(19)
(11) EP 0 386 436 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
12.09.1990  Patentblatt  1990/37

(21) Anmeldenummer: 90101632.9

(22) Anmeldetag:  27.01.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5D21H 25/18
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE DK ES FR GB GR IT LI LU NL SE

(30) Priorität: 11.02.1989 DE 3904111

(71) Anmelder: BATTELLE INGENIEURTECHNIK GmbH
D-65760 Eschborn (DE)

(72) Erfinder:
  • Wittekind, Jürgen
    D-6000 Frankfurt am Main 70 (DE)
  • Eggersdorfer, Rolf, Dipl.-Ing.
    D-6380 Bad Homburg v.d.H. (DE)
  • Schwerdt, Peter
    D-6230 Frankfurt am Main 80 (DE)

(74) Vertreter: Lippert, Hans, Dipl.-Ing. et al
Reichel und Reichel Parkstrasse 13
60322 Frankfurt
60322 Frankfurt (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Rationelles Verfahren zur umweltfreundlichen Massenentsäuerung von Büchern und anderen Papiererzeugnissen


    (57) Verfahren und Vorrichtung zur umweltfreundlichen Massenent­säuerung von Büchern und anderen Druck- und Papiererzeug­nissen unter Vortrocknung dieser Erzeugnisse durch Hochfre­quenzstrahlung im Vakuum, anschließende Anwendung einer Neutralisationsbehandlung mit Lösungen zur Entsäuerung und einer hierauf folgenden Abtrocknung der verwendeten Löse­mittel ebenfalls durch Hochfrequenzstrahlung im Vakuum, wobei vorzugsweise eine einzige Behandlungskammer (1) zur Vortrocknung, Neutralisierung und Abtrocknung verwendet wird, deren Innenraum der HF/Mikrowellen-strahlung eines Generators (2) aussetzbar ist und an die mit der Kammer (1) in einer geschlossenen beweglichen Anlage zusammengefaßte Einrichtungen (4, 8, 9; 10 bis 19 und 5) zum Zu- und Abführen der Lösungen, zum Evakuieren und zum umweltent­lastenden Abscheiden der Dämpfe der bei der Abtrocknung anfallenden Abluft angeschlossen sind. Das Verfahren und die Vorrichtung ermöglichen eine schnelle und rationelle, dabei umweltfreundliche Massenentsäuerung mit Rückgewinnung der Lösemittel.




    Beschreibung


    [0001] Die vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren zur um­weltfreundlichen Massenentsäuerung von Büchern und anderen Druck- und Papiererzeugnissen aller Art wie Zeitschriften, Akten usw., sowie eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens.

    [0002] Die bei allen Druck- und Papiererzeugnissen und auch insbe­sondere bei Büchern während der Lagerung auftretende Alte­rung führt vor allem durch Spuren von im Papier freigesetz­ten Säuren zu einer fortschreitenden Schädigung der Papier­substanz. Werden keine Gegenmaßnahmen getroffen, so führt diese Schädigung nach einigen Jahrzehnten zu einem völligen Zerfall des Papiers.

    [0003] Zur Erhaltung von Archiven und Bibliotheksbeständen von weltweit einigen hundert Millionen Büchern ist es daher er­forderlich, die Säuren im Papier zu neutralisieren und gleichzeitig im Papier die hinreichende Menge einer Sub­stanz zu verankern, die auch eine zukünftige Säurefreiset­zung im Papier neutralisiert.

    [0004] In Anbetracht der sehr großen Büchermengen sind hierzu nur Verfahren geeignet, die eine Behandlung der ganzen Bücher gestatten, d.h. Verfahren, bei denen es nicht erforderlich ist, die Buchbindung zu öffnen und die Seiten einzeln zu behandeln. Dasselbe gilt auch für zu erhaltende Archivbe­stände aller Art, die ebenfalls die Behandlung von gebun­denen oder andersartig zusammengefaßten Papierseiten erfordern.

    [0005] Ein bekanntes Verfahren besteht in der Behandlung der Bü­cher mit Dämpfen von Metallalkylen, insbesondere mit Dämp­fen von Diethylzink. Durch die Feuchtigkeit im Papier wer­den die Metallalkyle in die Oxide der Metalle, z.B. in Zinkoxid umgewandelt, das im Papier verbleibt und ein gutes Neutralisationsmittel für freie Säuren darstellt. Die für diesen Anwendungszweck geeigneten Metallalkyle sind jedoch an der Luft selbstendzündliche Stoffe, die bei der Handha­bung ein ständiges Brand- und Explosionsgefahrpotential darstellen und daher ein äußerstes Maß an Sorgfalt und eine entsprechende Qualifikation voraussetzen.

