[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Gesteinsbohrvorrichtung für den Berg- und
Tunnelbau in relativ weichem Gestein, wo Drehschlagbohrwerke vorteilhaft sind und
Zonen unterschiedlicher Härte zu durchfahren sind. Solche Vorrichtungen haben ein
Drehwerk zum Drehen der Bohrstange, ein Schlagwerk zum Schlagen der Bohrstange und
einen Vorschubantrieb. Ueblicherweise kann bei bekannten Bohrvorrichtungen dieser
Art die Drehzahl des Drehwerks, die Frequenz und Schlagleistung des Schlagwerks und
der Vorschub eingestellt werden. Die Einstellung richtet sich nach der zu durchbohrenden
Gesteinsart und gründet auf Erfahrenswerten. Häufig kommt es aber vor, dass während
des Vortriebs unterschiedliche Gesteinsarten durchbohrt werden. Die eingestellten
Werke werden dann für das härteste Gestein gewählt und sind für weichere Schichten
nicht optimal, was zu geringen Vortriebsleistungen und erhöhtem Werkzeugverschleiss
führt.
[0002] Eine Bohrvorrichtung gemäss Oberbegriff des Anspruchs 1 ist aus der CH-A 657 664
bekannt. Diese Schrift beschreibt eine Schlag-Bohrvorrichtung mit einem Drehwerk,
einem Schlagwerk und einem Vorschubantrieb. Um die Bohrleistung zu verbessern, wird
der Steuerdruck auf ein Steuerventil von der Vorlaufleitung des Vorschubantriebs
entnommen. Damit gelingt zwar eine gewisse Anpassung der Schlagfrequenz an die Vorschubleistung.
Eine optimale Anpassung der Drehzahl und Schlagfrequenz an unterschiedliche Gesteinhärten
ist damit allerdings nicht erreichbar.
[0003] Aus der US-A-4 064 950 ist es an sich bekannt, dass es günstig ist, die Schlagfrequenz
an die Drehzahl des Drehwerks anzupassen. Dazu schlägt diese Schrift vor, Schlagwerk
und Drehwerk in Serie zu schalten. Diese Lösung hat sich allerdings nicht als günstig
erwiesen, weil damit die Schlagleistung invers von der Leistung des Drehwerks abhängt.
[0004] In der US-A-4 246 973 und der US-A-4 356 871 sind weitere Bohrvorrichtungen beschrieben,
in welchen der Druck zum Schlagwerk, der Druck zum Drehwerk und der Druck zum Vorschubantrieb
voneinander abhängen.
[0005] Beim Vorschlag gemäss EP-A-203 282 wird die Schlagfreuquenz von entweder dem Drehmoment
des Drehwerks oder der Vorschubkraft abhängig gemacht.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Bohrvorrichtung der eingangs
genannten Art derart auszubilden, dass eine optimale Bohrleistung in unterschiedlichen
Gesteins arten erreicht werden kann. Diese Aufgabe wird durch die kennzeichnenden
Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
[0007] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Zeichnung erläutert.
Darin zeigt:
Fig. 1 ein Schema einer erfindungsgemässen Bohrvorrichtung,
Fig. 2 einen Schnitt durch eine variable Drossel, und
Fig. 3 einen Schnitt durch eine Variante der Drossel nach Fig. 2.
[0008] Die Arbeitsteile der Bohrvorrichtung sind in Fig. 1 nur schematisch angedeutet. Sie
bestehen aus einem Drehwerk 1 zum Drehen einer Bohrstange 2, einem Schlagwerk 3 zum
Schlagen der Bohrstange 2 sowie einem Vorschubantrieb 4 zum Vorschub der Bohreinrichtung
1, 2, 3. Die Vorrichtung hat zudem eine erste Steuereinrichtung 5 zum Einstellen
der Drehzahl des Drehwerks 1 und der Schlagfrequenz und Schlagleistung des Schlagwerks
3, sowie eine zweite Steuereinrichtung 6 zum Einstellen der Vorschubkraft und -geschwindigkeit.
