[0001] Gegenstand der Erfindung sind ein Verfahren zur Luftzerlegung durch Rektifikation,
bei dem Luft verdichtet, vorgereinigt, abgekühlt und in der Druckstufe einer zweistufigen
Rektifikation in eine stickstoffreiche Fraktion und in eine sauerstoffreiche Flüssigkeit
vorzerlegt wird und die beiden Fraktionen mindestens teilweise der Mitteldruckstufe
der Rektifikation zugeführt und in Sauerstoff und Stickstoff zerlegt werden und bei
dem der Mitteldruckstufe ein argonhaltiger Sauerstoffstrom entnommen und einer Rohargonrektifikation
zugeleitet wird, und ferner eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Ein derartiges Verfahren, bei dem im Anschluß an eine Luftzerlegung Rohargon gewonnen
wird, ist aus der DE-OS 34 36 897 bekannt.
[0003] Wie bei den bislang angewandten Verfahren üblich, wird bei dem vorveröffentlichten
Verfahren die Rohargonrektifikation unter demjenigen Druck durchgeführt, unter dem
die argonhaltige Sauerstofffraktion aus der Mitteldruckstufe entnommen wird. Flüssiger
Sauerstoff wird aus der Rohargonrektifikation an ungefähr die gleiche Stelle der Mitteldruckstufe
zurückgeführt.
[0004] Solch ein Verfahren ist günstig, falls die Mitteldruckstufe und damit auch die Rohargonrektifikation
im wesentlichen unter Atmosphärendruck durchgeführt. In vielen Fällen werden jedoch
Sauerstoff und/oder Stickstoff, die in der Mitteldruckstufe erzeugt werden, unter
erhöhtem Druck benötigt, beispielsweise in Kohlevergasungsanlagen oder zur Einblasung
von Stickstoff bei der Erdöl- oder Erdgasgewinnung. Dabei ist es für die Druckstickstoff-
und -sauerstoffgewinnung wirtschaftlich vorteilhafter, die Mitteldruckstufe unter
einem erhöhten Druck, etwa 2,0 bis 8,0 bar, zu betreiben, als drucklos gewonnene Produkte
anschließend zu verdichten.
[0005] Da jedoch bei den bekannten Verfahren auch die Rohargonrektifikation unter dem erhöhten
Druck betrieben werden muß, ergeben sich auch Nachteile, da unter dieser Voraussetzung
nur eine relativ geringe Argonausbeute zu erreichen ist.
[0006] Die Aufgabe, welche der Erfindung zugrunde liegt, besteht darin, das Verfahren und
die Vorrichtung der eingangs genannten Art dahingehend zu verbessern, daß sowohl die
Druckstickstoff- und Drucksauerstofferzeugung, als auch die Argongewinnung wirtschaftlich
günstig durchgeführt werden können.
[0007] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß die Rohargonrektifikation unter einem Druck
betrieben wird, der niedriger als der Druck der Mitteldruckstufe ist.
[0008] Damit sind die Druckverhältnisse bei der Rohargonrektifikation nicht mehr an diejenigen
der Mitteldruckstufe gebunden, so daß ein für die Argonausbeute optimaler Wert von
1,1 bis 2,0 bar, vorzugsweise 1,3 bis 1,5 bar eingehalten werden kann. Trotzdem kann
die Mitteldruckstufe weiterhin Sauerstoff und Stickstoff unter erhöhtem Druck abgeben.
[0009] Beim erfindungsgemäßen Verfahren erweist es sich als vorteilhaft, wenn der argonhaltige
Sauerstoffstrom vor der Einleitung in die Rohargonrektifikation arbeitsleistend entspannt
wird. Die bei der Entspannung zurückgewonnene Energie kann zur Verdichtung anderer
Prozeßströme eingesetzt werden. Außerdem wird bei der arbeitsleistenden Entspannung
besonders viel Kälte erzeugt, die bei der Luftzerlegung benötigt wird. Auf diese Weise
kann mindestens teilweise auf die Zufuhr von extern erzeugter Kälte verzichtet werden.
[0010] Dabei ist es günstig, den argonhaltigen Sauerstoffstrom vor der arbeitsleistenden
Entspannung zu erwärmen. Dies kann im Wärmeaustausch mit anderen Verfahrensströmen,
vorzugsweise mit zu zerlegender Luft erfolgen.
[0011] Die im allgemeinen flüssig anfallende Restfraktion der Rohargonrektifikation besteht
im wesentlichen aus Sauerstoff. Da es unwirtschaftlich wäre, diese Fraktion zu verwerfen,
wird gemäß einem weiteren Merkmal der Erfindung vorgeschlagen, die flüssige Fraktion
aus der Rohargonrektifikation zur Mitteldruckstufe zurückzuleiten und vor der Einführung
in die Mitteldruckstufe auf den Druck der Mitteldruckstufe zu pumpen.
[0012] Es erweist sich als vorteilhaft, wenn eine gasförmige Fraktion vom Kopf der Rohargonrektifikation
in indirektem Wärmetausch mit verdampfender sauerstoffreicher Flüssigkeit aus der
Druckstufe kondensiert wird. Auf diese Weise kann im Verfahren vorhandene Kälte zur
Bildung von Rücklauf für die Rohargonrektifikation ausgenützt und auf den Einsatz
externer Kälte in diesem Bereich verzichtet werden.
[0013] Die dabei entstehende verdampfte sauerstoffreiche Fraktion wird günstigerweise zur
Mitteldruckstufe zurückgeführt.
[0014] Die verdampfte sauerstoffreiche Fraktion muß vor der Einführung in der Mitteldruckstufe
verdichtet werden. Zu diesem Zweck wird gemäß einer weiteren Ausgestaltung des erfindungsgemäßen
Verfahrens die bei der arbeitsleistenden Entspannung des argonhaltigen Sauerstoffstroms
gewonnene Arbeit wenigstens teilweise zur Verdichtung der verdampften sauerstoffreichen
Fraktion eingesetzt.
[0015] Hierzu ist es vorteilhaft, die verdampfte sauerstoffreiche Fraktion nach der Verdichtung
abzukühlen.
[0016] Die Erfindung betrifft ferner eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens gemäß
den Patentansprüchen 10 bis 12.
[0017] Anhand der Zeichnung, in welcher eine Auführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
schematisch dargestellt ist, werden die Erfindung und weitere Einzelheiten der Erfindung
näher erläutert.
[0018] Über Leitung 1 wird verdichtete und vorgereinigte Luft herangeführt, in einem Wärmetauscher
36 in indirektem Wärmeaustausch mit Produktströmen abgekühlt und in die Druckstufe
3 einer zweistufigen Rektifiziersäule 2 eingespeist. Die Druckstufe 3 (Betriebsdruck:
6 bis 20 bar, vorzugsweise 8 bis 17 bar) steht mit der Mitteldruckstufe 4 (Betriebsdruck:
1,5 bis 10 bar, vorzugsweise 2,0 bis 8,0 bar) über einen gemeinsamen Kondensator/
Verdampfer 13 in wärmetauschender Verbindung. Die eingeführte Luft wird in der Druckstufe
3 in Stickstoff und in eine sauerstoffangereicherte Fraktion vorzerlegt. Die sauerstoffangereicherte
Fraktion wird über Leitung 6 in flüssigem Zustand abgeführt, in Wärmetauscher 32 unterkühlt
und zu einem Teil über Leitung 10 in die Mitteldruckstufe 4 eingedrosselt. Stickstoff
vom Kopf der Druckstufe 3 wird über Leitung 5 ebenfalls flüssig abgezogen, in Wärmetauscher
32 unterkühlt und zum einen Teil über Leitung 8 als flüssiges Produkt abgeführt. Der
andere Teil des Stickstoffs aus der Druckstufe 3 wird über Leitung 9 als Rücklauf
auf die Mitteldruckstufe 4 aufgegeben.
[0019] Als Produkte der Mitteldruckstufe 4 werden flüssiger Sauerstoff (Leitung 14), gasförmiger
Reinstickstoff (Leitung 15) und unreiner Stickstoff (Leitung 16) entnommen und im
Wärmetauscher 36, die Stickstoffströme zusätzlich im Wärmetauscher 32, angewärmt.
[0020] Über die bisher genannten Strome hinaus wird der Mitteldruckstufe 4 außerdem ein
argonhaltiger Sauerstoffstrom über Leitung 17 entnommen, im Wärmetauscher 36 angewärmt
und in eine Rohargonrektifikation 20 eingeleitet, die unter einem Druck von 1,1 bar
bis 2,0 bar, vorzugsweise 1,3 bis 1,5 bar betrieben wird. Die im Sumpf der Rohargonrektifikation
20 anfallende Restfraktion wird über Leitung 22 abgeführt und erfindungsgemäß durch
Pumpe 23 auf den für die Zurückspeisung in die Mitteldruckstufe 4 erforderlichen
Druck gebracht. Außerdem wird der argonreiche Sauerstoffstrom 17 vor der Einleitung
in die Rohargonrektifikation 20 in einer Entspannungsturbine 18 arbeitsleistend
entspannt, um ihn einerseits auf den in der Rohargonrektifikation 20 herrschenden
niedrigeren Druck zu bringen und andererseits Verfahrenskälte zu erzeugen.
[0021] Das am Kopf der Rohargonrektifikation 20 anfallende gasförmige Rohargon wird über
Leitung 33 in einen Kondensator 35 eingeführt, teilweise verflüssigt und zum einen
Teil über Leitung 34 als Rücklauf in die Rohargonrektifikation 20 zurückgeführt, zum
anderen Teil über Leitung 21 als Zwischenprodukt abgeführt und im Wärmetauscher 36
angewärmt.
[0022] Der Kondensator 35 wird durch einen Teil der sauerstoffreichen Fraktion 6 aus der
Druckstufe gekühlt, der über Leitung 11 herangeführt, in einem Wärmetauscher 24 unterkühlt
und über Leitung 25 zum Kondensator 35 geleitet wird. Der beim indirekten Wärmeaustausch
mit dem Kopfgas der Rohargonrektifikation 20 verdampfte Anteil wird über Leitung 26
abgeführt und in den Wärmetauschern 24 und 36 erwärmt.
[0023] Da es wirtschaftlich ungünstig wäre, den in diesem Strom enthaltenen Sauerstoff
zu verwerfen, wird er im Verfahren des Ausführungsbeispiels zur Mitteldruckstufe
4 zurückgeführt. Um den dafür notwendigen Druck zu erreichen, wird der sauerstoffreiche
Strom in zwei Verdichterstufen 27 und 29 komprimiert und jeweils anschließend abgekühlt
(Wasserkühler 28 und 30). Anschließend wird der sauerstoffreiche Strom über Leitung
31 durch den Wärmetauscher 36 geführt, dort wieder abgekühlt und anschließend in die
Mitteldruckstufe 4 eingespeist. Dabei ist es günstig, die bei der Entspannung der
argonreichen Sauerstofffraktion 17 gewonnene Arbeit zum Antrieb des Verdichtes 29
zu verwenden.
[0024] Vor der Einspeisung in die Druckstufe 3 kann ein Teil der Luft in Leitung 1 in Wärmetausch
mit Sauerstoff aus dem Sumpf der Mitteldruckstufe 4 kondensiert werden. Die Flüssigkeit
aus dem Sumpf der Mitteldruckstufe kann dazu mittels einer Pumpe auf hohen Druck gebracht
werden und verdampft bei dem Wärmeaustausch teilweise. Die partiell kondensierte Luft
wird dann oberhalb der in der Zeichnung gezeigten ersten Einspeisestelle (Leitung
1) in die Druckstufe 3 eingeführt. Dieser Verfahrensteil ist in der Zeichnung nicht
dargestellt, kann aber bei den angegebenen Rektifizierdrücken wirtschaftlich günstig
sein.
[0025] Für eine wirtschaftliche Argonausbeute ist es notwendig, den Produktsauerstoff (Leitung
14) mit einer Reinheit von mindestens 99,5 % herzustellen, um in dem argonreichen
Sauerstoffstrom (Leitung 17) genügend Argon anzureichern. Bei 5 bar Druck in der Mitteldruckstufe
4 ist dazu bei einem konventionellen Verfahren ein Luftfaktor von 5,86 notwendig.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren reduziert sich der Luftfaktor auf 5,45. Damit
wird eine Energieeinsparung von 7,0 erzielt.