    [0006] Entsprechend einem weiteren bekannten Verfahren werden die Bücher nach einer vorhergehenden Trocknung mit einer Lösung einer magnesiumorganischen Verbindung wie beispielsweise Methylmagnesiumcarbonat in einem geeigneten Lösemittel be­handelt. Auch hierbei wird die Magnesiumverbindung durch Feuchtigkeit im Papier in Magnesiumoxid und Magnesiumcarbo­nat umgewandelt, die beide in der Lage sind, Säuren zu neu­tralisieren. Als Lösemittel eignen sich insbesondere Fluor­kohlenwasserstoffe, z.B. Trichlortrifluorethan in Mischung mit Alkoholen wie z.B. Methanol.

    [0007] Fluor- und Fluorchlorkohlenwasserstoffe bieten neben dem Vorteil der Unbrennbarkeit und Ungiftigkeit auch den einer guten Verträglichkeit mit den meisten Buchmaterialien wie Papier, Karton, Druckfarben, Leim, und anderen Klebemitteln und sind daher für den vorliegenden Zweck besonders gut ge­eignet.

    [0008] Neben dem hohen Preis ist insbesondere als Nachteil zu be­achten, daß die genannten Stoffe, wenn sie in die Atmo­sphäre entweichen, eine beträchtliche Belastung und Gefähr­dung der Umwelt bilden. Die einschlägigen Gesetze schreiben daher für den Umgang mit diesen Stoffen deren weitgehende Rückgewinnung und eine sehr weitgehende Reinigung der Ab­luft vor, die aus den Behandlungsanlagen abgeleitet wird.

    [0009] Auch im Fall der Behandlung von Büchern und anderen Druc­kerzeugnissen ergibt sich hieraus, daß diese nach ihrer Be­handlung so sorgfältig getrocknet werden müssen, daß sie praktische kein Lösemittel mehr enthalten, und daß die lö­semittelhaltige Abluft aus dem Trocknungsprozeß bis auf sehr geringe Restgehalte an verwendeten Lösemitteln zu rei­nigen ist.

    [0010] Während im Regelfall die Trocknung von lösemittelhaltigen Schüttgütern unproblematisch ist, erfordert das Trocknen von kompaktem, gebundenem Papier bisher sehr lange Trock­nungszeiten. Es ist zwar bekannt, daß die Trocknung von Bü­chern durch Absenken des Umgebungsdruckes wirkungsvoll un­terstützt werden kann, der verminderte Druck erschwert je­doch gleichzeitig die Zufuhr der für die Lösemittelverdamp­fung erforderlichen Wärme.

    [0011] Es ist ferner bekannt, bei der Trocknung unter vermindertem Druck, d.h. einer Vakuumtrocknung, die Verdampfungswärme mittels Wärmestrahlung in das zu trocknende Gut einzubrin­gen. Bei Büchern ist dieses Verfahren jedoch nur mit sehr geringen Heizleistungen anwendbar, da sonst die Bücher und insbesondere die Buchleimung beschädigt werden.

    [0012] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren ge­mäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 anzugeben, das eine schnelle und damit rationelle Behandlung zur Mas­senentsäuerung von Büchern und anderen Papiererzeugnissen auf zugleich umweltschonende Art gestattet. Ferner soll eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens angegeben werden. Diese Aufgabe wird durch den Gegenstand des Patentanspruchs 1 und 6 gelöst.

    [0013] Es zeigte sich überraschend, daß die für die Behandlung von Büchern geeigneten Lösemittel wie Alkohole, Fluorkohlenwas­serstoffe und Chlorfluorkohlenwasserstoffe einer Hochfre­quenzerwärmung zugänglich sind. Bisher war nur in anderen Bereichen der Trocknungstechnik die Möglichkeit der Entwäs­serung durch eine Hochfrequenzerwärmung des zu trocknenden Guts in Betracht gezogen worden. Wasser eignet sich bekann­termaßen aufgrund seiner physikalischen und chemischen Stoffdaten außerordentlich gut für eine Erwärmung durch Hochfrequenzstrahlung bzw. Mikrowellenstrahlung und läßt sich auf diese Weise verdampfen.

    [0014] Die Tatsache der erfolgreichen Anwendung der Hochfrequenz­behandlung auf die oben genannten und andere geeignete Lö­semittel ist jedoch nicht nur neu und überraschend, sondern bringt auch entscheidende Vorteile. So konnte in Ver­gleichsversuchen die für eine Vortrocknung benötigte Zeit im Vergleich zur Anwendung einer leichten, für die Bücher unschädlichen Erwärmung im Vakuum um mehr als den Faktor fünfzig herabgesenkt werden. Auch bei der Abtrocknung der Lösemittel wurde eine erhebliche Zeitersparnis erzielt, wo­bei die Lösemittel im Gegensatz zur konventionellen Lang­zeitlagerung unter Normaldruck oder reduziertem Druck prak­tisch vollständig entfernt werden konnten.

    [0015] Die Schnelligkeit des erfindungsgemäßen Verfahrensablaufs ist von außerordentlicher Bedeutung. Sie ist nicht nur vor­teilhaft, sondern ermöglicht letztlich die in Zukunft in weitem Ausmaß erforderliche Behandlung großer Büchermengen überhaupt. Die wirksame Trocknung ist wegen der geringen Erwärmung der behandelten Druck- und Papiererzeugnisse außerordentlich schonend. Es können infolge der praktisch vollständigen und in praktikablen Zeiten erzielbaren Lösemittelentfernung auch die erwähnten zwar geeigneten, jedoch umweltbelastenden Lösemittel angewandt werden.

    [0016] Die Schnelligkeit des Verfahrens bietet zudem den Vorteil, daß Vortrocknung, Neutralisationsbehandlung und auch die Abtrocknung in einer einzigen Kammer durchgeführt werden können, da zeitaufwendige Trocknungsvorgänge in speziellen Trocknern entfallen. Eine solche Kammer bietet wiederum den Vorteil eines geschlossenen Systems mit optimaler Möglich­keit der vollständigen Erfassung und kontrollierten Aufbe­reitung der Abluftmengen. Die teuren Lösemittel können zu­dem durch umweltentlastende Abscheidung zurückgewonnen wer­den, wobei sämtliche im Prozeß anfallenden lösemittelbehaf­teten Luftmengen erfaßt werden.

    [0017] Es ist möglich, durch Zusammenfassung der eigentlichen Behandlungsanlage mit der Abluftreinigungsanlage und den Vorratsbehältern für die Behandlungslösung eine kompakte, transportable Vorrichtung zu realisieren, die beispielsweise zu den jeweiligen Bibliotheken und Archiven gebracht werden können. Da völlig geschlossenen Systeme möglich sind, ist bei entsprechender automatischer Steuerung der Verfahrensschritte eine Bedienung durch das Bibliothekspersonal möglich. Die Beaufschlagung mit Hochfrequenz- bzw. Mikrowellenstrahlung erfordert keinen hohen technischen Aufwand. Für Vortrocknung und die abschließende Abtrocknung können dieselbe Hochfrequenz- bzw. Mikrowellenstrahlung verwendet werden. So läßt sich auch ohne weiteres ein Zweikammersystem mit einer separat vorge­sehenen Vortrocknungskammer mit dem Vorteil einer gleich­zeitigen Vortrocknung und Behandlung von Büchermengen und einem höheren Durchsatz realisieren.

    [0018] Im folgenden werden das erfindungsgemäße Verfahren und die Vorrichtung zu dessen Durchführung näher erläutert. Es zei­gen

    Fig.1 ein erstes Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Vorrichtung und

    Fig.2 ein zweites, modifiziertes Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Vorrichtung.



    [0019] Die Vorrichtung in Fig.1 weist als Hauptbestandteil eine einzige Kammer 1 sowohl zur Vortrocknung als auch zur Be­handlung mit Lösungen und abschließenden Nachtrocknung auf. Hierzu ist die Behandlungskammer 1 mit einem HF- oder Mi­krowellengenerator 2 versehen, mit dem das Kammerinnere z.B. einer Hochfrequenzstrahlung von 27,12 MHz oder einer Mikrowellenstrahlung von 2450 MHz ausgesetzt werden kann, wie schematisch angedeutet ist. Die Möglichkeiten der Er­zeugung von Mikrowellenstrahlung oder HF- Strahlung in sol­chen z.B. wie im dargestellten Fall, zylindrischen Hohlräu­men sind aus anderen technischen Bereichen hinlänglich be­kannt. Im Ausführungsbeispiel wurde eine Mikrowellenkammer mit 2450 MHz Strahlungsfrequenz verwendet.