[0009] Das Drehwerk 1 besteht aus einem Hydromotor 10 mit einer Abtriebswelle 11, die drehfest
mit der Bohrstange 2 verbunden ist. Das Schlagwerk 3 besteht aus einem Schlagzylinder
12, in dem ein Schlagkolben 13 hin und hergetrieben wird. Der Schlagkolben 13 schlägt
dabei gegen die hinter Stirnseite der Bohrstange 2, vorzugsweise über einen nicht
dargestellten Amboss. Drehwerk 1 und Schlagwerk 3 sind in einem gemeinsamen, nicht
dargestellten Gehäuse angeordnet, das zusätzlich einen Drehschieber 14 für die Steuerung
des Schlagwerks 3 enthält. Der Drehschieber 14 wird über ein Getriebe 15 von der Welle
11 angetrieben. Durch diese Ausbildung ist die Schlagfrequenz exakt proportional zur
Drehzahl des Drehwerkes 1. Dies hat sich für die optimale Anpassung von Drehzahl und
Schlagfreuquenz an unterschiedliche Gesteinshärten als ausserordentlich günstig erwiesen.
Die Bohrstange 2 macht zwischen zwei aufeinanderfolgenden Schlägen einen vorbestimmten
Drehwinkel, der unabhängig ist von der Drehzahl. Um die Schlagleistung zu steigern
und die Druckpulsationen in der Druckzufuhrleitung 16 und der Rücklaufleitung 17 zum
Drehschieber 14 gering zu halten, sind in diesen Leitungen benachbart dem Drehschieber
14 Druckspeicher 18 angeordnet.
[0010] Zwischen Hydromotor 10 und Speiseleitung 21 sowie Rücklaufleitung 22 ist ein vier/drei-Wege-Schaltventil
23 eingeschaltet, damit der Motor 10 rechts- oder linksläufig betrieben werden kann.
In den Leitungen 24, 25 zwischen Ventil 23 und Motor 10 ist je eine Parallelschaltung
einer einstellbaren Drossel 26 und eines Rückschlagventils 27 angeordnet. Die Drosseln
26 wirken als Mengenregler und dienen zur Einstellung der Grunddrehzahl des Motors
10 für RECHTS- bzw. Linklauf. Normalerweise dreht der Motor 10 links, wobei die Leitung
24 auf die Speiseleitung 21 geschaltet ist. In dieser Leitung 24 ist parallel zum
Ventil 23 und der Drossel 26 ein Proportional-Regelventil 28 geschaltet. Das Ventil
28 öffnet entgegen der Kraft einer Feder 29 proportional zum Druck in seiner Steuerleitung
30 und beaufschlagt daher den Motor 10 über die Bypassleitung 31 mit zusätzlichem
Hydrauliköl, so dass er proportional zum Druck in der Leitung 30 rascher dreht.
[0011] Der Vorschubantrieb 4 umfasst einen Hydraulikzylinder 35 mit einem Kolben 36 und
einer Kolbenstange 37, die mit dem Gehäuse des Dreh- und Schlagwerks 1, 3 verbunden
ist (nicht dargestellt). Die beiden Kammern 38, 39 des Zylinders 35 sind über ein
weiteres Vier/Drei-Wege-Ventil 40 mit einer weiteren Speiseleitung 41 und Rücklaufleitung
42 verbunden. In die Leitung 43 zwischen Ventil 40 und Vorschubkammer 39 ist ein doppelt
pilotgesteuertes, mit einer einstellbaren Federkraft vorbelastetes Druckregelventil
44 geschaltet. Die beiden Pilotdrücke zum Ventil 44 sind mit den beiden Kammern 38,
39 verbunden. Durch das Ventil 44 kann damit beim Vorschub der Andruck der Bohrstange
2 auf einen einstellbaren Wert unabhängig vom Druck in der Kammer 38 begrenzt werden.
Die Leitung 45 zur Kammer 38 ist über ein Drei/Zwei-Wegeventil 46 in dessen erster
Schaltstellung über einen einstellbaren Mengenregler 47 mit dem Ventil 40 verbunden.
Der Mengenregler 47 begrenzt die Vorschubgeschwindigkeit. Beim Rücklauf des Kolbens
36 fliesst das Oel über einen Bypass 48, der zugleich über eine Pilotkammer 49 das
Ventil 46 in die erste Stellung zurück schaltet.
