[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Regelung der Feuchtmittelmenge bzw. Feuchtmittel-Schichtdicke
auf der Druckplatte einer Offsetdruckmaschine, wobei die Feuchtmittelmenge auf der
Druckplatte erfaßt und durch Verstellen der Feuchtduktordrehzahl und/oder dergleichen
auf einen vorgegebenen Sollwert geregelt wird.
[0002] In der Offsetdrucktechnik hängt die Qualität des Druckes entscheidend von der Feuchtmittelzufuhr
ab. Dabei besteht das Problem, die Feuchtmittelmenge den wechselnden Produktionsbedingungen
anzupassen. Die Feuchtmittelmenge hat u.a. einen sehr hohen Einfluß auf die Tonwertzunahme,
so daß ihrer optimalen, dem jeweiligen Betriebszustand entsprechenden Einstellung
große Bedeutung zukommt.
[0003] Aus der Literaturstelle "Deutscher Drucker" Nr. 13, 1986 w 235 ff. ist ein Feuchtmittelregelungsverfahren
im Offsetdruck bekannt, bei dem die Feuchtmittelmenge auf der Druckplatte erfaßt
und auf einen vorgegebenen Sollwert durch Verstellen der Feuchtduktordrehzahl geregelt
wird. Der Sollwert für die Feuchte wird aus einer empirisch ermittelten Sollwerttabelle
entnommen, die auf Erfahrungswerten für verschiedene Platten-Papier-Kombinationen,
insbesondere aus früher gedruckten Auflagen, beruht. Dieses bekannte Regelverfahren
ist im Hinblick auf die Prozeßführung und das Arbeitsergebnis noch nicht optimal.
[0004] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten
Art anzugeben, das zu ausgezeichnetem Regelverhalten, insbesondere zu optimaler Schnelligkeit
ohne Instabilitätsprobleme führt. Überdies soll die Feuchtmittelmenge auch beim Angreifen
starker Störgrößen weitgehend konstant gehalten werden.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß bei Regelabweichungen, bei
denen der Sollwert größer als der Istwert ist, der Regler mit einem größeren Verstärkungsfaktor
betrieben wird, als bei Regelabweichungen, bei denen der Sollwert kleiner als der
Istwert ist. Aufgrund des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es möglich, den Sollwert
für die Feuchtmittelmenge relativ nahe an der sogenannten Schmiergrenze zu wählen.
Unter Schmiergrenze versteht man den Zustand bei einer Feuchtmittelmenge, bei der
gerade farbfreie Stellen der Druckplatte beginnen, Farbe anzunehmen, was zur Produktion
von Makulatur führt. Trotz der Sollwerteinstellung nahe der Schmiergrenze wird aufgrund
des erfindungsgemäßen Regelungsverfahrens kein unerwünschter Zustand angefahren.
Es ist die Gefahr von Wassernasen nicht gegeben, das heißt, von einem Zustand, bei
dem die Feuchtmittelmenge zu groß ist. Durch die erfindungsgemäße Veränderung des
Verstärkungsfaktors wird einerseits eine starke Reaktion des Reglers auf den kritischen
Zustand zu geringer Feuchtmittelmenge erreicht, was die oben genannte Schmiergefahr
mindert. Andererseits wird durch die Verwendung des geringeren Verstärkungsfaktors
bei zuviel Feuchtmittelmenge die Gefahr der Instabilität des Regelkreises ebenfalls
vermieden. Versuche mit dem erfindungsgemäßen Regelverfahrens haben gezeigt, daß bei
einer Störgrößenaufschaltung die Regelung eine ausgezeichnete Qualität aufweist.
Eine sich durch die Störgrößenaufschaltung verringernde Wasserfilmdicke führt aufgrund
der durch den relativ hohen Verstärkungsfaktor bewirkten sehr schnellen Reaktion des
Reglers nicht dazu, daß Prozeß-Grenzparameter überschritten werden. Sobald die Störgrößenaufschaltung
entfällt, ist - aufgrund des nunmehr erfindungsgemäß kleineren Verstärkungsfaktors
- ein etwas längerer Zustandsübergang unkritisch, da hierbei keine Gefahr des Schmierens
bzw. von Wassernasen besteht. Gleichzeitig ist damit aber auch eine Überreaktion (Überschwinger)
des Reglers vermieden, ebenso ist die Gefahr von Dauerschwingungen gebannt. Auch
das Führungsverhalten der Regelung bei sprungartigen Änderungen des Sollwertes (auf-
oder abwärts} ist aufgrund der erfindungsgemäßen Ausgestaltung außerordentlich gut.