    [0020] Die Kammer 1 ist über ein Ventil mit einem Lufttrockner 3 verbunden, über den der Kammer getrocknete Spülluft zuge­führt werden kann. Ferner ist die Kammer 1 über Ventile und Reinigungsfilter, die jeweils in Zu- und Abströmleitungen vorgesehen sind, an einen Vorratsbehälter 4 für Behand­lungslösungen angeschlossen. In der Zustromleitung ist vor dem Filter eine Förderpumpe vorgesehen.

    [0021] Darüberhinaus ist die Kammer 1 an eine Vakuumpumpe 5 ange­schlossen, wobei der Kammerdruck mittels eines Druckaufneh­mers PC ( gestrichelte Leitung zum Spülluftventil ) meß­und steuerbar ist. Auch die Temperatur in der Kammer ist steuerbar, wobei hierzu ein Temperaturmeßfühler TC mit ent­sprechender Rückführung zum Generator 2 vorgesehen ist. Die Temperatur der Außenwandung der Kammer ist mittels einer bei 6 angedeuteten elektrischen, direkten oder indirekten Mantelheizung so einstellbar, daß Wasserdampfkondensation an der Kammerwand vermieden wird und die Mikrowellentrock­nung beschleunigt wird.

    [0022] Ein mit der Vakuumpumpe 5 über ein Ventil verbundener Kom­pressor 7 ist an die Kammer 1 angeschlossen und stellt die Verbindung zu den Aufbereitungs- und Rückgewinnungseinrich­tungen für die Lösemittel dar. Mit diesen Einrichtungen ist auch ein Lösemitteltank 8 über eine entsprechende Rückge­winnungsleitung verbunden. Dieser und ein Vorratstank 9 für die zu verwendende wirksame Verbindung - im vorliegenden Fall Methylmagnesiumcarbonat - weisen Zufuhrleitungen zum Vorratsbehälter 4 auf.

    [0023] Der Lösemitteltank 8 wird von einer Einrichtung 10 zur Lö­semittelaufbereitung durch Trocknung und Neutralisation versorgt, die wiederum mit einem Lösemittelsammelbehälter 11 verbunden ist. Dieser Lösemittelsammelbehälter 11 ist einerseits mit einem an eine Kältemaschine 12 angeschlosse­nen Kondensator 13 verbunden, dem über den Kompressor 7 die bei der Nachtrocknung anfallende Abluft zugeführt wird. Der Kondensator 13 ist über ein Ventil an eine Einrichtung 14 zur Adsorptiv-Abluftreinigung angeschlossen. Dieses Ventil ist darüberhinaus mit einem Gebläse 15 verbunden, das mit der Einrichtung 14 und einem hieran und an das Gebläse an­geschlossenen Luftkühler 16 einen Adsorptionsaufbereitungs­kreislauf bildet. Der Einrichtung 14 zur Adsorptiv-Abluft­reinigung werden Desorptionsdampf und je nach Stellung des Ventils zum Kondensator 13 und Gebläse 15 entweder die Ab­luft aus dem Kompressor oder zur Verdünnung der Abluftzu­satzluft über das Gebläse zugeführt. Zur Verdünnung ist zwischen Luftkühler 16 und Gebläse 15 ein Ventil zur Ein­speisung von Zusatzluft geschaltet. Ferner ist vor dem Luftkühler ein Abluftventil für gereinigte Abluft vorgesehen.

    [0024] Die Einrichtung 14 zur Adsorptiv-Abluftreinigung führt dar­überhinaus über einen weiteren Kondensator 17 und eine Ein­richtung 18 zur Wasser/Desorbatphasentrennung, die an eine Einrichtung 19 zur Wasseraufbereitung angeschlossen ist, dem Lösemittelsammelbehälter 11 regeneriertes Lösemittel zu.

    [0025] Das mit der Vorrichtung nach Fig.1 durchgeführte Einkammer­verfahren zur umweltfreundlichen Massenentsäuerung von Bü­chern läuft folgendermaßen ab. Die Bücher werden zur Be­handlung mit dem Rücken nach unten in Körbe aus einem ge­eigneten Material, beispielsweise Polyethylen oder Poly­propylen eingesetzt. Durch eingelegte Distanzhalter kann eine Auffächerung der Bücher erzielt sowie auch ein Auf­schwimmen vermieden werden.

