[0001] Die vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren zur umweltfreundlichen Massenentsäuerung
von Büchern und anderen Druck- und Papiererzeugnissen aller Art wie Zeitschriften,
Akten usw., sowie eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens.
[0002] Die bei allen Druck- und Papiererzeugnissen und auch insbesondere bei Büchern während
der Lagerung auftretende Alterung führt vor allem durch Spuren von im Papier freigesetzten
Säuren zu einer fortschreitenden Schädigung der Papiersubstanz. Werden keine Gegenmaßnahmen
getroffen, so führt diese Schädigung nach einigen Jahrzehnten zu einem völligen Zerfall
des Papiers.
[0003] Zur Erhaltung von Archiven und Bibliotheksbeständen von weltweit einigen hundert
Millionen Büchern ist es daher erforderlich, die Säuren im Papier zu neutralisieren
und gleichzeitig im Papier die hinreichende Menge einer Substanz zu verankern, die
auch eine zukünftige Säurefreisetzung im Papier neutralisiert.
[0004] In Anbetracht der sehr großen Büchermengen sind hierzu nur Verfahren geeignet, die
eine Behandlung der ganzen Bücher gestatten, d.h. Verfahren, bei denen es nicht erforderlich
ist, die Buchbindung zu öffnen und die Seiten einzeln zu behandeln. Dasselbe gilt
auch für zu erhaltende Archivbestände aller Art, die ebenfalls die Behandlung von
gebundenen oder andersartig zusammengefaßten Papierseiten erfordern.
[0005] Ein bekanntes Verfahren besteht in der Behandlung der Bücher mit Dämpfen von Metallalkylen,
insbesondere mit Dämpfen von Diethylzink. Durch die Feuchtigkeit im Papier werden
die Metallalkyle in die Oxide der Metalle, z.B. in Zinkoxid umgewandelt, das im Papier
verbleibt und ein gutes Neutralisationsmittel für freie Säuren darstellt. Die für
diesen Anwendungszweck geeigneten Metallalkyle sind jedoch an der Luft selbstendzündliche
Stoffe, die bei der Handhabung ein ständiges Brand- und Explosionsgefahrpotential
darstellen und daher ein äußerstes Maß an Sorgfalt und eine entsprechende Qualifikation
voraussetzen.
[0006] Entsprechend einem weiteren bekannten Verfahren werden die Bücher nach einer vorhergehenden
Trocknung mit einer Lösung einer magnesiumorganischen Verbindung wie beispielsweise
Methylmagnesiumcarbonat in einem geeigneten Lösemittel behandelt. Auch hierbei wird
die Magnesiumverbindung durch Feuchtigkeit im Papier in Magnesiumoxid und Magnesiumcarbonat
umgewandelt, die beide in der Lage sind, Säuren zu neutralisieren. Als Lösemittel
eignen sich insbesondere Fluorkohlenwasserstoffe, z.B. Trichlortrifluorethan in Mischung
mit Alkoholen wie z.B. Methanol.
[0007] Fluor- und Fluorchlorkohlenwasserstoffe bieten neben dem Vorteil der Unbrennbarkeit
und Ungiftigkeit auch den einer guten Verträglichkeit mit den meisten Buchmaterialien
wie Papier, Karton, Druckfarben, Leim, und anderen Klebemitteln und sind daher für
den vorliegenden Zweck besonders gut geeignet.
[0008] Neben dem hohen Preis ist insbesondere als Nachteil zu beachten, daß die genannten
Stoffe, wenn sie in die Atmosphäre entweichen, eine beträchtliche Belastung und Gefährdung
der Umwelt bilden. Die einschlägigen Gesetze schreiben daher für den Umgang mit diesen
Stoffen deren weitgehende Rückgewinnung und eine sehr weitgehende Reinigung der Abluft
vor, die aus den Behandlungsanlagen abgeleitet wird.