Insgesamt ermöglicht die erfindungsgemäße Regelung die Einstellung des Sollwertes
auf einen für die Druckqualität günstigen Sollwert und gleichzeitig wird die Regelung
in kritischen Bereichen mit außerordentlich schneller Reaktion und dabei dennoch so
gefahren, daß sich stabile Zustände einstellen. Die aufgrund des kleineren Verstärkungsfaktors
(Grundverstärkungsfaktor) - für den Fall, daß der Sollwert kleiner als der Istwert
ist - entsprechend langsamere Reglerreaktion führt ebenfalls zu einer stabilen unkritischen
Situation.
[0006] Nach einer Weiterbildung der Erfindung ist die Anordnung so getroffen, daß der größere
Verstärkungsfaktor ca. 1,3-2, vorzugsweise 1,5 mal so groß wie der Grundverstärkungsfaktor
gewählt ist. Diese Werte haben sich als besonders günstig herausgestellt.
[0007] Vorzugsweise kann so vorgegangen werden, daß ein eine Stellgrößenänderung bewirkender
Regelvorgang nur dann erfolgt, wenn die Soll-Istwert-Differenz innerhalb eines vorgegebenen
Toleranzbandes liegt. Aufgrund dieser Ausgestaltung gibt der Regler nur dann eine
Steuerspannungsänderung ab, wenn das vorgegebene Toleranzband überschritten wird.
Der Regler arbeitet quasi mit einer Hysterese. Diese Betriebsweise hat den Vorteil,
daß stochastische Schwankungen des Meßsignals (Istwert bzw. ein von diesem abhängiger
Wert) unberücksichtigt bleiben, so daß kein unnützes Reglereingreifen erfolgt und
überdies die Verstelleinrichtungen durch die geringere Beanspruchung geschont werden.
Aufgrund der vorerwähnten, vorzeichenabhängigen Wahl des Verstärkungsfaktors (Sollwert
größer als Istwert: Verstärkungsfaktor groß; Sollwert kleiner als Istwert: Verstärkungsfaktor
klein) ist trotz der beschriebenen Toleranzband-Regelung ein rechtzeitiges und wohldosiertes
Reagieren des Reglers erzielbar, ohne daß es zu einem unzulässigen Abdriften der relevanten
Werte kommt.
[0008] Die Prozeßführung kann noch dadurch verbessert werden, daß der Regelung eine Steuerung
für die Kompensation von Störgrößen bekannter Wirkung überlagert wird. Diese Vorgehensweise
hat zur Folge, daß Störgrößenauswirkungen bekannter Art nicht über den Regelkreis
in voller Größe ausgeglichen werden müssen, vielmehr sorgt die vorgenommene Kompensation
der Störgröße bzw. Störgrößen dafür, daß sich alle wesentlichen Parameter auf einen
neuen Betriebszustand einstellen. Dabei wird so vorgegangen, daß auch während des
Kompensationsvorganges die Regelung stets aktiv bleibt. Durch die beschriebene Kompensation
ausgeglichene Störgrößen können beispielsweise Änderungen der Druckgeschwindigkeit,
der Farbführung, der Temperatur oder auch Luftströmung sein. Vorzugsweise wird die
genannte Störgrößenkompensation dadurch realisiert, daß der Reglerausgangsgröße Kompensationsgrößen
überlagert werden, die aus der Messung von Störgrößen mit bekannter Auswirkung auf
die Feuchtmittelführung ermittelt werden.
[0009] Es kann so vorgegangen werden, daß der Reglerausgangsgröße eine Kompensationsgröße
überlagert wird, die aus der Messung nur einer Störgröße resultiert. Sofern mehrere
Störgrößen kompensiert werden sollen, wird eine entsprechende Anzahl von Messungen
vorgenommen und es erfolgt eine entsprechende Anzahl von Kompensationsgrößenüberlagerungen.
[0010] Zusätzlich oder alternativ ist es jedoch auch möglich, die Kompensationsgröße zu
berechnen oder aus abgespeicherten Tabellen bzw. aus Kennlinien zu ermitteln. Derartige
Tabellen oder Kennlinien können beispielsweise in entsprechenden Prozeßführungsrechnern
abgespeichert werden. Auch die Berech nung der Kompensationsgröße läßt sich durch
einen Rechner vornehmen.
