[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb eines Leistungsschalters, insbesondere
eines Vakuumschalters, unter Verwendung eines Auslösesteuergerätes, das unabhängig
vom Zeitpunkt einer Befehlsgabe zum Ausschalten die Öffnung der Schaltstücke zu einem
in fester Beziehung zum Nulldurchgang des Stromes stehenden Zeitpunkt veranlaßt.
[0002] Ein Verfahren dieser Art ist beispielsweise durch die US-A-3 555 354 bekannt geworden.
Zweck dieses Verfahrens ist es, die Dauer der Lichtbogenentladung zwischen den Schaltstücken
des Leistungsschalters möglichst zu beschränken, andererseits zum Zeitpunkt des Stromnulldurchganges
eine ausreichende Kontaktöffnung sicherzustellen. Das Auslösesteuergerät erfaßt
hierzu über Wandler den fließenden Strom und gewinnt hieraus periodische Impulse
jeweils beim Nulldurchgang des Stromes und im Maximum bzw. Minimum der Stromkurve.
Beide Impulse werden über ein Zeitglied einem UND-Glied zugeführt, das zusätzlich
durch ein Signal beaufschlagbar ist, das von der absoluten Höhe des Stromes abgeleitet
ist. Das von dem UND-Glied ausgehende Auslösesignal gelangt in üblicher Weise zu einem
Auslösemagneten, der ein Ventil oder eine Verklinkungsanordnung zur Freigabe des
Schaltmechanismus bzw. des Schalterantriebes betätigt.
[0003] Vakuumschalter haben in ähnlicher Weise wie bestimmte Arten von Druckgasschaltern
die Eigenschaft, daß ihre Schaltstrecken nach einer Stromunterbrechung in außerordentlich
kurzer Zeit eine hohe dielektrische Festigkeit erlangen. Sie neigen daher insbesondere
in stark induktiven Stromkreisen zu sogenannten multiplen Wiederzündungen, die eine
rasche Folge von Lösch- und Zündvorgängen zwischen den geöffneten Schaltstücken dar
stellen. Mit diesem Vorgang können hohe Überspannungen verbunden sein. In Drehstromnetzen
kann es darüberhinaus aufgrund multipler Wiederzündungen im erstlöschenden Pol des
Leistungsschalters zu einem virtuellen Stromabriß in den letztlöschenden Polen des
Leistungsschalters kommen, wodurch gleichfalls Überspannungen erzeugt werden.
[0004] Zur Vermeidung solcher Überspannungen ist bereits versucht worden, in Vakuumschaltern
Kontaktwerkstoffe einzusetzen, die aufgrund des relativ hohen Dampfdruckes einzelner
Komponenten einen Schaltlichtbogen bis möglichst nahe dem Nulldurchgang des Stromes
aufrechtzuerhalten. Dieser vorteilhaften Eigenschaft steht jedoch ein vermindertes
Vermögen zur Unterbrechung hoher Schaltleistungen gegenüber, woraus sich die Schwierigkeit
ergibt, einen zur Unterbrechung hoher Schaltleistungen geeigneten Leistungsschalter
zu schaffen, der gleichzeitig die Entstehung von Überspannungen vermeidet.
[0005] Ferner ist es bekannt, die insbesondere beim Schalten von Motorstromkreisen aufretenden
Überspannungen durch Überspannungsbegrenzer oder durch Kombinationen von Widerständen,
Kondensatoren und Drosselspulen mit ähnlichen Eigenschaften zu vermeiden. Abgesehen
von der Schwierigkeit, solche Elemente an einer zur Sicherstellung ihrer Wirksamkeit
geeigneten Stelle einer Schaltungsanordnung unterzubringen, müssen diese Bauteile
auch individuell an die Eigenschaften des jeweils vorliegenden Stromkreises angepaßt
werden.
