überhänge an den Flanken 8 ihrer Erhebungen 9, was sie nicht nur druckfunktionstechnisch
optimiert, sondern auch reinigungstechnisch verbessert und Nester zur langfristigen
Korrosion vermeidet. Diese Metallfolie 7 kann unmittelbar die erfindungsgemäße Metall-Folie
sein oder die Negativ-Form N zur Herstellung einer Metallfolie 7′, dargestellt in
Fig. 3. Sowohl bei der Metallfolie 7 wie 7′ handelt es sich stets um materialhomogene
Duplikate der entsprechenden Urformoberfläche, wobei für die Positiv-Version gemäß
7′ sehr wichtig ist, daß die unterschiedlich hohen Auflageflächen (Bergspitzen) relativ
weit verstreut vorgesehen und hinsichtlich ihrer Lage und Ausbildung beeinflußbar
sind, wobei die Faktoren der Materialhomogenität und das Fehlen jegliche Hinterschneidungen
an diesen gemeinsam zur Benutzungsoptimierung beitragen.
[0010] Wie aus Fig. 4 ersichtlich, kann die Metallfolie 7 nach der galvanischen Abformung
noch mit einer dünnen Chromschicht 10 überzogen sein, was nicht nur die Stabilität,
sondern auch das abschmierverhindernde Verhalten optimiert. Das gleiche gilt, wie
in Fig. 5 dargestellt, für die Metallfolie 7′, bei der also das Positiv-Profil der
Urform mit dieser dünnen Chromschicht 10′ ausgestattet ist.
[0011] Jedesmal liegt eine Rauhigkeitsstruktur vor, bei welcher die Oberflächenstruktur
einschließlich der Flanken der durch Strahlbehandlung erzeugten Rauhigkeitserhebungen
eingeebnet ist. Die Rauhigkeit liegt bei 30 - 60 Rz; der Traganteil TP ist in den
einzelnen Tiefen:
TP bei Tiefe von 10.0 mü = 15 %
TP bei Tiefe von 20.0 mü = 50 %
TP bei Tiefe von 30.0 mü = 84 %
[0012] Die Dicke der Chromschicht 4 liegt vorzugsweise bei 40-50 mü, diejenige der Glanznickelschicht
bei 10-15 mü. Die Dicke der Chromschicht 10 bzw. 10′ liegt bei 10 mü.
[0013] Alle in der Beschreibung erwähnten und in der Zeichnung dargestellten neuen Merkmale
sind erfindungswesentlich, auch soweit sie in den Ansprüchen nicht ausdrücklich beansprucht
sind.
1. Von einer Urform unter Zwischenschaltung einer Negativform im Wege der galvanoplastischen
Abformung hergestellte Metallfolie als Aufzug für bogenführende Zylinder und/oder
Trommeln von Rotationsdruckmaschinen, deren eine Fläche glatt und deren gegenüberliegende
Fläche entsprechend der Urform-Oberseite oberflächenstrukturiert ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Oberflächenstruktur der Metallfolie (7) einer durch Strahlbehandlung gerauhten
und zur Eliminierung von Hinterschnitten (2′) mit einer einebnenden Galvano-Schicht
(5) z. B. einer Glanznickelschicht, überzogenen Oberseite (O) der Urform (1) entspricht.
2. Von einer Urform im Wege der galvanoplastischen Abformung hergestellte Metallfolie
als Aufzug für bogenführende Zylinder und/oder Trommeln von Rotationsdruckmaschinen,
deren eine Fläche glatt und deren gegenüberliegende Fläche oberflächenstrukturiert
ist,
dadurch gekennzeichnung,
daß die Metallfolie (7) von einer durch Strahlbehandlung gerauhten und zur Eliminierung
von Hinterschnitten (2′) mit einer einebnenden Galvano-Schicht (5) z. B. einer Glanznikkelschicht,
überzogenen Oberseite (O) der Urform (1) abgeformt ist.
3. Metallfolie nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die strukturierte Fläche der aus Nickel bestehenden Metallfolie (7) nach dem Abformen
mit einer dünnen Chromschicht (10) überzogen ist.
4. Zur galvanoplastischen Metallfolien-Herstellung dienende positive Urform, die zur
galvanoplastischen Erzeugung einer aus Träger- und Deckschicht bestehenden Metallfolie
dient, wobei eine Fläche der aus Nickel geformten Trägerschicht glatt ausgebildet
und die gegenüberliegende Fläche strukturiert ist und wobei die aus Chrom bestehende
Deckschicht die strukturierte Fläche abdeckt,
dadurch gekennzeichnet,
daß die für die galvanoplastische Abformung vorgesehene Fläche der positiven Urform
(1) unter Einsatz eines Blas- bzw. Strahlverfahrens aufgerauht ist und die aufgerauhte
Fläche (bzw. aufgerauhte und dann verchromte Fläche) mit einer einebnenden galvanischen
Schicht (5) überzogen ist.
5) Positive Urform gemäß Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die durch Strahlung
erzielte Rauhigkeit zwischen 30 und 50 Rz liegt und die Traganteile Nach Aufbringen
der Chromschicht (4) und der Glanznickelschicht (5) von etwa 15% bei einer Tiefe
von 10 mü ansteigt auf etwa 85% bei einer Tiefe von 30 mü.