[0011] Zur Erzielung ausgezeichneter Druckqualitäten wird die Prozeßführung mit einer Sollwerteinstellung
vorgenommen, die nahe der Schmiergrenze liegt.
[0012] Als besonders vorteilhaft hat sich der Einsatz eines PI-Reglers bewährt.
[0013] Für die Ermittlung des Istwertes hat es sich als vorteilhaft herausgestellt, wenn
dieser auf optischem Wege durch Lichtreflektionsmessung erfaßt wird. Der Istwert
stellt ein Maß für die Feuchtmittelmenge bzw. Feuchtmittelschichtdicke dar.
[0014] Die Erfindung wird anhand der nachfolgenden Zeichnungen näher erläutert; es zeigt:
Fig. 1 eine schematische Darstellung der Regelanordnung zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens,
Fig. 2 ein Blockschaltbild des Regelkreises,
Fig. 3 ein Diagramm, das den zeitlichen Soll- und Istwertverlauf in Relation zur
Schmiergrenze zeigt,
Fig. 4 ein Diagramm des zeitlichen Soll- und Istwertverlaufes bei Störgrößenaufschaltung,
Fig. 5 ein Diagramm des Führungsverhaltens bei einem Sollwertsprung,
Fig. 6 ein Diagramm von Soll- und Istwert bei Störgrößenaufschaltung und Berücksichtigung
eines Soll-Istwert-Toleranzbandes,
Fig. 7 ein Blockschaltbild und ein Diagramm zur Ausgestaltung mit Soll-Istwert-Toleranzband,
Fig. 8 ein Diagramm betreffend das Führungsverhalten bei einem Sollwertsprung unter
Berücksichtigung des Soll-Istwert-Toleranzbandes und
Fig. 9 ein Diagramm des zeitlichen Verlaufes von Soll- und Istwert bei durch überlagerte
Steuerung erfolgende Kompensation einer bekannten Störgröße.
[0015] Das erfindungsgemäße Regelungsverfahren wird anhand des Aufbaues gemäß Fig. 1 im
nachfolgenden näher erläutert. Dargestellt ist eine Offsetdruckmaschine 1, welche
ein Druckwerk 2 und ein weiteres Druckwerk 3 aufweist. Im nachfolgenden wird nur
auf das Druckwerk 2 eingegangen und auch nur hier die Regelungsanordnung beschrieben.
Das Druckwerk 3 ist jedoch ebenfalls mit einer entsprechenden Regelungseinrichtung
versehen.
[0016] Dem die Druckplatte aufweisenden Plattenzylinder 4 des Druckwerks 2 sind eine nicht
dargestellte Anzahl von Farbwalzen und überdies mehrere Feuchtwalzen 5 zugeordnet.
Die Feuchtwalze 5′ wirkt mit einem Feuchtmittelreservoir 6 zusammen. Die somit als
Tauchwalze ausgebildete Feuchtwalze 5′ kann in ihrer Drehzahl verändert werden. Dieses
ist durch den auf sie weisenden Pfeil angedeutet. Von dem Druckzylinder 7 wird über
eine Wirkverbindung 8 die Drehzahl abgenommen und zu einem Tachogenerator 9 übertragen.
Der Druckzylinder 7 ist mit einem Drehgeber 10 versehen, der die Winkelstellung erfaßt.
[0017] In der Fig. 1 sind ferner folgende Peripheriegeräte vorgesehen: eine Auswerteschaltung
11, ein Diskettenlaufwerk 12, ein Rechner 13 und eine Meßdatenerfassungseinheit 14.
Zur Ermittlung der Feuchtmittel-Schichtdicke wird die Oberfläche der auf dem Plattenzylinder
4 angeordneten Druckplatte optisch von einem Sensor 15 abgetastet, der über eine
Leitung 16 mit der Auswerteschaltung 11 in Verbindung steht. Die Auswerteschaltung
ist über eine Verbindung 17 mit dem Rechner verbunden. Dieser steht über Leitungen
18 und 19 mit dem Diskettenlaufwerk und der Meßdatenerfassungseinheit in Verbindung.