    [0026] Anschließend erfolgt die Vortrocknung in der vakuum- und druckfesten Kammer 1. Mit der Vakuumpumpe 5 wird die Kammer dazu auf einen Druck von etwa 100 mbar evakuiert. Gleich­zeitig werden die Bücher auf maximal 60 °C im Mikrowellen­feld erwärmt, wobei die erwähnte Druck- und Temperatur­steuerung angewandt werden. Ein geringer, durch die Kammer geleiteter Luftstrom vom Lufttrockner 3 und eine gleichzei­tige Mantelheizung (6) der Kammer vermeiden Wasserdampfkon­densation an der Kammerwand und beschleunigen die Trock­nung. Die Vakuumabluft wird in dieser Vortrocknungsphase über die Pumpe 5 ins Freie geleitet.

    [0027] Sobald die Trocknung den vorgegebenen Restfeuchtewert er­reicht hat, wird die Vakuumpumpe 5 abgeschaltet und die Be­handlungskammer 1 wird mit Neutralisationslösung geflutet. Dabei wird zur Verbesserung der Durchtränkung mit der För­derpumpe in der Zufuhrleitung vom Vorratsbehälter 4 in der Kammer ein Überdruck erzeugt. Falls erforderlich, können zu einer noch besseren Durchtränkung eine Druckpulsation und/oder eine Beschallung mit geeigneten Frequenzen ange­wandt werden.

    [0028] Nach Ablauf der erforderlichen Einwirkungszeit wird die Lö­sung in den Vorratsbehälter 4 zurückgefördert, wobei das vorgesehene Feinfilter Schmutzpartikel und abgespültes Ma­gnesiumoxid zurückhält. Anschließend wird der Mikrowellen­generator 2 wieder eingeschaltet und die Abtrocknung des Lösemittels wird eingeleitet.

    [0029] Die bei der Erwärmung der Bücher entstehenden Lösemit­teldampfe werden zunächst mit dem Kältekompressor 7 und ge­gen Ende der Trocknungsphase mit der über das Ventil einge­schalteten Pumpe 5 abgesaugt und im Kondensator 13 verdich­tet und abgekühlt. Ein erheblicher Teil der so abgesaugten Lösemitteldämpfe kondensiert dabei und wird in den Lösemit­telsammelbehälter 11 geleitet.

    [0030] Die weitergehende Abscheidung der Lösemitteldämpfe auf die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte erfolgt in der ad­sorptiven Abluftreinigung im aus den Einrichtungen 14, 15 und 16 bestehenden Kreislauf. Durch Einbringung von Zusatz­luft über das Gebläse 15 in diesen Kreislauf wird die Löse­mittelemission in der abgegebenen Abluft noch weiterhin verringert.

    [0031] Nach Erreichen der maximalen Lösemittelbeladung wird die Lösemitteladsorption in 14 mit Wasserdampfzufuhr und gege­benenfalls mit Vakuumunterstützung regeneriert. Nach Kon­densation und Phasentrennung (17, 18) wird das zurückgewon­nen Lösemittel aus dem Sammelbehälter 11, dem auch das im Kondensator 13 abgeschiedenen Lösemittel zugeführt worden war, in der Einrichtung 10 neutralisiert und getrocknet und anschließend dem Lösemitteltank 8 zugeführt.

    [0032] Das Wasserkondensat wird nach Abtrennen des mit eingesetzten Methanols in der Wasseraufbereitungseinrichtung 19 entweder erneut zur Regenerierung eingesetzt oder ins Abwasser geleitet.

    [0033] Um die Emissionsgrenzwerte streng einzuhalten, werden außer der Lösemittelfracht aus dem Trockner auch alle weiteren Ablüfte, d.h. die Kammerabluft beim Befüllen und Entleeren sowie die Abluft aus den Vorratsbehältern und aus der Wasser­aufbereitung der Einrichtung zur Abluftreinigung zugeführt.

    [0034] Die in Fig.2 skizzierte Vorrichtung stimmt bis auf die Aus­bildung einer zusätzlichen Vortrocknungskammer 20 mit der Einrichtung aus Fig.1 überein. Auch diese Kammer 20 ist über ein Ventil an den Lufttrockner 3 angeschlossen und wird mit dem Generator 2 einer Mikrowellenstrahlung bzw. HF-Strahlung ausgesetzt. Das Verfahren entspricht ebenfalls dem oben erläuterten, wobei eine höhere Durchsatzleistung möglich ist, da, während eine Büchercharge vorgetrocknet wird, gleichzeitig eine bereits vorgetrocknete Charge neu­tralisiert werden kann. Das Verfahren ist ebenfalls voll­ständig geschlossen, denn die Abluftaufbereitung in der Kammer 1 erfolgt wie im erläuterten Beispiel ohne irgendeine Emis­sion von Lösemitteln in die Umwelt. Neben dem skizzierten Zweikammerverfahren ist es grundsätzlich auch möglich, z.B. zwei Behandlungskammern und eine Vortrocknungskammer zu verwenden, da die Vortrocknung im allgemeinen in kürzeren Zeiträumen durchführbar ist als die Nachtrocknung.