[0006] Mit dem Ziel einer Vermeidung der vorstehend beschriebenen Schwierigkeiten ist bereits
ein Schaltverfahren bekannt, bei dem zwei der Schaltstrecken eines dreipoligen Leistungsschalters
mindestens um ein Drittel eines Zyklus der Netzfrequenz später geöffnet werden, als
die erste Schaltstrecke, zuzüglich der minimalen Lichtbogendauer in der ersten Schaltstrecke
(DE-C-28 54 092). Dieses Verfahren verhindert grundsätzlich das Auftreten des sogenannten
virtuellen Stromab risses in den beiden letztlöschenden Polen des Leistungsschalters.
Aufgrund der Tatsache, daß der Schaltvorgang zu einem beliebigen Zeitpunkt beginnen
kann, lassen sich jedoch nicht die multiplen Wiederzündungen im erstlöschenden Pol
verhindern, die ebenfalls Ursache von Überspannungen sind.
[0007] Wird ein Leistungsschalter unter Verwendung eines Auslösesteuergerätes betrieben,
so ist es prinzipiell möglich, auch in Drehstromnetzen Schalthandlungen ohne Überspannungen
vorzunehmen, wenn die Steuerung derart erfolgt, daß im Stromnulldurchgang aller
Pole des Leistungsschalters ein solcher Abstand zwischen den Kontaktstücken besteht,
daß der Lichtbogen unter dem Einfluß der wiederkehrenden Spannung nicht neu zünden
kann. Ein solches Schaltverfahren erweist sich als außerordentlich schwierig durchführbar,
weil das sogenannte Öffnungsfenster, d. h. der Zeitraum, in welchem die Öffnung der
Schaltstücke erfolgen muß, in einem Netz mit einer Frequenz von 50 Hz eine Breite
von lediglich etwa 2 ms hat. Übliche Leistungsschalter sind nicht in der Lage, einen
Öffnungsvorgang mit einer solchen Präzision durchzuführen. Hinzu kommt, daß sich die
mechanischen Eigenschaften von Leistungsschaltern im Laufe ihrer Benutzungsdauer soweit
ändern können, daß sie das Öffnungsfenster nach längerer Betriebsdauer und veränderten
Umgebungsbedingungen nicht mehr einzuhalten vermögen, selbst wenn sie dazu im Neuzustand
geeignet sind.
[0008] Der Erfindung liegt hiervon ausgehend die Aufgabe zugrunde, das Verfahren zum Betrieb
eines Leistungsschalters so auszugestalten, daß im Laufe der Benutzungsdauer eines
Leistungsschalters auftretende Änderungen von Eigenschaften selbsttätig berücksichtigt
werden und hierdurch das Öffnungsfenster auch nach langer Betriebszeit eingehalten
werden kann.
[0009] Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß dem Auslösesteuergerät
ein Meßwert des Auslöseverzuges des Leistungsschalters vom Zeitpunkt der Abgabe des
Auslösesignals bis zum Zeitpunkt der Trennung der Kontaktstücke bei einer vorangegangen
Ausschaltung als Korrekturgröße zugeführt wird. Der Auslöseverzug stellt nämlich das
Ergebnis einer ganzen Reihe mechanischer Einflußgrößen dar, die einzeln nur schwierig
zu erfassen sind. Der Auslöseverzug dagegen ist auf unterschiedliche Weise mit ausreichender
Genauigkeit bei verhältnismäßig geringem Aufwand zu ermitteln. Damit ist die Möglichkeit
geschaffen, das von Überspannungen freie Schalten insbesondere von Motorstromkreisen
und Drosselspulen mit Vakuumschaltern mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand durchzuführen.
