[0001] Gegenstand der Erfindung ist ein Bedienplatz für ein elektronisches Stellwerk mit
einem modular aufgebauten Gleistastenfeld und Farbsichtgeräten zur Darstellung von
Übersichts- und Lupenbildern der Gleisanlage des bedienten Stellwerksbereiches.
[0002] In den Stellwerken werden die Weichen und Signale im Stellwerksbereich gestellt,
ihre Stellung und Betriebsbereitschaft laufend überwacht, Fahrstraßen gebildet und
verschlossen, d.h. gegen Veränderungen gesichert. Nach Gleisfreimeldung wird die
Fahrstraße wieder aufgelöst. Das Stellwerk bringt die Elemente der Fahrstraße, also
die Signale und Weichen, in gegenseitige Abhängigkeit und übernimmt damit die Sicherung
und rationelle Steuerung des Zugsverkehrs im Stellwerksbereich.
[0003] Herkömmliche Stellwerke sehen eine Bedieneinrichtung, das Gleisbildstellwerk, vor,
die eine Nachbildung der Gleis-Außenanlage darstellt. Als Spurplanstellwerk wird sie
aus einer Reihe von typisierten Relaisbaugruppen dem Spurplan entsprechend, zusammengeschaltet.
Jede der insgesamt ca. 20 Baugruppen stellt jeweils eine Weiche, ein Signal, eine
Kreuzung usw. dar, sodaß jedes beliebige Gleisbild nachgebildet werden kann. Das
Gleisbildstellwerk wird mit Drucktasten bedient. Das gleichzeitige Drükken einer
Start- und einer Zieltaste bewirkt automatisch die Bildung einer Fahrstraße mit allen
Weichen und Signalen. Die Fahrstraße wird automatisch wieder aufgelöst, sobald der
Zug sie verlassen hat.
[0004] Der neuere Stand der Technik kennt mit Mikroprozessoren ausgestattete sogenannte
Rechnerstellwerke. Um die selbe oder eine bessere Funktionssicherheit zu erreichen
als mit Relaisstellwerken, sind elektronische Schaltungen entwickelt worden, die
das fail-safe-Prinzip ebenfalls erfüllen. Durch den Einsatz von Prozessrechnern wurde
ein höherer Automatisierungsgrad der Stellwerksfunktionen erreicht und der Fernsteuerbetrieb
wesent lich erweitert. Die relative großen Meldetafeln und Stellpulte konnten durch
Farbsichtgeräte und numerische Tastenfelder ersetzt werden. Da herkömmliche Stellpulte
eine große Vielfalt an, neben den Gleissymbolen anzuordnenden Anzeigeelementen aufweisen,
wie etwa Weichenstellung- und Weichenverschlußanzeigen, Gleisnummern, Signalsymbole
etc., müssen sie ziemlich großflächig ausgeführt werden und werden daher für einen
größeren Stellwerksbereich sehr unübersichtlich. Ähnliches gilt für die Bildschirmanzeige,
wobei aber wegen der begrenzen Bildschirmfläche bei größeren Stellwerksbereichen
mehrere Anzeige-Farbsichtgeräte zur Wiedergabe des gesamten Übersichtsbildes erforderlich
werden. Ab einer bestimmten Anlagengröße ergibt sich daher eine ergonomisch ungünstige
Gestaltung des Bedienplatzes. Die gleichzeitige Anzeige der gesamten, in einem Stellwerk
anfallenden Informationsmenge führt daher zu einer Überlastung des Bedienpersonals
mit vorzeitiger Ermüdung und dadurch verursachten längeren Reaktionszeiten.
[0005] Dieser Mangel wird erfindungsgemäß dadurch vermieden, daß das Gleistastenfeld nur
zur Befehlsgabe dienende Elemente enthält, nämlich Tasten, die den darzustellenden
Gleisabschnitten lagemäßig zugeordnet und zeilenweise abfragbar sind und daß das
von einem Anzeigerechner an das Farbsichtgerät übertragene Ansteuersignal neben den
Bildgrunddaten zur Erzeugung des Übersichtsbildes, das aus den die Gleisabschnitte
der vom Stellwerk zu bedienenden Gleisanlage symbolisierenden Linien, den darin enthaltenen
Gleisnummern, den Signalsymbolen und Ortsbezeichnungen aufgebaut ist, nur die Daten
enthält, welche zur Anzeige von Gleisfrei- und -besetztmeldungen sowie Signalzuständen
durch Farb- oder Symboländerungen und zur Darstellung des Verlaufes eingestellter
Fahrstraßen sowie der Zugnummern erforderlich sind.
[0006] Der Vorteil liegt darin, daß durch die "Abmagerung" des Gleistastenfeldes auf die
zur Fahrstraßenschaltung unbedingt erforderlichen im Gleisbild eingelagerten Tasten
sowie des Übersichtsbildes auf die zum ungestörten Betrieb unbedingt erforderliche
Mindestanzeige, Stellwerksbereiche mit bis zu 80 Weichen durch ein Gleistastenfeld
bedienbar und auf einem Farbsichtgerät darstellbar sind. Es ist somit möglich, in
95 % der Anwendungsfälle maximal zwei Farbsichtgeräte anzuordnen, wobei im Regelbetriebsfall
lediglich auf einem Farbsichtgerät das Übersichtsbild eingeblendet ist, während nur
bei bestimmten kurzzeitigen Betriebszuständen und im Störungsfall auf das zweite
Farbsichtgerät das Lupenbild des jeweils interessierenden Bereiches geschaltet wird.
[0007] Anhand von Zeichnungen soll nachfolgend der Erfindungsgedanke näher erläutert werden.
Fig. 1 zeigt in einem vereinfachten Blockschaltbild die zugrundegelegte Gerätekonfiguration
und
Fig. 2 zeigt das Prinzipschaltbild der angewendeten Tastenabfrage.
[0008] Mit einem hier nicht gezeigten sicheren Übertragungssystem wird der Zustand eines
Elementes (z.B. Gleis frei) in das Stellwerk übertragen, dort in einer sicher arbeitenden
rechnerexternen Prüfebene 1,2 auf Übertragungsfehler geprüft und verdoppelt und im
Regelfall in beide Prozessrechner 3,4 eingegeben. Dem empfangenen Bitmuster werden
das anzuzeigende Symbol und die Koordinaten auf dem Bildschirm durch den Rechner
zugeordnet und an die zu jedem Rechner gehörende Sichtgerätesteuerung 5,6 ausgegeben.
Über eine Umtaster 7 wird das Videosignal abwechselnd von den beiden Steuerungen 5,6
auf den Bildschirm 8 des Farbsichtgerätes 9 für das Lupenbild geschaltet. Stimmen
beide Steuerungen inhaltlich überein, dann entsteht ein eindeutig ruhendes Bild. Besteht
an einer oder mehreren Stellen keine Übereinstimmung, so tritt ein Blinken im Rhythmus
des Umtastens auf.
[0009] Von dem als Anzeigerechner dienenden Prozeßrechner 3 wird ein Videosignal erzeugt,
das auf dem Bildschirm 10 des Farbsichtgerätes 11 ein Übersichtsbild 12 mit einer
neuen Symbolik erzeugt, bei der lediglich alle Gleisabschnitte als Linien mit der
zugehörigen Nummer, ohne Weichenverbindungen, Abzweige etc., jedoch in bestmöglicher
topographischer Analogie zur bestehenden Gleisanlage dargestellt sind. Dieses Übersichtsbild
stellt keine Streckenübersicht im engeren Sinn dar, sondern beinhaltet nur alle für
den störungsfreien Betriebsablauf mindestens erforderlichen Meldungen aus dem Stellwerksbereich.
Es dient damit der Anzeige im Zusammenhang mit dem operativen Teil und ermöglicht
die übersichtliche Darstellung eines größeren ferngesteuerten Stellwerksbereiches
auf einem Bildschirm auch dann, wenn das bisher übliche Lupenbild dieses Stellwerkbereiches
aufgrund seiner Größe auf einem Bildschirm keinen Platz fände. Dieses Übersichtsbild
12 wird nur als Grundinformation verwendet. Es sagt aus, daß die Stellwerksanlage
das eingegebene Kommando ordnungsgemäß ausgeführt hat. Etwa beim Kommando Fahrstraßenstellung
wird am Übersichtsbild die Fahrstraße farblich gekennzeichnet, das Startsignal zeigt
auf "Frei". Ebenso wird im Übersichtsbild 12 auch der jeweilige Standort der Züge
angezeigt, etwa durch Einblendung von nach einem Code für die Zugnummern verwendeten
Buchstaben sowie durch farbliche Hervorhebung besetzter Gleisabschnitte. Die Information,
daß alle zur Fahrstraße gehörenden Weichen richtig stehen und verschlossen sind, ist
im störungsfreien Betrieb nicht interessant, da mit der "Frei"-Stellung des Startsignals
zugleich der positiv beendete Ablauf einer herkömmlichen automatischen Prüfroutine
angezeigt wird. Diese Information wird deshalb im Anzeigerechner 3 nur für das zugehörige
Lupenbild verwaltet. Dieses im Störungsfall auf dem Bildschirm 8 des Farbsichtgerätes
9 aufrufbare Lupenbild enthält demnach alle für die zur Maßnahmenergreifung im Störungsfall
bzw. in bestimmten Betriebsfällen erforderlichen Einzelheiten.
[0010] Zur Eingabe der Kommandos dient ein Gleistastenfeld 13 in neuer Symbolik. Die anwendungsneutrale
Grundausführung weist z.B. 16 x 24 rasterförmig angeordnete Tastenplätze auf. Anwendungsbezogen
wird die Tastenplatine mit Gleistasten 14 oder Blindabdeckungen 15 mit Gleissymbolen,
derart bestückt, daß ein schematisches Abbild der zu bedienenden Gleisanlage vorliegt.
Die Gleistasten 14 sind jeweils im Zuge des Symboles jenes Streckenabschnittes, der
durch ihre Betätigung in eine Fahrstraße einbindbar ist, angeordnet, sodaß von einer
geografischen Anordnung der Gleistasten 14 im Gleisbild gesprochen werden kann.
Die Gleistasten 14 tragen die Nummer des ihnen zugeordneten Gleisabschnittes und
sind vorteilhaft in Symbolfarben ausgeführt. Die Nummern der Gleistasten 14 sind identisch
mit den Nummern der, die Gleisabschnitte symbolisierenden Linien des auf dem Bildschirm
10 des Farbsichtgerätes 11 erzeugten Übersichtsbildes 12. Außer den Gleistasten 14
können auch Tasten mit Sicherheitsfunktion oder weitere Befehlstasten angeordnet werden,
etwa Tasten 16 zum Aufruf eines Lupenbildes auf dem dafür vorgesehenen Bildschirm
8 des Farbsichtgerätes 9. Diese Tasten 16 werden vorteilhaft in der Nähe jener Gleisbildbereiche
angeordnet, die als Lupenbild durch sie aufgerufen werden sollen, um auch hier den
geografischen Bezug herzustellen.
[0011] Zur Tastenabfrage, Fig. 2, wird nach einer vorteilhaften Ausführungsform über einen
Port eines Prozessors 17 ein Hex-Wort ausgegeben, das von den Decodern 18 als Index
für die Zeilen des Gleistastenfeldes, d.h. als "Y-Koordinate" interpretiert wird.
Die Decoder 18 setzen den der Adressierung entsprechenden Ausgang 19 auf High-Potential.
Anschließend werden über einen zweiten Port des Prozessors 17 die Empfängerbausteine
20 der Reihe nach aktiviert. Wenn im Bereich eines Empfängerbausteins 20 eine Gleistaste
14 gedrückt ist, wird von dessen Ausgang an den Prozessor 17 ein Signal geliefert,
dessen Zahlenwert geometrisch als "X-Koordinate" interpretierbar ist. In diesem Fall
wird vom Prozessor 17 das Befehlstelegramm unter Interpretation der abgefragten Koordinaten
aufgebaut und gesendet. Das Telegramm verläßt das Gleistastenfeld 13 über die serielle
Schnittstelle des Prozessors 17 und wird, vorteilhaft unter Zwischenschaltung eines
Optokopplers 21 einer Bedienperipherie-Anpaßbaugruppe 22 zugeleitet. Solange noch
eine Taste gedrückt ist, bleibt das Gleistastenfeld 13 für jede weitere Tastenbetätigung
gesperrt.
Bedienplatz für ein elektronisches Stellwerk mit einem modular aufgebauten Gleistastenfeld
und Farbsichtgeräten zur Darstellung von Übersichts- und Lupenbildern der Gleisanlage
des bedienten Stellwerksbereiches, dadurch gekennzeichnet, daß das Gleistastenfeld (13) nur zur Befehlsgabe dienende Elemente enthält, nämlich
Tasten (14), die den darzustellenden Gleisabschnitten lagemäßig zugeordnet und zeilenweise
abfragbar sind und daß das von einem Anzeigerechner (3) an das Farbsichtgerät (11)
übertragene Ansteuersignal neben den Bildgrunddaten zur Erzeugung des Übersichtsbildes
(12) das aus den die Gleisabschnitte der vom Stellwerk zu bedienenden Gleisanlage
symbolisierenden Linien, den darin enthaltenen Gleisnummern, den Signalsymbolen und
Ortsbezeichnungen aufgebaut ist, nur die Daten enthält, welche zur Anzeige von Gleisfrei-
und -besetztmeldungen sowie Signalzuständen durch Farb-oder Symboländerungen und
zur Darstellung des Verlaufes eingestellter Fahrstraßen sowie der Zugnummern erforderlich
sind.