Der Drehgeber 10 ist über eine Leitung 20 mit der Meßdatenerfassungseinheit 14 verbunden
und der Tachogenerator 9 steht über eine Leitung 21 ebenfalls mit der Meßdatenerfassungseinheit
14 in Verbindung. Schließlich führt die Leitung 22 von der Meßdatenerfassungseinheit
14 zu dem nicht dargestellten Antrieb für die Feuchtwalze 5′.
[0018] Grob betrachtet ergibt sich folgender Funktionsablauf: Der Sensor 5 ermittelt die
Schichtdicke des Feuchtmittels auf der Druckplatte und führt diese der Auswerteschaltung
11 zu, die eine entsprechende Datenverarbeitung vornimmt. Der Istwert der Feuchtmittel-Schichtdicke
wird mit einem vorgegebenen Sollwert verglichen, der derart gewählt ist, daß er relativ
nahe an der sogenannten Schmiergrenze liegt. Diese Schmiergrenze bezeichnet denjenigen
Feuchtmittelmengenwert bzw. Feuchtmittel-Schichtdickenwert, bei dem gerade farbfreie
Stellen der Druckplatte beginnen Farbe anzunehmen. Eine Vorgabe eines derartigen Sollwertes
hat den Vorteil, daß ausgezeichnete Druckergebnisse erzielt werden. Die Peripheriegeräte
der Offsetdruckmaschine 1 bilden nun einen im nachfolgenden noch näher beschriebenen
Regelkreis derart, daß eine Abweichung der vom Sensor 5 erfaßten Feuchtmittel-Schichtdicke
(Istwert) gegenüber dem vorgegebenen Sollwert zu einer Verstellung der Drehzahl der
Feuchtwalze 5′ führt (Regelung der Tauchwalzendrehzahl nT). Erfindungsgemäß wird bei
dem Regelverfahren dabei so vorgegangen, daß der Regler - je nach Zustand - mit unterschiedlichen
Verstärkungsfaktoren arbeitet. Überdies ist - wie auch aus der Fig. 1 ersichtlich
- eine von der Druckgeschwindigkeit abhängige Einflußnahme vorgesehen; dieses erfolgt
z.B. durch die Zuführung der Tachospannung des Tachogenerators 9 über die Leitung
21 zur Meßdatenerfassungseinheit 14. Die Details hierzu werden im nachfolgenden noch
erläutert. Die Meßanforderung wird bei Erreichen einer bestimmten Maschinenstellung
(gezählt in Grad bzw. Impulsen) gesendet, so daß der Meßkopf an der dafür vorgesehenen
Stelle auf der Druckplatte mißt. Der Nullimpuls dient nur zur Rücksetzung des Zählers
f, die Impulszählung zur Bestimmung der momentanen Maschinenstellung.
[0019] Die Fig. 2 zeigt ein Blockschaltbild des zuvor beschriebenen Regelkreises. Der Sollwert
der Feuchtmittelmenge (bzw. Feuchtmittel-Schichtdicke) Sw soll wird einer Summierstelle
23 zugeführt. Gleichzeitig wird der Istwert der Feuchtmittelmenge (bzw. Feuchtmittel-Schichtdicke)
Sw ist mit negativem Vorzeichen ebenfalls der Summierstelle 23 zugeleitet. Die aus
diesen beiden Werten resultierende Differenz (Regelabweichung Xd) Sw soll - Sw ist
wird einem Regler 24 zugeleitet. Der Reglerausgang steht über eine Summierstelle 25
mit dem Feuchtwerk 26 der Offsetdruckmaschine 1 in Verbindung. Je nach Ausgangsgröße
des Reglers 24 wird die Tauchwalzendrehzahl nT des Feuchtwerkes 26 eingestellt. Der
neben dem Feuchtwerk 26 dargestellte Block stellt die Druckplatte 27 dar, die sich
auf dem Plattenzylinder 4 der Offsetdruckmaschine 1 befindet. Es schließt sich eine
weitere Summierstelle 28 an, deren Ausgangsgröße die reale Feuchtmittel-Schichtdicke
auf der Druckplatte verkörpert. Der zur Summierstelle 28 weisende Pfeil 29 deutet
die Feuchtmittel-Schichtdicke beeinflussende Störgrößen an. Diese Störgrößen können
bei spielsweise durch Luftbewegungen, Farbnachführungen oder Temperaturänderungen
auftreten.