[0010] Im Rahmen der Erfindung eignet sich zur Durchführung des neuen Verfahrens ein Leistungsschalter,
dem zur Ermittlung des Auslöseverzuges eine Meßeinrichtung zugeordnet ist, die durch
den Empfang eines Auslösesignals in Lauf gesetzt und bei der Trennung der Kontaktstücke
angehalten wird und daß eine Speichereinrichtung vorgesehen ist, die den Meßwert
des Auslöseverzuges wenigstens bis zum nächsten Ausschaltvorgang speichert. Obwohl
somit als Korrekturgröße für die Steuerung des Leistungsschalters unter Umständen
ein Auslöseverzug herangezogen wird, der auf einer bereits eine gewisse Zeit zurückliegenden
Ausschaltung beruht, so erweist es sich dennoch, daß diese Vorgehensweise geeignet
ist, daß relativ schmale Öffnungsfenster bei der Ausschaltung zutreffen.
[0011] Zur Messung des Auslöseverzuges sind sowohl elektrische als auch elektromechanisch
bzw. elektronisch-mechanisch wirkende Auswerteeinrichtungen geeignet. Insbesondere
kann beim Schalten mit Strom das Aufreten einer Lichtbogenspannung zwischen den Kontaktstücken
als Kriterium für die Kontakttrennung herangezogen werden.
[0012] Anstelle der vorstehend erläuterten Meßeinrichtung oder zusätzich zu dieser kann
die Auswerteeinrichtung zur Erfassung der Kontaktöffnung eine Schaltungsanordnung
zur Messung der Kapazität zwischen den Kontaktstücken enthalten. Auch dieses Meß
verfahren arbeitet berührungslos und erfordert somit keine Änderungen am Kontaktsystem
selbst.
[0013] Es ist jedoch auch möglich, den zur Ermittlung des Auslöseverzuges zu ermittelnden
Zeitpunkt der Kontaktöffnung unmittelbar aus der Relativbewegung der Kontaktstücke
zu ermitteln. Hierzu kann ein unmittelbar mit einem bewegbaren Kontaktstück verbundenes
Antriebsorgan mit einem Reflektor versehen und diesem mit geringem Abstand gegenüberstehend
ein Lichtwellenleiter ortsfest angebracht sein, der an seinem dem Reflektor abgewandten
Ende mit einer Lichtquelle und einer Empfangsschaltung für reflektiertes Licht zusammenwirkt.
[0014] Wie bereits eingangs dargelegt, wird durch die Messung des Auslöseverzuges bereits
eine Vielzahl miteinander verknüpfter Einflußgrößen für den mechanischen Ablauf des
Schaltvorganges berücksichtigt. Ist aber beispielsweise damit zu rechnen, daß ein
Leistungsschalter an seinem Aufstellungsort stark wechselnden Temperaturen ausgesetzt
ist, so kann sich die einmal ermittelte Größe des Auslöseverzuges als nicht ausreichend
genau zur Steuerung des Leistungsschalters erweisen. In diesem Fall kann es vorteilhaft
sein, dem Auslösesteuergerät als weitere Korrekturgröße die Temperatur der Antriebsvorrichtung
des Leistungsschalters zuzuführen. Dies kann auf verhältnismäßig einfache Weise durch
einen in dem Antriebsgehäuse angebrachten Temperaturfühler geschehen. Wird nun durch
eine Versuchsreihe ermittelt, welchen Einfluß die Temperatur auf den Auslöseverzug
hat, so kann durch eine Zuordnung der jeweils vorliegenden Temperatur zu einem Standardwert
des Auslöseverzuges die voraussichtliche positive oder negative Abweichung von dem
Standardwert ermittelt werden.
[0015] Ein weiteres Kriterium für den mechanischen Ablauf des Schaltvorganges bildet die
seit der letzten Schalthandlung verstrichene Zeit. Grundsätzlich hält ein regelmäßig
benutzter Leistungsschalter den einmal bestimmten Wert des Auslöseverzuges eher bei
als ein nur selten und möglicherweise nur im Abstand von Monaten oder Jahren betätigter
Leistungsschalter. Dieser Einfluß kann durch eine geeignete Korrekturgröße berücksichtigt
werden. Hierzu kann die seit der letzten Schalthanldung vergangenen Zeit gemessen
werden, wobei auch hier durch Versuche festzustellen ist, wie sich der Auslöseverzug
ausgehend von einem Standardwert in Abhängigkeit von der Stillstandszeit verändert.