    [0035] Es wurden die folgenden Versuchsergebnisse bei Anwendung des erläuterten Verfahrens erzielt. Bücher mit einer Lager­feuchte von 8 bis 10 % wurden bei einem Druck von 50 mbar, einer Hochfrequenzleistung von 500 Watt und einer Strah­lungsfrequenz von 2450 MHz in nur 30 Minuten auf 2 % Rest­feuchte vorgetrocknet. Bei einer Vakuumtrocknung ohne diese Hochfrequenzerwärmung sind im Gegensatz hierzu für eine Restfeuchte von 1 bis 2% 30 bis 40 Stunden erforderlich.

    [0036] Eine Nachtrocknung von Büchern, die nach der Neutralisati­onsbehandlung 100 bis 120 % ihres Trockengewichts an Löse­mittel Trichlortrifluorethan enthielten, mit derselben Hoch­frequenzstrahlung und 280 Watt Hochfrequenzleistung ergab bereits nach 15 Minuten lösemittelfreie Bücher, deren Tem­peratur am Ende der Trocknung etwa 60 °C betrug.

    [0037] Bei einer Trocknung durch Lagerung an Luft bei etwa 20 °C sind hingegen, ohne daß hierbei eine derart vollständige Befreiung von Lösemittel erzielbar wäre, Trocknungszeiten von 24 bis 30 Stunden erforderlich, wobei die Umweltbela­stung in Kauf genommen werden muß. Auch eine Vakuumtrock­nung mit einem Enddruck von 1 mbar und Temperatur von 50 °C durch eine konventionelle Erwärmung erforderte 2 bis 5 Stunden.


    Ansprüche

    1. Verfahren zur umweltfreundlichen Massenentsäuerung von Büchern und anderen Papiererzeugnissen unter Anwendung ei­ner Neutralisationsbehandlung mit Lösungen zur Entsäuerung und einer hierauf folgenden Abtrocknung der Lösemittel,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß eine Vortrocknung der Bücher oder anderen Papiererzeug­nisse und die Abtrocknung nach deren Entsäuerung jeweils im Vakuum bei Erwärmung mit Hochfrequenzstrahlung durchgeführt werden.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß an sich bekannte Lösungen einer magnesiumorganischen Verbindung in Methanol, Ethanol, Fluorkohlenwasserstoff, Chlorfluorkohlenwasserstoff, Benzin oder in Mischungen die­ser Stoffe verwendet werden und daß die Vortrocknung, Ent­säuerung und Abtrocknung in einer Behandlungskammer durch­geführt werden.
     
    3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 und 2,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Dämpfe des oder der Lösemittel aus der bei der Ab­trocknung anfallenden Abluft mittels Kondensation und/oder Adsorption und/oder Absorption abgeschieden werden.
     
    4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 und 3,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Vortrocknung in einer separaten Kammer durchgeführt wird.
     
    5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß Hochfrequenzstrahlung einer Frequenz von 27,12 MHz für die Erwärmung angewandt wird.
     
    6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß Hochfrequenzstrahlung einer Frequenz von 2450 MHz zur Erwärmung angewandt wird.
     
    7. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 3, 5 und 6,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß eine einzige Behandlungskammer (1) vorgesehen ist, de­ren Innenraum der Strahlung eines Generators (2) für Hoch­frequenzstrahlung aussetzbar ist und an die mit der Behand­lungskammer in einer beweglichen Anlage zusammengefaßte Einrichtungen (4, 8, 9; 10 bis 19) zum Zu- und Abführen der Lösungen, zum Evakuieren (5) und zum Abscheiden der Dämpfe der bei der Abtrocknung anfallenden Abluft angeschlossen sind.
     
    8. Vorrichtung nach Anspruch 7,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß zusätzlich zur Behandlungskammer (1) eine separate Kam­mer (20) zur Vakuumvortrocknung vorgesehen ist, die vom selben Generator wie die Behandlungskammer mit Hochfre­quenzstrahlung beaufschlagt wird.
     




    Zeichnung