[0009] Auch im Fall der Behandlung von Büchern und anderen Druckerzeugnissen ergibt sich
hieraus, daß diese nach ihrer Behandlung so sorgfältig getrocknet werden müssen,
daß sie praktische kein Lösemittel mehr enthalten, und daß die lösemittelhaltige
Abluft aus dem Trocknungsprozeß bis auf sehr geringe Restgehalte an verwendeten Lösemitteln
zu reinigen ist.
[0010] Während im Regelfall die Trocknung von lösemittelhaltigen Schüttgütern unproblematisch
ist, erfordert das Trocknen von kompaktem, gebundenem Papier bisher sehr lange Trocknungszeiten.
Es ist zwar bekannt, daß die Trocknung von Büchern durch Absenken des Umgebungsdruckes
wirkungsvoll unterstützt werden kann, der verminderte Druck erschwert jedoch gleichzeitig
die Zufuhr der für die Lösemittelverdampfung erforderlichen Wärme.
[0011] Es ist ferner bekannt, bei der Trocknung unter vermindertem Druck, d.h. einer Vakuumtrocknung,
die Verdampfungswärme mittels Wärmestrahlung in das zu trocknende Gut einzubringen.
Bei Büchern ist dieses Verfahren jedoch nur mit sehr geringen Heizleistungen anwendbar,
da sonst die Bücher und insbesondere die Buchleimung beschädigt werden.
[0012] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des
Patentanspruchs 1 anzugeben, das eine schnelle und damit rationelle Behandlung zur
Massenentsäuerung von Büchern und anderen Papiererzeugnissen auf zugleich umweltschonende
Art gestattet. Ferner soll eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens angegeben werden. Diese Aufgabe wird durch den Gegenstand des Patentanspruchs
1 und 6 gelöst.
[0013] Es zeigte sich überraschend, daß die für die Behandlung von Büchern geeigneten Lösemittel
wie Alkohole, Fluorkohlenwasserstoffe und Chlorfluorkohlenwasserstoffe einer Hochfrequenzerwärmung
zugänglich sind. Bisher war nur in anderen Bereichen der Trocknungstechnik die Möglichkeit
der Entwässerung durch eine Hochfrequenzerwärmung des zu trocknenden Guts in Betracht
gezogen worden. Wasser eignet sich bekanntermaßen aufgrund seiner physikalischen
und chemischen Stoffdaten außerordentlich gut für eine Erwärmung durch Hochfrequenzstrahlung
bzw. Mikrowellenstrahlung und läßt sich auf diese Weise verdampfen.
[0014] Die Tatsache der erfolgreichen Anwendung der Hochfrequenzbehandlung auf die oben
genannten und andere geeignete Lösemittel ist jedoch nicht nur neu und überraschend,
sondern bringt auch entscheidende Vorteile. So konnte in Vergleichsversuchen die
für eine Vortrocknung benötigte Zeit im Vergleich zur Anwendung einer leichten, für
die Bücher unschädlichen Erwärmung im Vakuum um mehr als den Faktor fünfzig herabgesenkt
werden. Auch bei der Abtrocknung der Lösemittel wurde eine erhebliche Zeitersparnis
erzielt, wobei die Lösemittel im Gegensatz zur konventionellen Langzeitlagerung
unter Normaldruck oder reduziertem Druck praktisch vollständig entfernt werden konnten.
[0015] Die Schnelligkeit des erfindungsgemäßen Verfahrensablaufs ist von außerordentlicher
Bedeutung. Sie ist nicht nur vorteilhaft, sondern ermöglicht letztlich die in Zukunft
in weitem Ausmaß erforderliche Behandlung großer Büchermengen überhaupt. Die wirksame
Trocknung ist wegen der geringen Erwärmung der behandelten Druck- und Papiererzeugnisse
außerordentlich schonend. Es können infolge der praktisch vollständigen und in praktikablen
Zeiten erzielbaren Lösemittelentfernung auch die erwähnten zwar geeigneten, jedoch
umweltbelastenden Lösemittel angewandt werden.