[0020] Die Feuchtmittel-Schichtdicke auf der Druckplatte 27 wird von dem Sensor 15 erfaßt,
der seine Daten der Auswerteschaltung 11 zuführt, die unter anderem in der Fig. 2
durch den Block 30 (Meßwertverarbeitung, Mittelung) dargestellt ist. Der Ausgangswert
der Meßwertverarbeitung ist der zur Summierstelle 23 geleitete Istwert Sw ist.
[0021] Die Regelabweichung Xd wird einem Block 32 zugeführt, dessen Schaltung Einfluß auf
den Regler 24 nimmt, indem der Verstärkungsfaktor KR beinflußt wird. Erfindungsgemäß
ist vorgesehen, daß im Falle eines größeren Sollwertes Sw soll gegenüber dem Istwert
Sw ist ein größerer Verstärkungsfaktor verwendet wird, als bei Regelabweichungen,
bei denen der Sollwert Sw soll kleiner als der Istwert Sw ist ist. Vorzugsweise ist
der höhere Verstärkungsfaktor etwa 1,5 mal so groß wie der niedrigere Verstärkungsfaktor
(Grundverstärkungsfaktor). Der Regler 24 ist vorzugsweise als PI-Regler ausgebildet.
[0022] Ferner zeigt die Fig. 2 eine Kompensationsschaltung 33. Beispielsweise kann diese
eine Geschwindigkeitskompensation vornehmen, das heißt, eine Beeinflussung der Druckprozeßparameter,
hervorgerufen durch Veränderung der Druckgeschwindigkeit. Es können jedoch auch andere
als Störgrößen auftretende Größen kompensationsmäßig berücksichtigt werden. Möglich
sind alle die Störgrößen, deren Wirkung bekannt ist, so daß sie sich mittels Messung,
Berechnung oder Entnahme aus Tabellen bzw. Kennlinien wirkungsmäßig erfassen lassen.
Zurückkommend auf das Beispiel gemäß Fig. 2 wird der Kompensationsschaltung 33 eine
gegebenenfalls erfolgende Geschwindigkeitsänderung des Druckprozesses zugeleitet.
Diese ist mit Delta UM bezeichnet. Über eine Feuchtwerkskompensations-Kennlinie wird
die Größe Uk ermittelt, die eine Spannung zur Geschwindigkeitskompensation darstellt.
Diese Spannung wird der Summierstelle 25 zugeführt. Eine derartige Anordnung führt
dazu, daß Änderungen in der Druckgeschwindigkeit nicht durch den Regelkreis ausgeregelt
werden müssen, vielmehr ist diese Geschwindigkeitskompensation dem Regelkreis als
Steuerung überlagert. Durch diese Kombination der Regelung durch die genannte Kompensationseinrichtung
(Kompensationsschaltung 33) wird eine wesentlich konstantere Feuchtmittelführung erreicht,
als für den Fall, daß man nicht steuernd eingreifen sondern derartige Störgrößen
regelnd ausgleichen würde. Erfindungsgemäß wird demgemäß eine Abweichung vom Sollwert
erheblich schneller ausgeregelt. Aus dem Stand der Technik bekannte Kompensationseinrichtungen,
die als reine Steuerung arbeiten, haben den Nachteil, daß zusätzliche Störgrößen durch
die fehlende Regelung nicht ausgeregelt werden. Dieses kommt bei der erfindungsgemäßen
Anordnung durch die Überlagerung mit der Regelung nicht zum Tragen.
[0023] Erfindungsgemäß ist also gemäß obiger Ausführungen eine unterschiedliche Regelcharakteristik
für Regelabweichungen größer bzw. kleiner 0 durch Verwendung unterschiedlicher Verstärkungsfaktoren
KR vorgesehen. Einer derartigen Regelung kann vorzugsweise das beschriebene Kompensationsverfahren
für Störgrößen mit bekannter Wirkung als Steuerung überlagert sein. Vorzugsweise
wird der größere Verstärkungsfaktor 1, 5 mal so groß wie der Grundverstärkungsfaktor
gewählt.
[0024] Im Hinblick auf die Ausgestaltung des Sensors 15 ist als Beispiel folgendes anzumerken:
[0025] Dieser weist eine Beleuchtungseinrichtung auf, welche über eine Beleuchtungsoptik
gerichtetes Licht auf die Oberfläche der Druckplatte wirft. Das von der Druckplatte
reflektierte Licht wird über eine Photodiodenzeile erfaßt. Durch Verwen dung der
Photodiodenzeile besteht die Möglichkeit, den gesamten Streulichtverlauf über die
Länge der Zeile zu messen. Aus den an den einzelnen Dioden der Diodenzeile ermittelten
Strahlungsintensitäten wird in der nachgeschalteten Auswerteschaltung 11 eine der
Feuchtmittelmenge bzw. Feuchtmittel-Schichtdicke entsprechende Kenngröße Sw berechnet.
[0026] Die Fig. 3 zeigt ein Diagramm, auf dessen Abszisse die Zeit t und auf dessen Ordinate
die Feuchtmittel-Schichtdicke Sw dargestellt ist. Strichpunktiert ist die Schmiergrenze
gezeigt. Oberhalb dieser Schmiergrenze verläuft - wie erfindungsgemäß gewollt -
der Sollwert für die Feuchtmittel-Schichtdicke Sw soll. Der Istwert der Feuchtmittel-Schichtdicke
Sw ist schwankt in seinem zeitlichen Verlauf um den Sollwert Sw soll herum, wobei
erkennbar ist, daß beispielsweise aufgrund von Störgrößeneinflüssen Regelabweichungen
größer und kleiner 0 auftreten, das heißt, dort, wo der Sollwert größer als der Istwert
ist, liegt eine Regelabweichung größer 0 vor, was zur Anwendung eines erhöhten Verstärkungsfaktors
führt und dort, wo der Sollwert kleiner als der Istwert ist, nimmt die Regelabweichung
einen Wert kleiner 0 an, wobei ein Verstärkungsfaktor zur Anwendung gelangt, der kleiner
als im zuvor beschriebenen Fall ist. Diese unterschiedlichen Zustände sind in der
Fig. 3 gekennzeichnet. Ferner ist der Fig. 3 zu entnehmen, daß zwischen dem Sollwert
Sw soll und der Schmiergrenze der kritische Bereich ausgebildet ist, das heißt, daß
in diesem Abschnitt liegende Reglerschwingungen Gefahr laufen, das Druckerzeugnis
durch Schmieren zu verderben. Oberhalb des Sollwertes Sw soll liegt der sogenannte
unkritische Bereich. Liegt der Istwert in dieser Zone, so ist zwar mehr Wasser als
erforderlich auf der Druckplatte vorhanden, jedoch ist dieser Zustand für eine Verschlechterung
des Druckerzeugnisses nicht so kritisch. Um möglichst schnell den kritischen Bereich
zu verlassen, ist erfindungsgemäß in der kritischen Zone ein gegen über dem Grundverstärkungsfaktor
erhöhter Verstärkungsfaktor des Reglers vorgesehen. Wird der unkritische Bereich angefahren,
so ist es für die Prozeßführung zulässig, hier einen geringeren Verstärkungsfaktor
einzusetzen, so daß zwar das Verlassen des unkritischen Bereiches langsamer erfolgt,
was jedoch - wie bereits beschrieben - keine schädigenden Auswirkungen für den Druck
mit sich bringt.
[0027] Die Fig. 4 zeigt den zeitlichen Verlauf von Sollwert Sw soll und Istwert Sw ist bei
einer Störgrößenaufschaltung. Zum Zeitpunkt t1 wird zur Durchführung des Versuches
beispielsweise ein von einem Ventilator erzeugter Luftstrom auf die Oberfläche der
Druckplatte geleitet, das heißt, die Verdunstung des Feuchtmittels wird beschleunigt.
Demzufolge sinkt die Wasserfilmdicke mit der Gefahr, in den Schmierbereich zu fahren.
Aufgrund des erhöhten Verstärkungsfaktors wird erfindungsgemäß jedoch dieser Tendenz
reaktionsschnell entgegengewirkt, so daß sich innerhalb kürzester Zeit der Istwert
Sw ist wieder auf den Sollwert Sw soll zubewegt und im weiteren Verlauf etwa parallel
angrenzend zu diesem verläuft. Im Zeitpunkt t2 wird die Störgröße ausgeschaltet; das
heißt, in dem beschriebenen Versuch: es wird der Luftstrom unterbrochen. Demgemäß
wird sich die Schichtdicke des Feuchtmittelfilmes auf der Druckplatte zunächst vergrößern,
so daß der Istwert Sw ist den Sollwert Sw soll übersteigt. Der Regler arbeitet demgemäß
im unkritischen Bereich (vgl. Fig. 3), wobei lediglich der Grundverstärkungsfaktor
KR zum Einsatz gelangt. Mit entsprechender Zeitkonstante bewegt sich demgemäß im
weiteren Verlauf der Istwert Sw ist wieder in Richtung auf den Sollwert Sw soll zu.
[0028] Die Fig. 5 zeigt den zeitlichen Ist- und Sollwertverlauf für die Darstellung des
Führungsverhaltens der Regelung. Hier wird eine sprungartige Änderung des Sollwertes
vorgegeben. Bei dem Sprung des Sollwertes Sw soll auf den größeren Wert SW soll2 folgt
die Nachführung des Reglers sehr rasch, da hier mit dem größeren Verstärkungsfaktor
operiert wird. Kritisch ist jedoch der Bereich, in dem der Sollwert Sw soll2 wieder
auf den Sollwert Sw soll1 zurückspringt. Hier liegt dann kurzzeitig der Fall vor,
daß der Sollwert kleiner als der Istwert ist, das heißt, es wird mit einem Verstärkungsfaktor
KR operiert, der dem Grundverstärkungsfaktor entspricht. Demgemäß laufen die Vorgänge
entsprechend langsamer ab, wobei es dennoch aufgrund der Wahl der Größe des Grundverstärkungsfaktors
möglich ist, daß das nicht zu vermeidende Überschwingen (welches in Fig. 5 als gestrichelter
Bereich gekennzeichnet ist) nicht derart weit geht, daß die Schmiergrenze überschritten
wird. In der Praxis läßt sich die Gefahr eines Schmierens noch weiter verringern,
indem man derartige Sollwertänderungen nicht sofort in voller Höhe, sondern erst nach
und nach wirksam werden läßt. Die geeigneten Mittel hierzu sind dem Regelungstechniker
bekannt.
[0029] Die Fig. 6 bis 8 entsprechen einer Betriebsweise der erfindungsgemäßen Regelung
unter Verwendung eines Soll-Istwert-Toleranzbandes. Dieses bedeutet, daß der Regler
mit einer Art Hysterese arbeitet, denn seine Steuerspannung ändert sich nur dann,
wenn die Soll-Istwert-Differenz außerhalb eines vorgegebenen Toleranzbandes liegt.
Dieses bedeutet, daß der Regler erst beim Überschreiten der vorgegebenen Toleranz
der Regelabweichung mit Stellgrößenänderungen reagiert. Insbesondere bleiben dabei
stochastische Schwankungen des Meßsignales unberücksichtigt, was zu einer Vergleichmäßigung
des Gesamtprozesses führt.
[0030] Gemäß Fig. 7 ist dabei so vorgegangen, daß zwischen den Regler 24 und die Summierstelle
23 ein Hystereseglied 34 geschaltet ist. Als Eingangswert wird dem Hystereseglied
34 die Regelabweichung Xd zugeführt und als Ausgangsspannung verläßt eine modifizierte
Regelgröße Xd* die Anordnung. Der funktionelle Zusammenhang zwischen Xd und Xd* ist
im Diagramm der Fig. 7 erkennbar. Ausgehend von dem Koordinatenursprungspunkt verbleibt
- bei größer werdendem positivem Wert Xd - die modifizierte Regelabweichung Xd* bei
0. Erst wenn der Schwellenwert S1 überschritten wird, springt die modifizierte Regelabweichung
Xd* auf einen bestimmten Wert und vergrößert sich anschließend von dort aus linear
mit Xd. Wird die Regelabweichung von dort aus verkleinert, so geht auch die modifizierte
Regelabweichung Xd* linear auf 0 zurück. Überschreitet die Regelabweichung Xd den
Wert 0, das heißt, wird sie negativ, so ergibt sich ein entsprechend spiegelbildliches
Verhalten. Hierbei nimmt der Wert -Xd* sprungartig erst bei Überschreiten eines Schwellenwertes
S2 zu.
[0031] Insgesamt ergibt sich aufgrund dieser Ausgestaltung die Wirkung, daß nicht schon
geringfügige Abweichungen zwischen Soll- und Istwert zu einem Reglereingriff führen,
sondern daß letzteres nur im Falle des Überschreitens der entsprechenden Schwellwerte
S1 bzw. S2 erfolgt. Dieses wirkt sich positiv auf das Gesamtsystem aus.
[0032] Die Fig. 6 und 8 entsprechen den Fig. 4 und 5, wobei jedoch der Regler mit dem vorbeschriebenen
Hysterese-Verhalten arbeitet. Aufgrund dieses Hysterese-Betriebes läßt sich im Vergleich
der jeweiligen Figuren zwar erkennen, daß sich grundsätzlich größere Regelabweichungen
einstellen, jedoch wird der Prozeß dennoch mit hinreichender Schnelligkeit und Stabilität
durchgeführt, mit dem Vorteil, daß der Regler weniger häufig eingreift und demzufolge
die Verstelleinrichtungen weniger in Anspruch genommen werden.
[0033] Die Fig. 9 zeigt die zuvor beschriebene Auswirkung von Ist- und Sollwert aufgrund
der der Reglerstruktur überlagerten Kompensationssteuerung. Zum Zeitpunkt t1 wird
beispielsweise die Druckgeschwindigkeit von 4.000 Blatt pro Stunde auf 6.000 Blatt
erhöht, während zum Zeitpunkt t2 eine Verringerung der Druckleistung von 6.000 Druck
pro Stunde auf 4.000 Druck pro Stunde erfolgt. Durch die Geschwindigkeitkompensation
kommt es - wie vorstehend beschrieben - nur zu einem relativ kurzen gedämpften Schwingen
des Istwertes Sw ist um den Sollwert Sw soll herum, wobei der Regler nur geringfügig
einzugreifen braucht, da die wesentlichen Parameterveränderungen bereits durch die
überlagerte Steuerung abgefangen werden. Insgesamt läßt sich mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren eine optimale Prozeßführung erreichen.
[0034] Alle in der Beschreibung erwähnten und in der Zeichnung dargestellten neuen Merkmale
sind erfindungswesentlich, auch soweit sie in den Ansprüchen nicht ausdrücklich beansprucht
sind.
1. Verfahren zur Regelung der Feuchtmittelmenge (bzw. Feuchtmittel-Schichtdicke)
auf der Druckplatte einer Offset-Druckmaschine, wobei die Feuchtmittelmenge auf der
Druckplatte erfaßt und durch Verstellen der Feuchtduktordrehzahl und/oder dergleichen
auf einen vorgegebenen Sollwert geregelt wird, dadurch gekennzeichnet, daß bei Regelabweichungen
(Xd), bei denen der Sollwert (Sw soll) größer als der Istwert (Sw ist) ist, der Regler
(24) mit einem größeren Verstärkungsfaktor (KR) betrieben wird als bei Regelabweichungen
(Xd), bei denen der Sollwert (Sw soll) kleiner als der Istwert (Sw ist) ist.
2. Verfahren, insbesondere nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der größere
Verstärkungsfaktor (KR) ca. 1,2 bis 2, vorzugsweise 1,5 mal so groß wie der Grundverstärkungsfaktor
(KR grund) gewählt ist.
3. Verfahren, insbesondere nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß ein eine Stellgrößenänderung bewirkender Regelvorgang
nur dann erfolgt, wenn die Soll-Istwert-Differenz außerhalb eines vorgegebenen Toleranzbandes
liegt.
4. Verfahren, insbesondere nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß der Regelung eine Steuerung für die Kompensation von Störgrößen
(Z) bekannter Wirkung überlagert wird.
5. Verfahren, insbesondere nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Reglerausgangsgröße
eine Kompensationsgröße überlagert wird, die aus der Messung einer Störgröße (Z)
resultiert.
6. Verfahren, insbesondere nach Anspruch 4 und/oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß
die Kompensationsgröße selbsttätig berechnet oder aus abgespeicherten Tabellen bzw.
Kennlinien automatisch ermittelt wird.
7. Verfahren, insbesondere nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß der Sollwert (Sw soll) nahe an der Schmiergrenze des Druckprozesses
liegend gewählt wird.
8. Verfahren, insbesondere nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß ein PI-Regler (24) verwendet wird.
9. Verfahren, insbesondere nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß der die Feuchtmittelmenge darstellende Istwert (Sw ist)
auf optischem Wege durch Lichtreflektionsmessung erfaßt wird.