(19)
(11) EP 0 384 151 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
29.08.1990  Patentblatt  1990/35

(21) Anmeldenummer: 90101546.1

(22) Anmeldetag:  26.01.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5B21B 1/46
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE DE FR GB IT

(30) Priorität: 18.02.1989 DE 3904989

(71) Anmelder: SMS SCHLOEMANN-SIEMAG AKTIENGESELLSCHAFT
D-40237 Düsseldorf (DE)

(72) Erfinder:
  • Thörner, Hans Otto
    D-4005 Meerbusch (DE)

(74) Vertreter: Müller, Gerd, Dipl.-Ing. et al
Patentanwälte Hemmerich-Müller-Grosse Pollmeier-Valentin-Gihske Hammerstrasse 2
57072 Siegen
57072 Siegen (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Anlage zur Herstellung von Stahlband


    (57) Eine Anlage zur Herstellung von Stahlband besteht aus einer Stahlbandgießkokille (1), einem Walzensatz (2, 3) zum Zu­sammenpressen und Verschweissen der an den Bandbreitseiten erstarrenden Strangschalen und Führungsrollen (4, 5, 6) zur Umleitung des Stahlbandes zu einer horizontal angeordneten Treibrichteinrichtung (7).
    Zur Schaffung einer einfachen, niedrigbauenden und betriebs­sicheren Anlage zur wirtschaftlichen Herstellung von Stahl­band hoher Qualität bilden die Führungsrollen (4, 5, 6) eine im Abstand um eine Presswalze (3) zur Treibrichteinrichtung (7) verlaufende einseitige Führungsbahn.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Anlage zur Herstellung von Stahl­band, die aus einer Stahlbandgießkokille, einem Walzensatz zum Zusammenpressen und Verschweissen der an den Stahlband­breitseiten erstarrenden Strangschalen und Führungsrollen zur Umleitung des Stahlbandes zu einer horizontal angeordneten Treibrichteinrichtung besteht.

    [0002] Bei dieser durch die EP-A1 286 862 bekannt gewordenen Anlage wird das kontinuierlich gegossene und gepresste Stahlband unterhalb des Presswalzenpaares durch eine vertikale Kühl­strecke und im Bogen angeordnete Biege- und Führungsrollen in die Horizontale umgeleitet. Am Ende der Umleitungsbahn befindet sich eine Treib- und Richteinrichtung. Das Stahlband wird anschliessend in einem Ausgleichofen auf homogene Walz­temperatur eingestellt und danach einem Fertigwalzwerk zuge­führt.

    [0003] Die bekannten Anlagen sind aufwendig und hochbauend. Die re­lativ lange Stahlbandführung bedingt Energie- und Verzunderungs­verluste, die nur durch erhöhten Schutzaufwand zu reduzieren sind.

    [0004] Aufgabe der Erfindung ist die Schaffung einer einfachen, niedrig­bauenden, betriebssicheren und wartungsfreundlichen Anlage, mit der Stahlband mit gutem Gefüge und hoher Oberflächengüte hergestellt werden kann. Darüber hinaus soll eine wirtschaft­lichere Herstellung durch Verringerung von Energie- und Ver­zunderungsverlusten erreicht werden.

    [0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Führungsrollen eine im Abstand um eine Presswalze zur Treibrichteinrichtung ver­laufende einseitige Führungsbahn bilden.

    [0006] Dadurch wird eine kostengünstige und betriebssichere Anlage zur wirtschaftlichen Herstellung von Stahlband mit gutem Gefüge und rißfreier Oberfläche bei geringen Verzunderungs­verlusten geschaffen.

    [0007] Der Abstand der Führungsrollen von der Oberfläche der Press­walze ist größer als die Dicke des gepressten Stahlbandes. Dadurch wird die Wärmeübertragung vom Stahlband zur Press­walze begrenzt und ein Verschleiß der Oberfläche vermieden.

    [0008] Gemäß einem weiteren Merkmal der Erfindung ist der Krümmungs­radius der von den Führungsrollen gebildeten Führungsbahn kleiner als 800 mm.

    [0009] Eine erhebliche Verminderung der Hitzeeinwirkung des Stahl­bandes auf die Presswalze wird dadurch erreicht, daß zwischen der Presswalze und den Führungsrollen oberhalb der Stahlband­oberseite ein Hitzeschild angeordnet ist. Der Hitzeschild ist vorteilhaft aus einer gekühlten Stahlplatte oder einer Platte aus feuerfestem Material gestaltet.

    [0010] Ein Verfahren zum Betrieb der erfindungsgemäßen Anlage be­steht darin, daß die nach der Ausfördergeschwindigkeit der Presswalzen geregelte Einzugsgeschwindigkeit der Treibricht­einrichtung bei Abweichungen des Stahlbandes von der Soll-­Lage im Bereich der Führungsrollen korrigiert wird.

    [0011] In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel mit Merkmalen der Erfindung dargestellt. Es zeigen

    Fig. 1 eine Anlage zur Herstellung von Stahlband und

    Fig. 2 im Prinzip die Antriebsregelung für den Treibrichter.