[0016] Die Freigabe des Schaltmechanismus von Leistungsschaltern erfolgt im allgemeinen
durch einen Elektromagnet, der aus einem Hilfsnetz gespeist wird. Da die Spannung
dieses Hilfsnetzes schwanken kann und die Ansprechgeschwindigkeit des Auslösemagneten
hiervon abhängig ist, hat auch der Wert der Versorgungsspannung des Auslösemagneten
eine unmittelbaren Einfluß auf den Auslöseverzug. Nach einer Weiterbildung der Erfindung
kann auch dieser Einfluß berücksichtigt werden, indem die Versorgungsspannung des
Auslösemagneten dem Auslösesteuergerät zur Gewinnung einer weiteren Korrekturgröße
zugeführt wird. Ebenso kann die Temperatur der Wicklung des Auslösemagneten erfaßt
werden, da hiervon der Widerstand und somit bei gegebener Spannung der Strom durch
die Wicklung abhängt.
[0017] Alle genannten Meßwerte bzw. Korrekturgrößen können zweckmäßig einem Echtzeitmikroprozessor
zugeführt werden, der durch Vergleich mit aus einem Speicher entnommenen Meßwerten
bzw. Standardwerten ein Auslösesignal für den Leistungsschalter bereitstellt. Im Zusammenhang
hiermit können Schwellwertglieder vorgesehen sein, die bei einer Unterschreitung eines
unteren Grenzwertes des Stromes oder bei einer Überschreitung eines oberen Grenzwertes
des Stromes eine unverzögerte Auslösung bewirken.
[0018] Die Erfindung wird im folgenden anhand der in den Figuren dargestellten Ausführungsbeispiele
näher erläutert.
Die Figur 1 zeigt als Blockschaltbild die grundsätzliche Anordder Komponenten eines
Leistungsschalters.
Die Figur 2 zeigt vereinfacht eine Anordnung zur Messung des Auslöseverzugs, bei der
die Änderung der Kapazität von Schaltstücken bei deren Trennung ausgewertet wird.
In der Figur 3 ist das Prinzip der Erfassung des Zeitpunktes der Trennung von Schaltstücken
mittels der Lichtbogenspannung dargestellt.
Die Figur 4 zeigt die Anordnung einer opto-elektronischen Meßeinrichtung zur Erfassung
der Trennung der Kontaktstücke.
Die Figur 5 zeigt schematisch einen Antriebskasten eines Vakuum-Leistungsschalters
mit einem Auslösesteuergerät, dem wahlweise eine oder mehrere Korrekturgrößen zuführbar
sind.
In der Figur 6 ist ein Blockschaltbild des Programmablaufes bei der Auslösung eines
Leistungsschalters unter Verwendung eines Echtzeit-Mikroprozessors dargestellt.
[0019] In der Figur 1 ist ein Drehstrommotor 1 gezeigt, der mittels eines dreipoligen Vakuum-Leistungsschalters
2 ein- und ausschaltbar ist. Mit dem Symbol für ein Schaltschloß ist eine Verklinkungseinrichtung
3 bezeichnet, der die Freigabe der Schaltkontakte des Leistungsschalters 2 zum Ausschalten
obliegt. Die Verklinkungseinrichtung 3 ist nur durch ein Auslösesteuergerät 4 betätigbar,
das seinerseits durch einen Auslöser 5 oder handbetätigte Befehlsgeber 6 zu beaufschlagen
ist. Dem Auslösesteuergerät 4 werden stromabhängige Signale zugeführt, die an Stromwandlern
7 gewonnen werden.
[0020] Das Auslösesteuergerät 4 enthält eine Speichereinheit 10, die zur Speicherung wenigstens
eines Meßwertes für den Auslöseverzug des Leistungsschalters 2 bei der vorangehenden
Ausschaltung vorgesehen ist. Darüber hinaus kann die Speichereinheit 10 so ausgebildet
sein, daß sie sowohl weitere Meßwerte des Auslöseverzuges von früheren Schaltvorgängen
als auch zusätzliche, für den mechanischen Ablauf des Schaltvorganges wesentliche
Größen aufnehmen kann.
[0021] Ein Beispiel für die Messung des Zeitpunktes der Öffnung der Schaltstücke des Leistungsschalters
2 ist in der Figur 2 dargestellt. Über Schutzwiderstände 14 und Stützisolatoren 11
und 12, deren Eigenkapazität mit dem Symbol für einen Kondensator gestrichelt dargestellt
ist, wird an die Schaltstrecke des Leistungsschalters 2 eine hochfrequente Meßspannung
aus einer Spannungsquelle 13 angelegt. Geeignet ist beispielsweise eine Spannung mit
einer Frequenz von 5 MHz. An den Klemmen 15 wird eine Hochfrequenzspannung zur Auswertung
abgenommen. Im zeitlichen Verlauf dieser Hochfrequenzspannung entsteht ein charakteristischer
Sprung durch die Änderung der Kapazität des Meßkreises infolge der Öffnung der Schaltstücke
des Leistungsschalters 2. Zum Verständnis dieses Vorganges sei erwähnt, daß die Schaltstücke
eines Vakuumschalters ebene Kontaktflächen aufweisen, die entweder kreis- oder kreisringförmig
beschaffen sein können. Während im geschlossenen Zustand der Schaltstücke keine Kapazität
vorhanden ist, entsteht eine solche durch die Bildung eines Plattenkondensators, sobald
sich die Schaltstücke voneinander trennen. Die Einschaltung dieser Kapazität in den
Meßkreis wird in einem mit einer Schutzeinrichtung 17 versehenen Auswertegerät 16
durch Vergleich mit dem Zeitpunkt der Freigabe der Verklinkungseinrichtung 3 ausgewertet
und ergibt den Auslöseverzug des Leistungsschalters 2.
[0022] In der Figur 3 ist ein weiteres Beispiel für die Messung des Auslöseverzuges des
Leistungsschalters 2 schematisch dargestellt. Hierbei wird mittels geeigneter Trennglieder
20 und 21, bei denen es sich beispielsweise um optoelektronische Einrichtungen handeln
kann, die an der Schaltstrecke des Leistungsschalters 2 liegende Spannung einer Meßeinrichtung
22 zuge führt. Diese erhält somit das Spannungssignal "0", wenn die Schaltstücke
des Leistungsschalters 2 geschlossen sind und ein der Lichtbogenspannung entsprechendes
Spannungssignal, wenn die Schaltstücke des Leistungsschalters 2 bei fließendem Strom
geöffnet werden. Der Auslöseverzug des Leistungsschalters 2 ergibt sich durch Vergleich
der Zeitpunkte des Auftretens dieser Lichtbogenspannung und dem Zeitpunkt der Entklinkung
des Schaltschlosses 3. Durch die gestrichelte Verbindung zwischen dem Schaltschloß
3 und der Meßeinrichtung 22 ist der Vergleich der genannten Zeitpunkte angedeutet.
[0023] Während die anhand der Figuren 2 und 3 erläuterten Einrichtungen den Auslöseverzug
auf elektrischem Wege messen, kommt auch eine opto-elektronische Erfassung in Betracht.
Diese hat den Vorteil, daß kein Aufwand für die galvanische Trennung zwischen der
an dem Leistungsschalter liegende Hochspannung und der Meßeinrichtung erforderlich
ist. Anhand der Figur 4 wird dieses Meßverfahren erläutert. Diese Figur zeigt teilweise
im Schnitt einen Vakuum-Leistungsschalter bekannter Bauart (vgl. DE-B-27 17 958),
dessen Schaltröhren 25 durch je eine isolierende Antriebsstange 26 betätigbar sind.
Diese Antriebsstangen greifen über einen Winkelhebel 27 an einem geradlinig verschiebbaren
Tragbolzen 30 des bewegbaren Schaltstückes 31 an. Wird beispielsweise dieser Tragbolzen
mit einer reflektierenden Markierung versehen und dieser gegenüberstehend ein Sensor
angebracht, so kann eine Bewegung des Tragbolzens und damit des Schaltstückes 31
festgestellt werden. In der Figur 4 ist hierzu angedeutet, daß die Zuführung des Lichtes
und die Rückleitung der Reflektion durch einen Lichtwellenleiter 32 erfolgt, der mit
einer aus Sender und Empfänger bestehenden Auswerteeinheit 33 verbunden ist. Die Auswerteeinheit
33 ermittelt den Auslöseverzug wiederum durch Vergleich des Zeitpunktes einer Bewegung
des Tragbolzens 30 mit dem Zeitpunkt der Freigabe der Verklinkung im Antriebskasten
des Leistungsschalters 2. Die Auswerteeinheit 33 kann im Auslösesteuergerät 4 (Figur
1) integriert sein.
[0024] In der Figur 5 ist teilweise im Schnitt ein Vakuum-Leistungsschalter 2 ähnlich der
Figur 4 gezeigt, der ein Auslösesteuergerät 4 sowie Sensoren für Einflußgrößen aufweist,
die den Auslöseverzug beeinflussen können. Das Auslösesteuergerät 4 ist in dem Antriebskasten
35 des Leistungsschalters 2 untergebracht. In der eingeschalteten Stellung ist die
Schaltröhre 25 durch einen Klinkenhebel 36 gehalten, der am einen Ende eines auf einer
Schaltwelle 37 sitzenden zweiarmigen Hebels 40 angreift. Wie bereits anhand der Figur
4 erläutert wurde, wird das bewegliche Schaltstück 31 durch eine Antriebsstange 26
sowie einen Winkelhebel betätigt. In der dargestellten Einschaltstellung ist die
Schaltwelle 37 mittels des zweiarmigen Hebels 40 und des Klinkenhebels 36 gegen eine
Drehung im Sinne des Ausschaltens gesperrt.
[0025] Der Klinkenhebel 36 ist durch einen Ausschaltmagnet 41 in die strichpunktiert gezeigte
Ausschaltstellung bewegbar, in der die Schaltwelle 37 zum Ausschalten freigegeben
ist. Durch nicht dargestellte Ausschaltfedern wird dann die Schaltwelle 37 entgegen
dem Uhrzeigersinn gedreht und dabei die Antriebsstange 26 mitgenommen. Der Ausschaltmagnet
41 ist, wie durch einen Pfeil 42 angedeutet, durch das Auslösesteuergerät 4 zu betätigen.
Dies geschieht dann, wenn durch den Auslöser 5 oder durch einen von Hand eingegebenen
Befehl (Pfeil 42) die Durchführung eines Ausschaltvorganges angefordert worden ist
und das Auslösesteuergerät 4 den hierfür geeigneten Zeitpunkt ermittelt hat. Hierzu
bestimmt das Auslösesteuergerät 4 zunächst die Zeitpunkte der folgenden Stromnulldurchgänge
aufgrund der von den Stromwandlern 7 übermittelten Meßwerte. Die Weitergabe des Auslösebefehles
an den Auslösemagneten 41 geschieht nun unter Berücksichtigung des in dem Auslösesteuergerät
4 gespeicherten Wertes des Auslöseverzuges bei der vorangegangen Ausschaltung sowie
weiterer, durch Sensoren bereitgestellter Größen. Hierzu gehört ein Temperaturgeber
44 für die gerade vorhandene Temperatur im Antriebskasten des Leistungsschalters 2
sowie ein weiterer Temperaturgeber 24 für die Temperatur der Wicklung des Auslösemagneten
41. Ferner wird durch einen weiteren Sensor die zur Speisung des Auslösemagneten 41
zu Verfügung stehende Spannung erfaßt. Ein Zeitgeber 47 als Bestandteil des Auslösesteuergerätes
4 stellt die seit der letzten Ausschalthandlung verstrichene Zeit zur Korrektur des
Auslöseverzuges bereit.
[0026] Je nach für einen bestimmten Leistungsschalter gewonnenen Ergebnissen können alle
erwähnten Sensoren oder nur ein Teil derselben eingesetzt werden. Ist beispielsweise
ein Leistungsschalter nur geringen Temperaturänderungen ausgesetzt, so kann der Einfluß
der Temperatur auf den Zustand der Schaltmechanik vernachlässigt werden und der Sensor
44 ist demgemäß entbehrlich.
[0027] Beim nun folgenden Ausschalten wird der Auslöseverzug mittels eines Sensors 50 erneut
festgestellt und dem Auslösesteuergerät zum Vergleich mit dem in dem Speicher 10 des
Auslösesteuergerätes 4 befindlichen Wert des Auslöseverzuges eingegeben. Dabei kann
entweder der vorherige Speicherwert durch den neuen Meßwert ersetzt werden oder aber
der neue Meßwert kann zusätzlich gespeichert werden, um im Verlauf mehrerer Schaltungen
die Veränderung des Auslöseverzuges festzustellen und durch Extrapolation der gespeicherten
Meßwerte den jeweils zu erwartenden Auslöseverzug mit möglichst großer Wahrscheinlichkeit
zu berechnen.
[0028] Der Auslösemagnet 41 kann sowohl ein Arbeitsstromauslöser als auch ein Unterspannungsauslöser
sein. Da Unterspannungsauslöser nach dem Prinzip des Haltemagneten arbeiten, läßt
sich im allgemeinen eine höhere Ansprechgeschwindigkeit als bei einem Arbeitsstromauslöser
erreichen. Jedoch hängt es von dem jeweils gegebenen Zusammenwirken zwischen dem Auslösemagneten
und dem Schaltmechanismus ab, ob die eine oder andere Art eines Magneten geeigneter
ist.
[0029] In der Figur 6 ist ein Blockschaltbild des Programmablaufes dargestellt, wie er mit
Hilfe eines Echtzeit-Mikroprozessors durchgeführt wird. Der Funktionsablauf ist aus
der eingetragenen Beschriftung der Blöcke unmittelbar ersichtlich. Es sei jedoch
erwähnt, daß anhand der von den Stromwandlern übermittelten Signale zunächst mittels
eines Schwellwertgliedes Iu ermittelt wird, ob ein sehr kleiner Strom vorliegt bzw.
dieser unter einer bestimmten niedrigen Grenze liegt. Der Funktionsablauf für diesen
Fall ist in dem Blockschaltbild mit "A" bezeichnet. In dem Fall, daß der gemessene
Strom oberhalb eines bestimmten Grenzwertes liegt (Schwellwertglied Io), der einem
Kurzschluß zugeordnet werden kann, erfolgt die Auslösung entsprechend dem mit B bezeichneten
Funktionsablauf unverzögert. Für die zwischen diesen Grenzwerten liegende Ströme wird
in der schon beschriebenen Weise der Zeitpunkt der Weitergabe des Auslösebefehles
an den Auslösemagneten berechnet.
[0030] Wie schon einleitend bemerkt, ist das sogenannten Öffnungsfenster für überspannungsfreie
Abschaltungen in Drehstromnetzen sehr schmal. Wird jedoch von der Möglichkeit Gebrauch
gemacht, die Pole eines Leistungsschalters nicht, wie gewöhnlich aus mechanischen
Gründen gegeben, gleichzeitig, sondern gestaffelt oder versetzt öfnnen zu lassen,
so kann das Öffnungsfenster bis auf etwa 8,5 msec verbreitert werden. Dementsprechend
werden die Anforderungen an die Genauigkeit der mechanischen Steuerung und die elektronische
Erfassung von Veränderungen des Auslöseverzuges gemildert. Das Verfahren des versetzten
Schaltens ist an sich bekannt (DE-C-28 54 092).
