[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Ein auch als Aufwärtsstranggießen bezeichneter Gießprozeß, der die kontinuierliche
Erzeugung von Metallsträngen aus der Schmelze gestattet, ist beispielsweise aus der
DE-A-30 49 353 bekannt. Wesentlich für diesen Gießprozeß ist, daß ein bestimmter
Abschnitt einer wassergekühlten Kokille beziehungsweise die sich im Innern der Kokille
befindliche erstarrende Metallsäule konzentrisch von einer speziellen Induktionsspule,
der sogenannten Levitationsspule, umgeben ist. Diese Levitationsspule besteht in
der Regel aus einer größeren Anzahl, beispielsweise 6, übereinander angeordneter Wicklungsgruppen,
die so miteinander gekoppelt sind, daß sich innerhalb der Levitationsspule ein aufwärts
bewegendes elektromagnetisches Wechselfeld ausbildet, sobald die Levitationsspule
von einer dreiphasigen Spannungsquelle erregt wird. Das Magnetfeld der Levitationsspule
induziert in der Metallschmelze Wirbelströme. Die radiale und axiale Komponente der
durch die Levitationsspule erzeugten magnetischen Induktion bewirken, daß auf das
von den Wirbelströmen durchflossene flüssige oder bereits erstarrte Metall Kräfte
in axialer Richtung (aufwärts) und in radialer Richtung erzeugt werden. Diese Kräfte
sorgen dafür, daß der Druck der Schmelze und der Strangschale auf die Kokillenwand
vermindert werden und so durch geringere Reibungskräfte eine Steigerung der Gießgeschwindigkeit
erzielt werden kann.
[0003] Für den reibungslosen Ablauf des Gießprozesses ist es erforderlich, eventuelle Abweichungen
von der Sollposition der Erstarrungsfront innerhalb der Stranggießkokille verfolgen
zu können, um dann durch rechtzeitige Veränderung der Gießparameter darauf zu reagieren.
[0004] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Meßverfahren anzugeben, mit
dem während des Gießprozesses auf einfache Weise und mit hinreichender Genauigkeit
die Lage und Ausdehnung der Erstarrungsfront identifiziert werden kann.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß Signale von konzentrisch
um die Stranggießkokille angeordneten Sensorspulen einem Meßumformer zugeführt und
ausgewertet werden. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den
Unteransprüchen.
[0006] Der Erfindung liegt im wesentlichen die Erkenntnis zugrunde, daß die elektrische
Leitfähigkeit von Metallen beim Übergang von dem schmelzflüssigen in den festen Zustand
und mit abnehmender Temperatur ansteigt. Bei reinen Metallen erhöht sich die elektrische
Leitfähigkeit am Erstarrungspunkt sprunghaft auf einen deutlich höheren Wert als im
schmelzflüssigen Zustand. Bei Legierungen erhöht sich die elektrische Leitfähigkeit
ebenfalls deutlich in dem Temperaturbereich, bei dem Erstarrung der Metallegierung
einsetzt.
[0007] Die Temperatur der Schmelze nimmt aufgrund fortschreitendem Wärmeentzugs innerhalb
der Stranggießkokille mit zunehmender Höhe ab. Abhängig von der jeweils erreichten
Position erhöht sich auch der Anteil des erstarrten Metalls, bis schließlich die zentrale
Metallsäule vollständig erstarrt ist. Entsprechend der fortschreitenden Abkühlung
des Metalls sowie der Änderung der Phasenanteile während der Erstarrung, ändert sich
die Verteilung der elektrischen Leitfähigkeit spezifisch innerhalb der zentralen Metallsäule.
Damit wird es möglich, jeder Querschnittsebene der Kokille senkrecht zur Bewegungsrichtung
des Strangs eine charakteristische Leitfähigkeitsverteilung zuzuordnen.
[0008] Als Folge der relativ hohen Gießgeschwindigkeit ist der Bereich der Abkühlung und
Erstarrung der Schmelze innerhalb der Kokille weit auseinandergezogen. Die Länge dieses
Bereichs beträgt beispielsweise beim Gießen von runden Vollprofilen ein Mehrfaches
des Strangdurchmessers. Die Leitfähigkeitsverteilung ändert sich also dementsprechend
langsam über die Länge der Kokille. Ein wesentliches Merkmal des Aufwärtsstranggießens
ist, daß nahezu die gesamte Kokillenlänge von einer Levitationsspule umgeben ist.
Die Erregerfrequenz wird so gewählt, daß die Eindringtiefe des Magnetfelds und der
Strangradius die gleiche Größenordnung aufweisen. Damit ist sichergestellt, daß der
äußere Bereich des Strangquerschnitts, in dem die Erstarrung einsetzt und der für
die Kontrolle des Gießprozesses von Interesse ist, in hinreichendem Ausmaß von dem
Erregerfeld durchdrungen wird. Dabei wird von den Wirbel strömen ein Sekundärfeld
erzeugt, das Informationen über die Leitfähigkeitsverteilung innerhalb der Metallsäule
liefern kann.
[0009] Die Stranggießkokille besteht beispielsweise aus einem rohrförmigen Körper, um den
ein Wärmetauscher ringförmig angeordnet ist. Da die Wände des Wärmetauschers und
der Kokille relativ dünn sind und aus Materialien gefertigt werden, die bei hoher
Wärmeleitfähigkeit das Magnetfeld der Levitationsspule möglichst wenig schwächen,
wird auch das Sekundärfeld nur wenig abgeschwächt. Die konzentrisch um die zentrale
Säule der Metallschmelze beziehungsweise des bereits erstarrten Metalls angeordneten
Sensorspulen liefern Signale (Meßspannungen) über das Sekundärfeld an einen Meßumformer.
Nach entsprechender Auswertung dieser Signale ist es möglich, Aussagen über die Position
und Ausdehung der Erstarrungsfront zu machen und den Erstarrungsverlauf während des
Gießprozesses direkt zu kontrollieren. Schwankungen oder Veränderungen im Erstarrungsverlauf,
die sich im verstärkten Auftreten von Unregelmäßigkeiten im oberflächennahen Bereich
des Strangquerschnitts bemerkbar machen können, werden somit bereits in einem Stadium
erkannt, bevor der Strang den Austrittsbereich der Kokille erreicht.
[0010] Mit besonderem Vorteil befinden sich die Sensorspulen innerhalb der Levitationsspule
und außerhalb der Stranggießkokillen. Die Wicklungen der Sensorspule besitzen dann
einen Durchmesser, der zwischen dem Innendurchmesser der Levitationsspule und dem
Außendurchmesser der Stranggießkokille liegt. Die Sensorspulen können jedoch auch
in dem Raum zwischen Levitationsspule und Wärmetauscherwand oder in der Kokillenauskleidung
angeordnet sein.
[0011] Vorzugsweise bestehen die Sensorspulen aus einer oder mehreren Windungen eines dünnen
isolierten Drahts. In einer bevorzugten Ausführungsform wird der Draht spiralförmig
in mehreren Windungen auf der Außenoberfläche der Wärmetauscheraußenwand in einer
oder mehreren Schichten möglichst eng aufgewickelt. Die beiden Drahtenden jeder Sensorspule
werden zu einem Meßumformer geführt, der das an den Drahtenden während des Betriebs
auftretende Spannungssignal in geeigneter Weise verarbeitet.
[0012] Die in jeder Sensorspule durch das Wechselfeld der Levitationsspule induzierte Spannung
ist eine Funktion der Frequenz, der Stromstärke des die Levitationsspule durchfließenden
Stroms und der Leitfähigkeitsverteilung innerhalb der zentralen Metallsäule. Ferner
ist die induzierte Spannung abhängig von der Geometrie von Sensorspulen und Levitationsspule
sowie ihrer Anordnung zueinander.
[0013] Grundsätzlich führt die Abkühlung der flüssigen oder verfestigten Metallsäule zu
einem Anstieg der Leitfähigkeit. Diese Leitfähigkeitserhöhung wird durch eine Abnahme
der Amplitude der Meßspannung bei gleichbleibender Erregungsfeldstärke angezeigt.
Die Ursache der Änderung eines Meßsignals läßt sich jedoch nicht eindeutig identifizieren,
wenn nur eine einzige Sensorspule verwendet wird. Vorzugsweise werden deshalb mindestens
zwei Sensorspulen übereinander angeordnet und die jeweils dem Meßumformer zugeführten
Meßspannungen einander gegenübergestellt. Als Referenzsignal wird dabei zweckmäßigerweise
die Meßspannung gewählt, die beim schmelzflüssigen Zustand des Metalls auftritt. Die
weitere Abkühlung des Strangs oberhalb einer Temperatur, bei der die Erstarrung beginnt,
führt dann bei den üblicherweise beim Gießprozeß auftretenden Temperaturänderungen
nur noch zu einer relativ geringen Erniedrigung der Spannungsamplitude an einer Sensorspule,
während der gesamte Verlauf der Erstarrung durch einen wesentlich deutlicheren Abfall
der Spannungsamplitude gekennzeichnet ist. Die Leitfähigkeitsverteilung während
der Abkühlung und Erstarrung der Schmelze innerhalb der Stranggießkokille ergibt
ein Profil von Meßspannungen an den übereinander angeordneten Sensorspulen, mit dem
die Position und die Ausdehnung der Erstarrungsfront in hinreichender Genauigkeit
bestimmt werden kann. Ein ungleichmäßiger Erstarrungsverlauf während des Gießprozesses
kann auf diese Weise sofort erkannt werden.
[0014] Sämtliche Störungen des Erstarrungsverlaufs können an charakteristischen Signalverläufen
festgestellt werden.
[0015] Eine unzulässige Wanderung der Erstarrungsfront aus der Sollposition in Gießrichtung
kann daran erkannt werden, daß die Meßspannungen, die dem Meßumformer von den weiter
in Gießrichtung angeordneten Sensorspulen zugeführt werden, höhere Werte aufweisen.
Ein vom Normal betrieb abweichendes kurzfristiges Hängenbleiben der noch dünnen Strangschale
an einer bestimmten Position innerhalb der Stranggießkokille äußert sich beispielsweise
durch einen deutlichen Abfall der Meßspannung in der für den Ort der Störung zuständigen
Sensorspule. Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt darin, daß
aus dem Vergleich der Meßsignale mehrerer Sensorspulen sogar auftretende Gußfehler,
wie zum Beispiel Anrisse, identifiziert werden können, noch ehe der Strang die Kokille
verlassen hat und größere Mengen fehlerhaften Materials erzeugt worden sind.
[0016] Anhand des in der Figur dargestellten Ausführungsbeispiels wird die Erfindung im
folgenden noch näher erläutert.
[0017] Die Figur zeigt in schematischer Darstellung einen Querschnitt durch eine rohrförmige
in aufrechter Stellung angeordnete Stranggießkokille 1, die zur Kühlung des flüssigen
Metalls 2 von einem Wärmetauscher 3 ringförmig umgeben ist. Kühlmittel mit großer
Strömungsgeschwindigkeit wird kontinuierlich beim Kühlmittelzulauf 4 eingespeist,
strömt durch den Wärmetauscher 3 und wird im oberen Teil des Wärmetauschers 3 beim
Kühlmittelablauf 5 wieder abgeleitet. Mit 6 ist die Levitationsspule bezeichnet, deren
Windungen im wesentlichen senkrecht zur Achse der Stranggießkokille 1 zwischen Kühlmittelzulauf
4 und Kühlmittelablauf 5 angeordnet und mit einer nicht dargestellten mehrphasigen
Spannungsquelle verbunden sind. Das elektromagnetische Wechselfeld der Levitationsspule
6 induziert in dem flüssigen Metall 2 Wirbelströme, die bewirken, daß die Metallsäule
7 und das flüssige Metall eine nach oben gerichtete Hubwirkung erfahren. In dem Raum
zwischen Wärmetauscher 3 und Levitationsspule 6 sind Sensorspulen 8 derart übereinander
angeordnet, daß ihr Abstand zur Außenwand des Wärmetauschers 3 gleich ist. Beispielhaft
sind 6 Sensorspulen 8 dargestellt, deren Meßspannungsprofil eine insgesamt ausreichende
Information über den Verlauf der Erstarrungsfront 9 zuläßt. Für höhere Anforderungen
an die Genauigkeit der Identifikation von Lage und Ausdehnung der Erstarrungsfront
9 ist es vorteilhaft, im Abstand von mindestens 1 cm Sensorspulen 8 vorzusehen.