1. Verfahren zur Luftzerlegung durch Rektifikation, bei dem Luft (1) verdichtet, vorgereinigt,
abgekühlt (36) und in der Druckstufe (3) einer zweistufigen Rektifikation (2) in eine
stickstoffreiche Fraktion (5) und in eine sauerstoffreiche Flüssigkeit (6) vorzerlegt
wird und die beiden Fraktionen (5, 6) mindestens teilweise der Mitteldruckstufe (4)
der Rektifikation (2) zugeführt und in Sauerstoff und Stickstoff zerlegt werden und
bei dem der Mitteldruckstufe (4) ein argonhaltiger Sauerstoffstrom (17) entnommen
und einer Rohargonrektifikation (20) zugeleitet wird, dadurch gekennzeichnet, daß
die Rohargonrektifikation (20) unter einem Druck betrieben wird, der niedriger als
der Druck der Mitteldruckstufe (4) ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der argonhaltige Sauerstoffstrom
(17) vor der Einleitung in die Rohargonrektifikation (20) arbeitsleistend entspannt
wird (18).
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der argonhaltige Sauerstoffstrom
(17) vor der arbeitsleistenden Entspannung (18) erwärmt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß eine flüssige
Fraktion (22) aus der Rohargonrektifikation (20) zur Mitteldruckstufe (4) zurückgeleitet
und vor der Einführung in die Mitteldruckstufe (4) auf den Druck der Mitteldruckstufe
(4) gepumpt wird (23).
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß eine gasförmige
Fraktion (33) vom Kopf der Rohargonrektifikation (20) in indirektem Wärmetausch (35)
mit verdampfender sauerstoffreicher Flüssigkeit (25) aus der Druckstufe (3) kondensiert
wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die verdampfte sauerstoffreiche
Fraktion (26) zur Mitteldruckstufe (4) zurückgeführt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die verdampfte sauerstoffreiche
Fraktion (26) vor der Einführung in der Mitteldruckstufe (4) verdichtet (27, 29) wird.
8. Verfahren nach Anspruch 2 und 7, dadurch gekennzeichnet, daß die bei der arbeitsleistenden
Entspannung (18) des argonhaltigen Sauerstoffstroms (17) gewonnene Arbeit wenigstens
teilweise zur Verdichtung (29) der verdampften sauerstoffreichen Fraktion (26) eingesetzt
wird.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß die verdampfte sauerstoffreiche
Fraktion (31) nach der Verdichtung (27, 29) abgekühlt (36) wird.
10. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 9 mit
einer Doppelrektifiziersäule (2) bestehend aus Drucksäule (3) und Mitteldrucksäule
(4) und mit einer Rohargonrektifiziersäule (20) und einer ersten (17, 19) und einer
zweiten (22) Verbindungsleitung zwischen Mitteldrucksäule (4) und Rohargonrektifiziersäule
(20), dadurch gekennzeichnet, daß in der ersten Verbindungsleitung (17, 19) eine Entspannungseinrichtung
(18) eingebaut ist.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10, gekennzeichnet, daß in der zweiten Verbindungsleitung
(22) eine Pumpe (23) eingebaut ist.
12. Vorrichtung nach Anspruch 10 oder 11, gekennzeichnet durch einen Wärmetauscher
(35), der über eine erste Gasleitung (33) und über eine erste Flüssigkeitsleitung
(34) mit der Rohargonrektifiziersäule (20) und über eine zweite Flüssigkeitsleitung
(25) mit der Drucksäule (3) verbunden ist, durch eine zweite Gasleitung (26, 31),
welche den Wärmetauscher (35) mit der Mitteldrucksäule (4) verbindet, und durch einen
Verdichter (27, 29) in der zweiten Gasleitung (26, 31).
13. Vorrichtung nach Anspruche 12, dadurch gekennzeichnet, daß eine Expansionsturbine
als Entspannungseinrichtung (18) verwendet wird und diese mechanisch an den Verdichter
(29) in der zweiten Gasleitung gekoppelt ist.