1. Verfahren zum Betrieb eines Leistungsschalters, insbesondere eines Vakuumschalters
(2), unter Verwendung eines Auslösesteuergerätes (4), das unabhängig vom Zeitpunkt
einer Befehlsgabe zum Ausschalten die Öffnung der Schaltstücke (31) zu einem in fester
Beziehung zum Nulldurchgang des Stromes stehenden Zeitpunkt veranlaßt, dadurch gekennzeichnet, daß dem Auslösesteuergerät (4) ein Meßwert des Auslöseverzuges des Leistungsschalters
vom Zeitpunkt der Abgabe des Auslösesignals bis zum Zeitpunkt der Trennung der Kontaktstücke
bei einer vorangegangenen Ausschaltung als Korrekturgröße zugeführt wird.
2. Leistungsschalter für das Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß dem Leistungsschalter (2) zur Ermittlung des Auslöseverzuges eine Auswerteeinrichtung
(16; 22; 33) zugeordnet ist, die durch den Empfang eines Auslösesignals in Lauf setzbar
und bei der Trennung der Kontaktstücke (31) stillsetzbar ist und daß eine Speichereinrichtung
(10) zur Speicherung des Meßwertes des Auslöseverzuges wenigstens bis zum nächsten
Ausschaltvorgang vorgesehen ist.
3. Leistungsschalter nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Auswerteeinrichtung (22) eine Schaltungsanordnung zur Erfassung des Auftretens
einer Lichtbogenspannung zwischen den Kontaktstücken (31) enthält.
4. Leistungsschalter nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Auswerteeinrichtung (16) zur Erfassung der Kontaktöffnung eine Schaltungsanordnung
zur Messung der Kapazität zwischen den Kontaktstücken (31) enthält.
5. Leistungsschalter nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß zur Ermittlung des Zeitpunktes der Trennung der Kontaktstücke (31) eine Einrichtung
(33) zur Erfassung einer Relativbewegung der Kontaktstücke vorgesehen ist.
6. Leistungsschalter nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß ein unmittelbar mit einem bewegbaren Kontaktstück (31) verbundenes Antriebsorgan
(30) mit einem Reflektor versehen und diesem mit geringem Abstand gegenüberstehend
ein Lichtwellenleiter (32) ortsfest angebracht ist, der an seinem dem Reflektor abgewandten
Ende mit einer Lichtquelle und einer Empfangsschaltung für reflektiertes Licht (33)
zusammenwirkt.
7. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß dem Auslösesteuergerät (4) als weitere Korrekturgröße die Temperatur (Sensor
44) der Anriebsvorrichtung des Leistungsschalters (2) zugeführt wird.
8. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß dem Auslösesteuergerät (4) als weitere Korrekturgröße die seit der letzten Schalthandlung
vergangene Zeit (Zeitgeber 47) zugeführt wird.
9. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß dem Auslösesteuergerät (4) die Versorgungsspannung (Spannungs-Sensor 45) eines
Auslösemagneten (41) des Leistungsschalters (2) zur Gewinnung einer weiteren Korrekturgröße
zugeführt wird.
10. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß dem Auslösesteuergerät (4) die Temperatur der Wicklung eines Auslöse magneten
(41) zur Gewinnung einer weiteren Korrekturgröße zugeführt wird (Temperatur-Sensor
46).
11. Auslösesteuergerät für das Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß ein Echtzeitmikroprozessor (P) mit Eingangssignalen entsprechend einer oder
mehrerer Korrekturgrößen beaufschlagt ist und durch Vergleich mit aus einem Speicher
entnommenen Meßwerten bzw. Standardwerten ein verzögertes Auslösesignal für den Leistungsschalter
bereitstellt und daß Schwellwertglieder (Iu; Io) eine Unterschreitung eines unteren
Grenzwertes des Stromes und eine Überschreitung eines oberen Grenzwertes des Stromes
erfassen und eine unverzögerte Auslösung bewirken.