[0012] In der zweiten Stellung des Ventils 46 ist die Leitung 45 über eine Verbindungsleitung
55 mit einer variablen Drossel 56 verbunden. Deren Abfluss 57 führt über ein einstellbares
Druckregelventil 54 zum Tank 58. Dieses Regelventil 54 hält auch bei geringem Durchfluss
durch die Drossel 56 den Ansprechdruck des Proportionalregelventils 28 aufrecht.
Die Steuerleitung 30 ist an die Leitung 55 angeschlossen. Die Drossel 56 ist in Fig.
2 im Schnitt dargestellt. In einer zylindrischen Bohrung 61 eines Gehäuses 62 ist
ein Plungerkolben 63 verschiebbar gelagert. Der Kolben 63 durchdringt eine scharfkantige
Blende 64 mit Gleitspiel. Die Blende 64 trennt im Gehäuse 62 eine mit der Leitung
55 verbundene Eingangskammer 65 von einer mit der Leitung 57 verbundenen Ausgangskammer
66. In der Kammer 66 drückt eine Feder 67 gegen die Stirnseite des Kolbens 63. Die
Federvorspannung kann durch eine Schraube 68 eingestellt werden. In der Ruhestellung
liegt der Kolben 63 hinten an einem Deckel 69 an. Der Kolben 63 hat zentralsymetrisch
angeordnete, sich nach hinten zunehmend vertiefende, axiale Nuten 70 an seiner Umfangsfläche.
Der Querschnitt der Nuten 70 nimmt mit dem axialen Abstand vom federseitigen Ende
des Kolbens 63 zu. Damit nimmt der Drosselquerschnitt stetig zu mit dem Hub des Kolbens
63, der seinerseits proportional zur Differenz des Drucks in den Kammern 65, 66 ist.
Die Querschnittszunahme der Nuten 70 mit dem Hub des Kolbens 63 ist zweckmässig so
ausgelegt, dass der sich in der Leitung 55 ausbildende Staudruck proportional zur
Durchflussmenge durch die Drossel 56 ist. Wenn auch das Ventil 28 linear öffnet,
dann ist die Drehzahlzunahme des Hydromotors 10 proportional zur Vorschubgeschwindigkeit.
[0013] Versuche haben ergeben, dass bei nahezu linearer Abhängigkeit sowohl der Drehzahl
des Drehwerks 1 als auch der Frequenz des Schlagwerk 3 von der Geschwindigkeit des
Vorschubantriebs 4 eine über einen weiten Bereich der Gesteinhärte optimale Vorschubleistung
erzielt werden kann. Dies ist analog zu der bereits früher festgestellten günstigen
linearen Kopplung zwischen Drehzahl des Drehwerks und Schlagzahl des Schlagwerks.
Dieselbe günstige Relation ist mit der vorliegenden Erfindung mit der dritten Variablen
verknüpft.
[0014] Im Betrieb startet man ein Bohrloch auf der dargestellten Neutralstellung des Ventils
46. Am Druckregelventil 44 wird der für die härteste zu erwartende Gesteinsschicht
des Bohrlochs optimale Andurck eingestellt. Auch die Einstellung der Drossel 26 richtet
sich nach der härtesten zu erwartenden Gesteinsschicht. Hingegen ist der nur für das
Anbohren massgebende Mengenregler 47 auf die optimale Vorschubgeschwindigkeit für
das zuerst zu durchbohrende Gestein eingestellt. Sobald das Bohrloch angebohrt ist,
wird das Ventil 46 umgeschaltet. Wenn nun während des Bohrens die Bohrkrone auf weicheres
Gestein stösst, erhöht sich wegen des konstanten Andrucks die Vorschubgeschwindigkeit.
Damit steigt der Staudruck vor der variablen Drossel 56 und damit der Pilotdruck auf
das Regelventil 28. Ueber die Bypassleitung 31 wird nun dem Motor 10 zusätzlich Oel
zugeführt, so dass er rascher dreht und damit wegen des Getriebes 15 auch die Schlagfrequenz
steigt. Drehzahl und Schlagfrequenz passen sich damit automatisch optimal an die Vorschubgeschwindigkeit
an. Damit kann gleichzeitig auch der Werkzeugverschleiss minimiert werden. Mit zunehmender
Schlagfrequenz sinkt auch die Energie des Einzelschlages, was beim Bohren in weichem
Gestein erwünscht ist.