[0016] Die Schnelligkeit des Verfahrens bietet zudem den Vorteil, daß Vortrocknung, Neutralisationsbehandlung
und auch die Abtrocknung in einer einzigen Kammer durchgeführt werden können, da zeitaufwendige
Trocknungsvorgänge in speziellen Trocknern entfallen. Eine solche Kammer bietet wiederum
den Vorteil eines geschlossenen Systems mit optimaler Möglichkeit der vollständigen
Erfassung und kontrollierten Aufbereitung der Abluftmengen. Die teuren Lösemittel
können zudem durch umweltentlastende Abscheidung zurückgewonnen werden, wobei sämtliche
im Prozeß anfallenden lösemittelbehafteten Luftmengen erfaßt werden.
[0017] Es ist möglich, durch Zusammenfassung der eigentlichen Behandlungsanlage mit der
Abluftreinigungsanlage und den Vorratsbehältern für die Behandlungslösung eine kompakte,
transportable Vorrichtung zu realisieren, die beispielsweise zu den jeweiligen Bibliotheken
und Archiven gebracht werden können. Da völlig geschlossenen Systeme möglich sind,
ist bei entsprechender automatischer Steuerung der Verfahrensschritte eine Bedienung
durch das Bibliothekspersonal möglich. Die Beaufschlagung mit Hochfrequenz- bzw. Mikrowellenstrahlung
erfordert keinen hohen technischen Aufwand. Für Vortrocknung und die abschließende
Abtrocknung können dieselbe Hochfrequenz- bzw. Mikrowellenstrahlung verwendet werden.
So läßt sich auch ohne weiteres ein Zweikammersystem mit einer separat vorgesehenen
Vortrocknungskammer mit dem Vorteil einer gleichzeitigen Vortrocknung und Behandlung
von Büchermengen und einem höheren Durchsatz realisieren.
[0018] Im folgenden werden das erfindungsgemäße Verfahren und die Vorrichtung zu dessen
Durchführung näher erläutert. Es zeigen
Fig.1 ein erstes Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Vorrichtung und
Fig.2 ein zweites, modifiziertes Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Vorrichtung.
[0019] Die Vorrichtung in Fig.1 weist als Hauptbestandteil eine einzige Kammer 1 sowohl
zur Vortrocknung als auch zur Behandlung mit Lösungen und abschließenden Nachtrocknung
auf. Hierzu ist die Behandlungskammer 1 mit einem HF- oder Mikrowellengenerator 2
versehen, mit dem das Kammerinnere z.B. einer Hochfrequenzstrahlung von 27,12 MHz
oder einer Mikrowellenstrahlung von 2450 MHz ausgesetzt werden kann, wie schematisch
angedeutet ist. Die Möglichkeiten der Erzeugung von Mikrowellenstrahlung oder HF-
Strahlung in solchen z.B. wie im dargestellten Fall, zylindrischen Hohlräumen sind
aus anderen technischen Bereichen hinlänglich bekannt. Im Ausführungsbeispiel wurde
eine Mikrowellenkammer mit 2450 MHz Strahlungsfrequenz verwendet.
[0020] Die Kammer 1 ist über ein Ventil mit einem Lufttrockner 3 verbunden, über den der
Kammer getrocknete Spülluft zugeführt werden kann. Ferner ist die Kammer 1 über Ventile
und Reinigungsfilter, die jeweils in Zu- und Abströmleitungen vorgesehen sind, an
einen Vorratsbehälter 4 für Behandlungslösungen angeschlossen. In der Zustromleitung
ist vor dem Filter eine Förderpumpe vorgesehen.
[0021] Darüberhinaus ist die Kammer 1 an eine Vakuumpumpe 5 angeschlossen, wobei der Kammerdruck
mittels eines Druckaufnehmers PC ( gestrichelte Leitung zum Spülluftventil ) meßund
steuerbar ist. Auch die Temperatur in der Kammer ist steuerbar, wobei hierzu ein Temperaturmeßfühler
TC mit entsprechender Rückführung zum Generator 2 vorgesehen ist. Die Temperatur
der Außenwandung der Kammer ist mittels einer bei 6 angedeuteten elektrischen, direkten
oder indirekten Mantelheizung so einstellbar, daß Wasserdampfkondensation an der Kammerwand
vermieden wird und die Mikrowellentrocknung beschleunigt wird.
[0022] Ein mit der Vakuumpumpe 5 über ein Ventil verbundener Kompressor 7 ist an die Kammer
1 angeschlossen und stellt die Verbindung zu den Aufbereitungs- und Rückgewinnungseinrichtungen
für die Lösemittel dar. Mit diesen Einrichtungen ist auch ein Lösemitteltank 8 über
eine entsprechende Rückgewinnungsleitung verbunden. Dieser und ein Vorratstank 9
für die zu verwendende wirksame Verbindung - im vorliegenden Fall Methylmagnesiumcarbonat
- weisen Zufuhrleitungen zum Vorratsbehälter 4 auf.
[0023] Der Lösemitteltank 8 wird von einer Einrichtung 10 zur Lösemittelaufbereitung durch
Trocknung und Neutralisation versorgt, die wiederum mit einem Lösemittelsammelbehälter
11 verbunden ist. Dieser Lösemittelsammelbehälter 11 ist einerseits mit einem an eine
Kältemaschine 12 angeschlossenen Kondensator 13 verbunden, dem über den Kompressor
7 die bei der Nachtrocknung anfallende Abluft zugeführt wird. Der Kondensator 13 ist
über ein Ventil an eine Einrichtung 14 zur Adsorptiv-Abluftreinigung angeschlossen.
Dieses Ventil ist darüberhinaus mit einem Gebläse 15 verbunden, das mit der Einrichtung
14 und einem hieran und an das Gebläse angeschlossenen Luftkühler 16 einen Adsorptionsaufbereitungskreislauf
bildet. Der Einrichtung 14 zur Adsorptiv-Abluftreinigung werden Desorptionsdampf
und je nach Stellung des Ventils zum Kondensator 13 und Gebläse 15 entweder die Abluft
aus dem Kompressor oder zur Verdünnung der Abluftzusatzluft über das Gebläse zugeführt.
Zur Verdünnung ist zwischen Luftkühler 16 und Gebläse 15 ein Ventil zur Einspeisung
von Zusatzluft geschaltet. Ferner ist vor dem Luftkühler ein Abluftventil für gereinigte
Abluft vorgesehen.
[0024] Die Einrichtung 14 zur Adsorptiv-Abluftreinigung führt darüberhinaus über einen
weiteren Kondensator 17 und eine Einrichtung 18 zur Wasser/Desorbatphasentrennung,
die an eine Einrichtung 19 zur Wasseraufbereitung angeschlossen ist, dem Lösemittelsammelbehälter
11 regeneriertes Lösemittel zu.
[0025] Das mit der Vorrichtung nach Fig.1 durchgeführte Einkammerverfahren zur umweltfreundlichen
Massenentsäuerung von Büchern läuft folgendermaßen ab. Die Bücher werden zur Behandlung
mit dem Rücken nach unten in Körbe aus einem geeigneten Material, beispielsweise
Polyethylen oder Polypropylen eingesetzt. Durch eingelegte Distanzhalter kann eine
Auffächerung der Bücher erzielt sowie auch ein Aufschwimmen vermieden werden.
[0026] Anschließend erfolgt die Vortrocknung in der vakuum- und druckfesten Kammer 1. Mit
der Vakuumpumpe 5 wird die Kammer dazu auf einen Druck von etwa 100 mbar evakuiert.
Gleichzeitig werden die Bücher auf maximal 60 °C im Mikrowellenfeld erwärmt, wobei
die erwähnte Druck- und Temperatursteuerung angewandt werden. Ein geringer, durch
die Kammer geleiteter Luftstrom vom Lufttrockner 3 und eine gleichzeitige Mantelheizung
(6) der Kammer vermeiden Wasserdampfkondensation an der Kammerwand und beschleunigen
die Trocknung. Die Vakuumabluft wird in dieser Vortrocknungsphase über die Pumpe
5 ins Freie geleitet.