[0018] Die Levitationsspule 6 und die Sensorspulen 8 weisen eine konzentrische Lage um die
zylindrische Stranggießkokille 1 auf, deren Innendurchmesser etwa 20 mm beträgt. Die
Sensorspulen 8 sind innerhalb der Levitationsspule 6 jeweils in einer Höhe angeordnet,
in der auch die mittlere Windung einer jeden Windungsgruppe liegt, die mit jeweils
gleicher Phase erregt wird. Der Durchmesser der Levitationsspule 6 beträgt etwa 41
mm, während die Windungen einer Erregerphase eine Höhe von 24 mm aufweisen. Die Erregerfrequenz
betrug 2 000 Hz. Jede der 6 Sensorspulen 8, die aus 8 Windungen eines dünnen isolierten
Kupferdrahts gewickelt sind, besitzt einen Durchmesser von etwa 35 mm.
[0019] Führt man nun die jeweiligen Signale der Sensorspulen einem Meßumformer zu, so ergeben
sich folgende Effektivwerte der gleichgerichteten Meßspannung, wenn als Bezugsgröße
das entsprechende Signal bei Luft zugrunde gelegt wird:
Luft |
100 % |
flüssige Kupferschmelze ca. 1 250 °C |
97,9 % |
erstarrtes Kupfer ca. 1000 °C |
82,9 % |
[0020] Während des Gießprozesses, bei dem kontinuierlich ein Strang aus reinem Kupfer erzeugt
wurde, lagen die Effektivwerte in der Umgebung der Erstarrungsfront 9 im Bereich von
86 bis 95 %.
1. Verfahren zur Überwachung des Erstarrungsvorgangs beim kontinuierlichen Stranggießen
von Metallen mit einer Stranggießkokille, die von einer ein elektromagnetisches Wechselfeld
erzeugenden Levitationsspule umgeben ist, und wobei flüssige Metallschmelze von unten
in die Stranggießkokille eingeführt und als erstarrtes Metallprodukt im oberen Bereich
abgezogen wird, dadurch gekennzeichnet, daß Signale von konzentrisch um die Stranggießkokille angeordneten Sensorspulen
einem Meßumformer zugeführt und ausgewertet werden.
2. Verfahren zur Überwachung des Erstarrungsvorgangs nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, daß sich die Sensorspulen innerhalb der Levitationsspule befinden.
3. Verfahren zur Überwachung des Erstarrungsvorgangs nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sich die Sensorspulen zwischen der Stranggießkokille und der Levitationsspule
befinden.
4. Verfahren zur Überwachung des Erstarrungsvorgangs nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Sensorspulen in unmittelbarer Nähe des Wärmetauschers angeordnet sind.
5. Verfahren zur Überwachung des Erstarrungsvorgangs nach einem der Ansprüche 1 bis
4, dadurch gekennzeichnet, daß Signale von mindestens zwei Sensorspulen ausgewertet werden.
6. Verfahren zur Überwachung des Erstarrungsvorgangs nach einem der Ansprüche 1 bis
5, dadurch gekennzeichnet, daß die Sensorspulen in Gießrichtung im wesentlichen den gleichen Abstand voneinander
aufweisen.
7. Einrichtung zur Überwachung des Erstarrungsvorgangs beim Stranggießen mit einer
länglichen Stranggießkokille (1), die von einer Levitationsspule (6) umgeben ist,
dadurch gekennzeichnet, daß sich zwischen der Stranggießkokille (1) und der Levitationsspule (6) Sensorspulen
(8) befinden, die konzentrisch um die Stranggießkokille (1) angeordnet sind und wobei
die von den Sensorspulen (8) einem Meßumformer zugeführten Signale auswertbar sind.