[0015] Durch die Schraube 68 kann der Beginn der Zuschaltung des Bypasses 31 eingestellt
werden. Wenn auch eine Einstellung der Drehzahlabhängigkeit erwünscht ist, kann die
Federkonstante der Feder 67′ variabel gestaltet werden, wie dies in Fig. 3 gezeigt
ist. Die Feder 67′ ist hier als Biegefeder ausgebildet. Mit einem Schuh 73 kann hier
die freie Länge der Feder 67′ und damit deren Federkonstante eingestellt werden. Der
Schuh 73 ist durch eine Einstellschraube 74 verschiebbar.
1. Bohrvorrichtung umfassend ein Drehwerk (1) zum Drehen einer Bohrstange (2), ein
Schlagwerk (3) zum Schlagen der Bohrstange (2), einen Vorschubantrieb (4) für den
Vorschub von Drehwerk (1), Schlagwerk (3) und Bohrstange (2), eine erste Steuereinrichtung
(5) zur Einstellung der Drehzahl des Drehwerks (1) und der Schlagfrequenz des Schlagwerks
(3), sowie eine zweite Steuereinrichtung (6) zum Einstellen des Vorschubs, dadurch
gekennzeichnet, dass die zweite Steuereinrichtung (6) ein Messelement (56) zum Messen
der Vorschubgeschwindigkeit enthält, und dass das Messelement (56) mit der ersten
Steuereinrichtung (5) derart verbunden ist, dass sich bei wachsender Vorschubgeschwindigkeit
die Drehzahl des Drehwerks (1) und die Schlagfrequenz des Schlagwerks (3) erhöhen.
2. Bohrvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Schlagwerk (3)
einen durch einen Schieber (14) gesteuerten Zylinder (12) mit einem Schlagkolben (13)
und das Drehwerk (1) einen Fluidmotor (10) umfasst, dessen Abtiebswelle (11) über
Getriebemittel (15) mit dem Schieber (14) gekoppelt ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Vorschubantrieb
(4) ein doppelt wirkendes Hydraulikzylinderaggregat (35,36) umfasst, und dass das
Messelement ein Durchflussmesser (56) im Rücklauf der beim Vorschub auf Rücklauf geschalteten
ersten Zylinderkammer (38) des Hydraulikzylinderaggregates (35,36) ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass in der Leitung (43)
zu der der ersten Zylinderkammer (38) gegenüberliegenden zweiten Zylinderkammer (39)
ein einstellbares, mit der Druckdifferenz zwischen erster und zweiter Zylinderkammer
(38,39) pilotgesteuertes Druckregelventil (44) zum Einstellen einer von der Vorschubgeschwindigkeit
unabhängigen Vorschubkraft angeordnet ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Durchflussmesser
als variable Drossel (56) ausgebildet ist, die einen von der Durchflussmenge stetig
abhängigen Staudruck erzeugt, und dass der Staudruck als Steuergrösse auf ein Regelventil
(28) der ersten Steuereinrichtung (5) aufgeschaltet ist, wobei das Regelventil (28)
mit zunehmendem Staudruck öffnet.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass in der Speiseleitung
(21,24) des Fluidmotores (10) ein Schaltventil (23) und eine einstellbare Drossel
(26) angeordnet sind, und dass das Regelventil (28) in einem Bypass (31) über das
Schaltventil (23) und die einstellbare Drossel (26) angeordnet ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Steuereinrichtung
(6) ein weiteres Schaltventil (46) enthält, welches den Rücklauf (45) von der ersten
Zylinderkammer (38) wahlweise über eine weitere einstellbare Drossel (47) oder über
die variable Drossel (56) leitet.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die
variable Drossel (56) einen federbelasteten, mit der Druckdiffenrenz zwischen Ein-
und Ausgang (65,66) der variablen Drossel (56) beaufschlagten Plunger-Kolben (63)
enthält, der eine Blende (64) durchsetzt, und dass in der Oberfläche des Kolbens (63)
mindestens eine sich in Achsrichtung des Kolbens (63) erweiterende Nut (70) eingearbeitet
ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorspannung und/oder
die Federkonstante der den Kolben (63) belastenden Feder (67) einstellbar ist.