[0027] Sobald die Trocknung den vorgegebenen Restfeuchtewert erreicht hat, wird die Vakuumpumpe
5 abgeschaltet und die Behandlungskammer 1 wird mit Neutralisationslösung geflutet.
Dabei wird zur Verbesserung der Durchtränkung mit der Förderpumpe in der Zufuhrleitung
vom Vorratsbehälter 4 in der Kammer ein Überdruck erzeugt. Falls erforderlich, können
zu einer noch besseren Durchtränkung eine Druckpulsation und/oder eine Beschallung
mit geeigneten Frequenzen angewandt werden.
[0028] Nach Ablauf der erforderlichen Einwirkungszeit wird die Lösung in den Vorratsbehälter
4 zurückgefördert, wobei das vorgesehene Feinfilter Schmutzpartikel und abgespültes
Magnesiumoxid zurückhält. Anschließend wird der Mikrowellengenerator 2 wieder eingeschaltet
und die Abtrocknung des Lösemittels wird eingeleitet.
[0029] Die bei der Erwärmung der Bücher entstehenden Lösemitteldampfe werden zunächst mit
dem Kältekompressor 7 und gegen Ende der Trocknungsphase mit der über das Ventil
eingeschalteten Pumpe 5 abgesaugt und im Kondensator 13 verdichtet und abgekühlt.
Ein erheblicher Teil der so abgesaugten Lösemitteldämpfe kondensiert dabei und wird
in den Lösemittelsammelbehälter 11 geleitet.
[0030] Die weitergehende Abscheidung der Lösemitteldämpfe auf die gesetzlich vorgeschriebenen
Grenzwerte erfolgt in der adsorptiven Abluftreinigung im aus den Einrichtungen 14,
15 und 16 bestehenden Kreislauf. Durch Einbringung von Zusatzluft über das Gebläse
15 in diesen Kreislauf wird die Lösemittelemission in der abgegebenen Abluft noch
weiterhin verringert.
[0031] Nach Erreichen der maximalen Lösemittelbeladung wird die Lösemitteladsorption in
14 mit Wasserdampfzufuhr und gegebenenfalls mit Vakuumunterstützung regeneriert.
Nach Kondensation und Phasentrennung (17, 18) wird das zurückgewonnen Lösemittel
aus dem Sammelbehälter 11, dem auch das im Kondensator 13 abgeschiedenen Lösemittel
zugeführt worden war, in der Einrichtung 10 neutralisiert und getrocknet und anschließend
dem Lösemitteltank 8 zugeführt.
[0032] Das Wasserkondensat wird nach Abtrennen des mit eingesetzten Methanols in der Wasseraufbereitungseinrichtung
19 entweder erneut zur Regenerierung eingesetzt oder ins Abwasser geleitet.
[0033] Um die Emissionsgrenzwerte streng einzuhalten, werden außer der Lösemittelfracht
aus dem Trockner auch alle weiteren Ablüfte, d.h. die Kammerabluft beim Befüllen und
Entleeren sowie die Abluft aus den Vorratsbehältern und aus der Wasseraufbereitung
der Einrichtung zur Abluftreinigung zugeführt.
[0034] Die in Fig.2 skizzierte Vorrichtung stimmt bis auf die Ausbildung einer zusätzlichen
Vortrocknungskammer 20 mit der Einrichtung aus Fig.1 überein. Auch diese Kammer 20
ist über ein Ventil an den Lufttrockner 3 angeschlossen und wird mit dem Generator
2 einer Mikrowellenstrahlung bzw. HF-Strahlung ausgesetzt. Das Verfahren entspricht
ebenfalls dem oben erläuterten, wobei eine höhere Durchsatzleistung möglich ist, da,
während eine Büchercharge vorgetrocknet wird, gleichzeitig eine bereits vorgetrocknete
Charge neutralisiert werden kann. Das Verfahren ist ebenfalls vollständig geschlossen,
denn die Abluftaufbereitung in der Kammer 1 erfolgt wie im erläuterten Beispiel ohne
irgendeine Emission von Lösemitteln in die Umwelt. Neben dem skizzierten Zweikammerverfahren
ist es grundsätzlich auch möglich, z.B. zwei Behandlungskammern und eine Vortrocknungskammer
zu verwenden, da die Vortrocknung im allgemeinen in kürzeren Zeiträumen durchführbar
ist als die Nachtrocknung.
[0035] Es wurden die folgenden Versuchsergebnisse bei Anwendung des erläuterten Verfahrens
erzielt. Bücher mit einer Lagerfeuchte von 8 bis 10 % wurden bei einem Druck von
50 mbar, einer Hochfrequenzleistung von 500 Watt und einer Strahlungsfrequenz von
2450 MHz in nur 30 Minuten auf 2 % Restfeuchte vorgetrocknet. Bei einer Vakuumtrocknung
ohne diese Hochfrequenzerwärmung sind im Gegensatz hierzu für eine Restfeuchte von
1 bis 2% 30 bis 40 Stunden erforderlich.
[0036] Eine Nachtrocknung von Büchern, die nach der Neutralisationsbehandlung 100 bis 120
% ihres Trockengewichts an Lösemittel Trichlortrifluorethan enthielten, mit derselben
Hochfrequenzstrahlung und 280 Watt Hochfrequenzleistung ergab bereits nach 15 Minuten
lösemittelfreie Bücher, deren Temperatur am Ende der Trocknung etwa 60 °C betrug.
[0037] Bei einer Trocknung durch Lagerung an Luft bei etwa 20 °C sind hingegen, ohne daß
hierbei eine derart vollständige Befreiung von Lösemittel erzielbar wäre, Trocknungszeiten
von 24 bis 30 Stunden erforderlich, wobei die Umweltbelastung in Kauf genommen werden
muß. Auch eine Vakuumtrocknung mit einem Enddruck von 1 mbar und Temperatur von 50
°C durch eine konventionelle Erwärmung erforderte 2 bis 5 Stunden.
1. Verfahren zur umweltfreundlichen Massenentsäuerung von Büchern und anderen Papiererzeugnissen
unter Anwendung einer Neutralisationsbehandlung mit Lösungen zur Entsäuerung und
einer hierauf folgenden Abtrocknung der Lösemittel,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine Vortrocknung der Bücher oder anderen Papiererzeugnisse und die Abtrocknung
nach deren Entsäuerung jeweils im Vakuum bei Erwärmung mit Hochfrequenzstrahlung durchgeführt
werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß an sich bekannte Lösungen einer magnesiumorganischen Verbindung in Methanol, Ethanol,
Fluorkohlenwasserstoff, Chlorfluorkohlenwasserstoff, Benzin oder in Mischungen dieser
Stoffe verwendet werden und daß die Vortrocknung, Entsäuerung und Abtrocknung in
einer Behandlungskammer durchgeführt werden.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Dämpfe des oder der Lösemittel aus der bei der Abtrocknung anfallenden Abluft
mittels Kondensation und/oder Adsorption und/oder Absorption abgeschieden werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 und 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Vortrocknung in einer separaten Kammer durchgeführt wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß Hochfrequenzstrahlung einer Frequenz von 27,12 MHz für die Erwärmung angewandt
wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß Hochfrequenzstrahlung einer Frequenz von 2450 MHz zur Erwärmung angewandt wird.
7. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 3, 5
und 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine einzige Behandlungskammer (1) vorgesehen ist, deren Innenraum der Strahlung
eines Generators (2) für Hochfrequenzstrahlung aussetzbar ist und an die mit der
Behandlungskammer in einer beweglichen Anlage zusammengefaßte Einrichtungen (4, 8,
9; 10 bis 19) zum Zu- und Abführen der Lösungen, zum Evakuieren (5) und zum Abscheiden
der Dämpfe der bei der Abtrocknung anfallenden Abluft angeschlossen sind.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß zusätzlich zur Behandlungskammer (1) eine separate Kammer (20) zur Vakuumvortrocknung
vorgesehen ist, die vom selben Generator wie die Behandlungskammer mit Hochfrequenzstrahlung
beaufschlagt wird.