    [0012] Die dargestellte Anlage zur Herstellung von Stahlband, be­steht aus den wesentlichen Teilen Stahlbandgießkokille 1, Presswalzen 2, 3, Führungsrollen 4, 5, 6 und Treibrichtein­richtung 7.

    [0013] Die zur Aufnahme eines Gießrohres 8 nach oben erweiterte Stahlbandgießkokille 1 ist zur Kühlung des eingegossenen Stahles 9 mit Kühlrohren 10 in den Wandungen 11 versehen. An den Wandungen 11 der Kokille 1 erstarrt eine den flüssigen Gießsumpf 12 umschließende Strangschale 13. Die an den For­matbreitseiten des Stahlbandes 14 gegenüberliegenden Strang­schalen 13 werden unterhalb der Kokille 1 durch die Press­walzen 2, 3 zusammengepresst und verschweisst, wodurch die ursprüngliche Gießformatdicke auf die Pressdicke d des Stahl­bandes 14 reduziert wird. Die Presswalze 3 ist ortsfest und die Presswalze 2 ist zur Einstellung der Stahlbanddicke d an­stellbar gelagert.

    [0014] Das Stahlband 14 wird unmittelbar unterhalb des Pressbereichs 15 durch die am Fundament 16 gelagerten Führungsrollen 4, 5, 6 um die Ballenunterseite der Presswalze 3 herum zur Treib­richteinrichtung 7 geführt. Lager 17 der Führungsrollen 4, 5, 6 sind durch Zwischenlagen oder Verstelleinrichtungen 18 derart in der Höhe eingestellt, daß der Abstand der Führungs­rollen 4, 5, 6 zur Oberfläche der Presswalze 3 größer ist als die Dicke d des gepressten Stahlbandes 14. Dadurch wird er­ reicht, daß das Stahlband 14 unterhalb des Pressbereichs 15 von der Oberfläche der Presswalze 3 abhebt und so eine zu starke Aufheizung derselben durch Kontakt und Verschleiß vermie­den wird. Als zusätzlicher Schutz vor der Strahlungshitze des Stahlbandes 14 ist zwischen diesem und der Presswalze 3 ein Hitzeschild 19 angeordnet. Der Hitzeschild 19 kann entweder aus feuerfestem Material oder aus innen oder außen gekühlten Stahlplatten gebildet sein.

    [0015] Die beschriebene einseitige Stahlbandführung bedingt einen ständigen Führungskontakt des Stahlbandes 14 an den Führungs­rollen 4, 5, 6. Zur Lageerfassung des Stahlbandes 14 im Führungs­bogen sind daher zwischen den Führungsrollen 4, 5, 6 Abstands­geber 20 angeordnet. Da der Bogenverlauf des Stahlbandes 14 vom Verhältnis der Einzugsgeschwindigkeit V 7 der Treibricht­einrichtung 7 zur Presswalzgeschwindigkeit V 2, 3 abhängig ist, kann ein durch einen Prozessor 21 ermittelter Lagefehler des Stahlbandes ein Signal zur Korrektur der Antriebsregelung 22 der Treibrichteinrichtung 7 auslösen. Dies Prinzip ist in Fig. 2 verdeutlicht.

    [0016] Der beschriebenen Anlage ist eine Querteilschere 23 für das Stahlband 14 und zur Einstellung einer homogenen Walztemperatur ein Temperaturausgleichofen 24 nachgeordnet. Zur Auswalzung sind die bekannten Walzwerke einsetzbar.


    Ansprüche

    1. Anlage zur Herstellung von Stahlband, die aus einer Stahl­bandgießkokille, einem Walzensatz zum Zusammenpressen und Verschweissen der an den Bandbreitseiten erstarrenden Strangschalen und Führungsrollen zur Umleitung des Stahl­bandes zu einer horizontal angeordneten Treibrichtein­richtung besteht,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Führungsrollen (4, 5, 6) eine im Abstand um eine Presswalze (3) zur Treibrichteinrichtung (7) verlaufende einseitige Führungsbahn bilden.
     
    2. Anlage nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß der Abstand der Führungsrollen (4, 5, 6) von der Press­walze (3) größer ist als die Dicke (d) des Stahlbandes (14).
     
    3. Anlage nach den Ansprüchen 1 und 2,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß der Krümmungsradius der von den Führungsrollen (4, 5, 6) gebildeten Führungsbahn kleiner als 800 mm ist.
     
    4. Anlage nach den Ansprüchen 1 und 2,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß zwischen der Presswalze (3) und den Führungsrollen (4, 5, 6) ein Hitzeschild (19) angeordnet ist.
     
    5. Anlage nach Anspruch 4,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß der Hitzeschild (19) eine gekühlte Stahlplatte ist.
     
    6. Anlage nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß zwischen den Führungsrollen (4, 5, 6) Abstandsgeber (20) zur Lageerfassung des Stahlbandes (14) angeordnet sind.
     
    7. Verfahren zum Betrieb einer Anlage nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die nach der Ausfördergeschwindigkeit der Presswalzen (2, 3) geregelte Einzugsgeschwindigkeit der Treibrichtein­richtung (7) bei Abweichungen des Stahlbandes (14) von der Soll-Lage an den Führungsrollen (4, 5, 6) korrigiert wird.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht